Tyrann im Rausch der Macht

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Tyrann im Rausch der Macht
Meldung vom Samstag, den 05.10.2013
Im Bild:
Nach einer Prophezeiung dreier Hexen
ermordet der siegreiche Feldherr Macbeth
(Manuel Koch, Mitte) zunächst König Duncan
(Evi Heyder, nicht im Bild) und schafft
schließlich einen Widersacher nach dem
anderen aus dem Weg. Fotos: Wunderatsch
Mit
'Macbeth'
wagt
sich
Daniel
Leistner
nun
an
eine
Tragödie
bei
den
Shakespeare-Spielen in Ludwigsstadt. Manuel Koch als Macbeth und Gerti Hertwig als
seine Frau präsentieren sich als starke Hauptdarsteller. DasPublikum dankt es ihnen mit
stehenden Ovationen.Wie von Dämonen besessen stachelt Lady Macbeth (Gerti
Hertwig) ihren Mann zu seinen grausamen Bluttaten an.Ludwigsstadt - Es ist die
Verheißung von Ruhm und Macht, die in dem schottischen Feldherren Macbeth den
Wahnsinn entfacht. Mit seinem Freund Banquo (Daniel Leistner) kehrt er siegreich vom
Schlachtfeld nach Hause zurück, als den beiden drei Hexen erscheinen. Ihre Zungen
versprechen Süßes: Graf von Cawdor und König von Schottland soll Macbeth werden;
als Vater von Königen wird Banquo gepriesen. Als Macbeth seiner Frau von dem Ereignis
erzählt, entwirft diese einen kaltblütigen Plan. Macbeth soll den König töten, um selbst
König zu werden.Souveräner SpagatNach zwei Komödien wagt sich Intendant Daniel
Leistner im dritten Jahr der Shakespeare-Spiele Ludwigsstadt nun an eine Tragödie des
englischen Dichters - und gleichzeitig an eines seiner bekanntesten Werke. Souverän
gelingt ihm der Spagat vom 'Macbeth' des 17. Jahrhunderts in die Gegenwart. Dabei
beweist Leistner auch, dass sich das einzigartige 'Ludschterisch' (ein Dialekt, der dem
Thüringischen sehr ähnelt), durchaus auch für ernstere Stücke eignet.Es sind
ausschließlich Laiendarsteller, die der Intendant in der Hermann- Söllner-Halle auf die
Bühne bittet. An ihrer schauspielerischen Leistung lässt sich dies jedoch kaum ablesen.
Mit Manuel Koch als Macbeth und Gerti Hertwig als seine Frau setzt er dem Publikum
zwei starke Hauptdarsteller vor, die sich ihre Rollen so eng an den Leib zurren, dass von
der eigentlichen Person darunter kaum etwas übrig zu bleiben scheint.Dämonische
BesessenheitWer in die düsteren, von bösem Glanz erfüllten Augen Hertwigs blickt,
weiß, dass man sich diese Frau besser nicht zum Feind macht. Als hätte sie eine
schwarze Schlange verschluckt, treibt sie ihren Mann mit fast dämonischer Besessenheit
zu seiner ersten Bluttat an - dem Mord an König Duncan (Evi Heyder). Dessen Sohn,
Prinz Malcolm (Manja Hünlein), flieht daraufhin nach England und Macbeths Tyrannei
beginnt. Koch selbst versteht es, den anfangs noch zweifelnden und mit sich hadernden
Macbeth darzustellen, der sich schließlich in seinem aus Machtgier geborenen Wahnsinn
ertränken wird. Immer tiefer schneidet sich das teuflische Grinsen in sein Gesicht und
lässt dem Publikum mitunter das ein oder andere Nackenhaar zu Berge stehen. Einzig
die Bestürzung über den Freitod der Lady Macbeth kommt etwas gleichgültig daher und
erhält
somit
eine
fast
komische
Komponente.Reduziertes
BühnenbildAls
ausdrucksstarker Charakter präsentiert sich auch Erhard Witte in der Rolle des Lord
Macduff. Für den leistnerischen Humor sorgt Evi Heyder, die als dauer-beschwipste
Wache mit glühend roter Nase und zeitgemäßer Ironie ('Bluaß ka Heggdig, ich arbeit
schließlich im öffentlichen Dienst') die Lacher auf ihre Seite zieht.Das Bühnenbild
reduziert Leistner auf ein paar Stühle, die es Macbeths eigentlichen Strippenziehern den Hexen, gespielt von Astrid Vetter, Andrea Früchtl und Silke Conrad - erlauben, dem
Geschehen als Zuschauer beizuwohnen. Schöne Akzente setzt er mit Licht. Das
wechselt zwischen Blutrot, Blau- und Rosatönen und lässt den Vorhang im Hintergrund in
schillernden Flammen aufgehen. Die Musik, schaurig schön und sphärisch leicht, wirkt
wie ein Trichter, der die Atmosphäre der Mordszenen noch näher an den Zuschauer
bringt.Insgesamt bringt Leistner mit 'Macbeth' ein packendes, emotionales Drama auf
die Bühne, das mit stimmiger Besetzung in großen wie auch kleinen Rollen
überzeugt.—————Weitere
Aufführungen
von
Shakespeare’s 'Macbeth' finden am 5. und 6. sowie vom 10. bis 13. Oktober in der
Hermann- Söllner-Halle in Ludwigsstadt statt. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, an den
Sonntagen um 17 Uhr. Weitere Infos unter www.ludwigsstadt.de/shakespeare.
Meldung verfasst von Carolin POlter (Neue Presse, 05.10.2013)
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