957_A4 Die Evangelien

Werbung
Aufbruch Bibel:
Bibel: Die Evangelien
In meinen Bücherregalen befinden sich die unterschiedlichsten Bücher, zumeist theologische
Fachliteratur: Bibeln, Kommentare, Lexika. Daneben eben aber auch Romane, Gedichte und –
klar – Unmengen von Weihnachtsgeschichten.
Und diverse Biografien wie diese beiden. Genau genommen handelt es sich hierbei um
Autobiografien. Sie sind jeweils eine Art ausführlicher Lebenslauf, zum einen von Helmut
Thielicke, zum anderen von Barack Obama selbst geschrieben, zumindest selbst korrigiert
worden. Die Person, um die es dabei also jeweils geht, hat einen enormen Einfluss auf das
schriftliche Ergebnis genommen.
Heute und in den nächsten Wochen wollen wir uns näher mit dem so genannten „Buch der
Bücher“ beschäftigen. Die Bibel ist genau genommen ebenfalls eine Bibliothek von 66
unterschiedlichen Büchern, von rund 40 Verfassern in einem Zeitraum von sage und staune
1.500 Jahren geschrieben. Wir beginnen unseren Rundgang durch die biblische Bibliothek aber
nicht am Anfang – mit der Genesis – dem ersten Buch Mose und dem ersten Buch in der
hebräischen Bibel - sondern starten mit dem „Herzstück“ der Bibel, den vier so genannten
Evangelien.
Mit den Evangelien bekommen wir zugleich einen Schlüssel für die Auslegung der gesamten
Heiligen Schrift an die Hand. Von Martin Luther stammt nicht nur einer der vier Grundsätze der
Reformation „Sola scriptura“ – allein die Schrift – sondern auch der wichtige Hinweis zum
Verständnis der Heiligen Schrift: „Was Christum treibet.“ Das „Sola scriptura“ ist dem „Solus
Christus“ zu- und untergeordnet.
Einer der immer wiederkehrenden Fragen während des zweijährigen Biblischen Unterrichts ist
die Frage nach dem Inhalt des Alten und des Neuen Testaments. Ganz Schlaue antworten
darauf einfach mit „Gott“. Dies ist natürlich richtig, aber nicht das, was ich hören will. Das
Thema der ersten 39 Bücher ist die Geschichte Israels, und das Thema der weiteren 27 Bücher
ist Jesus Christus.
Der rote Faden aber aller 66 Bücher der Heiligen Schrift – von der Genesis bis zur Offenbarung
- ist die Liebesgeschichte Gottes mit uns Menschen, die sich konkretisiert in der Person Jesus
von Nazareth.
In diesen beiden Autobiografien dreht sich alles um die Autoren. Ob sie nun Helmut Thielicke
oder Barack Obama heißen. In der Bibel dreht sich alles um Jesus, um das fleisch- und
menschgewordene Wort Gottes. Deshalb muss von diesem Zentrum her – von Jesus her –
auch die gesamte Bibel gelesen und gedeutet werden.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Ebenso wenig, wie wir in diesen beiden Autobiografien die Aussagen der beiden Autoren über
die jeweils geschichtlich erlebten und berichteten Epochen absolut und zum Maß aller Dinge
setzen würden, können wir die biblischen Berichte loslösen von der Hauptperson – von Jesus
Christus. Bei Obama dreht sich alles um Obama, bei der Bibel dreht sich alles um Jesus.
Deshalb müssen wir die Bibliothek der Bibel auch vom Kern her erkunden und verstehen.
Ansonsten verfallen wir einem der Bibel fremden und zurecht als fundamentalistisch kritisiertem
Verständnis.
In meiner Bibliothek habe ich Geschichtsbücher, Biologiebücher und Lexika. All das steckt nicht
im „Buch der Bücher“. Die Bibel ist ein an uns Menschen adressierter Liebesbrief des Schöpfers
Himmels und der Erden. Aber sie ist eben kein Geschichtsbuch oder Biologiebuch. Sie ist ein
Beziehungsbuch und lädt uns ein zu einer unendlichen Liebesgeschichte mit Gott durch Jesus
Christus.
Die vier Evangelien unterscheiden sich allerdings sehr deutlich von diesen beiden
Autobiografien.
Es
handelt
sich
bei
den
Evangelien
nicht
um
Autobiografien. Von Jesus selbst ist uns kein einziger
Satz in schriftlicher Form überliefert. Alle vier Evangelien
sind erst nach Jesu Tod und Auferstehung geschrieben
worden. Wir haben es also genau genommen bei den
Evangelien mit Biografien – mit Lebensberichten anderer
über andere – zu tun.
So wie diese Biografie von Fritz Schmidt-König über Ernst Jakob Christoffel. Diese
Lebensbeschreibung
ist
erst
14
Jahre
nach
seinem
Tod
veröffentlicht worden.
Die Evangelien sind – wenn wir der Überlieferung vertrauen – von
zwei
Augen- und
Ohrenzeugen
geschrieben
worden:
Von
Matthäus und Johannes und zwei Mitarbeitern des Paulus bzw.
des Petrus: Lukas und Markus.
Es gibt noch einen gewaltigen Unterschied zwischen einer normalen Biografie und unseren vier
Evangelien.
Matthäus Markus Lukas
Johannes
Geburt und Kindheit
1-2
fehlen
1-2
fehlen
Wirken in Galiläa
1-9
3 - 18
3 - 18
Wirken in Galiläa, Samarien und Jerusalem
Weg nach Jerusalem
10 / 11
19 - 21 18 / 19
Zeit in Jerusalem
11 - 14
21 - 26 19 - 22
12 - 17
Leiden, Tod und Auferstehung
14 - 16
26 - 28 22 - 24
18 - 21
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Eine Biografie beginnt normalerweise mit der Kindheit und dem Elternhaus der betreffenden
Person. Auch die beiden Autobiografien von Thielicke und Obama beginnen dort. Anders die
Evangelien: Lediglich Matthäus und Lukas berichten uns ganz kurz etwas über die
Weihnachtsgeschichte und die Geburt Jesu. Genau genommen handelt es sich bei den
Evangelien, wie Martin Kähler einmal sagte, um „Passionsgeschichten mit ausführlicher
Einleitung.“ Über die ersten 30 Lebensjahre von Jesus finden wir so gut wie nichts in den
Evangelien. Über die letzten 24 Stunden in seinem Leben und über sein Sterben am Kreuz
berichten alle Evangelien in geradezu auffallender Ausführlichkeit.
Matthäus
ca. 7%
2 von 28 Kapitel
Markus
ca. 12%
2 von 16 Kapitel
Lukas
ca. 8%
2 von 24 Kapitel
Johannes
ca. 10%
2 von 21 Kapitel
Damit sagen alle vier Evangelisten unisono: Das wichtigste was Jesus für uns tat, hat darin
bestanden, uns durch sein stellvertretendes Sterben am Kreuz zu erlösen.
Das NT ist nicht vor Ostern geschrieben worden. Die Auferstehung Jesu Christi ist
vorausgesetzt. Dies ist zum einen erst einmal eine ganz nüchterne Tatsache, und zum anderen
haben wir damit einen weiteren Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Ohne die historische und
leibliche Auferstehung Jesu von den Toten würde es zumindest das Neue Testament in der uns
bekannten Form nicht geben. Alle vier Evangelien und alle weiteren Schriften des NT atmen
geradezu die Hoffnungsgewissheit der Auferstehung Jesu von den Toten. Ohne dieses
unvorstellbare Geschehen hätten sich Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes nicht an die
Arbeit gemacht, einen Bericht über das Leben dieses Mannes zu verfassen. Ihre feste
Überzeugung, dass in diesem Mann aus Nazareth Gott zu uns gekommen ist, der aus Liebe
sein Leben für uns gegeben und dem Tod die Macht genommen hat, diese Erfahrung und
Gewissheit beflügelte und motivierte sie zum Schreiben ihrer Evangelien.
Wir haben es im Neuen Testament mit insgesamt vier Evangelien zu tun.
Den drei so genannten „synoptischen“ Evangelien (man kann sie wegen ihrer
Gleichheit „zusammenschauen“)
und dem Johannesevangelium.
Allerdings gibt es nur ein Evangelium (εύαγγέλιoν „Gute Nachricht”, „Frohe
Botschaft” oder „Siegesbotschaft“)
= die gute Nachricht von Jesus Christus.
Dieser Begriff wurde ursprünglich für politische Nachrichten gebraucht,
z.B.: die Geburt oder Thronbesteigung eines römischen Kaisers. Im
Neuen Testament wird dieser Begriff allerdings immer nur im Singular gebraucht. Es gibt nur
eine wahre und wirkliche lohnenswert zu verkündigende frohe Botschaft, die Nachricht von
Jesus Christus.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Viele haben sich gefragt, warum es gerade „Evangelien“ geben muss, die von dieser einen
guten Nachricht berichten. Weshalb reicht ein Evangelium nicht aus? Folgende Stichpunkte
wollen darauf eine Antwort versuchen:
-
Sie ergänzen sich. Jeder sieht Jesus aus einer anderen Perspektive und schreibt für sein
Anliegen.
-
Johann Albrecht Bengel (1687 – 1752): „Sie sind wie ein Quartett; sie singen verschiedene
Partien, dennoch harmonieren sie. Sie sind Variationen, aber keine Widersprüche.“
Matthäus
Markus
Lukas
Johannes
Kapitel
28
16
24
21
Verse
1.068
661
1.149
877
Auffällig ist zuerst einmal die unterschiedliche Länge der Berichte. Markus ist das kürzeste
Evangelium und Lukas das ausführlichste.
Ich persönlich bin durch den Bericht des Johannes zum Glauben an Jesus gekommen. Dieses
Evangelium hat mich als Jugendlicher gepackt, und beim Lesen wurde mir klar: Dieser Jesus,
von dem da die Rede ist, hat für mich sein Leben aus Liebe gegeben.
Die Evangelien haben ganz unterschiedliche Perspektiven:
Perspektiven
Matthäus Jesus, König der Juden
Matthäus 2, 2: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm
zu huldigen.
Matthäus 27, 37: Über seinem Kopf hatten sie eine Aufschrift angebracht, die seine Schuld angab: Das ist Jesus, der König der
Juden.
Markus
Jesus, Knecht Gottes
Markus 10, 45: Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein
Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.
Lukas
Jesus, wahrer Mensch
Lukas 2, 52: Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
Johannes Jesus, wahrer Gott
Johannes 1, 1 – 4: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles
ist durch das Wort geworden und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben und das Leben war das
Licht der Menschen.
Sie haben vier verschiedene Zielgruppen als Empfänger im Blick:
Empfänger
Matthäus Juden, die Christen geworden sind
Stichworte
Stammbaum bis auf Abraham
Markus
Gemeinden im heidnischen Umfeld, wahrscheinlich Rom weniger Worte, mehr Taten, 43 x „alsbald“
Lukas
Theophilus, ein gebildeter und einflussreicher Mann
Menschlichkeit Jesu wird betont
Jesus, der Heiland für alle Gebrechen
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Längstes Evangelium
Johannes Religiös interessierte Menschen
Das fleischgewordene Wort Gottes
Die einzelnen Evangelien eignen sich auch heute noch gut zum Weitergeben an
unterschiedliche Personenkreise:
Empfänger
Matthäus Israelfreunde
Markus
Generation Facebook
Lukas
Alle, die es genau nehmen und es wissenschaftlich fundiert wollen
Johannes Esoteriker und Gottessucher
Sie unterscheiden sich auch in ihren Schwerpunkten und Eigenarten:
Matthäus Jesus ist der im Alten Testament angekündigte Messias.
Jesus lehrt seine Jünger, nach seinen Worten zu leben.
Jesus beauftragt seine Jünger, die gute Nachricht allen Völkern zu bringen.
Markus
Das Geheimnis, wer Jesus ist, wird nach und nach gelüftet: Jesus ist der Sohn Gottes und Retter für
alle Menschen
Das Leben Jesu wird als großes Ereignis der Weltgeschichte dargestellt.
Lukas
Jesus, der Retter, ist besonders für die Verlorenen da und wendet sich Armen und Außenseitern zu.
Johannes Jesus ist Gottes Sohn, der Mensch geworden ist. Jesus zeigt durch Wunder (Zeichen), wer er ist.
Jesus beansprucht, der einzige Weg zu Gott zu sein.
Wenn man die drei synoptischen Evangelien untersucht, fällt folgendes auf:
-
sie stimmen in vielen Aussagen und Darstellungen wörtlich überein
-
andererseits formulieren sie gleiche Gedanken und Berichte oft verschieden
-
in jedem Evangelium stehen Berichte, die bei den anderen fehlen (=Sondergut)
Innerhalb der Theologie versucht man diesen Tatbestand damit zu erklären, dass alle drei
synoptischen Evangelien aus gemeinsamen Quellen geschöpft haben (Zweiquellentheorie,
Quelle Q).
Dies bedeutet dann aber auch, dass die Evangelien nicht von den genannten Schreibern
stammen, sondern von völlig unbekannten Leuten.
Weiter bedeutet dies, dass wir es in den Evangelien nicht mit wahrheitsgetreuen
Überlieferungen zu tun haben, sondern mit „Sagen“ und so genannter „Gemeindetradition“.
Was Jesus wirklich gesagt hat, und was wirklich geschehen ist, ist bei dieser „Hypothese“
letztlich immer dem jeweiligen Ausleger überlassen.
Doch die Schreiber der Evangelien geben sich in ihren Berichten als Augen-, und Ohrenzeugen
aus, und Lukas schreibt einleitend in seinem Evangelium, Lukas 1, 1 bis 4: Schon viele haben
es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und
Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf
sorgfältig
nachzugehen,
hochverehrter
um
Theophilus,
aufzuschreiben.
So
es
der
kannst
du
für
dich,
Reihe
nach
dich
von
der
Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du
unterwiesen wurdest.
Entweder vertrauen wir den jeweiligen Autoren der
Evangelien, die bekannterweise zeitlich erheblich
näher dran waren als wir heute oder wir setzen
unser
Vertrauen
auf
das
scheinbare
Wissen
moderner Theologen, die ihren Verstand zum Maß
aller Dinge erklären.
1985
schrieb die mittlerweile
verstorbene
Eta
Linnemann, eine Schülerin von Rudolf Bultmann und
eine Verfechterin dieser Quellenscheidungstherorie:
„Geistig
beheimatet
in
der
historisch-kritischen
Theologie, war ich fest davon überzeugt, mit meiner
theologischen Arbeit Gott einen Dienst zu tun und zur Verkündigung des Evangeliums einen
Beitrag zu leisten. Dann aber musste ich einsehen, dass bei dieser „wissenschaftlichen Arbeit
am Bibeltext“ unter dem Strich keine Wahrheit herauskommen kann und dass diese Arbeit der
Verkündigung des Evangeliums nicht dient. Damals war das nur eine praktische Erkenntnis, aus
Erfahrungen gewachsen, die ich nicht länger wegzuleugnen vermochte. Inzwischen habe ich
Einsicht gewonnen in den Charakter dieser Theologie: Anstatt im Wort Gottes gegründet zu
sein, hat sie Philosophien zu ihrem Fundament gemacht, welche sich entschieden haben,
Wahrheit so zu definieren, dass Gottes Wort als Quelle der Wahrheit ausgeschlossen ist.“
© idea Spektrum Nr. 21 vom 20. Mai 2009, Seite 13
Je weiter man die Datierung der Evangelien nach hinten schiebt, desto unwahrscheinlicher wird
es, dass es sich bei den Autoren tatsächlich um Augen- und Ohrenzeugen im Falle von
Matthäus und Johannes und um Mitarbeiter des Paulus bzw. des Petrus handeln kann.
Ich habe hier einerseits meine eigene Einschätzung notiert. Daneben die spannende
Einschätzung von Robinson, einem anglikanischen Theologen und Bischof und die heutige
gängige Lehrmeinung an den Unis.
Persönliche Einschätzung
Mt
in Palästina um 60 n. Chr.
John A. T. Robinson
Heutige bibelwissenschaftliche
(1919–1983)
Mehrheitsmeinung
40 - 60+ n. Chr.
80 - 90 n. Chr.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Mk
in Rom zwischen 63 und 64 n. Chr.
45 - 60 n. Chr.
ca. 65 n. Chr.
Lk
In Syrien zwischen 63 und 64 n. Chr.
57 - 60+ n. Chr.
80 - 90 n. Chr.
Joh
in Ephesus zwischen 90 und 95 n.Chr.
40 - 65+ n. Chr.
110 - 120 n. Chr.
oder vielleicht auch um 60 / 65 n. Chr.
Robinson weist begründet nach, dass seiner Meinung nach die Evangelien in der Zeit zwischen
dem 9. April 30 – dem Ostermorgen und dem 26. September 70 – der Zerstörung Jerusalems
entstanden sein müssen. „Während dieser 40 Jahre“ – schreibt er – „wurden alle Bücher des
Neuen Testaments vollendet.“
Wagen wir noch einen Blick in die Besonderheiten der einzelnen Evangelien:
Nur bei Matthäus finden wir die Bergpredigt und das Vaterunser in voller Länge. Markus hat uns
das kürzeste und schnellste Evangelium hinterlassen. 43 Mal steht in der Lutherübersetzung
das Wort „alsbald“ – sofort. Sein Evangelium dürfte vor allen Dingen von der Predigt des Petrus
geprägt sein. Lukas verdanken wir das gewaltige Gleichnis vom liebenden Vater aus Lukas 15.
Johannes hat uns die sieben „Ich-Bin-Worte Jesu“ überliefert.
Ernst Aebi hat in seiner „kurzen Einführung in die Bibel“ folgende Schlüsselverse den einzelnen
Evangelien zugeordnet:
Matthäus 6, Vers 33: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so
wird euch das alles zufallen.
Markus 10, Vers 45: Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen
lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.
Lukas 19, Vers 10: Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen,
was verloren ist.
Johannes 1, Vers 14: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine
Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und
Wahrheit.
Es gehört schon mittlerweile zum Standard in unserem Hauskreis am Donnerstagvormittag –
der GBS – dass eine Teilnehmerin fragt: „Was bedeutet das für uns heute?“
Ich wage eine Antwort: Die Evangelien sind das Herzstück der gesamten Bibel. Deshalb kann
man die Evangelien auch einzeln bekommen, und in manchen Sprachen sind bisher nur die
Evangelien übersetzt. Die Evangelien zeigen uns, wer Jesus war, was er gesagt und getan hat
und was er von uns erwartet. Wer die Evangelien nicht liest und kennt, zimmert sich sein
eigenes Jesusbild, das unter Umständen mit dem biblischen Jesus kaum noch etwas
gemeinsam hat.
Die Evangelien zeigen uns Gottes Liebe und laden uns ein zum kindlichen Vertrauen in einen
Gott, der trotz Tod und Leid uns immer wieder aufstehen lässt, weil Jesus selbst die
Auferstehung ist. Amen.
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Predigt in der Freien evangelischen Gemeinde Krefeld vom 6. Februar 2011 // © Pastor Siegfried Ochs — http://www.siegiochs.de
Herunterladen