Hinabgestiegen und auferstanden (Thomas Eberhardt)

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Predigt vom 22. März 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona-Gemeinde Thun
Predigt: Ins Todesreich hinabgestiegen und von den Toten
auferstanden1 (Apostolisches Glaubensbekenntnis Nr. 12)
Zum Anfang dieser Predigt lade ich Euch ein, unseren Glauben mit dem Apostolischen
Glaubensbekenntnis zu bekennen:
…
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
…
Meine Predigt hat zwei Teile. Der erste Teil dreht sich um Jesu Hinabsteigen ins Totenreich, der
zweite um seine Auferstehung.
1. Hinabgestiegen in das Reich des Todes
Als ich diese Themenreihe aufstellte, habe ich gar nicht geahnt, was ich damit anrichte, wenn ich
diesen Satz zu einem eigenen Predigtthema mache. Es gibt nur sehr wenige Bibelstellen, die man
beiziehen kann. Zwei davon stehen im ersten Petrusbrief:
1 Petrus 3:18b-20 18 … Christus … ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach
dem Geist. 19 In ihm ist er auch hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, 20 die
einst ungehorsam waren, als Gott harrte und Geduld hatte zur Zeit Noahs, als man die Arche baute,
LUT
Kurz danach schreibt Petrus:
1 Petrus 4:6 Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündigt, dass sie zwar nach
Menschenweise gerichtet werden im Fleisch, aber nach Gottes Weise das Leben haben im Geist.
LUT
Manche Theologen erklären mit diesen Bibelstellen, wie das Evangelium zu jenen Menschen kommt,
die während ihres Lebens nie die Möglichkeit hatten, es zu hören. Manche gehen sogar so weit zu
sagen, dass jeder Mensch auch nach dem Tod noch die Möglichkeit hat, sich für Jesus zu entscheiden.
Das ginge in Richtung Allversöhnungslehre, welche jedoch nicht den biblischen Aussagen entspricht
(vgl. Mt 25,31-46; Joh 3,15-18; 3,36; 5,24; 11,25 u.v.m.). Weiter wird versucht, mehr über das
Jenseits herauszubekommen. Doch Petrus stillt unsere Neugier nicht. Was Gott den Geistern gewährt
und wie sich Jesus ihnen offenbart hat, darüber schreibt Petrus nichts. Das Jenseits bleibt für uns im
Dunkeln; scheinbar erhellende Auslegungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Adolf Schlatter
kommentiert die Petrusstellen so: Petrus weist uns Christen darauf hin, dass es für Gott keine
Beschränkungen gibt. Die Toten sind ihm so wenig entzogen wie die Lebenden. Gott ist noch nicht
zu Ende, wenn wir Menschen am Ende sind. Wir sind zu Ende mit dem Tod, aber Gott kann seine
Gnade auch einem Toten mitteilen und kann selbst einen Toten lebendig machen.
Mit diesem Hinweis auf Gottes unbegrenzte Macht beende ich diesen ersten Teil zu Jesu Hinabsteigen
ins Totenreich und halte es ganz mit Luther, der zur ersten Petrusstellt gesagt hat: „Das ist ein
wunderlicher Text und ein finsterer Spruch, so nur einer im Neuen Testament ist, dass ich nicht genau
weiss, was St. Peter meint.“
2. Am dritten Tage auferstanden von den Toten
Wenden wir uns nun dem eigentlichen Dreh- und Angelpunkt unseres Glaubens zu: der Auferstehung
Jesu von den Toten. Mit ihr steht und fällt alles, steht der ganze christliche Glaube auf dem Spiel. Es
hängt alles daran, ob es beim Kreuzestod Jesu geblieben ist oder nicht. Hat Karfreitag das letzte Wort?
Oder dürfen wir mit Ostern rechnen? Paulus sagt es mit aller Deutlichkeit:
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Viele Gedanken dieser Predigt stammen von Heinzpeter Hempelmann und dessen Büchlein: „Jesus lebt – das Grab ist
leer. Wie glaubhaft ist die Auferstehung?“
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Predigt vom 22. März 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona-Gemeinde Thun
1 Korinther 15:14 wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist also auch unsere Predigt
inhaltslos, inhaltslos aber auch euer Glaube.
ELB
Ohne Auferstehung haben Kirche, Christentum, Predigt und Mission absolut keinen Sinn. Denn:
1 Korinther 15:17 Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube nichtig, so seid
ihr noch in euren Sünden.
ELB
Mit anderen Worten: Dann ist ja gar nichts passiert, ausser diesem einen schrecklichen Irrtum und
einer furchtbaren, aber angesichts der Gotteslästerungen Jesu verdienten Kreuzesstrafe. Paulus setzt
sogar noch einen drauf:
1 Korinther 15:19 Wenn wir allein in diesem Leben auf Christus gehofft haben, so sind wir die
elendesten von allen Menschen.
ELB
Dann war eben alles ein – freilich kostspieliger und schmerzhafter – Irrtum. Die Auferstehung, das
ist der Angelpunkt, an dem unser Glaube, unsere Hoffnung, unser Leben hängt.
Die Auferstehung Jesu – das Ereignis, das alles verändert
Gott hat diesen Jesus aus Nazareth nicht im Tode gelassen, er hat ihn dem Tod entrissen, hat ihn
auferweckt. Er hat die Worte Jesu: „Ich und der Vater sind eins“ (Joh 10,30), bestätigt. Mit Ostern,
seit Ostern, wegen Ostern wissen wir: Gott selber ist persönlich anwesend gewesen. Gott mischt sich
ein. Wir sind Gott nicht egal.
Das Kreuz allein schien Jesu Leben und Reden total zu widerlegen. Umgekehrt ist nun die
Auferweckung dieses Gekreuzigten ein einziger Beleg dafür, dass Jesus Recht hatte mit seiner
Botschaft: „Gott ist für euch, ganz und gar und bedingungslos. Er will nicht ohne euch sein und nicht
die Ewigkeit ohne euch leben.“
Die Auferweckung Jesu hat ungeheure Folgen. Ich möchte sechs dieser Konsequenzen nennen.
Weil Jesus auferstanden ist, darum gilt:
1. Jesus ist ein Fluch Gottes – für uns
Im AT heisst es: Verflucht, ein Fluch Gottes ist jeder, der am Holz hängt (5. Mo 21,23). Es stimmt:
Der Gekreuzigte ist ein Fluch, aber er ist ein Fluch geworden für uns (vgl. Gal 3,13), denn die Strafe
lag auf ihm zu unserem Frieden, durch seine Striemen sind wir geheilt (Jes 53,5-6).
Weil Jesus auferstanden ist, darum dürfen wir wissen:
2. Es gibt Befreiung aus der tödlichen Verstrickung der Schuld
Die Schuldfrage ist die entscheidende Frage überhaupt, die Frage schlechthin für jeden, der sich dem
Leben ernsthaft stellt. Wir werden ohne unser Zutun in Unheilszusammenhänge hineingeboren, in
ungerechte und schuldhafte Verhältnisse. Wenn wir dann erwachsen sind, sind wir so sehr
einbezogen, dass wir selber an dem Unrecht weiterstricken und neue Schuld produzieren. In der Bibel
werden wir als „Sklaven der Sünde“ bezeichnet (Röm 6,15ff). Unsere Schuld und die Schuld anderer
an uns bilden sinnbildlich ein Netz, dem niemand entkommen kann. Das Netz wird gehalten vom
Tod, der uns am Schluss ereilt (Röm 6,23). Diesen Tod als Lohn der Sünde nimmt Jesus am Kreuz
auf sich, indem er sein Leben für uns hingibt. Seit Ostern wissen wir: Gott hat diese freiwillige
Lebenshingabe uns zugute akzeptiert. Es gibt keine Schuld mehr, die uns von Gott trennen kann.
Ostern macht somit Karfreitag zum wichtigsten Datum der Weltgeschichte.
Weil Jesus auferstanden ist, darum dürfen wir wissen:
3. Gott ist Vater: Es gibt eine Brücke zu Gott
Gott ist nicht der unbarmherzige Richter, sondern er ist barmherzig und gnädig. Es stimmt zwar: Gott
ist heilig und gerecht. Er hasst die Sünden. Aber es gilt das Unglaubliche, an dem sich die religiösen
Menschen aller Zeiten bis heute stossen: Gott bleibt nicht in Distanz, sondern er sucht bedingungslos
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Predigt vom 22. März 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona-Gemeinde Thun
unsere Nähe. Er hasst die Sünde – aber er liebt den Sünder, dich und mich. In Jesus hat er einen Weg
gefunden, uns ohne alle Vorleistungen nahe zu sein. Diese Nähe, diesen direkten Zugang zu Gott gibt
es nur an einem einzigen Punkt: bei Jesus Christus. Dieser „Punkt“ ist für jeden erreichbar, der
erkennt, dass er von sich aus keine rettende Brücke über seinen Lebensabgrund hin zu Gott bauen
kann. Sondern der sich auf die Brücke namens Jesus verlässt. Es gibt keinen einzigen Religionsstifter
und keine einzige religiöse Persönlichkeit, die beansprucht hätte, Sünden vergeben zu können. Seit
Ostern dürfen wir wissen: Jesus durfte und darf uns alle unsere Sünden vergeben, weil Gott sich zu
ihm gestellt hat.
Weil Jesus auferstanden ist, darum dürfen wir wissen:
4. Die Macht des Todes ist zerbrochen: Es gibt Zukunft
An diesem Punkt der Weltgeschichte wird deutlich: Wir sind nicht allein, wir sind nicht auf uns
gestellt. Sondern: Gott greift ein. Mit der Auferweckung Jesu hat Gott selbst dem Tod das Genick
gebrochen.
Es gibt kein Leben, das nicht vom Tod bedroht ist, sei dieser „natürlich“ oder gewaltsam. Aber der
Tod ist mehr als ein biologisches Phänomen: er selbst ist eine Macht, mehr noch: ein Grundzug dieser
gefallenen Schöpfung. Der Tod ist der Lohn der Sünde (Röm 6,23). Im Hebräerbrief steht jedoch:
ELB Hebräer
2:14 [Gott hat] durch den Tod [Christi] den zunichte gemacht, der die Macht des Todes
hat, das ist den Teufel.
Kreuz und Auferstehung bedeuten vor allem auch dies: Gott selbst hat sein Leben eingesetzt gegen
den Tod und dessen Macht – und Gott hat gesiegt. Gott hat durch die Auferstehung Jesu an Jesus
gezeigt, dass er die Macht hat, einmal alle, die er will, aus der Macht dieses Todes hinauszureissen.
Weil Jesus auferstanden ist, darum dürfen wir wissen:
5. Die Todesgrenze ist überwunden: Es gibt ewiges Leben
Ein Christ weiss, wohin er mit seiner Schuld gehen kann. Er kennt den, der ihn freispricht. Deshalb
muss er sich auch nicht vor Schuld drücken, sondern kann sie einsehen.
Ein Christ weiss, wohin er mit seinen Sorgen kann, weil Gott sogar die Macht über den Tod hat. Wir
sind Gott nicht egal, sondern „wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge, alle Umstände zum
Guten mitwirken müssen, und seien sie noch sie widrig.“ (Röm 8,28; Übersetzung von Heinzpeter
Hempelmann)
Ein Christ weiss, wohin er geht. Er ist nicht dem wahnsinnigen Leistungs- und Erlebnisdruck unserer
heutigen Zeit und Gesellschaft ausgeliefert, sondern weiss: dieses kurze Leben ist längst nicht alles.
Und ein Christ weiss: Mein ewiges Leben beginnt jetzt – und es hört mit meinem individuellen Tod
nicht auf (Joh 5,24). Dieser ist vielmehr nur Durchgangsstation zu den ausgebreiteten Armen eines
liebenden Vaters, bei dem und mit dem ich ewig leben darf. Keine nahezu ewige Reinkarnation, kein
Fluch des Karmas, sondern ein Ende, ein Ziel: die Freude beim Vater!
6. Eine neue Schöpfung hat begonnen: Es gibt Hoffnung in einer gottverlassenen Welt
Christen sind ganz besondere Leute. Sie machen sich nichts vor über den Zustand dieser Welt.
Gleichzeitig haben sie eine Perspektive, sehen Zukunft und machen Hoffnung! Der Ausspruch: „Zum
Teufel mit dieser Welt!“ stimmt buchstäblich. Aber Christen brauchen nicht zu verzweifeln.
Eigentlich ist es unchristlich, über den schlimmen Zustand dieser Menschheit zu jammern. Christlich
ist dagegen der Blick auf die Auferstehung Christi – auf das, was inmitten dieser Welt an Neuem
begonnen hat; was inmitten der gefallenen und zerfallenden Schöpfung an neuem Leben wächst, was
kein Tod mehr kleinkriegen kann: das Reich Gottes. Eine neue Schöpfung hat inmitten der alten
begonnen. Darum gibt es Hoffnung! Ich vermittle hier nicht die Kunst des positiven Denkens, sondern
es ist die Konsequenz der Auferstehung Jesu, wenn ich sage: Es gilt, nicht problemfasziniert, sondern
verheissungsorientiert zu denken, zu reden und zu handeln. Wir sollen den Blick nicht auf uns,
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Predigt vom 22. März 2015, Thomas Eberhardt, Chrischona-Gemeinde Thun
sondern auf Jesus richten. Mit anderen Worten: „österlich“ zu denken, zu planen, zu handeln, zu
leben. Christen leben realitätsnah und dennoch nicht verzweifelnd. Sie gehen ebenso durch Leid und
haben ebenso Angst vor dem Tod wie andere Menschen. Aber ihnen öffnet sich immer wieder die
Wirklichkeit der Auferstehung: mitten in dieser Welt des Todes merken sie, dass sie umgeben, ja
getragen werden von dieser neuen, stärkeren, alles durchdringenden Wirklichkeit des Lebens. Dieses
Lebens, welches in der Auferstehung Jesu Christi seinen Anfang genommen hat.
Amen.
Einige ergänzende Bibeltexte zum selber nachlesen:
Ps 6,5-6; 88,11-13; 115,17
Jes 38,18
Lk 16,19-31
1. Kor 15,20; Kol 1,18
2. Petr 1,16; 1. Joh 1,1+3
Röm 6,9; 8,11; 1. Kor 15,55
1. Petr 1,3
Einige Fragen zur persönlichen Vertiefung
Was bedeutet Dir die Auferstehung Jesu? Wie wichtig ist sie für Deinen Glauben?
Nehmen wir an, Jesus wäre nicht auferstanden. Wie würdest Du den christlichen Glauben dann
erklären, worauf würde er sich gründen?
Heinzpeter Hempelmann listet im erwähnten Büchlein zur Glaubhaftigkeit der Auferstehung Jesu
(siehe Fussnote 1) 10 Fragen auf. Versuche sie zu beantworten. (Er beantwortet diese Fragen alle
im Büchlein, das – weil vergriffen – bei Thomas Eberhardt ausgeliehen werden kann.)
1. »Auferstehung eines Toten – kann das denn sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch
(Jesus) von den Toten auferstanden ist. Ich habe noch keine Auferstehung erlebt.«
2. »Aber die Behauptung, dass ein bereits Toter wieder lebt, steht doch im Widerspruch zur
Naturwissenschaft. Stellt die Osterbotschaft nicht die Gültigkeit eherner Naturgesetze infrage?«
3. »Beruht die Osterbotschaft nicht auf einem Betrug der Jünger? Diese konnten und wollten sich mit dem
Scheitern ihrer Hoffnungen nicht abfinden und haben das größte Täuschungsmanöver der
Weltgeschichte in Szene gesetzt.«
4. »Haben sich die Jünger dann die Begegnungen mit dem Auferstandenen nicht einfach eingebildet?«
5. »Kann man den Osterberichten trauen, wenn es doch nur Christen sind, die über Begegnungen mit
Christus berichten? Spricht das nicht gegen die Glaubwürdigkeit der Osterbotschaft, dass alle Zeugen
von Erscheinungen ohnehin schon Anhänger Christi sind?«
6. »Wenn es sich bei den Erscheinungen nicht um Visionen gehandelt haben kann, wenn auch ein Betrug
auszuschließen ist, wenn man vielmehr historisch von der Realität der Erscheinungen ausgehen muss,
ist Jesus dann vielleicht gar nicht gestorben? Löst sich das Rätsel um seine Auferstehung vielleicht auf
diese Weise?«
7. »War das Grab Jesu leer? Ist Jesu Leichnam nicht doch im Grab verwest? Kann man es verlangen,
dass Christen an das leere Grab glauben? Glauben wir nicht vielmehr an den Auferstandenen?«
8. »Kann die Osterbotschaft des Neuen Testaments vertrauenswürdig sein, wenn die Osterberichte selbst
so unterschiedlich sind? Wie viele Frauen waren denn zum Beispiel beim leeren Grab: war es nur eine
(Johannes 20,11), waren es zwei (Matthäus 28,1) oder mindestens fünf (Lukas 24,10)?«
9. »Muss man so für die Auferstehung Jesu argumentieren? Darf man es tun? Kann man nicht nur an sie
glauben?«
10. »Kann man denn die Auferstehung beweisen? Kann man denn, ja soll man denn den Glauben durch
Argumentieren ersetzen?«
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