Aufbruch Bibel: Bibel: Die Evangelien In meinen Bücherregalen befinden sich die unterschiedlichsten Bücher, zumeist theologische Fachliteratur: Bibeln, Kommentare, Lexika. Daneben eben aber auch Romane, Gedichte und – klar – Unmengen von Weihnachtsgeschichten. Und diverse Biografien wie diese beiden. Genau genommen handelt es sich hierbei um Autobiografien. Sie sind jeweils eine Art ausführlicher Lebenslauf, zum einen von Helmut Thielicke, zum anderen von Barack Obama selbst geschrieben, zumindest selbst korrigiert worden. Die Person, um die es dabei also jeweils geht, hat einen enormen Einfluss auf das schriftliche Ergebnis genommen. Heute und in den nächsten Wochen wollen wir uns näher mit dem so genannten „Buch der Bücher“ beschäftigen. Die Bibel ist genau genommen ebenfalls eine Bibliothek von 66 unterschiedlichen Büchern, von rund 40 Verfassern in einem Zeitraum von sage und staune 1.500 Jahren geschrieben. Wir beginnen unseren Rundgang durch die biblische Bibliothek aber nicht am Anfang – mit der Genesis – dem ersten Buch Mose und dem ersten Buch in der hebräischen Bibel - sondern starten mit dem „Herzstück“ der Bibel, den vier so genannten Evangelien. Mit den Evangelien bekommen wir zugleich einen Schlüssel für die Auslegung der gesamten Heiligen Schrift an die Hand. Von Martin Luther stammt nicht nur einer der vier Grundsätze der Reformation „Sola scriptura“ – allein die Schrift – sondern auch der wichtige Hinweis zum Verständnis der Heiligen Schrift: „Was Christum treibet.“ Das „Sola scriptura“ ist dem „Solus Christus“ zu- und untergeordnet. Einer der immer wiederkehrenden Fragen während des zweijährigen Biblischen Unterrichts ist die Frage nach dem Inhalt des Alten und des Neuen Testaments. Ganz Schlaue antworten darauf einfach mit „Gott“. Dies ist natürlich richtig, aber nicht das, was ich hören will. Das Thema der ersten 39 Bücher ist die Geschichte Israels, und das Thema der weiteren 27 Bücher ist Jesus Christus. Der rote Faden aber aller 66 Bücher der Heiligen Schrift – von der Genesis bis zur Offenbarung - ist die Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen, die sich konkretisiert in der Person Jesus von Nazareth. In diesen beiden Autobiografien dreht sich alles um die Autoren. Ob sie nun Helmut Thielicke oder Barack Obama heißen. In der Bibel dreht sich alles um Jesus, um das fleisch- und menschgewordene Wort Gottes. Deshalb muss von diesem Zentrum her – von Jesus her – auch die gesamte Bibel gelesen und gedeutet werden. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de Ebenso wenig, wie wir in diesen beiden Autobiografien die Aussagen der beiden Autoren über die jeweils geschichtlich erlebten und berichteten Epochen absolut und zum Maß aller Dinge setzen würden, können wir die biblischen Berichte loslösen von der Hauptperson – von Jesus Christus. Bei Obama dreht sich alles um Obama, bei der Bibel dreht sich alles um Jesus. Deshalb müssen wir die Bibliothek der Bibel auch vom Kern her erkunden und verstehen. Ansonsten verfallen wir einem der Bibel fremden und zurecht als fundamentalistisch kritisiertem Verständnis. In meiner Bibliothek habe ich Geschichtsbücher, Biologiebücher und Lexika. All das steckt nicht im „Buch der Bücher“. Die Bibel ist ein an uns Menschen adressierter Liebesbrief des Schöpfers Himmels und der Erden. Aber sie ist eben kein Geschichtsbuch oder Biologiebuch. Sie ist ein Beziehungsbuch und lädt uns ein zu einer unendlichen Liebesgeschichte mit Gott durch Jesus Christus. Die vier Evangelien unterscheiden sich allerdings sehr deutlich von diesen beiden Autobiografien. Es handelt sich bei den Evangelien nicht um Autobiografien. Von Jesus selbst ist uns kein einziger Satz in schriftlicher Form überliefert. Alle vier Evangelien sind erst nach Jesu Tod und Auferstehung geschrieben worden. Wir haben es also genau genommen bei den Evangelien mit Biografien – mit Lebensberichten anderer über andere – zu tun. So wie diese Biografie von Fritz Schmidt-König über Ernst Jakob Christoffel. Diese Lebensbeschreibung ist erst 14 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht worden. Die Evangelien sind – wenn wir der Überlieferung vertrauen – von zwei Augen- und Ohrenzeugen geschrieben worden: Von Matthäus und Johannes und zwei Mitarbeitern des Paulus bzw. des Petrus: Lukas und Markus. Es gibt noch einen gewaltigen Unterschied zwischen einer normalen Biografie und unseren vier Evangelien. Matthäus Markus Lukas Johannes Geburt und Kindheit 1-2 fehlen 1-2 fehlen Wirken in Galiläa 1-9 3 - 18 3 - 18 Wirken in Galiläa, Samarien und Jerusalem Weg nach Jerusalem 10 / 11 19 - 21 18 / 19 Zeit in Jerusalem 11 - 14 21 - 26 19 - 22 12 - 17 Leiden, Tod und Auferstehung 14 - 16 26 - 28 22 - 24 18 - 21 ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de Eine Biografie beginnt normalerweise mit der Kindheit und dem Elternhaus der betreffenden Person. Auch die beiden Autobiografien von Thielicke und Obama beginnen dort. Anders die Evangelien: Lediglich Matthäus und Lukas berichten uns ganz kurz etwas über die Weihnachtsgeschichte und die Geburt Jesu. Genau genommen handelt es sich bei den Evangelien, wie Martin Kähler einmal sagte, um „Passionsgeschichten mit ausführlicher Einleitung.“ Über die ersten 30 Lebensjahre von Jesus finden wir so gut wie nichts in den Evangelien. Über die letzten 24 Stunden in seinem Leben und über sein Sterben am Kreuz berichten alle Evangelien in geradezu auffallender Ausführlichkeit. Matthäus ca. 7% 2 von 28 Kapitel Markus ca. 12% 2 von 16 Kapitel Lukas ca. 8% 2 von 24 Kapitel Johannes ca. 10% 2 von 21 Kapitel Damit sagen alle vier Evangelisten unisono: Das wichtigste was Jesus für uns tat, hat darin bestanden, uns durch sein stellvertretendes Sterben am Kreuz zu erlösen. Das NT ist nicht vor Ostern geschrieben worden. Die Auferstehung Jesu Christi ist vorausgesetzt. Dies ist zum einen erst einmal eine ganz nüchterne Tatsache, und zum anderen haben wir damit einen weiteren Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Ohne die historische und leibliche Auferstehung Jesu von den Toten würde es zumindest das Neue Testament in der uns bekannten Form nicht geben. Alle vier Evangelien und alle weiteren Schriften des NT atmen geradezu die Hoffnungsgewissheit der Auferstehung Jesu von den Toten. Ohne dieses unvorstellbare Geschehen hätten sich Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes nicht an die Arbeit gemacht, einen Bericht über das Leben dieses Mannes zu verfassen. Ihre feste Überzeugung, dass in diesem Mann aus Nazareth Gott zu uns gekommen ist, der aus Liebe sein Leben für uns gegeben und dem Tod die Macht genommen hat, diese Erfahrung und Gewissheit beflügelte und motivierte sie zum Schreiben ihrer Evangelien. Wir haben es im Neuen Testament mit insgesamt vier Evangelien zu tun. Den drei so genannten „synoptischen“ Evangelien (man kann sie wegen ihrer Gleichheit „zusammenschauen“) und dem Johannesevangelium. Allerdings gibt es nur ein Evangelium (εύαγγέλιoν „Gute Nachricht”, „Frohe Botschaft” oder „Siegesbotschaft“) = die gute Nachricht von Jesus Christus. Dieser Begriff wurde ursprünglich für politische Nachrichten gebraucht, z.B.: die Geburt oder Thronbesteigung eines römischen Kaisers. Im Neuen Testament wird dieser Begriff allerdings immer nur im Singular gebraucht. Es gibt nur eine wahre und wirkliche lohnenswert zu verkündigende frohe Botschaft, die Nachricht von Jesus Christus. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de Viele haben sich gefragt, warum es gerade „Evangelien“ geben muss, die von dieser einen guten Nachricht berichten. Weshalb reicht ein Evangelium nicht aus? Folgende Stichpunkte wollen darauf eine Antwort versuchen: - Sie ergänzen sich. Jeder sieht Jesus aus einer anderen Perspektive und schreibt für sein Anliegen. - Johann Albrecht Bengel (1687 – 1752): „Sie sind wie ein Quartett; sie singen verschiedene Partien, dennoch harmonieren sie. Sie sind Variationen, aber keine Widersprüche.“ Matthäus Markus Lukas Johannes Kapitel 28 16 24 21 Verse 1.068 661 1.149 877 Auffällig ist zuerst einmal die unterschiedliche Länge der Berichte. Markus ist das kürzeste Evangelium und Lukas das ausführlichste. Ich persönlich bin durch den Bericht des Johannes zum Glauben an Jesus gekommen. Dieses Evangelium hat mich als Jugendlicher gepackt, und beim Lesen wurde mir klar: Dieser Jesus, von dem da die Rede ist, hat für mich sein Leben aus Liebe gegeben. Die Evangelien haben ganz unterschiedliche Perspektiven: Perspektiven Matthäus Jesus, König der Juden Matthäus 2, 2: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Matthäus 27, 37: Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der Juden. Markus Jesus, Knecht Gottes Markus 10, 45: Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Lukas Jesus, wahrer Mensch Lukas 2, 52: Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen. Johannes Jesus, wahrer Gott Johannes 1, 1 – 4: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Sie haben vier verschiedene Zielgruppen als Empfänger im Blick: Empfänger Matthäus Juden, die Christen geworden sind Stichworte Stammbaum bis auf Abraham Markus Gemeinden im heidnischen Umfeld, wahrscheinlich Rom weniger Worte, mehr Taten, 43 x „alsbald“ Lukas Theophilus, ein gebildeter und einflussreicher Mann Menschlichkeit Jesu wird betont Jesus, der Heiland für alle Gebrechen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de Längstes Evangelium Johannes Religiös interessierte Menschen Das fleischgewordene Wort Gottes Die einzelnen Evangelien eignen sich auch heute noch gut zum Weitergeben an unterschiedliche Personenkreise: Empfänger Matthäus Israelfreunde Markus Generation Facebook Lukas Alle, die es genau nehmen und es wissenschaftlich fundiert wollen Johannes Esoteriker und Gottessucher Sie unterscheiden sich auch in ihren Schwerpunkten und Eigenarten: Matthäus Jesus ist der im Alten Testament angekündigte Messias. Jesus lehrt seine Jünger, nach seinen Worten zu leben. Jesus beauftragt seine Jünger, die gute Nachricht allen Völkern zu bringen. Markus Das Geheimnis, wer Jesus ist, wird nach und nach gelüftet: Jesus ist der Sohn Gottes und Retter für alle Menschen Das Leben Jesu wird als großes Ereignis der Weltgeschichte dargestellt. Lukas Jesus, der Retter, ist besonders für die Verlorenen da und wendet sich Armen und Außenseitern zu. Johannes Jesus ist Gottes Sohn, der Mensch geworden ist. Jesus zeigt durch Wunder (Zeichen), wer er ist. Jesus beansprucht, der einzige Weg zu Gott zu sein. Wenn man die drei synoptischen Evangelien untersucht, fällt folgendes auf: - sie stimmen in vielen Aussagen und Darstellungen wörtlich überein - andererseits formulieren sie gleiche Gedanken und Berichte oft verschieden - in jedem Evangelium stehen Berichte, die bei den anderen fehlen (=Sondergut) Innerhalb der Theologie versucht man diesen Tatbestand damit zu erklären, dass alle drei synoptischen Evangelien aus gemeinsamen Quellen geschöpft haben (Zweiquellentheorie, Quelle Q). Dies bedeutet dann aber auch, dass die Evangelien nicht von den genannten Schreibern stammen, sondern von völlig unbekannten Leuten. Weiter bedeutet dies, dass wir es in den Evangelien nicht mit wahrheitsgetreuen Überlieferungen zu tun haben, sondern mit „Sagen“ und so genannter „Gemeindetradition“. Was Jesus wirklich gesagt hat, und was wirklich geschehen ist, ist bei dieser „Hypothese“ letztlich immer dem jeweiligen Ausleger überlassen. Doch die Schreiber der Evangelien geben sich in ihren Berichten als Augen-, und Ohrenzeugen aus, und Lukas schreibt einleitend in seinem Evangelium, Lukas 1, 1 bis 4: Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, hochverehrter um Theophilus, aufzuschreiben. So es der kannst du für dich, Reihe nach dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. Entweder vertrauen wir den jeweiligen Autoren der Evangelien, die bekannterweise zeitlich erheblich näher dran waren als wir heute oder wir setzen unser Vertrauen auf das scheinbare Wissen moderner Theologen, die ihren Verstand zum Maß aller Dinge erklären. 1985 schrieb die mittlerweile verstorbene Eta Linnemann, eine Schülerin von Rudolf Bultmann und eine Verfechterin dieser Quellenscheidungstherorie: „Geistig beheimatet in der historisch-kritischen Theologie, war ich fest davon überzeugt, mit meiner theologischen Arbeit Gott einen Dienst zu tun und zur Verkündigung des Evangeliums einen Beitrag zu leisten. Dann aber musste ich einsehen, dass bei dieser „wissenschaftlichen Arbeit am Bibeltext“ unter dem Strich keine Wahrheit herauskommen kann und dass diese Arbeit der Verkündigung des Evangeliums nicht dient. Damals war das nur eine praktische Erkenntnis, aus Erfahrungen gewachsen, die ich nicht länger wegzuleugnen vermochte. Inzwischen habe ich Einsicht gewonnen in den Charakter dieser Theologie: Anstatt im Wort Gottes gegründet zu sein, hat sie Philosophien zu ihrem Fundament gemacht, welche sich entschieden haben, Wahrheit so zu definieren, dass Gottes Wort als Quelle der Wahrheit ausgeschlossen ist.“ © idea Spektrum Nr. 21 vom 20. Mai 2009, Seite 13 Je weiter man die Datierung der Evangelien nach hinten schiebt, desto unwahrscheinlicher wird es, dass es sich bei den Autoren tatsächlich um Augen- und Ohrenzeugen im Falle von Matthäus und Johannes und um Mitarbeiter des Paulus bzw. des Petrus handeln kann. Ich habe hier einerseits meine eigene Einschätzung notiert. Daneben die spannende Einschätzung von Robinson, einem anglikanischen Theologen und Bischof und die heutige gängige Lehrmeinung an den Unis. Persönliche Einschätzung Mt in Palästina um 60 n. Chr. John A. T. Robinson Heutige bibelwissenschaftliche (1919–1983) Mehrheitsmeinung 40 - 60+ n. Chr. 80 - 90 n. Chr. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de Mk in Rom zwischen 63 und 64 n. Chr. 45 - 60 n. Chr. ca. 65 n. Chr. Lk In Syrien zwischen 63 und 64 n. Chr. 57 - 60+ n. Chr. 80 - 90 n. Chr. Joh in Ephesus zwischen 90 und 95 n.Chr. 40 - 65+ n. Chr. 110 - 120 n. Chr. oder vielleicht auch um 60 / 65 n. Chr. Robinson weist begründet nach, dass seiner Meinung nach die Evangelien in der Zeit zwischen dem 9. April 30 – dem Ostermorgen und dem 26. September 70 – der Zerstörung Jerusalems entstanden sein müssen. „Während dieser 40 Jahre“ – schreibt er – „wurden alle Bücher des Neuen Testaments vollendet.“ Wagen wir noch einen Blick in die Besonderheiten der einzelnen Evangelien: Nur bei Matthäus finden wir die Bergpredigt und das Vaterunser in voller Länge. Markus hat uns das kürzeste und schnellste Evangelium hinterlassen. 43 Mal steht in der Lutherübersetzung das Wort „alsbald“ – sofort. Sein Evangelium dürfte vor allen Dingen von der Predigt des Petrus geprägt sein. Lukas verdanken wir das gewaltige Gleichnis vom liebenden Vater aus Lukas 15. Johannes hat uns die sieben „Ich-Bin-Worte Jesu“ überliefert. Ernst Aebi hat in seiner „kurzen Einführung in die Bibel“ folgende Schlüsselverse den einzelnen Evangelien zugeordnet: Matthäus 6, Vers 33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Markus 10, Vers 45: Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele. Lukas 19, Vers 10: Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Johannes 1, Vers 14: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Es gehört schon mittlerweile zum Standard in unserem Hauskreis am Donnerstagvormittag – der GBS – dass eine Teilnehmerin fragt: „Was bedeutet das für uns heute?“ Ich wage eine Antwort: Die Evangelien sind das Herzstück der gesamten Bibel. Deshalb kann man die Evangelien auch einzeln bekommen, und in manchen Sprachen sind bisher nur die Evangelien übersetzt. Die Evangelien zeigen uns, wer Jesus war, was er gesagt und getan hat und was er von uns erwartet. Wer die Evangelien nicht liest und kennt, zimmert sich sein eigenes Jesusbild, das unter Umständen mit dem biblischen Jesus kaum noch etwas gemeinsam hat. Die Evangelien zeigen uns Gottes Liebe und laden uns ein zum kindlichen Vertrauen in einen Gott, der trotz Tod und Leid uns immer wieder aufstehen lässt, weil Jesus selbst die Auferstehung ist. Amen. ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de