II. PHYSIKALISCHES INSTITUT DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN Friedrich-Hund-Platz 1 37077 Göttingen VERSUCH 5: Spezifische Wärmekapazität Stichworte Gerthsen Temperaturbegriff Wärmemenge, -energie spez. Wärmekapazität Regel von Dulong-Petit Kalorimeter 5.1.1. 5.1.5., 5.2.3. 5.1.5. 5.1.5. 5.1.6. Westphal Aufg. 11 Stuart/Klages Kuhn § 63, 64 § 62 § 66 § 66 § 66 12.1 12.4 12.4 Anwendungsbeispiele Wärmekraftwerk, Heizungen Zubehör Kalorimeter, Metallkörper aus Aluminium, Eisen, Messing und Kupfer, Küchenwaage mit Gewichtssatz, Heizplatte, verschiedene Becher, Thermometer, Rührwerk. Fragen zur Vorbereitung • Was soll heute im Praktikum gemessen werden? Warum? • Wie lautet der erste Hauptsatz der Wärmelehre und gilt für ihn die Energieerhaltung? • Wie ist die Wärmekapazität definiert und was beschreibt sie? • Wodurch unterscheiden sich spezifische und molare Wärmekapazität? • Welcher Zusammenhang besteht zwischen Kalorie und Joule? • Was ist ein Dewar – Gefäß (Kalorimeter)? Wie bestimmt man im Versuch seine Wärmekapazität? • Was besagt die Regel von Dulong-Petit, wie kommt sie zu Stande, welchen Zusammenhang gibt es zu den Freiheitsgraden in Festkörpern? • Wie funktioniert ein Druckkochtopf? Versuch Vor jedem Mischversuch ist die Masse und Temperatur des Wassers im Kalorimeter zu bestimmen. Um eine homogene Temperaturverteilung im Kalorimeter zu erzielen, sollte der Rührer bei jeder Temperaturmessung hinzugeschaltet werden. 1 Achtung!! Bitte mit den heissen Gegenständen im Versuch vorsichtig umgehen!! 1) Man erhitze den Al-Körper in kochendem Wasser auf 100o C. In einem weiteren gut isolierten Wasserbad mit kaltem Wasser (Kalorimeter) ist die Temperatur für 5 min alle 20 Sekunden zu messen. Dann wird der heiße Metallkörper in das Kalorimeter eingebracht. Dabei ist die ansteigende Temperatur im Kalorimeter möglichst im Abstand von 5 Sekunden 2 Minuten lang zu messen, danach weitere 3 min im 20 sec Abstand. 2) Für den Cu und den Fe – Körper wird die Prozedur vereinfacht wiederholt, indem nur die Anfangstemperatur vor dem Einbringen des 100o C heißen Metallkörpers und die Endtemperatur des Kalorimeters protokolliert wird. 3) Man führe einen einfachen Mischversuch mit kaltem und heißem Wasser durch, um die Wärmekapazität des Kalorimeters berechnen zu können. Dazu gießt man heißes Wasser () in das kalte Wasser (≈ 20°C) des Kalorimeters. Bei diesem Versuchsteil ist eine genaue Temperatur- und Massenbestimmung besonders notwendig! 4) Man bestimme die Massen der drei Metallkörper mit der Waage (jedes Stück nur 1x). Auswertung 1) Bestimmung der Wärmekapazität des Kalorimeters. (inkl. Fehlerrechnung) 2) Für den Al-Körper ist der Temperaturverlauf über die gesamte Messzeit von 10 Minuten grafisch aufzutragen (im Praktikum). Anfangs- und Mischtemperatur sind durch Extrapolation zu bestimmen. Man überlege sich eine sinnvolle Fehlerabschätzung für die Temperatur-Differenz. 3) Bestimmung der spezifischen Wärme von Al, Fe und Cu (Fehlerrechnung) 4) Nachprüfung der Dulong - Petitschen Regel für Al, Fe und Cu. Bemerkungen Die Tabelle für 1) ist vor der Versuchsdurchführung vorzubereiten. Während des Versuches 1) wird die Stoppuhr nicht angehalten. Das Rührwerk lasse man nur während der Messung laufen! VERSUCH 6: Molare Wärmekapazität CV von Luft Stichworte Gerthsen Allgemeine Gasgleichung Freiheitsgrade Molare Wärmekapazitäten Cp und CV I. Hauptsatz Energie des geladenen Westphal Stuart/Kl. Kuhn 5.2.2. 5.1.4. 5.1.5., 5.2.4. Aufg. 13 § 69 § 78 § 68 12.2 12.3 5.2.3. 6.1.8. § 67 § 98 12.4 16.5, A3.5 2 Kondensators Einleitung: Anhang im 1. Band Wärmekapazität von Gasen - Thermodynamik In jeder Beschreibung von chemischen Prozessen fester, flüssiger oder gasförmiger Stoffe spielt die Thermodynamik eine herausragende Rolle. Sie wird deshalb im Studium der Chemie und Biologie ausführlicher an anderer Stelle eingeübt. Ein Gesichtspunkt soll hier genauer untersucht werden: Eine große Anzahl von Maschinen und Motoren nutzt die Expansion von Gasen aus, um einen Kolben zu bewegen (früher in Dampfmaschinen, heute in den Explosionsmotoren der Autos). Im Versuch soll die Wärmekapazität von einem Gas (hier: Luft) bestimmt werden. Die Luft befindet sich in einem Plexiglaszylinder (dessen Innen-Volumen man durch Ausmessen bestimmen kann). Sie wird kurzzeitig durch einen Draht erhitzt. Im Gas erhöht sich der Druck, der in einem Wassermanometer die Wassersäule ansteigen lässt. Das kann man beobachten und ausmessen. Die Energie, mit der man den Heizdraht erhitzt, kommt aus einem Kondensator, der mit verschieden hoher Spannung aufgeladen werden kann. Man heizt also die Luft in einem bekannten, konstanten Volumen auf verschiedene Temperaturen auf und misst den dazugehörigen Druckanstieg. Anwendungsbeispiele Energieäquivalenzen, kinetische Gastheorie, Carnot’scher Kreisprozess. Fragen zur Vorbereitung • Was soll heute im Praktikum gemessen werden? Warum? • Wie lautet das ideale Gasgesetz? Welche Einschränkungen liegen ihm zugrunde? • Was und wie gross ist R (mit Einheit) ? • Wie ist die Temperaturskala definiert? (Umrechnung Kelvin in Celsius) • Was für Bewegungsmöglichkeiten haben Moleküle in Gasen? • Welche Unterscheidung muss bei der Betrachtung der Wärmekapazität bei Gasen gemacht werden? Warum ist das bei Festkörpern nicht nötig? • In welchem Zusammenhang stehen cv und cp im Fall von idealen Gasen? • Wie stehen die Bewegungsmöglichkeiten mit den Freiheitsgraden in Zusammenhang? • Wie hängt cv mit den Freiheitsgraden zusammen? • Wie wird cv von Luft im Praktikum bestimmt? Zubehör Zylinder mit Heizdraht und Wassermanometer, Gleichspannungsquelle mit Potentiometer und Voltmeter ( 0 – 600 Volt), Kondensator, Messlatte. 3 M ANOM ETER P LE X IG LA S - Z Y LIN D E R D RAHT L UFT U= C 150-500 V S C H A LT E R Versuch 1) Es sollen drei Messreihen von 150v bis 500V in Schritten von 50V durchgeführt werden. Hierzu wird die jeweilige Spannung am Kondensator eingestellt und abgelesen. Anschließend wird das enge Rohr des Wassermanometers mit einem Finger verschlossen, der Kondensator mit Hilfe des Tasters entladen und der maximale Ausschlag des Manometers protokolliert. Nach jeder Einzelmessung muss auf jeden Fall der Finger vom Manometer entfernt werden, damit sich der Druck und die Temperatur im Messzylinder ausgleichen können. 2) Zum Schluss sind die Innenmaße des Zylinders zu messen (Länge und Durchmesser), um das Luftvolumen zu berechnen. 2r1 Auswertung 1) Graphische Auftragung des maximalen Ausschlags h1 am Wassermanometer als Funktion des Quadrates der Kondensatorspannung U (im Praktikum). 2r2 Δp h 2 h 1 2) Berechnung des Volumens V (im Praktikum). Bei der Bestimmung des Fehlers sind die Messungenauigkeiten bei der Längenmessung zu berücksichtigen! hR h L M 4 3) Aus der Steigung in der Auftragung h1 = f(U2) berechne man die molare Wärmekapazität Cv von Luft nach der Beziehung h1 = const ⋅ 1 2 U . Cv Man leite die Formel her und berechne die Konstante (im Praktikum): const = R ⋅C ρ ⋅ g ⋅ V ⋅ 1,05 ⋅ 2 4) Der Fehler von Cv ist aus den Grenzgeraden in der Auftragung (1) sowie dem Fehler der Längenmessung abzuschätzen. 5) Man berechne die Boltzmannkonstante k (mit Fehler !) aus der Beziehung Cv = 5 kN A . 2 Gegeben: Kapazität des Kondensators C = 20 μF. Avogadrozahl NA = 6,022 ⋅ 1023 mol-1. Die Radien der beiden Schenkel des Wassernanometers verhalten sich wie r1 : r2 =1 : 4,5. AUFGABEN zu VERSUCH 5 1) Blei hat die spezifische Wärmekapazität c = 125 J/kg grd, den Schmelzpunkt Ts = 327° C und die Schmelzwärme S = 20 J/g. Wie groß muss die Geschwindigkeit v einer Bleikugel mit der Temperatur T0 = 27° C sein, damit sie beim Auftreffen auf eine Stahlwand schmilzt? Die freiwerdende Wärmeenergie beim Aufprall diene nur zur Temperaturerhöhung der Kugel! [342 m/s] 2) Die spezifische Wärmekapazität von Kupfer c = 418.7 J/kg grd werde im Bereich von 0-300 K als konstant angenommen. Am absoluten Nullpunkt (T = 0 K) sei der Energiegehalt von Kupfer 0 kcal. Welche Geschwindigkeit müsste ein Kupferblock der Masse m = 1 kg haben, um soviel kinetische Energie zu besitzen, wie sie die Atome des Kupferblocks bei 300 K als Schwingungsenergie (Wärmeenergie) aufgenommen haben? [501 m/s] 3) (Teekochen in der EU): Ein Topf (cspez = 0.8 J/gK) hat eine Masse von 2 kg. Er wird mit 50 l Wasser gefüllt. a) Welche Wärmekapazität haben Topf und Wasser zusammen ? [ ?? ] b) Wie viel Energie benötigt man, um beides von 293 K bis zum Siedepunkt des Wassers zu erhitzen ? [ ?? ] 3 a) 1 m Wasser kostet 1 FM, Teebeutel für 1 l Tee kosten 5 BeF und 5 kJ Energie kosten 0.01 NlG . (1 Euro = 1.965 DM = 2.204 NlG = 5.946 FM = 40.340 BeF) Wie viel DM kosten dann die 50 l gekochter Tee ? [ ?? ] 5 AUFGABEN zu VERSUCH 6 1) Ein im Freien aufgestellter Gasbehälter ist mit 200 kg Wasserstoff (H2 ) gefüllt. Durch einen Regenguss werden Behälter und Gas von 25° C auf 16° C abgekühlt. a) Welche Wärmemenge gibt der Wasserstoff bei starrem Behälter ab (V = const)? [18.7 ⋅10 3 kJ] b) Welche Wärmemenge würde der Wasserstoff bei p = const abgeben? [26 ⋅10 3 kJ] 2) In einem Glaszylinder von konstantem Volumen befinde sich (a) 1 Mol Stickstoff (N2) und anschließend (b) 1 Mol Argon (Ar). Man erhöht bei beiden Gasen die Temperatur um den gleichen Betrag ΔT . Bei welchem Gas muss man dazu die größere Wärmemenge aufbringen und wie groß ist das Verhältnis der beiden Wärmemengen? [N2 , 5/3] 3) Ein Zimmer ( V = 30 m3, T = 300 K, p = 105 N/m2 ) erwärmt sich bei zweistündiger Sonneneinstrahlung um 4°C. Man betrachte die Luft als ideales Gas mit 5 Freiheitsgraden und verwende die eingestrahlte Energie nur zur Erwärmung der Luft. a) Wie groß ist die eingestrahlte Wärmemenge, wenn man Wände, Fenster, Türen u.s.w. als absolut luftdicht annimmt? [ 105 J ] b) Um wie viel steigt der Luftdruck im Zimmer? [ R = 8.4 J/Mol K ] [ 1333 N m-2 ] © II. Physikalisches Institut, Universität Göttingen, Physik-Nebenfachpraktikum V7.14e, 9-3-2010 6