Soziale Netzwerke sind längst nicht nur ein Spielplatz für die Jugend 1 von 2 http://www.nachrichten.at/anzeigen/karriere/art146,830448 03. März 2012 - 00:04 Uhr · Stefan Fröhlich · Karriere Karriere LINZ. 2,7 Millionen Österreicher surfen zumindest einmal im Monat auf Facebook. Neben privatem Vergnügen bergen die Sozialen Netzwerke auch für die Wirtschaft großes Potenzial. Eine Herausforderung für Unternehmer und auch Mitarbeiter. Bild vergrößern „Wenn Sie Büffel jagen, dann müssen Sie dorthin gehen, wo die Büffel sind und nicht warten, bis sie Ihnen entgegenlaufen“, sagt Peter Huber, SocialMedia-Berater aus Linz. Bei dem von der WIFI-Unternehmer-Akademie Oberösterreich und der Wirtschaftskammer veranstalteten Workshop zum Thema „Rechtliche Fallstricke in sozialen Medien“ sprach er vor allem über die vielfältigen Möglichkeiten, die Facebook, Xing und Co. für Unternehmen bieten. Dass bereits 56 Prozent aller Internetnutzer in den Sozialen Medien vertreten sind, heißt auch, dass diese längst nicht nur ein Tummelplatz der Jugend sind. Schon ein Viertel der österreichischen Facebook-Benutzer ist älter als 40 Jahre, Tendenz stark steigend. „Das ist keine soziale Parallelwelt, sondern dient der Gestaltung und Organisation des bestehenden sozialen Off-line-Netzwerks“, sagt Huber. Warten, bis der Social- Media-Zug vorbeigefahren ist, das wird nicht funktionieren und ist nicht zielführend.Peter HuberSocial-Media-Berater, New Business Development Das Vorurteil, dass Facebook und seine Ableger nur etwas für Computerfans wäre, die im stillen Kämmerlein die Zweisamkeit mit ihrem blechernen Rechenknecht genießen, sei laut Huber völlig falsch. „Die kommunikativen Leute in der Online-Welt sind diejenigen, die auch im normalen Leben gerne kommunizieren“, sagt der Berater. Angesichts der rasanten Entwicklungen der vergangenen Jahre sind viele Unternehmen allerdings mit der Frage des Umgangs mit Sozialen Netzwerken noch nicht hinreichend vertraut. Hier sieht Huber Handlungsbedarf: „Die Augen schließen und warten, bis der Zug vorbeigefahren ist, das geht nicht.“ Der Einfluss der Netzwerke auf unsere Kommunikation werde künftig noch größer werden. Unternehmen müssten sich „mit Selbstvertrauen dafür oder dagegen entscheiden“. Facebook-Sperren sinnlos 40 Minuten verbringt der durchschnittliche Benutzer pro Tag mit Facebook – eine Menge Zeit, die nicht selten während der Arbeitszeit aufgebracht wird. Darum haben Unternehmen Seiten wie Facebook zum Teil gesperrt. „Das ist nicht sonderlich effektiv. Fast ein Drittel steigt bereits über mobile Geräte wie Smartphones ein“, erklärt Huber. Viel besser sei es, die Mitarbeiter beim firmeneigenen Auftritt im Sozialen Netzwerk miteinzubeziehen und ihnen auch Raum zu geben, sich mittels solcher Kanäle zu äußern. „Je weniger Gelegenheit geboten wird, sich im Unternehmen zu äußern, desto mehr steigt das Risiko, dass alternative Kanäle gefunden werden“, sagt Huber. Den Mitarbeiter einzubinden, steigert die Identifikation mit dem Auftritt und somit schlussendlich auch mit dem 03. März 2011 Soziale Netzwerke sind längst nicht nur ein Spielplatz für die Jugend 2 von 2 http://www.nachrichten.at/anzeigen/karriere/art146,830448 Arbeitgeber. Erfahrungsgemäß würden bei der Erstellung von Social Media-Auftritten immer ähnliche Fehler gemacht: Zielund Konzeptlosigkeit genauso wie mangelnde Kreativität und fehlende Zielüberprüfung. Auch am Budget scheitert es nicht selten. „Das Ding selbst ist zwar kostenlos, aber manche unterschätzen den Aufwand, der dahintersteckt – vor allem den Personalaufwand“, sagt Huber. Auch der Dialog mit den potenziellen Kunden sei wichtig. „Das ist der Gedanke, der für Soziale Netzwerke essenziell ist. Bevor man Kommentare zu seinen Meldungen sperrt, wäre es als Unternehmen besser, wenn man gleich auf Facebook verzichten würde“, sagt Huber. „Auch im Internet gelten die Gesetze aus dem Offline-Leben“ - Im Vorjahr wurde das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch 200 Jahre alt, doch es ist selbst für das InternetZeitalter nach wie vor aktuell. „Auch im Internet gelten dieselben Gesetze wie im Offline-Leben“, sagt Rechtsanwalt Martin Wakolbinger aus Enns. Ehrenbeleidigung, Kreditschädigung – das weltweite Netz ist keinesfalls der rechtsfreie Raum, für den es manche halten. - In arbeitsrechtlicher Hinsicht ist vor allem die Frage nach der privaten Internetnutzung spannend. „In vielen Unternehmen gibt es aber gar keine Regelung“, sagt Wakolbinger. Dabei ist eine Nutzung eingeschränkt möglich, solange diese nicht exzessiv oder gar schädigend für den Arbeitgeber betrieben wird und die Dienstpflichten nicht vernachlässigt sowie der Arbeitsablauf nicht beeinträchtigt werden. Dies sei allerdings der schlechtere Fall: Viel besser sei es, klare Regeln zu definieren. Solch ein Regelwerk kann vielerlei Gestalt annehmen und von einer Erlaubnis der „nicht exzessiven“ Nutzung bis hin zu einem völligen Verbot gehen. - Sollte der Dienstgeber ein absolutes Verbot der privaten Webnutzung aussprechen, ist das vom Dienstnehmer einzuhalten. Verstößt dieser gegen die Regeln, warnt Wakolbinger allerdings vor Schnellschüssen: „Wenn jemand ein bis zwei Scherzmails pro Woche verschickt, so ist kein Grund für eine sofortige Entlassung.“ In solchen Fällen habe sich herausgestellt, dass die Gerichte zugunsten der Arbeitnehmer entscheiden. Eine Verwarnung müsse in jedem Fall ausgesprochen werden, bevor es im Wiederholungsfall zu ernsteren Konsequenzen kommt. Kontrolle dürfe auch nur mit Maß und Ziel betrieben werden. Eine lückenlose Überwachung von Internet und E-Mail-Verkehr verstoße gegen den Datenschutz. Quelle: OÖNachrichten Zeitung Artikel: http://www.nachrichten.at/anzeigen/karriere/art146,830448 © OÖNachrichten / Wimmer Medien 2012 · Wiederverwertung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung 03. März 2011