MATERIALIEN FÜR LEHRER/INNEN UND SCHÜLER/INNEN Riss durchs Leben Erinnerungen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen im Rheinland Eine Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland mit finanzieller Unterstützung durch die Europäische Union Inhaltsverzeichnis MAT 01 Deckblatt MAT 02 Inhaltsverzeichnis MAT 03 Ausstellungstitel, Tafel 1 der Ausstellung MAT 04 An die Lehrer: Die Ausstellung „Riss durchs Leben. Erinnerungen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen im Rheinland“ für Schüler – Anregungen zum Gebrauch MAT 05 Einführung zum Projekt: Tafel 2 der Ausstellung MAT 06 Einführung in die Thematik: Gisela Schwarze (aus dem Katalog) MAT 07 Zitatsammlung als Material z.B. für Arbeitsgruppen MAT 08 „Ukraine am 1. September 1941“ Karte aus: Putzger Historischer Schulatlas 1942 MAT 09 Synchronopse „Unternehmen Barbarossa“ MAT 10 Karte der Deportationswege: Tafel 20 der Ausstellung MAT 11 Fragen an die Schüler MAT 12 Hinweis auf ein neues Informationsportal „Zwangsarbeit“ beim Bundesarchiv MAT 03 Ausstellungstitel, Tafel 1 der Ausstellung Die Ausstellung „Riss durchs Leben. Erinnerungen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen im Rheinland“ für Schüler - Anregungen zum Gebrauch Die Ausstellung „Riss durchs Leben. Erinnerungen ukrainischer Zwangsarbeiterinnen im Rheinland“ ermöglicht in Bild und Text und Ton die Begegnung mit zehn Frauen aus der Ukraine, die als junge Frauen oder Mädchen zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden. Das Projekt hat vier Besonderheiten: 1. Die zehn Frauen stehen mit ihren Berichten im Mittelpunkt von Ausstellung, Katalog und CD-ROM. Man kann sie sehen (Fotos und auf der CD Video-Ausschnitte) und hören (Audio-Ausschnitte auf der CD). 2. Die Frauen waren bis auf eine alle Patientinnen an der früheren Landesfrauenklinik und Hebammenlehranstalt Wuppertal Elberfeld, heute Frauenklinik der St.-AntoniusKliniken und Akademie für Gesundheitsberufe/ Hebammenschule. Einige waren zu Operationen oder Behandlung nach einem Arbeitsunfall dort, die Mehrheit hat jedoch ihr erstes Kind unter den Bedingungen der Zwangsarbeit geboren. Drei der Kinder dieser zehn Frauen leben bis heute – zwei konnten interviewt werden. 3. Drei der zehn Frauen waren im Rahmen eines Besuchsprogramms des LVR im Jahr 2006 in Köln und Wuppertal, alle anderen und die drei, die wir schon kannten, haben wir in der Ukraine im Rahmen des Projektes zu Hause besuchen und interviewen können. Wir hatten Gelegenheit, die Frauen in ihrem alltäglichen Lebensumfeld kennen zu lernen. 4. Die Interviewfragen beziehen sich nicht nur auf die Jahre der Zwangsarbeit in Deutschland, sondern werden in den Zusammenhang des ganzen Lebens gestellt. Man lernt die Gesprächspartnerinnen also kennen in ihrem gesamten Lebenslauf. Themen, die sich zur Vertiefung in dieser Ausstellung - incl. der Begleitmaterialien Katalog und CD-ROM - anbieten, könnten demnach sein: I. Deportation und Zwangsarbeit (hierzu gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Ausstellungen, meist vor kommunalem Hintergrund), Literatur und weiterführende links finden sich im Anhang von Katalog und CD. Interessant für Schülerinnen und Schüler dürfte hier der direkte Zugang zu den Frauen sein, ihre Schilderungen aus der Sicht der Betroffenen. II. Die Situation von Frauen und Mädchen: Männer und Jugendliche waren nach Ausbruch des Krieges gegen die Sowjetunion (Juni 1941) entweder in der Roten Armee oder schlossen sich bald den Partisanen an. Die zurückbleibenden Frauen und Kinder wurden in mehreren Wellen verschleppt: Nach dem Scheitern der Versuche, junge arbeitsfähige, kräftige Leute freiwillig für die Arbeit im „Reich“ zu gewinnen, begannen Anfang 1942 die Deportationen. Da zunächst nur junge, unverheiratete Mädchen und Jungen mitgenommen wurden, wurden möglichst viele junge Leute verheiratet, um sie so der Deportation zu entziehen. Als dann im Verlauf des Krieges, der sich hinzog, immer dringenderer Arbeitskräftebedarf in Deutschland bestand, wurden die Deportationen zunehmend wahlloser. So gerieten in die Deportationswellen ab Herbst 1942 zahllose junge, frisch verheiratete und gerade schwanger gewordene Frauen. Ab 1943, nach der Katastrophe von Stalingrad, wurden auch ganze Familien mit Kindern, Alten usw. mitgenommen.. Zwangsarbeit wird hier geschildert aus dem Blickwinkel junger Frauen und Mädchen, die am Anfang ihres Lebens standen, als sie deportiert und schrecklichen Erfahrungen ausgesetzt wurden. III. Das Unrechtshandeln im Nationalsozialismus: Besetzung, Entzug von Menschenrechten, Aberkennung von Recht auf Freiheit, auf Heimat, auf Leib und Leben. (vgl. dazu die Auswahl an Zitaten) IV. Ein bei uns häufig diskutiertes Thema ist das der „Migration“, der Fremdheit in einem anderen Land, der Freiwilligkeit des Wechsels (gerade für Jugendliche). Welche Aussagen machen die Frauen, die als 15 – 20jährige in ein für sie völlig fremdes Land verschleppt wurden? Welche Formen der Diskriminierung mussten sie ertragen, gab es Gegensteuern unter den Deportierten im Lager, welche Aussagen gibt es zu den unterschiedlichen Nationalitäten und deren Verhältnis untereinander (die Forschung geht heute von insges. ca. 12 Mio. Zwangsarbeitern insgesamt aus 60 Nationen aus, die allein im „Reich“ gearbeitet haben). V. Der klassische Zwangsarbeiter ist 18 – 20 Jahre jung, weiblich und kommt aus der Ukraine: Statistisch gesehen stellten die Zwangsarbeiter ukrainischer Herkunft die größte Gruppe unter den Zwangsarbeitern insgesamt. Von diesen wiederum war die Mehrzahl weiblich (vgl. Einführung im Katalog, Statistik der Ukrainischen Nationalstiftung für Verständigung und Aussöhnung). In der vorliegenden Zusammenstellung finden Sie: 1. Eine Einführung zum Projekt (Ausstellungstafel 2) 2. Eine Einführung zum Thema „Zwangsarbeit“ (Gisela Schwarze) 3. Eine Sammlung von Zitaten von führenden NS-Leuten über „Zwangsarbeit“ und „Zwangsarbeiter“ (zur Organisation, zum Einsatz, zum Umgang etc.) 4. Historischer Schulatlas Putzger, 1942: Karte „Ukraine am 1. September 1941“ 5. Synchronopse der Kriegsereignisse „Unternehmen Barbarossa“ 6. Karte der Deportationswege (Ausstellungstafel 20) 7. Fragen an die Schüler zur Arbeit mit der Ausstellung und den Berichten der Frauen Brauweiler, den 4.11.2007 Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Dr. Bettina Bouresh Rheinisches Archiv- und Museumsamt Abtei Brauweiler Ehrenfriedstr. 19 50259 Pulheim Tel.: 02234 – 9854 358 Fax: 02234 – 9854 349 mail to: [email protected] MAT 05 Tafel 2 der Ausstellung Einführung in das Thema Zwangsarbeit Gisela Schwarze Menschenverachtender Rassenwahn „Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Das was in den Völkern an gutem Blut unserer Art vorhanden ist, werden wir uns holen, indem wir ihnen, wenn notwendig, die Kinder rauben und sie bei uns großziehen. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen, anders interesssiert mich das nicht. Ob bei dem Bau eines Panzergrabens 10.000 russische Weiber an Entkräftung umfallen oder nicht, interessiert mich nur insoweit, als der Panzergraben für Deutschland fertig wird. Wir werden niemals roh und herzlos sein, wo es nicht sein muss; das ist klar. Wir Deutsche, die wir als einzige auf der Welt eine anständige Einstellung zum Tier haben, werden ja auch zu diesen Menschentieren eine anständige Einstellung einnehmen.“ 1 Diese Rede Heinrich Himmlers vor SS-Gruppenführern in Posen am 4. 10. 1943 dokumentiert die bösartige Menschenverachtung, die mehr als 12 Jahre kennzeichnend für die NS-Herrschaft in Deutschland und Europa war. Von Beginn an hatten die Nationalsozialisten in der Tradition völkischer und antisemitischer Gruppen, die seit dem 19. Jahrhundert in Deutschland bestanden, eine besondere Stellung der „germanischen Rasse“ beansprucht. Mit in Zeiten der Genanalyse abstrus wirkenden Begriffen wir „Blutreinheit“, „Rassenhygiene“ und „völkische Lebensart“ versuchte man sich gegenüber allem sog. „Fremdvölkischen“ abzugrenzen, um das „Germanische“ im deutschen Volk weiter heranzuzüchten. Hasserfüllt macht man die jüdischen Mitbürger für alle Schwierigkeiten in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft verantwortlich, um sie nach einer Phase der Hetze umzubringen. Hitlers Weltmachtphantasien, die aus dem Wahn einer „rassischen Vorherrschaft“ erwuchsen, wurden dann Grundlage der mehrjährigen Kriegsvorbereitungen in Wehrmacht und Wirtschaft. Mit Blitzkriegen gedachte man, die Voraussetzungen für einen europäischen Großwirtschaftsraum zu schaffen, in dem der deutschen Volkswirtschaft als Konsequenz der „rassischen Führungsrolle“ die Vormachtstellung eingeräumt werden sollte. Für die europäischen Völker nahmen die Nationalsozialisten eine hierarchische Gliederung nach „germanischen“ und „fremdvölkischen“ Rassen vor. Die wirtschaftlichen Strukturierungspläne für Europa entsprachen dieser rassistischen Kategorisierung: In Westeuropa eine arbeitsteilige Industrielandschaft unter deutschen Führung, in den zu erobernden Ländern des Ostens, des Südostens und später auch des Südens das Abschöpfen der Rohstoffe und der Arbeitskräfte. Das bedeutete eine europäische Großraumwirtschaft mit einem rassistischen Gefälle von West nach Ost. Der von Hitler am 1. September 1939 entfesselte Zweite Weltkrieg diente der Verwirklichung dieser Ziele. Vernichtungskrieg „arischer Herrenmenschen“ Es begann mit dem Überfall auf Polen und der dann folgenden Ausbeutung der „Fremdvölkischen im Osten“, der Eliminierung der polnischen Intelligenz und der Ausrottung jüdischer Polen durch die SS. Der im April 1940 begonnenen Besetzung Norwegens und Dänemarks folgte am 10. Mai 1940 die Eroberung Belgiens, Luxemburgs, der Niederlande und Frankreichs. Vor Einmarsch in die Sowjetunion entwickelte Hitler am 9. Januar 1941 vor den Spitzen der Wehrmacht seine Ziele. Das Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) protokollierte: „Der 1 Zitat nach: Buchheim, H. (1965), S. 295 ff. russische Riesenraum berge unermessliche Reichtümer. Deutschland müsse ihn wirtschaftlich und politisch beherrschen, jedoch nicht angliedern. Damit verfüge es über alle Möglichkeiten, in Zukunft auch den Kampf gegen Kontinente zu führen, es könne dann von niemand mehr geschlagen werden. Wenn diese Operation durchgeführt würde, werde Europa den Atem anhalten.“2 Hitlers irrationale Weltmachtphantasien führten zu einem Kampf der Machteliten in Wehrmachtsführung, Heeresführung und unterschiedlichen Gruppierungen in Partei und SS untereinander, um einen führenden Rang in der offenen Zukunft des NS-Staates zu erlangen. Die Rangkämpfe dieser Männergesellschaft betrafen auch den Einfluss im zu erobernden Territorium im Osten, in das das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) bereits mit dem „Generalplan Ost“ den „Germanenzug“ in die zu erobernden Gebiete lenken wollte. Mit dem von NS- wie Wehrmachtsführung vor Beginn des Ostfeldzuges ergangenen Erlass „Kriegsgerichtsbarkeit im Fall Barbarossa“ und dem „Kommissarbefehl“ wurde dieser Feldzug zu einem ideologischen Vernichtungskrieg und die oft von deutschen Militärs nach dem Kriege beschworene „Anständigkeit der Wehrmacht im Gegensatz zur SS“ Lügen gestraft. Ziel war die Eroberung der Sowjetunion, die Ausrottung der osteuropäischen Intelligenz und der Juden, die Unterwerfung der sog. „slawischen Massen“ als Arbeitssklaven und die Kolonisierung weiter Gebiete durch deutsche Siedler. Am 22. Juni 1941 begann der Überfall auf die Sowjetunion, das „Unternehmen Barbarossa“. Bei ihrem Vernichtungskrieg machte die deutsche Wehrmacht bis Mitte Dezember 1941 3,35 Millionen sowjetische Kriegsgefangene, bis zum 1. Februar 1942 waren knapp 2 Millionen von ihnen tot, verhungert, erfroren – meist auf freiem Feld – oder erschossen. 3 Der Arbeitseinsatz der Überlebenden in der deutschen Wirtschaft misslang, innerhalb eines Vierteljahres waren 47 Prozent verhungert oder an Fleckfieber gestorben.4 Deportationen aus dem Osten Daraufhin drängte die deutsche Wirtschaft, insbesondere der Ruhrkohlenbergbau, auf den Einsatz ziviler Arbeitskräfte aus der Sowjetunion. Hitler und Himmler befürchteten „die rassische Verseuchung des deutschen Volkskörpers“. 5Schließlich willigten sie in die Deportation von Zivilisten unter den gleichen restriktiven Bedingungen ein, wie sie für die sowjetischen Kriegsgefangenen galten. 6 Grundlage des erzwungenen Arbeitseinsatzes war eine Verordnung des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete vom 19. Dezember 1941, die alle Bewohner der besetzten Ostgebiete „nach Maßgabe ihrer Arbeitsfähigkeit der öffentlichen Arbeitspflicht“7 unterwarf. Es entsprach der ideologisch bestimmten sektiererhaften Abgrenzung gegenüber jenen für andersartig und damit für minderwertig erklärten Völkern und Kulturen, dass insbesondere die im eigenen Volke so idealisierte Institution „Familie“ Ziel der Zerstörung bei den sogenannten „Fremdvölkischen“ war. Die „Schwächung der biologischen Kraft des Gegners“, Minderung seiner Kinderzahl und Zerstörung seiner Jugend wurden in politische Strategien umgesetzt. Dementsprechend hatte man 1940 in Polen Kinder und Jugendliche in die Zwangsarbeit getrieben und begann im Frühjahr 1942 mit Hilfe kollaborierender Milizen mit der Deportation von Kindern und Jugendlichen, Jungen und Mädchen, aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion, insbesondere aus Weißrussland und der Ukraine, 20.000 und mehr pro Woche.8 2 Schramm, P. E. (Hg.) (1965), S. 258. BA/MA Freiburg, Rh 2/2623. Abgedruckt in: Schwarze, G. (1997), S. 252f., Dok. 1. 4 Streit, Chr. (1997), S. 135. 5 Herbert, U. (1999), S. 137ff. 6 Herbert, U. (1999), S. 144f. 7 RMO, Verordnung über die Einführung der Arbeitspflicht in den besetzten Ostgebieten vom 19. 12. 1941 in: Dok. 1975 PS, IMT Bd. 29, S. 186. 8 Schwarze, G. (2005), S. 209. 3 Im Verlauf des Jahres 1942 erfassten die Deportationen dann nicht mehr nur die Jugendlichen, sondern auch die vor den Kampfhandlungen flüchtende Zivilbevölkerung, Männer, Frauen und Kinder. Am 28. August 1942 informierte die Dienststelle des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA) über einen Befehl des OKW/Wehrmachtsführungsstab an alle entsprechenden militärischen Dienststellen, „dass alle Dienststellen der Wehrmacht die Werbeaktion russischer Zivilarbeitskräfte für das Reich weitestgehend zu unterstützen haben“ und „dass die Organe des GBA in besonderen Ausnahmefällen die Erfassung von Arbeitskräften auch unter Zwangsmaßnahmen durchführen.“ Dieser Befehl erging in Absprache zwischen Generalfeldmarschall Keitel, Chef des OKW, und dem GBA, Gauleiter Sauckel.9 Einen Monat später erging der Befehl, die Flüchtlinge aus Stalingrad „aufzufangen“. Die Arbeitsfähigen sollten dem militärischen Arbeitsdienst, dem Arbeitsdienst der Organisation Todt überstellt, zum Arbeitseinsatz bei den Dienststellen der Wirtschaftsinspektion oder durch den GBA nach Deutschland gebracht werden. Die nicht arbeitsfähigen Flüchtlinge wurden in eng begrenzte Gebiete beiderseits des Don eingewiesen, wo wohl ihr Sterben eingeplant war. Zum Schluss dieser Geheimen Kommandosache des OKW/Generalstab des Heeres/Generalquartiermeister an die Heeresgruppe B bemerkt der Unterzeichner „i.A. Schnitzler“: Jede falsch verstandene menschliche Rücksichtnahme hat zu unterbleiben. Sie ginge nur auf Kosten des deutschen Soldaten.“10 Und die „menschliche Rücksichtnahme“ unterblieb. Familien wurden auseinandergerissen. In den Firmenlisten erscheinen Frauen mit Säuglingen, auch achtzigjährige Frauen. In den knapp zweieinhalb Jahren vom Frühjahr 1942 bis Ende 1944 transportierten die Einsatzstäbe der Wehrmacht und der deutschen Arbeitsämter mit Hilfe der SS- und SDEinsatzgruppen 2,5 Millionen Zivilisten aus der Sowjetunion als Arbeitssklaven ins Reich. Die Statistik weist für August/September 1944, dem Höhepunkt des Zwangsarbeitseinsatzes, 1.062.507 männliche und 1.112.137 weibliche Zivilarbeiter aus, insgesamt 2.174.644 Menschen. 11 Sie zählten unter den mehr als 10 Millionen aus allen besetzten europäischen Ländern ins Reich deportierten Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen zu den am stärksten missachteten und gepeinigten. Unzählige Menschen verschleppte man aus der Sowjetunion in die besetzten Gebiete Europas. Die Opferverbände der GUS- und baltischen Staaten nennen insgesamt 4,5 Millionen von den Deutschen deportierte Zivilisten.12 Sklavenarbeit „slawischer Untermenschen“ im Deutschen Reich Alle Männer, Frauen und Kinder durchliefen bei der Deportation die großen Lager im Osten und die Durchgangslager im Reich, in denen sie desinfiziert und hinsichtlich ihrer Arbeitsfähigkeit ärztlich begutachtet wurden. Das geschah auf entwürdigende Weise, die meisten Opfer berichten in Briefen oder bei Besuchen davon. Hier hat man alle Frauen gynäkologisch untersucht. Zeitzeugen und Briefpartner beschreiben die Behandlung der oftmals minderjährigen Mädchen als demütigend. Bei Schwangerschaft wurde bis zum 5. Monat abgetrieben, oftmals gleichzeitig sterilisiert.13 9 BA Potsdam, R 41/269. BA Potsdam, R 41/270 11 Herbert, U. (Hg.) (1991), S. 8. 12 „Erniedrigen Sie uns nicht mit Ihren Leistungen!“ Ein offener Brief der Internationalen und zehn nationalen Organisationen der NS-Opfer, Bürger der GUS- und baltischen Staaten an die deutsche Öffentlichkeit, o. D., vermutlich Januar 2002 13 Grundlage dieser Feststellungen sind die Vorgänge im zentralen Durchgangslager für Westfalen in Soest, durch das täglich jeweils 1000 Zwangsarbeiter/innen in das nördliche Ruhrgebiet, ins Münsterland und nach Ostwestfalen geschleust wurden, insgesamt ca. 200.000. Aus Soest wurden nachweislich 256 schwangere Frauen in das zentrale Entbindungs- und Abtreibungslager für Ostarbeiterinnen in Waltrop, Kreis Recklinghausen, überstellt. Auch hier trieb man bis zum 5. 10 Es war dann schicksalhaft, in welche Sklavenarbeit die Deportierten gebracht wurden. Und es war schicksalhaft, welchen Deutschen sie dabei begegneten. Sie arbeiteten in der Landwirtschaft, in der Rüstungsindustrie, in Fabriken aller Art und im Kohlenbergbau. Sie trafen auf brutale Werkmeister und Vorarbeiter, auf bösartige Nazis, auf prügelnde Bauern, aber auch auf Vorarbeiter, die heimlich etwas Essbares zusteckten, auf Bäuerinnen, die ihre ukrainischen Mädchen oder Jungen wie eigene Kinder behandelten. Die Freundlichkeiten, die den meisten so selten begegneten, haben sie alle nicht vergessen. Sie waren ein Licht der Hoffnung fürs Überleben. Alle Erinnerungen in Briefen und Erzählungen nennen den quälenden Hunger, der die Jahre in Deutschland bestimmte. Ein Teller Suppe mit Steckrüben oder Kohlblättern und zwei Scheiben „Russenbrot“, aus Schrot und Baumrinde gebacken, waren in den meisten Fällen die Tagesration. Viele wurden beschimpft, geschlagen, ausgebeutet. Sie froren in erbärmlicher Kleidung in kalten Baracken. Und zu Hunderttausenden sind sie an Entkräftung, Tuberkulose und Fleckfieber gestorben und liegen auf deutschen Friedhöfen – oftmals vergessen.14 Sexualität und Rassenpolitik Die Mehrheit der aus der Sowjetunion deportierten Mädchen und Frauen war im gebärfähigen Alter, d.h. zwischen 15 und 25 Jahren alt. Vorrangig sollten sie als willfährige Arbeitskräfte eingesetzt werden. In großer Zahl wies man sie in Arbeits- oder Fabriklager mit Männern vieler Nationalitäten ein, um deutsche Frauen vor „rassischer Versauung“ (O-Ton Himmler) zu schützen und in der Hoffnung sich dann Bordelle sparen zu können.15 Menschliche Zuneigung war bei diesen Überlegungen völlig uninteressant. Schlichte Parteiaktionisten sahen fröhliches Miteinander der jungen Leute als Ärgernis. Sie erwarteten, dass männliche und weibliche Zwangsarbeiter als geschlechtslose Arbeitstiere schufteten. Eheschließungen waren den Arbeitssklaven ohnehin untersagt. Natürlich hatten die ab 1943 vermehrt auftretenden Schwangerschaften auch andere Ursachen als Liebesbeziehungen. Dass deutsche Männer ihre Machtposition als Lagerführer, Vorarbeiter oder Landwirt missbraucht haben, ist mehrfach nachgewiesen.16 Auch haben sich hungrige Frauen prostituiert, um zusätzliche Nahrung zu bekommen. Das ganze Spektrum sexueller Verhaltensweisen entwickelte sich in den Lagern zwischen Zwangsarbeiterinnen und den Männern im Lager oder an den Arbeitsplätzen. Im 1940/41 ausgearbeiteten „Generalplan-Ost“ war bereits für den „russischen Raum“, die Ukraine und den Kaukasus eine negative Bevölkerungspolitik geplant worden. Abtreibungen und Sterilisierungen sollten propagiert, eine Säuglingssterblichkeit nicht bekämpft werden.17 Da es für deutsche Frauen zu der Zeit keine gesetzliche Indikation für Abtreibungen gab, erhielten alle Gesundheitsämter und Reichsstatthalter am 19. 9. 1940 einen Geheimerlass, dass alle jene Fälle dem Reichsminister des Innern zu melden seien, „bei denen eine ‚erbpflegerische, ethische und rassische’ Indikation angesagt sei und eine Schwangerschaftsunterbrechung außerhalb des gesetzlichen Rahmens vertretbar erscheine“.18 Die Umsetzung dieses Erlasses bedeutete nicht nur eine Variante der Euthanasie gegenüber deutschen Frauen, sondern vor allem den Beginn der Zwangsabtreibungen bei polnischen und sowjetrussischen Arbeitssklavinnen. Schwangerschaftsmonat ab. Nur wenige ukrainische Frauen finden die Kraft, über ihr damaliges Schicksal zu sprechen oder zu schreiben. 14 Die deutschen Kriegsgräberlisten verzeichnen außer unzähligen namenlosen sowjetischen Kriegsgefangenen auch die jugendlichen Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus der Sowjetunion, die in Zechen und Fabriklagern in großer Zahl starben 15 Schwarze, G. (1997), S. 111. 16 Herbert, U. (1999), S. 203, S. 293. Außerdem finden sich entsprechende Berichte in Briefen an die Verfasserin. 17 Heiber, H. (Hg.) (1958), S. 284f. 18 Garn, M. (1984), S. 37. „Schlechtrassische Säuglinge“ Die ab 1943 sprunghaft anwachsende Zahl von Schwangerschaften und Geburten bei den „Ostarbeiterinnen“ zwang Staat, Partei und Arbeitsämter zum Handeln. Abtreibungen konnte man nur bei einem Teil der Frauen durchsetzen, weil die Schwangerschaften oft zu spät gemeldet wurden. Anfängliche Abschiebungen in die Heimat waren ab Stalingrad aufgrund der territorialen Zurückeroberungen durch die Rote Armee nicht mehr möglich. Die beteiligten Dienststellen GBA und Arbeitsämter, Himmler und das RSHA, sowie Partei und Ministerien verhandelten monatelang wegen der Entbindungsmöglichkeiten und des Verbleibs der Säuglinge. Vom 2. Halbjahr 1941 bis Jahresende 1944 ergingen auf Reichsebene insgesamt 23 Erlasse zur Errichtung von Heimen für Ausländerkinder.19 Vor Ort aber musste gehandelt werden. Darum entwickelte sich ein sehr unterschiedliches Vorgehen. Entbindungen erfolgten in den damals noch zahlreichen Landkrankenhäusern, in den Krankenbaracken der großen Betriebe. Größere Krankenhäuser nahmen Schwangere auf und entbanden zu Lehrzwecken. In ganz Deutschland entstanden „Heime“ – „Ostarbeiterkinderpflegestätten“ hatte Himmler sie benannt – die die lästigen Säuglinge aufnehmen sollten. Diese Einrichtungen wurden von der Partei, der NSV20, von Kommunen, Arbeitsämtern oder Großbetrieben getragen. Zum Teil wurden hier auch die Kinder unter primitivsten Bedingungen entbunden. Bereits am 23. 12. 1942 hatte der Chef der Sicherheitspolizei im Reichssicherheitshauptamt, Müller, Himmler die unterschiedliche Behandlung der Kinder je nach Abstammung von deutschen, „germanischen“ oder „schlechtrassischen“ Vätern vorgeschlagen. Er hielt die rassische Überprüfung der Kinder durch die SS-Rasse- und Siedlungsämter für erforderlich. „Alle gut rassisch festgestellten Kinder kommen in Kinderheime, die für diese Kinder, die als Deutsche erzogen werden sollen, einzurichten sind... Die schlechtrassischen Kinder wären in Kindersammelstätten abzugeben, um ein gemeinsames Aufwachsen deutscher und fremdvölkischer Kinder zu unterbinden und die Mutter für den Arbeitseinsatz frei zu machen.“21 Bei den rassischen Überprüfungen wurde dann deutlich, dass lediglich die Rolle des Mannes als Erzeuger interessierte, seine „rassische“ Einschätzung entschied über das Schicksal des Kindes. Die Frauen hatten die Funktion von Gebärmaschinen, sie besaßen keine Rechte. Wer nicht in die Eindeutschung seines „gut-rassischen“ Kindes einwilligte, wurde der Gestapo zugeführt. Das Schicksal der übrigen Kinder, der „schlechtrassischen Säuglinge“, war jämmerlich, sie waren unerwünscht. Bereits den schwangeren Polinnen und „Ostarbeiterinnen“ verweigerte man die sonst den Schwangeren zustehende Zusatzernährung. Auch die Bestimmungen für Kleidung und Schuhe galten für sie nicht. Der Mutterschutz dauerte nur 14 Tage vor der Niederkunft und sechs Wochen danach. Auch in dieser Zeit musste „leichte Arbeit“ verrichtet werden.22 Bei der Versorgung der Säuglinge ging man davon aus, dass die Kinder gestillt würden, es stand ihnen ½ Liter Milch zu.23 Der entsprechende Runderlass enthielt noch den Hinweis auf die Hälfte der Erwachsenenernährung, d.h. in Form von Nährmitteln für die Säuglings- und Kleinkindernährung. Aber in vielen Fällen wurden diese Zuteilungen von den verantwortlichen Deutschen, dem Lagerpersonal, unterschlagen. In den meisten Firmenlagern gab es keine Milchfläschchen mit Saugern. Die Mütter waren oftmals so unterernährt, dass sie ihre Kinder nicht stillen konnten. Und so verhungerten die „schlechtrassischen Säuglinge“ zu Tausenden. Nahezu alle „Heime“ für Säuglinge und 19 Reiter, R. (1993), S. 51. NSV: Nationalsozialistische Volkswohlfahrt. Diese Massenorganisation betrieb Wohlfahrtseinrichtungen auf der Grundlage der NS-Rassenpolitik. 21 BAB, NS 22 BAB, NS 5 I DAF-Schnellbriefe. 23 BAB, NS 5 I DAF-Schnellbriefe. 20 Kleinkinder von Polinnen und „Ostarbeiterinnen“ waren Horrorstätten, in denen die Sterberate zwischen 30 und 100 Prozent lag.24 Die Opfer zweier totalitärer Systeme „Davon habe ich nichts gewusst“, war dann eine nach dem Zweiten Weltkrieg häufig gebrauchte Redewendung, wenn auf KZ-Greuel, die Vernichtung deutscher Nachbarn jüdischen Glaubens hingewiesen wurde, wenn die Alliierten Deutsche an geöffneten Massengräbern vorbeiführten. Von den Hunderttausenden verschleppter Zivilisten aus Polen und der Sowjetunion sprach man nur noch kurze Zeit, solange sie noch im Lande waren. Man erfuhr im ländlichen Raum die brutale Rache einiger Polen- und Russenbanden und war froh, als im September 1945 alle Bürger und Bürgerinnen der Sowjetunion abtransportiert waren. Von da an waren „Fremdarbeiter“ oder „Zwangsarbeit“ kein Thema mehr, weder in der deutschen Gesellschaft noch in der Geschichtsschreibung. Nur die Arbeitsämter wählten verschämt den neuen Begriff „Gastarbeiter“ für die nun verpflichteten ausländischen Arbeitskräfte. Die in die Länder des Ostblocks heimkehrenden Opfer der deutschen Zwangsarbeit wurden dort vom stalinschen Regime als „Verräter des Vaterlandes“ geächtet. Bereits in den großen Sammellagern in der Sowjetischen Besatzungszone erfolgte 1945 die „Filtration“ durch den Geheimdienst. Ehemalige Kriegsgefangene und viele zivile Zwangsarbeiter wurden gleich in die Straflager weitertransportiert. Jugendliche kamen zur „Umerziehung“ in die Rote Armee. Auch viele Frauen kamen nach Sibirien. Jene, denen es vergönnt war, die Heimat zu erreichen, durften nicht studieren, verrichteten niedere Arbeiten, blieben geächtet. Sie konnten es nicht wagen, über ihre Leiden zu sprechen, auch in der eigenen Familie nicht. Chruschtschow hatte viele Gulag-Häftlinge nach Stalins Tod 1953 begnadigt. Trotzdem wurden sie bis zur Wende 1989/90 an ihren Arbeitsplätzen geächtet und verfolgt.25 Die Rehabilitierung durch Gorbatschow kam für viele zu spät, ebenso die von Deutschland betriebenen Geldzahlungen und bürgerschaftlichen Kontakte. Trotzdem haben die unzähligen Verbindungen aus Deutschland und Österreich zu Tausenden von Opfern materielle Hilfe gebracht und ihnen nach einem geschundenen Leben in zwei totalitären Systemen ihre Würde wiedergegeben. 24 25 Schwarze, G. (1997), S. 158ff. Schwarze, G. (2005), S. 34f., S. 287ff. Materialsammlung, Zitate in Auswahl zu „Zwangsarbeit“ allgemein: vgl. Deutsches Historisches Museum http://www.dhm.de/lemo/html/wk2/kriegsverlauf/zwangsarbeit/index.html Bei denkbar sparsamstem Einsatz die größtmögliche Leistung Anweisung des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz, Fritz Sauckel, vom 20.4.1942 "Alle diese Menschen müssen so ernährt, untergebracht und behandelt werden, dass sie bei denkbar sparsamstem Einsatz die größtmögliche Leistung erbringen". Einsatz ausländischer Arbeiter und Kriegsgefangener Sauckels Programm für den Einsatz ausländischer Arbeiter und Kriegsgefangener vom 20. April 1942 „[...] Um der deutschen Hausfrau, vor allem der kinderreichen Mutter sowie der aufs höchste in Anspruch genommenen deutschen Bauersfrau eine fühlbare Entlastung zuteil werden zu lassen und ihre Gesundheit nicht weiter zu gefährden, hat mich der Führer auch beauftragt, aus den östlichen Gebieten etwa 4-500 000 ausgesuchte gesunde und kräftige Mädchen ins Reich hereinzunehmen. [...] Wenn ich auch selbst anfänglich [...] glaubte, eine Dienstverpflichtung der [deutschen] Frauen durchführen zu müssen, so sollten sich hier doch alle verantwortlichen Männer und Frauen aus Partei, Staat und Wirtschaft mit der größten Ehrfurcht [...] der Einsicht unseres Führers Adolf Hitler beugen, dessen größte Sorge der Gesundheit der deutschen Frauen und Mädchen und damit der jetzigen und zukünftigen Mütter unseres Volkes gilt.“ (IMT, Bd. 25, Dok. 016-PS, S. 63-64) „Hauswirtschaftliche Ostarbeiterinnen aus der Ukraine“ Geheimer Bericht über eine Sitzung vom 3. September 1942 bei Sauckel „[...] Der Führer hat die sofortige Hereinnahme von 400 000 bis 500 000 hauswirtschaftlichen Ostarbeiterinnen aus der Ukraine im Alter von 15 bis 35 Jahren angeordnet [...]. Der entscheidende Gesichtspunkt für die Anwerbung der ukrainischen Hausgehilfinnen ist der, dass nach dem ausdrücklichen Willen des Führers nur solche Mädchen angeworben werden, gegen deren dauernden Verbleib im Deutschen Reich nach Maßgabe ihrer Haltung und ihres Erscheinungsbildes keine Bedenken bestehen; denn es entspricht einem ausdrücklichen Wunsch des Führers, dass eine möglichst große Anzahl dieser Mädchen bei Bewährung eingedeutscht wird. Der Führer hat in diesem Zusammenhang geäußert, dass wir unser schulmäßiges Wissen um die Völkerwanderung revidieren müssten, [...]. Die Germanen haben sich ‚wie die Bienen’ ausgebreitet: Nur die jungen Völker sind ausgeflogen, während die alten daheimgeblieben sind. Dies ist die Erklärung dafür, weshalb sich gerade in der Ukraine und im nördlichen Schwarzmeergebiet eine so große Anzahl blonder und blauäugiger Menschen befindet, [...]. Hier kann es sich nur um bäuerliche Nachkommen sesshaft gebliebener germanischer Stämme handeln, deren Wiedereindeutschung nur eine Frage der Zeit sei. In 100 Jahren sollen nach dem Willen des Führers 250 Millionen deutschsprechende Menschen in Europa leben. Steht somit die Hereinnahme ukrainischer Hausgehilfinnen nicht nur unter arbeitseinsatzmäßigen, sondern auch unter rassischen Gesichtspunkten, so ergibt sich daraus zwangsläufig die Notwendigkeit einer Sonderbehandlung dieser Arbeitseinsatzmaßnahme, was nicht ausschließt, dass die Hausgehilfen aus der Ukraine vorerst als Ostarbeiterinnen anzusehen und mit dem Kennzeichen ‚Ost’ zu versehen sind.“ (IMT, Bd. 25, Dok. 025-PS, S. 84-85) „ … nur diese Arbeitskräfte“ Erfahrungsbericht vom 21.6.1943 über den Einsatz sowjetischer Zwangsarbeiter bei Carl Zeiss Jena „Der Einsatz der Ostarbeiter, vor allem der Ostarbeiterinnen, hat in unserem Hause überall Erfolge gezeigt. [...]. Von den Betriebsabteilungen, die zuerst dem Einsatz der Ostarbeiter abwartend gegenüberstanden, wird heute immer wieder der Wunsch laut, nur diese Arbeitskräfte zu bekommen. Ihre Arbeitsehrziehung, ihre geringen Versäumnisse, die Unmöglichkeit des In-Urlaub-Fahrens sind wichtige Erleichterungen für die Stetigkeit im Fertigungsablauf des Betriebes. Unter der Führung von verantwortungsbewussten deutschen Arbeitskameraden und -kameradinnen erfüllt insbesondere die Ostarbeiterin weitgehend die mit unserer Fertigung verbundenen Aufgaben. Unser Wunsch ist deshalb: noch mehr Ostarbeiterinnen.“ (Bleyer, Wolfgang und Klaus Drobisch: Dokumente zur Ausbeutung ausländischer Zwangsarbeiter durch das deutsche Monopolkapital im zweiten Weltkrieg. In: Bulletin des Arbeitskreises „Zweiter Weltkrieg“, Nr. 3,1970, S. 67.) Sie halten zehn Stunden durch und machen jede Männerarbeit… Sauckel auf einer Tagung der Arbeitseinsatzstäbe am 6.1.1943: „Freilich, vor Maschinen stelle ich, solange ich sie von Ihnen bekomme, Russinnen. Was da drüben in Sowjetrussland lebt, ist gesund. Ich werde diese Russinnen zu Hunderten und Tausenden ansetzen. Sie werden für uns arbeiten. Sie halten zehn Stunden durch und machen jede Männerarbeit. Die Russinnen brauchen keine besondere Freizeit, um ihren Haushalt in Ordnung zu halten; sie brauchen keinen Waschtag. Das alles aber muss unseren deutschen Frauen ermöglicht werden.“ (zit. nach: Vögel, Bernhild: „Wir haben keinen angezeigt“. Sowjetische Zwangsarbeiterinnen in Nazi-Deutschland. In: Lust und Last. Sowjetische Frauen von Alexandra Kollontai bis heute. Hrsg. von Kristine von Soden. Berlin 1990, S. 66) …gerade gut genug Der Generalbevollmächtigte Arbeitseinsatz (GBA), Sauckel, aus dem Jahre 1943 „Vor Maschinen stelle ich keine deutschen Frauen, dafür sind die Russinen [!] gerade gut genug.“ (Aktenvermerk des Beauftragten des Chef OKW beim GBA vom 9.1.1943 über die Tagung des GBA in Weimar am 6. und 7.1.1943, zitiert nach Bajohr, S. 254) … die deutschen Frauen abzulösen Rundschreiben der Bezirksgruppe Süddeutschland der Wirtschaftsgruppe Bergbau vom 25.6.1942 „Da die Arbeitsschutzbestimmungen nicht für russische Zivilarbeiterinnen gelten, können diese mit allen vorkommenden Arbeiten beschäftigt werden. Es ist dabei zu berücksichtigen, dass die Frau in Sowjetrussland auch schwerste Arbeiten verrichtet (z.B. Bergbau untertage). Die Möglichkeit des Einsatzes russischer Zivilarbeiterinnen bietet zugleich die Möglichkeit, die noch im Bergbau mit körperlich schweren oder schmutzigen Arbeiten beschäftigten deutschen Frauen abzulösen.“ (zit. nach: Annegret Hansch-Singh: Rassismus und Fremdarbeitereinsatz im Zweiten Weltkrieg. Berlin, 1991, S. 149, Fn. 49) Schutz der Würde deutscher Frauen gegen die „Triebhaftigkeit der Slawen“ Himmler, Rede vor Gauleitern und anderen Parteifunktionären am 29.2.1940 „Es ist außerdem ja dafür gesorgt, dass eine genügende Anzahl polnischer Frauen und Mädel mit herüberkommen [!], so dass also hier von einer Notwendigkeit gar nicht die Rede sein kann“. (In: Heinrich Himmler: Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen. Hrsg. von Bradley F. Smith und Agnes F. Peterson. Frankfurt, Berlin, Wien 1974, S. 134). betr.: Behandlung schwangerer ausländischer Arbeiterinnen und der im Reich von ausländischen Arbeiterinnen geborenen Kinder Anordnung des Reichsführers SS und Chefs der Deutschen Polizei, Himmler, vom 27.7.1943 „Betrifft: Behandlung schwangerer ausländischer Arbeiterinnen und der im Reich von ausländischen Arbeiterinnen geborenen Kinder [...] Nach der Entbindung werden die ausländischen Arbeiterinnen gemäss den Anordnungen des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz baldmöglichst der Arbeit wieder zugeführt. Die Entbindungen sollen gemäss Weisung des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und des Reichsgesundheitsführers tunlichst in besonderen Abteilungen der Krankenreviere in den Wohnlagern oder den Durchgangslagern stattfinden. Die Aufnahme in eine Ausländer-Krankenbaracke bei einem deutschen Krankenhaus oder ganz ausnahmsweise in eine deutsche Krankenanstalt kommt nur beim Vorliegen von Regelwidrigkeiten in Frage oder bei der Notwendigkeit, für die Ausbildung von Studenten oder Hebammenschülerinnen das Untersuchungsgut zu schaffen. In diesen Fällen muss die Trennung von deutschen Schwangeren gewährleistet sein. [...] Die von den ausländischen Arbeiterinnen geborenen Kinder dürfen auf keinen Fall durch deutsche Einrichtungen betreut, in deutsche Kinderheime aufgenommen oder sonst mit deutschen Kindern gemeinsam aufwachsen und erzogen werden. Daher werden in den Unterkünften besondere Kleinkinderbetreuungseinrichtungen einfachster Art – „Ausländerkinder-Pflegestätten“ genannt errichtet, in denen diese Ausländerkinder von weiblichen Angehörigen des betreffenden Volkstums betreut werden.[...] Die Notwendigkeit, den Verlust deutschen Blutes an fremde Volkskörper zu verhindern, wird durch die Blutopfer des Krieges verstärkt. Es gilt daher, die Kinder von Ausländerinnen, die Träger zum Teil deutschen und stammesgleichen Blutes sind und als wertvoll angesehen werden können […] nach Möglichkeit dem Deutschtum zu erhalten und sie daher als deutsche Kinder zu erziehen. Aus diesem Grunde ist in den Fällen, in denen der Erzeuger des Kindes einer Ausländerin ein Deutscher oder ein Angehöriger eines artverwandten stammesgleichen (germanischen) Volkstums ist, eine rassische Überprüfung des Erzeugers und der Mutter durchzuführen. […] Die gesundheitliche, erbgesundheitliche und rassische Untersuchung wird von den Ärzten der Gesundheitsämter durchgeführt. Dem SS-Führer im Rasse- und Siedlungswesen als Vertreter des zuständigen Höheren SS- und Polizeiführers in seiner Eigenschaft als Beauftragter des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums wird gleichzeitig Gelegenheit gegeben, seinerseits seine Feststellungen nach den Richtlinien des Reichsführers SS zu treffen. […] Die Übernahme des gut-rassischen Kindes in die Betreuung des NSV oder des Lebensborns wird meist dessen Trennung von der am Arbeitsplatz verbleibenden Mutter notwendig machen.[…]“ (Połozenie polskich robotników przymusowych w Rzeszy 1939- 1945. Documenta occupationis. Bd. IX., Hrsg. von Czesław Łuczak. Poznań 1975, S. 225230) Aus: Bernhild Vögel „Entbindungsheim für Ostarbeiterinnen“ Braunschweig, Broitzemer Straße (200PDF- Ausgabe2005) „Ostarbeiterinnen“ in Krankenhäusern Der Präsident des Landesarbeitsamtes Niedersachsen betonte, dass die Einweisung von schwangeren „Ostarbeiterinnen“ in Krankenhäuser „im allgemeinen nicht zu verantworten“ sei, es sei denn, die Schwangeren dienten als Lehrobjekte für Hebammenschulen. (Vgl. NHStA, Hann 122a XII, Nr. 183, Anordnung des Präs. des LAA vom 4.1.1943). Reichsgesundheitsführer Conti legte großen Wert darauf, dass Hebammenlehranstalten und Universitätskliniken genügend „Ostarbeiterinnen“ als „Hausschwangere“ erhielten. (Vgl. BA, R 18/3781; NHStA, Hann 122a XII, Nr. 202 (Universitätsklinik Göttingen); NStA Wf, 12ANeu Fb.13, Nr. 2210) Pflegesatz Zu der Frage, wie hoch der „Pflegesatz“ sein sollte, hatte Bornemann von der AOK konkrete Vorstellungen entwickelt. Die Krankenkassen übernahmen nämlich bei „Ostarbeiterinnen“ und Polinnen nur die Kosten für maximal zehn Tage der Arbeitsunfähigkeit nach der Entbindung. Das entsprach einer Pauschale von 39 Reichsmark. Dabei hatten die „Ostarbeiterinnen“ nur Anspruch auf die Sachleistungen (Versorgung mit Arzneimitteln, Krankenhaus- und Heilpflege, Hebammenhilfe), nicht aber auf die Barleistungen der Wochenhilfe. Sie erhielten weder Wochen- noch Stillgeld. (Vgl. BA, R 42 II/35, Sonderrundschreiben 17/42 des RV der OKK vom 29.8.1942; RABl. 1942 V, S. 432). Für eine deutsche Wöchnerin gab die AOK in Braunschweig immerhin durchschnittlich 329 Reichsmark (RM) an Wochenhilfeleistungen aus, davon waren 277 RM Bar- und 52 RM Sachleistungen.) Der Pflegesatz von 4 RM pro Aufenthaltstag im „Entbindungsheim“ war so berechnet, dass die Frauen das „Heim“ nach „ungefähr acht Tagen“ verlassen mussten. Mindestschutz Nicht berücksichtigt waren im neuen Mutterschutzgesetz (Mai 1942) „Gedanken einer rassischen und erbbiologischen Auslese“. Diese sollten beim späteren Ausbau des Gesetzes Berücksichtigung finden. Eine „rassische Auslese“ war allerdings bereits dadurch erreicht, dass das Mutterschutzgesetz nur für Frauen galt, die die deutsche Staatsangehörigkeit besaßen oder „deutsche Volkszugehörige“ waren. Frauen aus bestimmten Ländern wie Italien, Bulgarien, Spanien, Norwegen, den Niederlanden u.a. wurden 1943 in den Mutterschutz einbezogen. Doch ein Viertel aller erwerbstätigen Frauen, die polnischen und sowjetischen Zwangsarbeiterinnen, waren vom Mutterschutz ausgeschlossen. Offiziell galt für sie der sogenannte Mindestschutz, der zwei Wochen vor der Entbindung und sechs Wochen danach umfasste. „Zu beachten ist, dass (...) bei Frauen unter Mindestschutz auch Heimarbeit statthaft ist. Für solche Arbeit ist zu sorgen, auch wenn die Frauen in besonderen Lagern zusammengezogen sind.“ Anfangs gab es unterschiedliche Anweisungen zur Ernährung der Schwangeren. Das Amt für Arbeitseinsatz der DAF gab am 22. Januar 1943 bekannt, dass „Ostarbeiterinnen“ dieselben Zulagen wie deutsche Schwangere erhalten sollten. Doch das DAF-Frauenamt stellte eine Woche später klar, dass „Ostarbeiterinnen, Polinnen und Jüdinnen“ keine Zulagen für Schwangere und Wöchnerinnen zustanden. Ernährung Gerade weil sie nicht stillen sollten, wurde den Kindern 1/2 Liter Vollmilch zugebilligt. Mit dem Verweis auf den Erlass des Reichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft vom 6. Oktober 1942 war klar, dass die Ernährung der polnischen und sowjetischen Kinder ins Belieben der örtlichen Behörden gestellt war. Darin hieß es nämlich: „In verschiedenen Lagern sind auch Kinder untergebracht. Diese können wöchentlich 1500 g Brot und die Hälfte der den Ostarbeitern sonst zustehenden Lebensmittel erhalten. Außerdem können Kleinstkindern bis zu 3 Jahren ½ 1 Vollmilch, Kindern von 3 - 14 Jahren ¼ 1 Vollmilch gewährt werden.“ Auf die Folgen der Formulierung „können erhalten“ wurde Hilgenfeldt, der Leiter des Hauptamtes für Volkswohlfahrt, aufmerksam, als er das „Ostarbeiterkinderheim“ in Spital besichtigte und feststellte, dass die Säuglinge dort nur einen halben Liter Milch und eineinhalb Stück Zucker pro Tag erhielten. „Bei dieser Ration müssen die Säuglinge nach einigen Monaten an Unterernährung zugrunde gehen. Es wurde mir mitgeteilt, dass bezüglich der Aufzucht der Säuglinge Meinungsverschiedenheiten bestehen. Zum Teil ist man der Auffassung, die Kinder der Ostarbeiterinnen sollen sterben, zum anderen Teil der Auffassung, sie aufzuziehen. Da eine klare Stellungnahme bisher nicht zustande gekommen ist, und wie mir gesagt wurde, man ‚das Gesicht gegenüber den Ostarbeiterinnen wahren wolle‘, gibt man den Säuglingen eine unzureichende Ernährung, bei der sie, wie schon gesagt, in einigen Monaten zugrunde gehen müssen.“ Hilgenfeldt ließ Gauleiter Eigruber bitten, vorläufig eine ausreichende Ernährung der Säuglinge sicherzustellen (Umtausch der für Kleinkinder nicht geeigneten Bestandteile der halben Ostarbeiterration in Kindernährmittel) und forderte von Himmler eine grundsätzliche Stellungnahme: „Die augenblickliche Behandlung der Frage ist m. E. unmöglich. Es gibt hier nur ein Entweder – Oder. Entweder man will nicht, dass die Kinder am Leben bleiben – dann soll man sie nicht langsam verhungern lassen und durch diese Methode noch viele Liter Milch der allgemeinen Ernährung entziehen; es gibt dann Formen, dies ohne Quälerei und schmerzlos zu machen. Oder aber man beabsichtigt, die Kinderaufzuziehen, um sie später als Arbeitskräfte verwenden zu können. Dann muss man sie aber auch so ernähren, dass sie einmal im Arbeitseinsatz vollwertig sind.“ (14 BA, NS 19/3596, Schreiben Hilgenfeldts an Himmler vom 11.8.1943 (auch NO 4665). Für die Pflege und medizinische Versorgung der Frauen und Kinder wurde ausschließlich ausländisches Personal eingestellt: Die Säuglingskost – angeblich dieselben Mengen wie für deutsche Kleinkinder – wurde von der Hebamme Blonska zubereitet. Die Milch lieferte der Milchhändler L. aus Broitzem. Im Mai 1946 wurde dieser „ambulante“ Händler vom Gewerbeamt der Stadt Braunschweig überprüft: „Bei der Überprüfung des geschlossenen Milchwagens wurde festgestellt, dass sämtliche Kannen und Maße verdreckt waren. In den Deckeln der Gießkannen wurden tote Fliegen gefunden. In den Kannen und Gefäßen saß ein übelriechender Schlick. Der Betrieb des L. wird sehr schmutzig geführt. Strafanzeige wird erstattet.“ Todesfälle Wie der Stadtassistent S. vom Gewerbeamt weiter berichtete, war L. „schon früher wiederholt wegen Schmutz aufgefallen“. (Vgl. 41 StA Bs, E 32,6, Nr. 16, Bericht des Gewerbeamtes vom 2.5.1946, Überprüfung des Milchhandels. ) Von den 51 Kindern, die in der Zeit von Mai bis August 1943 im „Entbindungsheim“ geboren wurden, waren 21 (davon zwei in der Kinderheilanstalt) bis Ende September 1943 gestorben. Die Zahl der Todesfälle stieg kontinuierlich. „Darüber beunruhigt, befragte sich Herr Hertel bei Dr. Kŝanda, der meinte, dass die Kinder in sehr schwächlichem Zustand geboren werden, dass aber auch die zu kurze Stillzeit nicht ohne nachteilige Wirkung sei. In der Zeit August bis September trug Herr Hertel dem Kreisobmann Mauersberg seine Bedenken wegen der Sterblichkeit vor, deren Ursache er vor allem auch auf die viel zu kurze Stillzeit zurückführe. M. erwiderte: ‚Darüber, Herr Hertel, machen Sie sich mal keine Sorgen, diese Verantwortung übernehmen wir.’“ (NStA Wf, 12ANeu Fb.13, Nr. 2240, Der Leiter der AOK an das Staatsministerium, 15.4.1946). Neben dem verhaltenen kirchlichen Protest muss es immer wieder Stimmen gegeben haben, die die Abtreibungen aus Gründen des Arbeitseinsatzes ablehnten. Gegen diese wandte sich Conti in scharfer Form: „Ostarbeiter und Bevölkerungspolitik Im Hinblick auf die Schwangerschaftsunterbrechungen bei Ostarbeiterinnen taucht immer wieder die Ansicht auf, dass ein Interesse an dem Geborenwerden zukünftiger Ostarbeiterhilfskräfte bestehe. Hierzu muss betont werden, dass diese Ansicht völlig abwegig ist. Es besteht ein dringendes Kriegsinteresse daran, dass die Ostarbeiterinnen jetzt in der Rüstungsproduktion arbeiten. Sich um die Zahl zukünftiger Ostarbeiter oder -arbeiterinnen Gedanken zu machen, besteht angesichts der bevölkerungspolitischen Lage nicht die mindeste Veranlassung. Eine solche Meinung läßt eine völlige Unkenntnis der Sachlage und mangelndes Verständnis für die bevölkerungspolitischen Fragen erkennen. München, 26.2.1944 Dr. L. Conti.“ (BA, NSD 28/8, Informationsdienst des Hauptamtes für VoIksgesundheit der NSDAP, Nr. 1-3/1944; vgl. auch Schreiben Contis an Speer vom 30.5.1944 (BA, R 3/1575). Unterbrechung der Schwangerschaft Waren die Frauen aber nicht bereit, die Abtreibung zu beantragen, wurde die „Freiwilligkeit“ von der Gestapo hergestellt. So ordnete die Gestapo Frankfurt Anfang 1944 an: „Die bei Ostarbeiterinnen und Polinnen festgestellten Schwangerschaften sind meiner Dienststelle unter Angabe der genauen Personalien der Ostarbeiterin bzw. Polin und des Schwängerers, des Monats der Schwangerschaft, der Volks- bzw. Staatszugehörigkeit des Schwängerers, sowie beider Aufenthaltsort bzw. Anschrift des Betriebes unverzüglich zu melden. Ferner ist in jedem Falle die Einwilligung der Schwangeren zur Schwangerschaftsunterbrechung schriftlich herbeizuführen. Ist sie zu einer solchen Erklärung nicht zu bewegen, ist der Meldung ein entsprechender Vermerk beizufügen. Die Berichte bitte ich nunmehr unmittelbar und ausschließlich meiner Dienststelle zuzuleiten, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden, da in den meisten Fällen die Schwangerschaften schon soweit vorgeschritten sind, dass ein Eingriff sofort erfolgen muss.“ Wie das folgende Dokument belegt, wurden schwangere Frauen, die die Einverständniserklärung nicht unterschrieben, von der Gestapo in Haft genommen, nach der sie – körperlich und seelisch gebrochen – „sehr gerne“ auf die Austragung des Kindes verzichteten. „Geheime Staatspolizei Neustadt a.d. Weinstrasse, den 13.7.43Staatspolizeistelle– Saarbrücken –Aussendienststelle Neustadt / Wstr. B. Nr. 4060/43 – II E – Vernehmungsniederschrift Aus der Haft vorgeführt erscheint freiwillig die Ukrainerin Anna Kykolak, geb. am 26.5.1912 in Wroblowice, nähere Personalien bekannt, und erklärt:‚Da mich der vermutliche Mündelvater nicht heiraten will und ich ohne Ehemann mit einem Kinde nicht nach Hause kommen darf, möchte ich sehr gerne das Kind nicht austragen. Auch fühle ich mich körperlich nicht so, dass ich ein Kind normal austragen kann. Aus diesem Grunde bitte ich, mich einem Arzte vorzustellen, damit mir die Möglichkeit zur Schwangerschaftsunterbrechung gegeben wird.‘ gez. Unterschrift Geschlossen mit dem Vermerk, dass vorstehende Niederschrift der Beschuldigten vom Unterzeichneten in polnischer Sprache vorgelesen wurde.gez. Kasturn Krim. Sekretär. (IfZ, NO 5702). Die ärztlichen Todesbescheinigungen wurden an das Gesundheitsamt geschickt, dort registriert und ausgewertet. Die Zeugin Suse D. machte auf dem Gesundheitsamt folgende Beobachtung: „Im Jahre 1942 bzw. 43 hatte ich irgendetwas im Städtischen Gesundheitsamt am Petritor zu erledigen. Während ich auf meine Reihenfolge wartete, war ich zufällig Zeuge eines Telefongesprächs der dortigen Sekretärin ( ... ) mit jemandem, der, wie es sich aus dem weiteren Gespräch ergeben hat, ein deutscher Arzt gewesen war. Die Sekretärin fragte: ‚Was geben wir also als Todesursache an?‘ Was der Arzt darauf antwortete, weiß ich nicht, und wiederum hörte ich die Sekretärin sagen: ‚Also ich schreibe einfach das Übliche – Lebensschwäche.‘ Daraus habe ich entnommen, dass hier etwas nicht in Ordnung wäre und dass solche Fälle schon öfters vorgekommen sein müßten.“ (AGK, Z 237, Aussage vom 28.3.1946 vor dem PWCMT) „Dem Deutschtum erhalten“ Im Erlass des Reichsführers SS (RFSS) über die „Behandlung schwangerer ausländischer Arbeiterinnen und der im Reich von ausländischen Arbeiterinnen geborenen Kinder“ vom 27. Juli 1943 hieß es: „Die Notwendigkeit, den Verlust deutschen Blutes an fremde Volkskörper zu verhindern, wird durch die Blutsopfer des Krieges verstärkt. Es gilt daher, die Kinder von Ausländerinnen, die Träger zum Teil deutschen und stammesgleichen Blutes sind und als wertvoll angesehen werden können, nicht den ‚Ausländerkinder-Pflegestätten‘ zuzuweisen, sondern nach Möglichkeit dem Deutschtum zu erhalten und sie daher als deutsche Kinder zu erziehen. Aus diesem Grunde ist in den Fällen, in denen der Erzeuger des Kindes einer Ausländerin ein Deutscher oder ein Angehöriger eines artverwandten stammesgleichen (germanischen) Volkstums ist, eine rassische Überprüfung des Erzeugers und der Mutter durchzuführen.“ (BA, NS 2/152, Erlass des RFSS vom 27.7.1943, S-IV D-377/42 (ausl. Arb.). In dem Dienstbericht eines „Rasseprüfers“ ist notiert: „IX. Bürgermeisteramt Bruchmühlbach am 21.10.44: ... 2. Ostarbeiterkinder: a) Polin Mari P. - Franzose Julien D., die P. ist N.Ob. 4 c/d B I – RuS III, der D. ist D.Ob.n. 4 c/d B I – RuS III, kein Interesse.“ Mit dem Urteil „kein Interesse“ dürfte das Schicksal des Kindes besiegelt gewesen sein; es kam wahrscheinlich in eine „Ausländerkinderpflegestätte“. Das Rasseurteil umfasste von a = „rein nordisch“ bis e = „rein fremdblütig oder Mischling mit außereuropäischem Bluteinschlag“ sechs Stufen. Hinzu kam eine „körperbauliche Beurteilung“, von 9 = „Idealgestalt“ bis 1 = „Missgestalt“. Körperliche Merkmale, insbesondere Kopf-, Gesichts-, Nasen-, Lippenform usw., Haut-, Haar- und Augenfarbe wurden einer 5stufigen Bewertung unterworfen. Natürlich war bei der Gesamtbewertung ausgeschlossen, dass es einen nordischen Typen mit einem mangelhaften Körperbau oder einen großen, blonden Fremdvölkischen geben konnte. Die Gesamtwertung RuS III bedeutete „ungeeignet“, IV „völlig ungeeignet“ und IV f „untragbar“. Über das Ergebnis der „rassischen Untersuchung“ sollten die Jugendämter unterrichtet werden, da sie bei positiver Beurteilung die Vormundschaftsbestellung einzuleiten hatten. (Vgl. BA, NS 2/152, Erlass des RFSS vom 27.7.1943, S-IV D-377/42 (ausl. Arb.)) Putzger, Historischer Schulatlas 1942: Die Ukraine im September 1941 aus nationalsozialistischer Sicht: „Das Werden des Großdeutschen Reiches“ Der Atlas wurde kurz nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion (ab Juni 1941) herausgegeben. Zu erkennen ist die deutsche Besetzung des ehem. Ostpolen/ Galizien (Gebiet um Lemberg), das auf dieser Karte zum „Generalgouvernement“ (seit 1939 besetztes Polen) zählt. 1939 war Ostpolen im geheimen Zusatzprotokoll des „Hitler-Stalin-Paktes“ der UdSSR/ Sowjetunion zugeschlagen worden. Daraufhin hatte die Rote Armee im Herbst 1939 Ostpolen besetzt. Beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 marschierte die deutsche Wehrmacht ein und besetzte dieses Gebiet bis September 1941. Der Besetzung folgten unmittelbar brutale Judenverfolgungen. Die Gebiete östlich davon werden hier als „Ukraine/ Wolhynien“ ausgewiesen. Bis zum Ende des Jahres 1941 waren sie ebenfalls vollständig besetzt. Nach der Niederlage in Stalingrad (Januar 1943) und der damit eingeleiteten Wende musste das deutsche Heer zurückweichen. Kiew war im November 1943 in der Hand der Roten Armee. Beachtenswert ist der zeitgenössische Kommentar zu dieser Darstellung rechts neben der Karte, der einiges über die nationalsozialistischen Ziele des Krieges gegen die Sowjetunion verrät. „Ostfront“ Juni 1941 – Mai 1945 Kriegsverlauf/ Deportationen MAT 09 (Quelle: wikipedia, Der Zweite Weltkrieg/ http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_gegen_die_Sowjetunion_) Zeitpunkt 1941 – 22.06. 1941 – 09.07. Kriegsereignis Region/ Ort D/ SU: Grenz- u Freundschaftsvertrag Hitler – Stalin („~ Pakt“) Molotow-Linie als Ostgrenze D/ SU D: Überfall Sowjetunion („Unternehmen Barbarossa“) D: Heeresgruppe Mitte Heeresgruppe Nord, Mitte,Süd: SU: sowj. OK gibt auf: 1941 – Anfg. Sept. 1941 – 21.08. 1941 – 26.09 D: Heeresgruppe Nord D: Heeresgruppe Süd D: Befehl Hitler D: Kesselschlacht D: Doppelschlacht 1941 – 17.11. SU: „Fackelmänner – Befehl“ SU: Verlegung der Kriegsproduktion D: Befehl zum Halt Bialystok, Minsk/ Smolensk Litauen, Bessarabien, DünaLinie, Westukraine Abriegelung Leningrads Siege bei Uman und Dnepr-Knie Angriff auf Ukraine Einnahme Kiew: 19.09.1941 Wjasma / Briansk Deportation/ Ort Kriegsgefangene Ziel: Besetzung der gesamten europäischen Sowjetunion 328.898 sowj.. Kriegsgefangene Ukraine in dt. Hand 660.000 sowj.. Kriegsgefangene 600.000 sowj.. Kriegsgefangene „alle Siedlungspunkte, an denen sich deutsche Truppen befinden, auf 4060 km in die Tiefe zerstören„ nach Osten hinter den Ural 1941 – „Kriegswende 16.12. vor Moskau“ bis Ende 1941: SU: 3 Mio. sowj. Gefallene, 3 Mio. Kriegsgefangene; D: ca. 1 Mio. Gefallene o Verwundete Dt. Wehrmacht u Verbündete; 1942 – D: Krimoffensive Eroberung Oleksandra L 168.198 sowj. 15./22.05 Kertsch von Donezk Kriegsgefangene (Mai 1942, ledig) 1942 - Ende D: Vernichtg. der D: Einnahme Marzelina M 240.000 sowj. Zeitpunkt Kriegsereignis Region/ Ort Deportation/ Ort Kriegsgefangene Mai sowj. „Südwestfront“ von Charkiv Kriegsgefangene 1942 – 02.06,/05.07. D: Krimoffensive Schlacht um Sewastopol Sieg in Tobruk von Zhytomyr (Mai 1942, ledig) Alina M von Konotop (Mai 1942, Jugendliche) Hanna D von Charkiv (Sommer 1942, ledig) Nordafrikaoffensive 1942 – 23.07. D: Sieg am Don 1942 – 26.07. D: Marsch auf den Kaukasus und Marsch auf Stalingrad D: Kaukasus Offensive D: ~ 1942 – 04.08. 1942 – 09.08. Einnahme Rostow am Don Einnahme Stawropol Einnahme Krasnodar/ Kuban / Maikop Einnahme Elburs Stalingrad 1942 – 21.08. 1942 – 23.08. 1942 – 06.09. D: Offensive Georgien D: Bombardierung u Angriff D: Offensive Schwarzmeer 1942 – 19.11. 1942 Winter SU: Gegenoffensive 1942 – 31.12. D: Rückzug aus dem Kaukasus 1943 – 02.02. D: Kapitulation 6. Armee Stalingrad 1943 – 16.02. 1943 – 21.02./05.03. SU: Offensive Charkiv D: Gegenoffensive Donezk SU: Einnahme Charkiv SU: Einkesselung der dt. Armee Einnahme Anapa/ Noworossijsk Stalingrad Stalingrad Anna R (Mutter Ljubov Z) von Zaporizhzhja (Winter 1942, verh., schwanger) Tatjana V aus Poltava (Winter 1942, ledig) 91.000 dt. Kriegsgefangene; 170.000 dt. Gefallene; 40.000 dt. Verwundete; 1 Mio. Tote auf russ. Seite Maria K aus Chmelnyzky (Mai 1943, verh., schwanger) Zeitpunkt Kriegsereignis Region/ Ort Deportation/ Ort Kriegsgefangene 1943 – 14.03. D: Rückeroberung Charkiv D: Einnahme Charkiv einige Tausend Opfer Zivilbevölkerung 1943 – 05.07. D: Offensive Kursker Bogen D/ SU : Panzerschlacht b Kursk Lydia T von Zhytomyr (Mai 1943, verh., schwanger) Jelisaveta G von Charkiv (Mai 1943, verh., schwanger) 1943 – 13.08. 1943 – 23.08. 1943 – November 1944 – 14.01 D: Rückzug von Kursk D: Rückzug 1944 – 12.04. 1944 – 06.06. 1944 – 09.06. SU: Offensive Krim 1944 – 23.06. SU: Auflösg. D Heeresgruppe Mitte 1944 – 03.07. 1944 – 13.07. 1944 – 01.08/ 02.10. 1944 August 1944 – Sept./ Okt. SU: Rückeroberung Weißrussland SU: Vorrücken in Galizien Aufstand „Heimatarmee“ SU: Rückeroberung Moldawien SU: Vordringen Balkan 1944 – 13.10. D: Heeresgruppe Nord 1944 Oktober SU: Panzerspitzen SU: Vormarsch SU: Offensive Landung der Alliierten SU: Eröffnung der Finn. Front SU: Einnahme Charkiv Rückeroberung Kiew Brechung d Belagerung von Leningrad Rückeroberung Krim/ Südfront Normandie/ Westfront Karel. Landenge/ Nordfront Einkesselung Witebsk / Bobruisk/ Rote Armee erreicht Warschau u Ostpreußen Minsk Lemberg bis Weichsel Warschau Chisinau Rumänien, Griechenland, Bulgarien, Jugoslawien, Waffenstillstand m Finnld Rückzug aus Riga; Front in Kurland/ Ostpreußen Königsberg, Gumbinnen, Nennersdorf 200.000 dt. Gefallene, 300.000 dt. Kriegsgefangene Zeitpunkt Kriegsereignis 1945 – 11.02. 1945 – 09.04. 1945 – 27.01. 1945 Ende Januar 1945 – 16.04 SU: Einnahme von Budapest SU: Einnahme Königsbergs SU: Befreiung KZ Auschwitz SU: Oder/ Neiße 1945 – 04.04 1945 – 13.04. 1945 – 25.04. 1945 – 28.04. 1945 – 30.04. 1945 – 02.05. 1945 – 09.05. Schlacht um Seelower Höhen SU: Einnahme Ungarn SU: Einnahme Wien Torgau: Treffen Rote Armee u US-Army D: letzte Verteidiggversuch Bln - Mussolini auf der Flucht erschossen Selbstmord Hitlers Kapitulation in Berlin D: Bedingungslose Kapitulation Region/ Ort 80 km vor Berlin Deportation/ Ort Kriegsgefangene MAT 10 Karte der Deportationswege Fragen für die Schüler beim Besuch der Ausstellung Zum Konzept der Ausstellung ? Zehn Frauen kommen zu Wort: warum erhält jede Frau zwei Tafeln? ? Drei Frauen haben jeweils „nur“ eine Tafel: wie unterscheiden sie sich von den anderen? ? Stelle zusammen: wie viele Zwangsarbeiterinnen sind unter unseren Gesprächspartnerinnen, wie viele Kinder von Zwangsarbeiterinnen? Wie viele Frauen kamen schwanger ins Krankenhaus, wie viele mit anderen Gründen? Wie viele waren Patientinnen im Krankenhaus, wie viele haben dort gearbeitet? Lebensgeschichten ? Woran erinnern sich die Interviewten aus der Zeit ihrer Kindheit? ? Holodomor – (internetrecherche) – ausführlicher bei: Maria K. ? Wie alt sind die Frauen, als sie nach Deutschland gebracht werden? ? Wie erleben die Frauen das Ende des Krieges? ? Was berichten sie über ihre Rückkehr in ihre Heimat? ? vgl. Oleksandra L. und Marzelina M., ? vgl. die Berichte der Mutter Alina M. und ihrer Tochter Magdalina H. ? Was berichten die Mütter/ Kinder, die mit Kindern „aus Deutschland“ zurück kamen? ? vgl. Ljubov Z. ? Warum heißt die Ausstellung: „Riss durchs Leben“? Deportation/ Zwangsarbeit ? Wie wird die Besetzung der Ukraine durch die Deutschen erlebt? - vgl. Tatjana V. und Marzelina M. ? Was berichten die Frauen über ihre Deportation und ihre Arbeit in Deutschland? - vgl. Tatjana V. zur Deportation und Hanna D. zum Leben im Lager ? Warum sprechen wir von „Zwangsarbeit“: ? Suche Nachweise für die folgenden Feststellungen und finde eigene Kriterien: - Die jungen Frauen wurden gegen ihren Willen deportiert. - Als „Ostarbeiterinnen“ (aus der Sowjetunion) standen sie auf der untersten Stufe der gesellschaftlichen Anerkennung. Ihnen noch untergeordnet waren nur noch „Juden“ und „Zigeuner“. - Sie lebten bis auf zwei Ausnahmen in Lagern unter sehr schweren Bedingungen. - Welches sind die beiden Ausnahmen? - Vor allem erinnern sich alle an den Hunger als ständigen Begleiter. - Die Arbeit, die sie verrichten mussten, war Schwerstarbeit. Sie waren eingesetzt in der Rüstungsindustrie, beim Trümmerräumen, nur wenige hatten das Glück, körperlich leichtere Arbeiten verrichten zu müssen. - Bewegungsfreiheit, Freizeit gab es so gut wie nicht. - vgl. „Schwebebahn in Wuppertal“ - Selbst für den geringfügigen „Lohn“ für ihre Arbeit durften sie sich nichts in den Geschäften kaufen. – Von den Polen gab es Brot für teures Geld abzukaufen. ? Suche im Atlas die Deportationswege und rechne die Kilometer aus. vgl. dazu die Berichte der Frauen zu den Deportationen. Landesfrauenklinik vgl. bes.: Maria K., Lydia T. , Jelisaveta G. ? Welche Frauen haben ein Kind in Deutschland geboren? ? Was berichten die Frauen über ihre Schwangerschaft? ? Wie groß ist die Freude über das erste Kind? ? Wie ergeht es den jungen Müttern und ihren Kindern nach der Geburt? Die Kinder von Zwangsarbeiterinnen vgl.: Magdalina H., Ljubov Z. ? Wann werden die hier vorgestellten Kinder geboren und wie alt sind sie bei der Rückkehr in die Ukraine? ? Was berichten die Kinder über ihre Kindheit? ? Wie und wann erfahren die Kinder, dass sie in Deutschland geboren wurden? Wie leben die Frauen heute? ? Beschreibe die Bilder von ihren Häusern, was kann man vom Inneren sehen, - wie sind sie gekleidet … - Was erfährt man über das Leben in der Ukraine? - ! Nutze für diese Fragestellung auch die Bilder und Beschreibungen aus der Reisereportage. Reise zu den Frauen im April 2007 ? Wie viele Kilometer mussten zurückgelegt werden, um alle Interviewpartnerinnen zu besuchen? ? Wo wohnen die Frauen heute? vgl. das mit der Angabe ihrer Heimatdörfer. ? Wie wurde das Team aus Deutschland in Empfang genommen? Fragen an sich selbst: ? Was habe ich mit diesen Geschichten zu tun? ? Wie alt waren die Frauen bei der Deportation? In welcher Lebenssituation? ? Stellen wir uns vor, es erginge uns so: Kindheit mit Holodomor, Krieg und Besetzung, Deportation, Lagerbedingungen,12 Stunden Schwerstarbeit und kaum „Freizeit“, und schließlich die „Repatriierung“ – kann ich mir das vorstellen? Kenne ich Menschen, die so etwas ähnliches erlebt haben? ? Riss durchs Leben - warum "Leben"? Die Zwangsarbeit dauerte nur wenige Jahre – warum soll das lebenslange Wirkungen haben? Informationsportal zur Zwangsarbeit im NS-Staat gestartet Vom: 16.10.2007 Dieser Tage hat das Bundesarchiv mit finanzieller Unterstützung der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" ein Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus im Internet gestartet. Das unter www.zwangsarbeit.eu auch direkt erreichbare Portal informiert über die Geschichte der Zwangsarbeit im nationalsozialistisch beherrschten Europa: Weitgehend rechtlos, diskriminiert, unter menschenunwürdigen Verhältnissen und bei schlechter Ernährung als „Menschenmaterial" für die Produktion in der Rüstungsindustrie, der Landwirtschaft und in Versorgungsbetrieben missbraucht, leisteten zwischen 1939 und 1945 mehr als 12 Millionen Frauen und Männer aus allen Teilen Europas Zwangsarbeit im Deutschen Reich. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt des Portals, das ständig erweitert werden soll, ist die Geschichte der Entschädigung und der gesellschaftlichen Rehabilitation der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter seit 1945. Neben historischen Informationen und einer umfassenden Literaturübersicht enthält das neue Angebot eine Auswahl von Archivdokumenten und zeitgenössischen Fotografien sowie Berichte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Im weiteren Ausbau des Portals wird eine Online-Recherche nach Archivgutbeständen zum Zwangsarbeitereinsatz realisiert. Zum Gelingen des Projekts werden zahlreiche deutsche und ausländische Staats- und Kommunalarchive sowie Kirchenarchive und Unternehmensarchive durch die Bereitstellung ihrer Bestandsinformationen maßgeblich beitragen. Das "Informationsportal zur Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus" richtet sich an folgende Zielgruppen: Ehemalige Zwangsarbeiter(innen) und ihre Angehörigen: Durch die Beschäftigung mit ihrem Schicksal trägt das Projekt zur Information der Betroffenen und zu einer moralischen Form der Entschädigung und zur Anerkennung ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) als Opfer des Nationalsozialismus bei. Die historisch interessierte Öffentlichkeit: Das Portal informiert umfassend über die Zwangsarbeit unter dem Nationalsozialismus, ihre ideologischen Hintergründe, ihre Organisation und die Lebensumstände der Zwangsarbeiter(innen) sowie über den Umgang mit dieser Geschichte nach 1945 bis zur Gegenwart. Das Bundesarchiv trägt damit zur historisch-politischen Bildung und zur Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit der eigenen jüngeren Geschichte bei. Die wissenschaftliche und heimatkundliche Forschung: Durch die zentrale Bündelung der vorhandenen Kenntnisse über Archivbestände zum Thema NS-Zwangsarbeit im In- und Ausland und durch die Aufbereitung dieser Daten für eine regional- und ortsbezogene Recherche wird die rasche und zielsichere Ermittlung der jeweils einschlägigen Quellen ermöglicht. Interaktive Karten stellen die Recherchevorgänge in visualisierte geographische Kontexte. Das Bundesarchiv fördert durch die Erleichterung des Quellenzugangs weitere Forschungen zur Zwangsarbeit im Dritten Reich. Außerdem enthält das Informationsportal eine Literaturübersicht, die regelmäßig aktualisiert wird, aussagekräftige digitale archivalische Dokumente und Biographien ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) sowie eine große Anzahl von Links zu Initiativen, Projekten und Einrichtungen, die sich mit der Zwangsarbeit im Nationalsozialismus beschäftigen. Die Aufbauphase des Projekts dauert vom 1.4.2007 bis zum 31.3.2009. Ein Basisangebot - noch ohne Recherchefunktion in Archivbeständen - wurde am 1.10.2007 ins Netz gestellt. Die einzelnen Tools werden während der Aufbauphase erweitert, ausgebaut und vervollständigt Kontakt: Karsten Kühnel Telefon: 03018/7770-455 [email protected] http://www.augias.net/art_5941.html