Kompetenzorientierte Aufgaben im Geographieunterricht

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Kompetenzorientierte Aufgaben im Geographieunterricht
Juni 2013, Monika Reuschenbach PH Zürich
Hinweis: Im Geographieunterricht kann die Kompetenzorientierung nur ansatzweise an einzelnen Aufgaben gezeigt werden. Die untenstehenden Beispielen verdeutlichen deshalb – im Sinne von Lernsequenzen
– besser, wie ein „Aufgabenbündel“, analog einer Unterrichteinheit (Lektion, Doppelstunde oder längere
Arbeitsphase) aussehen könnte.
Beispiel 1:
Ein Thema – eine lohnende Aufgabe „Skifahren statt Safari“ in einem der ärmsten Länder Afrikas. Hier in
Lesotho lebt die Hälfte der Menschen unter der Armutsgrenze und muss mit weniger als zwei Dollar am
Tag auskommen, die Lebenserwartung beträgt 36 Jahre und 23 % der 15-49jährigen sind HIV-infiziert.
Seit 2006 gibt es in dem Königreich im Süden Afrikas das Skigebiet Afri-Ski. Das Tourismusprojekt wirbt
mit „ski adventure for the whole family”. Wie ist das möglich? Kann man in Afrika überhaupt Skifahren?
Und ist Afri-Ski wirklich „an African ski experience“ und ein „Traum in Weiss“?
Berücksichtigung der vier Raumkonzepte:
Um zu begründeten Antworten auf diese Fragen zu gelangen, muss die klassische objektive Sicht auf
Lesotho im Sinne des „Containers“ und des „Systems der Lagebeziehungen“ um die subjektive Sicht auf
Lesotho als „Kategorie der Sinneswahrnehmung“ und der „Konstruktion“ ergänzt und weitergeführt werden.
Berücksichtigung der sechs Kompetenzbereiche:
Um eine neue Lernkultur realisieren zu können, werden lernprozessanregende Aufgaben nach den sechs
geographischen Kompetenzbereichen ausgerichtet. Dabei entspringen Aufgaben, die Fachwissen, Räumliche Orientierung und Erkenntnisgewinnung/Methoden fördern, eher den objektiven Raumkonzepten, Aufgaben, die Kommunikation, Beurteilung/Bewertung und Handlung fördern, dagegen eher subjektiven
Raumkonzepten.
1.
2.
3.
Erstelle einen Steckbrief des Königreichs Lesotho: Lage, Klimazone, Relief und Höhe, Naturräume.
Stelle Chancen und Risiken für die landwirtschaftliche Nutzung in einer Tabelle gegenüber.
2007 musste in Lesotho der Notstand ausgerufen werden und eine halbe Million Einwohner von den
Hilfsorganisationen der Vereinten Nationen mit Lebensmitteln versorgt werden. Nenne mögliche Ursachen.
4. Untersuche das Klima in Lesotho und im Skigebiet genauer. Beschreibe die Skisaison in Bezug auf
Dauer und Schneesicherheit.
5. Nenne Einrichtungen, die notwendig sind um die Skisaison zu garantieren.
6. Begründe, warum die Skipisten in Lesotho nach Süden ausgerichtet sein müssen.
7. „Dies wird das grösste Skigebiet in Afrika“, schwärmt der Manager von Afri-Ski, Ollie Esplin. Nimm
Stellung.
8. Interpretiere die Metaphern „Österreich Afrikas“, „Schweiz des Südens“, „Königreich im Himmel“!
9. Beurteile die Einschätzungen Ollie Esplins, des Managers von Afri-Ski: „Schi fahren in Afrika ist Realität geworden! Der Traum vom Urlaub im Schnee ist für jeden erreichbar!“
10. Entscheide dich für eine der Rollen und entwickle eine begründete Meinung zum Projekt „AfriSki“ mit
Hilfe der 5-Satz- Methode. Suche dir aus den Informationskärtchen passende Argumente zusammen.
Präsentiere.
11. Vergleiche das Foto aus dem Skigebiet mit dem Logo. Beurteile die Wirkung des Logos auf den Be-
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trachter, z. B. im Internet.
12. In You Tube findest du „The Snow Must Go On – Afriski Lesotho“. Poste einen Kommentar oder eine
Videoantwort.
Alle Materialien, die für die Aufgaben verwendet werden, sind unter dem Quellenlink abrufbar.
Autor: K.W. Hoffmann; Quelle: http://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/geo_bildungsstandards.pdf
Beispiel 2:
Schnee um jeden Preis?
Einsatz von Schneekanonen in alpinen Tourismusregionen
Touristen, die zum Skilaufen in die Alpen fahren, bevorzugen solche Skigebiete, die ihnen Schneesicherheit garantieren. Erreicht wird dies in ca. 90 % aller Skigrossräume der Alpen durch den Einsatz von
Schneekanonen. Während es vor etwa zehn Jahren noch heftige Auseinandersetzungen um die künstliche
Beschneiung von Skipisten gab, sind diese heute weithin zur Gewohnheit geworden. Doch welche Auswirkungen hat die Beschneiung durch Schneekanonen auf Mensch und Natur in den Alpenregionen?
Schneekanonen
Eine grosse Schneekanone bedeckt bei minus 12 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 60
Prozent in 12 Stunden einen Hektar Piste mit einer 25 Zentimeter hohen Schneeschicht. Dabei verbraucht
sie über eine Million Liter Wasser und je nach System, Standort und Wasserbeschaffung 8 bis 10 Megawattstunden Energie, also ungefähr so viel wie zwei Vier-Personen-Haushalte im Jahr. Die Schneekanonen werden vielfach nachts betrieben, da eine Propellerkanone lauter als ein Lkw ist und manche Hochdrucksysteme sogar einen Presslufthammer übertönen. Kunstschnee hat eine höhere Dichte als Naturschnee, ist vier- bis fünfmal schwerer und hat eine geringere Durchlässigkeit.
Quelle: verändert und ergänzt nach: Werl, B.: Lautstark rieselt der Schnee. In: Spektrum direkt, 09.12.2006
[www.wissenschaft-online.de/artikel/859719]
1. Beschreibe einige positive Auswirkungen, die der Einsatz von Schneekanonen für den Tourismus und
die Bewohner eines alpinen Fremdenverkehrsortes mit sich bringt.
2. Erkläre, wie sich der Einsatz von Schneekanonen und Kunstschnee auf den Boden, den Wasserhaushalt und die Tier- und Pflanzenwelt auswirkt. Berücksichtige dabei, dass sich mit zunehmender Höhe
die Vegetationszeit verkürzt.
3. Erstelle mit Hilfe der unten stehenden Graphik eine Concept Map zu den Auswirkungen auf Mensch
und Natur, die der Einsatz von Schneekanonen in einer Tourismusregion mit sich bringt. Kennzeichne
dabei einzelne Ursache-Wirkungszusammenhänge durch Pfeile (→) sowie die Beziehungen und
Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Faktoren durch Doppelpfeile (↔). Umrahme positive
Auswirkungen mit einem grünen, negative Auswirkungen mit einem roten Kreis.
4. „Der Tourismus in den Alpen ist auf den Einsatz von Schneekanonen angewiesen.“ – Bewerte diese
Aussage und nimm persönlich Stellung dazu.
Quelle: http://www.geographie.de/docs/geographie_bildungsstandards.pdf
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Beispiel 3:
Klimawandel:
Der Klimawandel und seine Auswirkungen; extreme Wetterereignisse als mögliche Folge des Klimawandels und deren Auswirkungen auf Menschen, Ökosysteme und Wirtschaft
Situations- und Problembeschreibung:
Der Weltklimarat IPCC prognostiziert neue Wetterextreme: Heissere Tage, Starkregen, schnellere Wirbelstürme: Extremwetterlagen nehmen durch den Klimawandel zu, meint der IPCC. Besonders Entwicklungsländer werden darunter leiden. Das Wetter wird in Zukunft noch extremer. Der weltweite Klimawandel wird
bis Ende des Jahrhunderts immer häufiger zu Dürre- und Überschwemmungskatastrophen führen, bestätigt nun einmal mehr auch ein Sonderbericht des Weltklimarates IPCC. Leidtragende bleiben vor allem die
armen Länder. Während das erwartete Extremwetter in den Industrieländern vor allem riesige Kosten verursachen könnte, werden es in den Entwicklungsländern viele Menschen mit dem Leben bezahlen!
(Quelle: Die Zeit, 18.11.2011)
1. Die beigefügten Kurztexte stammen aus den Printmedien der letzten 12 Monate. Nennen Sie die hier
angesprochenen Extremereignisse und ihre möglichen Ursachen.
2. Kennzeichnen Sie die beschriebenen Katastrophengebiete in der angefügten Weltkarte (M 2) mit passenden selbst gewählten Symbolen.
3. Stellen Sie Zusammenhänge zwischen den kartographischen Darstellungen und den Aussagen des
IPCC (M 5) her. Analysieren Sie das Diagramm hinsichtlich Aufbau, Aussagekraft und möglicher
Schwachstellen.
4. In verschiedenen Materialien werden regionale Häufungen von Opfern bei Extremereignissen retrospektiv für die letzten Jahrzehnte dargestellt. Finden Sie für die hier erkennbaren räumlichen Ballungen von Opferzahlen Begründungen.
5. Bewerten Sie das zukünftige ökologische Gefährdungspotenzial in einer besonders betroffenen Region auf der Basis heutiger Prognosen der Klimaforscher und leiten Sie daraus Schlussfolgerungen hinsichtlich ökonomischer und sozialer Folgen und eventuelle Lösungsansätze ab.
Die Materialien für diese Aufgaben sind unter der Quellenangabe verfügbar.
Quelle: http://www.bmukk.gv.at/medienpool/22201/reifepruefung_ahs_lfgw.pdf
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