Komponenten riskanten Sexualverhaltens

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Komponenten riskanten
Sexualverhaltens
„Toward a Person X Situation Model of Sexual
Risk-Taking Behaviors: Illuminating the conditional Effects of Traits Across Sexual Situations and
Relationship Contexts“
Lynne Cooper, 2010
Proseminar Spezifische Schwerpunkte Sozialpsychologie
Mag. Dr. Andreas Olbrich-Baumann
Gregor Dienst (0608353), Stefanie Seitz (0506971), Laura Winkelmann (0748122)
PS Spezifische Schwerpunkte
WS 2011
Dienst, Seitz, Winkelmann
Komponenten riskanten Sexualverhaltens
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung ................................................................................................................ 4
1.1 Ergebnisse und Einschränkungen bisheriger Forschungsansätze .......................... 4
2. „Toward a Person X Situation Model of Sexual Risk-Taking Behaviors:
Illuminating the Conditional Effects of Traits Across Sexual Situations and
Relationship Contexts“, Cooper, L. 2010................................................................... 8
2.1 Beziehungskontext, Situationstyp und sexuelles Risikoverhalten......................... 9
2.2 Untersuchungsdesign ........................................................................................ 10
2.3 Hypothesen zum Haupteffekt der Variablen Situationstyp und Verbindlichkeit der
Beziehung............................................................................................................... 11
2.4 Hypothesen und Methoden zu den Haupteffekten der Persönlichkeit................. 12
2.5 Hypothesen zu Personen- und Situationsinteraktionen und riskantem
Sexualverhalten....................................................................................................... 15
2.6 Sonstige Methoden............................................................................................ 16
2.7 Stichprobe......................................................................................................... 17
3. Ergebnisse ............................................................................................................. 18
3.1 Identifizieren von Kontrollvariablen.................................................................. 18
3.2 Interindividuelle vs. Intraindividuelle Unterschiede........................................... 19
3.3 Der Einfluss von Situation und Art der Beziehung auf sexuelles Risikoverhalten
............................................................................................................................... 20
3.4. Einfluss der Persönlichkeit auf riskantes Sexualverhalten................................. 21
3.5 Die Moderation von Persönlichkeitseffekten auf sexuelles Risikoverhalten ....... 24
3.6 Das Ausmaß der Moderationseffekte................................................................. 34
3.7 Unabhängigkeit und Generalisierbarkeit der Effekte.......................................... 35
4. Diskussion.............................................................................................................. 37
4.1 Effekte von Situation und Beziehungskontext ................................................... 37
4.2 Effekte von Persönlichkeitseigenschaften.......................................................... 38
4.3 Interaktionseffekte von Persönlichkeit und Situation ......................................... 39
4.4 Implikationen für Theorie und zukünftige Forschung ........................................ 41
4.5 Stärken und Schwächen..................................................................................... 42
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5.Praktische Implikationen und mögliche Interventionen ...................................... 42
5.2 Der Einfluss der Eltern auf sexuelles Risikoverhalten Jugendlicher ................... 42
5.2 Intervention und Emotionsregulation................................................................. 45
6. Fazit ....................................................................................................................... 48
7. Literaturverzeichnis.............................................................................................. 50
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In den USA sind eine Millionen Menschen mit dem HIV-Virus infiziert (Centers for
Disease Control and Prevention [CDC], 2006). Ca. 20 Millionen Menschen stecken sich
jedes Jahr mit einer sexuell übertragbaren Krankheit an (Mokdad, Marks, Stroup, &
Gerberding, 2004). Laut UNAIDS lebten Ende 2008 weltweit etwa 33,4 Millionen HIVpositive Menschen1.
Für eine wirksame und umfassende Prävention ist das Wissen, dass 82 % aller
HIV/AIDS-Erkrankungen durch sexuellen Kontakt übertragen werden und die Hälfte
durch heterosexuellen Verkehr, ein zentraler Ansatzpunkt (CDC, 2006). Folglich ist es
für die Prävention der Ansteckung mit HIV und anderen Geschlechtskrankheiten von
Bedeutung die Faktoren, die zu riskantem Sexualverhalten (RSV) führen und beitragen
bzw. die RSV vermindern oder verhindern, zu identifizieren.
Forschungen und Studien zu diesem Thema konnten bis jetzt keine für die Praxis zufrieden stellenden Ergebnisse und darauf aufbauende Modelle entwickeln, da die meisten Studien zwei grundlegende Limitationen beinhalten:
1. Eine Überbewertung von statischen individuellen Ursachen in Bezug auf RSV (z. B.:
soziale Herkunft, demographische Faktoren und Gesundheitsüberzeugungen) auf Kosten von situativen und dynamischen Beziehungsfaktoren.
2. Das Versäumnis systematische Interaktionen zwischen diesen Faktoren zu operationalisieren.
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Wie bereits erwähnt, haben bisherige Forschungsansätze zu RSV vor allem interindividuelle Unterschiede, wie demographische Faktoren, Gesundheitsüberzeugungen und
spezifisches Wissen untersucht. Mit einigen Ausnahmen, sagen die meisten operationalisierten und identifizierten Faktoren nur eingeschränkt RSV voraus.
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In einer Meta-Analyse von Sheeran, Abraham und Orbell (1999) konnte für 24 Effekte,
eine durchschnittliche Korrelation mit r= 0.08 (Range: 0.02- 0.18) errechnet werden. Es
wurde der Zusammenhang zwischen Kondomgebrauch mit Faktoren wie Religiosität,
Hautfarbe, Geschlecht, Bildung, Alter, sexuelle Erfahrung, Einstellung zu Kondomen,
Angst vor HIV-Infizierung, Wissen über HIV und Aufklärung untersucht.
Partner- und Beziehungsfaktoren, Kommunikation über Kondome und vergangener
bzw. intendierter Kondomgebrauch, waren die einzigen Faktoren im Zusammenhang
mit der Variable Kondomgebrauch, die in dieser Studie ein r= 0,25 überschritten.
Studien, die interindividuelle Unterschiede in der Persönlichkeit in Zusammenhang mit
RSV untersucht haben, konnten zeigen, dass auch stabile Charaktereigenschaften eher
wenig Varianz erklären können. Zwei Kernfaktoren der Persönlichkeit, Gewissenhaftigkeit (engl.: Conscientiousness) (operationalisiert durch Verantwortung, Ordentlichkeit
und Selbstkontrolle) und Verträglichkeit (engl.: Agreeableness) (operationalisiert durch
Bescheidenheit, Vertrauen, Kooperation und Sympathie) zeigen den größten Effekt. Mit
Daten aus 52 Nationen, die 10 Regionen der Welt repräsentieren, konnte Schmitt (2004)
zum Beispiel eine Durchschnittskorrelation von r= 0.14 zwischen Gewissenhaftigkeit
und sexueller Promiskuität operationalisieren. Zudem konnte eine negative Korrelation
von -0.14 zwischen Verträglichkeit und sexueller Promiskuität errechnet werden.
Bogg und Roberts (2004) erhielten in ihrer Meta-Analyse verschiedene Korrelationen
mit einem Range von 0.09 bis 0.15 für spezifische Facetten geringer Gewissenhaftigkeit
und RSV, mit der höchsten Korrelation für Impulsivität.
Die Meta-Analyse (53 Studien) von Hoyle, Fejfar und Miller (2000) beschäftigte sich
mit dem Zusammenhang von Persönlichkeit und RSV und legte den Fokus vor allem
auf unterschiedliche Persönlichkeitsmodelle. In ihrer Analyse kamen die Autoren zu
fünf Hauptergebnissen und postulierten auf der Basis dieser, Empfehlungen für Folgestudien, die im Folgenden kurz dargestellt werden:
Es konnte gezeigt werden, dass eine unterschiedliche Ausprägung im Bereich Sensationslust (engl.: sensation-seeking) und eine unterschiedliche Gefahreneinschätzung,
nicht als Erklärung für unterschiedlich ausgeprägtes RSV herangezogen werden kann.
Wahrscheinlicher ist es, dass Menschen mit einer hohen Ausprägung in dieser
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Eigenschaft, riskante Situationen als weniger riskant einstufen (Zuckermann, 1979).
Daraus kann geschlossen werden, dass Sensationslust und Gefahreneinschätzung riskantes Verhalten beeinflussen (cf. Pinkerton & Abramson, 1992, 1995).
Zudem konnte ein schwacher positiver Zusammenhang zwischen RSV und Impulsivität
gefunden werden. Für nachfolgende Untersuchungen empfehlen die Autoren, das Konstrukt der Impulsivität aus dem Fünf-Faktoren-Modell von Costa und McCrae (1992)
heran zu ziehen um dieses Konstrukt und dessen Einfluss auf RSV genauer zu untersuchen.
Die Gewissenhaftigkeit steht laut dieser Meta-Analyse in einem negativen Zusammenhang mit RSV. Dieser Effekt ist allerdings hauptsächlich in Zusammenhang mit ungeschütztem Verkehr operationalisiert worden. Somit ist die Ausprägung der Gewissenhaftigkeit und deren Förderung ein wichtiges Element für Präventionsprogramme.
In Bezug auf Neurotizismus wird behauptet, dass diese Charaktereigenschaft einen allenfalls geringen und nicht systematischen Einfluss auf RSV hat.
Zudem wurde ein negativer Zusammenhang zwischen RSV und Verträglichkeit gefunden. Dieser Effekt wird deutlich, wenn man sich das negative Ende dieses Konstrukts,
die Feindseligkeit, anschaut. Feindseligkeit wird definiert als das mangelnde Interesse
an und mangelnde Besorgnis um Andere. Folgeuntersuchungen sollten den Fokus auf
die Ausprägung der Feinseligkeit und die dahinter liegenden Mechanismen legen.
Zusammenfassend postulieren die Autoren, dass in nachfolgenden Untersuchungen zum
Thema RSV Persönlichkeitsmodelle stärker mit einbezogen werden sollen. Zudem sollte die Lücke der fehlenden Untersuchungen zu intervenierenden Mechanismen (z.B.:
Situationsvariablen, Peer-Group) zwischen RSV und Persönlichkeit geschlossen werden. Die Autoren schlagen außerdem vor, die Persönlichkeit als Moderatorvariable für
RSV in Betracht zu ziehen.
Obwohl vergangene Studien die Wichtigkeit persönlichkeitsbezogener, situativer und
beziehungsspezifischer Faktoren klar demonstriert haben, gibt es dennoch viele Grenzen. Gullone und Moore (2000) kritisieren, dass vergangene Studien immer nur einen
oder wenige Faktoren isoliert untersuchten. Die Konsequenz ist ein geringes Wissen
über die unabhängige Vorhersagevalidität individueller Faktoren. Zudem ein geringes
Wissen über die Interaktion dieser Faktoren und darüber, wie sie sich gegenseitig
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beeinflussen. Bis jetzt haben nur wenige Studien die Möglichkeit getestet, dass der Zusammenhang zwischen Persönlichkeitsfaktoren und RSV über die verschiedenen Beziehungskontexte und verschiedenen Sexualsituationen variiert. Von diesen Wenigen haben die meisten den Fokus auf die Intention des Kondomgebrauchs gelegt und gezeigt,
dass die Intention, des Benutzen eines Kondoms eher in festen, ernsten Beziehungen als
in lockeren, unverbindlichen vorhergesagt hat (Sheeran & Orbell, 1998).
In der einzigen Studie, die den Unterschied der differentiellen Vorhersagevalidität von
spezifischen Charakterzügen in Bezug auf sexuelle und Beziehungskontexte untersuchte, konnte gezeigt werden, dass Abenteuerlust (engl.: venturesomeness) und Impulsivität den Kondomgebrauch besser in Bezug auf lockere, unverbindliche Partner als in
Bezug auf feste Partner vorhersagten, jedoch wurden keine Interaktionen getestet (Clift,
Wilkins &Davidson, 1993) . In Studien zu sexuellen Motiven konnten ähnliche Resultate beobachtet werden. Es zeigte sich, dass die eigenen Motive eine bessere Vorhersagekraft haben bei Ledigen bzw. Ungebundenen, als bei Personen in festen Partnerschaften
(Shapiro, & Powers, 1998). Diese Muster können auf die größere Entscheidungsunabhängigkeit von ungebundenen Menschen zurückgeführt werden. Deshalb sollten empirische Befunde anzeigen, dass die Persönlichkeit in Bezug auf sexuelles Verhalten in lockeren, unverbindlichen Beziehungen eine bessere Vorhersagekraft hat, als in festen,
etablierten Beziehungen. Keine Studie hat aber jemals diese Möglichkeit getestet.
Zudem verwendeten in der Vergangenheit die Mehrzahl der Studien ein globales Messinstrument für RSV (z.B.: „Wie oft haben sie in der Vergangenheit ein Kondom benutzt?“). Dies zeigt zum Beispiel die Meta-Analyse von Sheeran et al. (1999). 92% der
darin verwendeten Studien haben nur rein globale Methoden benutzt. Solch eine Strategie ist sehr fehleranfällig und schließt zusätzlich eine Quantifizierung der zwischenmenschlichen Faktoren und der intraindividuellen Faktoren von Verhalten aus und es
kann auch zu keiner separaten Quantifizierung ihrer Ursachen und Korrelationen kommen.
Zusätzlich konzentrierten sich Forscher in der Vergangenheit unverhältnismäßig stark
auf einige wenige Teile der Persönlichkeit und vernachlässigt dabei andere. Zum Beispiel haben Variablen, wie Abenteuerlust (eine Facette der Extraversion) und Impulsivität große Aufmerksamkeit bekommen, allerdings sind Charakterzüge des
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interpersonalen Circumplexes, wie zum Beispiel die Kommunikation, vernachlässigt
worden (Wiggins & Trobst, 2002). Zudem fokussierten sich vergangene Untersuchungen primär auf den Kondomgebrauch und andere Verhaltensweisen ignoriert, die entweder direkt (z.B.: sexuellen Kontakt mit einem wenig bekannten Partner) oder indirekt
(z.B.: Unvermögen die Benutzung von Kondomen zu diskutieren) die Wahrscheinlichkeit sich mit HIV oder anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken, erhöht.
Zu erwähnen bleibt, dass sich die Stichproben entweder aus Studenten oder Hochrisikogruppen, wie Patienten mit übertragbaren Geschlechtskrankheiten oder Drogensüchtigen zusammensetzten. Deshalb besitzen die Ergebnisse nur eingeschränkte Generalität
für größere Populationen.
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Zur Überwindung der oben beschriebenen Limitationen, beinhaltet die im Folgenden
vorgestellte Studie eine modifizierte Herangehensweise, indem das Verhalten immer als
ein Abbild der Interaktion zwischen Personen- und Situationsaspekte gesehen werden
sollte (Funder, 2006).
Zusammenfassend wurde das RSV von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Hilfe von Daten untersucht, die über zwölf Jahre gesammelt wurden. Sexuelle Ereignisse
wurden nach zwei Dimensionen klassifiziert, die in ihrer Ausprägung von Neuheit und
Ambiguität variierten (also ob es sich bei dem Ereignis um eine erstmalige oder wiederholte sexuelle Erfahrung mit dem Partner und ob es sich um einen festen oder lockeren,
unverbindlichen Partner handelte). Die persönlichkeitsbezogenen Faktoren wurden mit
Hilfe der Big Five von Costa und McCrae (1985) und dem interpersonalen Circumplex
von Wiggins (1979) operationalisiert. Zudem gab es einen Kontinuum an RSV, mit
Verhaltensweisen, die direkt (z.B: Kondomgebrauch, und riskante Partnerwahl) oder
indirekt (z.B.: Alkohol vor Geschlechtsverkehr, und ein „Nichtdiskutieren“ von sexuell
riskanten Verhaltensweisen vor dem Geschlechtsverkehr) das Risiko sich mit HIV oder
anderen Geschlechtskrankheiten anzustecken, messbar machte. Es soll nun zu einem
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detaillierten Überblick über die theoretischen Überlegungen, Hypothesen, Methoden
und Ergebnissen dieser Studie kommen. Danach werden Stärken und Schwächen der
vorgestellten Studie diskutiert und zum Abschluss soll es zu einem kurzen Überblick
über die praktischen Implikationen dieser und anderer Studien mit dem Thema RSV
kommen.
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Der Beziehungskontext ist in dieser Studie durch die Unterscheidung zwischen einem
festen Partner und einem lockerem, unverbindlichem Partner gegeben. Sexuelle Situationen werden definiert über An- oder Abwesenheit früherer sexueller Erfahrungen mit
dem Partner (z.B.: ein erstes vs. nachfolgendes Zusammentreffen). Obgleich sich diese
Unterscheidungen überlappen, beschreiben sie nicht dasselbe. Menschen und Paare variieren in dem Zeitpunkt des ersten sexuellen Kontakts. Manche warten bis sich ein gewisses Maß an Vertrauen entwickelt hat, wohingegen andere zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Beziehung Geschlechtsverkehr haben (Christopher & Roosa, 1991).
Ungeachtet der konzeptuellen Unabhängigkeit zwischen sexuellen Kontakten mit neuen
Partnern und sexuellen Kontakten mit lockeren unverbindlichen Partnern, haben empirische Untersuchungen gezeigt, dass es ähnliche Risikoverhaltensweisen in beiden Situationen gibt. Es hat sich zum Beispiel gezeigt, dass Menschen eher dazu neigen, beim
ersten sexuellen Kontakt Kondome zu benutzen, als bei folgenden sexuellen Kontakten
(LaBrie, Earleywine, Schiffman, Pedersen, & Marriot, 2005). Zudem benutzen Menschen eher ein Kondom, bei sexuellem Kontakt mit lockeren, unverbindlichen Sexualpartnern, als mit festen Partnern ((Misovich , Fisher , & Fisher , 1997)). Andere Studien
zeigten, dass beide Effekte sehr groß sind. Zum Beispiel zeigen Ergebnisse von verschiedenen Studien, dass die Wahrscheinlichkeit ein Kondom zu benutzen, 50% (Macaluso, Demand, Artz, & Hook, 2000) bis 20% (Scheidt & Windle, 1996) geringer ist, bei
Sexualkontakt mit einem festen Partner vs. einem lockeren, unverbindlichen Partner.
Zudem sinkt die Rate des Kondomgebrauchs über die ersten Wochen bis zur Hälfte
ab(Fortenberry, Wanzhu, Harezlak, Katz, & Orr, 2002). Obwohl der sexuelle Kontakt
mit einem neuen Partner oder einem lockeren, unverbindlichem Partner mit mehr Vorsicht in Bezug auf Kondomgebrauch assoziiert wird, werden diese Situationen
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andererseits mit einem erhöhten Risikoverhalten charakterisiert. Speziell Menschen mit
neuen oder lockeren, unverbindlichen Partnern haben einen höheren Alkoholkonsum in
Verbindung mit Geschlechtsverkehr (Cooper & Orcutt, 1997; Graves & Hines, 1997),
benutzen weniger effektive Verhütungsmaßnahmen (Morrison, 1985) und diskutieren
über weniger sexuelle Gefahren und Kondomgebrauch vor dem sexuellen Kontakt
(Cleary, Barhman, MacCormack, & Herold, 2002).
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Diese Studie verwendet zur Untersuchung von RSV eine globale Methode, die auch die
Interaktion zwischen der Person und der Situation berücksichtigt. In Abbildung 1 ist
das, der hier präsentierten Studie zugrunde gelegtes Modell dargestellt. Zwar wurde
dieses Modell nicht direkt in der Studie getestet, es zeigt aber anschaulich die Annahmen der kausalen Ordnung der Kategorien und Variablen, die in dieser Studie erfasst
wurden. Wie in Abbildung 1 zu erkennen ist, geht man davon aus, dass die Persönlichkeit RSV vorhersagt und zwar direkt und indirekt über die Wahrscheinlichkeit, nach
einer festen Beziehung zu suchen bzw. in einer festen Beziehung zu sein. Zusätzlich
wird angenommen, dass beides, Situations- und Beziehungskontexte direkt RSV vorhersagen aber auch die Stärke und Art der Persönlichkeit in Bezug auf riskantes Sexualverhalten beeinflussen. Da Interaktionen symmetrisch sind, kann die Persönlichkeit
auch als Moderator für Situations- und Beziehungskontexte gesehen werden.
Situationsfaktoren werden gemäß deren Operationalisierung als exogen eingestuft.
Da die Testpersonen gebeten wurden eine erste und dann folgende sexuelle Erfahrung
bei jedem Befragungszeitpunkt zu berichten, spiegelt die relative Frequenz dieser Erfahrungen nicht exakt die Wahrscheinlichkeit des Auftretens dieser im alltäglichem Leben
wieder. Folglich kann ihre Ausprägung nicht ohne weiteres auf individuelle Neigungen
und Möglichkeiten übertragen werden. Falls Erfahrungen randomisiert abgefragt worden wären, so dass sie exakt ihre relative Ausprägung bzw. Auftreten im alltäglichem
Leben widergespiegelt hätten, dann wäre beides, Persönlichkeit und demographische
Charakteristika als direkte Ursachen von individuellen Unterschieden in den Ausprägungen dieser Ereignisse identifiziert worden. Letztendlich stehen der Hintergrund und
demographische Faktoren nicht im Fokus dieser Studie. Sie werden als distale Faktoren
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angesehen, die direkt und indirekt (über Persönlichkeit und der Wahrscheinlichkeit in
einer festen Beziehung zu sein) RSV beeinflussen bzw. vorhersagen.
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Abbildung 1: Das Person ⅹ Situation Interaktionsmodel von RSV
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Auf der Basis vergangener Ergebnisse wird erwartet, dass erste sexuelle Erfahrungen
und sexuelle Erfahrungen mit lockeren, unverbindlichen Partnern in Verbindung mit
erhöhtem Alkoholkonsum, einer riskanteren Partnerwahl und einer geringeren Risikodiskussion, jedoch einem höheren Kondomgebrauch stehen. Es wird zudem erwartet,
dass Sexualpartner beim ersten sexuellen Kontakt im Durchschnitt eher locker und unverbindlich sind, als bei nachfolgenden sexuellen Kontakten. Außerdem wird erwartet,
dass die Verbindlichkeit einer Beziehung signifikant mit dem Situationstyp variiert
(z.B.: zwischen dem ersten und folgenden sexuellen Kontakten), obwohl zugleich davon
auszugehen ist, dass sich die Faktoren Situationstyp und Verbindlichkeit der Beziehung
überlappen. Beide Faktoren stellen zudem unabhängig voneinander einen Prädiktor für
RSV da.
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Die Studie bezieht fünf Persönlichkeitsmerkmale mit ein, die für die Erfassung der
Komponenten von RSV entscheidend sind:
1. Gemeinschaftssinn (engl.: communal orientation): Kann durch die Indikatoren, Wärme, Besorgnis um andere und Vorliebe für enge, intime Beziehungen gemessen werden.
Menschen mit einem hohen Gemeinschaftssinn sollten nach Partnern und Umständen
suchen, die ihrem Streben nach Intimität dienlich sind (z.B.: Partner mit wenigen vorherigen Sexualpartnern und eine größere Verbindlichkeit in der Beziehung) Verhaltensweisen zeigen, die diese Orientierungen begünstigen (z.B.: Ihre Gefühle und vergangene Erfahrungen mit ihrem aktuellen Partner diskutieren) und Verhaltensweisen, wie das
Benutzen von Kondomen vermeiden., weil dies ein Misstrauen dem Partner gegenüber
impliziert (Misovich et al., 1997). Studien, die sich mit dem Faktor des Gemeinschaftssinns im Zusammenhang mit promiskuitiven Verhalten angenommen haben, konnten
bis jetzt keine klare Unterstützung für die Hypothesen erbringen.
Operationalisierung der Variable Gemeinschaftssinn: Diese Variable wurde mit der
Hilfe einer Subskala des Personal Attributes Questionnaire (PAQ; Spence, Helmreich,
& Stapp, 1974) und einer Skala die das Verlangen nach Intimität misst, erhoben (Bernstein, Hoffmann, Santiago, & Diebolt, 1989). Die PAQ-Subskala operationalisiert individuelle Unterschiede prototypischer femininer Charakterzügen, wie Wärme, Fürsorge
und Empathie. Hierzu gab es 8 Items mit einer bipolaren 5-stufigen Ratingskala. Die
Enden dieser Ratingskala lauteten zum Beispiel: „ Überhaupt kein Verständnis für andere bzw. sehr viel Verständnis für andere“. Das Verlangen nach Intimität wurde mit Hilfe
von fünf Items erhoben(z.B.: „Wie stark ist das persönliche Verlangen jemanden zu
haben, der sich wirklich um einen kümmert“) bei denen die Befragten ihre Antworten
auf einer unipolaren fünfstufigen Ratingskala einschätzen mussten.
2. Handlungsorientierung/ Bestimmtheit (engl.: agency): Dies ist eine Facette der Extraversion und die zweite Dimension des Interpersonalen Circumplexes von Wiggins
(1979). Menschen, mit einer hohen Ausprägung auf dieser Facette werden als sehr
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sozial und zugleich dominant beschreiben (Gurtman, 1997). Außerdem haben sie ein
positives Selbstbild (Helgeson, 1994).
Folglich sollten Menschen mit einer hohen Ausprägung auf dieser Variable besser gerüstet und motivierter sein, risikomindernde Verhaltensweisen zu zeigen, wie Diskussionen über Risiken und Kondomgebrauch (Helgeson & Fritz, 2000). Zugleich wurde
aber gezeigt, dass sozial dominante Personen mehr trinken (Jackson & Matthews, 1988)
und mehr unverbindliche sexuelle Beziehungen eingehen (Markey & Markey, 2007;
Mosher & Danoff-Burg, 2005). Deswegen konnten keine genauen Hypothesen für diese
Variable aufgestellt werden.
Operationalisierung der Variable Handlungsorientierung: Zur Operationalisierung
wurde eine Subskala des PAQ (Spence et al., 1974) vorgegeben. Diese Subskala misst
individuelle Unterschiede in prototypischen maskulinen Charakterzügen, wie zum Beispiel Unabhängigkeit, Selbstbewusstsein und soziale Dominanz. Die acht Items dieser
Skala wurden mit einer fünfstufigen bipolaren Ratingskala gemessen. An den Enden
dieser Ratingskala wurden Sätze vorgegeben, wie zum Beispiel „überhaupt nicht
Selbstbewusst bzw. sehr Selbstbewusst“.
3. Negative Emotionen (engl.: negative emotionality): Diese Facette wird als ein Kernmerkmal von Neurotizismus erachtet. Personen, die hier eine hohe Ausprägung aufweisen, sollten ein höheres Maß an Risikoverhaltensweisen zeigen. Da die Erfahrung von
negativen Emotionen aversiv ist, sollten Personen, die häufig negative Emotionen erleben, mehr riskante Verhaltensweisen zeigen, die diese Emotionen mindern, wie direkt,
über z.B. Medikamenteneinnahme oder indirekt, durch z.B. Ablenkung (Cooper et al.,
1998). Alternativ kann angenommen werde, dass die Erfahrung von negativen Emotionen die Informationsverarbeitung und das Treffen von rationalen Entscheidungen stört
(Leith & Baumeister, 1996).Obwohl diese beiden Mechanismen nicht unbedingt exklusiv sind, würde das Muster unterschiedlicher Effekte darauf hindeuten, dass ein Mechanismus vorherrschend ist. Wenn zum Beispiel der Effekt negativer Emotionen primär in
Risikodiskussionen und Kondomgebrauch beobachtet werden würde (Verhaltensweisen
ohne offensichtliches stimmungsveränderndes Potential), könnten kognitiven
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Beeinträchtigungen als primäre Mechanismen angenommen werden. Umgekehrt, wenn
Effekte nur primär für Alkohol und Geschlechtsverkehr mit lockeren, unverbindlichen
oder
risikoreichen Partnern präsent wären, dann würde Geschlechtsverkehr als CopingStrategie eine bessere Erklärung darstellen, weil diese Verhaltensweisen offensichtlich
eine stimmungsverändernde Wirkung haben.
Operationalisierung der Variable negative Emotionen: Zur Messung wurden drei
Subskalen des Brief Symptom Inventory (BSI; Derogatis & Melisaratos, 1983) herangezogen: Depression, generelle Angst und Feindseligkeit. Hier sollten die Befragten auf
einer unipolaren fünfstufigen Ratingskala einschätzen, wie stark sie von den beschriebenen Symptomen in den letzten fünf Monaten beeinflusst waren.
4. Impulsivität (engl.: impulsivity): Wird definiert, als die Tendenz schnell und ohne
nachzudenken zu agieren. Impulsivität ist ein Kernmerkmal von (geringer) Gewissenhaftigkeit. Impulsive Menschen zeigen eine größere Affinität zu Belohnungen (Mitchell
et al., 2007). Sie habe Probleme ihren Affekt, ihre Motivation, Langzeitbedürfnisse und
Ziele zu regulieren. Zudem weisen sie Defizite im Arbeitsgedächtnis und bei höheren
Exekutivfunktionen auf, die eigentlich Eigenschaften, wie Voraussicht, Zielsetzung und
Planung fördern (Barkley, 1997). Solche Menschen sollten daher eine höhere Affinität
zu riskanten Alternativen (wie Sex mit einem begehrenswerten Partner und Vermeidung
des Gebrauchs eines Kondoms) besitzen, da diese Verhaltensweisen sofortige Bedürfnisbefriedigung bringen.
Operationalisierung der Variable Impulsivität: Diese Eigenschaft wurde mit der
Hilfe von 7 Items der Gewissenhaftigkeitsskala des NEO Personality Inventory (Costa
& McCrae, 1985) erfasst.
5. Sexuelle Abenteuerlust (engl.: sexual venturesomeness): Diese Variable ist eine Facette der Extraversion. Sie ist für Risikoverhaltensweisen von Bedeutung (Horvath &
Zuckerman, 1993). Definiert wird sie als die Präferenz für neue sexuelle Erfahrungen
und einem Interesse und Verlangen nach Sexualkontakt. Sexuell abenteuerlustige Personen sollten mehr riskante, lockere, unverbindliche und weniger intime Partner haben,
aufgrund ihres Verlangens nach neuen sexuellen Erfahrungen. Bei hoher Ausprägung in
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diesem Bereich sollte auch eine höherer Tendenz zu mehr Alkoholkonsum vor sexueller
Aktivität bestehen, um neue sexuelle Erfahrungen zu verstärken und zu katalysieren.
Außerdem sollten sexuell abenteuerlustige Menschen weniger vorbeugende Verhaltensweisen, wie Risikodiskussionen zeigen.
Operationalisierung der Variable sexuelle Abenteuerlust: Diese Eigenschaft wurde
mit Hilfe einer Zusammenstellung von Items aus der „Erotophilia–Erotophobia- Skala“
gemessen, wobei für diese Untersuchung nur Items aus der „Erotophilia-Skala“ herangezogen wurden (Fisher, Byrne, & White, 1983). Für die Untersuchung wurden sieben
Items, die die positiven Emotionen in Bezug auf Geschlechtsverkehr messen, herangezogen. Ein Itembeispiel wäre „Ich mag Tagträume über Sex“. Die Teilnehmer mussten
auf einer unipolaren sechsstufigen Ratingskala ihre jeweilige Präferenz für das Verhalten einschätzen. Das Verlangen nach Sex wurde mit Hilfe von vier unipolaren fünfstufigen Items gemessen.
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Der Einfluss der Persönlichkeit auf RSV wird beim ersten sexuellen Kontakt und mit
einem lockeren, unverbindlichen Partner als stärker eingeschätzt. Diese Annahme ist auf
die Annahme zurück zuführen, dass die Persönlichkeit einen stärkeren Einfluss auf das
Verhalten bei neuen oder ambivalenten Situationen hat, weil dort Erwartungen oft
schwach und schlecht ausgeprägt sind (Caspi & Moffitt, 1993; Mischel, 1977; Snyder &
Ickes, 1985). In derartigen Situationen sind Menschen dazu gezwungen, auf ihre hervorstechenden Gefühle und präferierten Verhaltensweisen zu hören, die eingespielt und
vertraut sind und die die dahinter stehende Persönlichkeit wiederspiegeln. Zudem erlaubt die Ambiguität solche Situationen konsistent mit existierenden Schemata, Überzeugungen und motivationalen Neigungen zu interpretieren (Caspi & Moffitt, 1993).
Verhaltensregeln in festen Partnerschaften werden eher über dyadische Faktoren als
über individuelle Faktoren gesteuert. Folglich wird für den Einfluss der eigenen Persönlichkeiten auf geteilte dyadische Verhaltensweisen, wie Geschlechtsverkehr, ein Abstieg
dieser über die Zeit angenommen, weil die Beziehung mehr und mehr etabliert und verpflichtend wird.
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Die Kontrollvariablen waren: Geschlecht (w vs. m); Hautfarbe (weiß vs. nicht weiß);
Alter zum Zeitpunkt des sexuellen Kontaktes (Zeitspanne des ersten Kontaktes minus
Interviewalter) und SES der Eltern (operationalisiert durch Arbeitssituation und Bildung)
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Zum einen wurde der Situationstyp erhoben. Dieser war zweistufig. Es wurde zwischen
erstem sexuellen Kontakt mit einem neuen Partner und nachfolgende sexuelle Kontakte
mit einem etablierten Partner unterschieden. Der Beziehungskontext wurde mit einer
unipolaren siebenstufigen Ratingskala operationalisiert, bei der die Befragten ihre Beziehung zum Zeitpunkt des sexuellen Kontakts einordnen sollte (auf einem Kontinuum,
dass die Möglichkeiten „Ehepartner“ bis „One-Night-Stand“ umfasste). So konnte die
Art der Beziehung, also wie fest bzw. wie locker und unverbindlich die Beziehung
war/ist zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs eingeschätzt werden.
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Es wurden fünf Verhaltensweisen für jede sexuelle Situation erhoben:
1. Beziehungskontext: Wurde wie bereits beschrieben mit Hilfe einer siebenstufigen
Ratingskala operationalisiert. Perlman und Campbell (2004) konstatierten, dass Beziehungsvariablen in Studien zum Sexualverhalten auf unterschiedlichem Arten eingesetzt
werden können. Als abhängige, unabhängige, Kontroll- und Mediatorvariable. Einerseits beschreibt diese Variable den Beziehungsstatus zum Zeitpunkt des sexuellen Kontaktes. So wird die Variable auf diesem Weg als Indikator für RSV behandelt. Andererseits kann der Beziehungskontext, in dem der sexuelle Kontakt stattfindet, auch auf die
Persönlichkeit einwirken und deswegen als Moderator fungieren.
2. Alkoholkonsum: Der Konsum wurde anhand zweier Items abgefragt. Einerseits, ob
vor dem sexuellen Kontakt Alkohol getrunken wurde und wenn ja, wurde eine
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
Einschätzung auf einer vierstufigen Skala verlangt, wie „betrunken“ die Befragten zu
dem Zeitpunkt des sexuellen Kontakts waren.
3. Riskante Partnerwahl: Dies wurde mit Hilfe von sechs Items operationalisiert, die
sich auf den Sexualpartner und dessen sexuelle Vergangenheit bezogen. Zum Beispiel:
„Hat dein Partner schon einmal Sex mit einer Prostituierten gehabt“ oder „ Hatte dein
Partner schon einmal eine sexuell übertragbare Geschlechtskrankheit“.
4. Risikodiskussion: Diese Variable wurde mit eine vierstufigen Ratingskala operationalisiert, bei der die Befragten angeben mussten, ob sie die oben beschriebene Themen
vor dem sexuellen Kontakt mit ihrem Partner diskutierten. Themen, wie Schwangerschaft, Vorerfahrungen und Kondomgebrauch wurden hier abgefragt.
5. Verhütung: Hier mussten die Befragten angeben, welche Art des Verhütungsmittels
sie bei dem sexuellen Kontakt gebrauchten.
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Diese Studie enthält Daten von den ersten drei von fünf Durchgängen einer longitudinaler Studie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die zum ersten Befragungszeitpunkt im Alter von 13 bis 19 Jahren waren (Range: 11,2- 15,0 Jahren). Diese Personen
sind bis zu fünfmal und über mehr als eine Dekade interviewt worden. Die Studie begann im Jahre 1989, in Buffalo, New York. Die Studie startete 1989, in Buffalo, New
York. 2544 Personen, wurden mit der Hilfe eines randomisierten Auswahlverfahrens
kontaktiert und 82% davon nahmen am Interview teil. Bei der Analyse der Teilnahmebereitschaft konnte festgestellt werden, dass unabhängig von Hautfarbe oder Alter,
weibliche Teilnehmer und TeilnehmerInnen mit besser ausgebildeten Eltern, eher bereit
waren teilzunehmen. In den Jahren 1994 und 1995 wurden 88% der Anfangskohorte ein
zweites Mal interviewt und 6 Jahre später wurden 73 % ein drittes Mal interviewt. Die
Daten der letzten beiden Interviewserien wurden in die Berechnung jedoch nicht mit
einbezogen. Es konnte gezeigt werden, dass jüngere, weibliche, weiße und Personen mit
höheren sozioökonomischen Status (SES) an mehr Interviews teilnahmen. Mit der Ausnahme von Geschlecht, waren die Effekte allerdings gering.
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
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Zu jedem Zeitpunkt der longitudinalen Befragung wurden die Teilnehmer zu ihren häufigsten Zeitpunkten befragt, an den sie Sexualkontakt hatten, gefolgt von einigen Fragen
zum ersten Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs mit diesem Partner. Bei der Auswertung
der 7511 Berichte, die für diese Studie herangezogen wurden, gab es keine Unterscheide
für die Variablen Hautfarbe und SES bei Personen, die von ersten und folgenden Sex
berichteten. Es wurde ein kleiner, aber signifikanter Unterschied für die Variable Geschlecht gefunden. Zum zweiten Zeitpunkt der Befragung ergaben sich mehr Berichte
über erstmaligen Sexualkontakt, wohingegen zum dritten Zeitpunkt ein größerer Anteil
an Angaben zu darauf folgenden Kontakt gegeben wurde. Dies spiegelt einen Entwicklungsschritt wieder, der besagt, dass Menschen in ihren frühen bis mittleren Zwanzigern
mehr Sexualpartner haben und die Anzahl mit Erreichen des 30. Lebensjahrs abnimmt
(Arnett, 2000).
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Bei den jeweiligen Zeitpunkten kam es zu einem Face-to-Face Interview, durchgeführt
von trainierten InterviewerInnen, welche immer auf das Geschlecht abgestimmt waren
und in 75% auch auf die Hautfarbe. Das Interview dauerte ca. zwei Stunden und bestand
sowohl aus einem Interviewteil als auch aus selbst durchzuführenden Items.
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Im Vorfeld der eigentlichen Untersuchung führt die Autorin verschiedene Analysen
durch, in denen es darum geht, mögliche Störvariablen zu identifizieren, um diese in
den anschließenden Analysen als Kontrollvariablen berücksichtigen und mögliche Ergebnisverfälschungen vermeiden zu können. Als Kontrollvariablen werden in diesem
Zusammenhang das Alter der Personen zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs, sowie
soziodemographische Faktoren der Personen, namentlich Ethnie, Geschlecht und der
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
sozioökonomische Status der Eltern, berücksichtigt. Die Analysen zeigen, dass zwischen dem Alter einer Person und allen fünf riskanten Sexualverhaltensweisen Zusammenhänge bestehen. So führen Personen mit zunehmendem Alter häufiger Gespräche
über Risikothemen, haben häufiger riskante aber auch häufiger feste BeziehungspartnerInnen, zeigen einen höheren Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr und einen
geringeren Gebrauch von Kondomen. Das Alter erklärt zwischen 5 bis 18 % der intraindividuellen Varianz, d.h. der Verhaltensvariabilität innerhalb einer Person. Wie bereits
erwähnt, wurden auch soziodemographische Variablen berücksichtigt, welche zumindest einen Teil der Verhaltensunterschiede zwischen Individuen erklären können. So
zeigt sich bei den soziodemographischen Variablen das Geschlecht als verlässlichster
Prädiktor für die Vorhersage riskanter Verhaltensweisen, da Männer einen höheren Alkoholkonsum, häufiger oberflächliche Partner, seltener Gespräche über Risikothemen
aber auch einen höheren Kondomgebrauch und weniger riskante Partnerinnen aufweisen. Farbige weisen im Vergleich zu weißen Individuen häufiger oberflächliche und
riskante PartnerInnen auf, aber auch einen geringeren Alkoholkonsum, sowie einen häufigeren Gebrauch von Kondomen. Individuen mit höherem sozioökonomischem Status
zeigen einen höheren Alkoholkonsum und häufiger Gespräche über Risikothemen. Je
nach riskanter Verhaltensweise erklären die soziodemographischen Variablen zwischen
2-3 % (Gespräche über Risikothemen und Kondomgebrauch) bis zu 14 -17 % bei den
verbleibenden riskanten Verhaltensweisen. In den folgenden Ergebnisanalysen der eigentlichen Hypothesen dieser Untersuchung werden sowohl Alter, in Bezug auf die
intrapersonelle Variabilität, als auch die soziodemographischen Faktoren, in Bezug auf
interpersonelle Unterschiede, kontrolliert.
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Wie bereits erwähnt, nähert sich diese Studie, im Gegensatz zu den meisten früheren
Forschungen zu diesem Thema, dem Problem sexuellen Risikoverhaltens, indem sowohl der Einfluss der Persönlichkeit, als auch der Einfluss der Situation und des Beziehungskontextes, sowie die Interaktionen zwischen diesen Faktoren analysiert werden
sollen. Die dahinterstehende Annahme ist hierbei, dass Personen sich zwar
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durchschnittlich im Ausmaß gezeigter sexueller Risikoverhaltensweisen voneinander
unterscheiden, dass jedoch viel substantiellere Unterschiede innerhalb einer Person, d.h.
zwischen den von ihr selbst gezeigten Verhaltensweisen über verschieden Situationen
und Beziehungskontexte hinweg, bestehen. Um diese Annahme auch statistisch darzustellen, teilen die Autoren zunächst die Gesamtvarianz, d.h. die Gesamtheit unterschiedlicher Ausprägungen für jede riskante Verhaltensweise in eine inter- und eine intraindividuelle Komponente. Berechnet wird dies mittels mehrerer sogenannter Null Modelle,
d.h. einem Regressionsmodel in dem keine Prädiktoren enthalten sind, welche den Einfluss des Unterschiedes zwischen bzw. innerhalb einer Person auf ein sexuelles Risikoverhalten variieren. Dadurch kann nun bestimmt werden, in welchem Ausmaß die unterschiedlichen Ausprägungen in einem riskanten Verhalten durch den Unterschied
zweier Personen (interindividuell) bzw. durch Unterschiede innerhalb des Verhaltens
einer Person (intraindividuell), bedingt werden. Den Annahmen der Autoren entsprechend, zeigt sich dabei, dass die beobachteten Unterschiede in einem riskanten Sexualverhalten durchschnittlich zu 28% auf Unterschiede zwischen Personen und zu 72% auf
Unterschiede im Verhalten einer Person über verschiedene Situationen und Beziehungskontexte hinweg zurückzuführen sind. Die Unterschiede innerhalb des Verhaltens
einer Person sind im Durchschnitt dreimal größer als die Verhaltensunterschiede zwischen Personen. Auch wenn sich die methodische Vorgehensweise und deren Aussagekraft kritisieren lassen, zeigt sich hier dennoch die Bedeutung von Faktoren wie der Art
der Situation oder des Beziehungskontexts, welche neben der Persönlichkeit das Verhalten einer Person beeinflussen, d.h. verändern können. Im Folgenden werden die Zusammenhänge dieser Faktoren mit sexuellem Risikoverhalten näher betrachtet und deren Wechselwirkungen bzw. Interaktionen miteinander, analysiert.
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Mittels multipler Regression wird dargestellt, wie verschiedene Situationen und Beziehungskontexte mit Verhaltensänderungen innerhalb einer Person zusammenhängen, d.h.
ob Zusammenhänge bestehen, zwischen bestimmten Situationen, bestimmten
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
Beziehungskontexten und riskantem Sexualverhalten, indem die jeweiligen riskanten
Verhaltensweisen durch die Art der Situation und dem Beziehungskontext vorhergesagt
werden sollen. Wie bereits erwähnt wird das Alter zum Zeitpunkt des Geschlechtsverkehrs kontrolliert. Die Autoren stellen zunächst einmal fest, dass die Art der Situation
und die Art der Beziehung zusammenhängen, und zwar dahingehend, dass in Situationen mit neuen, d.h. erstmaligen, SexualpartnerInnen die Art der Beziehung häufiger
unverbindlich ist. So kommt die oberflächliche Natur der Beziehung zu 20% deswegen
zu Stande, weil es sich um einen erstmaligen Partner handelt. Gleichzeitig wird deutlich, dass diese zwei Variablen zwar zusammenhängen, jedoch nicht identisch sind.
Die Risikoverhaltensweisen, welche im Rahmen dieser Untersuchung definiert wurden,
weisen allesamt einen Zusammenhang auf, mit der Art der Beziehung und auch der Art
der Situation. Wie von den Autoren erwartet, zeigen Personen in Situationen mit erstmaligen PartnerInnen und darüber hinaus in unverbindlichen Beziehungen, einen erhöhten Alkoholkonsum und einen erhöhten Gebrauch von Kondomen. Außerdem handelt es
sich in diesem Kontext beim gewählten Partner oder Partnerin häufiger um einen riskanten SexualpartnerIn. Es zeigte sich auch, dass Gespräche über Risikothemen zwar
vermehrt mit unverbindlichen, statt mit festen PartnerInnen geführt werden, jedoch
nicht häufiger bei erstmaligen als bei wiederholten SexualpartnerInnen. Insgesamt sind
die Effekte der Art der Situation und der Art der Beziehung relativ gering bis moderat.
So sind diese beiden Variablen verantwortlich für 6,8% der Unterschiede innerhalb des
berichteten Alkoholkonsumverhaltens, 9,9% der Unterschiede bei der Wahl riskanter
PartnerInnen, 3,2 % für die unterschiedlichen Ausprägungen hinsichtlich der Gespräche
über Risikothemen, sowie 5,7 % hinsichtlich der unterschiedlichen Verwendung von
Kondomen. Grundsätzlich lässt sich also festhalten, dass insbesondere bei erstmaligen
(Situation) und unverbindlichen (Beziehungskontext) SexualpartnerInnen sexuelles Risikoverhalten gezeigt wird.
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Für jede der fünf definierten Risikoverhaltensweisen wird ein multilevel (inter- und
intraindividuelles) Regressionsmodell berechnet, durch welches einerseits der Einfluss
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konstanter interindividueller Persönlichkeitsunterschiede bestimmt werden kann. Dabei
werden, wie vorher erwähnt, die soziodemographischen Variablen kontrolliert. Andererseits wird aber auch der Einfluss intraindividueller Persönlichkeitsveränderungen auf
riskantes Sexualverhalten analysiert, wobei hier sowohl das Alter zum Zeitpunkt des
Geschlechtsverkehrs, als auch die Art der Situation kontrolliert werden, um Ergebnisverzerrungen zu vermeiden. Es stellen sich also grundsätzlich zwei Fragen: 1. Bedingen
Unterschiede in einer Persönlichkeitseigenschaft zwischen zwei Personen auch unterschiedliche Ausprägungen riskanten Sexualverhaltens? Und 2. Bedingen Veränderungen in einer Persönlichkeitseigenschaft innerhalb einer Person auch unterschiedliche
Ausprägungen riskanten Sexualverhaltens?
Die Ergebnisse zeigen hierbei ein recht ähnliches Bild der Effekte von interindividuellen, als auch intraindividuellen Unterschieden auf das riskante Sexualverhalten. Beide
Arten der Unterschiede erzeugten auch unterschiedliche Ausprägungen im Verhalten,
allerdings hatten Persönlichkeitsunterschiede zwischen zwei Personen einen deutlich
stärkeren Einfluss als Unterschiede innerhalb einer Person und konnten somit unterschiedliche Ausprägungen besser erklären. Die Autoren weisen darauf hin, dass dieses
Ergebnis nicht ihrer Annahme widerspricht, dass sich die Unterschiede in sexuellem
Risikoverhalten vor allem auf intraindividueller Ebene befinden, da in diesem Fall ausschließlich die Persönlichkeit als Prädiktor berücksichtigt wurde.
Betrachtet man die Ergebnisse genauer, so zeigt sich bei Personen mit starkem Gemeinschaftssinn im Vergleich zu Personen mit geringerer Ausprägung, dass diese weniger
unverbindliche und weniger riskante PartnerInnen, sowie mehr Gespräche über Risikothemen hatten. Sie tranken auch weniger Alkohol vor dem Geschlechtsverkehr, allerdings verwendeten sie nicht häufiger Kondome als weniger gemeinsinnige Menschen.
Auf intraindividueller Ebene, d.h. bei Eigenschaftsveränderungen innerhalb einer Person, zeigt sich bei Personen mit gestiegenem Gemeinschaftssinn das gleiche Bild wie
bei interindividuellen Unterschieden, allerdings führt eine intraindividuelle Veränderung zusätzlich auch zu geringerem Kondomgebrauch. Möglicherweise ist dies zurückzuführen auf ein zugrundeliegendes Bedürfnis nach stärkerer Intimität.
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Handlungsorientierte/bestimmte Menschen zeigen hingegen einen höheren Kondomgebrauch als Personen mit geringerer Ausprägung dieser Eigenschaft, allerdings konsumieren sie auch etwas mehr Alkohol im Vorfeld des Geschlechtsverkehrs. Generell
sind die Effekte hier also eher schwach und inkonsistent. Auf intraindividueller Ebene
zeigen sich in diesem Fall keine Effekte. Grundsätzlich lassen sich diese beiden Persönlichkeitseigenschaften als protektive Eigenschaften bezeichnen, da sie das Ausmaß sexueller Risikoverhaltensweisen eher verringern als erhöhen.
Die dritte Persönlichkeitseigenschaft der negativen Emotionalität zeigt auf interindividueller Ebene, bei höherer Ausprägung, einen erhöhten Alkoholkonsum, häufiger unverbindliche und häufiger riskante PartnerInnen. Bei intraindividuellen Unterschieden
hinsichtlich der negativen Emotionalität zeigen sich darüber hinaus auch seltener Gespräche über Risikothemen.
Impulsive Personen zeigen relativ zu weniger Impulsiven, eine höhere Ausprägung in
allen fünf Risikoverhaltensweisen. So konsumieren sie mehr Alkohol, haben häufiger
sowohl unverbindliche als auch riskante PartnerInnen, führen seltener Gespräche über
Risikothemen und verwenden seltener Kondome. Bei intraindividuellen Unterschieden
zeigt sich das gleiche Bild.
Interindividuelle Unterschiede hinsichtlich der sexuellen Abenteuerlust äußern sich dahingehend, dass Personen mit hohen Ausprägungen, wie bei der Impulsivität, auch höhere Ausprägungen auf allen fünf Risikoverhaltensweisen zeigen. Auf intraindividueller
Eben zeigen sich jedoch bezüglich der Gespräche über Risikothemen und beim Kondomgebrauch keine Unterschiede zu Zeitpunkten geringerer sexueller Abenteuerlust.
Diese drei Eigenschaften können demnach als risikofördernde Eigenschaften bezeichnet
werden, da hohe Ausprägungen hierbei zu einem höheren Ausmaß sexueller Risikoverhaltensweisen führen.
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Die folgenden Analysen sollen nun die dargestellten Faktoren hinsichtlich ihrer Interaktionen und Wechselwirkungen näher beleuchten. Es handelt sich auch hier um multiple
Regressionen, in die in diesem Fall, zusätzlich zu den Persönlichkeitseigenschaften, den
soziodemographischen Variablen, sowie auf intraindividueller Ebene dem Alter, der Art
der Situation bzw. dem Beziehungskontext, auch alle möglichen Interaktionen mit einbezogen wurden. In einer ersten Analyse wurden dazu die Moderationseffekte der Art
der Situation auf den Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf riskantes Sexualverhalten untersucht. Ihre Ergebnisse werden in Graphik 1 und 2 dargestellt.
Graphik 1: Interaktionseffekte zwischen Person X Situation
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Anhand der dargestellten Ergebnisse wird deutlich, dass die Art der Situation, in diesem
Fall der erstmalige Geschlechtsverkehr, den Zusammenhang zwischen den Persönlichkeitseigenschaften und dem gezeigten riskanten Sexualverhalten moderiert. So zeigen
Personen mit hoher sexueller Abenteuerlust relativ zu Personen mit geringerer Ausprägung, insbesondere beim erstmaligen Geschlechtsverkehr einen höheren
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
Alkoholkonsum, häufiger unverbindlicher und häufiger riskante PartnerInnen, sowie
seltener Gespräche über Risikothemen. Zwar unterscheiden sich sexuell abenteuerlustige Personen auch bei wiederholtem Geschlechtsverkehr hinsichtlich des Alkoholkonsums und der Wahl der PartnerInnen riskanter, jedoch sind die Unterschiede hierbei
insgesamt deutlich geringer.
Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Vergleich von impulsiven und weniger impulsiven
Personen. So zeigen impulsive Personen insbesondere beim erstmaligen Geschlechtsverkehr häufiger unverbindliche PartnerInnen, seltener Gespräche über Risikothemen
und einen selteneren Gebrauch von Kondomen. Beim wiederholten Geschlechtsverkehr
zeigen sich diese Unterschiede teilweise nicht bzw. nur marginal.
Graphik 2: Interaktionseffekte zwischen Person X Beziehungskontext
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Interessanterweise zeigt sich bei protektiven Persönlichkeitseigenschaften, also solchen
Eigenschaften, welche die Wahrscheinlichkeit sexuellen Risikoverhaltens eher verringern, ein recht ähnliches Bild. So zeigen handlungsorientierte/bestimmte Personen insbesondere beim erstmaligen Geschlechtsverkehr weniger unverbindliche Partner und
häufiger Gespräche über Risikothemen. Äquivalent dazu führen Personen mit einem
starken Gemeinschaftssinn vor allem beim erstmaligen Geschlechtsverkehr deutlich
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
häufiger Gespräche über Risikothemen. Allerdings zeigen sie, was den Kondomgebrauch angeht, dahingehend ein größeres Risikoverhalten, da sie bei wiederholtem
Geschlechtsverkehr seltener Kondome verwenden, was die Autorin dadurch zu erklären
versucht, dass solche Personen viel Wert auf die Intimität legen und diese somit nicht
beeinträchtigen wollen.
Eine zweite Analyse soll nun den Moderationseffekt des Beziehungskontextes auf den
Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf sexuelles Risikoverhalten untersuchen.
Die Ergebnisse hierzu werden in Graphik 3 und 4 dargestellt.
Graphik 3: Person X Art der Beziehung
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Es fällt bereits beim ersten Blick auf, dass auch hier Moderationseffekte auftreten. So
zeigt sich der Einfluss der Persönlichkeit insbesondere in bestimmten Beziehungskontexten, nämlich bei unverbindlichen und fremden PartnerInnen. Personen, die eine hohe
sexuelle Abenteuerlust aufweisen, zeigen nur bei unverbindlichen und Fremden PartnerInnen einen erhöhten Alkoholkonsum gegenüber weniger sexuell abenteuerlustigen
Personen. Gleiches gilt für Gespräche über Risikothemen, da nur hier sexuell abenteuerlustige Personen weniger Gespräche bei unverbindlichen und fremden PartnerInnen und
damit ein größeres Risikoverhalten zeigen. Auch wenn sexuell abenteuerlustige
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Personen generell häufiger riskante PartnerInnen zeigen, ist dies insbesondere bei unverbindlichen und fremden PartnerInnen der Fall. Dasselbe Bild zeigt sich beim
Gebrauch von Kondomen. Abenteuerlustige zeigen hier zwar generell ein größeres Risikoverhalten, jedoch insbesondere bei unverbindlichen und fremden PartnerInnen.
Hingegen weisen impulsive Personen ausschließlich bei unverbindlichen und fremden
Partnerinnen einen selteneren Gebrauch von Kondomen im Vergleich zu weniger impulsiven auf.
Graphik 4: Person X Art der Beziehung
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Genau wie bei den Moderationseffekten durch die Situation, zeigen sich auch hier ähnliche Effekte bei den protektiven Eigenschaften. Handlungsorientierte/bestimmte Personen zeigen bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen etwas weniger Alkoholkonsum als Personen die geringere Ausprägungen aufweisen. Allerdings konsumieren sie
bei festen PartnerInnen mehr Alkohol im Vorfeld des Geschlechtsverkehrs.
Personen mit starkem Gemeinschaftssinn führen insbesondere bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen häufiger Gespräche über Risikothemen. Allerdings verwenden
sie bei festen PartnerInnen seltener Kondome.
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In weiterer Folge berechnen die Autoren die Moderationseffekte der Persönlichkeit auf
die Zusammenhänge zwischen Situation und sexuellem Risikoverhalten bzw. dem Beziehungskontext auf selbiges. Das heißt also, dass nun, im Gegensatz zu den vorherigen
Analysen, untersucht wird, inwiefern der Zusammenhang bzw. der Einfluss der Situation und des Beziehungskontextes auf das gezeigte sexuelle Risikoverhalten durch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften moderiert wird. Darüber hinaus werden hierbei
nicht nur interindividuelle, sondern auch intraindividuelle Unterschiede über Situationen bzw Beziehungskontexte hinweg sichtbar. Grundsätzlich wird deutlich, dass, bis auf
wenige Ausnahmen, ein einheitliches Muster besteht. Personen mit einer sogenannten
Risikopersönlichkeit, d.h. hoch impulsive und hoch sexuell abenteuerlustige, bzw. wenig gemeinsinnige und wenig handlungsorientierte/bestimmte Personen, zeigen generell
von einer Situation zu einer anderen bzw. von einem Beziehungskontext zu einem anderen, die größten Verhaltensunterschiede. Dies erklären die Autoren damit, dass solche
Personen, wie bereits beschrieben, im Allgemeinen bei erstmaligem Geschlechtsverkehr
und bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen generell ein riskanteres Sexualverhalten zeigen. Daraus lässt sich also folgern, dass es nur beim Vorhandensein bestimmter Persönlichkeitsausprägungen zu Zusammenhängen zwischen der Art der Situation
bzw. des Beziehungskontextes und sexuellem Risikoverhalten kommt. Die folgenden
Graphiken in Figur 1 stellen die Ergebnisse näher dar.
Figur 1. Moderationseffekte der Persönlichkeitseigenschaften auf Situationseffekte
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Graphik A verdeutlicht das beschriebene Muster sehr anschaulich. Während sexuell
abenteuerlustige Personen (High Venturesomeness) beim erstmaligen Geschlechtsverkehr (First Sex) einen deutlich höheren Alkoholkonsum als weniger sexuell Abenteuerlustige (Low Venturesomeness) zeigen, ändert sich dies bei wiederholtem Geschlechtsverkehr. Hier zeigen sexuell abenteuerlustige einen geringeren Alkoholkonsum, sodass
es keinen deutlichen Unterschied zum Alkoholkonsum von weniger abenteuerlustigen
Personen gibt. Der Unterschied im Verhalten sexuell Abenteuerlustiger ist also von der
ersten zur zweiten Situation größer als der Unterschied im Verhalten der weniger sexuell abenteuerlustigen Personen, die sich hinsichtlich des Alkoholkonsums in der einen
Situation weniger stark von der anderen unterscheiden. Der Einfluss der Situation wird
also hinsichtlich des Alkoholkonsums durch sexuelle Abenteuerlust moderiert.
Graphik B bestätigt dieses Muster ebenfalls. Insbesondere impulsive Personen (High
Impulsivity) zeigen beim ersten Geschlechtsverkehr deutlich seltener Gespräche über
Risikothemen, als sie dies bei wiederholtem Geschlechtsverkehr tun. Zwar ist der Unterschied auch bei wenig Impulsiven (Low Impulsivity) von der ersten auf die zweite
Situation signifikant, jedoch deutlich geringer als bei den hoch impulsiven Personen.
Analog dazu zeigen Personen mit geringen protektiven Persönlichkeitseigenschaften,
das heißt mit wenig Gemeinsinn (Low communal orientation) und wenig Handlungsorientiertheit/Bestimmtheit (Low agency), in den Graphiken C und D die größten Verhaltensunterschiede in Bezug auf die Anzahl der Gespräche über Risikothemen zwischen
erstmaligem und wiederholtem Geschlechtsverkehr, und bestätigen somit auch hier das
generelle Muster der intraindividuellen Verhaltensunterschiede.
In Figur 2 zeigen sich jedoch einige Ausnahmen dieses Musters. In Graphik A zeigen
Personen mit hohem Gemeinsinn (High Communality) über die Situationen hinweg eine
stärkere Verhaltensänderung als Personen mit wenig Gemeinsinn (Low Communality).
Beide Personengruppen zeigen bei erstmaligem Geschlechtsverkehr (First Sex) einen
häufigen Kondomgebrauch und bei wiederholtem Geschlechtsverkehr (Subsequent Sex)
einen deutlich selteneren. Allerdings zeigen Personen mit starkem Gemeinschaftssinn
hierbei noch seltener den Gebrauch von Kondomen und damit eine größeren
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Verhaltensunterschied im Allgemeinen. Wie bereits erwähnt könnte dies an dem intensiveren Bedürfnis nach Intimität liegen, welches Personen mit hohem Gemeinschaftssinn aufweisen. Daher führt die eigentlich protektive Eigenschaft des Gemeinschaftssinns beim Gebrauch von Kondomen bei wiederholtem Geschlechtsverkehr zu einem
stärkeren Risikoverhalten.
Auch bei Graphik B der Figur 2 weisen Personen mit geringer Risikoeigenschaft, in
diesem Fall geringer Impulsivität (Low Impulsivity), über die Situationen hinweg einen
größeren Verhaltensunterschied auf als hoch impulsive Personen und widersprechen
damit dem allgemeinen Muster, welches weiter oben beschrieben wurde.
Figur 2: Moderationseffekte der
Persönlichkeitseigenschaften auf Situationseffekte
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Neben den Moderationseffekten der Persönlichkeit auf den Einfluss der Situation auf
sexuelles Risikoverhalten werden nun, wie erwähnt, auch die Moderationseffekte der
Persönlichkeit auf den Einfluss des Beziehungskontextes auf sexuelles Risikoverhalten
analysiert. Auch hier zeigt sich das bekannte Muster, nach dem die größten Verhaltensunterschiede über die Beziehungskontexte hinweg von Personen gezeigt werden, welche
entweder hohe Ausprägungen hinsichtlich risikofördernder bzw. niedrige Ausprägungen
hinsichtlich protektiver Persönlichkeitseigenschaften aufweisen. In Figur 3 werden einige Ergebnisse dargestellt.
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Figur 3: Moderationseffekte der Persönlichkeit auf Effekte des Beziehungskontextes
In der Graphik A der Figur 3 zeigen sich die größten Verhaltensunterschiede hinsichtlich des Alkoholkonsums bei Personen die eine hohe sexuelle Abenteuerlust (High Venturesomeness) aufweisen. Solche Personen zeigen in festen Beziehungen (Engaged/Married) einen deutlich geringeren Alkoholkonsum als bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen (Strange/Casual). Der Verhaltensunterschied ist hier deutlich größer
als bei Personen mit geringer sexueller Abenteuerlust (Low Venturesomeness).
Ähnliches zeigt sich bei Graphik B der Figur 3. Hier zeigen jene Personen über die verschiedenen Beziehungskontexte hinweg den größten Unterschied, die einen geringen
Gemeinschaftsinn aufweisen (Low Communality), und zwar insofern, als sie bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen (Strange/Casual) deutlich seltener über Risikothemen sprechen als bei festen PartnerInnen (Engaged/ Married).
Graphik C der Figur 3 bestätigt dieses Muster noch einmal. Wenig handlungsorientierte/bestimmte Personen(Low Agency) zeigen einen größeren Unterschied hinsichtlich
des Alkoholkonsums, zwischen ihrem Verhalten bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen (stange/casual) und ihrem Verhalten in festen Beziehungen (engaged/Married), im Vergleich zu handlungsorientierten/bestimmten Personen
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(High Agency). Dies geht insbesondere auf den sehr niedrigen Alkoholkonsum solcher
Personen in festen Beziehungen zurück.
In Figur 4 zeigen sich nochmals Abweichungen von dem generell beobachteten Muster
der Verhaltensänderungen.
Figur 4: Moderationseffekte der Persönlichkeit auf Effekte des Beziehungskontextes
Graphik A der Figur 4 zeigt zwar eine Abweichung, insofern Personen mit hohem Gemeinschaftssinn (High Communality) die größten Verhaltensänderungen über die Beziehungskontexte hinweg aufweisen, allerdings ist dieser größere Unterschied, der weiter oben bereits beschrieben wurde, in diesem Fall darauf zurückzuführen, dass solche
Personen bei fremden und unverbindlichen Partnern(strange/casual) sehr häufig Kondome verwenden., während sie in festen Beziehungen einen sehr geringen Kondomgebrauch aufweisen.
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Komponenten riskanten Sexualverhaltens
Gleiches gilt für Graphik B der Figur 4. Menschen mit geringere Impulsivität (Low Impulsivity) zeigen allein deshalb die größten Verhaltensunterschiede innerhalb ihres Verhaltens in den verschiedenen Beziehungskontexten (Relationship Commitment), weil
sie bei fremden und unverbindlichen PartnerInnen (Strange/Casual) einen sehr hohen
Kondomgebrauch aufweisen.
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Um die gefundenen Ergebnisse genauer zu beleuchten, werden im Folgenden ihre Effektstärken dargestellt. Dabei geht es einerseits um intraindividuelle Effektstärken, welche das Ausmaß der Verhaltensunterschiede über verschiedene Kontexte hinweg darstellen, und zwar für Personen, die eine hohe versus eine niedrige Ausprägung einer
Eigenschaft aufweisen. Andererseits wurden interindividuelle Effektstärken berechnet,
welche das Ausmaß der Verhaltensunterschiede zwischen Personen darstellen, die sich
bei erstmaligem versus wiederholtem oder mit unverbindlichen versus festen PartnerInnen zeigen.
Betrachtet man nun alle interindividuellen Effektstärken über alle verschiedenen Interaktionen hinweg, so zeigt sich, dass der Einfluss einer Persönlichkeitseigenschaft zwischen dem erstmaligen und wiederholten Geschlechtsverkehr durchschnittlich mit einem Faktor von 4,2: 1 variiert. Das bedeutet, dass der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaft durchschnittlich in einer Situation, hier beim erstmaligen Geschlechtsverkehr,
etwas mehr als viermal stärker ist, als in einer anderen Situation, hier bei wiederholtem
Geschlechtsverkehr. Ebenso variiert der Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften über
alle verschiedenen Beziehungskontexte hinweg mit einem Verhältnis von 4,7:1. In fast
allen Interaktionen zeigt sich hierbei der Einfluss der Persönlichkeit bei unverbindlichen
PartnerInnen als fast fünfmal stärker als bei festen BeziehungspartnerInnen.
Bei den intraindividuellen Effektstärken, und damit den Effektstärken zum Ausmaß des
Einflusses der Situation auf sexuelles Risikoverhalten, zeigt sich hingegen folgendes
Bild. Die Effektstärke der Situation variiert bei Personen mit hoher versus geringer
Ausprägung einer Eigenschaft im Verhältnis 2,8:1. Das heißt, dass der Effekt der
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Situation typischerweise bei Personen mit hoher Ausprägung in den risikofördernden
Eigenschaften fast dreimal stärker ist als bei jenen mit geringer Ausprägung. Die Effektstärke des Beziehungskontextes variieren in einem Verhältnis von 1,8:1. Das bedeutet, dass dieser Effekt typischerweise bei Personen mit hohen Ausprägungen in den risikofördernden Eigenschaften durchschnittlich fast doppelt so stark ist, wie bei jenen,
welche geringere Ausprägungen zeigen.
Obwohl die insgesamt beobachteten Interaktionseffekte nur einen geringen Anteil der
Gesamtvarianz sexuellen Risikoverhaltens erklären, (1% oder weniger der nicht erklärten Varianz) führten sie zu einem vier- bis fünffachen Anstieg interindividueller Differenzen über verschiedene Situationen und Beziehungskontexte hinweg und auf ein
zwei- bis dreifachen Anstieg intraindividueller Differenzen bei Personen mit hohen versus geringen Ausprägungen bestimmte Persönlichkeitseigenschaften. Dies verdeutlicht,
dass die Interaktionseffekte von Persönlichkeitseigenschaften und der Art der Situation
bzw. des Beziehungskontextes durchaus bedeutungsvoll sind.
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Nun soll der Frage nachgegangen werden, ob die Moderationseffekte der Art der Situation und des Beziehungskontextes auf den Einfluss der Persönlichkeit auf sexuelles Risikoverhalten voneinander unabhängig sind, oder konfundieren, d.h. sich überlappen.
Dies wird untersucht, indem mittels Regressionsmodellen die signifikanten Interaktionen gleichzeitig geschätzt werden. In der Hälfte aller Interaktionen, in denen sowohl die
Art der Situation, als auch der Beziehungskontext einen signifikanten Moderationseffekt hatten, zeigt sich, dass dieser Effekt für die Art der Situation nicht mehr signifikant
war, wenn der entsprechende Beziehungskontext kontrolliert wurde. Umgekehrt zeigte
sich dies für ein Drittel aller signifikanten Interaktionen bezüglich des Effekts des Beziehungskontextes, wenn die Art der Situation kontrolliert wurde.
Darüber hinaus gibt es aufgrund der Datenerhebung möglicherweise Konfundierungen
zwischen dem Alter der Versuchsperson und der Art der Situation bzw. dem Beziehungskontext. Hier zeigte sich jedoch, dass alle Effekte der Situation und des
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Beziehungskontextes signifikant blieben wenn das Alter kontrolliert wurde. Dies bedeutet, dass diese Interaktionseffekte nicht durch zugrunde liegende Altersunterschiede
erklärt werden bzw. zustande kommen.
Zuletzt soll untersucht werden, inwiefern die Ergebnisse für Männer und Frauen im
Allgemeinen Gültigkeit besitzen. Zu diesem Zweck wurde die Interaktion zwischen
Geschlecht und den Persönlichkeitseigenschaften mittels Regression berechnet. Von
allen möglichen Interaktionen waren nur zwei signifikant, welche beide die Eigenschaft
des Gemeinschaftssinns betrafen. Es zeigte sich, dass die protektive Funktion dieser
Eigenschaft insbesondere bei Männern auftrat, und zwar bei Gesprächen über Risikothemen und der Wahl unverbindlicher PartnerInnen.
In einer weiteren Analyse wurden Interaktionen von Geschlecht X Persönlichkeit X Art
der Situation bzw. Beziehungskontext untersucht. Hierbei zeigten sich lediglich drei
signifikante Interaktionen, welche allesamt die Eigenschaft der Handlungsorientiertheit/Bestimmtheit betrafen. So zeigten Frauen mit hohen Ausprägungen in dieser Eigenschaft häufiger Gespräche über Risikothemen mit erstmaligen Geschlechtspartnern und
einen höheren Alkoholkonsum bei festen Partnern. Desweiteren führte eine hohe Ausprägung in dieser Eigenschaft bei Frauen auch häufiger zu riskanten, unverbindlichen
Partnern. Während diese Eigenschaft bei Männern also protektiv ist, zeigt sich ihr Einfluss bei Frauen heterogener. Interessanterweise ist also ein hoher Gemeinschaftssinn,
welcher eher Frauen zugeschrieben wird, bei Männern protektiv und eine größere Handlungsorientiertheit/Bestimmtheit, eher eine männliche Eigenschaft, bei Frauen teilweise
risikofördernd.
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In der betrachteten Studie von Cooper (2010) werden die Einflüsse von Persönlichkeit,
Situation und Beziehungsfaktoren auf riskantes Sexualverhalten und deren jeweilige
Anteile untersucht.
Es konnte festgestellt werden, dass deutliche Unterschiede in Bezug auf riskantes Sexualverhalten bestehen: Zum einen zwischen Personen, zum anderen innerhalb einer Person. Diese Unterschiede zeigen sich über die Zeit und verschiedene Situations- und Beziehungskontexte hinweg. Bemerkenswert ist dabei, dass die intraindividuellen Unterschiede in etwa dreimal so groß ausfallen, wie die interindividuellen und das auch,
wenn die Variable Alter kontrolliert wird, die im Allgemeinen als bedeutender Einflussfaktor von intraindividueller Varianz gesehen werden kann.
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Wie wirken sich folglich unterschiedliche Situationen und Beziehungskontexte auf riskantes Sexualverhalten aus? Welcher Einfluss besteht in der Tatsache, dass es sich um
einen, mit dem Partner, erstmaligen oder wiederholten sexuellen Kontakt handelt und
darin, ob sich die Person mit dem Partner in einer festen oder unverbindlichen Sexualbeziehung befindet?
Durch die Ergebnisse der Studie konnte gezeigt werden, dass sexuelle Kontakte mit
neuen und unverbindlichen Partnern riskanter sind als mit festen bzw. bekannten Partnern.
Annähernd zwanzig Prozent der intraindividuellen Varianz in Bezug auf riskantes Sexualverhalten kann durch den Einfluss von Situationstyp und Beziehungskontext erklärt
werden, wobei jedoch der Großteil der Variabilität unerklärt bleibt. Für zukünftige Forschung ergibt sich daraus folglich die Notwendigkeit einer tiefergehenden Betrachtung
von situationalen Faktoren und Partner- und Beziehungseigenschaften. Beispielsweise
Kelly und Kalichman (1995) identifizierten auslösende Faktoren für riskantes Sexualverhalten, wie z.B. Alkohol-, und Drogengebrauch, der in der Studie von Cooper (2010)
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als riskantes Sexualverhalten, nicht jedoch als Prädiktor dafür beschrieben wird, sowie
u.a. sexuelle Erregung und die Gefühlslage einer Person.
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Welchen Einfluss haben unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften über die Situation und den Beziehungskontext hinweg? Welche interindividuellen Unterschiede bestehen hinsichtlich der Dimensionen, „Gemeinschaftssinn“, „negative Emotionalität“,
„Impulsivität“ und „Handlungsorientierung/Bestimmtheit“, sowie „sexueller Abenteuerlust“?
Etwa ein Viertel der interindividuellen Varianz kann durch die Ausprägungen einer geringen Anzahl an Persönlichkeitseigenschaften erklärt werden: Personen mit geringem
Gemeinschaftssinn und wenig handlungsorientierte, bestimmte Personen lassen sich
eher auf riskantes Sexualverhalten ein, ebenso wie Personen mit hohen Werten im Bereich der negativen Emotionalität, der Impulsivität und der sexuellen Abenteuerlust.
Genauer betrachtet besteht bei stark handlungsorientierten eine höhere Wahrscheinlichkeit ein Kondom zu benutzen, als bei weniger handlungsorientierten Personen. Personen
mit stärkerem Gemeinschaftssinn zeigen geringeren Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr und haben somit weniger riskante und gelegentliche Sexualpartner.
Während sexuell Abenteuerlustige zu weniger intimen und zu mehr riskanten Sexualpartnern neigen, gleichermaßen bei ihnen eine geringere Wahrscheinlichkeit besteht, ein
Kondom zu benutzen, neigen impulsivere Personen und Personen mit hoher negativer
Emotionalität zu mehr Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr, woraus sich für
diese wiederum riskantere Sexualpartner ergeben.
Auch wenn für die oben genannten Eigenschaften und deren Ausprägungen Invarianz in
Bezug auf sexuell riskantes Verhalten besteht, bedeutet dies zweifelsohne nicht, dass
die Unterschiede nicht dennoch durch andere kontextuelle Faktoren entstanden sein
könnten. Cooper et al. (1995) zeigen zum Beispiel, dass Personen, die unter starkem
Stress leiden, als Bewältigungsmaßnahme eher Alkoholkonsum einsetzen, wenn sie der
Überzeugung sind, dass Alkohol eine effektive Gegenmaßnahme darstellt. Ein ähnlicher
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Zusammenhang, den es noch zu untersuchen gilt, könnte mit riskantem Sexualverhalten
bestehen: Personen, die unter Distress leiden, wenden als Problemlösestrategie möglicherweise unverbindlichen und riskanten Sexualkontakt an, wenn sie glauben, dass sie
darin Ablenkung und einen Ausweg finden.
Es bleibt zu erwähnen, dass auch den Effekten von Persönlichkeitseigenschaften auf
riskantes Sexualverhalten eine dynamische und interaktionistische Perspektive zugrunde
gelegt werden sollte. So wie bestimmte Dimensionen der Persönlichkeit Prozesse in
Gang setzen können, die zu riskantem Sexualverhalten führen, könnte das Eingehen von
sexuellen Risiken auf die Persönlichkeit rückwirken. Ob die Effekte tatsächlich in diesen beiden Richtungen vorhanden sind, sollte in zukünftige Überlegungen zu den Komponenten riskanten Sexualverhaltens einbezogen werden.
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Wie aufgezeigt wurde, verhalten sich weder Persönlichkeits- noch Situationseffekte auf
riskantes Sexualverhalten invariant. Welche Einflüsse haben demzufolge Interaktionen
von bestimmten Persönlichkeitseigenschaften, Situationstypen und Beziehungskontexten auf die Tatsache, ob eine Person sexuelles Risikoverhalten aufweist?
Während mehr als die Hälfte aller Zusammenhänge zwischen Persönlichkeitseigenschaften und riskantem Verhalten durch die vorliegende Art der Situation und der Beziehung mit dem Sexualpartner moderiert wird, werden umgekehrt annähernd jeder situationale und relationale Effekt von einer oder mehreren Persönlichkeitseigenschaften
vermittelt. Das bedeutet so wie kaum einzelne, bestimmte Traits zu höherem Risikoverhalten führen, tun dies explizite Beziehungskontexte oder Situationen. Als verantwortlich für riskante Verhaltensweisen in Bezug auf Geschlechtsverkehr kann lediglich die
Kombination der drei Komponenten gelten.
Beispielsweise führten Personen mit geringerem Gemeinschaftssinn weniger Risikodiskussionen mit neuen oder unverbindlichen Partnern als Personen mit höherem Gemeinschaftssinn, während dieser Unterschied der Ausprägungen bei bekannten bzw. festen
Partnern nicht mehr zu beobachten war. Im Gegensatz besaßen Personen mit geringem
Gemeinschaftssinn eine höhere Wahrscheinlichkeit ein Kondom zu benutzen mit einem
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festen Partner, Variabilität der Ausprägungen bestand jedoch nicht in Bezug auf unverbindliche Partner. Das zeigt, dass riskantes Sexualverhalten bestimmt wird, durch die
spezifische Kombination aus situationalen Bedingungen, Ausprägungen der Persönlichkeit und deren zugrunde liegenden dynamischen Prozesse.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang erscheint die Tatsache, dass selbst die Dimensionen „Impulsivität“ und „Abenteuerlust“, die nicht zuletzt durch vorherige Untersuchungen hinlänglich als Prädiktoren für riskantes Sexualverhalten beschrieben wurden, konsistent durch Situationstyp und Beziehungskontext moderiert werden.
Übereinstimmend mit Ergebnissen vorangegangener Studien verhalten sich die Effekte
zur Dimension „Handlungsorientierung/Bestimmtheit“ mit interaktionistischen Bedingungen von Persönlichkeit, Situation und Geschlecht. Dabei neigen Männer und Frauen
mit hohen Ausprägungen in Handlungsorientierung zu intimeren Sexualpartnern bei
erstmaligem Sexualkontakt, während handlungsorientierte Frauen (jedoch nicht Männer) mehr Risikodiskussionen mit neuen, aber nicht mit festen Partnern führen. Da u.a.
Selbstbewusstsein und vorhandene „Social skills“ Kategorien der Handlungsorientierung ausmachen, lässt sich letzterer Effekt leicht erklären, da besonders in unbekannten
und neuen Situationen eben diese Eigenschaften sicherlich hilfreich für das mögliche
Insistieren auf und Aushandeln von „Safer Sex“ sind.
Frauen, die sich durch eine hohe Handlungsorientierung auszeichnen, tendieren zudem
zu mehr Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr mit festen, aber nicht mit unverbindlichen Partnern. Somit hat eine hohe Ausprägung im Bereich der Handlungsorientierung bei Frauen sowohl schützende, wie auch risikofördernde Konsequenzen, während Handlungsorientierung bei Männern eher als Protektor gesehen werden kann. Die
Autorin zieht für diese Effekte als mögliche Erklärungen Unterschiede in der Wahrnehmung der Dimension „Handlungsorientierung“ zwischen Männern und Frauen sowie allgemeine Unklarheiten darüber, was die verwendeten Subskalen tatsächlich messen, heran.
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Aus den vorangegangenen Betrachtungen ergibt sich eine starke Forderung nach einer
interaktionistischen Perspektive in Bezug auf riskantes Sexualverhalten. Ansätze, die
von statischen Faktoren ausgehen und dabei rein globale interindividuelle Unterschiede
in Demographie, Persönlichkeit und Einstellungen untersuchen, sollten um die Aspekte
Situation und Beziehungskontext und mögliche zusätzliche Variablen erweitert werden.
Die Studie von Cooper (2010) scheitert darin ein erschöpfendes Erklärungsmodell für
riskantes Sexualverhalten aufzustellen. Keine der untersuchten Persönlichkeitseigenschaften weisen ein gemeinsames Muster an Effekten auf.
Ein dominantes Profil an Interaktionseffekten konnte jedoch gefunden werden: Die Persönlichkeit bestimmt das individuelle Verhalten stärker, wenn es sich um sexuelle Kontakte mit neuen oder unverbindlichen Partnern handelt. Situationen, in denen Personen
weniger auf eingeübte Verhaltensmuster zurückgreifen können und somit relevante Persönlichkeitseigenschaften zum Tragen kommen. Auf der intraindividuellen Ebene bezeichnet dieses Profil einen Prozess, bei dem Personen mit risikofördernden Eigenschaften die größte Veränderung über die Situation und den Kontext hinweg in Bezug auf
RSV verzeichnen, ebenso die riskantesten Verhaltensweisen mit neuen und unverbindlichen Partnern aufweisen.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass keiner der untersuchten sexuell riskanten Verhaltensweisen mit dem gleichen Profil an Persönlichkeitseigenschaften in Verbindung zu bringen ist. Dies betont zugleich den Nachteil von zu weit gefassten, abstrakten Modellen,
wie sie teilweise als Grundlage für die Studie von Cooper verwendet wurden, die keine
ausreichende Erklärung für spezifisch riskante Verhaltensweisen liefern können. Zukünftige Untersuchungen, die sich mit riskantem Sexualverhalten befassen, sollten daher die Komplexität und Kontextualität des Themas in Modelle und Methoden mit einbeziehen.
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Die Studie von Cooper (2010) stellt die bis Dato umfassendste Untersuchung dar, die
von einer interaktionistischen Person-Situationsperspektive in Bezug auf riskantes Sexualverhalten ausgeht. Sie bezieht dabei unterschiedliche Aspekte der Persönlichkeit
und des Kontextes mit ein. Dadurch, dass Längsschnittdaten erhoben wurden, kommt es
außerdem zu einer großen Anzahl an Daten auf der inter- und intraindividuellen Ebene.
Zudem ist durch die sehr große Stichprobe höhere Generalisierbarkeit gegeben.
Fraglich erscheint jedoch die Validität von retrospektiv erhobenen Selbsteinschätzungen
im Allgemeinen (Schwarz, 1999) und bezüglich sensitiven Themen, wie sexuell riskantem Verhalten (Schaeffer, 2000), im Besonderen. Auch wenn während des Interviews
Diskretion und Anonymisierung angestrebt wurden, besteht dennoch die Gefahr sozial
erwünschter Antworten und die Frage nach der Genauigkeit der Wiedergabe der erfragten sexuellen Ereignisse.
Weiters schafft es die Konstellation der erfassten Persönlichkeitseigenschaften, die ausgewählt wurden, da sie als bedeutsam für die Erhebung von riskantem Sexualverhalten
schienen, nicht, alle relevanten Dimensionen der Persönlichkeit abzudecken, wie z.B.
Modelle wie das Big Five Modell von Costa und MCCrae (1985) dies tun.
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Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über mögliche Ansatzpunkte für Interventionen
im Bereich sexueller Risikoverhaltensweisen bei Jugendlichen gegeben werden. In ihrer
Studie „How can parents make a difference? Longitudinal Associations with Adolescent
Sexual Behavior” untersuchen Deptula, D.; Schoeny, M. & Henry, D. (2010) den Einfluss den ein bestimmtes Verhalten der Eltern auf das sexuelle Risikoverhalten ihrer
jugendlichen Kinder haben kann.
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Die Autoren stellen zunächst dar, dass Jugendliche zwischen 13 und 19 Jahren vulnerabel sind gegenüber Risiken, welche mit dem Beginn einer frühzeitigen Sexualität zusammenhängen. So kann es zu ungewollten Schwangerschaften, oder auch zu sexuell
übertragenen Krankheiten kommen, da in diesem Alter ein geringer Kondomgebrauch
und multiple Sexualpartner häufig sind. Ob und welche sexuelle Risikoverhaltensweisen gezeigt werden, hängt nach Meinung der Autoren, die sich dabei auf die sogenannte
Ecodevelopmental Theory von Perrino et.al (2000) berufen insbesondere von familiären
Faktoren ab. Da die Familie eine zentrale Rolle im Leben des Jugendlichen spielt, ist sie
nach Meinung der Autoren ideal zur Prävention und Veränderung von sexuellem Risikoverhalten.
Insbesondere die Eltern können durch Gespräche wichtiges Faktenwissen, aber auch
Werte vermitteln (Whitaker & Miller, 2000). Darüber hinaus haben Eltern aber auch die
Möglichkeit, mittels Interventionen, die etwas distaler sind, das sexuelle Risikoverhalten positiv zu beeinflussen. So können sie beispielsweise stärker die Aktivitäten ihres
Kindes verfolgen, beobachten und begleiten. Sie können mittels gezielter Übergabe von
Autonomie aber auch mittels bestimmter Bildungsansprüche auf das Verhalten einwirken. Borawski, Ivers-Landis, Lovegreen & Trapl (2003) konnten zeigen, dass derartige
distale Interventionen zu weniger Sexualkontakten und mehr Kondomgebrauch führen
können. Die Autoren stellen also fest, dass auch nicht sexbezogene Eigenschaften und
Verhaltensweisen der Eltern einen Einfluss auf das gezeigte sexuelle risikoverhalten der
Kinder haben kann.
So scheint die generelle Qualität der Eltern-Kind Beziehung einen bedeutenden und
einflussreichen Faktor auf das sexuelle Risikoverhalten von Jugendlichen darzustellen.
Darunter fällt auch die grundsätzliche Qualität der Kommunikation innerhalb der Familie, insbesondere mit den Eltern. Borawski, Ivers-Landis, Lovegreen & Trapl (2003)
konnten hierbei zeigen, dass das wahrgenommene Vertrauen der Eltern zu weniger sexueller Aktivität bei Frauen führt. Allerdings stellen die Autoren fest, dass es durchaus
heterogene und einander widersprechende Ergebnisse bezüglich einzelner Faktoren des
elterlichen Verhaltens und Einflusses gibt. Das Ziel der Studie ist daher, multiple Faktoren in die Untersuchung mit einzubeziehen und dabei zu untersuchen, welche
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langfristigen Effekte, aber auch welche unmittelbaren Effekte in Bezug auf das sexuelle
Risikoverhalten entstehen.
Die Daten für die Untersuchung wurden der sogenannten National Longitudinal Study
of Adolescent Health entnommen, welche Daten aus den gesamten USA zu drei Erhebungszeitpunkten beinhaltet. Folgende Variablen wurden hierbei für die Studie berücksichtigt: 1. Spezifische Variablen bezügliche der Eltern, 2. Die Eltern- Kind Beziehung,
3. Das Ausmaß der Involviertheit der Eltern in das Leben des Kindes, 4. Bildungsansprüche der Eltern, 5. Das Ausmaß der Autonomie, 6. Die Einstellung der Eltern zu sexueller Kommunikation, 7. Die Diskussion mögliche Konsequenzen aus sexuellen
Handlungen, 8. Die Missbilligung der sexuellen Aktivitäten durch die Eltern, 9. Sexuelle Risiken. Als Kontrollvariablen wurden darüber hinaus das Alter, Geschlecht und die
Ethnizität berücksichtigt.
Bei den Auswertungen der Daten des ersten Erhebungszeitpunktes, zeigt sich, dass ein
seltener Gebrauch von Kondomen insbesondere bei jenen Jugendlichen vorkommt, die
generell von einer schlechteren Beziehungsqualität zwischen ihnen und ihren Eltern
berichten. Außerdem war auch eine berichtete höhere Autonomie negativ assoziiert mit
dem Gebrauch von Kondomen. Diese Ergebnisse zeigen sich allerdings insbesondere
für Jugendliche unter 16 Jahren. Generell wird dargestellt, dass sowohl eine Missbilligung des sexuellen Verhaltens durch die Eltern, aber auch geringe Bildungsansprüche
mit einem geringeren Gebrauch von Kondomen zusammenhängen.
Der Zeitpunkt des ersten Geschlechtsverkehrs hängt zusammen mit der Qualität der
Eltern-Kind Beziehung, und zwar dahingehend, dass es bei schlechter Qualität dieser
Beziehung zu früheren Sexualkontakten kommt. Außerdem hängen frühere Sexualkontakte mit geringeren Bildungsansprüchen zusammen.
Es zeigt sich darüber hinaus, dass die Anzahl sexuell übertragene Krankheiten (Erhoben
zum dritten Zeitpunkt) interessanterweise positiv zusammenhängt mit Diskussionen
über mögliche Konsequenzen sexueller Handlungen. Einen negativen Zusammenhang
gab es hierbei mit einer positiven Eltern-Kind Beziehung und höheren Bildungsansprüchen (zum ersten Messzeitpunkt).
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Die Autoren stellen demnach fest, dass der zentrale Faktor des elterlichen Einflusses,
welcher sich positiv auf das sexuelle Risikoverhalten auswirken soll, die generelle Qualität der Eltern-Kind Beziehung darstellt. Interessanterweise stellt sich aber auch heraus,
dass Gespräche über Risiken sexueller Handlungen zu mehr sexuellem Risikoverhalten
führen können. Hier berichten die Autoren allerdings von großen Widersprüchen in bestehenden Forschungsergebnissen. Es scheint, als wäre hierbei die Art der Kommunikation sehr wesentlich. Dutra et al (1999) stellen beispielsweise dar, wie ein offener und
respektvoller Ton in solchen Gesprächen tatsächlich zu weniger sexuellen Risikoverhaltensweisen führt. Gleiches fanden Mueller & Powers (1990) über einen warmen und
freundlichen Ton. Hingegen führten hier dominante, streitsüchtige und dramatischere
Grundhaltungen in solchen Gesprächen zu mehr sexuellen Risikoverhaltensweisen. Die
Autoren stellen also fest, das insbesondere präventive Interventionen bezüglich des sexuellen Risikoverhaltens von Jugendlichen bei der Qualität der Eltern-Kind Beziehung
ansetzen müssen und dabei vor allem darauf geachtet werden muss, dass jene Fähigkeiten vermittelt werden, welche nötig sind um offen und positiv über Sexualverhalten zu
sprechen.
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Ferrer et al. (2011) stellen in einem kurzen Bericht über ihre Untersuchung „Pilot Test
of an Emotional Education Intervention Component for Sexual Risk Reduction“ dar,
wie mit Hilfe eines Interventionsprogrammes zur emotionalen Erziehung, riskantes Sexualverhalten, reduziert werden kann. Dabei wird ein bestehendes sozial-kognitives
Interventionsprogramm um einen weiteren Baustein zur emotionalen Erziehung erweitert. Ziel dabei ist es, zu untersuchen, ob sich durch diese zusätzliche Maßnahme, dass
Verhütungsverhalten verbessern lässt, im Vergleich zu der ursprünglichen sozialkognitiven bzw. keiner Intervention.
Die Autoren stellen zunächst fest, dass Emotionen und ihre Rolle auf das Verhalten in
bisherigen Forschungsansätzen zu wenig bzw. gar nicht beachtet wurden. Dabei sind
Emotionen entscheidende Faktoren bei der Entscheidungsfindung ( Loewenstein & Lerner, 2003) bei der Bewertung von Risiko ( Lerner & Keltner, 1999) ebenso wie bei der
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Verarbeitung von Informationen im Allgemeinen (Clore, Gasper & Garvin, 2002).
Emotionen können daher möglicherweise einen großen Einfluss auf das Verhalten haben, der auch nach ihrem Abklingen bestehen bleibt (Andrande & Ariely, 2009). Eine
Möglichkeit der Intervention auf der Ebene von Emotionen ist die der emotionalen
Schulung. Es handelt sich hierbei um eine Intervention, welche es insbesondere Jugendlichen ermöglicht, subjektiv empfundene Emotionen und deren Ursache benennen, ihre
eigenen Emotionen antizipieren und den Einfluss dieser auf ihr Verhalten abschätzen zu
können (Loewenstein, 1996). Nicht zuletzt wird durch eine solche Schulung der Umgang mit den eigenen Emotionen und damit die emotionale Kompetenz im Allgemeinen
verbessert (Buck, 1990). Im Kontext sexuellen Risikoverhaltens, kann eine solche Intervention dazu dienen, Emotionen, die im Zusammenhang mit sexuellen Situationen
entstehen, zu benennen und zu antizipieren. Durch die Fähigkeit, solche Emotionen regulieren und mit ihnen umgehen zu können, könnte sich also positiv auf das Verhütungsverhalten auswirken.
176 College StudentInnen wurden zu diesem Zweck in drei Gruppen eingeteilt. Eine
Kontrollgruppe, eine Gruppe, welche die bestehende sozial-kognitive Intervention erhielt und eine dritte, bei der die sozial-kognitive Intervention um ein Modul zur emotionalen Schulung erweitert wurde. Die Intervention dauerte insgesamt 120 Minuten und
hatte 10 bis 15 TeilnehmerInnen. In weitere Folge gab es drei und schließlich sechs
Monate nach der Intervention Online-Befragungen, in der die Teilnehmer befragt wurden, wie häufig sie seit dem Zeitpunkt der Intervention Geschlechtsverkehr hatten und
in wieviel Prozent der Fälle sie verhütet hatten.
Die Ergebnisse zeigen, dass drei Monate nach der Intervention, Personen ohne Intervention einen Kondomgebrauch von 35 % aufweisen. Personen, welche die sozialkognitive Intervention erhielten, zeigen dagegen einen Kondomgebrauch von 60 % und
Personen, welche zusätzlich das Modul zur emotionalen Schulung erhielten, zeigen einen Wert von 65 %. Sechs Monate nach der Intervention zeigen Personen ohne Intervention einen Wert von 35 %, Personen mit sozial-kognitiver Interventionen einen Wert
von 52 % und Personen mit dem zusätzlichen Modul zur emotionalen Schulung, einen
Wert von 67 %.
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Die Untersuchung liefert also erste Belege dafür, dass es sinnvoll und wirksam ist, im
Rahmen von Interventionen zu sexuellem Risikoverhalten, Emotionen zu berücksichtigen und mit einzubeziehen. Eine emotionale Schulung, welche lehrt, Emotionen zu
benennen, zu antizipieren und adäquat mit ihnen umzugehen, kann sich positiv und
langfristig auf das Verhütungsverhalten auswirken.
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Nicht zuletzt aufgrund der hohen Prävalenz- und Inzidenzraten der Infektion mit dem
HIV-Virus und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten erscheint es von höchster
Relevanz die Komponenten, die zu riskantem Sexualverhalten beitragen, zu identifizieren.
Bisherige Forschungsansätze betrachteten dabei meist interindividuelle Unterschiede in
Persönlichkeit, Demographie und Einstellungen und legten den Einflussfaktoren eher
eine statische, weniger eine dynamische Perspektive zugrunde. Die Studie von Cooper
(2010) bezieht diese bisherigen Ansätze mit ein und erweitert sie um die interaktionistische Herangehensweise in Bezug auf die Erfassung von riskantem Sexualverhalten.
Es handelt sich dabei um eine Langzeitstudie bei der in drei Erhebungswellen der jeweils letzte Sexualkontakt und die damit in Verbindung stehenden möglichen riskanten
sexuellen Verhaltensweisen mittels Interview und Fragebögen erfasst wurde. Dabei
wurden Situationstyp (Erstmaliger oder wiederholter Sexualkontakt mit diesem Partner), Beziehungskontext (fester oder unverbindlicher Partner) sowie fünf Persönlichkeitsdimensionen (Gemeinschaftssinn, Handlungsorientierung/Bestimmtheit, Negative
Emotionalität, Impulsivität und sexuelle Abenteuerlust) erhoben. Als riskantes Sexualverhalten wurde die Vermeidung jeglicher Verhütungsmittel und vorheriger Risikodiskussion mit dem Partner, sowie Alkoholkonsum vor dem Geschlechtsverkehr mit einbezogen.
Es konnte festgestellt werden, dass es Variabilität zwischen spezifischen Persönlichkeitseigenschaften hinsichtlich riskantem Sexualverhalten gibt, die intraindividuellen
Unterschiede, also Unterschiede über Situationen oder Beziehungskontexte hinweg,
jedoch deutlich größer sind. Die Ergebnisse zeigen, dass sexuelle Kontakte mit neuen
und unverbindlichen Partnern riskanter sind als mit festen Partnern. Außerdem konnte
dargestellt werden, dass ein geringer Gemeinschaftssinn und eine geringe Handlungsorientierung, sowie hohe Ausprägungen im Bereich der negativen Emotionalität, Impulsivität und sexuellen Abenteuerlust Personen zu riskantem Sexualverhalten prädisponieren.
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Fraglich erscheint jedoch die Validität der retrospektiv erhobenen Daten, da es dabei zu
etlichen Fehlern der Berichterstattung kommen kann. Zukünftige Untersuchungen zu
riskantem Sexualverhalten sollten diesen Aspekt sowie die Komplexität und Kontextualität des Themas nicht außer Acht lassen und in Methoden und Modelle mit einbeziehen.
Praktische Implikationen für das riskante Sexualverhalten von Jugendlichen werden bei
Deptula et al. (2010) und Ferrer et al. gegeben.!Die Autoren stellen fest, das insbesondere präventive Interventionen bei der Qualität der Eltern-Kind Beziehung ansetzen müssen und dabei darauf geachtet werden muss, dass Fähigkeiten vermittelt werden, die
nötig sind um offen und positiv über Sexualverhalten zu sprechen und dass es sinnvoll
ist im Rahmen von Interventionen die Kommunikation von Emotionen zu berücksichtigen und einzubeziehen.
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