28.6. Deutsche Außenpolitik zwischen europäischer und transatlantischer Dimension Tabelle: Deutsche Außenpolitik seit 1945 Transatlantische Dimension Europäische Dimension • Marshallplan 1947/48 • Montanunion 1951 • Pariser Verträge 1955 (NATOund WEU-Beitritt) • EVG 1954 • UNO-Beitritt 1973 • Einheitliche Europäische Akte 1986 • Römische Verträge 1957 • Maastrichter Vertrag 1992 • Amsterdamer Vertrag 1997 • Nizza-Vertrag 2000 • Europäische Verfassung 2004 Drei Ansätze der Außenpolitikforschung (vgl. Kohler-Koch/Conzelmann/ Knodt 2003): a) Great Men Making History: Schuman, Adenauer, Pleven, de Gaulle, Willy Brand b) Geschichte der deutschen Westintegration als Ergebnis des Kalten Krieges c) Europäische Integration als Konsequenz funktionaler Notwendigkeiten Phasen der bundesdeutschen Außenpolitik (nach Schöllgen 1999) (1) 1949-1955: Souveränität durch Integration - 1948: Ende der Luftbrücke - 5'1949: Grundgesetz, "Provisorium" Bundesrepublik - 9'1949: Inkrafttreten des Besatzungsstatuts - 10'1949: Gründung der DDR - CDU/Adenauer: Magnettheorie - SPD/Schumacher: Deutsche Einheit als vorrangiges Ziel - 5'1950: Schuman-Plan (führt zur EGKS) - 10'1950: Pleven-Plan (führt zur EVG) - - - - - - - 3'1951: Gegen die Anerkennung von Auslandsschulden gestatten die drei Westallierten die Einrichtung des Auswärtigen Amtes 1951: sukzessive Aufhebung des Kriegszustandes mit den Westallierten 3'1952: Stalin-Noten zur deutschen Wiedervereinigung 5'1952: Drei-Mächte-Abkommen / Deutschlandvertrag und – einen Tag später – Unterzeichnung des EVG-Vertrags 3'1954: Erklärung der UdSSR über die Anerkennung der Souveränität der DDR 8'1954: Scheitern der EVG in der Assemblée Nationale 10'1954: Zweiter Deutschlandvertrag; Bundesrepublik als quasisouveräner Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches 5'1955: Inkrafttreten der "Pariser Verträge": Beitritt der Bundesrepublik zur NATO; Aufnahme der Bundesrepublik und Italiens in die Westeuropäische Union (WEU); Saarstatut 10'1955: Ablehnung des Saarstatuts in einem Volksentscheid (führt zur Rückeingliederung des Saarlands, 1957) Î Wiederetablierung einer (bundes)deutschen Außenpolitik im engeren Sinne Î wichtigste Ziele Adenauers erreicht: BRD in westliche Strukturen integriert; Wiederherstellung der Souveränität Î Gleichberechtigung und Wiedervereinigung: nicht erreichte Ziele (2) 1955-1966: Etablierung im Westen - Sowjetische "Zwei-Staaten-Theorie" + westliche Akzeptanz der deutschen Teilung - "Hallstein-Doktrin" und "Alleinvertretungsanspruch" - 9'1955: Erste Moskau-Reise Adenauers - 1956: Wiederbewaffnung der Bundesrepublik - - - 3'1957: Unterzeichnung Euratom) der Römischen Verträge 1958: Rückkehr des französischen Général de Gaulle an die Macht 1959: Godesberger Parteitag der SPD: Anerkennung des Kurses der Westintegration - 1960: European Free Trade Association (EFTA) - 8'1961: Bau der Berliner Mauer - (EWG, 10'1962: Kuba-Krise; Atomteststopabkommen anschließend Entspannung und - 1'1963: Elysée-Vertrag zwischen der BRD und Frankreich - 7'1963: Formel "Wandel durch Annäherung" durch Egon Bahr - - 5'1965: Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik 7'1965-1'1966: "Krise des "Luxemburger Kompromiss") leeren Stuhls" (führt zum Î Stabile Krise: Wiedervereinigung weiter nicht möglich; Verfestigung der Teilung Europas Î Fortschreitende Integration im "Europa der Vaterländer" (3) 1966-1975: Öffnung nach Osten - - - - - - 1966-1969: Große Koalition mit Außenminister Willy Brandt Aufgabe der Hallstein-Doktrin; u.a. diplomatischer Beziehungen mit Rumänien 1967 Aufnahme 12'1967: Scheitern des zweiten Antrags Großbritanniens auf den EWG-Beitritt 5/6'1968: Notstandsgesetzgebung in der Bundesrepublik 6'1968: Einführung der PassTransitwegen durch die DDR und Visapflicht 8'1968: Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen Tschechoslowakei – Brežnev-Doktrin auf den in die 4'1969: Rücktritt de Gaulles 10'1969: Wahl von Willy Brandt (SPD) zum Bundeskanzler; Außenminister Walter Scheel (FDP) 1969-1973: Neue "Ostpolitik"; "Ostverträge" mit den Staaten des Warschauer Pakts: gegenseitige Anerkennung, Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, Aufnahme diplomatischer Beziehungen - 8'1971: Ende des Währungsregimes von Bretton Woods - 9'1971: Viermächte-Abkommen regelt den Status von Berlin - 6'1972: Inkrafttreten des Moskauer und Warschauer Vertrags sowie des Viermächte-Abkommens - 5'1973: Staatsbesuch von Leonid Brežnev in Bonn - 7'1974: Inkrafttreten des Prager Vertrags - 7'1975: Verabschiedung der Schlussakte von Helsinki (KSZE) o Korb 1: Prinzipien (u.a. Menschenrechte und Grundfreiheiten) o Korb 2: Zusammenarbeit Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Umwelt o Korb 3: Zusammenarbeit in humanitären und anderen Bereichen o Korb 4: Folgen der Konferenz Î Einbettung der Deutschlandfrage in einen gesamteuropäischen Kontext Î Überwindung innenpolitischer Differenzen in der Bundesrepublik (4) 1975-1989: Sicherung des Status Quo - 11'1975: Erster Weltwirtschaftsgipfel in Rambouillet - 1977-78: Erstes KSZE-Folgetreffen ohne konkrete Ergebnisse - 12'1978: Entschluss zum Europäischen Währungssystem - 12'1979: Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan - 1978/82: "Nachrüstungsdebatte"; Höhepunkt "Nachrüstungsbeschluss" der NATO (12'1979); 1983 Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen in Deutschland - 1982: Machtpolitische "Wende"; Regierung Kohl/Genscher - 1982: Falklandkrise - 1983/84: Milliardenkredite der Bundesrepublik an die DDR - 1981/86: Süderweiterung der EG - 3'1985: Michail' Gorbačev wird Generalsekretär der KpdSU - 2'1986: Einheitliche Europäische Akte - 11'1987: Staatsbesuch von Erich Honecker in der Bundesrepublik - - 12'1987: Gorbačev und Ronald Reagan unterzeichnen INFVertrag, mit dem Kurz- und Mittelstrecken-Atomwaffen abgebaut werden 6'1989: Annahme des Delors-Berichts durch den Europäischen Rat (führt zur Wirtschafts- und Währungsunion) - 6'1989: Halbfreie Sejm-Wahlen in Polen - 6'1989: Michail' Gorbačev besucht die Bundesrepublik - 9'1989: Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der DDR zeigen Brüche zwischen Ost-Berlin und Moskau Î Deutschlandpolitik im Dilemma zwischen "Wandel durch Annäherung" und Stabilisierung der DDR Î Überwindung der Teilung Europas als Spätwirkung der KSZE Î Aufstieg des politischen Europa als Begleitprozess (5) 1989-1990: Geschichte der Wiedervereinigung ab 8'1989 Flüchtlingsströme in bundesdeutsche Botschaften in Budapest und Prag sowie in die Ständige Vertretung in OstBerlin 10'1989 Rücktritt von Erich Honecker; neue DDR-Regierung unter Egon Krenz 9.11.1989 Bekanntgabe der Bundesrepublik 12'1989 Besuch von Helmut Kohl in Dresden; dort Gespräche mit dem neuen DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow Öffnung der DDR-Grenzen zur Zehnpunkteplan von Helmut Kohl zur Wiedervereinigung Deutschlands 2'1990 Vorschläge über die Bildung einer Wirtschafts- und Währungsunion 18.3.1990 Erste Freie Wahlen in der DDR führen zu einem Sieg rechtsbürgerlicher Kräfte 16.5.1990 Der Fonds "Deutsche Einheit" zur Unterstützung der DDR wird mit DM 115 Mrd. ausgestattet. 18.5.1990 Unterzeichnung des Vertrags über die Bildung der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion 31.8.1990 Unterzeichnung des Einigungsvertrags 12.9.1990 Unterzeichnung des "Vertrags über die abschließende Regelungin Bezug auf Deutschland" ("2+4-Vertrag") 3.10.1990 Beitritt der DDR zur Bundesrepublik 14.10.1990 Die ersten Landtagswahlen in den fünf neuen Bundesländern führen zu vier CDU- und einer SPDgeführten Regierung. 2.12.1990 Die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen bestätigen die Regierungskoalition von CDU/CSU und FDP. (6) 1989-2004: "Entwicklung zum 'europäischen Normalfall'" - 8'1990: Saddam Husseins Truppen besetzen Kuwait - 1'1991: "Blutsonntag von Vilnius"; deutsche Zurückhaltung - - - - - - 1'1991: Beginn des Zweiten Golfkriegs; deutscher Beitrag: "Scheckbuchdiplomatie" 1991: Vertrag von Maastricht 12'1991: in einem diplomatischen Alleingang erkennt die Bundesrepublik Slowenien und Kroatien als unabhängige Staaten an 12'1992: Im Rahmen der UN-Mission "Nachschub-/TransportBataillon" der Bundeswehr; erster Einsatz "out of area" 4'1993: Bundesverfassungsgericht lehnt die Zuständigkeit bzgl. des Einsatzes von AWACS-Flugzeugen über Bosnien ab 10'1993: Erster Tod eines deutschen Soldaten auf fremdem Territorium seit dem Zweiten Weltkrieg bei der BlauhelmMission in Kambodscha 10'1993: Maastricht-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes 12'1996: Bundestag stimmt dem Einsatz von 3.000 Bundeswehrsoldaten im Rahmen der SFOR (Nato) in Bosnien zu - 5'1997: Einrichtung des "NATO-Russland-Rates" - 12'1997: Vertrag von Amsterdam - - - 10'1998: Der Bundestag stimmt mit großer Mehrheit einer Teilnahme der Bundeswehr am NATO-Einsatz gegen die Bundesrepublik Jugoslawien zu (Kosovo-Krieg) 1'1999: Beginn Währungsunion der dritten Stufe der Wirtschafts- und 2000: Vertrag von Nizza 2002: Bundeskanzler Schröder riskiert in der Irak-Frage den ersten teifgehenden Konflikt mit der USA seit 1945 - 5'2004: Osterweiterung der EU - 6'2004: Einigung auf eine "Verfassung für Europa" Î Überwindung des deutschen Kriegstraumas Î das lange Jahrzehnt der europäischen Integration Tabelle: Instrumente und Institutionen der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik seit der Einheitlichen Europäischen Akte Instrumente Einheitliche • Unterrichtung Europäische • Konsultation Akte (1986) • Abstimmung und Angleichung von Standpunkten Institutionelle Neuerungen • Tagungen des Allgemeinen Rats, mind. 4x jährlich • Politisches Komitee • EPZ-Sekretariat • Gemeinsame Aktionen Maastricht • Regelmäßige Zusammenarbeit (1991), Art. J-J11 EUV • Gemeinsame Standpunkte • Amsterdam • (1997), Art. 11-28 EUV - • • • • Troika (Vorsitz + vor- + nachheriger Vorsitz) • Volle Beteiligung der Kommission Gemeinsame Aktionen • Anhörung des EP Art. 12 EUV: • Hoher Vertreter ("Mister GASP") Grundsätze und allgemeine Leitlinien • Planungs- und Frühwarnungseinheit Gemeinsame Strategien (Erklärung 6 zum Amst. Gemeinsame Aktionen Vertrag) Gemeinsame Standpunkte • Reform der Troika (Vorsitz Ausbau der regelmäßigen + Mister GASP + Zusammenarbeit Außenkommissar) Schrittweise Festlegung • "Konstruktive Enthaltung" einer gemeinsamen (Art. 23) Verteidigungspolitik (Art. • Vorschlagsrecht der 17(1)) Kommission (Art. 22) Einbeziehung der "Petersberg-Aufgaben" (Art. • Einbeziehung der WEU 17(2)) • Ansätze von QMV in der Umsetzung von Abschluss von Gemeinsamen Strategien Übereinkünften mit anderen Staaten (Art. 24) • Verhandlungsführung des Ratsvorsitzes bei internationalen Verträgen Fortsetzung vorherige Tabelle Nizza • Verstärkte Zusammenarbeit • i.W. wie Amsterdam (Art. 27a-e) (2000), Art. • Benennung von 11-28 EUV Sonderbeauftragten (Art. • Wiederausklammerung der 23) WEU aus dem EUV • Politisches und Sicherheitspolitisches Komitee (Art. 25) • Weitere Stärkung der Präsidentschaft bei der Aushandlung internationaler Verträge (Art. 24) • Leichte Ausweitung von QMVEntscheidungen bei der Umsetzung Entwurf für Art. III-195-3 VfE: • Außenminister der Union, gleichzeitig Vizepräsident der Verfassung • Allgemeine Leitlinien Kommission (Art. III-197 VfE) (2003), Art. • Europäische Beschlüsse III-195 bis • Europäischer Auswärtiger über: III-215 VfE Dienst (III-197) o Aktionen der Union o Standpunkte der Union o Umsetzung der Aktionen und Standpunkte • Ausbau der systematischen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten • Ausweitung QMV (III-201) • Europäisches Rüstungsamt (III212) • "Strukturierte Zusammenarbeit" in der Sicherheits- und Verteiligungspolitik (III-213) • Finanzbestimmungen der Außen- und Sicherheitspolitik (III-215)