Gründerzeitbroschüre

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Gründerzeitgebäude
in Frankfurt am Main
Leitfaden für die
energetische Sanierung
Herausgeber
Stadt Frankfurt am Main
Energiereferat
Adam-Riese-Straße 25
60327 Frankfurt am Main
Telefon: 069 212-39193
[email protected]
www.energiereferat.stadt-frankfurt.de
2
Gründerzeitgebäude
in Frankfurt am Main
Leitfaden für die
energetische Sanierung
Inhalt
Werner Architekten – WK.concept
Jürgen Werner; Dipl.-Ing./Architekt;
Zert. Gebäude-Energieberater
Eckenheimer Landstraße 69
60318 Frankfurt am Main
www.werner-architekten.com
Überarbeitung
Dr. Burkhard Schulze Darup, Architekt
Augraben 96
90475 Nürnberg
www.schulze-darup.de
Bauphysik
Lenz Weber Ingenieure
Hügelstraße 2
60435 Frankfurt am Main
3
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Stadtbild erhalten – Klima schützen
5
1.
Einleitung
6
2.
Bauteile der Gründerzeitgebäude im Bestand
7
3.
3.1
3.2
3.3
11
12
17
3.4
3.5
3.6
3.7
Energiesparmaßnahmen
Aussenwand
Innovative Dämmstoffe
Bauphysikalische Untersuchung Aussenwanddämmung
im Bereich Gebäudeecke
Kellerdecke
Dachfläche/Oberste Geschossdecke
Fenster
Wärmebrücken
4.
Kontrollierte Lüftungsanlage
29
5. Heizungsanlage
5.1 Eine moderne Heizungsanlage für historische Gebäude
5.2 Nachrüstungspflichten der Energiesparverordnung/EnEV
4
18
21
22
26
28
30
31
34
6.
Erneuerbare Energien
35
7.
Förderung
37
8.
Schlusswort
39
9.
Glossar
40
Vorwort
Stadtbild erhalten – Klima schützen
Bornheim, Nordend, Westend, Sachsenhausen oder
Bahnhofsviertel: Die Stadtteile mit vielen Gründerzeitbauten gehören zu den beliebtesten in Frankfurt
am Main. Die nächsten Jahre werden entscheidend
dafür sein, praxistaugliche Konzepte und Methoden
zu entwickeln, um die diese Gebäude und die nicht
minder reizvollen Arbeitersiedlungen aus der Zeit
um 1900 fit zu machen, um ihre Werte auch für die
Zukunft zu erhalten und gleichzeitig den Anforderungen des Klimaschutzes im 21. Jahrhunderts zu
bestehen. Mit der vorliegenden Broschüre möchten
wir Ihnen zeigen: Fassadenschutz, Denkmalschutz
und Klimaschutz sind kein Gegensatz! Auch in Gebäuden mit schützenswerten Fassaden sind Energieeinsparungen von 50 bis über 70 Prozent möglich.
Mit einer energetischen Modernisierung tun Sie
etwas für den Werterhalt und haben zugleich eine
Versicherung gegen weiter steigende Energiepreise.
Von etwa 80.000 Wohngebäuden in Frankfurt
haben rund 15.000 schützenswerte, oft auch
denkmal-geschützte Fassaden. Viele Häuser dieser
Generation kommen jetzt „in die Jahre“, in denen
ohnehin umfassende Modernisierungen anstehen.
Würde dabei die Wärmedämmung der Außenwand
ganz unterlassen, blieben wichtige Potentiale zur
Energieeinsparung und zum Klimaschutz ungenutzt,
außerdem stiege die Gefahr von Schimmelbildung
und Bauschäden. Nicht zuletzt hat sich das Komfortbedürfnis der Bewohner aktuellen bauphysikalischen Standards angepasst. Dieser erhöhte Komfort
wird künftig auch bei Bestandsgebäuden erwartet.
Wegen des Klimawandels und schwindender fossiler
Ressourcen müssen wir ohnehin auf erneuerbare
Energien umsteigen – besser heute als morgen. In
Modellprojekten haben wir gemeinsam mit Hauseigentümern und vielen Fachleuten gezeigt, wie
unsere Empfehlungen wirtschaftlich umgesetzt
werden können.
Die Gebäude der Gründerzeit zeugen von einer
Epoche der Prosperität, die auf billiger heimischer
Kohle gründete. Auf deutlich höhere Energiepreise
und gewandelte Komfortansprüche sind sie nicht
immer vorbereitet. Nur wenn diese Gebäude und
Siedlungen saniert werden, bleiben die Stadtteile
auch künftig so urban und lebendig wie heute.
Nutzen Sie die Anregungen, lassen Sie eine Energieberatung für Ihr Haus durchführen, machen Sie Ihr
Gebäude fit fürs 21. Jahrhundert. Wir unterstützen
Sie bei der Planung und stellen vorbildliche Projekte
gerne im „Klimaschutzstadtplan Frankfurt“ vor.
Eine integrierte, unabhängige und kostenfreie
Impulsberatung für Bauherren und Wohneigentümergemeinschaften bietet der Verein Energiepunkt – Energieberatungszentrum FrankfurtRheinMain e.V gemeinsam mit Partnern aus Handwerk,
Verbänden und Energieunternehmen.
Erste realisierte Projekte in Frankfurt zeigen, dass
neuartige hochwertige Dämmstoffe in Verbindung
mit einer Innendämmung fast dieselbe Wirkung
haben können wie „Flächen deckende“ Fassadendämmung, die bei Gründerzeithäusern oftmals
nicht anwendbar ist. Außerdem gibt es Bauteile wie
Fenster, Dach und Kellerdecke, die auch bei diesen
Gebäuden hochenergieeffizient ausgeführt werden
können. Noch wertbeständiger werden die Gebäude
mit zukunftsfähiger Gebäudetechnik.
5
1. Einleitung
In Frankfurt wurden Anfang des 19. Jahrhunderts
die alten Wallanlagen abgebrochen, und die
damals vorstädtischen Gartenbereiche wurden
sukzessive durch klassizistische und nachfolgend
durch Gründerzeitgebäude bebaut. In der
Gründerzeit zwischen ca. 1870 und 1914 wurden
mehrgeschossige Mietshäuser in hoher Dichte
und geschlossener Straßenrandbebauung erstellt.
Diese Gebäude prägen bis heute die innerstädtischen Stadteile, wie z. B. Nordend, Westend,
Bockenheim, Sachsenhausen. Typische Merkmale
der Gründerzeitgebäude sind schiefergedeckte
Mansarden- oder Satteldächer, geringe Dachüber
stände mit Traufgesimsen, helle Putzfassaden
und geschmückte Straßenfassaden.
Eine energetische Sanierung der Gründerzeitgebäude erfordert aufgrund aufwendig gestalteter
Dach- und Fassadengestaltung hohes konstruktives
und bauphysikalisches Fachwissen. Energie- und
Baukultur sind im Umgang mit der Bausubstanz
gleichermaßen gefragt.
Diese Broschüre soll Ihnen Anregungen zur energetischen Sanierung dieses Gebäudetyps geben.
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2. Bauteile der Gründerzeitgebäude im Bestand
Kellerdecke
Die Kellerdecken sind als Gewölbedecken, Kappendecken oder als Betondecken mit tragenden Stahlträgern ausgeführt. Die Konstruktionen weisen
schwerpunktmäßig U-Werte zwischen 0,95 und
1,20 W/(m2K) auf. Deshalb sind Erdgeschosswohnungen oftmals für die Bewohner aufgrund
der Fußkälte unkomfortabel.
Außenwände
Die Außenwände sind in der Regel aus kleinformartigen Vollziegeln gemauert. Die Mauerstärken betragen in den Keller- und Erdgeschossen
zwischen 50–70 cm und verringern sich bis zum
obersten Geschoss auf ca. 30–40 cm. Die verputzten Fassadenflächen sind im Bereich der Hof- und
Gartenfassaden einfach gestaltet. Nur im Fensterbereich sind bisweilen umlaufende Fenstergewände und Fensterbänke in Naturstein vorhanden.
Die Straßenfassaden sind bei vielen Gebäuden
aufwendig geschmückt und mit horizontalen
Gesimsen, profilierten Fenstergewänden, Natursteinsockel und Bossenmauerwerk gegliedert.
Aufgrund fehlender horizontaler- und vertikaler
Abdichtungen im Mauerwerk weist das Sockel- und
Kellermauerwerk oftmals Feuchteschäden auf. In
den Wohnungsbereichen kann es zur Kondensation
von Raumluftfeuchte in Bereichen an besonders
kühlen Innenoberflächen kommen, insbesondere
hinter Vorhängen oder in Ecken hinter Möbeln.
Die Ursache liegt in den ungünstigen U-Werten im
Bereich von 1,2 bis 1,8 W/(m2 K) in Verbindung mit
geometrischen oder konstruktiven Wärmebrücken.
Abb. 1: Kellerdecke
Abb. 2: Außenwände
Fenster
Als Fenster sind heute mehrheitlich isolierverglaste
Holz- oder Kunststofffenster eingebaut. Ursprünglich
handelte es sich oftmals um Kastenfenster, die zweiflüglig und aufgrund der Höhe mit Oberlicht ausgeführt wurden. Typisch für den Gebäudetyp ist der
Einbau der Fenster, welche auf der Innenseite des
Fenstergewändes angeordnet sind. Bei einzelnen
Gebäuden sind Rollläden mit Gurtwickler vorhanden. Die U-Werte der ursprünglichen Kastenfenster
Abb. 3: Fenster
7
liegen bei UW = 2,5 bis 3,0 W/(m2 K), bei Einfachverglasungen, die insbesondere bei Nebenräumen
auf der Rückseite anzutreffen sind, liegen sie im
Bereich von UW = 5,6 W/(m2 K). Die ursprünglichen
Fenster weisen neben diesen ungünstigen Werten
zudem in vielen Fällen ein hohes Maß an Undichtheit auf. Wenn sie kontinuierlich gepflegt worden
sind, können Holzfenster ein extrem hohes Alter
erreichen. In den meisten Fällen sind bei den
Originalfenstern jedoch deutliche Schäden vorhanden. Das gilt in vielen Fällen auch für erneuerte
Fenster, gleich ob sie nach dem Krieg als Holzfenster,
in den 1960er Jahren als Holzverbundfenster oder
in den 1970/80er Jahren als Kunststofffenster ausgeführt wurden.
Abb. 4: Dachflächen
Dachflächen, oberste Geschoßdecken
Die Dachflächen sind als schiefergedeckte Mansardoder Satteldächer ausgeführt. Typisch sind Dachaufbauten in Form von Dachhäuschen oder Schleppgauben. Die Sparren sind im Originalzustand außen
mit einer Holzschalung mit Bitumenpappe und
Schieferdeckung und innen mit einem Rabbitzputz
auf Schilfrohr oder Holzlattung ausgeführt. Die
obersten Geschoßdecken sind als Einschubdecken
mit Auffüllungen konstruiert. Die U-Werte differieren
sehr stark in Abhängigkeit von der jeweiligen
Konstruktion und liegen im Originalzustand bei
U = 0,9 bis 2,1 W/(m2 K). Zudem ist davon auszugehen, dass Dachflächen in den letzten Jahrzehnten
vermutlich mehrmals überarbeitet wurden, wobei
in zahlreichen Fällen bereits Dämmung eingebracht
wurde. In den meisten Fällen sind diese Dämmdicken aus heutiger Sicht bei weitem nicht ausreichend. Besondere Aufmerksamkeit erfordern
künstliche Mineralfasern, die vor 1996 eingebaut
wurden, weil die Fasern ein kanzerogenes Potenzial
besitzen können. Neue Mineralfasern weisen eine
erhöhte Biolöslichkeit und mithin ein weitaus
geringeres Gefährdungspotenzial auf, wovon ab
Einbaujahr 2000 sicher ausgegangen werden kann.
Minimale
Oberflächentemperatur
Abb. 5: Wärmebrücken
Abb. 6: Heizungsanlagen – Blockheizkraftwerk (BHKW)
8
Wärmebrücken
Heizungsanlagen
Eine Wärmebrücke bezeichnet eine wärmetechnische Schwachstelle an den Bauteilen eines
Gebäudes, durch welche Wärme schneller und
vermehrt nach außen transportiert wird als durch
die ungestörten Flächen der Gebäudehülle.
Konstruktive Wärmebrücken entstehen durch
Einbauten oder Materialien mit höherer Wärmeleitfähigkeit oder fehlender Wärmedämmung,
beispielsweise Stahlbetonbauteile, die eine
gedämmte Außenwand durchstoßen. Geometrische
Wärmebrücken ergeben sich z. B. bei Außenecken
oder -kanten. Das thermische Verhalten wird an
diesen Stellen verschlechtert, und es erhöht sich
die Gefahr von Feuchteschäden durch Kondenswasserbildung aus der feuchtbeladenen Raumluft,
woraus in der Folge Schimmelbildung an ihren
Bauteiloberflächen entstehen kann.
Gründerzeitgebäude wiesen im Allgemeinen
ursprünglich eine Beheizung mit Einzelöfen auf,
in denen vor allem Briketts oder Kohle verbrannt
wurde. In den mehrgeschossigen GründerzeitMehrfamilienhäusern wurden seit den 1960er
Jahren mehrheitlich Gas-Etagenheizungen oder
auch zentrale Heizungsanlagen mit Erdgas oder
Heizöl eingebaut.
Bei den Gründerzeitgebäuden können folgende
Wärmebrücken vorhanden sein:
•
Außenecken, Außenkanten und Versprünge
•
Fenster- bzw. Heizkörpernischen
•
Rollladenkästen
•
massive Balkonplatten, z. B. in Verbindung mit
Durchdringungen von Stahlbauteilen
•
Natursteingewände etc.
Tab. 1: Bauteil-U-Werte im Bestand und
nach Sanierung gemäß EnEV 2014
Wärmedurchgangskoeffizient und
Energieeinsparverordnung / EnEV
Der Wärmedurchgangskoeffizient U-Wert, angegeben in W/(m2 K), ist ein Maß für den Wärmestromdurchgang durch eine ein- oder mehrlagige Materialschicht. Je geringer der U-Wert eines Bauteils ist,
desto besser sind dessen Wärmedämmeigenschaften.
Die staatliche Verordnung für energiesparenden
Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik
bei Gebäuden (Energieeinsparverordnung / derzeit
EnEV 2014) setzt bei der Änderung von Bauteilen
bei Bestandsgebäuden maximale U-Werte fest.
Bei der Bauteilbeschreibung wurden bereits
Angaben zu den Wärmedurchgangskoeffizienten
gemacht. Die nachfolgende Tabelle vergleicht die
durchschnittlichen U-Werte von Bauteilen bei energetisch unsanierten Gründerzeitgebäuden mit den
Anforderungen der Energieeinsparverordnung /
EnEV 2014 bei Ersatz und Erneuerung von Bauteilen.
Bauteil
Einbauzustand
Bauteile im Bestand1
Maximaler U-Wert2
Kellerdecke
gegen unbeheizte
Räume unterhalb
0,95–1,20
<= 0,30
Wandfläche
gegen Außenluft
1,20–1,80
<= 0,24 / 0,353
Dachfläche
gegen Außenluft
0,90–2,10
<= 0,24 / 0,204
Fenster
gegen Außenluft
2,60–5,60
<= 1,30
Oberste Geschossdecke
gegen ungedämmten
Dachraum oberhalb
0,90–1,50
<= 0,24
1 durchschnittliche U-Werte in W/m2K bei Gründerzeitgebäuden
2 in W/m2K nach EnEV, Anlage 3 zu §§ 8/9
3 Wandfläche: bei Innendämmung nach EnEV 2009
4 Dachfläche: bei Dächern mit Abdichtung
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Energieausweis
Der Energieausweis für Gebäude wurde bereits
mit der novellierten Energiesparverordnung
2007 eingeführt. Für Wohngebäude, die bis 1965
fertig gestellt wurden, ist der Energieausweis
bei Neuvermietung oder Verkauf seit 01.07.2008
verpflichtend. Für alle anderen Wohngebäude
wurde der Energieausweis ab dem 01.01.2009
eingeführt. Baudenkmäler benötigen keinen
Energieausweis, wenn sie verkauft oder neu
vermietet werden, sie sind aber nicht von der
Energieausweis-Pflicht befreit, wenn bei einer
Sanierung der Planer den EnEV-Nachweis durch
die Berechnung für das gesamte Gebäude führt
(§ 16 (2,3) EnEV).
Primärenergiebedarf
Energiekennwerte
Um den Primärenergiebedarf von unsanierten
Gründerzeitgebäuden mit dem durchschnittlichen
Baubestand und Neubauten zu vergleichen, werden
nachfolgend die Vergleichswerte aufgezeigt.
Nachfolgend sind die spezifischen Energiekennwerte für den energetisch unsanierten Zustand
von Gründerzeitgebäuden aufgelistet. Mit den
berechneten Energiekennwerten können Gebäude
bezüglich ihres Energiebedarfs untereinander
verglichen werden. Die Energiekennwerte wurden
nach Maßgaben der Energiesparverordnung
berechnet. Die spezifischen Angaben beziehen
sich auf den Energiebedarf in Kilowattstunden
pro Quadratmeter im Jahr (kWh / m2 a).
Der Primärenergiebedarf beinhaltet zusätzlich
zum Endenergiebedarf die Energie, die bei der
Produktion der im Gebäude genutzten Energieträger (z. B. Erdöl, Erdgas, Strom) entsteht (sog.
„vorgelagerter Energiebedarf“). Mit dem Primärenergiebedarf kann der gesamtwirtschaftliche
Energiebedarf und die dadurch entstehenden
Emissionen ermittelt werden. Durch Nutzung
erneuerbarer Energien (z. B. Energieträger Holz,
Solarenergie) wird der Primärenergiebedarf gesenkt.
Der Primärenergiebedarf wird auch als Kennwert
im gesetzlichen Energieausweis/Bedarfsausweis
für Gebäude angegeben.
Primärenergiebedarf
Unsanierter Baubestand:
Neubau nach EnEV 2014:
KfW Effizienzhaus 70:
KfW Effizienzhaus 55:
ca. 170–300 kWh/(m2a)
ca. 50–80 kWh/(m2a)
ca. 35–56 kWh/(m2a)
ca. 27–45 kWh/(m2a)
Tab. 2: Energiekennwerte (unsanierter Zustand)
Heizwärmebedarf
Heizenergiebedarf
Endenergiebedarf
Primärenergiebedarf
1. Raumheizung ohne
Heizungsverluste,
unsaniert
2. Raumheizung mit
Heizungsverlusten
1. + 2. inkl. Warmwasserenergiebedarf
1. + 2. inkl. WW-Energiebedarf + vorgelagerter Energiebedarf*
ca. 150–200
kWh/(m2a)
ca. 170–240
kWh/(m2a)
ca. 200–280
kWh/(m2a)
ca. 220–310
kWh/(m2a)
* Bei Gebäudetechnikanlagen z. B. mit Gas- oder Öl-Brennwerttechnik
Für die Umrechnung der Energiemengen der verschiedenen Brennstoffarten
benutzen Sie bitte folgende Umrechnungsfaktoren:
1 Liter Heizöl = 10,0 kWh
1 m3 Erdgas = 10,0 kWh
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3. Energiesparmaßnahmen
Allgemeines
Vor einer umfassenden energetischen Sanierung
des Gebäudes sollte eine Beurteilung der bestehenden Bauteile (Dach, Außenwand, Fenster etc.)
durch einen Experten (z. B. Architekt) stattfinden.
Nach der Bestandsanalyse ist die Erarbeitung eines
Gesamtkonzeptes zur energetischen Sanierung zu
empfehlen. Dazu muss eine energetische Berechnung durchgeführt werden, mit der die Wirksamkeit
der einzelnen Maßnahmen quantifiziert werden
können. Dadurch können sinnvolle Werte für die
Effizienzkomponenten individuell für das Gebäude
festgelegt werden. Wichtig ist es zudem, den
genauen Ablauf der energetischen Maßnahmen
festzulegen und die Gewerke, Details und Anschlusspunkte aufeinander abzustimmen, um zusätzliche
Kosten durch nachträgliches Anpassen zu
vermeiden. Energetische Sanierungsmaßnahmen
sollten möglichst dann ausgeführt werden, wenn
sowieso eine Sanierung eines Bauteils geplant wird.
Damit liegen die energetisch bedingten Kosten
für die Sanierung meist in einem sehr wirtschaftlichen Bereich. Von den Gesamtkosten einer jeden
Maßnahme werden die Anteile abgezogen, die
ohnehin für Instandsetzung notwendig gewesen
wären. Bei einer Dachsanierung werden die Kosten
für Gerüst, Entfernen der alten Eindeckung, neue
Unterkonstruktion, Lattung und Eindeckung sowie
die Blecharbeiten von der Gesamtsumme abgezogen. Es verbleiben die Kosten für die eigentliche
Dämmung und ggf. die Aufdopplung der Sparren.
Bei Fenstererneuerung werden die Aufwendungen
für ein Standardfenster oder die (meist sehr aufwendige) Instandsetzung des alten Fensters gegengerechnet. Bei der Dämmung von Außenwänden
können die Kosten für Gerüststellung, Erneuern des
alten Putzes und das Streichen der Fassade aus der
Gesamtsumme herausgerechnet werden.
Hinsichtlich der Ausführung einer etwas stärkeren
Dämmung darf nicht von einem proportionalen
Anstieg der Kosten ausgegangen werden. Vielmehr
liegen die Mehrinvestitionen für höhere Dämmdicken im Allgemeinen bei 0,80 bis 1,80 € pro m2
Konstruktionsfläche und cm-Dämmdicke.
Bei einer Dachdämmung kostet also eine Dämmung
mit 32 cm statt mit 18 cm gerade einmal etwa 15 € /
m2 mehr bei Gesamtkosten für die Konstruktion von
80 bis 150 € /m2. Dadurch sind oftmals auch sehr
effiziente Dämmdicken hoch wirtschaftlich, insbesondere wenn dadurch z. B. der Standard nach KfW
Effizienzhaus um eine Stufe verbessert werden kann.
Für die nachfolgenden Konstruktionen erfolgt
jeweils beispielhaft eine Wirtschaftlichkeitsberechnung. Nach Bauteilmethode werden die
relevanten Positionen der Maßnahmen aufgelistet
und die Mehrinvestitionen für die erhöhten Dämmaufwendungen der Standards KfW Effizienzhaus
100, 70 und 55 berechnet. Daraus können die Kosten
pro eingesparter Kilowattstunde berechnet werden. Den energetisch bedingten Kosten werden
die Kosteneinsparungen für die Heizwärmeverluste
über eine Nutzungszeit der Bauteile von 40 Jahren
gegenüber gestellt. Bei den meisten Maßnahmen
liegen die so ermittelten Kosten für eine eingesparte
Kilowattstunde bei ein bis drei Cent, also deutlich
niedriger als die Bereitstellung von fossiler oder
erneuerbarer Energie.
Abb. 7: Hoffassade eines Gründerzeitgebäudes
11
3.1 Außenwand
Außendämmung der Hofund Gartenfassaden
Die Außenwände, aus kleinformartigen Vollziegeln
gemauert und insbesondere auf der Straßenseite mit
Sandstein verkleidet, haben auch bei großen Wandstärken keine guten Wärmedämmeigenschaften.
Der Vollziegel weist aufgrund seiner hohen Dichte
einen schlechten Wert für die Wärmeleitfähigkeit
(λ-Wert) auf. Im Vergleich der Wärmedämmeigenschaften haben 50–60 cm starke Vollziegelwände
keine besseren Wärmedämmwerte als zum Beispiel
24 cm starke Wände in Hohlblockstein bei Gebäuden
aus den sechziger Jahren.
Im Bereich der einfacher gestalten Hof- und
Gartenfassaden wird eine Außendämmung
empfohlen. Um die typischen Putzfassaden wieder
herzustellen, bietet sich die Dämmung in Form
eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) oder
einer Vorhangfassade an. Beim Wärmedämmverbundsystem werden die Dämmplatten direkt
auf den vorhanden Putz geklebt, bei Bedarf
zusätzlich verdübelt und außen mit einem neuen
mineralischen Außenputz versehen. Bei Vorhangfassaden wird die Dämmschicht in Verbindung mit
einem Halterungssystem an der Fassade befestigt
und die Vorhangschale meist hinterlüftet davor
befestigt. Dabei besteht eine sehr hohe Freiheit
hinsichtlich der Materialwahl. Die Vorhangfassade
ist allerdings um 80 bis über 150 €/m2 kostenintensiver als ein WDVS. Für beide Systeme werden
Dämmstärken von 18 bis über 25 cm empfohlen.
Als Dämmmaterial können zum Beispiel Dämmschäume, Mineralfaser oder Mineralschaumdämmplatten eingesetzt werden. Bei Vorhangfassaden
auch Zellulosedämmung oder biogene Dämmung.
Jeder Dämmstoff hat andere Wärmedämmeigenschaften, die λ-Werte können zwischen 0,25 und
über 0,45 W/(mK) liegen. Die Ausführung in den
verschieden Dämmmaterialien unterscheidet sich
teilweise erheblich in den Herstellungskosten.
Um eine kostengünstige Ausführung zu erzielen,
ist es notwendig, die Anschlusspunkte jeweils
möglichst optimiert durchzuführen und im Vorfeld
der Planung die unterschiedlichen Maßnahmen-
12
pakete in der Form zusammenzustellen, dass
Schnittstellen nicht zu Mehrkosten führen.
So sollten die Fenster möglichst im Rahmen
der Fassadendämmung ausgeführt werden,
um die Einbauwärmebrücken gering zu halten.
In die Planung sollten auch die Anschlüsse
zum Sockel und z. B. zur Traufe bzw. Attika des
Daches geklärt werden.
Baucharakter und Außendämmung
Die Nachbildung der einfachen Natursteinfenstergewände und Fensterbänke der Hoffassaden erhält den Gebäudecharakter. Dies kann
mit Hilfe von vorgefertigten Fassadenprofilen ausgeführt werden. Eine kostengünstigere Variante ist
die Nachbildung der Fenstergewände in Putz (Putzfaschen). Um die entstehende große Leibungstiefe
(Schießscharteneffekt) zu vermeiden, sollten die
Fenster möglichst um das Maß der Dämmdicke
nach außen versetzt werden. Das ist möglich,
wenn Fassadendämmung und Fenstererneuerung
gleichzeitig erfolgen. In Einzelfällen kann es dazu
erforderlich sein, die Anschläge im Mauerwerk
(z. T.) zu entfernen. Bei Baudenkmälern muss die
Genehmigungsfähigkeit einer Wärmedämmung im
Einzelfall geprüft werden. Durch verbesserte,
innovative und dünnere Dämmstoffe können die
Anforderungen an die Erhaltung der Baugestalt mit
denen eines zeitgemäßen Wärmedämmstandards
vereinbart werden. Grundsätzlich kann Vakuumdämmung oder Aerogeldämmung zur Anwendung
kommen. Ein innovatives Produkt für den Einsatz
bei denkmalgeschützen Gebäuden kann Dämmputz
mit Aerogelzusatz sein, der auf λ-Werte von 0,028 W/
(mK) kommt.
Abb. 8: Fensterbereich vor Dämmmaßnahme,
Anschluss Fenster zum Natursteingewände und
Fensterbank
Abb. 9: Fensterbereich nach Dämmmaßnahme,
Fenstergewände – Nachbildung in Putz (Putzfasche)
Wärmebrückenminderung durch
Außendämmung
Das Versetzen der Fenster nach außen mindert
den Wärmebrückeneffekt der Fensterlaibungen.
Falls die Fenster unabdingbar in ihrer Lage verbleiben müssen, ist eine ausreichende Dämmung der
Laibungen durchzuführen. Im Rahmen der Planung
sollte aber zunächst die Wärmebrückenbilanz im
Detail erstellt werden und möglichst eine Wärmebrückenberechnung für die avisierte Situation
durchgeführt werden, um für die Ausführung eine
optimierte Lösung zu finden. Dabei geht es nicht
nur um die Energieeinsparung, sondern um die
bauphysikalische Sicherheit: die Temperatur im
Bereich der inneren Fensterlaibungen muss ausreichend hoch sein um die Gefahr von Feuchteund Schimmelpilzbildung auszuschließen.
Im Sockelbereich wird die Ausführung einer
feuchteunempfindlichen Dämmung (Perimeterdämmung) notwendig. Um den Wärmebrückeneffekt der Kellerdecke zu mindern, wird empfohlen,
die Dämmung außen bis zu 50 cm unterhalb der
Unterkante Kellerdecke weiterzuführen. Ist das
Mauerwerk im Sockelbereich durchfeuchtet, sollte
vor der Dämmmaßnahme eine Beseitigung der
Durchfeuchtung stattfinden.
Abb. 10: Gründerzeitgebäude mit geschmückter
Straßenfassade
13
Korrektur: Leider hat sich ein Fehler in Tabelle 3 eingeschlichen, der zu falschen Zahlen bei der Berechnung
der Wirtschaftlichkeit der Wärmedämmung der Außenwand mit einem Wärmedämm-Verbund-System
(WDVS) geführt hat. Wir möchten Sie daher bitten, Tabelle 3 durch die folgende Tabelle zu ersetzen.
Tab. 3: Die Dämmung einer Außenwand mit Wärmedämmverbundsystem führt zu Kosten von etwa 2 Cent
pro eingesparter Kilowattstunde im Vergleich zur
Instandsetzung der Wand. Die Unterschiede zwischen
den drei Effizienzstandards KfW Effizienhaus 100, 70
und 55 sind minimal, also ist es am sinnvollsten den
weitestgehenden Effizienzstandard auszuführen,
Fassaden – Außendämmung WDVS
U-Wert
W/(m2 K)
Dämmdicke λ = 0,035
W/(mK)
cm
Mehrinvest pro m2 & cm
Dämmdicke
€ /(m2 ∙ cm)
Einh.
Instandsetzung
KfW EH
100
KfW EH
70
KfW EH
55
1,30
0,21
0,17
0,14
14
18
22
1,87
1,87
Einh.
preis
Ges.
preis
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
Mehrinvestition
Gerüst
1
m2
8,00
8,00
8,00
8,10
8,20
Vorbereiten des
Untergrunds
1
m2
7,00
7,00
2,00
2,00
2,00
Behebung von Mängeln /
Rissen
1
m2
24,00
24,00
5,00
5,00
5,00
Anstrichsystem
Fassade
1
m2
15,00
15,00
0,00
0,00
0,00
Wärmedämmverbundsystem komplett
1
m2
95,00
0,00
95,00
101,40
107,80
%
15
8,10
16,50
17,48
18,45
62,10
126,50
133,98
141,45
Nebenpositionen
14
weil er auf seine Nutzungsdauer aktuell bleiben wird
und keine erneute energetische Sanierung erforderlich
sein wird. Außerdem wurden in die Berechnung keine
Fördermittel einberechnet, die das Ergebnis für den
Standard KfW Effizienzhaus 55 nochmals verbessern
würden. Weiterhin wurden Energiepreissteigerungen
nicht in die Berechnungen einbezogen.
Investitionskosten
inkl. MwSt.
€ /m2 Konstruktionsfl.
Energetisch bedingte
Kosten
€ /m2 Konstruktionsfl.
64,40
71,88
79,35
Kosten pro
eingesparter kWh
€ /kWh
0,018
0,019
0,020
Innendämmung im Bereich
Straßenfassade
Die Straßenfassaden der Gründerzeitgebäude
sind generell geschmückter als die Hof- und
Gartenfassaden. Gestaltungselemente sind
zum Beispiel horizontale Gesimse, profilierte
Fenstergewände und Natursteinsockel.
Um den Charakter der aufwendig gestalteten
Straßenfassaden zu erhalten, wird in diesem
Bereich eine Innendämmung empfohlen.
Bei der Ausführung der Innendämmung ist
auf eine fachgerechte Ausführung zu achten.
Es gibt verschiedene Dämmsysteme: mit oder ohne
Dampfbremsen, harte oder weiche Dämmstoffe,
kapillar saugende Dämmstoffe oder Verbundplatten
mit integriertem Dämmstoff. Als Dämmmaterialien
werden zum Beispiel Mineralfaser, Polystyrol, Polyurethan, Mineralschaumplatten, Kalziumsilikatplatten oder auch Zellulose eingebaut.
Wichtig ist es, das jeweilige Dämmsystem fachgerecht einzubauen und die bauphysikalische
Betreuung durch einen erfahrenen Fachingenieur
durchzuführen. Bei allen Systemen ist es erforderlich, dass die Dämmung vollflächig, luftdicht und
ohne Hinterlüftung zur Außenwand eingebaut wird.
Bleibt zwischen Außenwand und Dämmstoff eine
Fuge, kann ggf. Raumluft diesen Bereich durchströmen und der enthaltene Wasserdampf kondensieren. Auf den Einbau von Steckdosen im Bereich
der Dämmung sollte, wenn möglich, verzichtet
werden. Als Dämmstärke wird eine Innendämmung
von 8-12 cm empfohlen. Diese Dämmstärke ist ein
Kompromiss aus effektivem Wärmeschutz und
entstehendem Wohnraumverlust. Weiter ist zu
beachten, dass einbindende Bauteile (z. B. massive
einbindende Innenwände, Decken) bauphysikalisch korrekt in die Dämmmaßnahme einbezogen
werden. Bei einbindenden Innenwänden kann
z. B. durch flankierende Dämmkeile der Wärmebrückeneffekt vermindert werden. Fenster- und
Türlaibungen müssen hochwertig gedämmt werden.
Ist dazu nur wenig Platz vorhanden, können
Hochleistungsdämmstoffe wie Aerogel- oder
Vakuumdämmung eingesetzt werden.
Die für Gründerzeitgebäude typischen Holzbalkendecken erfordern eine besonders sorgfältige Ausführung. Die Balkenköpfe müssen
luftdicht in die Innendämmebene eingebunden
werden, sodass Konvektion von Raumluft in den
Außenwandbereich sicher ausgeschlossen ist.
Zudem muss die Fassade schlagregensicher
ausgeführt werden. Sehr günstig wirken sich
Lüftungsanlagen auf die Situation aus, weil
dadurch in den gefährdeten Wintermonaten die
Raumluftfeuchte in den Räumen gesenkt wird.
Außerdem kann es hilfreich sein, die Heizflächen
in den Brüstungsbereichen der Räume entlang
der Balkenauflager anzubringen, um dadurch
eine geringfügige Temperaturerhöhung zu
erzielen. Eine fachgerecht eingebaute Innendämmung erhöht die Innenwandoberflächen
um 3–5 °C, verbessert dadurch die Behaglichkeit im Gebäude und vermindert die Gefahr
von möglichen Schimmelschäden.
15
Tab. 4: Die Dämmung einer Außenwand mit Innendämmung führt im Vergleich zur Instandsetzung der
Wand zu Kosten von etwa 3 Cent pro eingesparter
Innendämmung
U-Wert
W/(m2 K)
Dämmdicke λ = 0,035
W/(mK)
cm
Mehrinvest pro m2 & cm
Dämmdicke
€ /(m2 ∙ cm)
Einh.
Instandsetzung
KfW EH
100
KfW EH
70
KfW EH
55
1,35
0,33
0,27
0,24
8
10
12
2,30
2,30
Einh.
preis
Ges.
preis
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
Mehrinvestition
Gerüst
1
m2
8,00
8,00
8,00
8,0
8,00
Fassade sanieren &
Schlagregenschutz
1
m2
65,00
65,00
65,00
65,00
65,00
Innendämmung
1
m2
70,00
0,00
70,00
74,00
78,00
Bekleidung der Innendämmung
1
m2
12,00
00,00
12,00
12,00
12,00
Streichen inkl. Untergrundvorbehandlung
1
m2
8,00
18,00
8,00
8,00
8,00
%
15
13,65
24,45
25,05
25,65
104,65
187,45
192,05
196,65
Nebenpositionen
inkl. Flankendämmung
16
Kilowattstunde, wenn die Verluste über die Wärmebrücken einberechnet werden.
Investitionskosten
inkl. MwSt.
€ /m2 Konstruktionsfl.
Energetisch bedingte
Kosten
€ /m2 Konstruktionsfl.
82,80
87,40
92,00
Kosten pro
eingesparter kWh
€ /kWh
0,024
0,024
0,025
3.2 Innovative Dämmstoffe
Aerogeldämmung
Aerogele sind hochporöse Festkörper mit Nanostruktur, bei denen über 99,9 % des Volumens aus
Poren bestehen. Sie werden in den letzten Jahren
zunehmend im Baubereich eingesetzt, einerseits
bei Innendämmung aber auch als Zuschlag für
Außenputzsysteme. Die meisten im Baubereich
eingesetzten Aerogele sind synthetisch hergestellte
amorphe aber auch kristalline Silicagele, die z. B.
ein flexibles Vliesgewebesubstrat durchdringen.
Sie weisen hervorragende Werte für die Wärmeleitfähigkeit von 0,016 bis 0,020 W/(mK) auf. Eine
sehr interessante Lösung für Denkmale stellen
Dämmputze mit Zuschlag von Aerogelen dar.
Die Putze erreichen eine Wärmeleitfähigkeit von
etwa 0,028 W/(mK) und können in üblichen Schichtdicken auf die Außenwände aufgetragen werden.
Vakuumdämmung
Vakuumdämmung enthält ein poröses Kernmaterial als Stützkörper für das Vakuum, der meist
aus pyrogener Kieselsäure besteht. Umfasst wird
er durch eine Metallverbundfolie, die einen Gaseintrag in die Dämmplatte verhindert. Mit Vakuum
Isolations Panneelen (VIP) werden Wärmeleitfähigkeiten von weniger als 0,004 W/(mK) ermöglicht.
Der zugelassene Rechenwert liegt allerdings bei
0,007 bis 0,008 W/(mK), weil über die Plattenstöße,
die Passstücke und die Befestigungsmittel Verluste
auftreten. Zudem ist in diesem Wert bereits eingerechnet, dass die Panneele an Wirksamkeit verlieren.
Vakuumdämmung wird aufgrund der hohen
Kosten sinnvollerweise dort eingesetzt, wo nicht
viel Platz für die Dämmschicht vorhanden ist.
Für Konstruktionen in Wohngebäuden gibt es seit
einigen Jahren Erfahrungen mit vorgefertigten
Elementen, die hinreichend praxistauglich sind.
Das sehr weite Anwendungsspektrum reicht von
Außenwanddämmung bei sehr teuren Grundstücken über Boden (-platten) -dämmung bei
Sanierungen mit fehlender Raumhöhe über Innendämmung bis hin zu Dachterrassendämmung,
um einen ebenerdigen Zutritt von den Wohnungen
zu erhalten. Weitere Einsatzbereiche sind Sonderelemente wie Fensterpanneele, Türen, Sonderlösungen in kleinteiligen Bereichen etc.
Die luftdichte Hülle der Vakuumdämmung darf
weder beim Einbau noch bei der Nutzung beschädigt werden. Das macht die Verarbeitung im
Gebäudebereich anspruchsvoll. Deshalb werden
für einige Anwendungen Dämmmaterialien mit
ein- oder zweiseitigen Schutzschichten angeboten.
Zudem müssen die Platten passgenau geliefert
werden um eine vollflächige Dämmung zu erzielen.
Die Hersteller gehen dazu über, kleine Zwischenstücke aus hochwertigem anpassbarem Dämmstoff zu liefern. Die Befestigung der Vakuumdämmung und ggf. Vorsatzschale muss in den
Stoßbereichen erfolgen ohne Durchdringung des
Materials. Bei Verlegung der Platten auf dem Boden
kann es sinnvoll sein zweilagig zu verlegen, um
die Schwachstellen an den Plattenstößen zu überbrücken. Die Kosten für die Vakuumdämmung liegen
bei 80 bis über 150 € pro m2 in Abhängigkeit von
der Einbausituation und dem erzielten U-Wert.
Abb. 11: Vakuumdämmung
17
3.3 Bauphysikalische Untersuchung Außenwanddämmung
im Bereich Gebäudeecke
Allgemeines
Bei einseitig angebauten Gründerzeitgebäuden
ergibt sich im Eckbereich der Hoffassaden zu den
Straßenfassaden ein bauphysikalischer Problempunkt. Die Hoffassaden können mit einer Außendämmung versehen werden, währenddessen
bei den geschmückten Straßenfassaden nur
eine Innendämmung zu empfehlen ist. Typisch
für den Gebäudetyp ist, dass bei einseitig freistehenden Gebäuden die horizontalen Gesimse
der Straßenfassaden im Bereich der Gebäudeecke
ca. 1,00 m in den Bereich der Hoffassaden weitergeführt werden (s.a. Abb. 10 auf Seite 13). Somit
kann die Außendämmung der Hoffassade nicht
bis zur Gebäudeecke zur Straßenfassade weitergeführt werden.
Berechnungsgrundlage
Der Eckbereich wurde mittels eines zweidimensionalen Wärmebrückenprogramms auf
die inneren Oberflächentemperaturen und
die damit mögliche Gefahr von Schimmelpilzbindung untersucht. Grundlage der Berechnung
war die DIN 4108, Teil 2 mit einer vorgegebenen
Innenraumtemperatur von +20°C, Außentemperatur von -5°C und 50% relative Raumluftfeuchte. Eine gleichmäßige Beheizung und
eine ausreichende Belüftung der Räume sowie
eine weitgehend ungehinderte Luftzirkulation
an den Außenwandoberflächen werden vorausgesetzt. Aufgrund des in der DIN 4108 festgelegten Temperaturfaktors fRSi ergibt sich eine
minimale Oberflächentemperatur von 12,6°C
zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung.
Am Bauteil kann es bei Unterschreitung dieser
Temperatur zur Schimmelpilzbildung kommen.
Nachfolgend wird der Eckbereich in verschiedenen Ausführungsvarianten auf die Oberflächentemperaturen untersucht.
18
Grafik 1: Bestand ohne Dämmung
Berechnung des Temperaturfaktors fRSi
nach DIN EN ISO 10211-2:
Minimale
Oberflächentemperatur
Außen -5°C
Hoffassade
Innen +20°C
fRSi = (θsi - θe) / (θi - θe)
= [7,61– (-5)] / [20 – (-5)] = 0,50 < 0,70
Die Gefahr von Schimmelpilzbildung ist im
Bestand gegeben. Nicht nur die Gebäudeecken
liegen im kritischen Bereich, d.h. unter 12,6°C,
sondern die gesamten Außenwände.
Straßenfassade
Grafik 2: Dämmung der Hoffassade mit 14 cm Wärmedämmung/ WDVS bis ca. 1,00 m von Gebäudeecke
Berechnung des Temperaturfaktors fRSi
nach DIN EN ISO 10211-2:
fRSi = (θsi - θe) / (θi - θe)
= [7,78– (-5)] / [20 – (-5)] = 0,51 < 0,70
Minimale
Oberflächentemperatur
Die Gefahr von Schimmelpilzbildung
ist gegeben. Eine Verbesserung zu dem
Bestand ist nicht vorhanden, aber auch
keine Verschlechterung.
Die Temperaturen im gedämmten Bereich
liegen nun deutlich über dem kritischen Bereich.
19
Grafik 3: Dämmung der Hoffassade mit 14 cm Wärmedämmung/ WDVS bis ca. 1,00
m von Gebäudeecke und 6 cm Innendämmung im Bereich der Straßenfassade
Berechnung des Temperaturfaktors fRSi
nach DIN EN ISO 10211-2:
fRSi = (θsi - θe) / (θi - θe)
= [5,97– (-5)] / [20 – (-5)] = 0,43 < 0,70
Die Gefahr von Schimmelpilzbildung ist immer
noch gegeben, durch das Aufbringen einer
zusätzlichen Innendämmung im Bereich der
Ecke/Innen sogar erhöht.
Minimale
Oberflächentemperatur
Grafik 4: Dämmung der Hoffassade mit 14 cm Wärmedämmung/ WDVS bis ca. 1,00 m von
Gebäudeecke und 6 cm Innendämmung im Bereich der Straßenfassade und Hoffassade
Außendämmung im Abstand von 1,00 m
zur straßenseitigen Fassade. Innendämmung
komplett an der Hoffassade weitergeführt.
Minimale
Oberflächentemperatur
Straßenfassade
20
Hoffassade
Vorh. Temp. = 14,5°C > erf. Temp. 12,6 °C
Bei der vorhandenen Situation muss die
Innendämmung an der Hoffassade
weitergeführt werden, um die Gefahr von
Schimmelpilzbildung zu vermeiden.
Bei einer nicht dargestellten Ausführungsvariante wurde die Außendämmung bis
zur Gebäudeecke weitergeführt. Die Untersuchung ergab, dass die Innendämmung bis
ca. 50 cm im Bereich der Hoffassade weitergeführt werden muss (z. B. mit Dämmkeil),
um die Schimmelpilzbildung zu vermeiden.
3.4 Kellerdecke
Die Kellerdecken sind als Gewölbedecken, Kappen
decken oder als Betondecken mit tragenden Stahlträgern ausgeführt. Im Erdgeschoss entsteht über
die ungedämmte Kellerdecke ein Wärmeverlust.
Eine einfache Dämmmaßnahme besteht darin, unterhalb der Kellerdecke Dämmplatten anzubringen.
Als Dämmmaterial kann zum Beispiel Mineralfaser,
Polystyrol, Polyurethan verwendet werden. Als
Dämmstärke wird eine Kellerdeckendämmung von
12 bis 20 cm empfohlen.
Bei der Ausführung der möglichen Dämmhöhe ist
auch die vorhandene lichte Höhe im Kellergeschoss
maßgebend. Bei geringer lichter Höhe im Kellergeschoss wird der Einbau von Dämmstoffen mit
guten Wärmedämmeigenschaften empfohlen
(Dämmstoffe mit sehr niedriger Wärmeleitgruppe).
Abb. 12: Kellerdecke als verputzte Kappendecke
Die Dämmplatten werden von unten geklebt und
bei nicht tragfähigem Untergrund zusätzlich verdübelt. Bei Gewölbe- und Kappendecken kann der
Stichbereich mit weichem Dämmstoff ausgestopft
werden oder ein biegeweicher Dämmstoff eingebaut werden. Die Dämmung sollte im Bereich
vorhandener Leitungen ausgeschnitten werden.
Um die Wärmebrückenwirkung der massiven
Kellerwände zu mindern, kann die Dämmung im
Bereich einbindender Kellerinnen- und Außenwände bis zu ca. 50 cm unterhalb der Kellerdeckenunterkante als Dämmschürze mit etwa vier Zentimeter Dicke nach unten geführt werden. Die Decken und Wandflächen im Bereich der Dämmung
müssen trocken sein. Feuchteschäden müssen vor
der Dämmmaßnahme beseitigt werden.
Dämmung oberhalb der Kellerdecke stellt eine
Alternative dar, wenn die Erdgeschossräume
ohnehin grundlegend saniert werden und genügend Raumhöhe vorhanden ist. Diese Variante
bietet sich insbesondere an, wenn die Außenwände
mit Innendämmung ausgeführt werden. Kellerdeckendämmung führt nicht nur zu Energieeinsparungen, sondern erhöht den Komfort merklich
durch verminderte Fußkälte im Erdgeschoss.
21
3.5 Dachfläche / oberste Geschossdecke
Dachfläche und Dachgauben
Dachflächen sind meist als schiefergedeckte
Mansard- oder Satteldächer ausgeführt.
Die einfachste Dämmmaßnahme ist entweder
die Wärmedämmung der Dachfläche von innen
oder die Ausführung im Zuge ohnehin erforderlicher Instandsetzungsmaßnahmen am Dach,
wenn das ein Erneuern der Dachhaut und der
Bauteilanschlüsse (z. B. an Gauben, Traufe, Ortgang etc.) ohnehin erforderlich ist. Im Dachbereich ist es bei durchgreifenden Maßnahmen
oftmals recht einfach, sehr gute energetische
Standards im Passivhausbereich zu erreichen.
Nachfolgend wird die Standarddämmung von
innen beschrieben.
Nach dem Abbruch der inneren Dachflächenverschalung und ggf. der alten Dämmung wird
die Erhöhung der Dämmstärke empfohlen.
Der vorhandene Sparren (10/12 bis 12/16 cm)
sollte mit einer aufgedoppelten Kantholzkonstruktion auf eine Dämmhöhe von 20 bis
30 cm erhöht werden. Die Holzkonstruktion
kann in zwei Lagen mit einem weichen Dämmstoff (z. B. Mineralwolle, B1, WLG 035) ausgedämmt werden. Unterhalb der aufgedoppelten
und gedämmten Dachkonstruktion sollte eine
feuchteadaptive Dampfsperre eingebaut werden.
Die bestehenden Dachflächen sind generell mit
einer Bitumenpappe unterhalb der Schieferdeckung ausgeführt. Aufgrund dieser nahezu
dampfdichten Ausbildung der Dachhaut im Bestand kann von innen eingedrungene Feuchtigkeit nicht nach außen ausdiffundieren. Die feuchteadaptive Dampfbremse kann ihren Dichtheitswert
verändern und ermöglicht eingedrungener Feuchtigkeit nach innen zu entweichen. Diese technische
Möglichkeit der Dampfbremse entbindet jedoch
nicht von einem luft- und dampfdichten Einbau
der Dampfbremse. Alle Anschlusspunkte (z. B. Giebelwände, Fensteranschlüsse) sollten sorgfältig und
nach den Einbauanleitungen der Produkt-hersteller
ausgeführt werden. Nach Fertigstellung der Dampf-
22
bremsebene kann die innere Bekleidung hergestellt werden. Grundsätzlich muss die Konstruktion
hinsichtlich der Dampfdiffusion von einem Bauphysiker überprüft werden. Es kann darüber hinaus
sinnvoll sein, die Konstruktion so zu erstellen, dass
bei einer späteren Neueindeckung des Daches der
Aufbau nach außen hin ergänzt werden kann zu
einer dauerhaft zukunftsfähigen Lösung.
Die bestehenden Dachgauben bilden einen
besonderen wärmetechnischen Schwachpunkt.
Die Detaillösungen müssen so durchgeführt
werden, dass höhere Dämmdicken in der Ansicht
nicht wahrnehmbar sind. Alternativ können
Dämmstoffen mit niedriger Wärmeleitfähigkeit
(z. B. Polyurethan/PUR, Resol-Hartschaum, WLG
022-025) gewählt werden oder die Gauben
komplett aus Vakuumdämmung vorgefertigt
werden, was aufgrund der eher geringen Fläche
kostenmäßig verträglich ausführbar ist.
Meistens ist es die günstigste Lösung, die Dämmung
des Daches im Zuge einer Neueindeckung auszuführen. In dem Fall kann der gesamte Aufbau erneuert werden und eine bauphysikalisch hochwertige
Lösung mit U-Werten im Bereich um 0,10 W/(m2 K)
realisiert werden.
Abb. 13: Freigelegte Sparrenkonstruktion mit
Holzschalung
Tab. 5: Bei der Dachdämmung lassen sich oftmals
sehr wirtschaftliche Kennwerte für die energetischen
Maßnahmen erzielen, weil die zusätzliche Dämmung
kostengünstig einzubringen ist.
Dachdämmung
U-Wert
Dämmdicke λ = 0,035
W/(mK)
Mehrinvest pro m2 & cm
Dämmdicke
W/(m2 K)
Voraussetzung ist es, dass die Aufdopplung der
Dachkonstruktion zur Schaffung von Raum für
die Dämmung kostengünstig möglich ist.
Instandsetzung
KfW EH
100
KfW EH
70
KfW EH
55
1,45
0,17
0,15
0,12
22
28
34
1,24
1,20
cm
€ /(m2 ∙ cm)
Einh.
Einh.
preis
Ges.preis
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
Mehrinvestition
Demontage der alten
Dacheindeckung
1
m2
16,00
16,00
16,00
16,00
16,00
Sparren verstärken /
aufdoppeln
1
m2
7,00
7,00
15,00
15,45
15,70
Dachschalung,
Unterkonstruktion
1
m2
25,00
25,00
25,00
25,00
25,00
Dacheindeckung mit Schiefer
1
m2
70,00
70,00
70,00
70,00
70,00
Dämmung
1
m2
26,00
0,00
26,00
32,00
38,00
%
15
17,70
22,80
23,77
24,71
Nebenpositionen Dach
Dampfbremse
1
m2
6,00
6,00
6,00
6,00
6,00
Gipskartonbekleidung
inkl. Unterkonstruktion
1
m2
35,00
35,00
35,00
35,00
35,00
%
15
6,15
6,15
6,15
6,15
182,85
221,95
229,37
236,56
Nebenpositionen Trockenbau
Investitionskosten inkl. MwSt.
€ /m2 Konstruktionsfl.
Energetisch bedingte Kosten
€ /m2 Konstruktionsfl.
39,10
46,52
53,71
Kosten pro eingesparter kWh
€ /kWh Konstruktionsfl.
0,009
0,011
0,012
23
Oberste Geschossdecke
Die obersten Geschossdecken sind bei Gründerzeitgebäuden als Einschubdecken mit Auffüllungen
konstruiert. Ist im Dachgeschoss der Bereich des
Spitzbodens nicht als Wohnraum ausgebaut, wird
die Dämmung der obersten Geschossdecke von
oben empfohlen.
Es wird vorgeschlagen, auf der Oberseite der
Decke (Bereich Spitzboden) eine Dämmlage von
20–30 cm einzubauen. Mögliche Dämmmaterialien
können druckfeste Dämmplatten sein, die zweilagig zur Vermeidung von durchgehenden Fugen
auf die vorhandene Decke aufgelegt werden.
Die Dämmplatten sollten ohne Hinterlüftung auf
der Decke aufgelegt werden. Unterhalb muss
eine Luftdichtheits- und Dampfbremsebene eingebaut werden. Eine geringe Schüttdämmung
(z. B. Perlite) ermöglicht bei unebener Decke
einen Niveauausgleich.
Soll der Spitzboden als Lagerraum genutzt
werden, kann eine Spanplatte/OSB-Platte auf
der Dämmlage schwimmend verlegt werden.
Es gibt auch Lösungen mit Einblasdämmung,
bei denen der begehbare Belag kostengünstig
auf Abstandshaltern montiert wird.
Zur Minderung des Wärmebrückeneffekts der
Giebelwände wird der Einbau einer Dämmschürze
von ca. 50 cm empfohlen. Auch im Bereich der
Treppenhausköpfe muss eine vollständige
Dämmung und Luftdichtung angebracht werden
24
Tab. 6: Die Dämmung der obersten Geschossdecke
ist meist sehr wirtschaftlich durchführbar.
Liegt der Ausgangs-U-Wert der Konstruktion bereits
bei günstigen 0,9 W/(m2 K) wie in diesem Beispiel, so
kostet die eingesparte Kilowattstunde knapp 2,5 Cent.
Bei einem ungünstigen Ausgangs-U-Wert von
1,4 W/(m2 K) halbieren sich die Kosten pro eingesparter kWh. Kann auf das Erstellen eines
begehbaren Belags verzichtet werden, liegen
die Kosten nochmals günstiger.
Dachdämmung oberste Geschossdecke
Instandsetzung
KfW EH
100
KfW EH
70
KfW EH
55
U-Wert
W/(m2 K)
0,89
0,17
0,15
0,12
Dämmdicke λ = 0,035
W/(mK)
cm
20
24
27
Mehrinvest pro m2 & cm
Dämmdicke
€ /(m2 ∙ cm)
1,27
1,27
Einh.
Einh.
preis
Ges.
preis
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
Mehrinvestition
Luftdichtheitsebene
1
m2
9,00
0,00
9,00
9,00
9,00
Dämmung
1
m2
25,00
0,00
25,00
29,00
32,00
%
15
0,00
5,10
5,70
6,15
12,00
25,00
25,40
25,70
1,80
3,75
3,81
3,86
13,80
67,85
72,91
76,71
Nebenposition Dämmung
Überarbeitung der Dielung
1
m2
12,00
Erstellung eines
begehbaren Belags
1
m2
25,00
%
15
Nebenpositionen Belag
Investitionskosten
inkl. MwSt.
€ /m2 Konstruktionsfl.
Energetisch bedingte
Kosten
€ /m2 Konstruktionsfl.
54,05
59,11
62,91
Kosten pro
eingesparter kWh
€ /kWh
0,022
0,024
0,024
25
3.6 Fenster
Im Bereich der Fenster und Verglasungen haben
neue technische Entwicklungen zu einer erheblichen Verbesserung der Bauteile beigetragen.
Zweifach-Wärmeschutzverglasungen verlieren
nur etwa die Hälfte der Energie im Vergleich zu
alten Kasten- oder Verbundfenstern sowie bereits
ausgetauschten Fenstern mit Isolierverglasungen.
Werden Dreischeibenverglasungen und gedämmte
Rahmen eingebaut, sinkt der Wärmeverlust nochmals um fast 50 Prozent.
Werden die Fenster erneuert ohne gleichzeitig die
Außenwand zu dämmen, kann es bei dauerhaft
hohen Raumluftfeuchten unter Umständen zur
Feuchtebildung im Wandbereich kommen. Im Zuge
des Fensteraustausches muss nach DIN 1949-6 ein
Lüftungskonzept erstellt werden. Sinnvoll ist es,
gleichzeitig eine Lüftungsanlage, möglichst mit
Wärmerückgewinnung zu installieren.
Bei Gründerzeitgebäuden sind heute mehrheitlich
Kastenfenster oder bereits ausgetauschte Holz-/
Kunststofffenster mit Zweischeiben-Isolierverglasung eingebaut. Vereinzelt sind jedoch auch
noch alte Holzfenster mit Einfachverglasungen
vorhanden. Typisch für den Gebäudetyp ist der
Einbau der Fenster, eingesetzt mit Anschlag auf
der Innenseite des Fenstergewändes.
Es wird vorgeschlagen, die alten Fenster durch
neue Fenster mit Dreifach-Wärmeschutzverglasungen mit wärmetechnisch verbessertem
Glasrandverbund und gedämmten Rahmen in
Passivhaus-Qualität zu ersetzen. Es können auch
denkmalgerechte Kastenfenster mit Originalgestaltung außen und Dreifach-Wärmeschutzverglasung auf der inneren Fensterebene eingebaut werden, die energetisch besonders
hochwertig ausführbar sind.
Beim Einbau der Fenster ist zu beachten, dass
die Anschlüsse zum Mauerwerk luft- und winddicht ausgeführt werden (Ausführung nach
RAL). Fenster verbessern zusätzlich zur Energieeinsparung die Behaglichkeit im Gebäude
durch die höheren Temperaturen auf der raumzugewandten Seite.
26
Abb. 14: Fenster mit Zweischeiben-Isolierverglasung
Tab. 7: Werden im Vergleich zur Instandsetzung eines
Fensters neue Fenster mit erhöhten energetischen
Standards eingebaut, ergeben sich Mehrkosten von
130 bis gut 180 € pro m2 Fensterfläche. Bei hochwertiger Fensterinstandsetzung kann diese allerdings
deutlich mehr kosten als ein neues Fenster.
Fenster
U-Wert
W/(m2 K)
Ausführung Verglasung
cm
Mehrinvest
m2
Einh.
Umgekehrt verursacht ein neues denkmalgerechtes
Kastenfenster mit gutem Energiekennwert auch nochmals höhere Kosten. Trotzdem ist eine hohe Wirtschaftlichkeit gegeben: die Kosten pro eingesparter Kilowattstunde liegen gerade einmal bei 2,5 Cent.
Instandsetzung
KfW EH
100
KfW EH
70
KfW EH
55
2,80
1,20
0,90
0,75
2-Scheiben
3-Scheiben
3-Scheiben
32,00
52,00
Einh.
preis
Ges.
preis
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
€ /m2
Mehrinvestition
Ausbau des alten Fensters
1
m2
30,00
0,00
30,00
30,00
30,00
Überarbeitung des
Bestandfensters
1
m2
190,00
190,00
0,00
0,00
0,00
m2
60,00
60,00
0,00
0,00
0,00
Streichen des
Bestandfensters
Einbau eines neuen
Fensters
1
m2
315,00
0,00
315,00
347,00
367,00
Beiputzarbeiten, Streichen
(pro m2 Fläche)
1
m2
45,00
15,00
45,00
45,00
45,00
m2
35,00
35,00
35,00
35,00
35,00
295,00
425,00
457,00
477,00
Fensterbank (pro m2 Fläche)
Investitionskosten
inkl. MwSt.
€ /m2 Konstruktionsfl.
Energetisch bedingte
Kosten
€ /m2 Konstruktionsfl.
130,00
162,00
182,00
Kosten pro
eingesparter kWh
€ /kWh
0,024
0,025
0,026
27
3.7 Wärmebrücken
Wie schon beschrieben, bezeichnet eine
Wärmebrücke eine wärmetechnische Schwachstelle an den Bauteilen eines Gebäudes, durch
welche Wärme schneller und vermehrt nach
außen transportiert wird als durch die
ungestörten Flächen der Gebäudehülle.
Zur Beseitigung von Wärmebrücken bei Gründerzeitgebäuden wird folgendes vorgeschlagen:
28
•
Heizkörpernischen und Natursteingewände:
Beseitigung der Schwachstelle durch Außenoder Innendämmung der Außenwand.
•
Einbauwärmebrücken von Fenstern:
Nach Möglichkeit sollte versucht werden, die
Rahmen der Fenster außen zu überdämmen.
Fensterlaibungen auf der Außenseite müssen
ausreichend gedämmt sein, ggf. kann durch
Verwendung von Vakuumdämmung bei Platzproblemen eine Lösung gefunden werden.
•
Rollladenkästen:
Dämmung aller Flächen im Rollladen mit
Ausnahme der an die Außenluft grenzenden
Flächen. Falls die Dämmdicke nicht ausreicht,
kann mit Aerogel- oder Vakuumdämmung
oftmals eine Problemlösung gefunden
werden. Grundsätzlich ist auch zu überprüfen,
ob Rollläden oder Raffstores bei der Fenstererneuerung nicht außen in die Konstruktion
integriert und mittels motorischem Antrieb
betrieben werden können, um eine Durchdringung durch die Gebäudehülle und daraus
resultierende Luftundichtheiten zu vermeiden.
•
Massive Balkonplatten, Dämmung
der Balkonplatten im Zuge der Außendämmung der Außenwand:
Nur eine umlaufende Dämmung aller Bauteilflächen beseitigt die Wärmebrücke. Eine nur
unterseitige Dämmung ist unzureichend.
4. Kontrollierte Lüftungsanlage
Hohe Raumluftqualität ist eine zentrale Anforderung beim Bauen und Sanieren. So muss für
jedes Gebäude beim Einbau dichter Fenster ein
Lüftungskonzept erstellt werden, um kontinuierlich
frische Außenluft für die Bewohner bereitzustellen.
Es gilt die Belastungen durch Nutzereinflüsse
sowie Immission von Schadstoffen auszugleichen
und zugleich die Wohnfeuchte abzuführen, die
in jedem 2–4-Personen-Haushalt täglich sechs
bis über zehn Litern Wasser entspricht. Ein paar
Fugen im Gebäude sind allenfalls bei Sturm oder
großer Kälte ausreichend, bei üblichen austauscharmen Witterungen muss bei jedem Gebäude
frische Luft durch aktives Lüften zugeführt werden.
Dazu genügt es nicht, ein bis zweimal täglich eine
Querlüftung durchzuführen.
Deshalb ist es konsequent, dass die DIN 1946-6 klare
Anforderungen an Lüftungskonzepte für Neubau
und Renovierungen formuliert. Sie unterscheidet
zwischen vier Lüftungsstufen:
•
Lüftung zum Feuchteschutz:
Sicherstellung der Feuchteabfuhr und
Gewährleistung des Bautenschutzes, damit
keine Schimmelpilzbildung aufgrund von
Kondenswasserniederschlag entsteht.
Diese Stufe muss ständig nutzerunabhängig
gesichert sein.
•
Reduzierte Lüftung:
Erfüllen des hygienischen Mindeststandards
zur Abfuhr von Schadstoffen, weitestgehend
nutzerunabhängig
•
Nennlüftung:
hygienisch-gesundheitliche Anforderungen
und Bautenschutz, der Nutzer kann mit aktiver
Fensterlüftung beteiligt werden
•
Intensivlüftung:
Abbau von Lastspitzen z. B. durch Besuch,
Waschen und Kochen, aktive Fensterlüftung
kann einbezogen werden.
In der Praxis zeigt sich, dass ventilatorgestützte
Lüftungsanlagen zum Erreichen einer guten
Luftqualität der manuellen Fensterlüftung sowie
Schacht- und Fugenlüftungen deutlich überlegen
sind, da diese stark von Thermik und Winddruck
abhängig sind. Allerdings gilt es dabei, die Anlagen
so auszulegen, dass eine Ausgewogenheit zwischen
thermischem Komfort, Luftqualität, Energieverbrauch und individuellen Eingriffsmöglichkeiten
gegeben ist. Aus energetischer Sicht sollten die Anlagen auf jeden Fall mit Wärmerückgewinnung ausgestattet sein. Auf diesem Weg können 75 bis über
90 Prozent der Wärme aus der Fortluft auf die frische
Außenluft übertragen werden. Das spart gegenüber
einer reinen Abluftanlage Heizenergie von 30 kWh/
(m2 a). Zudem ist der Betrieb von Zu-/Abluftanlagen
mit Wärmerückgewinnung komfortabler als Abluft
konzepte, bei denen kalte Luft direkt von außen
zugeführt wird.
29
5. Heizungsanlagen
Ausgehend von der Beheizung, die ursprünglich in
den Gründerzeitgebäuden vor allem mittels Einzelöfen erfolgte, wurden in den mehrgeschossigen
Mehrfamilienhäusern vor allem seit den 1960er
Jahren mehrheitlich Gas-Etagenheizungen oder
auch zentrale Heizungsanlagen mit Erdgas oder
Heizöl eingebaut. Gas-Etagenheizungen ermöglichen eine direkte Abrechnung des Energieverbrauchs ohne Umlageberechnung. Den Vorteilen
der direkten Heizkostenabrechnung bei GasEtagenheizungen stehen jedoch verschiedene
Nachteile entgegen.
Die höheren Investitionskosten bei der Erneuerung
der Gas-Etagenheizungen, höhere Wartungskosten und die schwierige Nutzung von erneuerbaren Energieträgern sprechen für die Umrüstung
auf zentrale Heizungsanlagen. Die zusätzlichen
Kosten dafür können langfristig durch niedrigere
Investitions- und Wartungskosten amortisiert
werden. Zudem kann statt einer weiteren Umrüstung der Heizungszentrale auf Fernwärme
umgestellt werden, was wiederum der Nutzung
erneuerbarer Energien entgegenkommt.
30
5.1 Eine moderne Heizungsanlage für historische Gebäude
Neben der Wärmedämmung ist die Modernisierung
der Heizungsanlage die zweite entscheidende
Maßnahme zur Senkung des Energieverbrauchs
und der Heizkosten.
Auch wenn eine Erneuerung der Heizungsanlage
nicht ansteht, sollten Sie regelmäßig eine Wartung
durchführen. Die „Heizkurve“ , die bestimmt, wie
hoch die Heizungstemperatur ist, sollte richtig
eingestellt sein, genauso wie die Zeituhr, damit die
Nachtabsenkung nicht mittags um 14 Uhr beginnt.
Zudem sollten ein hydraulischer Abgleich des
Verteilsystems durchgeführt und die Verteilleitungen gut gedämmt sein. Solche niederschwelligen
Maßnahmen sind insbesondere dann sinnvoll und
können Jahr für Jahr eine Menge Energie sparen,
wenn es bis zur nächsten energetischen Sanierung
des Gebäudes noch einige Jahre dauert.
Fernwärme
Grundsätzlich ist es in Gebieten mit hoher Verdichtung sinnvoll, das Gebäude über Fernwärme
zu versorgen. Die Vorteile für den Hauseigentümer
liegen in geringeren Investitionskosten der Heizzentrale und niedrigen Unterhaltskosten. Außerdem
wird die zentrale Technik der Fernwärme sukzessive
verbessert in Richtung höherer Effizienz und zunehmenden regenerativen Anteilen.
Aktuell (2015) liegt der Primärenergiefaktor der
Fernwärme in Frankfurt bei einem Wert von 0,37.
Der KWK-Anteil beträgt 87%. Mit einem Anschluss
an Fernwärme aus KWK werden bei Neubauten
die Auflagen des Erneuerbare-Energien-WärmeGesetzes (EEWG) erfüllt, und die Kriterien für die
Förderung bei Sanierung durch die KfW-Förderprogramme sind leichter einzuhalten.
Tab. 8: Kenndaten für Brennwertkessel
Gas- oder Ölkessel
Soll die Heizungsanlage mittels einer Kesselanlage
mit fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas) betrieben
werden, wird der Einbau eines zentralen, hocheffektiven Brennwertkessels empfohlen.
Der Kesselwirkungsgrad liegt bedingt durch den
Brennwerteffekt bei ca. 95–98%. Je niedriger die
Rücklauftemperatur, desto höher ist die Energieausbeute. Niedrige Temperaturen im Heizsystem
können nur gefahren werden, wenn genügend
große Heizflächen zu Verfügung stehen sowie der
Wärmebedarf des Gebäudes durch Energiesparmaßnahmen gesenkt wurde.
Um die laufenden Stromkosten zu mindern,
sollte die Anlage mit einer stromsparenden,
geregelten Umwälzpumpe betrieben werden.
Die gesamte Leitungsführung (auch Pumpen,
Armaturen, Bögen etc.) im kalten Kellerbereich
muss nach den Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung/EnEV gedämmt werden.
Eine höhere Dämmdicke als die Mindestanforderungen der EnEV ist zu empfehlen. Auch nach einem
Austausch der Heizanlage ist ein hydraulischer
Abgleich unabdingbar, um eine optimierte Warmwasserversorgung aller Heizkörper zu erzielen.
Für eine genaue Dimensionierung des Kessels sollte
außerdem eine Heizlastberechnung durch einen
qualifizierten Ingenieur erfolgen, denn durch die vorangegangene Dämmung ist der Einbau eines kleineren Kessels möglich. Die Warmwasserbereitung
und ggf. die Beheizung sollte über eine thermische
Solaranlage unterstützt werden.
Der Einbau einer Biomasseheizung ist zwar in dörflichem Umfeld zu empfehlen, in verdichteten Wohngebieten ist es aus Emissionsschutzgründen sinnvoller, einen Anschluss an die Fernwärme zu wählen.
Empfohlene Heizungsanlage
Kesselwirkungsgrad
Gesamtkosten /
Schätzkosten €
(Kessel u. WW-Speicher)
Geschätzte
Amortisationszeit
(Jahren/a)
Brennwertkessel
95–98%
10.000–13.000
10–15 a
31
Wärmepumpe
Kraft-Wärme-Kopplung (KWK)
Im Zuge der Energiewende gewinnen strombasierte
Heizsysteme mit hoher Effizienz an Bedeutung.
Eine KWK-Anlage besteht aus einem Motor, der
einen Generator antreibt und Wärmetauschern, die
die Abwärme des Motors für Heizung und Warmwasserbereitung bereitstellen.
Beim Einsatz einer Wärmepumpe sind im Vorfeld
einige Parameter zu klären: Je niedriger die Temperatur des Heizmediums ist, desto höher ist die Effizienz
des Wärmepumpenprozesses. Für die Beheizung
eines Gebäudes bedeutet das die Installation eines
Flächenheizungssystems (Fußboden-, Wand- oder
Deckenheizung). Problem ist die Warmwasserbereitung, die nach wie vor auf einem sehr hohen Temperaturniveau erfolgen muss, nachteilig insbesondere
bei Mehrfamilienhäusern, die einen hohen Anteil
WW-Bereitung haben.
Ein weiterer Punkt ist die Wärmequelle, aus der sich
die Wärmepumpe speist. Sogenannte Luft/Wasser
Wärmepumpen nutzen dafür die Außenluft. Diese
Systeme haben dann, wenn die Wärme gebraucht
wird, die niedrigsten Wärmequellentemperatur. Das
führt in der Regel zu schlechten Jahresarbeitszahlen.
Zudem kann es bei Luft-Wasser Wärmepumpen zu
Schallschutzproblemen kommen.
Die Jahresarbeitszahl beschreibt, wieviel Kilowattstunden Wärme pro eingesetzter Kilowattstunde
Strom bereitgestellt werden können. Um eine Förderung aus dem Marktanzreizprogramm der BAFA zu
erhalten muss ein Wert >=3,5 (Luft/Wasser bzw. 3,8
(Sole/Wasser) erreicht werden.
Sogenannte Sole/Wasser Wärmepumpen nutzen
Erdwärme aus dem Untergrund durch Erdsondenbohrungen oder Erdwärmekollektoren. Relativ neu
ist die Möglichkeit der Kombination von Solaranlagen mit einem Eisspeicher als Wärmequelle für
die Wärmepumpe. Diese Systeme sind in der Regel
besser geeignet als Luft/Wasser Wärmepumpen, da
man hier höhere Wärmequellentemperaturen hat.
Aufgrund der Flächen, die benötigt werden und des
Schallproblems, das es bei einer verdichteten Bauweise zu lösen gilt, scheinen Gründerzeitgebäude
eher weniger für diese Heizsysteme geeignet zu sein.
32
In mehr als 350 städtischen und privaten Liegenschaften in Frankfurt sind umweltschonende Blockheizkraftwerke (BHKW) schon im Einsatz, ca. 150
Anlagen davon im Wohnungsbau. Die KWK ist eine
Technologie, die aufgrund ihres hohen Wirkungsgrads (Produktion von Strom und Wärme vor Ort) sowohl der Umwelt durch CO2 -Reduzierung, effizientere Energienutzung wie auch den wirtschaftlichen
Interessen der Eigentümer nützt.
Der vom Generator produzierte Strom wird ins allgemeine Stromnetz eingespeist oder im eigenen Hause genutzt. Für den Strom erhalten Sie eine Grundvergütung (abhängig vom Preis an der Strombörse
EEX) plus einemeinen gesetzlichen Bonus, oder Sie
sparen sich einfach einen Anteil des Strombezugs.
Wenn alle Mieter oder Miteigentümer im Haus mitmachen, können Sie auch den Strom aus der Anlage
direkt beziehen - eine besonders lukrative Sache.
Für ein Haus mit 10–12 Wohnungen und einem
Heizwärmebedarf von ca. 50–70 kW kommen
Anlagen mit bis zu 5 kW elektrischer und 14 kW
thermischer Leistung in Betracht. Das Mini-BHKW
deckt den Grundbedarf, der (bisherige oder ein
neuer) Kessel den Spitzenbedarf.
Kostenpunkt für das BHKW: ca. 30.000 €.
Die Finanzierung kann über einen Förderkredit
der KfW-Förderbank zu sehr günstigen Zinssätzen
erfolgen. Wenn eine Gesamtmaßnahme nach dem
CO2-Gebäudemodernisierungprogramm der KfW
durchgeführt wird, kann der Einbau eines MiniBHKW erreichen, dass man Zielwerte wie „Neubauanforderungen der EnEV im Altbau“ erreicht und
dann ein Teil der Schulden sogleich erlassen wird
oder ein Zuschuss gezahlt wird. Damit kann wiederum das BHKW zum guten Teil finanziert werden.
Neue Geschäftsmodelle von Mainova und Süwag,
sogenannte Quartierskraftwerke mit eigenen Stromtarifen für die zu versorgende Liegenschaft, können
für Mieter oder Eigentümergemeinschaften eine lukrative Lösung für die Wärme und Stromversorgung
des Gebäudes darstellen. Ohne eigene Investitionen.
Welche Lösung für das eigene Gebäude die „richtige“ ist, kann man kostenlos beim Energiereferat der
Stadt Frankfurt untersuchen lassen .
Fazit:
Wer das Haus modernisieren will, wer Energie und
Geld sparen will, ist mit dem Einbau eines BHKW auf
einem guten Weg.
Abb. 15: Blockheizkraftwerk
Viele Dinge – technische Einbindung, Förderkriterien, Einspeiseabrechnungen sind zu beachten.
Aber mit einer guten Beratung und Installation
wird das BHKW dann die Attraktion im Haus sein.
Mit dem BHKW-Check erhalten Eigentümer eine
Indikation für die Wirtschaftlichkeit einer KWKAnlage und eine Beratung für mögliche Umsetzungsmöglichkeiten.
Einfach im Internet die Seite
www.kwk-kampagne-frankfurt.de
aufrufen oder unter 069-212-39193 anrufen.
33
5.2 Nachrüstpflichten der Energieeinsparverordnung/EnEV
Die Nachrüstpflicht für Heizkessel sieht nach
EnEV 2014 § 10 (Nachrüstung bei Anlagen und
Gebäuden) folgende Punkte vor:
•
Heizkessel, die bis Ende des Jahres 1984
eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen
ab 2015 nicht mehr betrieben werden.
•
Heizkessel, die 1985 oder später eingebaut
oder aufgestellt wurden, dürfen nach Ablauf
von 30 Jahren nicht mehr betrieben werden.
•
Die bereits bestehende Austauschpflicht für
Heizungen, die vor dem 1. Oktober 1978
aufgestellt wurden, besteht weiterhin.
Mindestdämmstärken für Wärmeverteilleitungen nach EnEV
Folgende Wärmedämmung ist für Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen, Kälteverteilungsund Kaltwasserleitungen sowie Armaturen nach
EnEV 2014 gefordert (Anlage 5 zu § 10 Absatz 2,
§ 14 Absatz 5 und § 15 Absatz 4). Wenn Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen an Außenluft grenzen, sind diese mit dem Zweifachen der
Mindestdicke zu dämmen.
Bestandsschutz besteht u. a. für NiedertemperaturHeizkessel, Brennwert-Heizkessel oder Heizungsanlagen mit einer Nennleistung unter vier Kilowatt
(kW) oder über 400 kW.
Die BImSchV (Bundes-Immissionsschutzverordnung, §9 Begrenzung der Abgasverluste) setzt
den Grenzwert für den Abgasverlust bei Heizungsanlagen fest. Die Grenzwerte bewegen sich je nach
Größe und Leistung der Heizungsanlage zwischen
9–11%. Wird dieser Grenzwert erreicht, ist eine
Überholung oder Austausch der bestehenden
Heizungsanlage notwendig.
Tab. 9: Mindeststärken für Dämmungen an Wärmeverteilleitungen nach EnEV
Innendurchmesser der Rohrleitungen /
Armaturen in mm
Mindestdicke der Dämmschicht, bezogen auf
eine Wärmeleitfähigkeit von 0,035 W/(mK)
Volle Anforderung
34
bis d = 22
20 mm
ab d = 22 bis d = 35
30 mm
ab d = 35 bis d = 100
gleich Innendurchmesser
über d = 100
100 mm
6. Erneuerbare Energien
In Zukunft wird die Energieversorgung zunehmend
regenerativ erfolgen. Das hat hohe Auswirkungen
auf die Planung der Gebäude. Allerdings ist zu
beachten, dass für eine sinnvolle erneuerbare Versorgung das Gesamtsystem in einem Quartier und
in der Stadt betrachtet werden muss. Wenn wir
davon ausgehen, dass als erneuerbare Energiequellen vor allem Wind, Sonne, Wasserkraft und
Biomasse zur Verfügung stehen, muss darüber
nachgedacht werden, dass zu den Hauptlastzeiten,
also bei unserem Klima im Winter, genügend Energie
verfügbar ist. Dazu muss erneuerbare Energie in der
Überschusszeit (vor allem im Sommer) gespeichert
werden um im Winter ständig einsetzbar zu sein.
Dabei geht es vor allem um die Zeitfenster, in denen
in der kalten Jahreszeit der Wind nicht ausreichend
vorhanden ist. Das können ein paar Tage, aber auch
mehrere Wochen vor allem während der Monate
November bis März sein.
Zunächst müssen die Gebäude so geplant und
saniert werden, dass sie möglichst lange mit
ihrer intern gespeicherten Energie auskommen.
Bei hochwertig gedämmten Gebäuden kann dazu
im Wärmebereich die Gebäudemasse genutzt
werden, ergänzt durch etwas größer dimensionierte
Pufferspeicher, die für zwei bis vier Tage Wärmespeicherung ausgelegt sein können. Das ist relativ
einfach, wenn hocheffiziente Gebäude nur eine
minimale Heizlast von 10 bis 15 Watt pro m2
beheizter Fläche aufweisen.
Ansonsten kann die Speicherung erneuerbarer
Energien vor allem auf folgenden Wegen erfolgen:
•
Biomasse ist chemisch gebundene Energie
mit hoher Energiedichte, allerdings steht sie
mittelfristig nur bedingt für das Heizen zur
Verfügung, weil es zahlreiche Konkurrenznutzungen vor allem im Mobilitätssektor gibt.
Außerdem muss das Spannungsverhältnis
von Energiepflanzen und Ernährung sehr
sensibel gehandhabt werden.
•
Die Umwandlung von Überschussstrom in
Wasserstoff oder Methan stellt eine weitere
wichtige Speicheroption dar. Das vorhandene
Gasnetz kann dafür als Speicher dienen.
Inklusive Rückverstromung werden aber nur
30 Prozent der ursprünglichen Energie genutzt.
•
Die direkte Speicherung von regenerativem
Überschussstrom in große Wärmespeicher,
die an das Fernwärmesystem angekoppelt
sind, kann für mehrere Tage als Speicherung
dienen, allerdings nicht zu vertretbaren Kosten
als Saisonspeicher.
Bei Gebäuden in innerstädtischen Gebieten sind
vor allem zwei Formen der erneuerbaren Energien
sinnvoll einsetzbar, soweit Denkmalschutzaspekte
nicht dagegen sprechen. Bei Baudenkmälern muss
die Genehmigungsfähigkeit des Einbaus einer
thermischen Solaranlage im Einzelfall durch das
Denkmalamt geprüft werden.
Photovoltaik (PV)
Um dem Landschaftsschutz Rechnung zu tragen
sollte grundsätzlich ein möglichst großer Teil
der Photovoltaik-Erträge innerhalb der Siedlungsstrukturen gewonnen werden. Allerdings besitzt
PV gegenüber Solarthermie den Vorteil, nicht
standortgebunden zu sein. So müssen in denkmalgeschützten Bereichen nicht unbedingt
Module installiert werden.
Bei den Dachformen von Gründerzeitgebäuden
ist das Angebot für PV-Fläche im Geschosswohnungsbau eher gering. Das gilt insbesondere,
wenn Dachaufbauten die Fläche reduzieren.
Dennoch stehen z. B. bei Mansarddächern die
flachen Dachbereiche oftmals vollständig zur
Verfügung. Kamine können meist abgetragen
werden, sodass keine Verschattung mehr gegeben
ist. Die installierten Anlagen können entsprechend
mit hohem spezifischen Ertrag betrieben werden.
Unter der Vorgabe optimaler Planung liegen die
Kosten pro generierter Kilowattstunde bei 0,10
bis 0,16 € / kWh. Falls in dem Gebäude eine Wärmepumpe installiert ist, kann bei einer Arbeitszahl
von 3,0 Wärme für etwa 0,03 bis 0,05 €/kWh bereitgestellt werden.
35
Thermische Solaranlage
Vor allem in Verbindung mit Kesselanlagen ist
es sinnvoll, für die Brauchwarmwassererwärmung
eine thermische Solaranlage zu installieren.
Die Sonnenkollektoren (Flachkollektoren, Röhrenkollektoren) sollten möglichst auf einer südorientierten Dachfläche montiert werden, es
können aber auch west-ost orientierte Dachflächen genutzt werden.
Die Kosten für die Bereitstellung einer Kilowattstunde über Solarthermie liegen zwischen 0,15
und 0,25 € / kWh. Bei sehr optimierten Anlagen
können etwas geringere Werte erzielt werden,
es gibt aber auch zahlreiche Anlagen, die zu
höheren Kosten führen. Insbesondere Anlagen
mit einem höheren Anteil Heizungsunterstützung
können zu einer sehr ungünstigen Wirtschaftlichkeit führen, das gilt insbesondere, wenn die
Gebäude hocheffizient gedämmt sind.
Bei Anlagen zur Heizungsunterstützung ist
eine südorientierte Dachausrichtung und eine
möglichst steile Dachfläche besonders wichtig.
Interessant kann die Anwendung von Solarthermie mit Wärmepumpensystemen sein
in Verbindung mit einem System, das bereits
sehr niedrige Temperaturen nutzt.
Tab. 10: Wirtschaftlichkeit von solarthermischen Anlagen
Solaranlage
für 7–10 Personen
Deckungsgrad
(jährliche Warmwasserwärmeenergie)
Gesamtkosten/
Anlage für 7–10 Pers.
ca.10–15 m2 Kollektorfläche
Schätzkosten €
Geschätzte
Amortisationszeit
(Jahren/a)
Thermische Solaranlage zur Brauchwassererwärmung
40–60%
ca. 8.000–15.000
12–25 a
(Förderung Solaranlage, siehe 8. Förderung)
36
7. Förderung
Stand Mai 2015
Da es eine Vielzahl von Förderprogrammen gibt,
erhebt die nachfolgende Übersicht keinen Anspruch
auf Vollständigkeit. Teilweise sind die Programme,
je nach zur Verfügung stehenden Mitteln, auch nur
zeitweise verfügbar.
KfW-Förderbank
Die KfW-Förderbank vergibt zinsgünstige Kredite
und Zuschüsse (ca. 2–4 % unter Kapitalmarktzins)
für energiesparende Maßnahmen (z. B. Dämmmaßnahmen und Heizungserneuerung)
KFW Energieeffizientes Sanieren –
Effizienzhaus Denkmal
Baudenkmale kann man nicht nur bestaunen,
man kann auch in ihnen leben. Sie haben einen
ganz besonderen Charme, der allerdings oft durch
hohe Heizkosten geschmälert wird. Weil die energetische Sanierung von Baudenkmalen und besonders
erhaltenswerter Bausubstanz nicht immer vollständig mit Denkmalschutzauflagen vereinbar ist,
bietet die KfW für solche Gebäude erleichterte
Fördervoraussetzungen.
www.kfw.de/inlandsfoerderung/
Privatpersonen/Bestandsimmobilien/EnergetischeSanierung/KfW-Effizienzhaus-Denkmal/
KfW Energieeffizientes Sanieren –
KFW Effizienzhaus
www.kfw.de/inlandsfoerderung/
Privatpersonen/Bestandsimmobilie/
Energieeffizient-Sanieren/Das-KfW-Effizienzhaus/
Kreditprogramm
Kredit (Nr. 151)
Für die Sanierung zum KfW-Effizienzhaus
oder energetische Einzelmaßnahmen
Ergänzungskredit (Nr. 167)
Für die Umstellung von Heizungsanlagen
auf erneuerbare Energien
Zuschussprogramm
Investitionszuschuss (Nr. 430)
Für die Sanierung zum KFW-Effizienzhaus
oder energetische Einzelmaßnahmen
Baubegleitung (Nr. 431)
Für Planung und Baubegleitung durch
Sachverständige
Bundesamt für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle (BAFA)
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet für Energiesparberatung,
Erneuerbare Energien und Mini-Kraft-WärmeKopplung (KWK) Förderungen an. Zudem
können Sie bei der BAFA den Zuschlag für
Strom aus KWK-Anlagen beantragen.
Vor-Ort-Energiesparberatung
www.bafa.de/bafa/de/energie/
energiesparberatung/index.html
Förderung von erneuerbaren Energien
Förderung von Maßnahmen zur Nutzung
erneuerbare Energien im Wärmemarkt:
- Zuschuss für thermische Solaranlagen:
www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_
energien/solarthermie/index.html
- Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen:
www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_
energien/biomasse/index.html
- Heizen mit effizienten Wärmepumpen:
www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_
energien/waermepumpen/index.html
- Optimierung bereits geförderter Anlagen:
www.bafa.de/bafa/de/energie/erneuerbare_
energien/optimierung/index.html
Förderung von Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen:
www.bafa.de/bafa/de/energie/kraft_waerme_
kopplung/index.html
Mainova AG Klimapartnerprogramm
www.mainova.de/privatkunden/energie_sparen/
klima-partner-programm.html
37
Adressen für Förderanträge
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA)
D-65726 Eschborn
www.bafa.de
Tel. 06196 908-0
KfW-Förderbank
D-60046 Frankfurt am Main
www.kfw-foerderbank.de
Info-Hotline Förderkredite:
Tel. 01801 335577
Mainova AG
Klima-Partner Beratungsteam
www.mainova.de/privatkunden/energie_sparen/
klima-partner-programm.html
E-Mail: [email protected]
ServiceLine: 0800 11 444 88 (kostenfrei)
38
8. Schlusswort
Die energetische Sanierung eines Gründerzeitgebäudes bedeutet immer eine Herausforderung
für den Hausbesitzer. Den energetischen Standard
zu erhöhen und gleichzeitig den Baucharakter des
Gebäudes zu erhalten, ist im Detail nicht immer
einfach zu lösen. Aufgrund der Energiepreisentwicklung wird die energetische Sanierung auch
dieses Gebäudetyps immer wichtiger.
Durch eine energetische Sanierung wird nicht
nur der Energieverbrauch gesenkt, sondern
zusätzlich auch der sommerliche Wärmeschutz
gegen Überhitzung und die Behaglichkeit im
Gebäude durch höhere Innentemperaturoberflächen verbessert. Der Einbau einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für kontinuierlich hygienische Raumluft, befreit vom
Zwang der Fensterlüftung und kann den Schallschutz ergänzen, weil Außengeräusche durch
geschlossene (Schallschutz)-Fenster ausgesperrt
werden können. Weitere Vorteile sind der Werterhalt des Gebäudes und dessen bessere Vermietbarkeit durch eine gute Bewertung im Energieausweis. Die Einbeziehung von erfahrenen
Fachleuten und Handwerksfirmen sichert eine
qualitätsvolle Bauausführung.
Es gibt zahlreiche Beispielsanierungen von
Gründerzeitbauten mit hocheffizientem Energiestandard. Oftmals können alle Bauteile außer der
Schmuckfassade zur Straße unter Verwendung
von Passivhaus-Komponenten energetisch saniert
werden. Für die Straßenfassade ist fast immer eine
weitgehende Anwendung von Innendämmung
möglich, sodass für den Heizwärmebedarf Kennwerte von 30 bis 50 kWh/(m2 a) erreicht werden
können. Der erhebliche Baubestand von noch
unsanierten Gründerzeitgebäuden in Frankfurt
eröffnet ein großes Energiesparpotential.
39
9. Glossar
Absolute Luftfeuchte
Wasser- oder Dampfmenge je Masseeinheit trockener Luft
Anlagenaufwandszahl
Verhältnis von Aufwand zu Nutzen bei einem Energiesystem.
Anlagenverluste drücken sich durch eine Aufwandszahl > 1,0 aus.
Anschlusspunkte
Unter Anschlusspunkten versteht man den Bereich, in dem sich zwei
Bauteile zum Beispiel Außenwand und Dach treffen.
Bitumenpappe
Bitumenpappe ist ein auf erdölbasierendes Abdichtungsmaterial und
schützt Bauteile vor Wasser.
Bossenmauerwerk
Brennwertkessel
Heizkessel, der die im Abgas enthaltene Energie nutzt, indem der
Wasserdampf bei etwa 50 °C zur Kondensation gebracht wird
Dachsparren
Der Dachsparren ist ein vom First bis zum Dachrand verlaufender
Holzbalken mit tragender Funktion.
Der Dachüberstand ist der Teil des Daches,
der über die Außenwand hinausragt.
Dachüberstand
40
Zur Vermeidung von Wärmbrücken wurde hier eine Dämmschürze
unterhalb der Decke angebracht.
Dämmschürze
Dampfbremse
Die Dampfbremse ist in der Bautechnik eine Folie oder Pappe,
die das Diffundieren von Wasserdampf in die Wärmedämmung
eines Gebäudes einschränkt. Im Gegensatz zur Dampfsperre lässt
die Dampfbremse eine geringe Diffusion zu.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Dampfbremse 02.02.2010
Dampfdiffusionswiderstand µ-Wert)
Maß der Durchlässigkeit eines Baustoffes für Wasserdampf.
Dimensionsloser Stoffkennwert, der angibt, wieviel mal größer der
Diffusionsdurchlasswiderstand des Stoffes gegenüber Wasserdampf ist
als der einer gleich dicken ruhenden Luftschicht gleicher Temperatur.
In diesem Fall ist die Betondecke das einbindende Bauteil in der Außenwand.
Einbindende Bauteile
Energiedurchlassgrad
(g-Wert)
Energieeinsparverordnung
Kennzahl von Gläsern, die angibt, wieviel Prozent der auf die Scheibe
treffenden Sonnenenergie diese durchdringt. Je höher der g-Wert ist,
desto mehr solare Wärmegewinne erhält das Haus durch die Fenster.
Folgeverordnung zur Wärmeschutzverordnung und Heizanlagenverordnung, in Kraft getreten am 1.2.2002, novelliert 2007, 2009 und 2014.
41
EnEV
siehe „Energieeinsparverordnung“
Fenstergewände
Fensterlüftung
freie Lüftung eines Raumes über ein geöffnetes Fenster
(vgl. freie Lüftung)
Gebäudehülle
Summe aller Bauteile, die einen Innenbereich vom Freien
bzw. von direkt anschließenden Gebäuden abgrenzen
Gebäudenutzfläche nach
EnEV (AN)
42
Nach Energieeinsparverordnung festgelegt als = 0,32 * Volumen.
Dies führt zu deutlich höheren Werten für AN als die tatsächlich beheizte
Wohnfläche beträgt. Als Faustformel gilt: die Gebäudenutzfläche AN nach
EnEV liegt bei Mehrfamilienhäusern beim 1,2-fachen der beheizten Wohnfläche, bei Einfamilienhäusern beim 1,35-fachen. Dadurch erscheint der
Heizwärmebedarf eines Gebäudes niedriger, wenn keine Umrechnung
auf die tatsächlich beheizte Fläche erfolgt.
Gesims
Horizontales, hervorragendes
Gestaltungselement
g-Wert
siehe Energiedurchlassgrad
Heizenergiebedarf (QH)
Energie, die dem Gebäude für Heizen und Warmwasserbedarf zugeführt
wird (Endenergie). Beim Heizenergiebedarf werden im Gegensatz zum
Heizwärmebedarf die Verluste der Anlagentechnik miteinbezogen.
Heizlast
thermischer Energiestrom, der infolge von Transmissions- und LüftungsWärmeverlusten eines Raumes diesem zugeführt werden muss, um eine
bestimmte Soll-Raumlufttemperatur aufrecht zu erhalten
Heizleistung
thermischer Energiestrom, der von einem Wärmeerzeuger oder
Wärmeübertrager bereitgestellt wird
Heizwärmebedarf (QH):
Interne Wärmegewinne
Unter dem Heizwärmebedarf versteht man die zum Beheizen des
Gebäudes notwendige Menge an Energie (ohne Berücksichtigung
der Warmwasserbereitung). Notwendige jährliche Wärmezufuhr eines
Gebäudes (in kWh/m2 a) zur Aufrechterhaltung normaler Innentemperaturen bei normalen äußeren Klimabedingungen und normalem
Luftwechsel; ergibt sich aus Transmissionswärmeverlusten, Lüftungswärmeverlusten, solaren Wärmegewinnen und inneren Wärmegewinnen.
Energiegewinne aus Abwärme von elektrisch betriebenen Geräten,
von anderen Wärmequellen wie Gasherden und von in den Räumen
lebenden Menschen
Kappendecken
Kraft-WärmeKopplung
Nutzung der bei der Stromherstellung mit Motoren anfallenden Abwärme.
Pro Kilowattstunde erzeugten Stromes werden etwa zwei bis drei Kilowattstunden nutzbarer Wärme abgegeben.
kWpeak
Kilowatt Spitzenleistung in Bezug auf die Produktion von Strom über
Photovoltaik
Leibungstiefe
Die Leibungstiefe ist der Abstand zwischen Oberfläche
Außenwand und dem Rahmen des Fensters
Lichte Höhe
Unter der lichten Höhe versteht man den gemessenen Abstand
zwischen Oberkante Boden und Unterkante Decke eines Raumes.
Luft-Dichtheit
Zustandsbeschreibung der Hüllkonstruktion hinsichtlich ihrer (Luft-)
Durchlässigkeit, Synonym für möglichst geringe Durchlässigkeit; Undichtheit:
ungeplante Durchlässigkeit der Hüllkonstruktion, die einen Leckluftstrom
zur Folge haben kann (s. n50-Wert)
Luftfeuchte
(Luftfeuchtigkeit)
in trockener Luft enthaltenes Wasser in dampfförmiger, flüssiger oder
fester Form
43
Lüftung
Lufterneuerung in Räumen durch Austausch von Raumluft
gegen Außenluft (Luftwechsel)
Lüftungswärme
thermischer Energiestrom für die Erwärmung oder Kühlung
eines Außenluft-Massestroms auf Soll-Raumlufttemperatur
Luftwechsel
stündlicher Luftvolumenstrom je Volumen einer Raumeinheit bzw. volumenbezogene stündliche Luftrate – durch Lüftungsanlagen, mechanisches Lüften
oder/und durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle
Mansarddach
n50-Wert
Der Drucktestkennwert (n50-Wert) gibt die Undichtheit der Gebäudehülle an
bei einem Drucktest-Differenzdruck von 50 Pa (Maßeinheit h-1), der mittels
eines Ventilators vom Innenraum des Gebäudes nach außen erzeugt wird.
Der Drucktest wird mittels einer Blower-Door gemessen. Das Ergebnis sollte
unter 1,5 h-1, bei Gebäuden mit Lüftungsanlagen unter 0,6 h-1 liegen.
Natursteinsockel
Oberlicht
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Unter Oberlicht versteht man den oberen Teil
eines horizontal geteilten Fenster
Passivhaus
Perimeterdämmung
Gebäude mit einem Heizwärmebedarf von höchstens 15 kWh/(m2a)
und einem Primärenergiebedarf für Heizen, Warmwasser und (Haushalts)Stromanwendungen von höchstens 120 kWh/(m2 a)
Unter Perimeterdämmung versteht man die außenseitige Dämmung
an erdberührten Bauteilen, also in den meisten Fällen die Wärmedämmung
der Kellerwände
Quelle: Dipl.-Ing.Sophie Gebhardt - 17254/2004-07-28, http://www.architektur-lexikon.de
Photovoltaik (PV)
Anlagen zur direkten Erzeugung von Strom aus Sonnenlicht
PlusEnergieHaus
Gebäude mit einem Energieüberschuss in der Bilanz: es wird mehr Energie
gewonnen als verbraucht, im Allgemeinen wird dafür die Jahresbilanz gefordert und der Nachweis hinsichtlich der Endenergie- und der Primärenergiebilanz. Es ist sinnvoll, den Effizienzstandard eines Passivhauses als Grundlage
zu wählen, das in hohem Umfang mit regenerativen Energien versorgt wird.
Zusätzlich weist es Energiegewinne z. B. über Fotovoltaik auf, die höher liegen
als die gelieferten Energieträger für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom.
Primärenergiebedarf (QP)
Energiemenge, die zur Deckung des Jahresheizenergiebedarfs und des
Trinkwasserbedarfs benötigt wird unter Berücksichtigung der zusätzlichen
Energiemenge, die durch vorgelagerte Prozessketten außerhalb des
Gebäudes bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung der jeweils
eingesetzten Brennstoffe entstehen.
Rabitzputz
Rabitz ist die Bezeichnung für ein Drahtputz, welcher aus einer tragenden
Unterkonstruktion aus Metall, dem Putzträger und dem Putzmörtel besteht
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Rabitz, 02.02.2010
relative Luftfeuchte
Wasserdampfteildruck der Luft bezogen auf den Sättigungsdruck des
Wasserdampfes bei gleicher Trockenkugel-Temperatur bzw. Verhältnis
der je Raumeinheit feuchter Luft vorhandenen Wasserdampfmenge zur
Höchstmenge bei gleichem Druck und gleicher Trockenkugel-Temperatur
Schleppgaube
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Transmission
Trinkwasser-Wärmebedarf (QTW)
Umbauter Raum
U-Wert /
Wärmedurchgangskoeffizient
Ventilatorgestützte
Lüftung
Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert)
Wärmerückgewinnung
Wärmeleitfähigkeit
(µ-Wert)
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Durchgang von Wärme durch die Hüllfläche eines Hauses, also Wände,
Decken, Fußböden, Fenster – Transmissionswärme: Wärmestrom durch
die Hüllkonstruktion eines Raumes infolge eines Temperaturunterschieds
Nutzwärme, die zur Erwärmung der gewünschten Menge des Trinkwassers
zugeführt werden muss
von einer Hüllkonstruktion umschlossener Abschnitt einer Wohnung
bzw. eines Gebäudes
Der U-Wert gibt die Wärmedämmeigenschaft eines Bauteils an.
Je geringer der U-Wert desto weniger Wärme geht über das Bauteil verloren.
Lüftung von Räumen oder Wohnungen infolge eines durch Maschinenkraft
(motorbetriebene Ventilatoren) verursachten Druckunterschiedes zwischen
dem Raum und dem Freien bzw. unterschiedlichen Räumen der Wohnung,
bei der Außenluft über Außenwand-Luftdurchlässe und ungeplante Undichtheiten sowie offene Fenster und (Außen)-Türen vorzugsweise in die
Wohnung nach- bzw. einströmt sowie Zuluft über Luftdurchlässe in die
Wohnung gefördert und Abluft in jedem Falle über Abluftdurchlässe aus
der Wohnung abgesaugt wird.
gibt den Wärmestrom (in Watt) an, der durch einen Quadratmeter eines
Bauteils bei einer Temperaturdifferenz zwischen innen und außen von 1
Kelvin fließt. Die Einheit ist W/(m2·K). Der U-Wert eines Bauteils wird aus
der Wärmeleitfähigkeit µ und der Schichtdicke s der einzelnen Baustoffe
berechnet. Außerdem werden die Wärmeübergangswiderstände an der
Innen- und Außenseite berücksichtigt, die z.B. für Wände geschlossener
Räume (Zimmer oder Keller) höher sind als für außenluftumspülte Flächen.
Maßnahme zur Wiedernutzung von thermischer Energie der Abluft
gibt an, welche Wärmemenge durch eine Fläche von 1 m2 eines Baumaterials
von 1 m Dicke strömt, wenn die Temperaturdifferenz zwischen den beiden
Seiten 1 Kelvin beträgt. Die Maßeinheit ist W/m·K. Je größer der µ-Wert ist,
desto besser leitet das Material Wärme.
Bearbeitungsstand: Januar 2016
Fotos: Energiereferat Frankfurt am Main
Grafiken S. 19 und 20: Werner Architekten
Titelfoto: fotolia: © Frank Wagner
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