MacBeth - Theaterbörse

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DER THEATERVERLAG FÜR SCHULTHEATER, LAIENTHEATER UND AUTOREN
LESEPROBE
Hans Jürgen Molsberger
Shakespeares Macbeth
Für das Schultheater bearbeitet
Alle Rechte zur Vervielfältigung, anderweitige Nutzung und die Aufführungsrechte liegen bei der:
theaterbörse GmbH, Nussbergstraße 17 a, D-38102 Braunschweig, www.theaterboerse.de
THEATERSTÜCKE UND AUTOREN IM VERLAG
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
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danken und um Ihre Unterstützung bitten, damit wir auch in Zukunft Stücke für Sie zur
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Einführung
Die vorliegende Textbearbeitung von Shakespeares Macbeth entstand 1993 in der Theater-AG des
Gymnasiums Eltville. Die Schüler hatten sich, nachdem ihnen der Inhalt einiger Stücke durch
mich vorgestellt worden war, für dieses Drama entschieden; sicher eine Herausforderung für das
Schultheater, vor allem da die Theatergruppe unserer Schule, eines Mittelstufengymnasiums, nur aus
Schülerinnen der Klassen 7 bis 10 bestand.
E
Zur Übersetzung
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B
Für unsere Aufführung lagen uns die Übersetzung von Dorothea Tieck (1843) sowie die zweisprachige
Reclam-Ausgabe von Barbara Rojahn-Deyk (Stuttgart 1977) vor. Beide Übersetzungen erwiesen sich
für eine Schulaufführung als ungeeignet: Die Tieck-Übersetzung wirkt heute sprachlich veraltet und
stellenweise unnötig kompliziert; vieles ist beim bloßen Hören kaum verständlich. Rojahn-Deyk
übersetzt sehr wörtlich in modernes Deutsch, verzichtet dabei aber konsequent auf die Wiedergabe
poetischer und rhetorischer Mittel. Es war daher notwendig, den Text weitgehend neu zu übersetzen.
Dabei ging es uns weniger um eine wortwörtliche Übersetzung als darum, Stimmung und rhetorische
Wirkung des Originals möglichst unverfälscht in heutigem Deutsch wiederzugeben. Hinsichtlich
der Metrik entschieden wir uns für eine Kompromisslösung: wir bemühten uns nicht um sauber
gebaute Blankverse, jedoch (außer in den Teilen, die auch bei Shakespeare in Prosa stehen) um einen
durchgehenden jambisch-trochäischen Rhythmus. Da man beim Sprechen Zeilenenden ohnehin nicht
gehört hätte, war die Wirkung weitgehend die gleiche wie bei richtigen Versen.
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ZU
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Über das bloße Übersetzungsproblem hinaus erwies es sich als nötig, Kürzungen wie auch sprachliche
und poetische Vereinfachungen vorzunehmen. Auch wenn "Macbeth" als die Shakespeare-Tragödie
mit der vielleicht straffsten Handlungsführung gilt, enthält das Stück trotzdem einige Szenen, die für
ein heutige Publikum nur noch von historischem Interesse sind (etwa den Exkurs über "The King's
Evil", Malcolms Erprobung von Macduffs Loyalität, die wahrscheinlich unechte Hekate-Szene). Einige
Passagen stellten bühnentechnische oder schauspielerische Anforderungen, die mit unseren Mitteln
nicht zu leisten waren, etwa die prophetischen Erscheinungen in der Hexenszene IV, 1: in unserer
Fassung werden alle Prophezeiungen von den Hexen gesprochen.
EC
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Eine kleine Ungereimtheit ergab sich aus der Zusammenfassung der Szenen I, 1 und I, 3: Während
die Hexen noch davon sprechen, Macbeth demnächst treffen zu wollen, tritt dieser kurz darauf bereits
auf. Man könnte versuchen, diesen Anstoß etwa durch die Erklärung zu beseitigen, dass Macbeth eben
schneller erscheine, als von den Hexen zunächst vermutet, doch fallen solch kleine logische Brüche
erfahrungsgemäß während des Spiels kaum auf, und der Gewinn an Kürze und dramatischer Dichte
schien uns die Schwäche in der Handlungsführung aufzuwiegen. Übrigens haben wir zur besseren
Orientierung in unserer Ausgabe überall, also auch da, wo Szenen ganz gestrichen oder mehrere zu
einer zusammengefasst sind, die Szenen- und Aktzählung des Originals beibehalten.
O
Der englische Originaltext enthält stellenweise sehr komplizierte und - zumindest für heutige Schüler
- teilweise nur noch schwer verständliche Bilder. Wir haben in diesen Fällen behutsam gekürzt und
vereinfacht. Wo zeitgenössische Anspielungen für den heutigen Zuschauer nicht mehr ohne weiteres
verständlich sind, haben wir sie durch moderne ersetzt (wie etwa in der Pförtner-Szene). Insgesamt
war das Ziel unserer Aufführung nicht die philologisch genaue Inszenierung einer historischen
Tragödie, sondern die Erschließung eines packenden Stücks für das heutige Schultheater.
Probleme der Inszenierung
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Die vorliegende Textfassung ist auf den Theaterraum unserer Schule abgestimmt, einen typischen Bau
der siebziger Jahre. Dieser Raum, das sogenannte "Atrium", stellt eine Höhlung dar, nicht unähnlich
der Cavea eines antiken Theaters: Es gibt keine erhöhte Bühne, die Zuschauer sitzen halbkreisförmig
erhöht um die Spielfläche, die den tiefsten Punkt des Raumes bildet.
E
Als Bühnenrückwand dient in Ermangelung eines Vorhangs eine Reihe von Stellwänden, die bei
unserer Macbeth-Aufführung - der Stimmung des Stückes gemäß - mit grauen und schwarzen Tüchern
behängt waren. Zugänge sind grundsätzlich möglich von hinten (Innenraum des Schlosses in der
Mordszene; unauffälliger Abgang der Hexen und des Geistes, Ermordung von Lady Macduff hinter der
Bühne) wie auch von rechts und links oben: dort ergibt sich in begrenztem Umfang die Möglichkeit,
ein Stockwerk höher zu spielen, z B. als Standort für den Wächter in Akt V.
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B
Der Text ist so angelegt, dass er ohne Wechsel des Bühnenbildes in einem durchgespielt werden
kann. Dabei können unterschiedliche Bereiche der Bühne für unterschiedliche Räume definiert sein;
in unserer Aufführung spielten Außenszenen links, Innenszenen rechts. Dort standen auch, und
zwar während der ganzen Aufführung, Tisch und Stühle, die für die Bankettszene III,4 benötigten
Requisiten. Wer von außen zum Schloss kam, trat von links oben auf, wer aus dem Inneren des
Schlosses kam von rechts oben oder rechts hinten.
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Ein Problem dieser Form der Inszenierung bestand darin, die Leichen der Ermordeten (Banquo,
Lady Macduff und ihr Sohn) oder im Kampf Gefallenen (Der junge Seward, Macbeth, in unserer
Inszenierung zusätzlich der eine der beiden Mörder) von der Bühne zu bringen. Shakespeare
verlegt die Tötung Lady Macduffs und Macbeths hinter die Bühne; grundsätzlich ist es natürlich
bühnenwirksamer, wenn sie vor den Augen der Zuschauer stattfindet. Am einfachsten hatten wir es
mit den Leichen in der Schluss-Szene, die bis zum Ende des Stückes liegen bleiben konnten. Im Falle
der Familie Macduff fiel uns keine andere Lösung ein als schon Shakespeare: Wir ließen den Knaben
auf der Bühne erschlagen, seine Mutter dagegen hinter die Bühne fliehen; dorthin folgte ihr einer der
Mörder und man hörte ihren Todesschrei. Anschließend transportierten die beiden Mörder die Leiche
des Knaben (einer eher leichtgewichtigen Schauspielerin) hinter die Bühne, so als ob sie die Spuren
ihrer Tat beseitigen wollten.
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Im Falle Banquos war die Beseitigung der Leiche verbunden mit der Frage, wie der Auftritt von
Banquos Geist realisiert werden sollte. Macbeth sieht den Geist, der den einzigen freien Stuhl an
der Tafel eingenommen hat, die anderen Gäste sehen ihn nicht. Doch was sehen die Zuschauer?
Wir entschieden uns für folgende Lösung: Die Mörder bedeckten Banquo nach seinem Tod mit
einem grauen Tuch, was vordergründig als Verstecken der Leiche, symbolisch auch als Auslöschen
der Existenz Banquos interpretiert werden kann. In der kurz darauf folgenden Bankettszene erhob
der Schauspieler sich, immer noch unter dem Tuch verhüllt und setzte sich an die Tafel. Der Effekt
war verblüffend: Die grau verhüllte Gestalt vor dem grau-schwarzen Hintergrund stand auf eine
merkwürdige Weise zwischen Existenz und Nichtexistenz; sie war zwar für die Zuschauer sichtbar,
doch irgendwie auch weniger real als die übrigen Personen. Da das Tuch grau und nicht weiß war
stellte sich nicht die zunächst befürchtete Assoziation "Schlossgespenst" ein. Am Ende ging der Geist
ganz normal nach hinten ab.
Requisiten und Kostüme
Grundsätzlich entschieden wir uns für eine gemäßigt historisierende Aufführung, wobei wir uns an
der dargestellten Zeit, nicht an der des Autors orientierten. Die Kostüme sollten also ans Mittelalter,
nicht an die elisabethanische Zeit erinnern. Dabei genügten oft schon wenige Accessoires, um
Kleidungsstücken unserer Schüler einen mittelalterlichen Anstrich zu geben: schwarze oder graue
Jeans, Lederschuhe oder Reitstiefel, ein weites T-Shirt (einfarbig oder mit kleinen an Stickereien
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
erinnernden Aufdrucken), ein breiter Ledergürtel, evtl ein Barett mit Federn als Kopfbedeckung,
vielleicht noch eine Tuchbahn als Umhang, und fertig war der mittelalterliche Edelmann.
Rüstungen deuteten wir entweder durch leicht zu schneidernde ärmellose Hemden aus Sackleinen oder
durch aus grauer Wolle gehäkelte Kettenhemden an. Letztere sind sehr effektvoll, doch sehr aufwendig
in der Herstellung.
U
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Die in größerer Zahl benötigten Waffen (Schwerter, Dolche, Streitäxte) kauften wir preiswert bei einem
der immer beliebter werdenden mittelalterlichen Märkte. Es handelte sich dabei um Holzattrappen,
denen man durch Bemalen mit Silberbronze und Dispersionsfarbe ein realistisches Aussehen geben
kann. Es empfiehlt sich, einige Stücke mehr zu kaufen, um Ersatz für die während der Proben (und
vor allem der Probenpausen!) entstehenden Verluste zu haben. Eine mögliche Bezugsquelle ist die
Firma Albert Vah, Glashüttenstraße 12, 91809 Konstein, Tel. 08427-566.
2. Hexe
3. Hexe
schottischer Edelmann
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Banquo
schottischer Edelmann
Rosse
schottischer Edelmann
Angus
schottischer Edelmann
Lenox
schottischer Edelmann
Duncan
König von Schottland
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Macduff
Malcolm
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1. Hexe
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Lady Macbeth
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Macbeth
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PERSONEN
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Hans Jürgen Molsberger
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Eltville, im November 1997
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B
Wenn die vorliegende Bearbeitung die eine oder andere Schüler- oder sonstige Laienspielgruppe
dazu anregen sollte, das Stück auf die Bühne zu bringen, so hat sie ihr Ziel erreicht. Für eventuelle
Rückfragen oder Auskünfte stehe ich Interessenten selbstverständlich gern zur Verfügung, und würde
mich auch freuen, von geplanten oder erfolgten Aufführungen zu erfahren; meine Adresse lautet:
Neustraße 15, 65347 Eltville, Tel.: 06723/5121.
Donalbain
Duncans Sohn
Duncans Sohn
Lady Macduff
Knabe, Macduffs Sohn
Fleance
Banquos Sohn
1. Mörder
2. Mörder
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Diener/Bote Macbeths
Pförtner
Kammerfrau Lady Macbeths
Arzt
Graf von Northumberland
Seward
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Der junge Seward
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Akt I, Szenen 1 und 3
Gewitter; die drei Hexen sitzen im Kreis.
Wann kommen wir drei uns wieder entgegen,
1. HEXE
in Donner, Blitz oder im Regen?
Wenn der Aufruhr stille schweigt,
2. HEXE
wer der Sieger ist, sich zeigt.
Das ist, eh' der Tag sich neigt.
1. HEXE
An welchem Ort?
2. HEXE
Die Heide; dort
Trommeln
Nun fort!
3. HEXE
Gutes ist böse, Böses gut,
O
B
ist dann auch - Macbeth.
U
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G
E
3. HEXE
Wir Unheilsschwestern, Hand in Hand,
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ziehen über Meer und Land,
U
wenden hierhin uns und dort.
BANQUO
So bös' und gut zugleich sah ich noch niemals einen Tag.
Wie weit ist's noch bis Forres? - Was ist das?
TE
MACBETH
SE
Trommeln; Macbeth und Banquo treten auf.
ZU
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Nun still, der Zauber wirkt.
A
Dreimal dein und dreimal mein
und dreimal noch, dann macht es neun.
H
ALLE
Ü
Die Trommel schlägt, es naht Macbeth.
FF
3. HEXE
R
Verrat säen wir, und Leiden, Tränen, Blut.
So wild, so unnatürlich scheinen sie,
EC
H
nicht wie Bewohner dieser Erd', und sind doch auf ihr.
LE
Seid ihr lebendig? Kann man zu euch sprechen?
R
Sie scheinen mich zu hören, denn jede legt sogleich
den Finger auf den runzeligen Mund:
E
man sollte euch für Frauen halten, doch eure Bärte
N
verbieten mir, euch so zu nennen.
Sprecht, wenn ihr könnt: Was seid ihr?
1. HEXE
Heil dir, Macbeth! Heil dir Than von Glamis!
O
H
MACBETH
2. HEXE
Heil dir, Macbeth! Heil dir Than von Cawdor!
3. HEXE
Heil dir, Macbeth! Heil dir, künft'gem König!
BANQUO
Mein Freund, was seid ihr so entsetzt
und scheint erschrocken über das, was doch so günstig klingt?
Bei allen guten Geistern, seid Wahngebilde ihr oder in Wahrheit das,
was ihr zu sein scheint? Meinen Gefährten
grüßt ihr mit gegenwärt'gen Ehren und großen Prophezeiungen
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
von künft'ger Königswürde, dass er ganz hingerissen scheint.
Mir sagt ihr nichts.
Wenn ihr durchschauen könnt die Saat der Zeit und sagen
"Dies Korn geht auf und jenes nicht", dann sprecht zu mir!
Ich bettle nicht um eure Gunst, noch fürcht' ich Euren Zorn.
Heil!
2. HEXE
Heil!
3. HEXE
Heil!
1. HEXE
Kleiner als Macbeth, und größer.
2. HEXE
Nicht so glücklich, doch viel glücklicher.
3. HEXE
Könige zeugst du, bist du selbst auch keiner.
1. HEXE
Drum Heil Euch, Macbeth und Banquo!
2. HEXE
Banquo und Macbeth, Heil Euch!
MACBETH
Bleibt steh’n, ihr unvollständ'gen Sprecher, sagt mir mehr!
FF
ein wohlhabender Edelmann. Und König sein,
PR
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G
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doch wie von Cawdor? Der Than von Cawdor lebt,
R
Dass Than von Glamis ich bin, das weiß ich selbst;
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1. HEXE
A
woher ihr mir solch sonderbare Botschaft bringt,
U
ist nicht, worauf ich hoffen darf. Sagt mir,
warum ihr uns auf dieser gottverlass'nen Heide ansprecht
Die Erd', so scheint's, hat Blasen wie das Wasser und die drei
SE
BANQUO
ZU
R
mit dieser Prophezeiung. Sprecht, ich befehl' es euch!
besteh'n daraus. Wohin sind sie verschwunden?
In Luft, und was uns körperlich erschien,
TE
MACBETH
verflog wie Hauch im Wind. - Ich wünscht', sie wär'n geblieben.
H
War das, wovon wir sprechen, Wirklichkeit?
EC
BANQUO
LE
Sind wir betrunken, haben Wahnvorstellungen?
Eure Kinder werden Könige!
BANQUO
Ihr werdet König!
MACBETH
Und Than von Cawdor noch dazu; war es nicht so?
BANQUO
Genauso war es. Doch wer kommt hier?
N
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MACBETH
H
Trommeln; Rosse und Angus treten auf
Der König hat voll Freude, Macbeth, von deinem Sieg erfahren,
O
ROSSE
und wenn er hört, wie du im Kampfe gegen die Rebellen
dein Leben für ihn eingesetzt,
erfüllt es ihn mit Staunen und Bewunderung für dich.
ANGUS
Wir sind gesandt von unsrem königlichen Herrn,
dir Dank zu sagen; vor sein Angesicht dich zu geleiten,
nicht dich zu belohnen.
ROSSE
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Als Vorgeschmack nur einer größ'ren Ehre
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
trug er uns auf, als Than von Cawdor dich zu grüßen:
in diesem neuen Titel: Heil dir, edler Than,
heil dir, Macbeth!
BANQUO
So hat der Teufel wahrgesprochen!
MACBETH
Der Than von Cawdor lebt.
Was kleidet ihr mich in geborgten Schmuck?
Der Than war, lebt noch, doch ist zum Tode er verurteilt.
ANGUS
Hochverrat, gestanden und bewiesen, hat ihn gestürzt.
E
Mit den Rebellen wirkte er zusammen zum Schaden unsres Landes.
O
B
zu Rosse und Angus Habt Dank für Eure Mühe!
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G
beiseite Glamis und Than von Cawdor: Das Größte steht noch aus.
MACBETH
zu Banquo Hofft Ihr jetzt nicht, dass Eure Kinder
Könige sein werden, da jene, die mich Than von Cawdor nannten,
FF
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außer dem Than von Cawdor.
Ü
dies auch zur Krone Euch anstacheln,
ZU
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mit kleinen Ehren uns verlocken,
A
dass uns die finst'ren Mächte Wahrheit künden,
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Doch es ist seltsam, und oft genug geschieht es,
um ins Verderben uns zu führen,
H
Nun, denkt man es zu Ende, so könnte
BANQUO
R
ihnen nichts Geringeres versprachen?
SE
um in den tiefsten Abgrund uns zu stürzen.
MACBETH
Dies unnatürliche Ereignis
TE
zu Rosse und Angus Auf ein Wort, ihr Herren!
kann schlimm nicht sein und kann nicht gut sein.
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Wenn schlimm, was hat mit einer Wahrheit es beginnend
LE
mir den Erfolg gebracht? Wenn gut, was geb ich jener Einflüsterung nach,
R
die voller Grauen mir das Haar zu Berge stehen lässt?
Der Mordgedanke ist bisher nur in meiner Phantasie,
E
und doch erschüttert er mich so, dass Handeln in Einbildung
N
erstickt wird und nichts ist, außer was nicht ist.
Seht, wie versunken unser Freund ist!
MACBETH
Schluss jetzt! Wenn das Schicksal mich als König haben will,
O
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BANQUO
dann soll es mich auch krönen, ohne mein Zutun!
BANQUO
Der neue Titel ist noch ungewohnt für ihn.
Wie neue Kleider muß er erst eingetragen werden.
MACBETH
Komme, was kommen mag,
die Zeit vergeht, und mit ihr auch der rauhste Tag.
BANQUO
Edler Macbeth, wir stehn zu Euren Diensten.
MACBETH
Verzeiht, ihr Herren. Mein Gemüt ist aufgewühlt
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
von längst vergessnen Dingen. Ich danke Euch.
Geh’n wir zum König.
zu Banquo Denkt über das Geschehne nach,
und wenn mehr Zeit ist, lasst uns
offen darüber reden!
Sehr gern.
BANQUO
E
Trommeln; alle gehen ab.
Akt I, Szene 5
Schloß Inverness. Lady Macbeth tritt auf mit einem Brief in der Hand und liest.
Glamis bist du und Cawdor, und sollst sein,
R
H
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was dir versprochen ist. Doch fürcht' ich deine Art:
FF
Ü
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"Sie trafen mich am Tage unsres Sieges, und ich habe durch genauste Auskunft erfahren, dass sie mehr in sich tragen als sterbliches Wissen. Als ich vor Begierde brannte,
sie weiter zu befragen, verwandelten sie sich in Luft und verschwanden. Während ich
noch von Erstaunen betäubt war, kamen Boten vom König, die mich als „Than von
Cawdor“ feierlich begrüßten, dem Titel, mit dem mich zuvor die Schicksalsschwestern
begrüßt hatten, die mich dann noch als künft'gen König angeredet hatten. Dies habe
ich für gut gehalten, dir zu schreiben, damit du Anteil hast an meiner Freude, wenn du
erfährst, welche Größe uns versprochen ist. Leg' es an dein Herz und lebe wohl."
LADY MACBETH
A
zu sanft bist du, zu gütig, um den nächsten Weg zu wählen.
ZU
R
Groß willst du sein und bist nicht ohne Ehrgeiz,
SE
doch ohne die Härte, die ihn begleiten sollte.
Was du begehrst, begehrst du ehrenhaft; verabscheust falsches Spiel,
TE
und möchtest unrechtmäßig doch gewinnen.
Die Frucht der bösen Tat willst du genießen, doch sie zu tun,
H
dazu fehlt dir der Mut. Eile zu mir, damit ich dich
EC
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mit meinem Mut erfülle und aus deinem Herzen reiße,
was dich von der Krone trennt, mit der das Schicksal
R
und die dunklen Mächte dich gekrönt seh'n wollen!
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Ein Bote tritt auf
N
Was bringst du für Nachricht?
Der König kommt hierher heut' nacht.
LADY MACBETH
Du bist verrückt! Ist denn dein Herr nicht bei ihm,
O
H
BOTE
der, wenn's so wäre, es gemeldet hätte,
damit wir Vorbereitung treffen können?
BOTE
Verzeiht, doch es ist wahr. Der Than ist auf dem Weg und hat
einen vorausgeschickt, der eben eintraf. Ganz atemlos bracht' er die Meldung.
LADY MACBETH
Sorgt gut für ihn, denn er bringt große Nachricht! (Bote ab).
Der Rabe selbst ist heiser, der Duncans unheilvollen Einzug
unter meine Zinnen krächzt. Nun kommt, ihr Geister,
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
die ihr Mordgedanken dient, nehmt mir mein weibliches Geschlecht
und füllt mich an vom Scheitel bis zur Sohle mit wilder Grausamkeit!
Macht mein Blut dick, verstopft den Zugang und den Weg zum Mitleid,
dass keine Reue, kein Erbarmen den Mordplan hemmt!
Kommt zu meinen Brüsten, ihr Höllengeister, nehmt meine Milch für Galle,
wo immer ihr in eurem unsichtbaren Wesen dem Unheil dient!
Komm, schwarze Nacht, hülle dich in den dunklen Rauch der Hölle,
dass nicht mein scharfes Messer sieht die Wunde, die es macht,
Macbeth tritt auf
durch den zukünft'gen Gruß!
O
B
Großer Glamis! Werter Cawdor! Größer als beide
U
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G
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und nicht der Himmel, wenn die Tat er sieht, ruft: "Halt".
LADY MACBETH
Und wann geht er fort?
MACBETH
Morgen - so denkt er.
LADY MACBETH
Oh! Niemals soll die Sonne dieses Morgen sehen.
U
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Meine Geliebte, Duncan kommt hierher heut' nacht.
PR
MACBETH
H
die vor uns liegt.
R
Dein Brief hat mir den Blick geöffnet für die große Zukunft,
A
Dein Gesicht, mein Than ist wie ein Buch, worin man
seltsame Geschichten lesen kann. Um die Welt zu täuschen,
ZU
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sieh aus wie sie, Willkommen trag in deinem Blick, der Hand,
SE
der Zunge: sieh aus wie die unschuldige Blume,
doch sei die Schlange unter ihr. Für ihn, der kommt, müssen wir
TE
Vorbereitung treffen. Überlass mir, was zu geschehen hat in dieser Nacht,
die alle künft'gen Nächte und Tage unsres Lebens
EC
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Herrschaft uns geben soll und unbeschränkte Macht!
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Beide gehen ab
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Akt I, Szene 6
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Trompete; Duncan, Malcolm, Donalbain, Banquo, Rosse und Angus treten auf.
Dies Schloss hat eine vorzügliche Lage.
H
DUNCAN
BANQUO
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Die Luft ist klar und frisch, den Sinnen angenehm.
Die Schwalben, die in großer Zahl hier nisten,
zeigen, dass das Klima mild und freundlich ist.
Kein Vorsprung, Fries, kein Strebepfeiler,
wo dieser Vogel nicht sein Nest hätte.
Wo er am liebsten brütet, sagt man,
ist die Luft am reinsten.
Lady Macbeth tritt auf
DUNCAN
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Seht, unsre edle Gastgeberin!
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Verzeiht, dass wir so überraschend zu Euch kommen!
Wir wissen wohl, welch' Mühe wir Euch so bereiten.
All unsre Mühe, zweifach getan und dann verdoppelt,
LADY MACBETH
wär' nur ein schwacher Dank verglichen mit den Ehren,
mit denen Eure Majestät uns überhäuft hat. Wir stehen Euch zu Diensten.
Wo ist der Than von Cawdor? Wir folgten dicht ihm auf den Fersen
DUNCAN
und wollten eigentlich Euch seine Ankunft melden.
Doch er reitet schnell. Und seine Lieb' zu Euch, so scheint es,
für heut' nacht sind wir Eure Gäste.
Wir sind stets zu Euren Diensten, Majestät.
DUNCAN
So gebt mir Eure Hand und führt mich zum Hausherrn!
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LADY MACBETH
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hat ihn vor uns nach Haus' gebracht. Edle Frau,
Wir lieben ihn vor allen anderen und werden
H
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Akt I, Szene 7
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Sie gehen hinein
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auch weiterhin fortfahren, ihn zu ehren.
U
Die Uhr schlägt 10. Macbeth tritt auf
A
Wär' es getan damit, dass es getan ist, dann wär’ es gut,
MACBETH
ZU
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es würde schnell getan. Wär' mit dem Mord einmal für immer
SE
alles abgeschlossen, so wollt' ich hier in diesem Erdenleben
das ewige riskieren. Doch solche Taten
rächen sich schon auf Erden. Ein blut'ges Beispiel setzen wir,
TE
das kaum, dass wir's gegeben, zurückkehrt, um sich gegen uns zu wenden.
H
Duncan ist hier in doppeltem Vertrauen: ich bin sein Verwandter und Gefolgsmann,
EC
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was gegen solche Tat spricht. Dann ist er mein Gast;
ich sollte vor Mörderhand ihn schützen, nicht selbst die Klinge führen.
R
Dazu hat Duncan seine Herrschaft so milde ausgeübt und ist in seinem Amt
E
so rein gewesen, dass seine Tugenden wie Engel gegen die Sünde
N
des Mordes sprechen werden und Mitleid jedes Auge
H
mit Tränen füllen wird. - Ich habe keinen Antrieb als aufgeblähten Ehrgeiz,
O
der sich überschlägt und schnell zu Fall kommt.
Lady Macbeth tritt auf
Was ist? Was gibt es Neues?
LADY MACBETH
Er ist fast fertig mit dem Essen. Warum hast du den Raum verlassen?
MACBETH
Hat er nach mir gefragt?
LADY MACBETH
Natürlich hat er das!
MACBETH
Wir wollen nicht fortfahren in dieser Angelegenheit.
Er hat erst kürzlich mich geehrt und ich hab' große Achtung mir erworben.
Die will getragen sein in ihrem neusten Glanz
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
und nicht so plötzlich weggeworfen.
War die Hoffnung betrunken, in die du dich gekleidet hast?
LADY MACBETH
Hat sie seitdem geschlafen? Und ist sie jetzt erwacht,
um bleich und krank das anzuschau’n, was sie so freudig tat?
Von nun an schätz' ich so auch deine Liebe ein.
Hast du Angst in deiner Tat der Mann zu sein, der du im Wünschen bist?
Willst du das haben, was du für den Glanz des Lebens hältst,
Wer mehr wagt, der ist keiner.
Was für ein Tier war es dann, das dich dazu brachte,
O
B
LADY MACBETH
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G
Ich bitte dich, sei still. Ich wage, was ein Mann vermag.
MACBETH
E
und dabei als Feigling vor dir selbst dasteh’n?
mir deinen Plan zu offenbaren? Als du es wagtest, da warst du ein Mann!
Nicht Zeit, nicht Ort passten, doch du wollt'st sie herbeiführen.
R
Sie haben sich nun selbst herbeigeführt, und eben dies scheint dich zu schrecken.
FF
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reißen von meiner Brust und ihm den Kopf zerschmettern,
Ü
und würde es doch, während es mir entgegenlächelt,
H
Ich hab' gestillt und weiß, wie schön es ist, das Kind zu lieben, das ich nähre,
U
hätt’ ich es so geschworen, wie du dies geschworen hast.
Und wenn wir scheitern?
LADY MACBETH
Dann scheitern wir! Doch nimm nur allen Mut zusammen,
A
MACBETH
ZU
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dann scheitern wir nicht. Wenn Duncan schläft, was nach der langen Reise
SE
sehr bald sein wird, dann will ich seine beiden Wächter
mit Wein und Punsch so betäuben, dass sie betrunken wie die Schweine schlafen.
am unbewachten Duncan?
TE
Was können du und ich dann nicht vollbringen
EC
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Was nicht auf die betrunk'nen Wächter schieben,
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die die Schuld an unserem Mord tragen sollen?
R
Gebär' nur Söhne mir! Dein unerschrock’nes Wesen kann nur Knaben formen!
MACBETH
Wenn die zwei Wächter wir mit Blut gezeichnet und ihre Dolche
E
zum Mord benutzt haben, wird man nicht annehmen, dass sie’s getan haben?
N
Wer wird es wagen, etwas andres anzunehmen,
LADY MACBETH
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wenn wir unser Jammern über seinen Tod anstimmen?
Ich bin entschlossen. Gespannt zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv.
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MACBETH
Fort! Täuschen wir mit heit'rem Blick die Runde,
Falsches Gesicht verbirgt des falschen Herzens Kunde.
Beide gehen ab
Akt II, Szene 1
Burghof nachts; die Uhr schlägt zwölf. Der König und sein Gefolge sind zu Bett gegangen. Macbeth
tritt auf.
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Ist das ein Dolch, den ich hier vor mir sehe,
MACBETH
den Griff mir zugekehrt? Komm, lass dich fassen!
Ich hab' dich nicht, doch seh' ich dich noch immer.
Kann ich dich greifen nicht, wie ich dich sehen kann?
Bist nur ein Truggebilde du, ein Blendwerk,
das dem überhitzten Hirn entspringt?
Ich sehe dich noch immer, so klar wie diesen,
den ich jetzt ziehe.
solch eine Waffe wollte ich benutzen.
O
B
Meine Augen werden von den andren Sinnen
U
N
G
E
Du zeigst mir den Weg, den ich gehen wollte,
getäuscht, oder sie sind mehr wert als der Rest.
ist Blut, das vorher nicht da war. - Es ist nicht Wirklichkeit,
Ü
Nun ist es Nacht, und auf dieser Seite unsrer Welt
H
es ist das blutige Geschäft, das so vor meinem Auge Form annimmt.
R
Noch immer seh' ich dich, und auf deiner Klinge, deinem Griff
FF
PR
scheint die Natur erstorben. Alpträume quälen die Schlafenden,
U
und Hexen treiben ihre schwarze Kunst,
Die Uhr schlägt zwei.
ZU
R
zieht seine stumme Bahn.
A
der bleiche Mond, vom Wolfe angeheult,
SE
Ich geh' hinein, die Glocke ruft mich.
Hör sie nicht Duncan, 's ist deine Totenschelle,
EC
LE
H
Er geht hinein
TE
sie ruft dich in den Himmel oder - zur Hölle.
Akt II, Szene 2
R
Lady Macbeth tritt auf
E
Der Wein, der sie betäubt hat, hat mich kühn gemacht.
LADY MACBETH
N
Die Türen stehen offen, die betrunk'nen Wächter
H
spotten schnarchend ihres Auftrags.
O
Ich habe ihren Trank so angereichert, dass sie wie Tote schlafen.
Ich habe ihre Dolche bereitgelegt, dass er sie sieht.
Hätt' er nicht im Schlafe meinem Vater geglichen,
ich hätt' es selbst getan. - Da, mein Mann!
MACBETH
Ich habe es getan. Wer liegt in der zweiten Kammer?
LADY MACBETH
Des Königs Söhne, Malcolm und Donalbain.
MACBETH
Als ich vorbeiging, da lacht' der eine im Schlaf,
der andre rief "Mord", so dass sie einander weckten.
Ich stand da und lauschte und hörte,
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
wie sie beteten. Einer rief: "Gott sei uns gnädig!",
und "Amen" der andere, als säh'n sie mich mit diesen blut'gen Händen.
Doch ich, ich konnt' nicht "Amen" sprechen, als der eine sagte
"Gott sei uns gnädig!"
LADY MACBETH
Denk nicht so tief darüber nach!
MACBETH
Doch warum konnte ich nicht "Amen" sagen, tat mir doch
die Gnade am meisten not? Und "Amen" blieb mir in der Kehle stecken.
An solche Taten darf man nicht in dieser Weise denken,
LADY MACBETH
E
sonst wird man verrückt!
Mir war, als riefen sie "Schlaft nicht mehr! Macbeth mordet den Schlaf!
MACBETH
U
N
G
O
B
Den unschuldigen Schlaf! Den Balsam der verletzten Seele."
Und es rief immer weiter: "Schlaft nicht mehr! Glamis hat den Schlaf gemordet,
und darum soll Cawdor nicht mehr schlafen! Macbeth soll nicht mehr schlafen!"
R
Wer soll geschrien haben? Hör auf mit diesem Wahnsinn!
LADY MACBETH
FF
PR
und beschmiere die schlafenden Diener mit dem Blut!
Ü
Sie müssen drinnen liegen! Bring sie zurück
H
Geh, wasch das Blut von deinen Händen - warum hast du die Dolche mitgebracht?
U
Ich geh' nicht mehr hinein. Ich bin entsetzt, wenn ich dran denke,
MACBETH
A
was ich getan habe. Es nochmal anzublicken wag' ich nicht.
Wie schwach! Gib mir die Dolche! Wenn er noch blutet,
LADY MACBETH
SE
Es muss wie ihre Schuld aussehen.
Sie geht hinein. Draußen klopft es.
Was ist das für ein Klopfen? Was ist los mit mir,
TE
MACBETH
ZU
R
will ich die Gesichter der Wächter beschmieren.
dass jeder Ton mich so erschreckt?
EC
H
Was sind das für Hände? Kann jemals alles Wasser des großen Ozeans
LE
dies Blut von meinen Händen waschen?
R
Lady Macbeth kommt zurück
Meine Hände sind blutig wie die deinen,
LADY MACBETH
N
Es klopft wieder
E
doch würde ich mich schämen, ein so bleiches Herz zu haben.
H
Es klopft am Südtor. Schnell in unsre Kammer.
O
Ein wenig Wasser reinigt uns von aller Schuld.
Nun komm! Man darf nicht sehen dass wir wach sind!
Sei nicht so verloren in Gedanken!
MACBETH
Meine Tat zu kennen heißt, es wäre besser,
mich selber nicht zu kennen. Weck Duncan auf mit deinem Klopfen!
Ich wollt' du könntest's.
Beide gehen ab
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
Akt II, Szene 3
Was für ein Geklopfe, mein Gott. Ich stell mir grad vor, ich wär der Pförtner vom
Höllentor. Da hätt' ich was zu tun. Klopfen Klopf, klopf, klopf! Wer da, in Teufels
Namen? Ah, ein Schneider, der hierher gekommen ist, weil er mehr Tuch beiseite
geschafft hat, als er für die Hose aufgebraucht hat. Komm rein, hoffentlich hast du
genug Taschentücher mitgebracht, bei uns in der Hölle kommst du ganz schön ins
Schwitzen. Klopfen Klopf, Klopf, Klopf! Wer da? Ein Bauer, der sich aufgehängt hat,
weil er seine Übermenge nicht verkaufen konnte. Komm rein zu uns, hier kriegst
du den gerechten Lohn. (Klopfen) Klopf, Klopf, Klopf! Wer kommt denn hier? Ein
meineidiger Politiker, der sein Ehrenwort gebrochen hat und sich doch nicht in den
Himmel schwören konnte. Nur hereinspaziert, Euer Ehren, bei uns kriegt Ihr einen
Ehrenplatz. Klopfen Klopf, Klopf! Nicht mal nachts hat man seine Ruhe! Hier ist es
viel zu kalt für die Hölle. Ich will kein Höllenpförtner mehr sein. Klopfen Ich komm' ja
schon, verdammt noch mal!
U
N
G
Er öffnet das Tor. Macduff und Lenox treten ein.
O
B
E
PFÖRTNER
PFÖRTNER
Verzeiht Herr, es ist mitten in der Nacht. Wir haben gesoffen, bis der Hahn gekräht
hat. Und das Saufen bringt drei Dinge mit sich.
MACDUFF
Was sind das denn für drei Dinge, die das Saufen mit sich bringt?
PFÖRTNER
Eine rote Nase, Müdigkeit und - Urin. Geilheit, mein Herr, ruft es sozusagen hervor
und wieder weg. Es ruft das Wollen hervor, verhindert aber die Ausführung. Man kann
also sagen, dass das Saufen sich bezüglich der Geilheit ambivalent verhält. Es ruft sie
hervor und verhindert sie gleichzeitig. Es lässt sie aufstehen, und wieder umfallen.
MACDUFF
Ich glaube, das Saufen hat dich heut’ nacht umfallen lassen.
PFÖRTNER
Das hat es Herr, das hat es. Ich glaub', es hat mich überwältigt.
MACDUFF
Ist dein Herr schon wach?
H
Ü
FF
U
A
ZU
R
SE
R
Na, mein Freund, bist du so spät ins Bett, dass du um die Zeit noch schläfst?
PR
MACDUFF
Macbeth tritt auf
H
MACBETH
Guten Morgen!
Guten Morgen, liebe Freunde.
EC
LENOX
TE
Ah, unser Klopfen hat ihn geweckt. Guten Morgen, edler Herr!
MACBETH
Noch nicht.
MACDUFF
Er hat mir befohlen, ihn früh zu wecken. Ich bin schon fast zu spät.
E
geht hinein
R
Ist der König schon auf, werter Than?
LE
MACDUFF
Geht der König heute von hier fort?
MACBETH
Ja. So hat er's angeordnet.
H
O
LENOX
N
LENOX
Die Nacht war stürmisch. Wo wir schliefen,
riss der Sturm die Schornsteine herunter.
und wie die Leute sagen, hat man Wehklagen in der Luft gehört,
seltsame Todesschreie und Prophezeiungen mit unheimlicher Stimme
von schlimmem Aufruhr, Elend, Not und Tod.
Der Totenvogel schrie die ganze Nacht.
Sogar die Erde, sagen manche, hat gebebt.
MACBETH
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Ja, es war eine schlimme Nacht.
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
LENOX
Ich kann mich an keine erinnern so wie diese.
MACDUFF
kommt aus Duncans Schlafgemach O Grauen, Grauen, Grauen! Ich kann, was ich
geseh'n habe,
nicht aussprechen.
MACBETH
Was ist gescheh'n?
MACDUFF
Die Hölle hat ihr Meisterstück vollbracht,
und hat dem gottgesalbten König
LENOX
Sprecht ihr von unsrem König?
MACDUFF
Geht selbst hinein und seht das Bild des Grauens,
U
N
G
Sein Leben sagt ihr?
O
B
MACBETH
E
sein Leben skrupellos entrissen.
Ich kann jetzt nicht sprechen; geht und seht selbst.
Macbeth und Lenox gehen hinein.
Ü
Banquo! Malcolm und Donalbain, erwacht!
FF
Schüttelt ab den Schlaf, des Todes Abbild,
PR
H
Alarmglocke läutet
R
Erwacht! Erwacht! Läutet die Alarmglocke! Mord und Verrat!
und schaut den Tod selbst!
ZU
R
O, edle Frau, 's ist nicht für Eure Ohren,
MACDUFF
A
uns so früh aus unsrem Schlafe reißt?
U
tritt auf mit Kammerfrau Was ist gescheh’n, dass solcher Aufruhr
LADY MACBETH
SE
was ich berichten muß. Die bloße Botschaft würd' Euch auf der Stelle töten.
Banquo tritt auf
TE
O Banquo! Banquo! Unser königlicher Herr ist tot! Ermordet!
O weh! In unsrem Haus?
BANQUO
Zu grausam, wo auch immer. Lieber Macduff, ich bitt' dich,
H
LADY MACBETH
EC
LE
sag', dass das nicht wahr ist!
Macbeth und Lenox kehren zurück
R
Wär' ich doch nur eine Stunde vor diesem Schicksalsschlag gestorben,
MACBETH
E
gesegnet wär' mein Leben dann gewesen.
N
Von jetzt an gibt es nichts mehr von Bedeutung;
H
Tugend und Ehre sind dahin; der Wein des Lebens
O
ist ausgeschenkt, nur Hefe blieb zurück.
Malcolm und Donalbain treten auf
DONALBAIN
Ist jemand etwas zugestoßen?
MACBETH
Euch selbst; Ihr wisst's noch nicht.
Der Ursprung, die Quelle Eures Lebens ist versiegt.
MACDUFF
Der König, Euer Vater ist ermordet.
MALCOLM
O Gott, von wem?
LENOX
Seine Wächter, so scheint es, haben es getan.
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
ihre Hände und Gesichter waren blutbeschmiert,
desgleichen ihre Dolche.
Sie blickten starr wie Verrückte,
man hätte ihnen kein Leben anvertrauen dürfen.
O, jetzt bereue ich meinen Zorn,
MACBETH
dass ich sie tötete.
MACDUFF
scharf Warum habt ihr das getan?
MACBETH
Wer kann weise und bestürzt, maßvoll und wütend,
E
loyal und unparteiisch sein im gleichen Augenblick?
O
B
die Dolche, die Hände voll von Duncans Blut.
U
N
G
Hier lag Duncan bedeckt von Wunden, dort seine Mörder,
täuscht einen Ohnmachtsanfall vor O weh, helft mir!
MACDUFF
Kümmert euch um die Lady!
PR
Was schweigen wir?
MALCOLM
FF
Lady Macbeth wird von Kammerfrau fortgeführt
Ü
LADY MACBETH
U
Die Sache geht uns beide am meisten an.
in jedem Winkel uns auflauern kann?
A
Wozu hier sprechen, wo der Tod
DONALBAIN
H
sogleich zu rächen?
R
Wie konnt' ich da mich zügeln, die grauenvolle Tat
Lasst uns fertig ankleiden und später uns wiedertreffen,
SE
BANQUO
ZU
R
Lass uns fliehen; unsre Tränen sind noch nicht reif.
damit wir diese Bluttat untersuchen.
TE
Ängste und Zweifel erschüttern uns.
Ich steh' allein in Gottes großer Hand.
EC
H
So will ich kämpfen gegen den noch nicht enthüllten
LE
blut'gen, verräterischen Anschlag.
Das will auch ich.
ALLE
Wir alle.
MACBETH
Lasst uns unsre Rüstungen anlegen,
E
R
MACDUFF
N
dann treffen wir uns wieder.
H
Alle gehen ab, außer Malcolm und Donalbain
Wir wollen uns nicht zu ihnen gesellen.
O
MALCOLM
Ich geh' nach England.
DONALBAIN
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Nach Irland ich. Wir sind sicherer,
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Hans Jürgen Molsberger Shakespeares Macbeth
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