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Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
1 Grundlagen
a) Was wird in der Volkswirtschaftslehre als das „ökonomisches Prinzip“ bezeichnet? Welche beiden Ausprägungen des „Wirtschaftens“ werden in der VWL
definiert? Wie ist in diesem Zusammenhang der „homo oeconomicus“ definiert?
Quelle: S. 1, 2
Menschen haben die unterschiedlichsten Bedürfnisse, die allesamt eine Befriedigung verlangen. Die Bedürfnisbefriedigung ist in einigen Fällen dringend
und überlebensnotwendig, z.B. bei den physiologischen Grundbedürfnissen (Atmen, Essen, Trinken usw.), in anderen Fällen weniger dringend und nicht
für ein Überleben erforderlich, z.B. beim Bedürfnis nach Wertschätzung. (Hinweis: Eine Kategorisierung menschlicher Bedürfnisse wird sehr anschaulich
mit der Bedürfnispyramide von Maslow vorgenommen.) In vielen Fällen ist eine Bedürfnisbefriedigung problemlos möglich, da über die dafür erforderlichen Güter jederzeit und in jeder gewünschten Menge verfügt werden kann. Bei diesen Gütern handelt es sich um die sogenannten „freien“ Güter. Etwas
problematischer wird die Befriedigung von Bedürfnissen, die sich auf die sogenannten „knappen“ Güter beziehen, d.h. auf Güter, über die nicht jederzeit
in jeder gewünschten Menge verfügt werden kann: Zur Befriedigung der hohen, gelegentlich sogar grenzenlosen Bedürfnisse (Idee von der Unersättlichkeit menschlicher Bedürfnisse) steht somit keine ausreichende Anzahl von Gütern zur Verfügung, woraus gefolgert werden kann, dass Menschen gelegentlich auf die Befriedigung von Bedürfnissen gänzlich oder zumindest teilweise verzichten müssen. Es kann unterstellt werden, dass niemand gerne auf etwas verzichtet, dass Menschen also einen Verzicht so weit wie möglich vermeiden wollen. In Bezug auf die knappen Güter bedeutet dies: der gegebene
Mangel sollte unter rationalen Gesichtspunkten so verwaltet werden, dass mit der geringen vorhandenen Menge möglichst viele Bedürfnisse befriedigt
werden. In den Wirtschaftswissenschaften wird dies als „wirtschaften“ bezeichnet. Wirtschaften ist also der Umgang mit knappen Gütern, die deshalb
auch „Wirtschaftsgüter“ genannt werden. Unter Verwendung dieser Begriffe ergibt sich dann die Definition der Volkswirtschaftslehre als „die Wissenschaft von der Bewirtschaftung knapper Güter“.
Das Wirtschaften mit knappen Gütern erfolgt idealerweise entweder unter dem Aspekt der Ergiebigkeit („Maximalprinzip“) oder der Sparsamkeit („Minimalprinzip“). Wirtschaften nach dem Maximalprinzip strebt den größtmöglichen Output bei gegebenem Input an. So kann es beispielsweise beim Autofahren als wirtschaftlich gesehen werden, mit einer Tankfüllung so weit wie möglich zu fahren. Wirtschaften nach dem Minimalprinzip hingegen strebt eine
Minimierung des Inputs bei vorgegebenem Output an. Bezogen auf das Beispiel des Autofahrens bedeutet dies, eine vorgegebene Strecke mit einem möglichst geringen Verbrauch an Kraftstoff zurückzulegen. Maximal- und Minimalprinzip werden auch unter dem Begriff „ökonomisches Prinzip“ zusammengefasst. Viele volkswirtschaftliche Modelle basieren auf diesem Prinzip und betrachten menschliches Verhalten als stets rational entweder auf Ergiebigkeit
oder Sparsamkeit gerichtet. Ein so definierter Mensch mutiert dann vom homo sapiens zum „homo oeconomicus“, also zu einem Modellmenschen, der
nach dem ökonomischen Prinzip handelt.
Menschliche Verhaltensweisen sind in der ökonomischen Realität jedoch nur selten mit dem ökonomischen Prinzip in Einklang zu bringen und oftmals
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werden Entscheidungen getroffen, die einen guten (nicht maximalen!) Output mit einem noch vertretbaren (nicht minimalen!) Input zu erreichen versuchen. Und gelegentlich werden auch völlig irrationale Entscheidungen getroffen, die dann den „homo oeconomicus“ zum „homo irrationalis“ werden lassen.
b) Was ist die „c.p.-Bedingung“ und warum wird sie gerne in der volkswirtschaftlichen Forschung eingesetzt?
Quelle: S. 7
„c.p.“ ist die Abkürzung des lateinischen „ceteris paribus“, was so viel bedeutet wie „wobei die übrigen Dinge gleich bleiben“ oder „unter sonst gleichen
Bedingungen“. Unter Anwendung der c.p.-Bedingung werden in der Formulierung eines volkswirtschaftlichen Modells nicht alle denkbaren Einflussfaktoren betrachtet, sondern nur eine isolierte Auswahl dieser Faktoren. So ist beispielsweise bei der Untersuchung der Nachfrage eine Reihe von Einflussfaktoren bekannt, u.a. der Preis, der Preis substitutiver oder komplementärer Güter, das Einkommen, die Existenz von Vermögen und die Bedürfnisstruktur. Ein
volkswirtschaftliches Modell zum Nachfrageverhalten untersucht nun beispielsweise die isolierte Auswirkung des Preises auf die Nachfrage und blendet alle anderen Einflussfaktoren aus bzw. berücksichtigt sie als Konstante. Diese Vorgehensweise führt nur dann zu brauchbaren Erkenntnissen, wenn sich der
Einfluss der nicht betrachteten Faktoren auf die Nachfrage tatsächlich nicht ändert, was allerdings gelegentlich nicht der Fall ist. Trotzdem erfreut sich die
c.p.-Bedingung großer Beliebtheit, denn sie bewirkt eine Komplexitätsreduktion in einer volkswirtschaftlichen Realität, die von vielen, voneinander abhängigen Faktoren geprägt ist und deren Ursache-Wirkungs Beziehungen sonst nur erschwert oder gar nicht erfasst werden könnten. Nur unter Anwendung
der c.p.-Bedingung können verständliche Modelle entwickelt werden, die auch außerhalb eines kleinen Kreises von Experten angewendet werden können.
c) Was wird in der VWL als „Zweitrundeneffekt“ bezeichnet? Erläutern Sie den Begriff anhand der „Lohn-Preis“ bzw. „Preis-Lohn“ Spirale.
Quelle: S. 9, 10
Stichworte: Als „Zweitrundeneffekte“ werden in der VWL Preiserhöhungen als Folge vorangegangener Kostensteigerungen bezeichnet. Wenn beispielsweise im Wirtschaftsboom die Fachkräfte knapp werden, sind Lohn- und Gehaltssteigerungen üblicherweise die Folge. Im Hinblick auf diese Erhöhung der
Personalkosten werden Unternehmen mittelfristig bestrebt sein, die Preise zu erhöhen (Inflation), was von den Gewerkschaften wiederum als Argument
für höhere Forderungen in der nächsten Tarifrunde verwendet wird. Dies führt zu weiterhin steigenden Personalkosten und nochmals steigenden Preisen
usw. Somit schaukeln sich Löhne und Preise gegenseitig hoch wodurch die Begriffe „Lohn-Preis“ bzw. „Preis-Lohn“ Spirale geprägt werden. Darüber hinaus
können mittelfristige Auswirkungen auf die Nachfrage auftreten, da steigende Preise bei Gütern, die im „normalen Fall“ nachgefragt werden, zu einer sinkenden Nachfrage führen, was einen wirtschaftlichen Abschwung einläuten könnte. Der „Zweitrundeneffekt“ ist also die Rückkopplung steigender Löhne
und Gehälter auf die Preise und letztlich auch auf die Konjunktur.
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d) Was wird in der Volkswirtschaftslehre als „Opportunitätskosten“ bezeichnet? Welche Beziehung besteht zum „ökonomischen Prinzip“ und wie sind Opportunitätskosten definiert?
Quelle: S. 11-14
Viele der zur Bedürfnisbefriedigung geeigneten Güter sind knapp und unterliegen deshalb der Bewirtschaftung, was nach dem ökonomischen Prinzip entweder größtmögliche Sparsamkeit beim Einsatz dieser Güter (Minimalprinzip) oder größtmögliche Ergiebigkeit in der Nutzung (Maximalprinzip) nach sich
zieht. Aber auch bei größtmöglicher Sparsamkeit bzw. Ergiebigkeit werden nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden können und Menschen müssen sich
damit abfinden, auf die Befriedigung einzelner Bedürfnisses zu verzichten.
Ein Beispiel: Angenommen, die beiden Bedürfnisse „Karriere“ und „Freizeit“ sollen befriedigt werden. „Karriere“ verlangt einen hohen Arbeitseinsatz, der
zu Lasten der „Freizeit“ geht. „Freizeit“ wiederum bedingt, dass mehr Zeit mit Freunden und Familie verbracht wird und der für „Karriere“ erforderliche
Arbeitseinsatz zu kurz kommt. Die Befriedigung eines Bedürfnisses geht somit zu Lasten des jeweils anderen Bedürfnisses, „Karriere“ bedeutet Verzicht
auf „Freizeit“ und umgekehrt.
Das Konzept der Opportunitätskosten setzt nun bei der Messung dieses Verzichts an. Wenn ein Mehr an „Karriere“ nur durch ein Weniger an „Freizeit“
quasi „erkauft“ werden kann, dann bietet es sich an, die „Kosten“ der Befriedigung des Bedürfnisses „Karriere“ durch den Verzicht auf „Freizeit“ zu erfassen. Mathematisch wird der Quotient aus dem Mehr an „Karriere“ und dem Weniger an „Freizeit“ für eine Einschätzung des Verzichts verwendet. Da dieser Quotient immer negativ ist, wird er aus rein optischen Gründen noch mit einem Minuszeichen versehen und definiert dann die sog. Opportunitätskosten. Formal geschrieben: Opportunitätskosten (Gut1) = − Gut2/Gut1, wobei der griechische Buchstabe  (Delta) darauf hinweist, dass es um ein Mehr
bzw. Weniger, also um eine Änderung geht. Bei den Opportunitätskosten handelt es sich also um Kosten, die nicht zwingend in Einheiten eines Zahlungsmittels, z.B. Euro, Dollar oder Yen, erfasst werden müssen, sondern ganz allgemein um die Messung des Verzichts.
e) Erläutern Sie das Konzept der Transformationskurve auch mit Hilfe einer grafischen Darstellung.
Quelle: S. 11, 12
Mit der Transformationskurve wird das Problem der Knappheit unter Berücksichtigung sich ändernder Opportunitätskosten dargestellt. Dabei wird vereinfachend davon ausgegangen, dass (in einem Unternehmen oder einer Volkswirtschaft) unter Beachtung fixer Kapazitäten nur zwei Güter produziert werden können: Gut 1 und Gut 2. Unter Vollauslastung der Kapazitäten ist es nun möglich, diverse Kombinationen von Gut 1 und Gut 2 herzustellen, die dann
in einem Koordinatensystem als Gerade oder Kurve dargestellt werden können: die Transformationskurve. Alle Güterkombinationen, die durch die Transformationskurve repräsentiert werden, gelten als „effizient“, da die vorhandenen Kapazitäten vollständig eingesetzt werden. Alle Güterkombinationen unterhalb der Transformationskurve gelten als „nicht effizient“, da Kapazitäten ungenutzt bleiben. Güterkombinationen oberhalb der Transformationskurve
sind nicht möglich, da die dafür erforderlichen Kapazitäten nicht zur Verfügung stehen. Wenn die Transformationskurve als Gerade dargestellt wird, führt
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die zusätzliche Produktion einer Einheit von Gut 1 immer zu ein und derselben Minderproduktion von Gut 2. Auf wie viele Einheiten von Gut 2 dabei verzichtet werden muss, wird durch die Opportunitätskosten gemessen. Die Opportunitätskosten sind hier eine konstante Größe, die von der bisherigen Aufteilung der Kapazitäten auf Gut 1 und Gut 2 unabhängig ist. Wenn die Transformationskurve als gebogene Kurve dargestellt wird, führt die zusätzliche
Produktion einer Einheit von Gut 1 ebenfalls zu einer Minderproduktion von Gut 2. Allerdings ist das Ausmaß der Minderproduktion davon abhängig, wie
die bisherige Aufteilung der Kapazitäten erfolgte, da die Opportunitätskosten an jedem Punkt der Transformationskurve unterschiedlich sind.
1.1 Produktionsfaktor Arbeit
a) Nennen und diskutieren Sie fünf Ursachen für Arbeitslosigkeit.
Quelle: S. 26
Ursachen für Arbeitslosigkeit sind zahlreich und vielfältig. Hier eine kleine Auswahl:
 Saisonale Arbeitslosigkeit ist durch jahreszeitliche Einflüsse begründet. Diese Art von Arbeitslosigkeit findet sich häufig in Branchen, in denen das
Arbeitsaufkommen durch die Jahreszeiten beeinflusst wird, also z.B. in der Landwirtschaft, am Bau und im Tourismus.
 Konjunkturelle Arbeitslosigkeit entsteht durch das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung. Im konjunkturellen Abschwung fahren die Unternehmen ihre Produktion zurück, was üblicherweise dann früher oder später auch zu einer Freisetzung von Arbeitskräften führt. Im konjunkturellen
Aufschwung tritt das Gegenteil ein.
 Strukturelle Arbeitslosigkeit ist entweder „freiwillig“ oder „unfreiwillig“. Von einer „freiwilligen“ strukturellen Arbeitslosigkeit wird gesprochen,
wenn Arbeitslose zwar einen Job finden könnten, die neue Tätigkeit jedoch zu gering entlohnt wird oder mit zu hohen Kosten z.B. durch Fahrten
oder Umzug in eine andere Region verbunden wäre. Unter einer „unfreiwilligen“ strukturellen Arbeitslosigkeit wird der Zustand erfasst, dass Arbeitgeber zwar einen Bedarf an Arbeitskräften haben, diesen Bedarf jedoch nicht durch Neueinstellungen decken, da ein zu hohes Lohnniveau oder restriktive gesetzliche Regelungen beispielsweise beim Kündigungsschutz abschreckend wirken.
 Mismatch-Arbeitslosigkeit entsteht, wenn am Arbeitsmarkt Qualifikationen verfügbar sind, die von den Unternehmen nicht benötigt werden. So
kann beispielsweise eine Nachfrage nach Maschinenbauern nicht durch gut ausgebildete Germanisten und Architekten befriedigt werden, was
dann zu einer Arbeitslosigkeit bei diesen Qualifikationen führt.
 Automatisierung wirkt als Jobkiller bei allen Tätigkeiten, die durch Maschinen und Anlagen ersetzt werden. Oftmals handelt es sich dabei um einfache, gering qualifizierte Tätigkeiten. Andererseits führt zunehmende Automatisierung jedoch bei den Anlagenbauern zu einem Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften. Per Saldo ist grundsätzlich unklar, ob Automatisierung damit gesamtwirtschaftlich als Jobkiller oder lediglich als Neuordnung der erforderlichen Qualifikationen gesehen werden kann. Allerdings kann der deutsche Anlagenbau als international führend angesehen
werden und der Export von Anlagen boomt, so dass in Deutschland die Jobverluste durch Automatisierung seit einigen Jahren durch Jobgewinne
bei den Anlagenbauern mehr als aufgewogen werden.
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Demografische Einflüsse können den Arbeitsmarkt temporär stark beeinflussen, wenn beispielsweise geburtenstarke Jahrgänge nach der Schulund Ausbildungszeit auf Jobsuche gehen. Dieses kurzfristig erhöhte Angebot an Arbeitskräften trifft möglicherweise auf keine entsprechend erhöhte Nachfrage, was dann zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führt.
Globalisierung wird ebenfalls oft als Ursache für Arbeitslosigkeit angesehen. Die Auswirkung der Globalisierung entsprechen denen der Automatisierung, denn typischerweise sind vor allem niedrig qualifizierte Jobs in traditionellen Branchen von Arbeitslosigkeit bedroht, da diese Tätigkeiten
an Niedriglohnstandorte irgendwo auf der Welt verlagert werden. Als Ersatz dafür entstehen in Deutschland neue, hoch qualifizierte Jobs in HighTech Branchen, die von steigenden Exporten in die ganze Welt profitieren. Gesamtwirtschaftlich gesehen führt Globalisierung in Deutschland seit
einigen Jahren offensichtlich zu einer Abnahme der Arbeitslosigkeit, da Jobgewinne durch das boomende Exportgeschäft die Jobverluste durch
Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland übersteigen.
b) Nennen Sie fünf realisierte bzw. diskutierte Maßnahmen, mit denen Arbeitslosigkeit verringert werden soll. Beschreiben Sie die (beabsichtigte) Wirkung
dieser Maßnahmen und beurteilen Sie ihre Wirksamkeit.
Quelle: s. 31, 32
Nicht nur die Ursachen, auch die Konzepte zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit sind vielfältig. Hier eine Auswahl:
 Arbeitszeitverkürzung mit teilweisem Lohnausgleich – aufgrund der verkürzten Arbeitszeiten muss die vorhandene Arbeit auf mehr Schultern verteilt werden und Unternehmen stellen Arbeitskräfte ein. Durch den teilweisen (gewerkschaftliche Forderung: vollen) Lohnausgleich wird zusätzliche Nachfrage im Sinne einer Nachfragepolitik (s. S. 250-252) geschaffen.
 Arbeitszeitverlängerung ohne Lohnausgleich – aufgrund der verlängerten Arbeitszeit sinken die Herstellungskosten was (Voraussetzung: Wettbewerb) zu sinkenden Preisen führt und Kaufanreize setzt (Voraussetzung: normaler Fall der Nachfrage, s. S. 102 und 103). Diese Maßnahme lässt
sich der Angebotspolitik (s. S. 248, 249) zuordnen.
 Lockerung gesetzlicher Regelungen (z.B. beim Kündigungsschutz) – möglichst geringe Behinderungen sollen die Bereitschaft zu Investitionen fördern, womit dann auch Neueinstellungen verbunden sind. Eine Maßnahme der Angebotspolitik (s. s. 248, 249)
 Lohnentwicklung an die Entwicklung der Produktivität anpassen – Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland dadurch, dass
Lohnerhöhungen nur im Rahmen einer Erhöhung der Produktivität erfolgen, dadurch Sicherung von Arbeitsplätzen
 mehr Teilzeitstellen und Minijobs schaffen – Erhöhung der Flexibilität bei der Personalplanung soll Barrieren bei der Einstellung verringern, Kosteneinsparungen (geringere Sozialabgaben, formale Erleichterungen) bei Minijobs als Maßnahme der Angebotspolitik (s. S. 248, 249)
 Lohnnebenkosten senken – Wirkung wie bei Minijobs (s.o.)
 Zeitarbeit erleichtern und deregulieren – Wirkung wie bei Minijobs (s.o.)
 Bildungsausgaben erhöhen – Erzielung positiver externer Effekte (s. S. 195) durch besser ausgebildete und damit produktivere Arbeitskräfte
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Arbeitslosengeld kürzen, Möglichkeiten für Zuverdienst verbessern – erhöht den Leidensdruck, bei Arbeitslosigkeit auch „schlechtere“ Jobs anzunehmen
Existenzgründungen von Arbeitslosen fördern – ehemals arbeitslose Existenzgründer arbeiten oftmals sehr kostengünstig, was einen Effekt sowohl
auf die Nachfrage (mehr Konsum bei geringeren Preisen) als auch auf das Angebot (billige Vorleistungen für große und etablierte Anbieter) haben
kann
Förderung von Altersteilzeit – Beschäftigte kurz vor dem Rentenalter räumen zu Gunsten von jüngeren Arbeitskräften ihren Platz im Unternehmen. Verringerung der Arbeitslosigkeit bei jüngeren Menschen und Kosteneinsparungen bei Unternehmen, da teurere Alt-Beschäftigte durch
günstigere Neu-Beschäftigte ersetzt werden.
Bürgerarbeit – Erzielung positiver externer Effekte (s. S. 195)
Effizienz der Arbeitsvermittlung erhöhen – Verbesserung der Chancen auf Vermittlung, Verringerung von öffentlichen Ausgaben
Zumutbarkeitsregeln für Arbeitslose verschärfen – Wirkung wie Kürzung des Arbeitslosengeldes (s.o.)
verpflichtende Fortbildung für Arbeitslose – Wirkung wie Erhöhung der Bildungsausgaben (s.o.)
Unternehmen zur Bereitstellung von Ausbildungsplätzen verpflichten – Ausgleich einer Ineffizienz des Arbeitsmarktes, d.h. vorbeugende Maßnahme gegen später (im Aufschwung oder in der Hochkonjunktur) eventuell eintretenden Fachkräftemangel
ausländische Fachkräfte anwerben – Wirkung wie Erhöhung der Bildungsausgaben (s.o.)
Kurzarbeit – Überbrückung kurzfristigen Arbeitsmangels, dadurch Erhalt der Kaufkraft der sonst von Arbeitslosigkeit bedrohten Beschäftigten.
Maßnahme der Nachfragepolitik (s. S. 250-252)
Mindestlohn – Erhöhung der Nachfrage aufgrund höherer Einkommen in den Niedriglohngruppen, typische Maßnahme der Nachfragepolitik.
ALG 2 Aufstockung, Lohnkostenzuschuss – Wirkung wie Mindestlohn (s.o.)
mehr Jobs im öffentlichen Dienst – Abbau von Arbeitslosigkeit, höhere Einkommen, mehr Nachfrage. Maßnahme der Nachfragepolitik (s. S. 250252).
1.2 Produktionsfaktor natürliche Ressourcen
Welche Beziehung besteht in der deutschen Volkswirtschaft zwischen der Ausstattung mit natürlichen Ressourcen, dem Lebensstandard und der Bedeutung des Exports?
Quelle: S. 34
Das Leben in Deutschland ist zweifelsohne durch einen hohen Lebensstandard geprägt. Die Aufrechterhaltung dieses hohen Lebensstandards bedingt einen hohen Verbrauch an natürlichen Ressourcen. Allerdings ist Deutschland nicht besonders reichhaltig mit den erforderlichen natürlichen Ressourcen
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ausgestattet, was jedoch kein Problem ist, da der nicht durch heimische Vorkommen gedeckte Bedarf durch Importe ausgeglichen wird. Für die Bezahlung
dieser Importe stehen der deutschen Volkswirtschaft zwei Möglichkeiten offen:
 Zunächst einmal könnten Importe durch Verschuldung gegenüber den ausländischen Lieferanten bezahlt werden. Diese Möglichkeit besteht jedoch nur kurzfristig, da bei dauerhaft hohen Importen und dadurch zunehmender Verschuldung dem Ausland gegenüber die Kreditwürdigkeit der
deutschen Volkswirtschaft Schritt für Schritt nachlässt. So ist mittel- und langfristig davon auszugehen, dass irgendwann keine weiteren Kredite
zur Finanzierung der deutschen Importe bereitgestellt werden, was das Ende der Importe, ausgeprägte wirtschaftliche Probleme und letztendlich
einen Rückgang im Lebensstandard bedeuten würde. Aktuelles Beispiel dafür ist Griechenland.
 Als zweite Möglichkeit zur Finanzierung der Importe ist der Export zu sehen. Die Rechnungen der ausländischen Lieferanten werden dann dadurch
bezahlt, dass deutsche Unternehmen ihre Produkte im Ausland verkaufen, womit Zahlungsverpflichtungen des Auslands gegenüber Deutschland
entstehen. Diese Möglichkeit bietet eine langfristig tragfähige Lösung, wenn die Zahlungsverpflichtungen des Auslands die Zahlungsansprüche aus
dem Ausland ausgleichen.
Wie am Beispiel der Krise in Griechenland zu sehen ist, kann mittel- und langfristig nur die zweite Möglichkeit in Betracht gezogen werden. Etwas überspitzt formuliert könnte deshalb gefolgert werden, dass Deutschland zum Export verdammt ist.
1.3 Produktionsfaktor Realkapital
a) Was sind Abschreibungen? Nennen und erläutern Sie drei Ursachen für Abschreibungen.
Quelle: S. 37
Stichworte: Abschreibungen sind der (buchtechnische) Ausgleich von Wertminderungen im Anlage- und ggf. auch im Umlaufvermögen. Volkswirtschaftliche Abschreibungen erfassen die Wertminderungen im Anlagevermögen einer Volkswirtschaft. Abschreibungen entstehen z.B. durch Verschleiß, aufgrund
von Schäden oder durch wirtschaftliches Veralten.
b) Erläutern Sie die in der Volkswirtschaftslehre genutzten Begriffe „Bruttoanlageinvestitionen“, „Bruttoinvestitionen“ und „Nettoinvestitionen“.
Quelle: S. 36
Die Bruttoanlageinvestitionen umfassen den Erwerb abzüglich der Veräußerung von Gütern des Anlagevermögens durch inländische (Inlandskonzept der
volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, s. S. 214) Unternehmen. Zum Anlagevermögen zählen Sachanlagen und immaterielle Anlagegüter, die üblicherweise mehr als ein Jahr in der Produktion eingesetzt werden. Die Bruttoinvestitionen umfassen die Bruttoanlageinvestitionen zuzüglich der Änderungen
im Lagerbestand der Unternehmen. Die Nettoinvestitionen ergeben sich, wenn von den Bruttoinvestitionen die Abschreibungen abgezogen werden. Posi-
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tive Nettoinvestitionen bedeuten, dass das Anlagevermögen einer Volkswirtschaft gewachsen ist. Negative Nettoinvestitionen sind ein Zeichen dafür, dass
die Wertminderungen im Anlagevermögen nicht ausgeglichen wurden, dass das Anlagevermögen also gesunken ist.
2 Quellen des Wohlstands
a) Beschreiben Sie die Beziehung zwischen ökonomischem Prinzip und Wohlstand.
Quelle: S. 39
Stichworte: Für die Definition von Wohlstand wird üblicherweise die Versorgung mit materiellen oder immateriellen Gütern herangezogen. Die Messung
von Wohlstand erfolgt dann beispielsweise gemäß der Versorgung der Bevölkerung mit Autos oder Wohnungen, dem Verbrauch an Energie, dem Bildungsniveau oder der Gesundheit. Um den Zusammenhang zwischen Wohlstand und ökonomischem Prinzip zu erläutern, empfiehlt es sich, eine etwas
weiter und unschärfer gefasste Definition von Wohlstand zu benutzen, die sowohl materielle wie auch immaterielle Aspekte beinhaltet, nämlich: Wohlstand ist das Ausmaß der Bedürfnisbefriedigung in einer Volkswirtschaft. Eine umfassende Bedürfnisbefriedigung deutet dann auf hohen Wohlstand, eine
nur geringe Bedürfnisbefriedigung auf nur geringen Wohlstand hin.
Die Knappheit vieler Güter bedeutet, dass nicht alle Bedürfnisse befriedigt werden können, einzelne Bedürfnisse bleiben also unbefriedigt. Das ökonomische Prinzip mit seinen Ausprägungen des Minimal- und Maximalprinzips gewährleistet möglichst sparsamen (Minimalprinzip) oder möglichst ergiebigen
(Maximalprinzip) Umgang mit knappen Gütern. Wenn also eine Verhaltensform gesucht wird, die möglichst viele Bedürfnisse befriedigt, dann ist in erster
Linie an das ökonomische Prinzip zu denken. Ganz grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass eine nach dem ökonomischen Prinzip organisierte
Volkswirtschaft in der Lage ist, Bedürfnisse umfassender zu befriedigen als eine anders organisierte Volkswirtschaft. Das ökonomische Prinzip garantiert
dabei nicht Wohlstand für Alle, aber den höchstmöglichen Grad an Wohlstand.
2.1 Arbeitsteilung
a) Nennen Sie drei Vorteile und drei Nachteile, die mit Arbeitsteilung in Verbindung zu bringen sind. Arbeitsteilung ist dabei als Spezialisierung auf Teilfunktionen von Produktionsprozessen zu verstehen.
Quelle: S. 42, 43
Stichworte: Vorteile sind z.B. Erhöhung der Übersichtlichkeit, Standardisierung, Qualitätsmanagement, effizienter Einsatz von Arbeitskräften, learning by
doing, Verringerung der Rüstzeiten, vereinfachte Möglichkeiten der Automatisierung. Nachteile sind z.B. Entfremdung der Arbeitskräfte von ihrer Arbeit,
Abhängigkeiten und Monokulturen, Kettenreaktionen bei wirtschaftlichen Problemen.
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b) Was wird in der Volks- und Betriebswirtschaftslehre unter „Fixkostendegression“ und „Economies of Scale“ verstanden? Nutzen Sie zur Erläuterung des
Begriffs „Fixkostendegression“ auch ein Zahlenbeispiel.
Quelle: S. 44, 45 (Zahlenbeispiel)
Stichworte: Fixkostendegression beschreibt die Verringerung der Stückkosten, die bei steigenden Stückzahlen durch den geringer werdenden Anteil der
Fixkosten an jedem produzierten Stück zu erkennen ist. Economies of Scale bezeichnen – ganz allgemein – Einflüsse auf die Entwicklung der Stückkosten
bei einer Änderung der Stückzahl, also z.B. Mengenrabatte im Einkauf oder auch Fixkostendegressionen.
c) Erläutern Sie die Wirkungsweise und Bedeutung von positiven Economies of Scale und Fixkostendegressionen im Zusammenhang mit Arbeitsteilung und
industrieller Massenproduktion.
Quelle: S. 44
Arbeitsteilung bedingt eine Gliederung des Gesamtprozesses in Teilprozesse. Automatisierung ist in vielen Fällen nur für überschaubare Teilprozesse möglich, d.h. Automatisierung setzt Arbeitsteilung voraus. Automatisierung erfolgt immer unter dem Gesichtspunkt der Senkung der Stückkosten. Geringere
Stückkosten sind insbesondere dann realisierbar, wenn die vorhandenen Maschinen und Anlagen möglichst umfassend ausgelastet werden (Annahme:
Leontief Produktionsfunktion, s. S. 135-137), weil dann nämlich Fixkostendegressionen auftreten. Aufgrund der hohen Stückzahlen führen Economies of
Scale zu einem weiteren Rückgang der Stückkosten. Bei vielen Produktionsprozessen ist auf diese Weise eine nennenswerte Verringerung der Stückkosten
möglich, was im Wettbewerb zu niedrigeren Preisen und schlussendlich zu einer höheren Nachfrage (Annahme: normaler Fall der Nachfrage, s. S. 102 und
103) führt. Dieser Zusammenhang begünstigt im Wettbewerb also Produzenten, die große Stückzahlen herstellen, womit die Vorteilhaftigkeit der industriellen Massenproduktion gegenüber anderen Produktionsformen begründet ist.
2.2 Internationale Arbeitsteilung I
a) Adam Smith begründet internationale Arbeitsteilung auf der Basis eines wechselseitigen absoluten Kostenvorteils. Erläutern Sie den Begriff des absoluten
Kostenvorteils und entwickeln Sie ein Zahlenbeispiel, aus dem die Vorteilhaftigkeit internationaler Arbeitsteilung im Sinne von Adam Smith deutlich wird.
Quelle: S. 46-49, Zahlenbeispiel S. 49
Stichworte: wechselseitiger absoluter Kostenvorteil
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b) David Ricardo begründet internationale Arbeitsteilung auf der Basis eines komparativen Kostenvorteils. Erläutern Sie den Begriff des komparativen Kostenvorteils und entwickeln Sie ein Zahlenbeispiel, aus dem die Vorteilhaftigkeit internationaler Arbeitsteilung im Sinne von David Ricardo deutlich wird.
Wie unterscheiden sich die Argumentationen von Adam Smith und David Ricardo?
Quelle: S. 49-51, Zahlenbeispiel S. 52
Stichworte: einseitiger absoluter Kostenvorteil, Opportunitätskosten, komparativer Kostenvorteil in Verbindung mit minimalen Opportunitätskosten.
A. Smith erkennt Spezialisierungsvorteile, wenn jedes Land nur die Produkte herstellt, bei denen es anderen Ländern gegenüber einen klaren („absoluten“) Kostenvorteil besitzt. Konsequenz aus dieser Argumentation ist, dass sich Spezialisierung gem. A. Smith dann nicht lohnt, wenn ein Land bei keinem
Produkt einen absoluten Kostenvorteil besitzt. D. Ricardo jedoch stellt heraus, dass sich auch in diesem Fall eine Spezialisierung lohnen kann (!). Ausschlaggebend ist nämlich nicht der absolute, sondern der komparative Kostenvorteil, der sich aus einer Gegenüberstellung der Opportunitätskosten
ergibt. Wenn sich nämlich jedes Land auf das Gut spezialisiert, bei dem es die geringsten Opportunitätskosten hat, und wenn dieses Gut in jedem Land ein
anderes ist, dann kann sich Spezialisierung dennoch für alle Beteiligten lohnen.
2.3 Internationale Arbeitsteilung II
Tschechien und Jamaica stellen jeweils sowohl Rum als auch Bier her. Rum wird in Tschechien als „tužemsky rum“ (übersetzt: heimischer Rum) aus Zuckerrüben, in Jamaika als „echter“ Rum aus Zuckerrohr produziert. Der mit der Produktion verbundene Aufwand – gemessen in der fiktiven Maßeinheit Arbeitseinheiten (AE) – für „echten“ Rum sind in Jamaica deutlich geringer (0,20 AE/ME) als die Produktionskosten für „tužemsky rum“ in Tschechien (0,80
AE/ME). „ME“ steht dabei für „Mengeneinheiten“. In Jamaica und in Tschechien werden jeweils 100 ME Rum produziert.
Bier wird in Tschechien aus den Zutaten Wasser, Malz, Hopfen und Hefe, in Jamaika aus zumeist den gleichen Zutaten gebraut. Da die Brauereien in Jamaica sowohl Hopfen als auch Malz zu hohen Preisen importieren müssen, ist die Herstellung von Bier in Jamaica nur mit höherem Aufwand (0,50 AE/ME)
möglich als in Tschechien (0,40 AE/ME). In Jamaica und in Tschechien werden jeweils 100 ME Bier produziert.
a) Lohnt sich internationale Arbeitsteilung für die beiden Länder? Gehen Sie davon aus, dass die vorhandenen Produktionskapazitäten (Tschechien: 120 AE,
Jamaica: 70 AE) flexibel für die Produktion von Bier und Rum eingesetzt werden können und dass durch internationalen Handel keine weiteren Kosten entstehen.
Quelle: S. 47-55
Stichworte: Aufgrund des wechselseitigen absoluten Kostenvorteils (A. Smith) lohnt sich eine Spezialisierung für beide Länder auf ihr jeweiliges „Top“Produkt, d.h. die Tschechen brauen Bier und die Jamaikaner brennen Rum.
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Produktion ohne Arbeitsteilung
Produktionskapazität
Tschechien
benötigte Produktionskapazitäten für
Produktionsmenge
Gut1: Bier
Gut2: Rum
120,00 AE
0,40 AE/MEGut1
0,80 AE/MEGut2
100,00 MEGut1
100,00 MEGut2
70,00 AE
0,50 AE/MEGut1
0,20 AE/MEGut2
100,00 MEGut1
100,00 MEGut2
ges.: 200,00 MEGut1
ges.: 200,00 MEGut2
Jamaica
absoluter Kostenvorteil für:
Tschechien (20,00%)
Jamaica (75,00%)
Gut1: Bier
Gut2: Rum
Opportunitätskosten (Annahme: lineare Transformationskurve)
Tschechien
0,50 MEGut2
2,00 MEGut1
Jamaica
2,50 MEGut2
0,40 MEGut1
Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 1)
Produktionskapazität
Tschechien
verwendete Produktionskapazität für
Gut1: Bier
Gut2: Rum
arbeitsteilige Produktionsmenge für
Gut1: Bier
Gut2: Rum
120,00 AE
120,00 AE
0,00 AE
300,00 MEGut1
0,00 MEGut2
70,00 AE
0,00 AE
70,00 AE
0,00 MEGut1
350,00 MEGut2
ges.: 300,00 MEGut1
ges.: 350,00 MEGut2
Jamaica
b) Bei der Produktion von Bier ändert sich der Aufwand für die Produktion auf 0,40 AE/ME in Jamaica und auf 0,50 AE/ME in Tschechien. Da die Kapazitäten
nicht flexibel sind, ändern sich die produzierten Mengen auf 80 ME Bier in Tschechien und 125 ME Bier in Jamaica. Lohnt sich internationale Arbeitsteilung
auch in diesem Fall? Gehen Sie wiederum davon aus, dass die vorhandenen Produktionskapazitäten (Tschechien: 120 AE, Jamaica: 70 AE) flexibel für die
Produktion von Bier und Rum eingesetzt werden können und dass durch internationalen Handel keine weiteren Kosten entstehen.
Quelle: S. 47-55
Stichworte: Die Tschechen haben nun ihren absoluten Kostenvorteil beim Bier verloren. In diesem Fall hilft gem. D. Ricardo eine Analyse der Opportunitätskosten weiter: Da die Tschechen minimale Opportunitätskosten beim Bier, die Jamaikaner beim Rum haben, bestehen gute Aussichten, dass eine Spezialisierung trotz des fehlenden wechselseitigen absoluten Kostenvorteils sinnvoll ist.
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Produktion ohne Arbeitsteilung
Produktionskapazität
Tschechien
Jamaica
benötigte Produktionskapazitäten für
Bier
Rum
Produktionsmenge
Bier
Rum
120,00 AE
0,50 AE/MEBier
0,800 AE/MERum
80,000 MEBier
100,000 MERum
70,00 AE
0,40 AE/MEBier
0,200 AE/MERum
125,000 MEBier
100,000 MERum
Jamaica (20,00%)
Jamaica (75,00%)
ges.: 205,000 MEBier
ges.: 200,000 MERum
absoluter Kostenvorteil für:
Opportunitätskosten (Annahme: lineare Transformationskurve)
Tschechien
0,625 MERum
1,600 MEBier
Jamaica
2,000 MERum
0,500 MEBier
Produktion mit internationaler Arbeitsteilung (Variante 1)
Produktionskapazität
Tschechien
Jamaica
verwendete Produktionskapazität für
Bier
Rum
arbeitsteilige Produktionsmenge für
Bier
Rum
120,00 AE
120,00 AE
0,00 AE
240,000 MEBier
0,000 MERum
70,00 AE
0,00 AE
70,00 AE
0,000 MEBier
350,000 MERum
ges.: 240,000 MEBier
ges.: 350,000 MERum
Der Spezialisierungsvorteil ist nun zwar nicht mehr so groß wie in Frage a, aber trotzdem immer noch deutlich zu erkennen. Jede andere Form der Zusammenarbeit würde zu einem schlechteren Ergebnis kommen. Z.B.: Tschechien produziert Rum, Jamaica Bier – 175 ME Bier und 150 ME Rum.
2.4 Globalisierung
a) Nennen und erläutern Sie vier Faktoren, die in den vergangenen Jahrzehnten die Globalisierung gefördert haben.
Quelle: S. 62
Stichworte: Abbau von Handelsschranken, marktwirtschaftliche Öffnung großer Volkswirtschaften, gesunkene internationale Frachtraten, Verbesserungen
in der globalen Kommunikation, relativ stabiles internationales Finanzsystem
b) Beschreiben die typische wirtschaftliche Entwicklung eines wenig entwickelten Landes, das sich der Weltwirtschaft öffnet.
Quelle: S. 63
12
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Stichworte: lohnintensive Prozesse auf niedrigem Qualifikationsniveau – Import von High-Tech Produkten und qualifizierten Dienstleistungen – stürmische
Industrialisierung, Wirtschaftsboom und gesellschaftlicher Wandel – zunehmende eigene Produktion und Entwicklung von High-Tech Produkten
c) Beschreiben Sie typische Globalisierungsfolgen in den hoch entwickelten Industrieländern.
Quelle: S. 64
Stichworte: Verschwinden traditioneller Industrien führt zu Arbeitslosigkeit – Boom im Export von High-Tech Gütern und dadurch erhöhte Nachfrage nach
hoch-qualifizierten Arbeitskräften – sinkende Preise für globalisierte Güter – stark zunehmender internationaler Warenverkehr – zunehmende Konkurrenz
auf den Beschaffungsmärkten
2.5 Geldwirtschaft
a) Was wird in der Geldwirtschaft unter dem Begriff „Goldstandard“ verstanden? Wie unterscheidet sich ein Goldstandard von modernen Geldsystemen, wie
z.B. US-$ oder Euro?
Quelle: S. 76, 77
Stichworte: vollständige oder teilweise Deckung des umlaufenden Geldes durch einen staatlichen Gold- oder Edelmetallvorrat, staatliche Eintauschgarantie von Papiergeld in Gold oder Edelmetall im festen Verhältnis. Die umlaufende Geldmenge ist also durch den staatlichen Vorrat an Gold oder Edelmetallen bestimmt, was die Verrechnung von unterschiedlichen Währungen zu festen Wechselkursen ermöglicht. Moderne Geldsysteme verzichten auf eine
Bindung an einen Gold- oder Edelmetallvorrat und beinhalten demnach auch keine Eintauschgarantie. Die umlaufende Geldmenge wird von den Zentralbanken beeinflusst, Wechselkurse bilden sich an den Devisenmärkten.
b) Was wird unter dem Begriff „Inflation“ verstanden? Wie kann eine Inflation entstehen? Nennen und erläutern Sie drei mittel- und langfristige Auswirkungen einer Inflation.
Quelle: S. 80, 81
Stichworte: Anstieg des Preisniveaus, d.h. grundsätzlich aller Preise. Häufige Ursache: Anstieg der Geldmenge führt zu einer erhöhten Nachfrage, die auf
ein in vielen Fällen kurzfristig begrenztes Angebot trifft. Dies führt kurzfristig zu einem Anstieg der Preise, der sich durch Zweitrundeneffekte (s. S. 9, 10)
mittelfristig fortpflanzt. Kurzfristig auftretende Kaufkraftverluste werden mittel- und langfristig durch Einkommenssteigerungen (Löhne, Gehälter, Renten,
Mieten, Pachten usw.) ausgeglichen. Die oftmals befürchtete Entwertung der Sparguthaben ist nicht primär eine Inflationsfolge, sondern das Resultat negativer Realzinsen. Echte Inflationsfolgen wären
13
Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten



die „kalte“ Steuerprogression – Anstieg des Steuer-%-Satzes („Steuerprogression“) bei inflationsbedingt steigenden Einkommen
die Umverteilung zu Gunsten von Darlehensnehmern – Darlehensbetrag bleibt nominal erhalten, verliert real, d.h. in Bezug auf die inflationsbedingt steigenden Einkommen, jedoch an Wert
ökonomische Folgekosten durch häufigere Bankgeschäfte, häufigere Preisänderungen und den Verlust der Eignung von Geld als Recheneinheit
Allerdings bekommen diese Folgen erst bei höheren Inflationsraten ein ökonomisches Gewicht, so dass Preissteigerungen geringeren Ausmaßes (max. 2%
p.a.) üblicherweise in der Geldpolitik toleriert werden.
c) Was ist eine gutartige Deflation? Nennen und erläutern Sie drei mittel- und langfristige Auswirkungen.
Quelle: S. 82, 84
Stichworte: Rückgang des Preisniveaus, d.h. grundsätzlich aller Preise. Zu den Ursachen s. S. 82, zu den Folgen s. S. 84.
d) Was ist eine bösartige Deflation? Nennen und erläutern Sie drei mittel- und langfristige Auswirkungen.
Quelle: S. 82, 83
Stichworte: Rückgang des Preisniveaus, d.h. grundsätzlich aller Preise. Zu den Ursachen s. S. 82, zu den Folgen s. S. 83.
e) Skizzieren Sie das grundsätzliche Problem („Geburtsfehler“), das der Euro als gemeinsame Währung einer Gruppe von ökonomisch unabhängigen Staaten
hat.
Quelle: keine, als Überblick s. S. 85
Historische Erfahrungen zu tragfähigen Währungssystemen gibt es in unterschiedlicher Form. Als belastbar haben sich z.B. Systeme erwiesen, in denen
unabhängige Staaten jeweils eine eigene Währung haben. Unterschiedliche ökonomische Entwicklung der einzelnen Staaten können dann durch Veränderungen der Währungskurse ausgeglichen werden. Als belastbar haben sich auch Systeme erwiesen, in denen (Bundes-) Staaten oder Regionen ihre Unabhängigkeit aufgeben, um eine gemeinsame Währung zu haben und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik zu betreiben. Ein Beispiel dafür wäre das System
der US-amerikanischen Bundesstaaten mit dem US-$ als gemeinsame Währung und einer Wirtschafts- und Finanzpolitik, die im Wesentlichen eine Aufgabe der Zentralregierung ist. Auch in solchen verbundenen Systemen gibt es unterschiedliche ökonomische Entwicklungen, die dann durch Ausgleichszahlungen aus dem gemeinsamen Etat beglichen werden. Leider gibt es keine belastbaren Erfahrungen mit einem System wie dem Euro, d.h. einem Zusammenschluss wirtschaftlich weitestgehend unabhängiger Staaten mit einer gemeinsamen Währung. Unterschiedliche ökonomische Entwicklungen in ein-
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zelnen Staaten können nicht durch den Mechanismus der Währungskurse ausgeglichen werden, was dann die Verfügung über einen gemeinsamen Etat erfordert. Dies ist jedoch aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Vorstellungen in den einzelnen Nationalstaaten politisch nicht durchsetzbar,
denn kein Land möchte zum „Zahlmeister“ des Systems werden.
2.6 Wirtschaftssysteme: Zentralverwaltungswirtschaft
a) Beschreiben Sie die Funktionsweise einer Zentralverwaltungswirtschaft anhand der Aspekte Entscheidungen, Koordination, Information und Leistungsanreize.
Quelle: S. 88, 89
Stichworte: s. S. 89
b) Welcher grundsätzliche Interessenkonflikt ist in einer Zentralverwaltungswirtschaft zu erwarten? Was wird in diesem Zusammenhang unter dem Begriff
„weiche Pläne“ verstanden?
Quelle: S. 92
Stichworte: Interessenkonflikte zwischen Planbehörden und Produzenten
c) Wieso sind in Zentralverwaltungswirtschaften häufig Schwarzmärkte für einzelne Güter zu finden?
Quelle: S. 93
Stichworte: Knappheit aufgrund von Fehlplanungen oder Engpässen, heimliche und übertriebene Vorratshaltung verschärft die Knappheit, Verkauf knapper Güter aus den privaten Vorräten „unter der Hand“
2.7 Wirtschaftssysteme: Marktwirtschaft
a) Was wird in der Volkswirtschaftslehre unter dem Begriff „Konsumentensouveränität“ verstanden?
Quelle: S. 95
Stichworte: Berücksichtigung von Konsumentenwünschen durch die Anbieter, folglich bestimmen die Konsumenten mittelbar das Angebot
b) Warum bezeichnete Friedrich August von Hayek den Wettbewerb in Marktwirtschaften als „Entdeckungsverfahren“?
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Quelle: S. 95
Stichworte: befristetes Angebotsmonopol nach Innovationen
c) Wofür steht der von Adam Smith geprägte Begriff der „unsichtbaren Hand“?
Quelle: S. 95
Stichworte: individueller Egoismus führt für die Gemeinschaft im Wettbewerb aller Teilnehmer untereinander zu dem bestmöglichen Ergebnis
3 Wettbewerb und Markt
3.1 Nachfrage
a) Im Hinblick auf den Einfluss des Preises auf die Nachfrage werden in der Mikroökonomie fünf Kategorien von Gütern unterschieden. Um welche Güterkategorien handelt es sich und wie wirkt sich eine Veränderung des Preises auf die Nachfrage nach diesen Gütern aus? Erläutern Sie die Zusammenhänge
und unterstützen Sie Ihre Aussagen durch geeignete grafische Darstellungen und Beispiele.
Quelle: S. 102, 108, 113, 114
Stichworte: normaler Fall, Veblen-Effekt (Prestigeeffekt, demonstrativer Konsum), Giffen-Fall (Armuts-Fall), unabhängiger Fall, „Ein-Preis“ Fall. Erläuterung
der grafischen Darstellungen.
b) Im Hinblick auf den Einfluss des Einkommens auf die Nachfrage werden in der Mikroökonomie drei Kategorien von Gütern unterschieden. Um welche Güterkategorien handelt es sich und wie wirkt sich eine Veränderung des Einkommens auf die Nachfrage nach diesen Gütern aus? Erläutern Sie die Zusammenhänge und unterstützen Sie Ihre Aussagen durch geeignete grafische Darstellungen und Beispiele.
Quelle: S. 115
Stichworte: Erläuterung der Entwicklung der Güternachfrage für inferiore Güter, Sättigungsgüter und Nicht-Sättigungsgüter anhand der Kurvenverläufe.
Inferiores Gut – Kleidung vom Discounter, Sättigungsgut – in Handarbeit gerollte kubanische Zigarren, Nicht-Sättigungsgut – Immobilien als Kapitalanlage
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c) Im Hinblick auf den Einfluss einer Preisänderung bei einem Gut X auf die Nachfrage nach einem anderen Gut Y werden in der Mikroökonomie drei Kategorien von Gütern unterschieden. Um welche Güterkategorien handelt es sich und wie wirkt sich eine Preisänderung bei Gut X auf die Nachfrage nach Gut Y
aus? Erläutern Sie die Zusammenhänge und unterstützen Sie Ihre Aussagen durch geeignete grafische Darstellungen und Beispiele.
Quelle: S. 116-118
Stichworte: Erläuterung der Güternachfrage für komplementäre, substitutive und indifferente Güter anhand der Kurvenverläufe. Komplementäres Gut –
Pfeife und Grobschnitt-Tabak, substitutive Güter - Butter und Margarine, indifferente Güter – Salz und Gesichtscreme
d) Was unterscheidet inferiore Güter und Nicht-Sättigungsgüter?
Quelle: S. 115
Stichworte: Abhängigkeit der Nachfrage vom Einkommen.
Inferiore Güter werden zunächst (d.h. bei niedrigem Einkommen) bei Einkommenssteigerungen vermehrt nachgefragt. Bei weiter steigendem Einkommen
wird dann jedoch irgendwann ein Nachfragemaximum erreicht und weitere Einkommenserhöhungen werden fortan dazu genutzt, höherwertige Güter zu
konsumieren, womit die Nachfrage rückläufig wird. Bei hohem Einkommen werden inferiore Güter schließlich kaum noch nachgefragt. Beispiele: Textilien
vom Discounter und vom Designer, Möbel von Roller (Möbeldiscounter) und von Rosenbohm (exklusives Oldenburger Einrichtungshaus). NichtSättigungsgüter werden bei steigendem Einkommen vermehrt nachgefragt – je höher das Einkommen, desto höher die Nachfrage, und zwar ohne Obergrenze: Beispiele: Immobilien als Kapitalanlage, Sammlerobjekte.
3.2 Preiselastizität der Nachfrage I
Vergleichen Sie die folgenden Paare von Gütern. Für welches Gut würden Sie eine höhere Preiselastizität der Nachfrage erwarten? Begründen Sie Ihre
Antwort.
Quelle für alle Antworten: S. 104
a) Rindfleisch und Restaurantbesuche
Restaurantbesuche sind gut durch Nutzung der eigenen Küche substituierbar und bei Preiserhöhungen auf der Speisekarte werden die Gäste merklich reagieren. Rindfleisch kann in Grenzen noch durch Schweinefleisch oder Geflügel substituiert werden, die Reaktion auf Preisänderungen wird aber weniger
deutlich ausfallen.
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b) Wohnungsmieten und Urlaubsreisen
Stichworte: Wohnen muss jeder (geringe Preiselastizität), auf Urlaub kann notfalls verzichtet werden (höhere Preiselastizität)
c) Sekt vom Discounter und Champagner vom Feinkosthändler
Stichworte: Sekt vom Discounter wird im normalen Fall nachgefragt mit einer Preiselastizität > 0. Edel-Champagner ist ein Veblen-Gut mit einer Preiselastizität < 0 (s. S. 108)
d) Gegengift nach einem Schlangenbiss und Kinokarten
Stichworte: Das Gegengift ist lebensnotwendig, d.h. mit einer Preiselastizität = 0 (s. S. 113). Kinokarten sind nicht lebensnotwendig, d.h. Preiselastizität >
0.
e) PKW-Kraftstoff in den nächsten fünf Monaten und PKW-Kraftstoff in den nächsten 15 Jahren
Stichworte: Autofahrer können sich trotz steigender Preise für Kraftstoff kurzfristig nur begrenzt anpassen, z.B. durch Bildung von Fahrgemeinschaften im
Berufsverkehr oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, d.h. die Preiselastizität ist kurzfristig gesehen nur gering. Langfristig könnte jedoch die Anschaffung von sparsameren Fahrzeugen oder z.B. auch ein Umzug an den Arbeitsort zur Diskussion stehen, d.h. langfristig ist die Preiselastizität höher.
f)
Kurse an der Volkshochschule und russischer Kaviar
Stichworte: vgl. c)
3.3 Preiselastizität der Nachfrage II
a) Die empirisch ermittelte Preiselastizität der Nachfrage nach Zigaretten kann mit 0,25 angenommen werden. Um welchen Betrag sollte die Tabaksteuer
steigen, wenn eine Packung Zigaretten 5,50 Euro kostet und ein Rückgang der Nachfrage um 5% angestrebt wird?
Quelle: S. 104
Stichworte: Auflösung der Formel für die Preiselastizität nach p2.
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Rechnung Schritt für Schritt:
Die Rechnung beginnt mit der Formel für die Preiselastizität der Nachfrage (Präsentation, S. 104). Gemäß Aufgabenstellung ist die Elastizität mit 0,25 anzunehmen. (Minuszeichen vor dem Bruchstrich nicht vergessen!)
∆𝑥
𝑥
𝐸 = − 1 = 0,25 𝑚𝑖𝑡 ∆𝑥 = 𝑥2 − 𝑥1 𝑢𝑛𝑑 ∆𝑝 = 𝑝2 − 𝑝1
∆𝑝
𝑝1
Im Zähler der Formel steht die relative Mengenänderung, was hier gemäß Aufgabenstellung ─5% (in Dezimalschreibweise: ─0,05) sein soll. (Minuszeichen
nicht vergessen, da Rückgang!).
∆𝑥
= −0,05
𝑥1
Im Nenner der Formel steht die relative Preisänderung, die hier jedoch nicht bekannt ist, da in p der gesuchte neue Preis p2 steckt. Der alte Preis p1 ist
bekannt und so lässt sich schreiben:
∆𝑝 = 𝑝2 − 𝑝1 = 𝑝2 − 5,50
Der Wert für die relative Mengenänderung und die Gleichung für p werden nun in die Formel für die Elastizität eingesetzt:
0,25 = −
−0,05
𝑝2 − 5,50
5,50
Die beiden Minuszeichen können nun ersatzlos gestrichen werden, da Minus mal Minus ja Plus ergibt. Weiterhin wird berücksichtigt, dass eine Division
durch eine Multiplikation mit dem Kehrwert des Nenners ersetzt werden kann. D.h. anstatt durch den Nenner zu teilen, kann auch mit dem Kehrwert des
Nenners multipliziert werden:
0,25 = 0,05 ∗
5,50
𝑝2 − 5,50
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Jetzt wird die Gleichung auf beiden Seiten mit (p2 – 5,50) multipliziert. Ergebnis: Auf der rechten Seite der Gleichung kürzt sich (p2 – 5,50) und auf der linken Seite der Gleichung taucht (p2 – 5,50) nun als Faktor auf.
0,25 ∗ (𝑝2 − 5,50) = 0,05 ∗ 5,50
Nun werden beiden Seiten der Gleichung durch 0,25 geteilt. Ergebnis: Auf der linken Seite der Gleichung kürzt sich 0,25 heraus und auf der rechten Seite
der Gleichung taucht 0,25 nun im Nenner auf.
𝑝2 − 5,50 =
0,05 ∗ 5,50
0,25
Als letzter Schritt ist jetzt nur noch 5,50 auf beiden Seiten der Gleichung zu addieren. Ergebnis: Auf der linken Seite addieren sich ─5,50 und 5,50 zu 0,00
und auf der rechten Seite der Gleichung taucht nun ein Summand von +5,50 auf.
𝑝2 =
0,05 ∗ 5,50
+ 5,50 = 6,60
0,25
Ergebnis: Die Tabaksteuer sollte (c.p.) um 1,10 Euro pro Packung Zigaretten angehoben werden, so dass sich ein neuer Preis von 6,60 Euro ergibt.
b) Durch zunehmende Besteuerung erhöhen sich die Zigarettenpreise fortlaufend, was tendenziell zu einem niedrigeren Konsum führt. Werden die Auswirkungen dieser Preisanstiege auf den Konsum von Zigaretten innerhalb eines Jahres oder innerhalb einer Periode von 10 Jahren größer sein?
Quelle: S. 104
Stichworte: Kurzfristig werden Raucher ihr Verhalten nur sehr bedingt anpassen. Wenn eine Verhaltensänderung stattfindet, dann langfristig z.B. bei Substitution durch andere Suchtmittel. Die langfristige Preiselastizität wird größer sein als die kurzfristige.
c) Im Jahre 1900 ernährte ein deutscher Landwirt ca. 4 Menschen. Durch vielfältige Innovationen und Automatisierung ist diese Zahl bis heute auf ca. 140
angestiegen. Parallel zu dieser Entwicklung stieg der Hektarertrag bei Getreide. So wird beispielsweise bei Sommergerste in den vergangenen Jahren ein
durchschnittlicher Ertrag von 5 t/ha (Einheit: Tonne pro Hektar) erzielt, der zu einem Preis von ca. 205 Euro/t vermarktet werden kann. Wie verändert sich
die Situation auf dem Markt für Sommergerste, wenn zukünftig eine Gerstensorte verwendet wird, die bei gleicher Qualität einen um 4% höheren Ertrag
liefert? Nehmen Sie für die Preiselastizität der Nachfrage einen Wert von Ex/p = 0,4 an.
Quelle: S. 104
20
Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
Stichworte: Lösung analog zu Frage a. Der Preis wird (c.p.) auf 184,50 Euro fallen.
3.4 Angebot
a) Wie unterscheiden sich Verkäufer- und Käufermärkte? Wie reagieren Anbieter angesichts steigender Herstellungskosten auf Verkäufermärkten, wie reagieren sie auf Käufermärkten?
Quelle: S. 127
Stichworte: s. S. 127
b) Was sind die Merkmale einer Leontief Produktionsfunktion? Skizzieren Sie einen typischen Funktionsverlauf. Lässt sich eine grundsätzliche Aussage zum
Gewinnmaximum treffen?
Quelle: S. 132, 135 – 138
Stichworte: limitationaler Einsatz von komplementären Produktionsfaktoren, Existenz einer Kapazitätsgrenze, Gewinnmaximum bei Auslastung an der Kapazitätsgrenze
c) Welche Arten von Produktionsprozessen lassen sich i.d.R. durch Leontief Produktionsfunktionen beschreiben?
Quelle: S. 136
Stichworte: typisch für industrielle Massenproduktionen bei hoher Automatisierung und kurzfristig kaum erweiterbarer Ausstattung mit Maschinen und
Anlagen (kurzfristig fixe Kapazitäten)
d) Was besagt das „Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs“? Bei welchem Typ von Produktionsfunktionen ist es zu beobachten?
Quelle: S. 132 – 134
Stichworte: Das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs beschreibt Produktionsprozesse, bei denen mit zunehmendem Input zwar auch der Output
steigt, die Zunahme im Output jedoch umso geringer ausfällt, je mehr Input bisher bereits eingesetzt wurde. Cobb-Douglas Produktionsfunktionen basieren auf diesem Zusammenhang zwischen Input und Output. Ein Gewinnmaximum muss bei diesen Produktionsfunktionen berechnet werden und ergibt
sich aus der durch das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs bedingten Relation von gesamtem Input zu gesamtem Output. In der Realität lässt sich
21
Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
das Gesetz vom abnehmenden Ertragszuwachs beispielsweise in der Landwirtschaft (Düngung) oder auch bei der Wärmedämmung von Gebäuden beobachten.
e) Im Hinblick auf den Einfluss des Preises auf das Angebot werden in der Mikroökonomie drei Situationen unterschieden. Beschreiben Sie diese Situationen
und erläutern Sie jeweils, wie sich eine Veränderung des Preises auf das Angebot auswirkt. Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch geeignete grafische Darstellungen und Beispiele.
Quelle: S. 140, 141
Stichworte: normaler Fall, starres Angebot und „Ein-Preis“ Angebot
3.5 Marktgleichgewicht
a) Welche drei Faktoren kennzeichnen ein Marktgleichgewicht?
Quelle: S. 150, 152
Stichworte: Anbieter und Nachfrager sind einverstanden, der Markt wird geräumt, die gehandelte Menge ist maximal
b) Wie reagieren Märkte auf einen Angebotsüberschuss und einen Nachfrageüberschuss? Welche Rolle spielt dabei der Wettbewerb?
Quelle: S. 153, 154
Stichworte: Wettbewerb der Anbieter und Nachfrager führt automatisch zum Gleichgewicht
c) Wie lassen sich mit dem „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage eine gutartige Deflation und eine inflationäre Rezession (bzw. Stagflation) erklären? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 155, 157
Stichworte: Verschiebung der Angebotskurve nach rechts führt zu einem niedrigeren Gleichgewichtspreis und einer höheren Gleichgewichtsmenge, d.h. zu
gutartiger Deflation. Verschiebung der Angebotskurve nach links führt zu einem höheren Gleichgewichtspreis und einer niedrigeren Gleichgewichtsmenge,
d.h. zu inflationärer Rezession (ggf. auch Stagflation).
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Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
d) Wie lassen sich mit dem „Gesetz“ von Angebot und Nachfrage eine bösartige Deflation und eine wachstumsbedingte Inflation erklären? Unterstützen Sie
Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 155, 156
Stichworte: Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts führt zu einem höheren Gleichgewichtspreis und einer höheren Gleichgewichtsmenge, d.h. zu
wachstumsbedingter Inflation. Verschiebung der Nachfragekurve nach links führt zu einem niedrigeren Gleichgewichtspreis und einer niedrigeren Gleichgewichtsmenge, d.h. zu bösartiger Deflation.
e) Wettbewerb führt in Marktwirtschaften langfristig zu Anpassungen des Angebots. Erläutern Sie in diesem Zusammenhang den Kapazitätseffekt und den
Imitationseffekt. Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung. Was ist in diesem Zusammenhang der von Adam Smith so bezeichnete „natürliche Preis“?
Quelle: S. 166, 167, 169
Stichworte: Kapazitätserweiterung der mit Gewinn produzierenden Unternehmen, Benchmarking durch die (noch) nicht mit Gewinn produzierenden Unternehmen, Rechtsverschiebung und Abflachung der Angebotskurve. Der Gleichgewichtspreis, der sich bei maximal möglicher Rechtsverschiebung und Abflachung der Angebotskurve (waagerechte Linie im Koordinatensystem) ergibt, ist der „natürliche Preis“.
f)
Welche Auswirkungen hat der Innovationseffekt auf das Marktgleichgewicht und den natürlichen Preis? Unterstützen Sie Ihre Aussage durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 168, 169
Stichworte: Innovationen sorgen für eine weitere Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Im Falle des natürlichen Preises verschiebt sich die dann waagerechte Angebotskurve nach unten. Folge ist in jedem Fall ein niedrigerer Gleichgewichtspreis und eine höhere Gleichgewichtsmenge.
g) In den 1970er Jahren war die Entwicklung der Preise für Rohöl gekennzeichnet durch die sogenannten Ölkrisen: Zunächst 1973 und später dann 1979/80
nutzten die in der OPEC organisierten Staaten ihre marktbeherrschende Stellung als Kartell, um drastische Erhöhungen des Ölpreises durchzusetzen. Wie
änderte sich dadurch das Gleichgewicht auf dem Rohölmarkt?
Quelle: S. 157
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Stichworte: Angebot und Nachfrage bei Rohöl im normalen Fall, Linksverschiebung der Angebotskurve mit höherem Gleichgewichtspreis und niedrigerer
Gleichgewichtsmenge. Aspekte der Preiselastizität der Nachfrage brauchen hier nicht diskutiert zu werden.
h) Arzneimittel haben eine preisunelastische Nachfrage und Computer haben eine preiselastische Nachfrage. Nehmen Sie an, dass sich durch technologischen Fortschritt das Angebot an beiden Gütern verdoppelt, d.h. zu jedem Preis wird nun die doppelte Menge angeboten. Wie entwickeln sich jeweils bei
beiden Gütern die Gleichgewichtspreise und –mengen? Bei welchem Gut fällt die Preisänderung größer aus? Bei welchem Gut verändert sich die Gleichgewichtsmenge stärker? Wie entwickeln sich die Ausgaben der Konsumenten? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 157
Stichworte: Verdoppelung des Angebots bedeutet eine Rechtsverschiebung der Angebotskurve. Die Nachfragekurve nach Arzneimitteln verläuft sehr steil
(geringe Preisabhängigkeit der Nachfrage) – neues Gleichgewicht zu stark gesunkenem Preis bei nur gering gestiegener Menge. Die Nachfragekurve für
Computer verläuft sehr flach (hohe Preisabhängigkeit der Nachfrage) – neues Gleichgewicht zu nur wenig gesunkenem Preis bei stark gestiegener Menge.
i)
Molkereiprodukte haben eine geringere Preiselastizität der Nachfrage als Unterhaltungselektronik. Nehmen Sie an, dass das Angebot in beiden Gütergruppen um 20% steigt, d.h. zu jedem Preis wird nun eine um 20% höhere Menge angeboten. Wie entwickeln sich bei beiden Gütern jeweils die Gleichgewichtspreise und –mengen? Bei welchem Gut fällt die Preisänderung größer aus? Bei welchem Gut verändert sich die Gleichgewichtsmenge stärker? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle und Stichworte: s. h)
3.6 Cobweb-Theorem
a) Wie entsteht die Marktsituation, die in der Volkswirtschaftslehre unter dem Begriff „Schweinezyklus“ bekannt ist? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch
eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 160, 163
Stichworte: Voraussetzung ist ein time-lag bei der Anpassung des Angebots an geänderte Marktkonstellationen. Auslöser des Schweinezyklus ist eine
Nachfrageänderung, die zu einer neuen Nachfragekurve führt. Diese spontan höhere Nachfrage (Nachfrageüberschuss) kann durch die Anbieter nicht vollständig bedient werden und der Preis bewegt sich vom ursprünglichen Gleichgewichtsniveau auf ein neues, höheres Gleichgewichtsniveau. Anbieter realisieren diesen Preisanstieg und entscheiden sich verstärkt für eine Ausweitung der Produktion. Folge davon ist, dass in der nächsten Periode (time-lag im
Angebot!) dieses erhöhte Angebot am Markt erscheint und nur unter deutlichen Preiszugeständnissen verkauft werden kann – der Gleichgewichtspreis
fällt wieder auf das ursprüngliche Gleichgewichtsniveau zurück, denn nur zu diesem Preis kann die angebotene Menge verkauft werden. Bei diesem nied-
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Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
rigen Preis werden einige Anbieter entscheiden, fortan nicht mehr am Markt teilzunehmen und so trifft eine Periode später (time-lag im Angebot!) ein
verringertes Angebot auf eine nach wie vor hohe Nachfrage. Ein Nachfrageüberschuss entsteht und die Entwicklung von Gleichgewichtspreisen und Angebotsmengen beginnt von neuem.
b) Auf der Homepage des IWG (Institut für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn) ist zu finden: „2002 legte das IWG BONN unter Einbeziehung der langfristigen
Entwicklungen bei Bevölkerung und Haushalten, bei Produktions- und Bedürfnisstrukturen, sowie bei der Rolle des Staates und seiner finanziellen Handlungsspielräume eine umfassende Untersuchung über die Zukunft der Bauwirtschaft in Deutschland bis 2010 und darüber hinaus vor. Das Ergebnis: Die
deutsche Bauwirtschaft muss sich auf einen strukturellen Umbruch einstellen, der durch den einigungsbedingten Bauboom in Ostdeutschland zunächst
hinausgezögert wurde. … Im Wohnungsbau sinkt der Bedarf im langen Trend. Dies bedeutet eine neue historische Lage. Daher ist ungewiss, ob es in den
nächsten Jahren nochmals zu einem Aufschwung nach dem gewohnten Muster des ‚Schweinezyklus’ kommt.“ (www.iwg-bonn.de). Warum spricht das
IWG in diesem Zusammenhang von einem Schweinezyklus? Warum geht das IWG davon aus, dass das Muster des Schweinezyklus nicht mehr verwendet
werden kann?
Quelle: 160, 163
Stichworte: time-lag als Voraussetzung – Bauzeit für Immobilien, Nachfrageänderung – erhöhte Nachfrage durch Bevölkerungswachstum und Zuwanderung bis in die 1980er Jahre, keine weitere Erhöhung der Nachfrage (im Bundesdurchschnitt) seit dem Ende des einigungsbedingten Baubooms – kein Auslöser für weitere Schweinezyklen. Nachtrag: In einigen, besonders beliebten Städten (wie z.B. Oldenburg) und Wachstumsregionen (wie z.B. München) ist
eine durch Zuzug verursachte Nachfragesteigerung auch heute noch zu erkennen. Dort besteht nach wie vor die Gefahr eines Schweinezyklus (wie z.B.
evtl. gerade in Oldenburg…).
c) Nach jahrelanger Beobachtung gelang es der Rauschgiftfahndung in Hannover, eine sensationelle Menge an „harten“ Drogen sicher zu stellen und gleichzeitig einen Ring von Drogendealern und deren Hintermänner nachhaltig zu zerschlagen. Da sich neue Verteilerorganisationen erst mit einer deutlichen
zeitlichen Verzögerung aufbauen: Kann die Entwicklung auf dem Rauschgiftmarkt in Hannover nach diesem Fahndungserfolg mit Hilfe des CobwebTheorems beschrieben werden? Begründen Sie Ihre Aussage.
Quelle: S. 160, 163
Stichworte: Alle Interpretationen des Cobweb-Theorems gehen von einem time-lag bei der Anpassung des Angebots aus, was hier auch der Fall ist. Allerdings ist ein weiteres Erfordernis für die Anwendbarkeit dieses Modells eine Nachfrageänderung, die zu einer Verschiebung der Nachfragekurve führt. Und
dies ist hier nicht der Fall, d.h. das Cobweb-Theorem kann zur Erklärung der Entwicklung auf dem Rauschgiftmarkt in Hannover nicht verwendet werden.
Gleichwohl ergab sich in Hannover eine dem stabilen Modell ähnliche Entwicklung der Preise hin zu einem neuen Marktgleichgewicht.
25
Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
3.7 Marktformen
a) Wie unterscheiden sich die Marktformen Polypol, Oligopol und Monopol?
Quelle: S. 171, 172
Stichworte: Unterschiede anhand der Anzahl der Nachfrager und der Anzahl der Anbieter
b) Wie unterscheiden sich Polypol und Angebotsoligopol? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch jeweils ein Beispiel.
Quelle: S. 171, 172
Stichworte: Polypol – viele Anbieter und viele Nachfrager, Angebotsoligopol – wenige Anbieter und viele Nachfrager
c) Nennen und erläutern Sie drei Gründe für die Existenz und Entstehung von Monopolen. Geben Sie jeweils ein Beispiel.
Quelle: S. 174
Stichworte: s. S. 174
d) Wie erfolgt die Preisbildung im Monopol? Erläutern Sie in diesem Zusammenhang auch den Begriff „Cournotscher Punkt“ (keine Grafik erforderlich).
Quelle: S. 175, 177
Stichworte: Monopolisten bestimmen den Preis unter dem Aspekt der Gewinnmaximierung – zu jedem denkbaren Preis ergibt sich über die Nachfragefunktion eine nachgefragte bzw. angebotene Menge, eine Belastung mit Kosten und somit auch ein Gewinn. Cournotscher Punkt – die für den Monopolisten gewinnmaximale Kombination aus Preis und Menge.
e) Wie erfolgt die Preisbildung in einem Oligopol ohne Kartellabsprachen? Welche Rolle spielen dabei individuelle Rationalität und kollektive Rationalität?
Verwenden Sie für die Erläuterung das Konzept des „Prisoner‘s Dilemma“.
Quelle: S. 178-181, 183-185
Stichworte: Oligopolisten verhalten sich ohne Kartellabsprachen wie im Prisoner’s Dilemma (genaue Erläuterung wie auf S. 178-181 erforderlich). Kollektiv
rational wäre es, den Marktpreis auf den Monopolpreis festzusetzen, weil damit der Gesamtgewinn am Markt maximiert wird. Individuell rational ist es al-
26
Klausurvorbereitung VWL 1305 mit Musterantworten
lerdings, wenn bei fehlenden Absprachen jeder Oligopolist das vermeintlich individuell beste Ergebnis anpeilt, was dann aber zu einem geringeren Gesamtgewinn führt.
f)
(Siehe Frage 3.5 g) Warum ist es den OPEC-Staaten in den 1980er Jahren nicht gelungen, das hohe Preisniveau zu halten?
Quelle: S. 178-181, 183-185
Stichworte: Die OPEC formierte sich in den 1970er Jahren als Kartell mit strikten Preisabsprachen und Produktionsquoten, um (kollektive Rationalität) den
Gesamtgewinn aus der Förderung von Rohöl zu maximieren. Mit dem Versuch der Gewinnmaximierung (individuelle Rationalität) scherten in den 1980er
Jahren jedoch immer wieder einzelne Mitglieder aus der Kartellabsprache aus und bereicherten sich zu Lasten der kartelltreuen Mitglieder. Das permanente Missverhalten Einzelner führte letztlich zu einer weniger strikten Vereinbarung von Förderquoten.
g) Wie erfolgt die Preisbildung in einem Oligopol mit Kartellabsprachen?
Quelle: S. 182
Stichworte: Oligopolisten berechnen die gewinnmaximale Preis-Mengen Kombination und einigen sich daraufhin auf Marktanteile bzw. Produktionsquoten. Das Verhalten eines Kartells mit Absprachen unterscheidet sich nicht vom Verhalten eines Monopols.
3.8 Monopol
Der Schmalzbuch-Verlag hat die Bestsellerautorin Hermine Herzschmerz exklusiv im Programm. Die Marktstudie für den neuesten Roman aus der Feder
von Frau Herzschmerz bringt folgendes Ergebnis: Hermine Herzschmerz kann sich auf eine treu ergebene Fangemeinde von 80 000 Leserinnen verlassen,
die bis zu 22,50 Euro für einen Roman ausgeben würden. Die Anzahl der Leserinnen ließe sich ohne Schwierigkeiten um 220 000 erweitern. Diese zusätzlichen Leser wären allerdings nur bei einem Höchstpreis von 7,00 Euro pro Buch zu einem Kauf bereit.
a) Welchen Preis wird der Schmalzbuch-Verlag festlegen? Gehen Sie davon aus, dass Frau Herzschmerz ein Honorar von 550 000,00 Euro erhalten hat und
dass variable Stückkosten in Höhe von 2,50 Euro pro Buch zu berücksichtigen sind.
Quelle: S. 175, 177
Stichworte: Preissetzung unter Berücksichtigung der Nachfragefunktion
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Preis
Nachfrage
Umsatz
p
x
U=p*x
variable
Kosten
Kvar =kvar *x
Fixkosten
Kfix
Gesamtkosten
K=Kvar +Kfix
Gewinn
G=U-K
22,50
80 000
1 800 000,00
200 000,00
550 000,00
750 000,00
1 050 000,00
7,00
300 000
2 100 000,00
750 000,00
550 000,00
1 300 000,00
800 000,00
Ergebnis: Es empfiehlt sich für den Schmalzbuch-Verlag, den Preis auf 22,50 Euro festzusetzen. Zu diesem Preis werden zwar nur die treuen Fans von Frau
Herzschmerz den neuen Roman kaufen, aber der Gewinn für den Verlag ist höher als bei der alternativen Preissetzung.
b) Der Schmalzbuch-Verlag beabsichtigt eine Preisdifferenzierung durchzuführen: 22,50 Euro für die Hardcover-Ausgabe mit sofortigem Erscheinungstermin,
7,00 Euro für die Paperback-Ausgabe mit Erscheinungstermin in einem Jahr. Die variablen Stückkosten betragen 5,50 Euro für die Hardcover-Ausgabe und
2,50 Euro für die Paperback-Ausgabe. Ist eine Preis- und Auflagendifferenzierung für den Schmalzbuch-Verlag sinnvoll?
Quelle: S. 175, 177
Stichworte: Aufteilung des Verkaufs in zwei getrennte Vorgänge durch Preisdifferenzierung
Preis
Nachfrage
Umsatz
p
x
U=p*x
variable
Kosten
Kvar =kvar *x
Fixkosten
Kfix
Gesamtkosten
K=Kvar +Kfix
Gewinn
G=U-K
22,50
80 000
1 800 000,00
440 000,00
550 000,00
990 000,00
810 000,00
7,00
300 000
2 100 000,00
750 000,00
0,00
750 000,00
1 350 000,00
2 160 000,00
Ergebnis: Die Preisdifferenzierung bringt einen höheren Gesamtgewinn, der nun allerdings über einen größeren Zeitraum verteilt ist. Auch in der Realität
lässt sich dieses Verhalten der Verlage häufig beobachten.
3.9 Eingriffe in die Preisbildung
a) Wann und warum können bei staatlich verordneten Höchstpreisen Schwarzmärkte entstehen? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 188
Stichworte: Sofern der Höchstpreis unter dem Gleichgewichtspreis liegt entsteht ein Nachfrageüberschuss und bei großer Knappheit bilden sich Schwarzmärkte. Keine Auswirkungen auf das Marktgeschehen, wenn der Höchstpreis über dem Gleichgewichtspreis liegt.
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b) Welche Probleme entstehen bei Mindestpreisen, wenn der Gleichgewichtspreis unter dem Mindestpreis liegt? Unterstützen Sie Ihre Aussagen durch eine
geeignete grafische Darstellung.
Quelle: S. 189
Stichworte: Es entstehen ein Angebotsüberschuss sowie das Problem, was mit der zum Mindestpreis produzierten und von der Preisgarantiestelle abgenommenen Überproduktion geschehen soll. Lösung: Mengenkontingente zur Reduzierung der Angebotsmenge oder Verkaufssubventionen. Erforderlich
ist auch ein Schutz des heimischen Marktes vor Importen durch Zölle oder Einfuhrkontingente.
c) Nachdem Liebhaber klassischer Musik gegen überhöhte Preise von 500,00 Euro für Konzertkarten demonstriert haben, führt der Staat einen Höchstpreis
von 40,00 Euro pro Konzertkarte ein. Werden durch diese Maßnahme mehr oder weniger Menschen ein Konzert für klassische Musik besuchen? Unterstützen Sie Ihre Aussage durch eine geeignete grafische Darstellung. Besteht die Gefahr, dass sich ein Schwarzmarkt für Konzertkarten bildet?
Quelle: S. 188
Stichworte: analog zu Frage a geht das Angebot zurück, d.h. weniger Menschen als vorher kommen in den Besitz einer Konzertkarte. Es entsteht ein Nachfrageüberschuss, der zur Bildung eines Schwarzmarktes führt. Auf dem Schwarzmarkt werden die wenigen angebotenen Karten dann zu phantastischen
Preisen weit über dem Gleichgewichtsniveau gehandelt (Voraussetzung: Wettbewerb der Nachfrager untereinander). Um die Bildung von Schwarzmärkten
zumindest teilweise zu unterbinden, sind viele Festivals inzwischen dazu übergegangen, ausschließlich personalisierte Tickets mit einer Maximalzahl von
Tickets pro Person zu kaufen, z.B. Fusion oder Tomorrowland.
3.10 Marktversagen
a) Was wird in der Volkswirtschaftslehre als „externer Effekt“ bezeichnet? Geben Sie jeweils ein Beispiel für einen positiven und einen negativen externen Effekt.
Quelle: S. 195
Stichworte: s. S. 195
b) Nennen und skizzieren Sie drei Möglichkeiten der Internalisierung negativer externer Effekte durch Umweltverschmutzung.
Quelle: S. 197-199
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Stichworte: Regulierung durch Ge- und Verbote, Pigou-Steuern und Subventionen, handelbare Umweltzertifikate. „Skizzieren“ verlangt keine ausführlichen Erläuterungen!
c) Die Rückführung der Emission von Schadstoffen ist ein wichtiges Ziel der Umweltpolitik. Warum ist als Mittel zur Erreichung eines vorgegebenen ökologischen Ziels die Ausgabe von Emissionsrechten („Umweltzertifikate“) ökonomisch vorteilhafter als eine gesetzliche Regelung, wonach die Emission von
Schadstoffen um einen bestimmten Prozentsatz zu reduzieren ist? Gehen Sie davon aus, dass Umweltzertifikate handelbar sind.
Quelle: S. 200-202
Pauschale Regelungen, beispielsweise eine Rückführung der Emissionen um 10%, zwingen jeden Verursacher zur Reduktion, egal zu welchen Kosten. Umweltzertifikate berechtigen die Unternehmen zur Emission von Schadstoffen und werden vom Staat kostenlos an die Unternehmen verteilt. Allerdings erfolgt die Ausgabe der U-Zertifikate nicht in vollem Umfange der Schadstoffemission, d.h. Unternehmen werden nicht zu 100% mit der Erlaubnis zur Emission von Schadstoffen ausgestattet und müssen deshalb einen gewissen Prozentsatz ihrer bisherigen Emissionen fortan einsparen (zwingend). Die Rückführung des Schadstoffausstoßes ist in jedem Fall mit Kosten verbunden, allerdings sind diese Kosten unternehmensindividuell unterschiedlich hoch. Unternehmen mit hohen Kosten der Schadstoffreduktion werden versuchen, U-Zertifikate zuzukaufen, sofern der Preis dafür geringer ist, als die sonst durchzuführenden Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen. Unternehmen mit niedrigen Kosten der Schadstoffreduktion werden dann die ihnen zugeteilten U-Zertifikate verkaufen, wenn der dadurch zufließende Erlös höher ist als die Kosten der Reduzierung der Schadstoffemission. Im Endeffekt wird das
Ziel der Schadstoffreduktion sowohl mit einer pauschalen Regelung als auch mit der Ausgabe von U-Zertifikaten erreicht. Bei handelbaren U-Zertifikaten
werden die Emissionen jedoch zu geringeren gesamtwirtschaftlichen Kosten reduziert.
d) Wieso versagen Märkte bei der Versorgung mit rein öffentlichen Gütern? Ergänzen Sie Ihre Aussagen durch zwei Beispiele.
Quelle: S. 203
Stichworte: Öffentliche Güter sind für jeden verfügbar, niemand kann von der Nutzung ausgeschlossen werden. Marktwirtschaftliche Lösungen funktionieren jedoch nur bei durchsetzbarem Ausschlussprinzip.
e) Nennen und diskutieren Sie zwei im Allgemeinen als unerwünscht betrachtete Marktergebnisse.
Quelle: S. 204
Stichworte: „ungerechte“ Einkommens- und Vermögensverteilung, Krisenanfälligkeit, unechte Konsumfreiheit, Tendenzen zur Monopolisierung.
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4 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
a) Wie unterscheiden sich Inlands- und Inländerkonzept in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung?
Quelle: S. 214
Stichworte: Im Inlandskonzept werden Einkommen erfasst, die in den geografischen Grenzen der Bundesrepublik Deutschland erzielt werden. Dabei ist es
nicht von Bedeutung, ob diese Einkommen von Deutschen oder von Ausländern erzielt werden. Im Inländerkonzept werden die Einkommen der in
Deutschland wohnenden Menschen erfasst, wobei es nicht von Bedeutung ist, ob diese Einkommen im Inland oder im Ausland erzielt werden. Beide Konzepte unterscheiden sich also durch das Inlandseinkommen der Ausländer und das Auslandseinkommen der Deutschen, der sogenannte „Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen mit dem Ausland“. Dieser Saldo ist in Deutschland, wie auch in anderen großen Volkswirtschaften, relativ klein, in kleinen Volkswirtschaften, wie z.B. Luxemburg, aufgrund des Anteils der Grenzgänger relativ groß.
b) Welche Bedeutung hat der private Konsum bei der Analyse der Verwendung des deutschen Bruttoinlandsprodukts? Welche Bedeutung hat der private
Konsum als Ansatzpunkt für Maßnahmen der Wirtschaftspolitik?
Quelle: S. 220, 222
Stichworte: größter Einzelbestandteil in der Verwendung des Bruttoinlandsprodukts, inzwischen nur noch knapp vor dem Export. Als Zielgröße für wirtschaftspolitische Maßnahmen an erster Stelle. Saisonale Schwankungen, die die saisonalen Schwankungen im Bruttoinlandsprodukt im Wesentlichen begründen. Im jährlichen Vergleich allerdings eine konstante Entwicklung mit nur geringen Einflüssen durch konjunkturelle Entwicklungen wie beispielsweise
in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09.
c) Wodurch werden Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag beeinflusst? Welche Rolle spielen Bruttoinvestitionen und Außenbeitrag zur Erklärung von
Schwankungen in der Verwendung des deutschen Bruttoinlandsprodukts?
Quelle: S. 220
Stichworte: Nur geringe Schwankungen im jährlichen Konsum, Erklärung der jährlichen Schwankungen im Bruttoinlandsprodukt im Wesentlichen durch
die Schwankungen bei den Bruttoinvestitionen (Konjunktur in Deutschland) und im Außenbeitrag. Der Außenbeitrag wiederum wird durch den Export
(Konjunktur in den Zielländern) und den Import (Bedarf im Inland, Entwicklung der Importpreise und Wechselkurse), also stark schwankende Größen beeinflusst.
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5 Wirtschaftspolitik
a) Das Stabilitätsgesetz gibt der Wirtschaftspolitik vier Ziele vor. Um welche Ziele handelt es sich? Kann von einer Erreichung dieser Ziele ausgegangen werden?
Quelle: S. 236, 239, 22, 220, 226, 241
Stichworte: Stabilität des Preisniveaus (Ziel grob erreicht), hoher Beschäftigungsstand (Ziel weit verfehlt), außenwirtschaftliches Gleichgewicht (Ziel weit
verfehlt), stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum (Ziel nicht erreichbar bzw. interpretationsfähig).
b) Welche schädlichen Einflüsse können aufgrund eines anhaltend positiven Außenbeitrags auftreten?
Quelle: S. 240
Stichworte: hohe Forderungen gegenüber dem Ausland mit Risiko des Forderungsausfalls, Inflation bei Vollauslastung der Kapazitäten (Deutschland)
c) Welche schädlichen Einflüsse können aufgrund eines anhaltend negativen Außenbeitrags auftreten?
Quelle: S. 240
Stichworte: steigende Verschuldung und Arbeitslosigkeit im Inland (Griechenland u.a.)
d) Beschreiben und erläutern Sie die vier Phasen eines Konjunkturzyklus.
Quelle: S. 241-246
Stichworte: Darstellung von Aufschwung, Hochkonjunktur, Abschwung und Krise
e) Mit welchen konjunkturpolitischen Mitteln arbeitet das Konzept der Angebotspolitik? Welche Ziele werden dabei verfolgt?
Quelle: S. 248
Stichworte: diverse Verbesserungen der Angebotsbedingungen mit dem Ziel, Anreize für Investitionen zu schaffen, mittelfristig Wachstum zu erreichen
und dadurch Arbeitslosigkeit abzubauen
f)
Mit welchen konjunkturpolitischen Mitteln arbeitet das Konzept der Nachfragepolitik? Welche Ziele werden dabei verfolgt?
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Quelle: S. 250
Stichworte: Beeinflussung der Nachfrage, d.h. des privaten Konsums als wesentlichem Bestandteil des Bruttoinlandsprodukts sowie der Bruttoinvestitionen als stark schwankende Größe (Globalsteuerung). Ziel ist kurzfristiges Wachstum und kurzfristiger Abbau von Arbeitslosigkeit.
g) Erläutern Sie den „Multiplikatoreffekt“ eines staatlichen Konjunkturprogramms. Ergänzen Sie Ihre Aussagen durch ein Zahlenbeispiel. Welche Bedeutung
hat dabei die Höhe der marginalen Sparquote?
Quelle: S. 251
Stichworte: Mehrzahl von Konsumvorgängen pro Periode als Folge einer einmaligen staatlichen Investition / Konsumausgabe im Rahmen eines staatlichen
Konjunkturprogramms
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