Umweltjournalist 01#2013 Y54998 D-83381 FREILASSING ı GZ 02Z033077 M ı A-5301 SALZBURG ı Foto: „WiWo“ DAS MAGAZIN FÜR UMWELTJOURNALISTEN EURO 4,99 Wirtschaft entdeckt die Umwelt Sebastian Matthes leitet den grünen Ableger der „Wirtschaftswoche“. „WiWo Green“ gibt’s gedruckt und online. Und wirbt damit auch um junge Leser für das Hauptheft. Beruf Medien PR Beruf | | | | medien-doktor.de: Umweltjournalismus auf dem Prüfstand. Umwelt mau, Klima wow: Umweltthemen sind meist an Ereignissen orientiert. Energiewende: Die Pressearbeit von E.ON. Qualitätsloch: Berichte auf niedrigem Niveau. Editorial FLORIAN SCHWINN IST (UMWELT-)JOURNALIST BEIM HESSISCHEN RUNDFUNK [email protected] Erneuerbare Sprachregelungen Die am schönsten verschwurbelte Nachricht der letzten Zeit hörte sich so an: „Bundesregierung und Bundesländer haben sich auf ein Verfahren zur Suche nach dem deutschen Endlager für Atommüll geeinigt.“ Pause. „Es soll 2014 beschlossen werden.“ Ende der Durchsage. Den Rest der Nachrichten habe ich nicht mehr mitbekommen, weil ich ab diesem Moment überlegen musste, ob mich der Nachrichtenredakteur verhöhnen will, oder die Bundesregierung. Ich habe nachgeschaut. Es lag nicht allein an dem Kollegen in der Redaktion. Das kam so aus Berlin. Vom obersten Ankündigungsminister der Republik – aus dem Bundesumweltministerium. Das ist Hauptstadtsprech: Verzögerungen und Verschiebungen heißen jetzt Einigung. Wenn fast nichts mehr geht, nennt sich das Kompromiss. Und wenn die Komplettverweigerung angesagt ist, dann ist man auf gutem Weg. In Wahlkampfzeiten werden Erfolge gebraucht, oder wenigstens Krisenmanager. Der Bundesumweltminister ist ein gewiefter Verhandler und ein geschickter Sprachregler obendrein. Er hat es geschafft, ein Gesetz als Torso auf den Weg zu bringen, indem ein grundsätzlicher Streitpunkt ausgeklammert wurde. Erst 2014 soll entschieden werden, wohin die restlichen Castorbehälter mit strahlendem Müll gebracht werden, die Deutschland noch aufnehmen muss – aus den atomaren Wiederaufbereitungsanlagen in Sellafield und La Hague. Bislang ist nur klar, wo sie nicht aufgenommen Impressum HERAUSGEBER: Johann Oberauer CHEFREDAKTEUR: Georg H. Taitl AUTOREN: Ekkehard Brandhoff, Marie-Luise Braun, Thomas Mrazek, Florian Schwinn, Bernd Stößel, Jens Thurau KORREKTORAT: Christine M. Lieber REDAKTION: Fliederweg 4, A-5301 Salzburg-Eugendorf, Tel. +43/6225/27 00-0, Fax +43/6225/27 00-44, E-Mail: [email protected] VERLAG: Johann Oberauer GmbH werden – in den von CDU und CSU mitregierten Bundesländern. Auch für diese Totalverweigerer des Atomkonsenses gibt es eine Sprachregelung. Die Atommüllcontainer sollten nicht zu weit transportiert werden, weil das gefährlich sei. Aha! Da an der französischen Grenze nur noch rot-grün und grün-rot regierte Länder liegen, müssen die wohl herhalten. Nun grenzt Schleswig-Holstein nicht wirklich an Frankreich, aber praktisch doch an Großbritannien, da die Sellafield-Castoren ja mit dem Schiff transportiert werden. Und Bayern und Hessen haben nun mal keine Küste. Da kann man nichts machen … Frechheit siegt! Die bis eben noch stursten Atombefürworter in Bayern und Hessen lassen den von Peter Altmaier in höchsten Tönen selbstgelobten „historischen Kompromiss“ platzen. Und der Umweltminister muss sich darauf verlassen, dass die grünen Realpolitiker die Sache richten. Und die tun das dann auch noch. Und wir – die Medien – bringen mehrheitlich mal wieder nur die halbe Wahrheit: Endlagergesetz steht! Erfolg für Altmaier! Auch darauf kann sich der Bundesumweltminister verlassen. Genauso verfährt Merkels Oberverhandler bei dem nicht strahlenden Teil der Energiewende. Wobei – man soll ja Ross und Reiter nennen: Was das Ausbremsen der Erneuerbaren Energien angeht, ist ganz sicher Bundeswirtschaftsminister Rösler der Reiter. Er hatte sich schon als Aufhocker des geschassten Vorgängers von Peter Alt- maier bewährt, und sitzt auch dem derzeitigen Umweltminister im Nacken. Die Frage ist nur, warum der sich so zureiten lässt. Weil er selbst das als seinen Erfolg verkaufen kann – und die Mainstream-Medien wieder mitspielen. Der Strom ist zu teuer, die Energiewende macht ihn zum Luxusgut. Der Umweltminister muss handeln – und erfindet die Strompreisbremse. Schöne Legende! Und das erzählt man uns – und das käuen wir wieder –, während die Einspeisung der Erneuerbaren den Strompreis an der Leipziger Strombörse gegen Null drückt, während Deutschland Strom exportiert, während die Aluminiumwerke ihre Kapazitäten voll auslasten, weil sie fast nichts für den Strom zahlen. Während auch 2013 wieder über 2.000 energieintensive Unternehmen – vom Braunkohletagebau (sic!) bis zum Hähnchenmäster von der EEG-Umlage befreit wurden. Die Geschichte, die wir nicht oder nur ansatzweise erzählen: dass der Strompreis ein weiterer Baustein der großen Umverteilung ist. Die Unternehmen werden entlastet, die Privatleute zahlen. Und Peter Altmaier wird als Streitross für die Kleinen in die Arena geritten. POSTANSCHRIFT: Postfach 1152, D-83381 Freilassing; Zentrale: Fliederweg 4, A-5301 Salzburg-Eugendorf, Tel. +43/6225/27 00-0, Fax +43/6225/27 00-11, ISDN +43/6225/27 00-67 LAYOUT: Errea Comunicación, Pamplona, Spanien MARKETING: Ruperta Oberauer, E-Mail: ruperta.oberauer@ oberauer.com, Tel. +43/6225/27 00-35; Anzeigenverwaltung: Ingrid Laireiter, Tel. +43/6225/27 00-31, E-Mail: [email protected] PRODUKTION: Daniela Schneider (Leitung), Martina Danner DRUCK: Laber Druck, 5110 Oberndorf, Österreich Der „Umweltjournalist“ ist eine Verlagssonderproduktion des „Wirtschaftsjournalist“. ABO- UND VERTRIEBSHOTLINE: Birgit Baumgartinger (Leitung), Christine Maier, Sylvia Reitbauer, Tel. +43/6225/27 00-40, E-Mail: [email protected] 01#2013 | UJ | 3 Titel THOMAS MRAZEK ARBEITET ALS FREIER JOURNALIST UND DOZENT IN MÜNCHEN [email protected] Das grüne Start-up im Verlag Die „Wirtschaftswoche“ setzt auf die Umwelt: Seit November berichtet das Portal „WiWo Green“ täglich über die Green Economy – und hat Erfolg damit. A ls Sebastian Matthes vor mehr als vier Jahren Leiter des Ressorts Technik & Wissen bei der Düsseldorfer „Wirtschaftswoche“ wurde, waren Themen wie erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit eher noch eine Nebensache. „Das war damals für ein Wirtschaftsmedium noch relativ neu, viele hatten den „Texte über die bevorstehenden GrünstromSolarindustrie ,gehen Boom noch nicht so recht gerade durch die Decke‘.“ auf dem Schirm“, berichtet SEBASTIAN MATTHES Matthes. Die Nachfrage der Leser wuchs stetig, beobachtete der Ressortleiter: „Je mehr wir damals über diese Entwicklung schrieben, desto mehr Reaktionen gab es. Wir haben daran erkannt, wie groß die Zahl der Menschen schon ist, die sich privat und beruflich für grüne Technologiethemen interessiert.“ Das seit zwei Jahren alle drei Monate erscheinende Sonderheft „Green Economy“ reichte jedoch auf Dauer auch nicht für diese Klientel. Matthes und seine Kollegen beschlossen, dem Verlag den Aufbau eines eigenen Webportals vorzuschlagen. Was in anderen Medienhäusern mitunter zu jahrelangen und aufreibenden Abstimmungs- und Konzeptionsprozessen führt, konnte bei dem Wirtschaftsblatt pragmatisch in wenigen Monaten umgesetzt werden. Matthes betont, dass Chefredakteur Roland Tichy und die Geschäftsführerin Claudia Michalski „die Idee von Anfang an sehr unterstützt haben“. Die einzige Bedingung, die man den Web-Entrepreneuren in der „WiWo“-Redaktion auferlegte, war, einen Finanzierungsweg für dieses Internet-Angebot zu finden. Wie dies gelang, erläutert Sebastian Matthes im Interview (siehe Kasten). Nach den ersten Gesprächen mit der Verlagsleitung im August 2012 ging das Portal unter www.green.wiwo.de schon im November online. So schnell kann’s gehen. In den zehn Rubriken, die unter anderem genretypisch „Energie“, „Mobilität“ oder „Umwelt“ benannt sind, werden täglich zwischen zwei und maximal neun Artikel veröffentlicht. Am Wochenende würde man statt nachrichtlicher Beiträge ein, zwei längere Nachdenkgeschichten platzieren, erklärt Redaktionsleiter Matthes. Am besten laufen auf dem Portal Energie- und Innovationsgeschichten, speziell Texte über die Solarindustrie „gehen gerade durch die Decke“, sagt Matthes. Aber auch Innovationen rund ums Wohnen und die Zukunft unserer Städte sowie Elektromobilität seien bei den Nutzern beliebt. Zunehmend wichtig würden auch Berichte über soziales Unternehmertum. Am besten lief bislang eine Geschichte über einen 19-jährigen Niederländer, der die Meere vom SEBASTIAN MATTHES leitet seit 2008 das Ressort Technik & Wissen bei der „Wirtschaftswoche“. Im November 2012 startete er das Portal „WiWo Green“ (green.wiwo.de), dessen Redaktionsleiter er ist. Matthes ist 35 Jahre alt, er bloggt privat unter www. ungedruckt.net. 4 | UJ | 01#2013 „WiWo Green“ Ein Portal für die grüne Wirtschaft Alle großen Probleme dieser Welt ließen sich mithilfe des Internets lösen, so zitiert einer Ihrer Kollegen in einem „WiWo“-Sonderheft „Green Economy“ den Web-Visionär Don Tapscott. Haben Sie deshalb das Portal „WiWo Green“ gegründet? SEBASTIAN MATTHES: Es wäre großartig, wenn es so gewesen wäre. Wobei Don Tapscott durchaus recht hat, wie er auch in seinem Buch belegte. Aber es ging uns weniger darum, die Welt zu retten. Wir wollten eher ein neues journalistisches Produkt für die schnell wachsende grüne Wirtschaft entwickeln, eine zentrale Anlaufstelle für Themen rund um erneuerbare Energien, saubere Mobilität, die Städte von morgen und grüne Geldanlage. So etwas gab es bislang nicht. Der erste Schritt war unser vierteljährliches Sonderheft „Wirtschaftswoche Green Economy“. Nur können wir damit natürlich nicht sonderlich aktuell sein. Der Start des Webportals war deshalb für uns der logische nächste Schritt. Jetzt wollen wir zur wichtigsten Informations- und Networking-Plattform für diese schnell wachsende Szene werden. Der Verlag hat diese Idee dann auch ziemlich schnell unterstützt. Einzige Bedingung: Kümmert euch um die Finanzierung selbst. Das haben wir getan. Den Finanzierungsweg als Journalist selbst suchen … Ja. Wir haben unser Netzwerk genutzt und unsere Idee vor CEOs und Marketingleitern präsentiert. Das kam so gut an, dass wir in wenigen Wochen mehr Werbekunden und Newsletter-Inserenten hatten als geplant. Journalisten betonen gern: „Wir sind keine Verkäufer.“ Das stimmt. Einerseits. Andererseits halte ich viel von dem Konzept des unternehmerischen Journalismus, bei dem die Journalisten nicht nur berichten, sondern zugleich Produkte entwickeln und Kanäle erschließen, über die ihre Zielgruppe noch besser erreicht werden kann. Wer, wenn nicht wir, weiß, welches Informationsbedürfnis die Menschen haben, über die wir schreiben? Daher haben wir diesen Informationsdienst entwickelt und für die Finanzierung Unternehmen angesprochen, von denen wir wussten, dass es interessant für sie sein kann. Ganz wichtig dabei ist, dass wir trotz allem unternehmerischen Denken Redaktion und Anzeigen streng voneinander trennen. Das erwarten unsere Werbekunden auch. Denn letztlich haben die auch Interesse, dass mit „WiWo Green“ eine neue, unabhängige Stimme entsteht. Wenn man ein neues journalistisches Produkt aufbaut, das den Verdacht erweckt, käuflich zu sein, dann kann man gleich wieder einpacken. Wie sehen die Einnahmequellen konkret aus? Hauptfinanzierungsquelle sind die PremiumWerbekunden. Die sind ein Jahr lang mit ihrem Logo auf der Seite präsent und können ihre Bannerkampagnen auf unserer Seite laufen lassen. Zweite Finanzierungsquelle ist Werbung in unserem Newsletter, der jeden Freitag an 64.000 Leserinnen und Leser verschickt wird. Darin geht es um die Highlights bei „WiWo Green“, aber auch um die wichtigsten Texte, die unter der Woche auf anderen Seiten im Netz zu unseren Themen gelaufen sind. Das dritte Finanzierungsinstrument sind Veranstaltungen, die wir gerade aufbauen. Zum einen bieten wir ab Juli Netzwerktreffen für unsere Leser an, zum anderen wollen wir Konferenzen anbieten – etwa zum Thema erneuerbare Energien oder die Zukunft unserer Städte. Da haben wir für die nächsten Monate noch ein paar wichtige Ankündigungen in Arbeit. Und dann haben wir noch unsere Job-Rubrik, die regelmäßig sehr solide Einnahmen bringt. „Wirtschaftswoche“. Wir haben beispielsweise schon sehr kritische Geschichten darüber auf der Seite, wie Ökostrom-Discounter Greenwashing betreiben. Da haben wir überhaupt keine Berührungsängste. Und das, obwohl einer der bisher fünf Werbekunden der Energiediscounter Eprimo ist. Wenn wir einem der bei uns werbenden Unternehmen konkret etwas vorzuwerfen hätten, dann würden wir das tun. Wir sind übrigens in einer sehr komfortablen Situation: Wir gestehen den Werbekunden zu, dass sie ein Jahr auf unserer Seite präsent sein dürfen und dass wir keinen ihrer Konkurrenten zulassen. Für die verschiedenen Branchen haben wir allerdings schon längst Anfragen von anderen Unternehmen. Wenn jetzt einer aussteigt, weil wir beispielsweise zu kritisch berichtet haben, dann hätten wir schnell eine Alternative. Sollten Leserinnen und Leser aber das Gefühl haben, Unschärfen bei uns zu entdecken, dann stellen wir uns sofort der Diskussion. Wir wollen da so transparent wie möglich sein. Ich zitiere aus einem Tweet von Ihnen: „Fairphone: Das angeblich nachhaltigste Handy kommt auf den Markt – doch so fair, wie gedacht, ist das Gerät nicht.“ Könnte hier auch statt Fairphone Ihr Premium-Werbekunde Mercedes stehen und die Rede vom vermeintlich nachhaltigsten Auto sein? Absolut! Wenn es eine negative Story über einen unserer Werbekunden gibt, dann bringen wir die. Das ist bei uns auch nicht anders als bei der 01#2013 | UJ | 5 Titel Das grüne Start-up im Verlag „WIWO GREEN“: Das Konzept sieht vor, die Nutzer auf allen Kanälen zu erreichen: Print, Online, Facebook und Twitter. Plastikmüll befreien möchte (www. tinyurl.com/plastikmuell-story). Diese Geschichte erzielte bei Facebook schnell mehr als 2.000 Likes. Das Konzept von „WiWo Green“ sieht vor, die Nutzer auf allen Kanälen zu erreichen, bei Facebook und Twitter scheint dies zu funktionieren (im Juli hatte das Angebot bei Facebook rund 2.800 Freunde, facebook.com/wiwogreeneconomy, und bei Twitter rund 2.500 Follower, twitter.com/wiwo_green). Das auf dem Portal angebo„Wir wollen mehr tene Google+-Angebot als nur ein scheint hingegen schon Informationsmedium im Dezember verstummt sein, wir wollen eine zu sein. Freilich geht es Plattform zum der Präsenz in den sozi- Austausch aufbauen.“ SEBASTIAN MATTHES 6 | UJ | 01#2013 alen Netzwerken nicht nur darum, die eigenen Nachrichten zu verbreiten: „Wir wollen mehr als nur ein Informationsmedium sein, wir wollen eine Plattform zum Austausch aufbauen. Wir wissen von Nachhaltigkeitsverantwortlichen in Unternehmen wie auch von Start-ups, dass sie eine Plattform für Diskussionen zu diesen Themen brauchen“, skizziert Matthes das Projekt. Auch ein Banner mit der Aufschrift „Sie haben einen exklusiven Tipp für uns, ärgern sich über Greenwashing oder wollen uns ein Cleantech-Start-up vorstellen? Schreiben Sie uns!“ deutet darauf hin, dass es der Redaktion ernsthaft an einem Dialog mit den Lesern ge- legen ist. Dass es etwa beim Thema Greenwashing auch zu Konflikten mit den ausgewählten Werbepartnern kommen kann, nimmt man in Kauf (s. auch Interview, Seite 5). Das Portal kommt bei den Nutzern gut an. Die bisherige Resonanz überträfe die Erwartungen, berichtet Matthes. Man wachse monatlich im zweistelligen Prozentbereich, zwischen 10 und 30 Prozent, und liege aktuell bei rund 200.000 Seitenabrufen im Monat. Wobei kaum Marketing betrieben werde: „Das Wachstum ist organisch. Und was uns besonders freut: Die ,Wirtschaftswoche‘ erreicht mit ,WiWo Green‘ nachweislich ganz neue Leser. Wie wir von Online-Analysen und über unsere Facebook-Seite wissen, hat das Portal einen wesentlich höheren Anteil an jungen und weiblichen Lesern als das Hauptheft. Damit gewinnen wir mit ,WiWo Green‘ Leser, mit denen sich die ,Wirtschaftswoche‘ bislang schwergetan hat!“, sagt Matthes. Er zitiert aus der E-Mail einer Leserin: „Über ,WiWo Green‘ habe ich die ,Wirtschaftswoche‘ neu für mich entdeckt.“ Dadurch, dass Matthes Ressortleiter Technik & Wissen bei der Zeitschrift ist, ist der Austausch mit der Printredaktion sehr eng. „Das Portal ist im Grunde nichts anderes als ein Start-up, das Kollegen neben ihrer Arbeit gegründet haben. Wir haben ,WiWo Green‘ komplett in unserer Freizeit entwickelt, mittler- weile leben allerdings ein paar Menschen davon“, beschreibt Matthes den Status. Er steuere das Portal nebenher und beschäftige sich rund drei Stunden täglich damit. Das Tagesgeschäft erledige sein Kollege Benjamin Reuter von Berlin aus. „Reuter entwickelt sehr viele Ideen und betreut die freien Mitarbeiter.“ Andere Kollegen sitzen in Aachen, Köln oder bei München. „Sie sehen, wir sind sehr dezentral aufgestellt“, erklärt Redaktionsleiter Matthes. Bisher kommt das Portal mit einem sechsköpfigen Autorenteam aus; dass keine Frau dabei ist, bedauert er: „Das ist ein guter Kritikpunkt an uns, aber wir nehmen sofort eine Frau ins Redaktionsteam, wenn es passt.“ Freie Mitarbeiter werden auch noch gesucht, sagt Matthes, wobei diese jedoch „vor allem keine Berührungsängste mit Technologie“ haben sollten (Kontakt: [email protected]). Der Anfangserfolg von „WiWo Green“, das im Verlag als „zentrales Innovationsprojekt“ angesehen werde, habe dort dazu angeregt, über Vertikalisierungen in anderen Themenbereichen nachzudenken. UJ Beruf MARIE-LUISE BRAUN IST FREIE JOURNALISTIN IN OSNABRÜCK [email protected] Was macht journalistische Qualität aus – vor allem hinsichtlich einer Berichterstattung über Umweltthemen, und noch etwas weiter gegriffen, über Fragen der Nachhaltigkeit? D ie Jury der Gregor Louisoder Umweltstiftung ist voll des Lobes: Die Autorinnen hätten sich „in einer außergewöhnlich engagierten Weise einem Themenkomplex gestellt, von dem viele lieber die Finger lassen“, begründet sie ihre jüngste Vergabe des Sonderpreises Umweltjournalismus. Mitte Juni 2013 hat die Stiftung Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg mit diesem Preis ausgezeichnet. Im Magazin der „Zeit“ hatten die beiden Redakteurinnen Ende November 2012 über eine Kampagne zur Leugnung des Klimawandels berichtet, die „Die Berichte von Industrie-Unternehmen liegen auf dem Niveau in den USA finanziert wird. von Pressestellen.“ Zudem haben sie den CLAUS OBERMEIER, Kampf hochbezahlter LobGREGOR LOUISODER byisten gegen den UmweltUMWELTSTIFTUNG schutz beleuchtet. Deren Arbeit habe Folgen, die nach Meinung der Jury weit über die USA hinausgehen. Zumal: Blasberg und Kohlenberg zeigen erste Versuche von Unternehmen und Lobbyisten auf, ähnliche Strukturen in Deutschland zu etablieren. Was in den USA passiert, so folgert die Jury daraus: „(…) stellt eine neue Herausforderung für die Umweltbewegung in der ganzen Welt dar“, heißt es in einer Mitteilung der Stiftung. Das ist eine äußerst überzeugende journalistische Leistung, die wohl niemand bestreiten wird. Doch was macht journalistische Qualität eigentlich aus – vor allem hinsichtlich einer Berichterstattung über Umweltthemen, und noch etwas weiter 8 | UJ | 01#2013 gegriffen, über Fragen der Nachhaltigkeit? Kann neben einem komplexen Beitrag wie dem in der „Zeit“ oder anderen überregionalen Medien ein Artikel bestehen, der ein Umweltproblem auf regionaler oder lokaler Ebene schildert? Den Versuch, Qualität im Journalismus definieren zu wollen, hat der Medienwissenschaftler Stephan Ruß-Mohl bereits 1992 mit dem Versuch verglichen, einen Pudding an die Wand nageln zu wollen. Trotz der so formulierten Aussichtslosigkeit hat er sich an die Arbeit gemacht und Punkte gesucht, anhand derer Qualität festgelegt werden kann. Dazu nahm Ruß-Mohl zwei Dinge in den Fokus: Zunächst hat der Wissenschaftler die Arbeit von Journalisten in ein Abhängigkeitsfeld projiziert. Dieses geht über institutionelle Normen, wie Verfassung und Landesmediengesetze, hinaus. Es bindet das Publikum ebenso ein wie das Selbstverständnis des Journalisten, die Funktion (Information, Kritik/Kontrolle, Unterhaltung), die Gattung (Reportage, Glosse, Kommentar, Bericht, Kritik usw.) und die Periodizität (aktuell, stundenaktuell, täglich, wöchentlich …). Zusätzlich muss ein solches Modell heute auch die Art des Mediums (Internet, Zeitung, Zeitschrift, Hörfunk, TV) berücksichtigen, vor allem angesichts der jüngsten Entwicklungen im Journalismus durch die neuen Medien, die es 1992 in der Form noch nicht gegeben hat. In einem zweiten Schritt ergänzt Stephan Ruß-Mohl seine Überlegungen durch das Schema des „Magischen Vielecks“. Es zielt auf die Differenzierung zwischen „Medienprodukten innerhalb desselben Marktsegments“ ab – seine Stichpunkte überlappen sich zum Teil oder widersprechen sich auch. Und nicht alle Ziele lassen sich gleichzeitig erreichen. Hier spielen Fragen nach Objektivität eine Rolle, und zugleich nach Trennung von Nachricht und Meinung, nach der Reduktion von Komplexität und zugleich nach Vielfalt der Perspektiven, nach Originalität und Faktentreue, nach Aktualität und Hintergrund. Und ermöglicht das eine Bewertung von Qualität? Kaum. Aber durch die Annäherung gelingt es, Ziele und Zielkonflikte der einzelnen Aspekte zu verdeutlichen, die für eine Einordnung relevant sind. Zudem werden Kriterien deutlich, anhand derer sich die Beiträge messen lassen müssen. Und nicht zuletzt wird ersichtlich, dass die Bewertung immer von der individuellen Perspektive des Betrachters abhängig ist. Für die Jury der Gregor Louisoder Umweltstiftung beispielsweise war der Beitrag von Anita Blasberg und Kerstin Kohlenberg so herausragend, dass sie einen Sonderpreis ausgelobt und mit 10.000 Euro dotiert hat. Eine Ausnahme, die vor der Entwicklung der Stiftung in den vergangenen Jahren noch deutlicher hervortritt: 1999 hat die Gregor Louisoder Umweltstiftung einen AUSGEZEICHNETER UMWELT-JOURNALISMUS wird immer seltener. FOTO: ARNOLD METZINGER Journalistische Qualität auf dem Rückzug Förderpreis für Umweltjournalisten ausgelobt, der erstmals im Jahr 2000 verliehen wurde. „Er richtete sich eigentlich an Berufsanfänger und freie Mitarbeiter“, erinnert sich Claus Obermeier vom Vorstand der Stiftung. Zunächst wurde der Preis jährlich, teils alle zwei Jahre verliehen. Zu Beginn habe es eine sehr begrenzte Zahl von Journalisten gegeben, die den Anforderungen genügten, meint Obermeier. „Diese haben sich später auch nach oben entwickelt“, sagt er. Doch im Jahr 2007 wurde der Preis eingestellt. Claus Obermeier bringt den Grund so auf den Punkt: „Das Bewerberfeld fiel ab, es wurden keine preiswürdigen Beiträge mehr eingereicht.“ Auf der Homepage der Stiftung heißt es: „Der Förderpreis Umweltjournalismus wird nicht mehr vergeben, da bereits viele renommierte Tageszeitungsjournalisten ausgezeichnet wurden und die Qualität des Bewerberfeldes stark abgesunken ist.“ Und was sind preiswürdige Beiträge zum Umweltschutz von hoher journalistischer Qualität? „Sie blicken auf ein Spannungsfeld aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ansprüchen“, erläutert Obermeier den Anspruch der Louisoder Umweltstiftung. Standardthemen berücksichtige sie nicht. Obermeier bemängelt zudem, dass der „journalistische Tiefgang“ auf regionaler Ebene zurückgegangen sei. Das liege auch daran, dass zumeist Praktikanten oder freie Mitarbeiter zu Terminen geschickt würden. „Was kann man von Praktikanten schon erwarten“, setzt Obermeier nach und ergänzt: „Die Berichte liegen auf dem Niveau von Pressestellen.“ Es ist ein Urteil, das sich beim „Medien-Doktor Umwelt“ (siehe Seite 22) so nicht wiederfinden lässt. Dies ist ein Online-Angebot der Technischen Universität Dortmund, bei dem neun Journalisten mehrmals pro Woche journalistische Bei- träge anhand eines festgelegten Kriterienkatalogs bewerten. Die Ergebnisse des Medien-Doktors zeigen, dass sowohl überregionale als auch regionale Medien fundiert, vielfältig und mit verschiedenen Perspektiven Umwelt- und Nachhaltigkeitsfragen beleuchten. Dabei sind nicht nur Print-Beiträge berücksichtigt, sondern auch Beiträge aus Online-Medien, Fernsehen und Hörfunk. Deutlich wird dabei: Nicht nur bei überregionalen Medien sind sowohl sehr gute als auch mäßige Beiträge zu finden, sondern auch bei regionalen und lokalen Publikationen. Dabei gehen die Beiträge auf aktuelle Ereignisse zurück und sind offenbar weniger von investigativen Gedanken geleitet. Obermeier begründet seine Beobachtungen so: „Qualität kostet nun mal Geld.“ Das ist in den Redaktionen aber nicht vorhanden oder wird nicht für Recherche und Redakteursstellen zur Verfügung gestellt. Zeit ist also der zweite limitierende RedaktioFaktor. Blickt man in die Redaktio Münen, wird zudem eine enorme Mü Entwickdigkeit deutlich, die den Entwick lungen der vergangenen Jahre ge geschuldet ist. Viele Re Redaktionen versuchen mit immer wieder neuen Umstrukturierungen den Rückgang von Käufern und vor allem Abonnenten auf aufzufangen. Für Journalisten, die sich eigentlich auf die inhalt inhaltliche Arbeit konzentrieren sollten, ist das eine enorme Belastung. Das gilt zumal, wenn der Druck bereits von Dauer ist und sein Ende nicht absehbar. So bleibt abzuwarten, wie sich der Umweltjournalismus nach dem derzeitigen Umbruch weiterentwickeln wird. Wichtig ist auch, wie sich das Publikum weiter weiterentwickeln wird und wie es infor informiert werden möchte. UJ Vorbildlicher Umweltjournalismus nachzulesen auf: WWW.ZEIT.DE/2012/48/ KLIMAWANDEL-MARC-MORANOLOBBY-KLIMASKEPTIKER 01#2013 | UJ | 9 Kiosk BERND STÖSSEL IST FREIER JOURNALIST IN FRANKFURT [email protected] Auf Touren bringen Sattelfeste freie Autoren finden bei Fahrrad-Magazinen gute Gelegenheiten zur Mitarbeit. „MountainBIKE“, „RoadBIKE“ www.mountainbike-magazin.de, www.roadbike.de Als Kaufberater und Meinungsforum für die Szene richtet „Mountainbike“ sich sowohl an erfahrene Biker wie an Einsteiger. Letztere erhalten Tipps für den Kauf des ersten Bikes und die passende Ausstattung. Dazu gibt es Fitnessberatung in Gestalt von Trainings- und Ernährungstipps. Im Reiseteil präsentiert „Mountainbike“ Touren in Deutschland, Europa und dem Rest der Welt. Faszination und Emotion des Rennradsports zu vermitteln, das hat sich „Roadbike“ auf die Fahnen geschrieben. Zielgruppe sind Einsteiger und Cracks gleichermaßen. „Von Rennradfahrern für Rennradfahrer“ lautet das Motto. Den Schwerpunkt bildet der Test- und Serviceteil. Wie bei „Mountainbike“ findet sich ein Reiseteil mit detaillierten „ElektroRad“ Was gibt es Neues bei Elektrofahrrädern? „Elektrorad“ bricht eine Lanze für die elektrische Mobilität – steht bislang das Fahrrad im Fokus, so sollen künftig LeichtElektro-Fahrzeuge (LEV) und E-Roller hinzukommen. Tests und Kaufberatungen stehen im Vordergrund. Was leisten Akkus und Motoren? Im Reiseteil gibt „Elektrorad“ Empfehlungen, wo es sich besonders zu stromern lohnt. Auch die Themen Gesundheit, Wellness und Mode haben ihren Platz im Heft. „Elektrorad“-Chefredakteur Daniel „Bike & Berge“ Das Ende April neu auf den Markt gekommene Magazin stellt Mountainbike-Touren vor, welche die Redaktion selbst getestet hat. Neben Tourenbeschreibungen und Reportagen finden sich Interviews und Porträts von Sportlern sowie Fitness- und Ernährungstipps. „Bike & Berge“ regt dazu an, auch unbekanntere Regionen zu entdecken. Radfahren als Kombination aus Sport und Naturerlebnis. Angesprochen werden nicht nur Freunde steiler Anstiege, sondern auch Hobbyfahrer. Freie 10 | UJ | 01#2013 Routenbeschreibungen. Sowohl „Mountainbike“ als auch „Roadbike“ sind immer für interessante und exklusive Geschichten freier Autoren offen. Wichtig: eine lebendige und zielgruppengerechte Schreibe. Grundvoraussetzung für eine Zusammenarbeit ist absolute Termintreue. VERLAG: Motor Presse Stuttgart AUFLAGE: „Mountainbike“ 63.000 / „Roadbike“ 36.000 ERSCHEINUNGSWEISE: beide monatlich PREIS: 4,50 Euro KONTAKT: „Mountainbike“, Achim Isenmann, Mollenbachstraße 6, 71229 Leonberg, Tel. 07152/941560, „Roadbike“, Alexander Walz, Mollenbachstraße 6, 71229 Leonberg, Tel. 07152/941560 [email protected], [email protected] Fikuart freut sich über gut recherchierte, leserfreundlich geschriebene Geschichten – versehen mit hochwertigen, authentischen Fotos, die auch die Fahrer der Elektroräder zeigen. Ansprechpartnerin für Freie ist Verlagsassistentin Janine Amann. VERLAG: BVA Bike Media, Ismaning AUFLAGE: 35.000 ERSCHEINUNGSWEISE: vier Mal jährlich PREIS: 4,90 Euro KONTAKT: Janine Amann, Tel. 089/41615401 [email protected] kommen mit exklusiven Geschichten zu Regionen sowie mit Personenporträts zum Zuge. Wichtig: ein origineller Zugang. Großen Wert legt die Redaktion auf das Bildmaterial. VERLAG: Bruckmann, München AUFLAGE: 15.000 ERSCHEINUNGSWEISE: vier Mal jährlich PREIS: 4,90 Euro KONTAKT: Bruckmann Verlag, Redaktion „Bike & Berge“, Chefredakteur Uli Ertle, Postfach 400209, 80702 München [email protected] 01#2013 | UJ | 11 Kiosk Auf Touren bringen „Procycling“ www.procycling.de Als deutsche Lizenzausgabe des gleichnamigen englischen Titels beschäftigt „Procycling“ sich mit dem Profi-Rennradsport. Im Fokus der Geschichten stehen Fahrer, Teams und Rennen rund um den Globus. Der Untertitel „Aus dem Herzen des Pelotons“ wird nicht jedem etwas sagen: Als Peloton bezeichnet man im Straßenradsport das geschlossene Hauptfeld der Fahrer. Für die Laufradtests nutzt „Procycling“ die Kompetenz von Profis und Ex-Profis. Tipps gibt es außerdem zur jahreszeitgerechten Bekleidung und zu Zubehör wie Lenkern und Satteln. Eine wichtige Rolle spielen die „Ride“ www.ride.ch Als Lifestylemagazin unter den Bike-Titeln versteht sich die Schweizer Mountainbike-Zeitschrift „Ride“. Fast die Hälfte des Heftes entfällt auf Tourenberichte. Umfassend bebildert geht es auf die Biketrails der Schweiz und des benachbarten Alpenraums. Lobenswert: „Ride“ beschäftigt sich auch mit der Kritik am Mountainbike-Sport – denn Naturnähe ist das eine, Umweltbelastung das andere. Wie denken und argumentieren also die Gegner? Der Blick gilt aber auch der Konkurrenz am Markt: „Ride“ vergleicht die iPad-Versionen deutschsprachiger Bike-Magazine. An Print führt letztlich aber doch kein Weg vorbei. Chefredakteur „Tour“ www.tour-magazin.de Das Rennradsport-Magazin „Tour“ verfügt über ein eigenes Labor und Prüfstände, auf denen mit IngenieursKompetenz vergleichende Produkt-Tests vorgenommen werden. Wie sind die Sicherheit und die Haltbarkeit eines bestimmten Rennrads zu bewerten? Kritisch begleitet das Heft den internationalen Profisport. Dazu kommen Reportagen aus dem Hobbysport und der „JedermannSzene“ (Chefredakteur Thomas Musch). In den Reisereportagen erhalten die Leser Touren-Empfehlungen. Servicecharakter haben auch die Beiträge zu den Themen Training und Fitness. Neben den Tests kommen in „Tour“ dem Layout und der Bildsprache große Bedeutung zu – entsprechend hohe Ansprüche werden nicht nur an die Autoren, sondern auch an die Fotografen gestellt. Der 12 | UJ | 01#2013 Bilder: Sie ziehen den Rennradsportenthusiasten ins Geschehen. Wer als Autor „Procycling“ ein Angebot machen möchte, sollte wissen, dass für die Redaktion nur Pro-Tour- und Pro-Continental-Level von Interesse sind – alles darunter nicht. Neben einer hohen Fachkompetenz zählt der Zugang zum Profi-Rennradsport. VERLAG: Degen Mediahouse AUFLAGE: 30.000 ERSCHEINUNGSWEISE: monatlich PREIS: 5,90 Euro KONTAKT: Degen Mediahouse, Redaktion „Procycling“, Chris Hauke (stellvertretender Chefredakteur), Tel. 089/66059735 [email protected] Claude Balsiger zufolge heben viele Leser das Heft nach der Lektüre auf – ein Fall fürs Bücherregal. Freie Autoren können „Ride“ Reisereportagen, Hintergrundreportagen und Fotostorys anbieten. Da optisch höchste Ansprüche gestellt würden, könne nur ausgezeichnetes Bildmaterial verwendet werden. VERLAG: Swiss Sports Publishing GmbH, Davos AUFLAGE: 16.000 ERSCHEINUNGSWEISE: vier Mal jährlich PREIS: 12,50 Schweizer Franken KONTAKT: Swiss Sports Publishing GmbH, Redaktion „Ride“, Chefredakteur Claude Balsiger, Talstrasse 42d, 7270 Davos, Schweiz, Tel. +41 81 4134343 [email protected] Redaktion können Vorschläge zu fast allen Themen des Hefts gemacht werden, außen vor bleiben vergleichende Rad- und Produkttests. Willkommen sind „Tour“-Chefredakteur Musch gegen den Strich gebürstete Beiträge. Die Rezeptur lautet: unerwartet, unterhaltsam, servicestark und sorgfältig recherchiert. Interessenten sollten in ihrer Mail mit einem konkreten „Küchenzuruf“ überzeugen. Also „Butter bei die Fische“ – unerwünscht sind „Man könnte doch mal …“-Zuschriften. VERLAG: Delius Klasing, Bielefeld AUFLAGE: 54.000 ERSCHEINUNGSWEISE: monatlich PREIS: 4,80 Euro KONTAKT: Chefredakteur Thomas Musch, Steinerstr. 15d, 81369 München, Tel. 089/729600 [email protected] 01#2013 | UJ | 13 Kommunikation THOMAS MRAZEK ARBEITET ALS FREIER JOURNALIST UND DOZENT IN MÜNCHEN [email protected] „Auch die Bahn hat Fehler gemacht“ Wolfgang Dietrich, Sprecher des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21, stellt sich jeder Debatte, auch wenn „es manchmal nicht vergnügungssteuerpflichtig ist“. Medien, NGOs, aber auch Politik und Verwaltung haben bei der Kommunikation rund um S21 Fehler begangen. Welche Fehler haben Sie gemacht? Wolfgang Dietrich: Alle Projektpartner haben im Umgang miteinander Fehler gemacht – auch die Bahn. Wir haben unterschätzt, dass es viele Menschen gibt, die das Gefühl haben, dass die Welt verrücktspielt und von ein paar Bankern oder Politikern aus den Angeln gehoben werden kann. Diese Menschen sehnen sich nach vertrauten Strukturen wenigstens vor ihrer Haustüre. Und S21 steht nun einmal für das Neue, das dem Alten nicht sehr gleicht. Bei Großprojekten mit einer derart langen Laufzeit darf sich die Kommunikation mit den Bürgern deshalb nicht allein auf die normalen Wege und Kanäle beschränken. Da braucht es mehr Dialog und mehr Transparenz. Die Umwelt-NGOs werden S21 sicherlich weiterhin ablehnen. Wie reagieren Sie darauf? Stuttgart 21 ist vielfach legitimiert. Hunderte von Millionen Euro sind in die Planung geflossen, Dutzende von Behörden haben Planungen geprüft und abgesegnet. Viele Parlamente haben für das Vorhaben gestimmt, Gerichte haben zugunsten des Projekts entschieden. Es wurde ein Schlichtungsmarathon und eine Volksabstimmung mit eindeutigem Ergebnis abgehalten. Umso bemerkenswerter ist es, dass eine Minderheit nach meiner Wahrnehmung nicht nur überproportional die Schlagzeilen bestimmt, sondern auch in der Lage ist, das Projekt selbst wirksam zu blockieren, ohne dabei selbst ein Risiko einzugehen. Diese Asymmetrie zwischen dem übergeordneten, durch den Bürgerwillen legitimierten Interesse einerseits und dem untergeordneten, durch eine Minderheit von Andersdenkenden forcierten Ansinnen der Blockade ist bisher nicht ausreichend thematisiert worden. Umso wichtiger ist es, weiter im Dialog zu bleiben. 14 | UJ | 01#2013 Wir stellen uns fast jeder Debatte, auch wenn es manchmal nicht vergnügungssteuerpflichtig ist. Im Übrigen besteht die überwiegende Mehrheit der Projektgegner aus liebenswerten Menschen, mit denen man reden kann. Ob man sie auch zu überzeugen vermag, ist eine andere Frage. Wie sehen Sie die Rolle der Medien bei Stuttgart 21 – wurde und wird objektiv über das Projekt berichtet? Zunächst einmal ist festzustellen, dass rund zwei Drittel der Menschen in Baden-Württemberg das Projekt befürworten. Dies haben auch die Medien akzeptiert und verinnerlicht. Bemerkenswert ist, dass mehr als 75 Prozent der Kommunikation über das Projekt die Note 1 bis 3 geben, nur 25 Prozent fühlen sich schlecht bis unzureichend informiert. Wir haben kein Problem damit, dass uns Journalisten akribisch auf die Finger schauen und kritisch berichten, solange sie fair berichten. Ich habe WOLFGANG DIETRICH: „Ich habe aber ein Problem mit Journalisten, deren Interesse an diesem Projekt sich aus einer klar erkennbar ideologischen Haltung speist.“ aber ein Problem mit Journalisten, deren Interesse an diesem Projekt sich aus einer klar erkennbar ideologischen Haltung speist. Im Zweifel werden dann die Spielregeln des Pressekodex hinter die eigene Voreingenommenheit gestellt. Das kommt vor, ist aber nicht die Regel. Im Wesentlichen berichten die Medien sachkundig und fair über das Projekt. Die haben es im Übrigen auch nicht leicht. Der Konflikt um das Für und Wider von Stuttgart 21 hat nicht nur die Leserschaft polarisiert, sondern auch manche Redaktionen. Kritiker monieren, dass es an Transparenz mangele. Wo sehen Sie die Grenzen der Transparenz? Bezeichnend ist bei diesen Vorwürfen gegen uns, wie bei so vielen anderen Dingen von S21: Es wird eine Behauptung aufgestellt, im Detail aber nicht ausgeführt, wo das Problem eigentlich liegt. Wenn uns ein Argument der anderen Seite überzeugt, reagieren wir umgehend darauf. Was Ihre Frage nach der Transparenz betrifft: hier setzen wir Zeichen. Nehmen Sie zum Beispiel unser Projektmagazin „Bezug“, das keine PR-Postille ist, sondern ein journalistisches Werk mit hohem Anspruch. Darin kommen gezielt auch kritische Stimmen zu Wort, die Beiträge würden sich in jeder Tageszeitung gut machen. Zeigen Sie mir eine Website zu einem Großprojekt, auf der mehr Unterlagen, Pläne und Erläuterungen zu finden sind als bei uns. Mittlerweile hat sich das auf nahezu ein Terabyte Daten summiert, die es im Netz oder in unserer Ausstellung im Turmforum, in unserem Projektmagazin zu sehen und zu lesen gibt. Nur ein Beispiel: Bei einer Planänderung für unser Grundwassermanagement haben wir die Antworten auf häufig gestellte, gleichlautende Einwendungen online veröffentlicht, bevor ein Termin für eine Erörterungsverhandlung anberaumt war. Auch eine für Laien verständlich redigierte Zusammenfassung unserer geotechnischen Gutachten haben wir mit 180 Seiten im Netz veröffentlicht, bevor sie im formalen Verfahren behandelt werden. Bezeichnende Reaktion einer Journalistin: Das sei viel zu umfangreich, wer solle denn das alles durchlesen. UJ 01#2012 | UJ | 15 PR EKKEHARD BRANDHOFF IST FREIER JOURNALIST IN MÜNCHEN [email protected] Ein Riese wendet E.ON ist Power pur. Die Zahlen und Fakten, die man auf der Homepage des Giganten nachlesen kann, sprechen Bände. Wenn ein solcher Koloss ins Wanken gerät, wird der gesamte EnergieSektor erschüttert. Wie schafft er die Energiewende? Christian Drepper, E.ON-Sprecher für Erneuerbare, über den aktuellen Kampf des Riesen mit der Wende und seine Pressearbeit. Herr Drepper, wissen Sie noch, was Sie spontan gedacht haben, als nach dem Super-GAU in Japan von Frau Merkel ganz locker per Soloakklamation die Energiewende ausgerufen wurde? CHRISTIAN DREPPER: Ich kann mich sehr genau an die Situation erinnern, das war nur zwei Tage nach unserer Bilanzpressekonferenz. Mir war sofort klar, dass jetzt in der Energiewelt nichts mehr so sein würde wie zuvor und vieles von dem, was wir zwei Tage zuvor zum Beispiel zu unserer Ergebnisprognose gesagt hatten, auf den Prüfstand muss. Ich habe aber auch spontan gedacht: Wie gut, dass wir „Kommunikation folgt schon rechtzeitig die Weidem Geschäft.“ chen gestellt haben, um CHRISTIAN DREPPER mittelfristig auch ohne die Kernenergie planen zu können. Wie hat man in der Pressestelle auf die Merkel’sche Wende reagiert? E.ON hatte ja bekanntlich der Politik sofort klar signalisiert, konstruktiv an Lösungen für die Energiewende mitzuwirken. Die kritisch-konstruktive Haltung des Unternehmens zur Energiewende wird nicht zuletzt von der Unternehmenskommunikation in der Öffentlichkeit verdeutlicht. War Krisen-PR notwendig? 16 | UJ | 01#2013 Ja, in den ersten Tagen nach dem Unglück in Japan war E.ON im Rahmen einer Arbeitsgruppe zusammen mit Vertretern anderer Unternehmen engagiert. Wie ist generell die Pressestrategie bei E.ON ausgerichtet? Eine „Pressestrategie“ im strengen Wortsinn gibt es nicht. Kommunikationsarbeit folgt dem Geschäft, das ist zwar eigentlich selbstverständlich, wird bei E.ON aber sehr konsequent gelebt und auch durch Organisation der Unternehmenskommunikation und interne Prozesse unterstützt. Übergreifende, oft interdependente Themen wie Handel, Finanzen, Erneuerbare oder Erzeugung werden von einem kleinen Team aus dem Group Management kommuniziert, das regionale operative Geschäft „spricht für sich selbst“ und wird aus dem Group Management fachlich gesteuert. Kommunikation und Politik sind bei E.ON in einem Bereich zusammengefasst und berichten an den Vorstandsvorsitzenden. Wer legt die fest? Die Kommunikation gemeinsam mit dem Vorstand. Wie umfangreich ist der PresseStab bei E.ON? Für die globalen Themen sprechen fünf Kolleginnen und Kolle- gen, das regionale Geschäft wird von ebenfalls fünf Kolleginnen und Kollegen gesteuert. Zurück zur Energiewende. Das ist ja so ein Terminus politicus unbekannter Provenienz. Hätten Sie eine bessere EinwortAlternative zu bieten? Nein, der Begriff ist schon recht gut. „Wende“ ist zu Recht positiv konnotiert und „Energie“ deutet an, dass es um mehr als um Strom geht. Wir setzen den Begriff jedenfalls nicht in Anführungsstriche. Energiewende ist ein gutes Kürzel, welches für ein chancenreiches, aber auch unglaublich komplexes politisches, wirtschaftliches und technisches Vorhaben steht, bei dessen konkreter Ausgestaltung es viele konkurrierende Interessenlagen gewürzt mit viel Ideologie gibt. Erfüllen Sie doch mal das leblose Schlagwort Energiewende mit Leben aus Sicht von E.ON. Das Ziel des Umbaus unseres Energiesystems muss es sein, eine zuverlässige, klima- und ressourcenschonende und bezahlbare Energieversorgung zu haben. Dazu ist der Ausbau der Erneuerbaren ein zentrales Mittel, Effizienzsteigerung ein anderes. Bei den Erneuerbaren kommen wir rasant voran, und trotzdem kann es sein, dass wir die nationalen und internationalen Ziele dabei verfehlen. Derzeit steigt der CO2-Ausstoß durch ein verfehltes Marktdesign, das ausgerechnet die Braunkohle als klimaschädlichsten Energieträger profitieren lässt. Vor allem aber laufen uns die Kosten weg, und das gefährdet die Akzeptanz der ganzen Energiewende. Deshalb müs- sen Erneuerbare, so schnell es technisch-ökonomisch geht, „an den Markt“. Und wir brauchen einfachere, europaweit abgestimmte Förderinstrumente für saubere Energien, so wie es der CO2-Handel leisten sollte. Sinnvoll wäre eine grundlegende Reform des europäischen CO2-Handels – das käme nachhaltigen Investitionen in klimafreundliche Technologien, also auch hocheffizienten Gaskraftwerken, zugute. Nachdem wir mit hohen Kosten viele „high hanging fruits“ gefördert haben, darf es nicht für Jahre passieren, dass „low hanging fruits“ verrotten, so geht wirkungsvoller Klimaschutz nicht! Ist so ein Riesentanker wie E.ON überhaupt in der Lage, mal eben so zu wenden? Er ist schon mit voller Kraft auf dem Weg. Mit knapp 5 Megawatt zählen wir bei Onshore-Wind in PROFIL Christian Drepper (47), verheiratet, zwei Kinder (fünf und sieben). Studium: Kommunikationswissenschaft, Philosophie und Germanistik, Promotion mit einem organisationssoziologischen Thema. Seit 1992 in der Energiewirtschaft, zunächst als interner Berater und im Bereich Presse bei Ruhrgas, seit 2003 im Bereich Medien und Politik bei E.ON. Sprecher für Erneuerbare Energien, dezentrale Energielösungen und Finanzen. „Die Energiewende ist eine großartige Chance für unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft, eine moderne und nachhaltige Infrastruktur aufzubauen. Dabei wünsche ich mir in Deutschland mehr Pragmatismus, so wie in Skandinavien, und weniger Ideologie.“ Daneben seit 1998 regelmäßig Lehraufträge, unter anderem an der Universität Münster. „Ich habe selbst an der Universität viel von den Lehrenden profitiert, die mit einem Bein in der Praxis standen. Ich habe daher mir schon während des Examens vorgenommen, wenn möglich Beruf und Lehre zu verbinden. Das ist mir seither immer wieder gelungen. Lehre und berufliche Praxis können sich gegenseitig befruchten, wenn man die Lehre wirklich ernst nimmt und dabei nicht nur eitle Anekdoten erzählt. Gesellschaftliches und politisches Engagement sind wichtig. Unsere Demokratie braucht Menschen, die sich engagieren, in Vereinen, Schule und Parteien.“ 01#2013 | UJ | 17 PR Ein Riese wendet den USA und bei Offshore-Wind in Europa zu den weltweiten TopPlayern. Als Spezialist für besonders effiziente Projektentwicklung ist es uns gelungen, bei Anlagenverfügbarkeit und Kostenreduktion eine Spitzenstellung einzunehmen. Diesen Weg werden wir auch in den nächsten Jahren konsequent weiter verfolgen: Derzeit haben wir rund 2 Gigawatt Erneuerbare im Bau. Wir konzentrieren uns dabei weiter auf Offshore-Wind in Europa und Onshore-Wind in Nordamerika. Hinzu kommen in Zukunft verstärkt große Photovoltaik-Anlagen in Nordamerika. Klopfen wir doch mal die theoretischen Vorhaben und Ziele aus Ihrer Präsentation und Übersicht für Q1/2013 zum Renewables-Geschäft bei „Franz Alt hatte E.ON praktisch ab: „mulschon recht, die ti-billion euro investSonne schickt keine ments“ sollen getätigt Rechnung.“ werden, um weiter zu CHRISTIAN DREPPER wachsen. Ist das Geld überhaupt da? Die Erneuerbaren gehören auch in Zeiten knapperer Budgets zu den Wachstumsfeldern. Wir werden – wie in den letzten Jahren – jährlich mehr in den Ausbau der Erneuerbaren als in jede andere Erzeugungstechnik investieren. Sie wollen Kosten sparen, um mit den Erneuerbaren besser „wettbewerben“ zu können. Kosten sparen allein ist aber noch lange nicht kreativ. 18 | UJ | 01#2013 Stimmt, aber um Kosten zu senken, muss man kreativ sein. Wir werden beispielsweise bei Offshore-Wind die Kosten für Bau und Betrieb bis 2015 um mindestens 40 Prozent senken. Dazu optimieren wir beispielsweise im Einkauf, bei Prozessen und bei der Wartung, und das nicht alleine, sondern mit vielen Partnern aus der gesamten relevanten Industrie. Solche Vorhaben kann man nur gemeinsam effektiv umsetzen, und die großen Erneuerbaren-Player ziehen hier an einem Strang. Wenn uns das gelingt, dann werden wir Ende des Jahrzehnts auch hier fast auf Förderung verzichten können. Sie setzen stark auf Offshoreund Onshore-Wind. Ja, aber nicht weil wir bestimmte Technologien bevorzugen, sondern aus sehr nüchternen Erwägungen. Wir richten uns konsequent nach den natürlichen Ressourcen. In Nordwesteuropa haben wir zum Beispiel eine sehr gute Windausbeute auf dem Meer, in Nordamerika viel Platz und viel Wind auf dem Land. Mit lavendelfarbener südfranzösischer Photovoltaik in der Präsentation wollen Sie das Blaue vom Himmel holen? Solarstrom ist faszinierend. Franz Alt hatte schon recht, die Sonne schickt keine Rechnung. Aber auch das kann man gut oder besser machen. Wir haben jedenfalls entschieden, auch bei Solarstrom konsequent dort zu investie- ren, wo die Voraussetzungen optimal sind: Das ist in Südeuropa der Fall, aber auch in den USA, wo wir mittelfristig planen, pro Jahr 200 MW hinzuzubauen. Wie schafft der E.ON-Sprecher für Erneuerbare die ganz persönliche Energiewende? Mit einer hochmodernen Gasbrennwertheizung, für die meisten Häuser immer noch die Technik der Wahl. Und ich habe den Ehrgeiz, meinen großen Kombi im Schnitt mit etwas mehr als fünf Litern zu bewegen. Und das gelingt mir fast immer. Sind Sie zufrieden mit den journalistischen Kollegen? Ich empfinde die Zusammenarbeit mit Journalistinnen und Journalisten in Deutschland und den meisten europäischen Ländern im Großen und Ganzen als sehr professionell, den Umgang fair und geprägt von gegenseitigem Respekt. Ich bin aber auch unbescheiden genug zu behaupten, dass wir bei E.ON für die Medien gute Gesprächspartner sind. Unser Anspruch ist, jederzeit die „beste Quelle“ zu E.ON zu sein, und ich denke, das gelingt uns. UJ Beruf JENS THURAU IST JOURNALIST IN BERLIN [email protected] Klima statt Umwelt Es steht schlecht um die Umweltberichterstattung, meinen Jörn Ehlers und Regine Günther vom WWF. Die Umweltberichterstattung sei an Ereignissen orientiert und bleibe allzu häufig an der Oberfläche. Beim Klimaschutz sei dies besser. E s stand schon mal besser um die Qualität der Umweltberichterstattung in den deutschen Medien. Da sind sich Jörn Ehlers und Regine Günther einig. Seit 1999 arbeiten beide für die Umweltorganisation WWF: Ehlers als Pressesprecher und Günther als Expertin für Energie- und Klimafragen – zusammen mit rund 170 Kollegen des Hauptstadtbüros in der Berliner Reinhardtstraße. Ehlers wird zwar täglich von Medienmenschen um Rat gebeten, aber der Kenntnisstand über Umweltthemen vor allem in den Massenmedien ist oft dürftig: „Ich bekomme Anrufe, da möchten Fernseh-Redakteure eine Klimashow machen – und die Aufgabe für die Kandidaten ist dann, im Tierheim den Stall auszumisten. Mit Klimaschutz hat das nichts zu tun – aber das Wort Klima ist ein Synonym für Umweltschutz geworden.“ Noch vor sechs Jahren, erinnert sich Regine Günther, war das anders. Der Weltklimarat schockte mit seinem Klima-Zustandsbericht, Kanzlerin Merkel setzte während des G8Gipfels in Heiligendamm den Abbau der Treibhausgase ganz oben auf die Tagesordnung. Umweltthemen hatten Konjunktur. Der Boom hielt an bis zum UN-Klimagipfel 2009 in Kopenhagen, der dann kläglich scheiterte. „2007 wurde das Thema richtig aufgebaut. Und mit der gescheiterten Konferenz von Kopenhagen bekam es dann einen Rückschlag“, so Regine Günther. Das ist ihrer Ansicht nach bis heute so – trotz Fukushima und der deutschen Energiewende. Gerade letztere werde, so meinen Ehlers und Günther, in den Medien heute eher als Teil der Industriepolitik wahrgenommen: „Die Berichte handeln von der Bezahlbarkeit der Erneuerbaren Energien und von der Strompreisbremse“, so die Klimaexpertin. Andere Themen als Klima und Energie zu platzieren, ist schwer. „Ich wüsste spontan nicht, welcher Journalist sich wirklich gut im Bereich Waldwirtschaft auskennt“, meint Ehlers. Die Umweltberichterstattung sei an Ereignissen orientiert und bleibe allzu häufig an der Oberfläche: „Wenn das Hochwasser kommt, wird über Flusspolitik gesprochen.“ Bei solchen für eine kurze Zeit nachgefragten Themen gilt: Bloß nicht ins Detail gehen, und Regine Günther fügt hinzu: „Während der großen Flut im Juni an Elbe und Donau frag- ten die Redaktionen bekannter TV-Talkshows nach WWF-Vertretern. Als wir jedoch unsere Experten anboten, hieß es: zu differenziert. Sie wollten ausdrücklich jemanden, der nur sagt: Die Politik ist schuld!“ Eine Tendenz, die die Klimaexpertin bei vielen Presseanfragen empfindet: „Ich soll zumeist kurz einordnen: Ist das jetzt gut oder schlecht?“ Doch Umweltthemen sind selten schwarz oder weiß, das aber wollen die meisten Journalisten gar nicht hören – zu kompliziert, heißt es dann. „Viele Redaktionen können es sich kaum noch leisten, eigene Experten für Umweltthemen aufzubauen“, glaubt Ehlers. „Die Auflage der Zeitungen ist in den letzten Jahren um 15 Prozent gesunken, das Personal um 20 Prozent.“ Will heißen: Die journalistische Einschätzung wird an die Umweltbewegungen delegiert. Eine rühmliche Ausnahme bildet trotz aller Enttäuschung über die geringen Erfolge die Klimaschutzpolitik. „Beim Thema Klima sind in Deutschland doch einige Kollegen seit Jahren gut im Stoff“, so Ehlers. „Wenn Sie aber was machen wollen zum Washingtoner Artenschutzabkommen, gibt es kaum einen Journalisten, der das Thema über Jahre verfolgt hat.“ Zuletzt bekam der WWF auch einmal selbst Probleme mit den Medien – und mit seinem Image. Der Buch- und TV-Autor Wilfried Huismann warf dem WWF vor gut anderthalb Jahren vor, zu sehr mit der Wirtschaft verbandelt zu sein, vor allem mit den Herstellern genveränderten Saatguts. Der da WWF ging gerichtlich dagegen vor, erst dadurch wurden viele Medien aufmerksam. Ehlers: „Es war rückwirkend betrachtet si sicherlich nicht besonders schlau, den juristi juristischen Weg einzuschlagen.“ Verschiedene Medien solidarisierten sich mit dem Journa Journalisten. Immerhin, findet Ehlers, wurde die Saat Position des WWF in der Frage globaler Saatguthersteller durch die Affäre deutlich. „Wir reden tatsächlich mit denen. Wir wollen Märkte aktiv verändern, ein Boykott ist Un Unsinn.“ UJ JÖR EHLERS UND JÖRN REGINE GÜNTHER: „Umweltthemen sind selten schwarz oder weiß.“ 01#2013 | UJ | 19 Titel EKKEHARD BRANDHOFF IST FREIER JOURNALIST IN MÜNCHEN [email protected] „Zeo2“ – Gift gegen Gift S o viel Selbstironie oder Provokation tur der Taz-Gruppe von Grund auf und wiskönnen sich von den arrivierten Blät- sen somit, wie man sich nach der Decke tern hierzulande bei der Taufe eines streckt: „Da Manfred Kriener zur ,Taz‘Magazins wohl nur die Macher der „Taz“ Gründergeneration gehört und ich das Reserlauben. Schließlich ist CO2 – zum Beispiel sort Umwelt und Wirtschaft vom Praktikum als Treibhausgas und Klimawandler – Gift kannte, gab es immer einen engen Kontakt. für Mensch und Umwelt. Aber natürlich will Die Wurzeln sind ähnlich. Die Grundüber„Zeo2“ nicht vergiften, sondern informieren. zeugungen sind dieselben.“ Entgegen den in Das grüne Blatt ist dabei aber kein leibliches der Print-Branche immer üblicher werdenKind des „Taz“-Stammbaumes, sondern den Marketing-Schnüffeleien checkt und adoptiert. Die Doppelspitze in der Chefre- analysiert „Zeo2“ angeblich nicht die Passadaktion, Marcus Franken und Manfred Krie- gierlisten. Weiß man also nicht, wie die Folner, „sind seit Anfang an dabei, haben das lower denken und handeln? Wie ticken er Blatt erdacht und zusammen mit der oder sie und wie sieht er denn nun aus, DUH – Deutsche Umwelthilfe der typische „Zeo2“-Konsument? 2008 das erste Mal herausgeElder-Bio-Statesmen und „Wir müssen bracht“. Ganz „Taz“-like die Joschka-Jünger? Oder Youngbekannter werden, lustigen Headlines auch Urban-Mülltrenner, Geneinsbesondere das zu morbiden Themen. ration weißer Audi A8 oder Internetangebot soll Der erste Titel zur Artengar ein Öko-Agnostiker, jetzt mal folgen. Da vielfalt: „Wir sind dann der sagt: „Umweltzerstösind wir dran.“ mal weg“. Nach der rung kann es geben, aber MARCUS FRANKEN Übernahme wurden erst ich glaube nicht so richtig mal die Wände gestrichen. daran“? Die Chefredaktion Franken: „Die ,Taz‘ hat ,Zeo2‘ scheint hier in voller Absicht Anfang 2011 übernommen und ein wenig im Nebel zu stochern, uns ein neues Layout spendiert, kann die Biomasse der Leserschaft außerdem haben wir seitdem einen profes- nicht definieren. Franken: „Schwer zu sagen. sionellen Vertrieb – das unterschätzt man Es gibt keine Leseranalysen. Wir wollen die als Journalist leicht. Das hat uns Auftrieb Leser mit kritischer Analyse gewinnen. gegeben und die Verkäufe erhöht.“ Positive Aber nicht nur durch schlechte Nachrichten Resonanzen ersetzen allerdings nicht die einschüchtern, sondern zeigen, was wir als Öko-Butter auf dem Bio-Brot. Frankens Einzelne und über die Politik erreichen könSchuh drückt vor allem in puncto Populari- nen. Dazu gehören dann auch Rubriken wie tät: „Zufrieden sind wir mit dem fast durch- die ,Vorzeigbar‘ oder die Wein-Tipps, wo weg guten Feedback auf ,Zeo2‘. Aber auf dem man Genießen mit Nachhaltigkeit kombiWeg zur (wirtschaftlichen) Nachhaltigkeit nieren kann.“ Hoffentlich schlägt diese Gehaben wir noch etliche Baustellen: Wir müs- lassenheit nicht eines Tages in das große sen bekannter werden, insbesondere das Wundern um, wohin es die unbekannten Internetangebot soll jetzt mal folgen. Da sind Biobibliophilen verschlagen hat. Leser/-inwir dran.“ Die beiden Chefredakteure wis- nen-Analyse gehört zum Wachstum dazu sen, wovon sie reden, kennen sie doch die wie das Licht zur Photosynthese – auch für redaktionelle und ökonomische Infrastruk- Umweltmagazine. Wer den Ankömmling 20 | UJ | 01#2013 nicht kennt, weiß auch nicht, wen er abholen soll. Abgeholt werden die Leser sehr wohl aber im Heft. Wer sich dann also zu „Zeo2“ – Pardon! – verirrt, der wird nicht enttäuscht. Auf dem Titel wird einem – dann doch zielgruppendeskriptiv – bewusst gemacht, dass „Zeo2“ ein „Magazin für Umwelt, Politik und neue Wirtschaft“ ist, und: dass erstens: wenn man einen Apfel isst, wie Sarah Wiener das tut, andere sehen, dass man im Besitz von Kaumuskeln ist. Und zweitens: dass Frau Wiener in Großbuchstaben postuliert: „Dann lebe ich lieber in der Stadt!“ Hier zeigt sich wieder die feine Grundironie der „Taz“-Doktrin: mit dem Klischee spielen, es ein wenig brechen, aber nicht zerstören. Sarah Wiener apfelmalmend wie Tom Sawyer mit einem Gemüsekorb auf dem Weg in die Stadt? Da will man mit! „ZEO2“: Zufrieden sind die Blattmacher mit dem fast durchweg guten Feedback der Leser. Auf dem Weg zur (wirtschaftlichen) Nachhaltigkeit gibt es aber noch etliche Baustellen. FOTO: MIRCO LOMOTH Ein Umweltmagazin – rechtsprachlich leicht codiert – CO2 zu betiteln, das ist ungefähr so, als würde sich der „Kicker“ „Blutgrätsche“ oder das „Manager Magazin“ „Gier“ nennen. Dann geht es auch gleich los: „Taz. Reisen in die Zivilgesellschaft – im Urlaub den Blick schärfen in Begleitung von ,Taz‘-RedakteurInnen.“ Bosnien-Herzegowina, Baden-Württemberg, Lofoten oder Budapest und Wien. Sicherlich nicht jedermanns Dream-Destinations, aber wer endlich die Haut voll hat von Ski-Gletscherbrand und Mallorca-Akne, der kann hier sicher was „Erweiterndes“ erleben. Im dann folgenden Editorial verkünden die beiden Chefredakteure eine Kooperation: „Zeo2“ plus eine Organisation mit dem mittelalterlichen Namen „UnternehmensGrün“: „Wir kooperieren mit dem ökologischen Wirtschaftsverband ,UnternehmensGrün‘. Gemeinsam ist der Redaktion von ,Zeo2‘ und diesem Zusammenschluss nachhaltig orientierter Firmen die Suche nach neuen, besseren Formen des Wirtschaftens; mehr Unternehmen sollen sich nicht allein an der Profitmaximierung orientieren – sondern am Gemeinwohl.“ So eine Philosophie wurde vor 40 Jahren von Gründergrünen entwickelt, betrieben und wurde verlacht, hätte jetzt aber wieder die Chance, ernst genommen zu werden. Die Protagonisten der neuen Wirtschaft nämlich neigen in erheblicher Zahl zu den Neo-Grünen. „Zeo2“ ist hier sicher auf einem guten Weg. Ernähren muss sich das „Taz“-Baby trotzdem mit der herkömmlichen Muttermilch der Blattmacherei. Franken: „Aus Verkäufen via Abo und Bahnhofskiosk und Anzeigen.“ Baden-Württemberg oder die Lofoten dürften noch länger existieren, andere Themen sind wie CO2 eher flüchtige Gase. Da ist es nicht so einfach, Aktualität zu wahren. Wie darf man sich die Themensuche und -findung bei „Zeo2“ vorstellen? Immerhin gilt es bei bloß viermaliger Performance pro Jahr, lange Zeitabstände des Erscheinens möglichst aktuell zu füllen. Franken predigt Entschleunigung: „Wir untersu- chen Themen genauer, sehen tiefer und bieten Hintergründe und Analysen statt Nachrichtenbefeuerung. Wir können und wollen nicht mit dem Internet konkurrieren, die tägliche Aktualität machen andere. Jedes Heft entwickelt sich um das Titelthema herum. Und jedes Titelthema bringt ganz erstaunliche Einsichten – auch für uns selbst.“ „Zeo2“ erfindet das Rad nicht neu, ist aber innerhalb der Blatt-Standards sehr vital. Das besagte Titelthema „Lust auf Stadt“ konterkariert die megaerfolgreiche „Landlust“ – wobei dann gleich „Stadtlust“ doch auch schön gewesen wäre. Viele lesenswerte Themen auch internationaler Provenienz wie Nashornwilderei in Indien oder Rohstoff-Krieg in Peru sind im Heft zu finden. Die getesteten E-Bikes sind so gut „normal“ fotografiert, dass man gleich eines von der Wand nehmen und losradeln möchte. Und wie beurteilt die Chefredaktion die Chancen für ein Gelingen der Energiewende? Franken: „Die Chance ist da: technisch, wirtschaftlich und auch die Mehrheit der Deutschen unterstützt das. Das ist gar keine Frage und wird ständig von allen Experten bestätigt. Aber wenn ich sehe, wie die Bundesregierung jetzt den Ausbau der Erneuerbaren abwürgt, dann wird mir angst und bange. Die fossilen Energiekonzerne haben viel zu verlieren, und ihre Lobby erzielt im Moment Erfolge, die nach Fukushima niemand für möglich gehalten hätte.“ „Zeo2“ muss nicht in einem Rutsch gelesen werden, sondern bildet ein Stöber-Schmöker-Reservoir für verregnete Wochenenden – auch für Kollegen. Denn wem was Gutes einfällt, der darf sich damit bei Franken/ Kriener melden. Franken: „Wir sind in der Redaktion zu zweit und arbeiten mit einem Stamm von rund 20 Freien zusammen. Wir freuen uns über Angebote.“ UJ MARCUS FRANKEN UND MANFRED KRIENER (R.), „Zeo2“-Chefredakteure: „Wir sind in der Redaktion zu zweit und arbeiten mit einem Stamm von rund 20 Freien zusammen. Wir freuen uns über Angebote.“ 01#2013 | UJ | 21 Beruf THOMAS MRAZEK ARBEITET ALS FREIER JOURNALIST UND DOZENT IN MÜNCHEN [email protected] Umweltjournalismus auf dem Prüfstand Medien-Doktor.de bewertet seit drei Jahren medizinjournalistische Beiträge nach festen Kriterien. Jetzt prüfen die Projektmitarbeiter auch die Qualität umweltjournalistischer Inhalte. K ritik kann manchmal richtig schmerzhaft sein. „Der Artikel lässt jede Bemühung um eine lebendige, journalistisch interessante Darstellung vermissen. Er stellt ein Beispiel für einen umwelttechnischen Artikel mit ‚Tunnelblick‘ dar, der dem Eindruck nach alle Informationen und Argumente unkritisch aus nur einer Quelle bezieht.“ Das ist nur ein Auszug aus einer Begutachtung eines „FAZ“-Artikels bei www.medien-doktor.de/umwelt. Freilich wolle man kein „Journalisten-Bashing betreiben, sondern konstruktive Hinweise geben“, sagt Prof. Holger Wormer, Projektleiter von Medien-Doktor.de an der Technischen Universität (TU) Dortmund. Vor allem gehe es darum, die Berichterstattung über Umwelthemen zu verbessern. Am Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus der TU analysieren Fachjournalisten bereits seit 2010 als Medien-Doktor.de einzelne Beiträge in Publikumsmedien über Medizin und Gesundheit. Die Begutach- tung erfolgt anhand von zehn medizinjournalistischen und drei allgemeinjournalistischen Kriterien. Alle Kriterien sind auf der Website aufgeführt und werden dort auch erläutert. Jedes Kriterium kann von den Gutachtern als „erfüllt“, „nicht erfüllt“ oder „nicht anwendbar“ bewertet werden. Je nachdem wie gut die Kriterien erfüllt sind, werden Sternchen vergeben (für null Prozent gibt es keinen Stern, für 81 bis 100 Prozent gibt es fünf Sterne). Die Sterne sollen jedoch nur der ersten Orientierung dienen, wichtig seien jeweils die Kommentare zu den einzelnen Kriterien. Jeweils zwei Gutachter bewerten einen per Zufallsprinzip ausgewählten Beitrag entlang dieser Kriterien. „Der leitende Redakteur des Medien-Doktor fasst die Gutachten zusammen und entscheidet im Zweifelsfall in Absprache mit den Gutachtern über die endgültige Bewertung einzelner Kriterien“, erklären die Mediendoktoren ihr Vorgehen. Auf der Website publizieren sie WWW.MEDIEN-DOKTOR.DE/UMWELT bewertet seit Mai die Qualität des Journalismus. Zudem werden bei Medien-Doktor PR-Watch (www. medien-doktor.de/ pr-watch) nun auch Pressemitteilungen aus der Wissenschafts-PR geprüft. 22 | UJ | 01#2013 dann eine Punkt für Punkt kommentierte Bewertung des begutachteten Beitrags. Im Mai weitete das Projekt sein Aufgabenfeld auf den Umweltjournalismus aus. Für die Begutachtung umweltjournalistischer Beiträge wurde das bewährte Prinzip aus dem Medizinsektor übernommen. Wobei in einem mehrstufigen Verfahren, unter anderem mithilfe von 30 Umweltjournalisten und Studierenden der Dortmunder Journalistik, ein spezieller umweltjournalistischer Kriterienkatalog erarbeitet werden musste. So wird etwa im achten Punkt der Kriterien, „Räumliche Dimension (global – lokal)“, geprüft, ob „die räumliche Reichweite eines Umweltproblems und der Zusammenhang zwischen lokalen und globalen Perspektiven“ dargestellt werden. In Stein gemeißelt soll dieser Kriterienkatalog nicht sein, er soll „nur als erster Vorschlag dienen, mit dem wir die Diskussion um Qualität im Umweltjournalismus anregen wollen“. Zudem werden bei Medien-Doktor PR-Watch (www.medien-doktor.de/pr-watch) nun auch Pressemitteilungen aus der Wissenschafts-PR geprüft. Es werden übrigens noch weitere umweltjournalistische Gutachterinnen und Gutachter gesucht. Pro Gutachten könne nur eine Aufwandsentschädigung von 50 Euro bezahlt werden, erklärt Wormer, „die Mitarbeit hat also schon den Charakter eines gemeinnützigen Ehrenamts“. Vor allem für journalistische Nutzer bietet der Umwelt-Medien-Doktor jedoch einen großen Mehrwert: die publizierten Kriterien und auch die bewerteten Beiträge können als eine Checkliste oder als „Recherchegeländer“, wie es Projektmitarbeiter Marcus Anhäuser formuliert, für die eigene Arbeit dienen. Dann bleiben einem dank des Mediendoktors schmerzhafte Kritiken hoffentlich erspart. UJ 24 | UJ | 01#2013