Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie Andreas Rammo Allgemeine und Anorganische Chemie Universität des Saarlandes E-Mail: [email protected] Reaktionen – Nucleophile Substitution (SN) Beispiele: SN1-Reaktion RG = k1∙c(R-X) Kinetik SN2-Reaktion RG = k2∙c(R-X)∙c(Y-) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 2 Reaktionen – SN2-Reaktion Substrat Nucleophil: Abgangsgruppe: • Anionen, wie Cl-, Br-, I-, OH-, RO-, CN- etc. Alle Gruppen, die eine C-X-Bindung polarisieren können, z.B. Cl, Br, I, Sulfonat R-SO2-O- (R=Alkyl, Aryl), H2O+, etc. Energie • Neutralmoleküle, die über nichtbindende Elektronenpaare verfügen, wie H2O, ROH, NH3, etc. Übergangszustand [Y---R---X] Aktivierungsenergie Ea Edukte Y- + R-X Produkte Y-R + XReaktionskoordinate Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 3 Nukleophilie • Anionen sind stärkere Nukleophile als neutral Verbindungen: OH- > H2O RO- > ROH RS- > RSH RC(O)O- > RC(O)OH • Innerhalb einer Gruppe des PSE sind die schwereren Elemente stärkere Nukleophile: HS- > HORSH > ROH I- > Br- > Cl- > FR3P > R3N • Innerhalb einer Periode des PSE nimmt die Nukleophilie zu höheren Ordnungszahlen („nach rechts“) ab: R3C- > R2N- > RO- > FR3Si- > R2P- > SR- > ClR3P > R2S Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 4 Reaktionen – SN2-Reaktion SN2-Reaktion: • Synchronmechanismus • Rückseitenangriff • Walden-Umkehr: Inversion der Konfiguration am asymmetrischen C-Atom („Umklappen“ der Tetraedersymmetrie -> „Regenschirm-Mechanismus“) • aprotische, unpolare Lösemittel • Abhängig von Raumbeanspruchung der Substituenten: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 5 Reaktionen – SN1-Reaktion SN1-Reaktion: • zweistufige Reaktion • Bildung eines Carbeniumions als Zwischenstufe • Reaktivität hängt von der Stabilität des zu bildenden Carbeniumions ab: tertiäres Carbeniumion > sekundäres Carbeniumion > primäres Carbeniumion • chirale Verbindungen bilden Racemate: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 6 Reaktionen – SN1-Reaktion Energie Übergangszustände Ea Edukte R-X + Y- R+ Carben -iumion Produkte R-Y + XReaktionskoordinate Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 7 Zusammenfassung SN1- versus SN2-Reaktion SN2 SN1 Ja Nein manchmal Manchmal Nein ja Inversion Racemisierung stark Schwach Abhängigkeit RG [R-X]∙[Nu-] Bimolekulare Reaktion [R-X] Monomolekulare Reaktion Lösemitteleffekte gering Polare Lösemittel begünstigen SN1 Primäres Halogenid Sekundäres Halogenid Tertiäres Halogenid Stereochemie Nukleophil Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 8 Eliminierungsreaktionen Substitutionsprodukt Eliminierungssprodukt 1,2- oder b-Eliminierungsreaktionen stellen wichtige Reaktionen zur Darstellung von C-C-Mehrfachbindungen dar. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 9 Eliminierungsreaktionen E1-Mechanismus polares Reaktionsmedium zur Stabilisierung des Carbeniumions relativ schwache Base Eliminierungsreaktionen E2-Mechanismus RG abhängig von Konzentrationen des Substrats und der angreifenden Base unpolares oder mäßig polares Reaktionsmedium starke Basen Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 10 Eliminierungsreaktionen Saitzeff-Produkt Hofmann-Produkt Höhere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung Geringere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung X = Br (Base: OH-) 80 : 20 X = +N(CH3)3 (Base: OH-) 20 : 80 Produktverteilung abhängig von der Abgangsgruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 11 Eliminierungsreaktionen Base: OHH3C-OH3CCH2-O(H3C)3C-O(H3CCH2)3C-O- Saitzeff-Produkt Hofmann-Produkt Höhere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung Geringere Anzahl von Alkylgruppen an C=C-Doppelbindung 80 80 70 30 10 : : : : : 20 20 30 70 90 Produktverteilung nach Größe der angreifenden Base und die sterische Zugänglichkeit der b-Wasserstoffe. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 12 Eliminierungsreaktionen trans-(anti)-koplanare Einstellung im ÜZ der E2-Eliminierung Hofmann-Produkt HofmannProdukt Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo SaitzeffProdukt 13 Alkohole - Ether - Thiole - Thioether Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 14 Alkohole – physikalische Eigenschaften Siedepunkte: erheblich höher als Kohlenwasserstoff mit vergleichbarer relativer Molekülmasse Mr. Erklärung: Ausbildung von intramolekularen Wasserstoff-Brückenbindungen Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 15 Alkohole – physikalische Eigenschaften Wasserlöslichkeit: nimmt mit steigender hydrophober Kohlenwasserstoffkette ab. hydrophob hydrophil Alkohol Siedepunkt [°] Wasserlöslichkeit (g/100g, 20°C) Wasser 100 völlig mischbar Methanol 65 völlig mischbar 1-Propanol 97 völlig mischbar 1-Butanol 117,7 7,9 1-Pentanol 137,9 2,7 1-Hexanol 155,8 0,59 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 16 Synthesen wichtiger Alkohole a) Nukleophile Substitution von Halogenalkanen: b) Methanol-Synthese: c) Alkoholische Gärung: d) Ethanol-Synthese: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 17 Synthesen wichtiger Alkohole e) Isopropanolsynthese: f) Glykolsynthese: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 18 Phenol - ein aromatischer Alkohol Alkohol * pKs * CH3OH 15,2 RCH2OH 16 R2CHOH 16,5 R3COH 17 C6H5OH 10 *Latscha, U. Kazmaier, H.A. Klein, Organische Chemie, Springer-Verlag, 2013 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 19 Ein- und mehrwertige Phenole Einwertige Phenole: Phenol o-Kresol m-Kresol p-Kresol a-Naphthol b-Naphthol Mehrwertige Phenole: Brenzkatechin Resorcin Hydrochinon 1,4-Naphthohydrochinon Phloroglucin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 20 Ether: Geradekettige, verzweigte und cyclische Ether, Bsp.: Dimethylether (Methoxymethan) Isopropylmethylether (2-Methoxypropan) Oxacyclohexan 1,4-Dioxan Tetrahydrofuran Daten ausgewählter Ether Ether Smp. [°C] Sdp. [°C] Löslichkeit in 1 l H2O [g] Dipolmoment [D] Dimethylether -138,5 -23 70 1,30 Diethylether -116,3 34,4 69 1,14 Di-n-propylether -123,2 90,1 4,9 1,32 Tetrahydrofuran -108,4 66,0 unbegrenzt 1,74 11,8 101,3 unbegrenzt 0,45 1,4-Dioxan Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 21 Ether: Erhöhte Temperatur: Williamson-Synthese: asymmetrisch substituierte Ether darstellbar Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 22 Ether: Wie lässt sich ausgehend von einem Alken ein Ether synthetisieren? Autoxidation: Oxidationsprodukt kann bei der Destillation zu Explosionen führen! Allgemeines über Ether: • eher reaktionsträge, daher Verwendung als Lösemittel • diente zur Zeit der Prohibition teilweise als Ethanolersatz (ähnliche physiologische Wirkung) • diente als Anästhetikum (starke Nebenwirkungen) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 23 Carbonylgruppe Ketone Aldehyde Carbonsäuren Carbonsäureanhydride Ketene Carbonsäurehalogenide Carbonsäureester Urethane Harnstoffe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 24 Carbonylgruppe Ketone Aldehyde Carbonsäuren Carbonsäureanhydride Ketene Carbonsäurehalogenide Carbonsäureester Urethane Harnstoffe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 25 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Aldehyde, Bsp.: Ethanal Methanal (Formaldehyd) (Acetaldehyd) Benzaldehyd Propanal (Propionaldehyd) Acrolein (Propenal) Butanal (Butyraldehyd) Crotonaldehyd (2-Butenal) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 26 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Ketone, Bsp.: Propanon (Aceton) Cyclohexanon Butanon (Methylethylketon) Methylphenylketon (Acetophenon) 3-Pentanon (Diethylketon) Diphenylketon (Benzophenon) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 27 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Synthese: Oxidation von Alkoholen Ethanol 2-Propanol Ethanal Propanon Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 28 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Synthese: Oxidation von Alkoholen Ethanol 2-Propanol Ethanal Propanon Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 29 Carbonylgruppe: Oxidation Nachweisreaktion von Aldehyden: a) Silberspiegelprobe b) Fehling Probe: Diagnose von Zuckerkrankheit (Diabetes). Nachweisreaktion einer qualitativen Bestimmung von Zucker im Harn durch Titration (1848). Hermann Ch. von Fehling 1811 - 1885 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 30 Carbonylgruppe: Reduktion Alkohol Reduktion mit Hydriden: Clemmensen-Reduktion: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 31 Reaktivität der Carbonylgruppe - Elektrophile Reaktivität am Carbonyl C-Atom - Nucleophile Reaktivität am Carbonyl-Sauerstoff Elektrophil - Induktiver und mesomerer Einfluss zur C=O-Gruppe benachbarter Bindungen aufgrund Carbonylpolarität, insbesondere der Elektronendefiziens des Carbonyl-Kohlenstoffs. Keto-Form Enol-Form Nukleophil mesomeriestabilisiertes Enolat Keto-Enol-Tautomerie Einteilung der Reaktionen von Aldehyden und Ketonen • „an der“ Carbonylgruppe • „neben“ der Carbonylgruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 32 Carbonylgruppe: Additionsreaktionen Allgemeiner Additionsmechanismus eines Nucleophils an eine Carbonylgruppe Oxonium-Carbenium-Kation = Carboxonium-Kation Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 33 Carbonylgruppe: Additionsreaktionen Addition von Wasser Eine Ausnahme bilden Carbonyl-Verbindungen, die stark elektronenziehende Substituenten tragen, wie z.B. Trichloracetaldehyd (Chloral) oder Hexafluoraceton. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 34 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Säurekatalysierte Addition von Alkohol: R´= H bzw. Alkylgruppe Halbacetal / -ketal Vollacetal / -ketal Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 35 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Addition von Diolen R´ auch H 1,3-Dioxolan Schutzgruppentechnik: Acetalisierung / Ketalisierung von Aldehyden oder Ketonen, um diese Funktion gegen unerwünschte Transformationen zu schützen. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 36 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Schutzgruppentechnik: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 37 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Addition von Aminen Reaktion von Carbonylen mit primären Aminen Beispiele: • • • • • Hydroxylamin (X = OH) Hydrazin (X = NH2) Semicarbazid (X = NH-CO-NH2) Phenylhydrazin (X = NH-Ph) 2,4-Dinitrophenylhydrazin Oxim Hydrazon Semicarbazon Phenylhydrazon 2,4-Dinitrophenylhydrazon Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 38 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Nachweisreaktion von Aldehyden und Ketonen mit 2,4-Dinitrophenylhydrazin Analytisch besonders nützliche Derivate von Aldehyden und Ketonen • • • • 2,4-Dinitrophenylhydrazin hohe Schmelzpunkte schwer löslich gutes Kristallisationsvermögen farbige Verbindungen, (chromatographische Detektion) 2,4-Dinitrophenylhydrazon (Niederschlag) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 39 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Addition von Aminen Reaktion von Carbonylen mit sekundären Aminen Imonium-Kation Enamin Aminal Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 40 Carbonylgruppe: Aldehyde und Ketone Reaktion von Cyclohexanon mit einem primären bzw. sekundären Amin Imin Enamin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 41 Umsetzungen mit Ammoniak Benzaldehyd Acetaldehyd Formaldehyd Benzaldimin Acetaldimin Hexahydro1,3,5-triazin Hydrobenzamid 2,4,6-Trimethyl-hexahydro-1,3,5-triazin Hexamethylentetramin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 42 Umsetzungen mit Grignard-Reagenzien primärer Alkohol sekundärer Alkohol tertiärer Alkohol Anmerkung: Mg als Lewis-Säure wird noch zusätzlich von Lewis-Basen, z.B. Diethylether koordiniert. Zur besser Übersicht wurden diese Lösemittel weggelassen. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 43 Cannizzaro-Reaktion +II Benzaldehyd +II Benzaldehyd +III Benzoat -I Benzylalkohol Aldehyde ohne a-ständiges H-Atom unterliegen einer Disproportionierungsreaktion, der sog. Cannizzaro-Reaktion. Neben aromatischen Aldehyden gehen auch einige aliphatische Aldehyde wie Fromaldehyd und Trimethylacetaldehyd die Cannizzaro-Reaktion ein. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 44 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Säure- und Basenkatalysierte Aldol-Reaktionen „CarbonylKomponente“ „MethylenKomponente“ Produkt der Aldol-Addition Produkt der Aldol-Kondensation (im Basischen) (im Sauren) Basenkatalysierte Aldol-Addition Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 45 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Aldoladditions- und Aldolkondensationsreaktionen Säurekatalysierte Aldol-Addition und anschließende Aldol-Kondensation Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 46 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Gekreuzte Aldolreaktionen Merke: Bei Reaktionen mit Aldehyden fungieren Ketone wegen ihrer geringeren Carbonylaktivität stets als Methylen-Komponente. „Carbonyl„MethylenKomponente“ Komponente“ Produkt der Aldol-Addition Produkt der Aldol-Kondensation Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 47 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Aldoladditions- und Aldolkondensationsreaktionen Merke: Die Eliminierung von H2O im Aldol verläuft stets in Richtung konjugierten Mehrfachbindungssystemen (a,b-ungesättigte Carbonyl-Verbindungen), welche energetisch begünstigt sind „Retro-Aldol-Reaktion“: Aufgrund der Reversibilität von Aldol-Kondensationsreaktionen lassen sich a,b-ungesättigte Carbonyl-Verbindungen durch H2O/OH- spalten. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 48 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Claisen-Kondensation: Knoevenagel-Reaktion: Z1,2 = -CHO, -COR, -COOR, -CN, -NO2 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 49 Reaktionen „neben“ der Carbonylgruppe Knoevenagel-Reaktion: Bsp. Synthese von Zimtsäure: Malonester Zimtsäure Decarboxylierung Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 50 Reaktionen neben der Carbonylgruppe Mannich-Reaktion: b-Aminoketon („Mannich-Base“) Säurekatalysierter Reaktionsmechanismus: Imonium-Kation Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 51 Amine Ammoniak primäres Amin sekundäres Amin tertiäres Amin Amine leiten sich formal vom Ammoniak ab. Entsprechend der Zahl der an das Stickstoffatom gebundenen organischen Reste R, unterteilt man in primäre, sekundäre und tertiäre Amine. Aliphatische Amine Ethylenamin Methylamin Dimethylamin Trimethylamin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 52 Amine Aromatische Amine Anilin N-Methylanilin N,N-Dimethylanilin Diphenylanilin Cyclische Amine Aziridin Pyrrolidin Piperidin Morpholin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 53 Amine Eigenschaften Trimethylamin Mr = 59 Sdp. +3,5°C H-Brücken-Assoziation KEINE H-Brücken-Assoziation bei tertiären Aminen N-HN-Brückenbindung schwächer als O-OH-Brücken Aufgrund niedrigerer Assoziation geringere Siedepunkte im Vergleich zu Alkoholen, jedoch höhere als bei unpolaren Kohlenwasserstoffen. n-Butan Mr = 58 Sdp. -0,5°C 1-Aminopropan Mr = 59 Sdp. +50°C 1-Propanol Mr = 60 Sdp. +97°C Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 54 Amine - Basizität Salzbildung auch als analytische Charakterisierung der Amine verwendet. Basizität von Aminen Amin pKB Methylamin Dimethylamin Trimethylamin Anilin Diphenylamin z.Vgl. Ammoniak 3,36 3,29 4,26 9,42 13,1 4,79 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 55 Amine - Synthesen Reduktion von Nitroverbindungen: Nitrilen: Synthese primärer Amine Oximen: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 56 Amine - Alkylierungsreaktionen NH 3 + R-X R-NH2 + R-X R 2 NH + R-X R3N R-X + SN [R-NH 3 ]X- Base - HX SN [R2 NH2]X - - HX R2 NH SN [R 3NH ]X - Base - HX R 3N SN [R4 NH ]X - - HX Base Base R-NH 2 quartäres Ammonium-Salz Nachteil: Keine gezielte Alkylierung, sondern „Überalkylierung“ möglich. Gemischbildungen von Aminen und quartären Ammonium-Verbindungen. Zur gezielten Alkylierung bedient man sich des „Schutzgruppen-Prinzips“. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 57 Amine - Alkylierungsreaktionen Gabriel-Synthese: Gezielte Darstellung primärer Amine durch Schutzgruppentechnik. Eine „Überalkylierung“ ist durch die Einführung der Schutzgruppe nicht möglich. Kalium-Phthalimid N-Alkylphthalimid primäres Amin Phthalsäure Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 58 Carbonsäuren Carbonsäuren sind organische Verbindungen, die eine oder mehrere Carboxygruppen (-COOH) tragen. Man unterscheidet zwischen aliphatischen und aromatischen Carbonsäuren. Verbindungen mit zwei, drei oder mehr COOH-Gruppen bezeichnet man als Di-, Tri- oder Polycarbonsäuren. Ameisensäure Essigsäure Benzoesäure Weihrauch-Harz Salicylsäure Weide Acetylsalicylsäure Aspirin Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 59 Beispiele Di- und Tri-Carbonsäuren Oxalsäure Fumarsäure Maleinsäure Zitronensäure Trimesinsäure Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 60 Carbonsäuren Name Salze Zahl der Schmp. [°C] C-Atome Sdp. [°C] Ameisensäure Formiat 1 +8 101 Acetat 2 + 17 118 Propanoat 3 -21 141 Butansäure Butanoat 4 -5 163 Pentansäure Pentanoat 5 -34 187 Hexansäure Hexanoat 6 -3 205 Heptansäure Heptanoat 7 -10 222 - 224 Octansäure Octanoat 8 +16 269 Nonansäure Noanoat 9 +12 255 Decansäure Decanoat 10 +31 268 - 270 Undecansäure Undecanoat 11 +29-30 280 Dodecansäure Dodecanoat 12 +44 298 (Methansäure) Essigsäure (Ethansäure) Propansäure (Propionsäure) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 61 Carbonsäuren • Anstieg der Siede-/ Schmelzpunkte mit wachsender Molekülmasse (Ausnahmen) • Schmelztemperatur ungeradzahliger Carbonsäuren stets niedriger als die zuvor stehende geradzahlige Carbonsäure • Löslichkeit von Carbonsäuren mit Alkoholen vergleichbar: - C1- C4-Carbonsäuren unbegrenzt mit Wasser mischbar - C5- C9-Carbonsäuren sind teilweise, - ab C9-Carbonsäuren praktisch unlöslich in Wasser. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 62 Carbonsäuren Carbonsäure Carboxylat-Anion H-CH2-COOH I-CH2-COOH Br-CH2-COOH Cl-CH2-COOH F-CH2-COOH pKs 4,76 3,18 2,91 2,81 2,59 Bezugssystem: Essigsäure Mit der Elektronegativität der Substituenten nimmt der induktive Effekt auf die COOH-Gruppe zu Zunahme der Acidität H-CH2-COOH ClCH2-COOH Cl2CH-COOH Cl3C-COOH 4,76 2,81 1,29 0,64 Bezugssystem: Essigsäure Zahl der elektronegativen Substituenten nimmt zu. Zunahme der Acidität Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 63 Carbonsäuren Mesomeriestabilisierung des Carboxylatanions Säure pKs 4,88 4,76 2,81 +I-Effekt Destabilisierung des Carboxylat-Ions -I-Effekt Stabilisierung des Carboxylat-Ions Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 64 Carbonsäuren H-H2C-COOH I-H2C-COOH Br-H2C-COOH Cl-H2C-COOH F-H2C-COOH pKs 4,76 3,18 2,91 2,81 2,59 Zunahme der Acidität H3C-COOH ClH2C-COOH Cl2HC-COOH Cl3C-COOH pKs 4,76 2,81 1,29 0,64 Zunahme der Acidität pKs 4,82 H3C-CH2-CH2-COOH H3C-CH2-CH(Cl)-COOH 2,81 H3C-CH(Cl)-CH2-COOH 4,06 H2(Cl)C-CH2-CH2-COOH 4,52 Abnahme der Acidität -I-Effekt (EN Substituent) nimmt zu Zahl der elektronegativen Substituenten nimmt zu Zunehmende Entfernung des -I-Substiutenten von der COOH-Gruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 65 Carbonsäurehalogenide 1. C-Cl-Bindung stärker polarisiert als C-O-Bindung in Carbonsäuren Erhöhung der Elektrophilie am Carbonylkohlenstoff 2. Cl ist eine bessere Abgangsgruppe Additions-Eliminierungs-Mechanismus: Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 66 Carbonsäurehalogenide Acylierungsreaktionen ausgehend von Carbonsäurechloriden Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 67 Carbonsäureester Säure Essigsäure Alkohol Ester Methanol Essigsäuremethylester Ethanol Essigsäureethylester 1-Butanol Essigsäurebutylester Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 68 Carbonsäureester Säure Alkohol g-Butyrolacton 4-Hydroxybutansäure Hexansäure Ester Glycerin Triglyceride Terephthalsäure Ethylenglykol Polyethylenterephthalat Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 69 Carbonsäureester Esteranwendungen (Beispiele) Ethansäuremethylester Lösemittel Ethansäurebutylester Lösemittel Ethansäurepentylester Aromastoff (Banane) Bsp. Esteranwendungen: Propansäurebutylester Aromastoff (Rum) Butansäuremethylester Aromastoff (Ananas) Butansäureethylester Aromastoff (Pfirsisch) Butansäurepentylester Aromastoff (Birne) Pentansäurepentylester Aromastoff (Apfel) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 70 Fette, Öle, Wachse, Seifen Fette und Öle sind Ester höherer Fettsäuren mit Glycerin. Sie werden daher auch Glyceride genannt. Natürlich vorkommende Fette sind in der Regel Gemisch von Triglyceriden, darin sind meist zwei oder drei verschiedene SäureKomponenten enthalten. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 71 Fette, Öle, Wachse, Seifen Essentielle Fettsäuren: Palmitinsäure (C16) Stearinsäure (C18) Ölsäure Linolsäure Linolensäure Alle Doppelbindungen sind cis-konfiguriert! Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 72 Carbonsäureester Säure- und basenkatalysiert. Im basischen Medium (OH-) Esterverseifung. Seifenherstellung durch Fettspaltung M = Na: Kernseife M = K: Schmierseife Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 73 Fette, Öle, Wachse, Seifen Seifenmoleküle • setzen die Oberflächenspannung des Wassers herab: • Benetzen und emulgieren den Schmutzpartikel in Wasser: Schmutzpartikel Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 74 Kohlenhydrate Unter dem Begriff „Kohlenhydrate“ versteht man die große Naturstoffklasse der Zucker und ihrer Derivate. Die funktionell gesehenen Polyhydroxyaldehyde oder –ketone darstellen und oft der formalen Zusammensetzung Cn(H2O)m gehorchen. Unterteilung der Kohlenhydrate (nach Hydrolyseverhalten): Monosaccharide (nicht weiter hydrolysierbar) Disaccharide (hydrolysierbar in zwei Monosaccharide) Polysacharide Weitere Unterscheidung bei Monosacchariden: Monosacharide werden in Aldohexosen (Aldehyd-Funktion) und Ketohexosen (Keto-Funktion), sowie ihrer Kohlenstoffatomanzahl zwischen Tetrosen, Pentosen, Hexosen usw.. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 75 Kohlenhydrate Monosaccharide: Formaldehyd Glykolaldehyd DLGlycerinaldehyd (Aldose) Dihydroxy -aceton (Ketose) Formale Herleitung von Zucker-Molekülen ausgehend von Glycerinaldehyd als Bezugssubstanz. Beachte: Die ersten drei Glieder der (formal aufgebauten Reihe) sind keine Kohlenhydrate. Ab C3 tritt die Isomerie Aldose/Ketose auf. Die weitere Strukturentwicklung basiert auf Glycerinaldehyd als Bezugssubstanz. Daraus ergibt sich ein einfacher Zuckerstammbaum der DReihe. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 76 Kohlenhydrate D- und L-Form DLGlycerinaldehyd (Aldose) Glycerinaldehyd enthält ein asymmetrisches Kohlenstoffatom, also ein C-Atom, das vier verschiedene Atome bzw. Atomgruppen trägt. Bedingt durch dieses Chiralitätszentrum gibt es für die beiden Verbindungen zwei Stellungsisomere oder Enantiomere (von griechisch: enantios, entgegengesetzt), die man als Dund als L-Form bezeichnet. Das D steht für das lateinische Wort "dexter" und bedeutet "rechts", das L steht für "laevus" und bedeutet "links". Man bezieht sich dabei auf die Fischer-Projektionsformel, in der das Molekül gestreckt so dargestellt wird, dass das am höchsten oxidierte C-Atom nach oben zeigt. Die OH-Gruppe an dem am weitesten von dieser Gruppe entfernten asymmetrischen C-Atom kann entweder nach rechts (D) oder nach links (L) zeigen. Entsprechend wird dem Namen der Verbindung ein D oder L vorangestellt. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 77 Kohlenhydrate D- und L-Form Anmerkung: Von Bedeutung ist die Zuordnung zur D- oder L-Reihe meist nur im Rahmen biochemischer Prozesse. Grundsätzlich weisen beide Enantiomere oder optische Antipoden die gleichen chemischen und physikalischen Eigenschaften auf, jedoch sind viele physiologisch wirksame Verbindungen nur in einer der beiden Formen wirksam. Ascorbinsäure wirkt nur als Vitamin in der L-Form und der Stoffwechsel des menschlichen Körpers vermag ausschließlich L-Milchsäure zu bilden und mit Hilfe des speziellen Enzyms LLactat-Dehydrogenase abzubauen. Bei den Kohlenhydraten sind in der Regel nur die Verbindungen der D-Reihe von Bedeutung. Wichtig! Zwischen dem Drehsinn der Polarisationsebene (+/-) und der D/L-Konfiguration einer Verbindung besteht kein Zusammenhang. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 78 Kohlenhydrate - Zuckerstammbaum Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 79 Kohlenhydrate Aldosen, die sich lediglich in der Konfiguration an einem Chiralitätszentrum unterscheiden, bezeichnet man als Epimere. Epimere sind diastereomer. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 80 Lobry de Bruyn-van Ekenstein-Umlagerung Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 81 Kohlenhydrate – Monosaccharid Glucose FischerProjektion HaworthProjektion offene Form der D-Glucose Sesselform Anomere ß-D-Glucose a-D-Glucose Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 82 Kohlenhydrate – Monosaccharid Fuctose Keto-Enol-Tautomerie (Protonenwanderung) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 83 Kohlenhydrate – Disaccharid Maltose und Cellobiose Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 84 Kohlenhydrate – Saccharose und Cellubiose Saccharose Cellubiose b-Cellobiose-Baustein b-Glucose-Baustein Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 85 Polysaccharide – Stärke - Amylose • 1,4-a-glycosidische Bindungen zwischen a-D-Glucosemolekülen • Ketten von 100 bis 1400 Glucoseeinheiten • Helicalstruktur Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 86 Polysaccharide – Stärke - Amylopektin • 1,4-a-glycosidische Bindungen zwischen a-D-Glucosemolekülen • Ketten von 100 bis 1400 Glucoseeinheiten • zusätzliche Seitenketten mit 15 bis 18 Glucosebausteinen, welche 1,6-glycosidisch miteinander verbunden sind Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 87 Aminocarbonsäuren Aminocarbonsäuren (Aminosäuren) enthalten eine Carboxy-Funktion und eine Amino-Funktion (meist NH2). a-Aminosäure (a-Aminopropionsäure) e-Aminosäure (e-Aminocapronsäure) b-Aminosäure (a-Aminopropionsäure) Anthranilsäure (o-Aminobenzoesäure) Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 88 Aminocarbonsäuren Unterteilung von a-Aminosäuren: neutrale Aminosäuren: besitzen eine COOH- und eine NH2-Gruppe. basische Aminosäuren: besitzen eine COOH-Gruppe und zwei basische Reste, wie NH2 etc. saure Aminosäuren: besitzen zwei COOH-Gruppen und eine NH2-Gruppe Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 89 Aminocarbonsäuren Neutrale Aminosäuren mit Kohlenwasserstoffrest R Glycin (Gly) Alanin (Ala) Valin (Val)* Prolin (Pro) IEP = 6,0 IEP = 6,1 IEP = 6,0 IEP = 6,3 Leucin (Leu)* Isoleucin (Ile)* Phenylalanin (Phe)* IEP = 6,0 IEP = 6,0 IEP = 5,5 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 90 Aminocarbonsäuren Neutrale Aminosäuren mit O-, S- und N-Atomen im Rest Cystein (Cys) Methionin (Met)* Serin (Ser) IEP = 5,0 IEP = 5,7 IEP = 5,7 Threonin (Thr)* IEP = 5,6 Tyrosin (Tyr) Asparagin (Asn) Glutamin (Gln) Tryptophan (Trp)* IEP = 5,6 IEP = 5,4 IEP = 5,7 IEP = 5,9 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 91 Aminocarbonsäuren Saure Aminosäuren Asparaginsäure (Asp) Glutaminsäure (Glu) IEP = 2,9 IEP = 3,2 Basische Aminosäuren: Arginin (Arg) IEP = 10,8 Lysin (Lys)* Histidin (His) IEP = 9,7 IEP = 7,6 Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 92 Aminocarbonsäuren - Synthesen SN-Reaktion von a-Halogencarbonsäuren mit Ammoniak Strecker-Synthese: gemeinsame Addition von Blausäure und Ammoniak an Aldehyde a-Aminonitril Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 93 Aminocarbonsäuren - Eigenschaften - freie COOH- und NH2-Funktion stehen nicht im Einklang mit den gefundenen experimentellen Eigenschaften von a-Aminosäuren - nichtflüchtige kristalline Verbindungen - hohe Schmelz- bzw. Zersetzungspunkte - unslöslich in unpolaren, aber löslich in polaren Lösemitteln - höhere Dipolmomente als Carbonsäuren und Amine - KS- und KB-Werte sind erstaunlich niedrig Zwitterion Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 94 Aminocarbonsäuren - Eigenschaften B A 1 pKS = 2,4 pKS2 = 9,8 Zum Vergleich: pKB2 = 4,2 pks (NH4+) = 10 Die saure Gruppe einer Aminosäure ist das Ammonium-Ion, die basische Gruppe das Carboxylat-Ion. Isoelektrischer Punkt IP: pH = pKS1 + pKS2 = IP 2 , wenn C(A) = C(B) Bei einem eingestellten pH-Wert wandert in einem angelegten elektrischen Feld die Aminosäure weder zur Kathode noch zur Anode. Man nennt diesen pH-Wert daher den isoelektrischen Punkt (IP). Am IP liegt ein Maxium der Aminosäure in der zwitterionischen Struktur vor. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 95 Peptide und Proteine Proteine sind Eiweißstoffe, die durch Polykondensation von a-Aminosäuren entstehen. Proteine stellen Makromoleküle mit relativen Molekülmassen von 6000 bis über 1000000. Peptidbindung Dipeptid Peptid-Bindung: zwei a-Aminosäuren miteinander verknüpft Oligopeptid: Verknüpfung mehrerer a-Aminosäuren Polypeptid: Verknüpfung zahlreicher Aminosäure-Moleküle Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 96 Proteine - Primärstruktur Ausschnitt aus der Kette von Rinderinsulin: Primärstruktur: Man versteht darunter die Aminosäuresequenz, d.h. die Abfolge der verschiedenen Aminosäuren innerhalb von Proteinen. Tyrosin Leucin Valin Cystein Glycin Hier dann Abbildungen von Sekundärstrukturen, Tertiärstrukturen und Quatärstruktur Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 97 Proteine: Sekundärstrukturen b-Faltblattstruktur a-Helixstruktur Quelle: http://www.jörn-online.de/index.html Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 98 Proteine: Tertiärstruktur Quelle: Elemente Chemie II, Klett-Verlag Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 99 Proteine: Quartärstruktur Denaturierung: Quartärstruktur Das Erhitzen auf über 60 ° C führt bei den meisten Proteinen zu einer irreversiblen Zerstörung der Tertiärund Quartärstrukturen was als Denaturierung bezeichnet wird. Bei diesen Vorgängen geht die biologische Funktionsfähigkeit verloren. Beim Eierkochen bildet sich festes Eiweiß, das ist ein typisches Beispiel für eine Denaturierung. Außerdem können Säuren, Laugen, Schwermetallionen, Harnstoff und andere Reduktionsmittel die Denaturierung bewirken, die insbesondere die Disulfidbrücken aufspalten. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 100 Nucleinsäuren • wichtigste Bausteine des Zellkerns • Träger der genetischen Information • bauen sich auch den drei Komponenten: Pentose Phosphorsäure und einer heterocyclischen Base aufgebaut. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 101 Nucleinsäuren - Bausteine Als heterocyclische „Basen“ sind in der • Desoxyribosenucleinsäure (DNS, engl. DNA): Adenin, Guanin, Thymin und Cytosin enthalten, während in der • Ribosnucleinsäure (RNS, engl. RNA): Adenin, Guanin, Uracil (anstelle von Thymin) und Cytosin. Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 102 Nucleinsäuren - Bausteine Adenosin Ribonucleosid aus Adenin und D-Ribose Adenosinmonophosphat (Adenosin-5-phosphat) Ribonucleotid aus Adenin, Phosphorsäure und D-Ribose Adenosintriphosphat Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 103 Strukturausschnitt aus einer DNA-Kette Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 104 Schema der Doppelhelix der DNA Organische Chemie für Studierende mit Nebenfach Chemie - © Andreas Rammo 105