Zur Geologie des Halleiner Salzberges. Die Profile des Jakobberg

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Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien
51. B a n d 1958
S. 197-218, mit 2 Tafeln, 1 Abbildung nnd 2 Tabellen
Zur Geologie des Halleiner Salzberges.
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
Mit 2 Tafeln, 1 Abbildung und 2 Tabellen
Von Walter Medwenitsch *)
INHALT :
Einleitung
Die Stollenpronle
a) Jakobbergstollen
b) Wolfdietrichbergstollen
c) Untersuchungsstrecke
Überblick
Literaturhinweise
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201
201
205
209
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215
Einleitung:
Da B. PLÖCHINGER 1955 (53) eine ausführliche Beschreibung d e r Göllm a s s e u n d d e r H a l l e i n e r H a l l s t ä t t e r Zone gegeben h a t , d ü r f t e h i e r eine
kurze, z. T. ergänzende Aufzählung von D a t e n der Erforschungsgeschichte
z u r E r k l ä r u n g d e r P r o b l e m a t i k dieses Gebietes ausreichen.
Die v o r g e s c h i c h t l i c h e A u s b e u t u n g des Halleiner Salzberges am
Dürrnberg reicht weit zurück und als erste Bebauer gelten die Noriker (4. Jht.
v. Chr.). Zahlreiche prähistorische Funde im Bergbau (Heidengebirge), darunter von 2 toten Bergleuten („Mann im Salz") 1573 und 1616, wie in dessen
Umgebung sprechen von ihrer bergmännischen Tätigkeit. „Die Wiederaufnahme der Solegewinnung am Dürrnberg mittels Schöpfbauen wird schon im
9. oder 10. Jahrhundert begonnen haben, doch kann der stollenmäßige Grubenbetrieb kaum vor dem 12. Jahrhundert eingesetzt haben; die Errichtung von
Salzpfannen im Salzachtal, in Gamp und 1198 in Mühlbach (Hallein), die eine
längere Soleleitung vorausetzt, läßt darauf schließen" (55).
Es ist daher nicht weiters verwunderlich, daß die ersten geologischen Untersuchungen und Besuche im Halleiner Gebiet schon durch L. v. BUCH,
A. BOUE, MURCHISON und LILL v. LILIENBACH u. a. erfolgen. Letzterer
erkannte die M u l d e n s t e l l u n g d e s D ü r r n b e r g e s und ordnete das
Haselgebirge seinem unteren und oberen Alpenkalk zu.
Durch M. v. LIPOLD 1854 (35) erfolgte die e r s t e , g r u n d l e g e n d e
U n t e r s u c h u n g d e r H a l l e i n e r S a l z l a g e r s t ä t t e ; er erkannte
*) Anschrift: Univ.-Doz. Dr. W. MEDWENITSCH, Geologisches Institut der
Universität, Wien I, Dr. Karl Lueger-Ring 1.
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Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
die Hangendstellung der Kalkschollen und gliedert sie in Hallstätter Kalke
wie Dolomite.
SCHAFHÄUTL 1851 (55 a) und C. W. GÜMBEL 1861 (17) machten reiche
Fossilfunde in den Hallstätter Kalken, A. BITTNER 1882 (4 a) gelang d e r
Nachweis von Schreyeralmkalken am Lercheckgipfel wie der Trachyceras
aonoides-Zone in den kam. Hallstätter Kalken am Wallbrunnkopf und
E. v. MOJSISOVICS 1889 (42 a) fand die Tropites subbullatus-Zone am
Rappoltstein.
M. SCHLOSSER (61) gibt 1898 eine zusammenfassende Darstellung der
stratigraphischen Verhältnisse des Triasgebietes von Hallein.
1904 vollendet E. FUGGER (11) nach den Aufnahmen von A. BITTNER die
geologische Spezialkarte Blatt Hallein—Berchtesgaden 1 :75.000 mit den Erläuterungen.
Nach dieser Periode der mehr stratigraphischen Erforschung des Gebietes
folgen die tektonisch orientierten Bearbeitungen und Einbauversuche, vor
allem von E. HAUG, J. NOWAK, L. KOBER, F. F. HAHN, E, SPENGLER,
C. LEBLING u. a GILLITZER.
1927 vergleicht E. SEIDL (62) die alpinen Salzlager mit dem nordwestdeutschen Zechsteinsalz unter Nichtbeachtung des in den Kalkalpen vorherrschenden Deckenbaues: Die Nördl. Kalkalpen würden nach diesem Bilde auf Salz
schwimmen, das nur in Schwächezonen horstartig aufbricht. Diese Ansicht
wird auch schon in einer kurzen Arbeit von F. BEYSCHLAG 1922 (4) vertreten; das Haselgebirge wäre nach Zusammensetzung und Struktur ein P r o dukt der Lagerstättenumformung, also eine Oberflächenbildung, die dem
Gipshut der norddeutschen Salzlager gleichzustellen wäre. Nach E,, FULDA
1938 (12) ließe sich die Entstehung des Haselgebirges und der alpinen Salzlager überhaupt am besten mit der Großflutentheorie erklären. E. KOHLER
1903 (30) und z. T. auch F. MAYER 1912 (37) sehen im alpinen Haselgebirgef
keine marine Bildung, sondern einen Salzpelit (J. WALTHER), in einer vielleicht küstennahen limnischen Salzpfanne entstanden.
Diese Ansichten werden deswegen zitiert, da O. SCHAUBERGER (59) seit
1955 ebenfalls eine sedimentäre Genese des Haselgebirges* vertritt, abgeleitet
aus seiner mehr farbwertmäßigen „Stratigraphie" (besser: Gliederung) des
alpinen Haselgebirges und damit die weitaus überwiegend vertretene Ansicht
der tektonischen Entstehung des Haselgebirges verlassen hat,
Ö. AMPFERER 1936 (3) verdanken wir die erste moderne tektonisehe
Gliederung dieses Gebietes. Auch begutachtete er die B o h r u n g l i m Halleiner Salzberg, die 1928 beim Lethschacht im Wolfdietrichhorizont abgeteuft
wurde; nach ärmerem Haselgebirge folgte eine 90 m mächtige Folge von Tonen,
Tonmergeln, Anhydrit und dolomitischen Gesteinen. Unter dieser stärker
durchbewegten Einlagerung wurde eine Salzlagerstätte angetroffen, die einen
in den Alpen bisher unbekannten Charakter aufwies: Mächtige Salzlager, in
der Mittelzone mit Bittersalzen, wechsellagern mit sandigen, tonigen und
anhydritischen Zwischenmitteln. O. AMPFERER sah in diesem Profile im
wesentlichen eine Altersabfolge in dem Sinne, daß die unteren Buntsandstein
reicheren Salze das älteste, das Haselgebirge das jüngste Schichtglied darstellen.
Diese ersten Ergebnisse führten so weit, daß F. LOTZE 1938 bereits den
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
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t e k t o n i s c h e n H a l l s t ä t t e r T y p u s des alpinen Salzgebirges vom
mehr g e s c h i c h t e t e n H a l l e i n e r T y p u s trennte.
Die Ergebnisse der ersten Bohrungen wurden im wesentlichen aus Spülproben abgeleitet; ihre Auswertung ist daher vielleicht als nicht ganz korrekt
zu bezeichnen. Vielleicht ist auch der damalige Bohrrapport „anfechtbar"
(W. E. PETRASCHECK 1947). Aus diesem Grunde und auch aus der Absicht,
das tiefere Salzlager sicher nachzuweisen, wurde 1933/34 die B o h r u n g II*)
bei der Hohen Putte 250 m nordöstlich von Bohrung I niedergebracht. Sie
verunglückte jedoch technisch in 166 m Bohrtiefe (421m Seehöhe); nachdem
sie das obere Haselgebirge und dann die taube Einlagerung durchörterte, blieb
sie in Breccien aus Unterkreidekalk (?) stecken. Auch wurde 1933 vom Wolfdietrichstollen aus ein U n t e r s u c h u n g s q u e r s c h l a g gegen S aufgefahren, der 600 m Länge erreichte. Auf diesen Untersuchungsquerschlag kommen wir etwas später noch zurück.
Da die bisherigen Untersuchungsergebnisse unbefriedigend waren, wurden
1942 und 1943 unmittelbar neben Bohrung I die B o h r u n g e n III u n d IV
abgestoßen, und 1943 B o h r u n g V 250 m südwestlich der Lethschachtbohrungen. Es ist das unbestreitbare Verdienst von W. E. PETRASCHECK
1947 (46), die Kerne dieser Bohrungen wie den Rahmen der Lagerstätte untersucht zu haben und auf die eindeutigen Ergebnisse ausdrücklichst hinzuweisen:
B o h r u n g IV e r r e i c h t e i m L i e g e n d e n
der Salzschicht f o l g e 3 0 m K a l k e , die Oberjurakalke oder Schrambachschichten sein
sollen. Damit ist die schon 1936 von O. AMPFERER geäußerte Ansicht, daß
unter dem Salzgebirge der Hallstätter Decke die tirolische Neokom-JuraUnterlage zu erwarten ist, bestätigt. Auch das i n B o h r u n g
V im L i e genden einer tauben Scholle tiefere Haselgebirge ents p r i c h t v o l l k o m m e n d e m h ö h e r e n . „Wir kommen daher zu der
Vorstellung einer langgestreckten, von SW nach NE aufsteigenden und dabei
nach unten sich trichterförmig verengenden Haselgebirgsmulde, welche in
den höheren Randteilen und vor allem an ihrem NE-Endstück auf das
triassische und jurassische Kalkgebirge übergequollen ist." (W. E. PETRASCHECK 1947, 46, p. 5.)
1948 konnte W. MEDWENITSCH (38) Halobienschiefer fossilmäßig im Jakobbergstollen nachweisen und damit zeigen, daß auch im Bereiche der Halleiner
Salinarmulde z w e i H a l l s t ä t t e r D e c k e n vorliegen dürften. Damit
konnte eine Untergliederung der als Hallstätter Kalk und Dolomit zusammengefaßten Schichtkomplexe erreicht werden; so wird auch die im PETRASCHECKschen Profil (siehe Tafel, Profil 1) gezeichnete Überlappung tirolischen
Neokoms über Hallstätter Trias gegenstandslos.
1952/53 wurde von B. PLÖCHINGER das Gebiet des Halleiner Salzberges
1 : 10.000 obertags aufgenommen. Seine tJbersichtskarte ist in Tafel 1 wiedergegeben; sie gibt den b e s t e n e i n f ü h r e n d e n Ü b e r b l i c k in das
Halleiner Gebiet und stellt einen vorzüglichen Rahmen für die Untertagsverhältnisse dar. Die Ergebnisse wurden 1955 (53) publiziert; es konnte eine
ungemein minutiöse stratigraphische Gliederung der Halleiner Hallstätter
Trias erzielt und das Bild des tektonischen Baues aus der obertägigen Schau
wesentlich verfeinert werden. B. PLÖCHINGER beschränkte sich nur auf
*) Die Bohrungen sind auf den Profilen der beiliegenden Tafel 2 vermerkt.
200
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
Obertagsaufnahmen mit Übersichtsbefahrungen des Salzberges, da zu gleicher
Zeit O. SCHAUBERGER an einer Aufnahme der tauben Strecken des Grubengebäudes arbeitete. Das daraus resultierende Profil stellte O. SCHAUBERGER
für den Führer zur Exkursion der Herbsttagung der Geologischen Gesellschaft
in Wien 1958 (1) zur Verfügung (Profil 5 der beiliegenden Tafel).Als Z u s a m m e n f a s s u n g d e r E r g e b n i s s e in bezug auf eine Teilung
der Hallstätter Entwicklung in zwei Decken von B. PLÖCHINGER lassen
sich am besten folgende Zeilen wiedergeben: „Gegenüber den komplizierten
Lagerungen, wie sie aus Grubenprofilen des Ischl—Ausseer und Halleiner Salzberges hervorgehen, verweisen die Obertagskartierungen im Halleiner Bereich
darauf, daß die Zlambach- bzw. auch Liasfleckenmergel das Hangendschichtglied nur e i n e r dort bestehenden Hallstätter Serie bilden" (53, p. 140).
Damit haben wir schon die e r s t e F r a ge des uns besonders interessierenden Problemkreises: L a s s e n s i c h i n d e r H a l l s t ä t t e r Z o n e
v o n H a l l e i n , i m Bereiche der Halleiner Salinarmulde ebenfalte z w e i
faziell verschiedene, f a z i e l l g u t c h a r a k t e r i s i e r t e H a l l s t ä t t e r D e c k e n u n t e r s c h e i d e n oder liegt im Sinne von P. PLÖCHINGER und anderen Autoren nur eine Hallstätter Serie vor? Wir werden
noch zu zeigen haben, daß die Obertagsverhältnisse zweifellos die letztere
Ansicht nahelegen. Doch geben die Grubenaufschlüsse im Verein mit
Fossilfunden eindeutige Beweise für die Zweiteilung der Hallstätter Zone
auch im Halleiner Bereich. Daraus ergibt sich zwingend d i e B e d e u t u n g der G r u b e n a u f s c h l ü s s e für die O b e r t a g s aufn a h m e n und für die G e w i n n u n g eines r ä u m l i c h e n
V o r s t e l l u n g s b i l d e s in tektonisch äußerst komplizierten Gebieten,
wie es ja im Bereiche der Halleiner Salinarmulde der Fall ist.
Noch ein z w e i t e r F r a g e n k r e i s erscheint uns zumindest aktuell:
Der Um b a u v e r s u c h der Nor dl. K a l k a l p e n zu g e b u n d e n e r T e k t o n i k durch C. W. KOCKEL und seine Schule, der nun nach
den Westtiroler Kaikaipen im mittleren Kalkalpenabschnitt, anscheinend
im Halleiner Gebiet beginnend, fortgesetzt werden soll. C. W. KOCKEL
1956 (29) erwähnt nämlich, daß auch im Salzburg—Berchtesgadener Land
„an Stelle des geistreich durcheinander gespielten tirolisch-juravischen
Deckensystems eine gebundene Tektonik treten werde", und das 1 Jahr
nach Erscheinen der klaren und ausführlichen Darstellung von B.
PLÖCHINÖER 1955. Es handelt sich zweifelsohne um ein Wiederauffrischen
SmDL'schen Gedankengutes — allerdings ohne Aufführen neuen Beobachtungsmaterials —, da von salinar beeinflußten Störungszonen gesprochen
wird, die nach Art saxonischer „Gräben" nebeneinander alte (Haselgebirge) und junge (jurassische) Gesteine führen sollen, so die wenig
bewegten großen Triasblöcke trennend. Das Vorstellungsibild der gebundenen Tektonik mit ihren Pilzfalten, autochthonen Klippen und ähnlichen
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
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Gebilden kommt aus Salinargefoieten; aber aus Salinargebieten des
germanotypen Faziesbereiches, aus dem Kratogen. Wohl lassen sich im
Aufschlußbereich, in Detailprofilen sicher Erscheinungen beobachten, die
sich in den Formenkreis der gebundenen Tektonik einordnen lassen.
Doch vergessen wir nicht: Es sind junge Äußerungen d e r n a t ü r l i c h e n P l a s t i z i t ä t d e s S a l i n a r s , die auch das normale tektonische Bild verstärkt, n a c h d e m E i n b a u i n d e n D e c k e n k ö r p e r der Nördl. Kalkalpen! Jung und jüngst deshalb, da jede tektonische Bewegung in alpinen Bereichen Bewegungsbilder des Salinars
auslöschen und Anlaß für neue sein kann. Drittens sollen wir nicht vergessen, daß die im H a l l e i n e r B e r e i c h vertretenen Bauelemente
faziell deutlich verschieden sind und wie im Salzkammergut Lehrbeispiele für F a z i e s d e c k e n darstellen!
Die S t o l l e n p r o f i l e :
Unsere Kenntnis der Geologie des Jakofofoerg- und WolfdietrichbergstoUens geht bis zum Jähre 1947 zurück, als ich im Rahmen meiner
Dissertation die Salzlager von Bad Ischl und Alt Aussee bearbeitete und
aus Vergleichsgründen auch den Dürrnberg besuchte. Der glückliche
Fossilfund und die äußerst komplizierten Verhältnisse bestärkten mich
zu weiteren Befahrungen und zu oftmaligen Studentenexkursionen in
den folgenden Jahren.
Es werden nur die Profile der tauben Strecken des Jakobberg- und
WolfdietrichbergstoUens beschrieben, da mir nur diese beiden Stollen
zugänglich waren; die höheren Strecken sind in den interessanten Teilen
verstürzt, z. T. auch versetzt und daher kaum zugänglich.
Das in der Tafel wiedergegebene Profil 2 stammt aus dem Jahre 1948
und wurde durch spätere Fossilfunde O. SCHAUBERGER'S wesentlich bestätigt. Es ist dem früheren Profil von W. E. PETRASCHECK (1) und den
späteren Profilen von B. PLÖCHINGER (3, 4) und O. SCHAUBERGER (5) gegen-
übergestellt, untereinander zeitlich geordnet, um den Gegensatz der
einzelnen Meinungen besonders zu verdeutlichen.
Zu danken habe ich für die Ermöglichung meiner oftmaligen Dürmbergbesuche besonders der Generaldirektion der Österr. Salinen, dem Vorstand der Salinenverwaltung Hallein, Hofrat Dipl.-Ing. F. MÜNZER, dem
jeweiligen Bergbaubetriebsleiter, wie dem Markscheider R. GASPERL.
a) J a k o b b e r g s t o l l e n :
Zunächst noch die Namen und m i t t l e r e n M e e r e s h ö h e n d e r
A b b a u h o r i z o n t e des Halleiner Salzberges (nach W. E. PETRASCHECK
1947):
202
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
Scheuchenstul
Thienfeld-Kelb
' Georgenberg
Obersteinberg
Untersteinberg
Jakobberg
Rupertberg
Wolfdietrichberg
875 m
835 m
790 m
750 m
720 m
680 m
640 m
595 m
Das Stollenmundloch des Jakobbergstollens liegt in 643,80 m Seehöhe;
die Hauptstollenrichtung beträgt N 30 E.
0—160m: H a s e l g e b i r g e , vor allem salzarmes Grenzgebirge mit
zahlreichen, weißen Fasergipsschnüren, sogenannten „Finanzern", die
flach gegen Tag fallen. Diese „Finanzer" treten immer an den Grenzen
zum Tauben auf und sind dafür besonders charakteristisch. 0—55 m des
Stollens sind mit Hallstätter Kalken vermauert. Die Grenze zu den folgenden Fleckenmergel ist vermauert.
160—265m: M e r g e l s e r i e : Kalkreiche Fleckenmergel, roststreifige
Bändermergel, kalkärmere Mergel. Besonders gut ist das Fallen gegen
Tag (090/60, 100/70) u n t e r das Haselgebirge zu beobachten. Die kalkreicheren Mergelbänke zeigen eine starke Durchbewegung; sie wurden.
in Blöcke und Schollen zerlegt, die in einer weicheren, mergeligen Grundmasse schwimmen. In diesem Streckenabschnitt wurden keine Fossilien
gefunden; da diese Mergelserie von hellen Wettersteinkalken unterteuft
wird, muß sie kam. Halöbienschiefer, Zlambachmergel (roststreifige Bändermergel sind vorhanden!) und kann auch Liasfleckenmergel umfassen.
Bei etwa 265 m beginnen helle Kalke, die mit 080/70 die Mergelserie
unterteufen; sie reichen bis 440 an. Diese Kalkserie dürfte vor allem helle,
weiße, ladinische Kalke, W e t t e r s t e i n k a l k e („Zülkalke") umfassen;
diese Kalke sind z. T. auch gelblich, rötlich gefärbt, zum Teil auch hellbis mittelgrau und erinnern so an (kam.?) Hallstätter Kalke. Die Kalke
sind sehr schwer im Jakobbergstollen anzusprechen, da die Stollenwände
handgeschrämmt und daher sehr glatt und mit einer dicken roten Verwitterungskruste überzogen sind (der Jakobbergstollen ist Hauptförderstollen für taube Berge). Bei etwa 400 m ist in diesen Wettersteinkalken
deutliches, bergwärtiges Fallen zu beobachten.
Die bei 440 m liegende Grenze zu den folgenden bunten, rotgefärbten
(karnisch-) norischen H a l l s t ä t t e r
K a l k e n ist sehr schwer
und nur durch ein 5—15 cm mächtiges Glanzschieferband zu
erkennen. Diese Glanzschiefer können einmal Mergelserie im Hangenden
der Wettersteinkalke, aber auch Haselgebirgstone im Liegenden der Hall-
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
203
stätter Kalke gewesen sein. Wetterstein- und Hallstätter Kalk sind an
den Überschiebungsflächen sehr stark zertrümmert.
Die Grenze der roten Hallstätter Kalke gegen die Mergelserie fällt
tagwärts; an ihr sind die Hallstätter Kalke sehr stark zertrümmert; in
diese Kalktrümmer sind z. T. auch Glanzschiefer, z. T. auch Mergel
eingepreßt.
565—640m: M e r g e l s e r i e . Wir haben hier gut gebankte, z. T. recht
kalkreiche rndtteäigraue, z. T. kalkarmere und, dunklere Mergel vorliegen.
An der Grenze Hallstätter Kalk zu Fleckenmergel können wir an den
kalkreicheren Bänken alle Übergänge von Boudinagen zu Schollenzügen
und Breccienzügen beobachten. Deutlich spiegelt sich also die Intensität
der tektonischen Bewegung im mechanischen Verhalten der Gesteine
wieder.
Bei etwa 600 m führt ein aufgelassener W e t t e r s c h u r f in den
nächsthöheren Untersteinberghorizont. Hier gelang O. SCHAUBERGER der
Fund von Amimoniten- und Muschelresten; die genaue Fossilsuche durch
Studenten von W. E. PETRASCHECK erbrachte einen Choristoceras marshi,
der von H. ZAPFE bestimmt wurde und eindeutig rhätische Zlambaehmergel beweist.
Diesen Zlambachschichten liegen gegen Berg wie gegen Tag zu die bunten
Hallstätter Kalke auf! Bemerkenswert erscheint mir jedoch, daß O. SCHAUBERGER seinen eigenen Fossilfundpunkt auf dem Profile (siehe Tafel 2,
Profil 5), das auch auf der offiziellen Fremdenbefahrungsroute den Besuchern
erklärt wird, nicht verzeichnet hat.
Bei 640 m setzen wieder die r o t b u n t e n H a l l s t ä t t e r K a l k e
mit saigerer Grenze ein; diese roten (fcarnisch-) norischen Hallstätter
Kalke sind eher massig und kaum gebankt. Sie liegen bei 745 m mit
gegen Tag fallender Grenze auf hellen, weißen Kalken auf.
Diese bei 745 m gelegene Grenze ist besonders deutlich,, durch eine
etwa 1 m mächtige Zwischenzone von roten und schwarzen (Haselgebirge?-) Glanzschiefern. Die hellen, feinkristallinen Kalke sind Ladin,
also W e t t e r s t e i n k a l k e , da sie v o n f o s s i l b e l e g t e n H a l o b i e n s c h i e f e r n ü b e r l a g e r t werden. Diese äußerst wichtige Stelle
liegt bei etwa 830 m!
Von 830—1170m haben wir die M e r g e l s e r i e in voller petrographischer Variationsbreite vorliegen.
Die Fundstelle von Halobia rugosa Gümbel und Carnites floridus
Wulf. (W. MEDWENITSCH 1948) liegt bei etwa 830 m am Südulm, nur etwa
1—1,5 m von der Kalk-Mergelgrenze entfernt. Die Fossilien wurden
dankenswerter Weise von H. ZAPFE bestimmt. Der Fundpunkt kann auch
heute noch als recht ergiebig bezeichnet werden.
204
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
Es muß darauf hingewiesen werden, daß im Profile von O. SCHAUBERGER
1953 (siehe Tafel 2, Profil 5) diese Halobiensehiefer nicht eingetragen sind; wir
finden nur die Signatur für Zlambachschichten mit der stratigraphischen Angabe: Nor-Unt. Lias. Das ist nicht vollkommen korrekt, da die Zlambachmergel nur in das Rhät reichen; was eben in den Lias reicht, ist als Liasfleckenmergel zu bezeichnen.
E i n e strenge Grenzziehung zwischen K a m , N o r - R h ä t u n d L i a s ist in
dieser Mergelserie nach petrographischen Gesichtspunkten k a u m möglich.
Fossilfunde sind a b e r recht spärlich; doch h a b e n w i r d a s Glück, m a n m u ß
es so n e n n e n , daß i n der alten Jakobbergrolle, die e t w a 20 m vor d e r
L a g e r s t ä t t e n g r e n z e liegt u n d die V e r b i n d u n g z u m Untersteiniberglhorizont
herstellte, i m H a n g e n d e n d e r Mergelserie v o n O. SCHAUBEHGER durch d e n
F u n d von Clyptonautilus
spirolobus Dittm. u n d a n d e r e n Fossilien norischrhätische Zlamibachschichten bewiesen w u r d e n !
B. PLÖCHINGER 1955 (53) schreibt auf S. 103, daß der Übergang von
Zlambach-Kalkmergeln zu bunten Hallstätter Kalken „im Aufschluß des
Jakobbergstollens" am anschaulichsten vorläge. Leider werden keine genaueren
Daten gegeben. Uns selbst ist eine solche Stelle im Jakobbergstollen, der
rund 1200 m lang ist, unbekannt.
Wir h a b e n in der Mergelserie v o n 830—1170 m jedenfalls in d e r gleichen, n u r schwach v a r i i e r e n d e n Mergelfazies K a m , N o r - R h ä t u n d vielleicht auch Lias bei fließenden Ü b e r g ä n g e n v e r t r e t e n . Diese Mergelserie, m i t diesem stratigraphischen U m f a n g u n d dieser faziellen E n t wicklung gilt i m Vergleich mit d e m Gebiete Ischl—Aussee als besonders charakteristisch für d e n nördlichen Schlammbereich d e r H a l l s t ä t t e r Zone, als besonders charakteristisch für d i e u n t e r e H a l l s t ä t t e r
Decke ( = Zlambachdecke).
Diese Mergelserie t a u c h t bei 1 1 7 0 m eindeutig u n t e r d i e Halleiner
Salinarmulde; d i e s e B e o b a c h t u n g i s t i n a l l e n
Profilen
w i e d e r g e g e b e n . A n der G r e n z e sind zuerst Glanzschiefer aufgeschlossen; d a n n folgt salzarmes Grenzgebirge u n d schließlich Haselgebirge
(buntes Haselgeibirge u n d G r ü n t o n g e b i r g e nach O. SCHAUBERGER).
Die gewiß nicht einfachen geol. Verhältnisse i m J a k o b b e r g s t o l l e n zeigen f o l g e n d e B e s o n d e r h e i t e n : Eine Mergelserie, h i e r
i m Jakobbergstollen von K a m bis R h ä t fossilbelegt, taucht u n t e r die
Halleiner H a u p t s a l i n a r m u l d e w i e u n t e r einen abgeschnürten Haselgebirgsast a m Stollenbeginn. Diese Mergelserie w i r d von hellen, massigen
W e t t e r s t e i n k a i k e n u n t e r t e u f t . Auf d e m Haselgebirge schwimmen H a l l s t ä t t e r Kalkschollen, die auch u n m i t t e l b a r d e r Mergelserie oder d e m
W e t t e r s t e i n k a l k auflagern können.
Diese angeführten K r i t e r i e n sind schlüssige B e w e i s p u n k t e f ü r d i e
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
A b t r e n n u n g — sagen wir einstweilen nur — z w e i e r
im P r o f i l e des J a k o b b e r g s t o l l e n s .
205
Serien
b) W o l f d i e t r i c h b e r g s t o l l e n :
Das Mundloch des Wolfdietrichbergstollens liegt in 539,90 m. Bisher
endete dieser Stollen beim Berghaus.
In den letzten Jahren wurde nun der Wolf dietrichstollen n a c h O s t e n
verlängert, durch einen Schürf das Niveau des Salzachtales erreicht und
durch ein kurzes Stück Erbstollen direkte Verbindung mit dem Salzachtal
gewonnen, so daß nun die Soleleitungen den größten Teil des Höhenunterschiedes untertags überwinden und auch die Fremdenführungen
in der Nähe der Seilbahnstation im Tal enden können.
Bei diesem Stollenvortrieb, der in technischer Hinsicht stellenweise
äußerst schwierig war, ergab sich die Möglichkeit zu äußerst interessanten
und bemerkenswerten Beobachtungen. Im Reingraben: verläuft die N—Sstreichende Überschiebungsgrenze zwischen t i e f e r e m Tirolikum (Neokom) und h ö h e r e r Hallstätter Zone (Tiefjuvavikum mit Hallstätter
Kalken), wie auf der Situationsskizze von B. PLÖCHINGER in Abb. 1 klar
zu erkennen ist; auch das alte Spezialkartenblatt von E. FUGGER (11)
erlaubt die gleiche Feststellung.
Wie wir auf Profil 5 (O. SCHLAUBERGER) unserer Tafel 2 dargestellt finden,
ist die Überschiebungsgrenze sehr kompliziert gebaut: Sie zeigt einen
komplizierten Verschuppungsbauplan, eine Schuppenzone, an der Mergel,
Glanzschiefer und salzarmes Grenzgebirge (Haselgebirge) beteiligt sind.
In den ersten Metern dieser stark verdrückten und zerquetschten Zone,
vom Wolfdietrichberghaus im Reingraben gegen E gerechnet, glückte der
F u n d e i n e s A r i e t i t e n (O. SCHAUBERGER; Bestimmung durch H.
ZAPFE); das Streichen dieser Mergel ist ungefähr N—S und ihr Fallen
ziemlich steil gegen W, unter die Hallstätter Kalke des Ramsaukopfes,
die ja im Wolfdietrichstollen angefahren wurden. Sie haben damit die
g l e i c h e P o s i t i o n w i e d i e M e r g e l s e r i e (fossilbelegte Halobienschiefer und Zlambachmergel) im Jakobbergstollen; d u r c h d i e s e n
A r i e t i t e n f u n d ist auch die s t r a t i g r a p h i s c h e Obergrenze dieser Mergelserie gegeben.
Erst i m L i e g e n d e n d i e s e r M e r g e l , gegen E folgt H a s e l g e b i r g e , das also eine t e k t o n i s c h t i e f e r e P o s i t i o n wie das
Halleiner Hauptsalinar haben dürfte! Es dürfte sich um das gleiche Haselgebirge handeln, das in Verlagerungsstollen unter dem Eggelriedl, eingepreßt in Jura-Neokom des Tirolikums von W. E. PETRASCHECK (siehe
Profil 1) aufgefunden wurde.
206
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
Im weiteren werden auf diesen neuen Grubenstrecken Oberalmer
Schichten (Oberjura) und Schrainbachmergelkalke (Neokom) durchfahren,
die eine leicht gegen E überkippte Mulde bilden.
Nun wieder zurück zum Wolf dietrichberghaus und weiter g e g e n W r
in den ä l t e r e n und v i e l l ä n g e r e n T e i l d e s W o l f d i e t r i c h bergstollens.
Die ersten 10 m sind vermauert, da Gehängeschutt vorliegen dürfte.
Bis 125 m haben wir z. T. deutlich gebankte H a l l s t ä t t e r K a l k e ,
die in schwachbunten, gelblich-rötlich gefärbten, z. T. auch gemaserten,
dichten wie feinstkörnigen Varietäten vorliegen. Graue Kalktypen sind
kaum vertreten; diese Hallstätter Kalke zeigen ein Fallen von 50—60°
gegen E—NE.
Bei 125 m werden die beschriebenen Hallstätter Kalke, obertägig durch
Funde n o r i s c h e r Fossilien im Bereiche des Ramsaukopfes charakterisiert, v o n mittelgrauem, feinbrecciösem D o l o m i t u n t e r l a g e r t ;
dieser Ramsaudolomit ist stellenweise auch zuckerkörnig und fällt mit
40—50° gegen E—NE; gegen Berg zu wird seine Lagerung ruhiger und
flacher, doch mehren sich in ihm die Klüfte. Auch ist er hier massiger und
wenig deutlich gebankt.
Mit Stollenmeter 280, von Tag aus gegen Berg fortschreitend, setzt eine
prächtige, mehrere Zehner von Metern (fast 100 m) mächtige mitteilsteil
gegen Tag fallende M y l o n i t z o n e a l s G r e n z e z w i s c h e n m i t t e l g r a u e m D o l o m i t ( R a m s a u d o l o m i t der oberen Hallstätter
Decke) u n d h e l l e m w e i ß e m , z . T. dolomitischem K a l k (W e t t e r s t e i n k a l k der unteren Halstätter Decke) ein. Dolomit und weiße
Kalkgerölle wie -trümmer (bis zu Dezimetergröße) schwimmen in einer
lettigen Grundmasse, z. T. auch in grau-grünen und roten (Haselgebirgs-)
Glanzschiefern. Es handelt sich um extreme Bankzerreißungen, bedingt in
der Überschiebung der Kalk-Dolomitscholle der oberen Halistätter-Decke,
die bis zur vollständigen Zertrümmerung und Vernichtung der ursprünglichen Bankung führen kann. Andererseits können wir gegen Berg zu ein
Schwächerwerden der tektonischen Beanspruchung beobachten, wir sehen
Bankzereißungen, Boudinagen, wie nur schwache Verformungen der
hellen, dolomitischen Wettersteinkalkbänke. Diese Mylonitzone ist zweifelsohne deswegen so stark und mächtig entwickelt, da zwei starre Karbonatpakete ohne viel Gleitmittel übereinandergeschoben wurden. Mer~
gelserie und Haselgebirge, die eigentlich dazwischenliegen sollten, wurden
z. T. ausgequetscht, z. T. aber in die im Liegenden der Überschiebung
beobachtbare Mylonitzone eingepreßt; z. T. sind auch kalkreichere Bestandteile der Mergelserie als Komponenten der Trümmerzone neben
den hellen Kalken und Dolomiten zu beobachten.
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstolleiiä
207
Der helle, z. T. dolomitische W e t t e r s t e i n k a l k (Zillkalk), es sollen
beim Bau der Solespeicher auch D i p l o p o r e n gefunden worden sein,
zeigt nach dieser Mylonitzone noch viele Störungen und Klüfte, die aber
gegen Berg an Zahl abnehmen. Diese Kalke zeigen eine weiterhin zunehmende ruhige Lagerung und einen flachwelligen Bau. Von Meter
530—565 ist der Wolfdietrichsstollen vermauert; es waren wahrscheinlich
stark wasserführende Klüfte oder die ebenfalls wasserreichen dunklen
Dolomite der Reichenhaller Schichten angetroffen worden; 845—895 m
wieder Mauerung. In den höheren Partien fallen Partien grauen Kalkes
auf, die irgendwie an mögliche ladinische Hallstätter Kalke erinnern,
die aber allgemein in ihrem Auftreten keineswegs sichergestellt sind.
Weiter gegen Berg zu werden die Wettersteinkalke wesentlich dolomitischer und dunkler.
Stollenmeter 1155 bringt eine deutliche Grenze, die mit etwa 50° gegen
Tag fällt, zwischen dem mittelgrauen Dolomit im Hangenden und einem
ganz dunklen, stark bituminösen Dolomit im Liegenden. Es handelt sich
zweifellos um a n i s i s c h e D o l o m i t e mit mergeligen Zwischenlagen,
dünnhankig und sehr stark verdrückt. Diese Reichenhaller Dolomite wurden auch von E. SEIDL und R. PLANK in ihren Profilen bereits eingezeichnet.
Die tektonische Beanspruchung des Reichenhaller Dolomites ist so stark,
daß z. T. fast schwarze Dolomitgerölle in einer ganz dunklen mergeligen
Grundmasse schwimmen.
Bei 1215 m endet diese Aufragung anisischer Dolomite und es setzen
wieder die mittelgrauen, massigeren Dolomite ein, die jedenfalls als
Wetterstein- oder Ramsaudolomite bezeichnet werden müssen.
Von etwa 1480—1535 m haben wir ein erneutes, von zahlreichen
Störungen begleitetes, kuppeiförmiges Auftreten von Reichenhaller
Schichten, vor allem Dolomiten. Diese beiden leicht zu stratigraphizierenden Zonen sind auf dem Profile O. SCHAUBERGEB'S (siehe Tafel 2, Profil 5) als Mylonitzonen eingetragen.
Ab 1535 m setzt der schmutzigweiße, graue Dolomit wieder ein, der
zu den Reichenhaller Schichten einen allmählichen Übergang zeigt. Dieser
Ilamsaudolomit wird allmählich heller, massiger, kalkreicher, bis die
hellen, fein kristallinen Wettersteinkalke in typischer Entwicklung vorliegen. Mit der Annäherung an die Lagerstättengrenze sind auch wieder
hellgraue Kalke zu beobachten und die Störungszonen werden häufiger.
Der Wettersteinkalk zeigt auch an manchen Stellen Erzspuren (Pyrit).
Bei etwa 1700—1780 m setzen wieder die Erscheinungen ein, die wir
schon von der ersten Überschiebungsgrenze bei 280 m kennen: Boudinagen, Bankzerreißungen, foankweise Zertrümmerung und Schwimmen
der weißen Kalke in grauer mergeliger Grundmasse. D i e s e S e r i e n
208
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
zeigen ein m i t t e l s t e i l e s
das Salzlager.
bis
steiles
Einfallen
unter
Von Meter 1825—1840 haben wir K a l k m e r g e l d e r M e r g e l s e r i e vorliegen, stark durchbewegt und gequält, auf nur etwa 15 m
Mächtigkeit ausgedünnt. Diese Mergelserie fällt bei 1840 m des Wolfdietrichstollens mit 60—65° u n t e r d a s H a s e l g e b i r g e (Rotsalzgebirge nach O. SCHAUBERQER) des Halleiner Hauptsalinars ein und bildet
so wie im Jakobbergstollen d a s L i e g e n d e d e r L a g e r s t ä t t e .
O. SCHAUBERGER bezeichnet die von uns im Vorhergehenden aufgegliederten Karbonatserien im Exkursionsführer der Mineralogentagung 1953 (58)
allgemein als „Hallstätter Kalke der Unter- und Mitteltrias". Hallstätter Kalke
sind wohl aus der Mitteltrias bekannt, so vor allem die bunten z. T. auch
Hornstein führenden Schreyeralmkalke des Anis; ladinische Hallstätter Kalke
konnte K. LEUCHS nur aus den Berchtesgadener Alpen an ein oder zwei
Stellen wahrscheinlich machen. Die Untere Trias jedoch ist in der alpinen
Geosynklinale im E als Werfener Schiefer, im W als Buntsandstein und in der
Hallstätter Fazies als salzführendes Haselgebirge entwickelt, aber nie in
Form von Hallstätter Kalken! Auch möchte ich mir die Bemerkung erlauben,
daß die von O. SCHAUBERGER im Profil 5 der Tafel 2 von verschieden gerichteten Brüchen zerstückelten Hallstätter Kalke verschiedenen Alters ein
kaum geordnetes Bild erkennen lassen, das aber tatsächlich vorliegt.
F o l g e n d e B e s o n d e r h e i t e n im W o l f d i e t r i c h s t o l l e n
sind rückblickend hervorzuheben: Zuerst die Stellung fossilibelegter Liasfleckenmergel zwischen Hallstätter Kalken und Tirolikum, als letztes
Ausspitzen, der unteren Hallstätter Decke im E unter der oberen Hallstätter Decke im Ramsaukogel. Dann ist die prächtige Mylonitzone ab
Meter 280 im Liegenden der Überschiebung durch die obere Hallstätter
Decke besonders hervorzuheben. Durch das kuppelartige Auftauchen von
Reichenhaller Schichten unter hellen Dolomiten, dolomitischen Kalken
und Kalken, die von Halobienschiefern (Basis der Mergelserie) überlagert werden (Jakobbergstollen) ist die Stratigraphie dieses dazwischenliegenden Komplexes mit (Anis)-Ladin gegeben.
Bemerkenswert ist auch das Abtauchen der unteren Hallstätter Decke
unter das Haselgebirge. D i e L a g e r s t ä t t e h a t also e i n L i e g e n d e s ; ein Liegendes das in B o h r u n g III (siehe Einleitung) angefahren
und von W. E. PETRASCHECK 1947 als Oberalmer Schichten angesprochen
wurde. Ich habe mir diese Bohrkerne noch ansehen können. Es handelt
sich großteils um kalkreiche F l e c k e n m e r g e l oder Fleckenkalke,
hellgrau, z. T. etwas gelblich, dünnbankig, getrennt durch tonig-mergelige Zwischenlagen, die leider keine Fossilien enthalten. Da wir ja
aus den Stollenprofilen des Jakobberg- und Wolfdietrichbergstollens
sehen, daß die Mergelserie, deren stratigraphischer Umfang mit Lias-Karn
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
20&
fossilmäßig belegt ist, u n t e r das Haselgebirge untertaucht, so möchte ich
doch diese Gesteine als Fleckenmergel (Lias oder Zlambachschichten)
ansprechen. Ich w e r d e in meiner Ansicht d a r i n bestärkt, daß i m
Berchtesgadener
S a l z b e r g , der S W des D ü r r n b e r g e s liegt,
unter
dem
Haselgebirge
oberliasische
Fleckenm e r g e l gefunden w u r d e n !
Diese oberliasischen Fleckenmergel wurden an mehreren Stellen des Bergbaues, so z. B. im Birkenfeldschacht und im Kaiser-Franz-Josef-Sinkwerk
(125 m tief unter dem Salzgebirge) nach C. W. v. GÜMBEL 1894 (18) angetroffen. Sie lieferten eine reiche Fauna, mit Lytoceras fimbricatum, Harpoceras bifrons, Coeloceras commune, Posidonomya bronni, Mytilus gryphoides
und andere.
K. LEUCHS 1927 (p. 17, 34) nimmt dazu wie folgt Stellung: „Es muß noch
unentschieden bleiben, ob diese fremden Einschlüsse alle aus dem Hangenden
der skythischen Stufe stammen oder ob nicht auch Trümmer des ursprünglichen Liegenden daran beteiligt und durch tektonische Bewegungen in das
Salz- und Haselgebirge gelangt sind.
Diesbezüglich scheint jetzt festzustehen, daß die Trümmer von Liasmergel
in tieferem, die von Triaskalk und -dolomit in höherem Niveau liegen."
„Der Liasmergel, welcher in 127 m Tiefe in der Birkenfeldschachtricht angefahren wurde, bezeichnet das erwähnte tiefere Niveau. Auch der Lias wird
vom Salzgebirge noch unterlagert, doch spricht das Vorkommen in größerer
Tiefe zugunsten der Annahme, daß das Salzgebirge über basales Gebirge aus
Liasmergel überschoben ist, wobei der schwimmende Liasklotz als von der
Unterlage abgerissen und mitgeschleppt gedeutet werden könnte, ebenso wie
sich große Wahrscheinlichkeit dafür ergibt, daß ein Teil des Salztons wegen
seiner Ähnlichkeit mit dem Liasmergel sein Material von solchem aufgearbeiteten Lias bezogen hat."
O. GANSS 1951 (13) erwähnt bei Besprechung des Berchtesgadener Salzberges nur, daß sich „im Haselgebirge dann und wann Schollen von J u r a gesteinen finden, die dem basalen Gebirge angehören dürften".
c)
Untersuchungsstrecke:
Diese w u r d e 1933 i m Wolfdietrichhorizont aufgefahren, u m d e n s ü d lich der Bohrstellen gelegenen L a g e r s t ä t t e n t e i l n ä h e r zu untersuchen.
O. AMPFERER 1936 (3) h a t die geologischen Verhältnisse dieses U n t e r suchungsquerschlages g u t beschrieben:
Zuerst blieb dieser Stollen in etwa 190 m Haselgebirge, durchstieß dann 10 bis
15 m mächtige schwarze Glanzschiefer und erreichte dann Hallstätter Kalk
in 2 verchiedenen Schollen; die erste mit hellrötlichem, gut geschichtetem
Kalk, getrennt durch eine 3 m breite, Glanzschiefer erfüllte Störungszone
von der zweiten mit hellgrauen, ungeschichtetem Kalk. Stollenmeter 295 brachte
starke Quellzuflüsse, die sich noch bis zum Erreichen des Ramsaudolomites bei
312 m steigerten. Die Strecke verblieb dann noch ein gutes Stück im Ramsaudolomit.
210
Walter Medwenitsch: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
In Abb. 1 geben wir den skizzenhaften Deutungsversuch in einem
N-S-Profil der Dürrnberger Lagerstätte, der der Gesamtsituation gerecht werden soll. Wir konnten noch 1947 diese Strecke befahren; heute
ist der Haselgebirgsanteil verbrochen. Wir glauben eine taktonische Grenze zwischen dem zweiten Hallstätter Kalk und dem sogenannten Ramsaudolomit ziehen zu können; diese Grenze ist als eine tiefgreifende Störung
mit Glanzschiefereinpressungen und Myloniten ausgebildet. Diese hellen
Dolomite und dolomitischen Kalke würden denen des Wolfdietrichstollens entsprechen, wären also Ladin und würden unserer unteren Serie
zugezählt werden. Das um so mehr, alsi in den höheren Zonen (Georgenberg und Thienfeld) Halobienschiefer mit Halobia rugosa und Zlamibachmergel (?) in ähnlicher Ausbildung wie im Jakobbergstollen (freundliche
N - S - PROFILSKIZZE
HALLEINER SALZBERG
W. MEDWENITSCH 194-8
SE
th^Hallsiätterkalk,
NW
t=WerfenerSchiefer,
ty=Haselgebirge
Ha: tint. Hallstätter Decke:
M- Mergelserie (Liasfleckenmergel -» Halobienschiefer)
tw = Weftersteinkalk
Mitteilung von O. SCHAUBERG(ER), die zur unteren Hallstätter Decke
zählen, angefahren wurden (Lobkowitzstrecke). O. SCHAUBERGER spricht
von einer L o b k o w i t z e i n l a g e r u n g . Unserer Meinung nach ist
sie durch ein Aufspießen der unteren Hallstätter Decke bedingt und
t r e n n t die H a l l e i n e r S a l i n a r m u l de im NE von der B e r c h t e s g a d e n e r S a l i n a r m u l d e im SW.
Es ist nämlich bemerkenswert, daß südlich dieser Lobkowitzeinlagerung
noch ein bedeutender Haselgebirgskörper angefahren wurde.
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
211
Überblick:
Wir haben zu zeigen versucht, daß in den Profilen des Jakobberg- und
Wolfdietrichbergstollens z w e i f a z i e l l g e g e n s ä t z l i c h e S e r i e n
z u t r e n n e n sind.
Die untere Serie, die im Vergleich mit den Verhältnissen im Salz-kammergut, als u n t e r e H a l l s t ä t t e r D e c k e (= Zlambachdecke) zu
bezeichnen ist, umfaßt folgende Schichtfolge: Haselgeibirge (fraglich),
ReichenJhaller Schichten, ladinische Dolomite und Kalke (Ramsaudolomit, Wettersteinkalk, Zillkalk), Halobienschieier (fossilbelegt), Zlambachsebichten (fossilbelegt) und Liasfleckenmergel (fossilbelegt).
Diese untere, mergelreiche Hallstätter Decke bildet die Basis der
o b e r e n , kalkreichen H a l l s t ä t t e r D e c k e ( = Sandlingdecke im
Salzkammergut) mit dem salzführenden Haselgeibirge (Halleiner Salinar),
dem • wiederum in Schollen, die auch dem Tirolikum oder der unteren
Hallstätter Decke direkt auflagern können, die reicbgegliederte Trias
(Anis-Nor) aufruht: Dolomitische Rauihwacke, Gutensteiner Dolomit, Diploporenriffkailik des Anis, Schreyeralmtoalk (Lercheckalk), weißer Diploporenriffkalk z. T. in Wettersteinkalkfazies und karnische wie norische
Hallstätter Kalke (nach B. PLÖCHINGER 1955).
Diese beiden Hallstätter Decken sind im Sinne von L. KOBER tiefjuvavisch. Die mittlere und untere Trias der unteren Hallstätter Decke
zeigen eindeutige Bezugspunkte zur voralpinen Fazies, wie diese von
W. MEDWENITSCH (41) auch für Ischl-Ausiseer-B ereich des Sialzkiammergutes bewiesen werden konnte, die im T i r o l i k u m den Hallstätter
Bereich von Hallein unterlagert.
Der gesamte Halleiner Bereich wurde v o m H o c h j u v a v i k u m ,
das im Untersberg (Untersbergsmasse = Berchtesgadener Schubmasse —:
Reiteralmdecke = Dachsteindecke im Salzkammergut mit hochalpiner
Fazies) vorliegt, ü b e r f a h r e n. Daher dife komplizierten Lagerungsund Lagerstättenverhältnisse und die zahlreichen tauben Einlagerungen
in der Halleiner Salinarmulde: Der Dürrnberger Salzberg zählt daher
zum höhertektonischen alpinen Salinartyp, zum „ D e c k e n ü b e r s c h i e b u n g s t y p u s " ( W. MEDWENITSCH 1949), wie z. B. auch der
Berchtesgadener-, Hallstätter- und Haller Salzberg. Es ergibt sich aus
diesen Ausführungen, daß die alpinen Salzlager im allgemeinen und der
Halleiner Salzberg im speziellen dem Deckenbau eingefügt sind. Der
Entwicklung spezieller Salztektonik blieb nur Raum im Rahmen dieses
Bauplanes. Daher müssen wir die Vorstellungen E. SEIDL'S, wie die Regenerationsversuche dieses Gedankengutes durch C. W. KOCKEL entschieden ablehnen.
DIE ENTWICKLUNG DER UNTEREN HAIXSTATTER DECKE
(= ZLAMBACHDECKE)
LIAS
L a m m e r t a l
W . M E D W E N I T S C H 1959
B . P L Ö C H I N G E R 1955
Liasfleckenmergel
10 - 2 0 m
Isch)
A u s s e e
W . M E D W E N I T S C H 1958
Liasfleckenmergel m i t B ä n k e n v o n
Hirlatzcrinoidenkalk und
Liasspongienkalk 9 0 - 1 2 0
Z lamb ach -
_
•^
Zlambachg |
Hallstätter
I
Zlambach-
RHAT
NOR
Bad
Alt
H a l l e i n
schichten
dunkle Pedatakalke
schichten
Kalke
Pedata
Schichten
30 ~ 50
Pötschenkalk u n d
-dolomit
80-120
Schichten
mit B ä n k e n nor. Hallst. K a l k e
Tabelle
1
*>
to
M i t t e r n d o rf
A. TOLLMANN 1958
Liasfleckenmergel
Zlambach-
P e d a t a k a l k e u. -dol.
schichten
N
KARN
LADIN
ANIS
Subbulatus Schichten
Draxlehnerkalke
Halobienschiefer
Halobienschiefer
30-50
Opponitzer K. Schi'.,
Cidariskalk
H a l o b i e n Schf.,
karn. Dolom.
L u n z e r Sandstein
Ramsaudolomit
Ramsaudolomit (?)
Ramsaudolomit
G u t e n s t e i n e r Dolomit
Gutensteiner
Basisschichten
G u t e n s t e i n e r Dolomit (?)
W e r f e n e r Schichten (?)
W e r f e n e r Schichten
W e r f e n c r Schichten (?)
Haselgebirge (?)
Haselgebirge
Haselgebirge (?)
Hai obien schiefer
40-60 m
Wettersteinkalk 150-200
Ramsaudolomit
Zillkalk
Reichenhaller Schichten
30-40
C
Q
o
a
3
Werfener Schichten
SKYTH
ob. P E R M
8
DIE ENTWICKLUNG DER OBEREN HALLSTÄTTER DECKE
( = SANDUNGDECKE)
Tabelle 2
ö
3
H a l l e i n
B. P L Ö C H I N G E R 1955
MALM
Bad
I s chl — Alt
A u s s e e
W. M E D W E N I T S C H 1958
Piassenkalk? 100- 200m
T r e s s e n s t e i n k a l k 150 — 200 m
O b e r a l m e r Schichten 25—40 m
Acanthicus Schichten
DOGGER
Doggerkieselschiefer
LIAS
KARN
LADIN
ANIS
SKYTH
'Wi
a
»
Tressensteinkalke
200 m
O b e r a l m e r Schichten
o
C
er
10 — 20
Liasfleckenmergel m i t B ä n k e n
von Hirlatzcrinoidenkalk und
Liasspongienkalk
Hallstätter Riffkalk
B u n t e M o n o t i s k a l k e i. b e s . , b u n t e und
h e l l e H a l l s t ä t t e r K a l k e i. a.
Subbulatus Seh., D r a x l e h n e r K a l k e
H a l o b i e n s chiefer 5 m
b u n t e u n d helle Hallstätter K a l k e
W e i ß e r Diploporenriffkalk
<L. T. in W e t t e r s t e i n k a l k f a z i e s
Schreyeralmkalk {Lercheckkalk)
Diploporenriffkalk
G u t e n s t e i n e r Dolomit
dol. R a u h w a c k e
W e r f e n e r Schichten
Haselgebirge
ob. PERM
A. TOLLMANN 1958
Acanthicus
Schichten
RHÄT
NOR
M. i 1 1 e r n d o r f
Hallstätter
Kalk
g
5°
Hallstätter
|
max. 300
Kalk
Halobienschief'er
3-5
R a m s a u d o l o m i t 60 — 90
Reif linger Kalk
G u t e n s t e i n e r K a l k u. Dolomit
v e r e r z t e Rauhwacke 5 - 1 0
W e r f e n e r Schichten
Haselgebirge
m a x . ca. 1000 m
C r i n o i d e n k a l k 10
S c h r e y e r a l m k a l k 30
Reiflingerkalk 200
G u t e n s t e i n e r Dolomit 200
G u t e n s t e i n e r K a l k 20
Rauhwacke 50
W e r f e n e r Schichten
Haselgebirge
Gips -f* Melaphyi"
+
to
(—*
CO
214
Walter Medwenitseh: Zur Geologie des Halleiner Salzberges
Die Schollen der Trias der oberen Hallstätter Decke im Halleiner Salzbergbereich tauchen nicht nur in Haselgebirge ein. Sie sind auch eingewalmt in die Mergelserie der unteren Hallstätter Decke. Die Mergel
zeigen ähnlich dem Haselgebirge große Plastizität und quellen stellenweise über die Hallstätter Kalke.
Betrachten wir die Karte von B. PLÖCHINGER in Tafel 1, so sehen wir,
daß die Zlambachmergel, die nicht nur Rhät, sondern auch Nor umfassen, obertägig nur auf den Ostteil der Halleiner Hallstätter Zone beschränkt sind. Das stimmt mit den Stollenprofilen überein, daß die untere
Hallstätter Decke gegen W steil unter das Salzlager eintaucht. Auch
finden sich die Zlambachmergel der unteren Hallstätter Decke obertägig nur an der Oststeite der Triasschollen der oberen Decke. Diese
Schollen tauchen allgemein gegen E und NE ein. Durch dieses Eintauchen, durch dieses Eindrücken der Hallstätter Kalke wurde die untere
Mergelserie hochgepreßt und es kommt zur sekundären Überlagerung
der Hallstätter Kalke durch Zlambachmergel.
Auf ein Problem ging B. PLÖCHINGER in seiner Darstellung der Halleiner
Hallstätter Zone besonders ein: Auf die A l l g e g e n w a r t v o n F l e k k e n m e r g e l in den näheren und weiteren Bereichen der Salzlagerstätten! Unter Bezugnahme auf unsere Bearbeitungen des Ischler-,
Ausseer- und Hallstätter Salzberges bestätigt B. PLÖCHINGER die tektonische Ursache ihrer Verknüpfung. Wir können dies nur unterstreichen
und vielleicht auch bemerken, daß der tiefere Grund dieses Phänomens
in der faziellen Zweiteilung der Hallstätter Fazies in einen nördlichen
Schlamm- und einen südlichen Kalkbereich liegen mag. Diese starke
Faziesdifferentierung auch innerhalb dieser beiden Bereiche ist zweifellos in der Mobilität des Salinars zu begründen; einer Mobilität, die auch
im Geosynklinalzustand bei geringstem Anlaß wirksam wird. Den nichttektonischen Lösungsversuch des Fleckenmergelproblems wagte W. HEISSEL
1952 (21); die nach ihm rhätisch-liasische Position des Haselgebirges von
Hallein, Ischl, Hallstatt und Aussee hat nur in der „Allgegenwart" der
Fleckenmergel einen Anhaltspunkt; die Ansicht, — mit der wir uns auch
schon, ohne es auszusprechen, prinzipiell befaßt haben —, kann nur als
Diskussionsbeitrag gewertet werden, da ja die pollenanalytischen Untersuchungen von W. KLAUS (22—24) die permo-skytische Position des
alpinen Haselgebirges im Liegenden der Werfener Schiefer einwandfrei
ergeben hat.
In den nun folgenden Tabellen 1 und 2 wird zuerst die Fazies der
unteren Halstätter Decke im Bereiche Hallein, mit der Entwicklung im
Lammertal, im Bereiche Ischl—Aussee und Mittemdorf verglichen. Alle
Bereiche zeigen gute Übereinstimmung, vor allem Hallein und Lammer-
Die Profile des Jakobberg- und Wolfdietrichstollens
215
tal. Da die mitteltriadischen Schichtreduktionen i n L a m m e r t a l m a s s e u n d
Tennengebirge für eine u n m i t t e l b a r e Nachbarschaft der S e d i m e n t a t i o n s r ä u m e von T i r o l i k u m u n d Tiefjuvavikum sprechen, sehe ich im Tiefj u v a v i k u m des Lammiertales ein Verbreitungsgebiet d e r Fazies d e r
u n t e r e n H a l l s t ä t t e r Decke. B. PLÖCHINGER, g l a u b e ich, wird m i r z u s t i m m e n
können; doch wird noch z u ü b e r p r ü f e n sein, ob nicht vielleicht einige
Deckschollen der oberen H a l l s t ä t t e r Decke a b g r e n z b a r sind.
In Tabelle 2 versuchen w i r den Vergleich d e r Entwicklung d e r o b e r e n
H a l l s t ä t t e r Decke des Halleiner Gebiets m i t den Bereichen v o n Ischl—Aussee u n d Mitterndorf.
Die Aussagen dieser tabellarischen Übersicht sind so k l a r u n d e i n deutig, d a ß w i r e i n e weitere Diskussion für nicht erforderlich erachten.
Abschließend glaube ich mich m i t B. PLÖCHINGER eines Sinnes, w e n n w i r
betonen, d a ß w i r wie i m Salzkamrnergut auch i m Halleiner Bereich die
Ansichten v o n E. HAUG u n d L. KOBER voll bestätigt finden u n d u n s nicht
d e m B a u b i l d von J. NOWAK, F . F . HAHN u n d E. SPENGLER
anschließen
können. Die H a l l s t ä t t e r Zone m i t i h r e n beiden Faziesbereichen ist eine
Einheit, die nicht g e t r e n n t w e r d e n k a n n u n d für die w i r im S d e r Dachsteinentwicklung (2000—2500 m Mächtigkeit gegen 400—600 m U m f a n g
der u n t e r e n Hallstätter Decke) keine iaziellen A n k n ü p f u n g s p u n k t e finden,
wohl a b e r i m S des Tirolikums u n d d a m i t i m N d e s Hochfjuvavikums!
Literaturhinweise:
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