1 Birgit Geissler / Mechtild Oechsle Zeitordnungen des Erwerbssystems und biographische Bindungen an Andere: Verflechtung und Entkoppelung 1. Zeitordnungen und Geschlecht Die eigenen Handlungen mit der sozialen Umwelt zeitlich koordinieren zu können, ist ein wesentliches Ziel der primären und sekundären Sozialisation. Institutionelle Regeln und Verfahren und sozio-kulturelle Normen (auch) als Zeitordnungen zu erkennen, ihre Rigidität oder Flexibilität einzuschätzen, – diese Lernprozesse reichen bis in das junge Erwachsenenalter hinein. Eine genuine Aufgabe dieses Lebensalters ist es darüber hinaus, die eigene Zeitwahrnehmung und Zeitverwendung auf soziale Zeitordnungen 1 einzustellen, diese als Ressource zu nutzen oder auch als 'Korsett' abzulehnen. Die Antizipation des weiteren Lebens kann erst gelingen, wenn das Individuum über ein – zumindest implizites – Wissen über institutionelle und andere soziale Zeitordnungen, soziale Altersnormen und Verlaufsmuster verfügt. Mit dem Begriff der Zeit'ordnung' (im Unterschied zu Zeitstruktur) referieren wir auf die industriegesellschaftliche und wohlfahrtsstaatliche Institutionalisierung und die damit gegebene normative, handlungsorientierende Funktion von Zeiten des Erwerbssystems. Bezüge auf soziale Zeitordnungen – abgegrenzt von natürlichen Rhythmen und Abläufen – sind latent in vielen Analysen des sozialen Wandels enthalten (vgl. Weymann 1998). Beschleunigter sozialer Wandel ist immer auch mit einem Umbruch in den Zeitordnungen und subjektiven Zeiterfahrungen verbunden. Der in der Soziologie vorherrschende Ansatz zur Vergesellschaftungswirkung sozialer Zeiten setzt sozialgeschichtlich an der Durchsetzung des Industriekapitalismus an. Nach E.P. Thompson2 ging die industrielle Arbeitsorganisation mit der Ausbildung neuer Arbeitsgewohnheiten, der Verbreitung eines ökonomisierten Zeitbewusstseins und der Verinnerlichung einer neuen Zeitdisziplin (bildlich gesprochen: dem 'Maschinentakt') einher (Thompson 1973, 99; vgl. auch Brose 1997). Dieser Theorie der erwerbsgebundenen Rationalisierung und Ökonomisierung von Zeit sind spätere Autoren verpflichtet. „Mit der Arbeit wird das abstrakte Kontinuum Zeit in der Regel durch außerhalb der Person liegende Verhaltenszwänge, durch eine feste gesellschaftliche Ordnung strukturiert. (...) Diese Strukturierung der Zeit durch Arbeit ... besitzt also den Charakter sozialer Normierung. Arbeit ... ordnet Tages- und Lebensrhythmus“ (Heinemann 1982, 90). Das industrielle Zeitregime setzt demnach allgemeinverbindliche Regeln und Mechanismen, die die Zeit für die bezahlte Arbeit von allen anderen Zeitverwendungen trennen. Das soziale Konstrukt der Normalarbeitszeit (die Schichtarbeit, Überstunden etc. enthält) bestimmt zugleich die alltäglichen Zeitstrukturen des privaten Lebens. Allerdings sind die erwerbsbezogenen Zeitordnungen heute in sich vielfältiger und 1 Ein ausführliche Darstellung der sich ausdifferenzierenden sozialwissenschaftlichen Zeitkonzepte im Zuge der Modernisierung bieten Maurer 1994 sowie Rinderspacher 2000, vgl. auch Schmiede/Schudlich 1987 zum Normalarbeitstag. 2 Thompson bezieht sich auf die sozialgeschichtliche Forschung zum Wandel der Zeitstrukturen seit dem Mittelalter (franz. Schule der Annales) und die der Technikgeschichte inhärente Zeitforschung. 2 widersprüchlicher und damit auch der betrieblichen und individuellen (Um-)Deutung, Variation und Transformation zugänglicher als das bis vor wenigen Jahren der Fall war. Ungeachtet der aktuellen Transformationen in Wirtschaft und Beschäftigung gibt es jedoch wenig Anzeichen für eine Modifikation der normativen Grundelemente dieses Regimes, insbesondere von Erwerbskontinuität und Vollzeitarbeit. In den zitierten Aussagen zur alltäglichen und biographischen Strukturierung von Zeit meint der Begriff 'Arbeit' ganz selbstverständlich Erwerbsarbeit, ihr stehen der Feierabend, das Wochenende und der Ruhestand gegenüber. Noch die Thesen zur postindustriellen Flexibilisierung der Zeit und neuere zeit-ökologische Utopien denken von erwerbsbezogenen Zeitordnungen her. In derselben Verengung sozial relevanter Zeitordnungen auf die des Erwerbssystems entwickelt Kohli in den 80er Jahren das Konzept des Lebenslaufs als Institution – organisiert um die Erwerbsarbeit und ihre wohlfahrtsstaatliche Regulierung in Ausbildung und Beruf, Arbeitsmarkt und Sozialversicherungen. Wieweit ist jedoch die diesen Ansätzen zugrundeliegende Annahme richtig, Haus- und Erwerbsarbeit seien strikt getrennt? Wie Becker-Schmidt in ihrer Begriffs-Analyse zum Geschlechterverhältnis feststellt, ist dieses Verhältnis von Trennung und von Verbindung geprägt. Während sich das Privatleben in seiner „Reglementierung der Sinne und in der Zeitstruktur“ nach der Erwerbsarbeit richtet, schlagen die Frauen durch ihre doppelte Lebensführung „Brücken zwischen den separierten Sphären“, und beide Geschlechter verknüpfen die Sphären „im Privaten über heterosexuelle Paarbeziehungen“ (Becker-Schmidt 1998, 16). In welcher Weise nicht-erwerbsförmige Tätigkeiten und persönliche Bindungen eine zeitstrukturierende Wirkung für Alltag und Lebenslauf haben, ist wenig erforscht. Dies ist sicherlich kein Zufall, sondern reflektiert die strukturelle Dominanz des Erwerbssystems, das die Anpassungsfähigkeit (nicht nur in zeitlicher Hinsicht) des privaten Bereichs voraussetzt. Die Funktionslogik des Erwerbssystems externalisiert alle nicht auf die Erwerbsarbeit bezogenen Aufgaben, Ereignisse und Verläufe im Leben der Individuen – wie die Geburt eines Kindes und die Phasen und Statuspassagen seines Bildungsverlaufs, aber auch so banale Dinge wie einen Umzug, Krankheit, kurzfristig notwendige Nachbarschaftshilfe u.ä. Die alltägliche Zeitverwendung und die biographische Sequenzierung des Lebens von Frauen ist von diesen nicht-erwerbsförmigen Tätigkeiten jedoch in der Regel ebenso geprägt wie von der Erwerbsarbeit. Obwohl mit der beschleunigten Modernisierung auch die Zeiten des Alltags und die Zeiten der Paarund Elternbeziehung sozial überformt werden, bleibt dies bisher in der theoretischen Reflexion von Zeit ein untergeordnetes Thema 3 . Die Familie wird so zur „NichtInstitution des Lebenslaufs“ (Krüger 2001, ?; Krüger i.d.Band). So richtig es ist, dass mit der Freisetzung des Individuums aus den vormodernen Einbindungen und mit seiner „Marktvergesellschaftung“ (Brose 1997, 83) die Aufgabe der selbstverantworteten Lebensführung4 und Zeitverwendung entsteht, so einseitig ist 3 In letzter Zeit hat die wissenschaftliche Reflexion dieser 'privaten' Zeitstrukturen sowie der privaten Bedeutung der erwerbsbezogenen Zeitinstitutionen eingesetzt, da die Flexibilisierung der Arbeitszeiten und die „Entgrenzung“ von Arbeit und Leben (dazu Voß/Pongratz 1998) sich beschleunigt; vgl. dazu die Gemeinschaftspublikation der Projekte, die die 28-Stunden-Woche bei VW Wolfsburg untersucht haben: Hildebrandt (Hg.) 2000. 4 In der modernen Gesellschaft wird den Individuen „die Gestaltung des Nacheinander von Lebensereignissen und des Nebeneinander von Lebensbereichen“ abverlangt (Brose 1997, S. 83); dies haben wir Lebensplanung genannt (Geissler/Oechsle 1996). Dabei haben Zeitinstitutionen wie die 3 die Konzentration von Empirie und Theoriebildung auf die erwerbsbezogenen Zeitordnungen. Weder die Zeitstrukturen der Haus- und Familienarbeit und der Mutterschaft (vgl. Leccardi 1998) noch andere soziale Zeitgeber – insbesondere die Beziehungen zu Anderen – sind mit genuin für diesen Gegenstand entwickelten Fragestellungen und Instrumenten erforscht worden. Allerdings ist die Theorie des Lebenslaufs als Institution um die 'weibliche Normalbiographie' ergänzt worden, die durch eine familienbezogene Lebensweise gekennzeichnet sein soll. Dieser Idealtypus ist jedoch nicht so eindeutig empirisch gedeckt wie der Idealtypus der männlichen Normalbiographie; auch ist nicht einsehbar, warum die Trennung in (Erwerbs-)Arbeit und (restliches) Leben komplementär auch für den weiblichen Lebenslauf gelten sollte. Denn anders als das Konstrukt 'weibliche Normalbiographie' unterstellt, war und ist die Mehrheit der Frauen erwerbstätig, allerdings eher selten im Normalarbeitsverhältnis. Frauentypische Erwerbsformen sind neben den 'mithelfenden Familienangehörigen' – für die im Grunde die Verfügbarkeit rund-um-die-Uhr gilt – vor allem irreguläre (z.T. rechtlich und sozialpolitisch prekäre) Formen der abhängigen Beschäftigung wie Heimarbeit, Teilzeitarbeit, 'geringfügige Beschäftigung' und Saisonarbeit. Diese Erwerbsformen sind Ausdruck einer erwerbs- und familienbezogenen Lebensführung und folgen einer eigenen Zeitlogik – in Abweichung von Normalarbeitstag und Erwerbskontinuität. Die Arbeitszeiten in diesen Erwerbsformen sind unendlich vielfältig, denn ihre gesetzliche und tarifpolitische Normierung ist sehr schwach. Neben der institutionalisierten Arbeitszeitordnung gibt es daher eine Fülle betriebs- und arbeitsplatzspezifischer 'abweichender' Zeitordnungen, die von den Individuen in ihrer alltäglichen Lebensführung mit den Zeitstrukturen anderer Lebensbereiche zu flexiblen – und zugleich verbindlichen – Zeitarrangements verbunden werden (vgl. Jurczyk/Rerrich 1993). Die Unterscheidung der erwerbsbezogenen Zeitordnungen in institutionalisierte 'normale' und nicht-institutionalisierte 'abweichende' Zeitordnungen gehört zum Alltagswissen und ist eine grundlegende Unterscheidung in der Lebensplanung junger Erwachsener (vgl. dazu Teil 3). Diese Differenzen zwischen Zeitordnungen und die Art und Weise, wie Individuen versuchen, sie in Bezug auf eigene biographische Projekte zu nutzen oder sich ihnen (partiell) zu entziehen, sind von besonderem Interesse für die Untersuchung von Lebensführung und Lebensplanung von Frauen. In welcher Weise organisieren sie das eigene Leben als Lebenslauf – das heißt in der diachronen Zeitperspektive – und wie bewältigen sie Statuspassagen. Wie finden sie das alltäglich gültige Verhältnis von Beruf und Privatleben? Wie bringen sie synchrone und diachrone Zeitperspektiven zusammen? Methodologisch formuliert: Wie ist biographisches Handeln zu analysieren, zu typisieren und mit übergreifenden Prozessen des sozialen Wandels – insbesondere des Wandels der Geschlechterverhältnisse – in Beziehung zu setzen? Diesen Frage n, die uns seit Gründung des Sfb und Beginn der eigenen Forschungen zur Lebensplanung5 empirisch und theoretisch geleitet haben, wollen wir hier am Gegenstand der institutio- Normalbiographie die Funktion, sie davon zu befreien, diese Aufgaben täglich neu bewältigen zu müssen; vgl. dazu Geissler/Oechsle 1990, S. 8f. 5 Im Rahmen der qualitativen Studie zur „Lebensplanung junger Frauen“, die von 1989 bis 1992 im Sfb 186 der Universität Bremen durchgeführt wurde, haben wir 75 junge Frauen in verschiedenen Beschäftigungsformen, mit und ohne berufliche Ausbildung, zu ihrem bisherigen beruflichen Werdegang, ihrer aktuellen Lebenssituation und ihren beruflichen und privaten Zukunftsplänen befragt. Da es um die Orientierungen und das biographische Handeln junger Frauen vor der Familiengründungsphase ging, haben wir nur Frauen ohne Kinder einbezogen. 4 nalisierten und der informellen Zeitordnungen und ihrer Bedeutung für Berufsbiographie und Lebensführung nachgehen. Zwar verliert derzeit die Unterordnung unter das industrielle Zeitregime an normativer Geltung für die Alltagspraxis und die Lebensplanung der jüngeren Generation; zugleich kann aber niemand die Zeitordnungen des Erwerbssystems gänzlich ignorieren. An die unterschiedliche Wirkung vor allem der institutionalisierten Zeitordnungen im Lebenslauf von Frauen und Männern zu erinnern, heißt also nicht, familienbezogene Zeiten als einzig relevante im Leben von Frauen zu unterstellen. Obwohl die Zahl der Frauen steigt, deren Lebenslauf von Vollzeitarbeit und Erwerbskontinuität geprägt ist, wirken die erwerbsbezogenen Zeitordnungen nach wie vor geschlechterdifferenzierend: die 'abweichenden' Zeitordnungen 'passen' zur Lebenslage von Frauen mit Familie. Nur im Lebenslauf von Frauen ist ein bestimmter Typus von familialen Ereignissen und Statuspassagen Anlass für eine Unterbrechung oder eine Reduzierung der Erwerbsarbeit (bzw. für ihre Wiederaufnahme). Dieses Ereignis ist nicht mehr in erster Linie die Heirat, sondern es sind die Geburt oder der Schulbeginn eines Kindes, die Pflegebedürftigkeit eines Verwandten, auch Wohnortwechsel, deren Zeitbedürfnisse mit den 'normalen' Zeiten der Erwerbsarbeit nicht vereinbar sind 6 . Im erwerbszentrierten Verständnis sozialer Zeitordnungen ist eine Lebensführung, die solche Bedürfnisse berücksichtigt, von Kontingenz geprägt; die 'diskontinuierlichen' Lebensläufe von Frauen erscheinen als traditionsgebundener Sonderfall. Die de facto zeitstrukturierende Wirkung nicht erwerbsbezogener Tätigkeiten und Bindungen für das Individuum ist empirisch belegbar. Dies gilt zum einen ex negativo: So zeigen die Studien zu weiblichen Bildungs- und Berufsbiographien, zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder zur ehrenamtlichen Arbeit von Frauen die marginalisierende Wirkung der institutionalisierten Zeitordnungen für Personen, deren Zeitverwendung (auch) von anderen Tätigkeiten geprägt ist. Diese Studien können auch als Beleg für das Fehlen moderner Zeitordnungen für Lebensbereiche außerhalb der Erwerbsarbeit gelesen werden. So gelten für den Lebenslauf von Frauen inkonsistente Altersnormen, zum Beispiel für den Abschluss der Ausbildung und den Berufsverlauf auf der einen Seite, die Familiengründung und die Dauer der Sorge für ein Kind auf der anderen. Zugleich scheint die Bindung an andere Personen (Partner, Kinder) die Spielräume selbstbestimmter Zeitverwendung quasi naturwüchsig einzuengen. Der gesellschaftliche Verzicht darauf, die Zeitbedürfnisse von Kindern und die typischen Muster der Zeitverwendung in der Familie eigenständig und verbindlich zu rahmen, hat gegenwärtig zur Folge, dass mit der Erosion des industriellen Zeitregimes (das das Familienleben indirekt strukturiert hat) die zeitliche Rahmung der familialen Lebensführung insgesamt schwächer wird. Zum anderen ergeben sich Hinweise auf neu entstehende – von Frauen selbst konstruierte – Zeitordnungen der Alltags und des Lebenslaufs, die die Gleichrangigkeit der Ansprüche des Erwerbssystems und der erwerbsfernen Lebensbereiche zur Grundlage haben. In diesen neuen Lebensformen und biographischen Konstruktionen werden überkommene Sinnangebote und Leitbilder vom ‚richtigen‘ Leben, von Weiblichkeit und Männlichkeit reflektiert und transformiert. Die neuen Konfigurationen alltäglicher 6 Die Überbrückung der Brüche in der Erwerbsbiographie, die aus solchen Gründen entstehen, ist (trotz Erziehungsurlaub) unzureichend. Zur Bedeutung des deutschen Typs von Wohlfahrtsstaat wird auf die breite Forschungsliteratur zum „gendered welfare state“ verwiesen. 5 Arbeitsteilung (vgl. Jurczyk/Rerrich 1993) und die Entwürfe für neue LebenslaufModelle jenseits der männlichen und der weiblichen Normalbiographie (vgl. Geissler/Oechsle 1996) sind durchaus institutionenbezogen. Sie nutzen wohlfahrtsstaatliche Transferleistungen für bestimmte Lebensphasen und Statuspassagen (die keineswegs nur erwerbsbezogen sind) sowie Ressourcen, die sich aus der Verflechtung des eigenen Lebens mit dem Leben anderer Personen (Partner, Kinder, Eltern) ergeben können. 2. Die Dynamik von Erwerbsintegration und Partnerbindung im jungen Erwachsenenalter Die Entwicklung einer umfassenden Theorie des Lebenslaufs muss sich daher u.a. der Frage widmen, wie der Lebenslauf als Zeitordnung funktioniert, wenn nicht nur der Einstieg in das Erwerbsleben und die Kontinuität des Erwerbsverlaufs von Interesse ist, sondern auch die Verbindung mit den Lebensläufen anderer Personen – Partner/in, eigenen Kindern, Eltern – einbezogen wird. Für die Untersuchung dieser Frage ist die Analyse biographischer Prozesse im jungen Erwachsenenalter aus mehreren Gründen sinnvoll. Im jungen Erwachsenenalter sind verschiedene Zeitordnungen relevant: auf der einen Seite die Zeitordnungen der Ausbildungs-Institutionen7 und der Erwerbsarbeit, auf der anderen Seite die Zeitordnungen der Partnerschaft und der antizipierten Familie (Zeiten der Familiengründung). Nicht zu vergessen sind biographische Projekte außerhalb von Arbeit und Familiengründung (Reisen, Hobbies, ehrenamtliches oder politisches Engagement), die ihre eigene, ggf. vorrangige Zeitstruktur mitbringen (vgl. Keddi u.a. 1999). An dieser Auflistung wird deutlich, dass die Zeitordnungen des Erwerbssystems selbstverständlich die biographischen Projekte auch von Frauen in vielerlei – oft in dominanter – Weise beeinflussen. Die Entwicklung persönlicher Bindungen (Partnerschaft) und die Antizipation von Verantwortung (Familie) halten wir jedoch für ebenso wichtige Dimensionen des Übergangs zwischen Jugend und Erwachsenenalter wie die Integration in das Erwerbssystem – bei beiden Geschlechtern (vgl. Kühn/Witzel i. d. Bd.). Dabei führt die sowohl im Erwerbsleben geforderte wie auch individuell erwünschte Mobilität und Flexibilität der Lebensführung junger Erwachsener (vgl. Jurczyk 1997) zu einer grundsätzlichen Vorläufigkeit und Reversibilität aller Entscheidungen – der privaten wie der beruflichen. Dies kann seinen Ausdruck darin finden, dass sich der/die Einzelne Kontinuitätszumutungen gänzlich entzieht. Generell kann nicht als gegeben vorausgesetzt werden, dass sich junge Erwachsene in ihrem biographischen Handeln auf die Erwerbsarbeit und ihre Zeitordnungen beziehen ebenso wie es nicht zwingend ist, dass Bindungen, die im jungen Erwachsenenalter eingegangen werden, quasi 'automatisch' zu Einschränkungen der beruflichen Handlungsfreiheit führen. 7 Hier soll exemplarisch die innere Differenzierung der Zeitordnungen genannt werden. Die Zeitordnung des Ausbildungssystems hat folgende Elemente: - das chronologische Alter beim Schulabschluss; - die erwartete Dauer der Ausbildung/des Studiums; - die zeitlichen Zugangsvoraussetzungen (Fristen, Berechtigungen, Altersgrenzen) zu bestimmten Ausbildungen, Ausbildungsmaßnahmen oder zu Transferleistungen; - Kontinuität, Verlängerung oder Bruch beim Übergang an der „2. Schwelle“; Termine, Fristen und Wiederholungsmodalitäten von Prüfungen; - die Dauer von institutionellem Handeln in jedem dieser Elemente. 6 2.1 Zeitordnungen in der Lebensplanung Der/die Einzelne ist nicht Gefangene/r von Zeitordnungen noch von sozialen Bindungen, und die Verknüpfung mit erwerbsbezogenen Zeitordnungen ebenso wie mit dem Leben anderer Personen setzt also aktives biographisches Handeln voraus. Daher richtet sich unser Erkenntnisinteresse darauf, welche Vorstellungen die Individuen über Zeitordnungen haben, wie sie die Verknüpfung herstellen; es geht uns um die Gestaltung des eigenen Lebenslaufs im Hinblick auf institutionalisierte sowie 'abweichende'/flexible Zeitordnungen des Erwerbssystems und als Verbindung mit (bzw. NichtAbgrenzung von) den Lebensläufen von Personen, zu denen eine persönliche Bindung besteht andererseits. Hier ist an die Zeitstrukturen des gemeinsamen Alltags (Lebensführung) und die Verflechtung mit den biographischen Projekten des Partners zu denken (Lebensplanung). Für die meisten jungen Frauen heute geht es nicht mehr um die fraglose Anpassung an den institutionell verregelten Lebenslauf des Mannes, sondern um die Aushandlung eines gemeinsamen biographischen Entwurfs mittlerer Reichweite. Dabei stehen grundsätzlich auch die Arbeitszeiten und berufsbiographischen Konzepte beider Partner zur Verhandlung (vgl. Hildebrandt 2000). Die Ausrichtung des eigenen biographischen Projekts an Zeitordnungen des Erwerbssystems und die Verflechtung mit Projekten relevanter Anderer (insbesondere des Partners/der Partnerin) können die biographischen Handlungsspielräume einschränken, dies ist aber nicht notwendig so. Vielmehr kann der bewusste Bezug auf diese Zeitordnungen ebenso wie die partielle oder vollständige Entkoppelung auch handlungseröffnend für den eigenen Lebensverlauf sein. Zwar ist die Entkoppelung von erwerbsbezogenen Zeitordnungen und die Verflechtung mit dem biographischen Projekt des Partners bei Frauen häufiger anzutreffen als bei Männern. Die unmittelbare Gleichsetzung dieses biographischen Musters mit dem sog. traditionellen weiblichen Lebenslauf und mit dessen Unterordnung unter den Lebenslauf des Mannes ist jedoch nicht mehr zulässig. Wie wir an empirischen Fällen (Teil 3) zeigen können, sind die Konstellationen von Verflechtung und Entkoppelung vielfältig; neben dem Muster, in dem der Erwerbsverlauf des Mannes auch für die Frau biographisch strukturgebend wird, sind zahlreiche andere biographische Muster anzutreffen. Wir richten also den Blick nicht auf die institutionelle Steuerung von Lebensläufen, sondern betrachten die individuellen Akteure und ihr Handeln im Hinblick auf erwerbsbezogene Zeitordnungen und auf die Beziehungen zu Anderen als biographische Optionen. Dabei greifen wir auf theoretische Vorarbeiten zur Lebensplanung – definiert als sinnhafte Verknüpfung der Gegenwart mit Vergangenheit und Zukunft – zurück (Geissler/Oechsle 1990; 1996), die wir hier mit Bezug auf soziale Zeitordnungen differenzieren und weiterführen. Lebensplanung ist kein 'Entwurf' des eigenen Lebens, sondern insofern eine soziale 'Herstellungsleistung', als es dabei um die Einpassung in Institutionen und die Abgrenzung von ihnen und zugleich auch um eine gelungene alltägliche Lebensführung gemeinsam mit Anderen geht und/oder um die Durchsetzung ‚eigensinniger‘ biographischer Projekte. Lebensplanung ist demnach bezogen (erstens) auf die 'normalen' wie auf die 'abweichenden' Zeitordnungen des Erwerbssystems, zu denen es von den biographischen Projekten her Verflechtungsanlässe oder – notwendigkeiten wie auch Entkoppelungen gibt. Zweitens ist Lebensplanung bezogen auf die biographischen Projekte relevanter Anderer. Bei dem letztgenannten Aspekt geht es in anderer Perspektive um die Bereitschaft oder Fähigkeit, Bindungen 7 einzugehen und Verantwortung für andere Menschen zu übernehmen. Diese Bereitschaft – die traditionell Frauen zugeschrieben wird – steht bei den jungen Frauen heute in Wechselbeziehung (oder auch in Konkurrenz) mit der Suche nach Autonomie (Geissler/Oechsle 1996, 64f.). Von Ausnahmen abgesehen, ist bei jungen Frauen im Übergang in das junge Erwachsenenalter die Relation von Autonomie und Bindung noch nicht entschieden. Das zeigt sich daran, dass die Entscheidung für einen Partner meist als reversibel angesehen wird und Partnerwechsel sowie Phasen des Alleinlebens legitim erscheinen; es zeigt sich auch daran, dass die konkrete Entscheidung für oder gegen eigene Kinder noch lange offen gehalten wird. Die 'Post-Adoleszenz'-These (vgl. z.B. Béjin 1988) gibt dafür Interpretationshinweise: die Formulierung konkreter biographischer Projekte und eine entsprechende Festlegung scheint erst mit Ende zwanzig dringlich zu werden. Die Mehrheit der jungen Frauen will offene biographische Perspektiven im Berufsleben, aber auch in subkulturellen oder künstlerischen Zirkeln mit Selbstbestimmung in privaten Beziehungen und im Hinblick auf Mutterschaft und Familienleben verbinden. Dies ist für junge Frauen heute eine höchst anspruchsvolle Aufgabe, die über die individuelle Lebenslage hinausgeht; sie müssen in ihre Lebensplanung die Lebensläufe relevanter Anderer (einschl. noch nicht geborener Kinder!) einbeziehen. 8 2.2 Die Transformation von Zeitordnungen im jungen Erwachsenenalter Das junge Erwachsenenalter – die Lebensphase zwischen dem Abschluss der Schulbildung und der (wie auch immer reversiblen) Entscheidung für eine Lebensform – ist lebenslauftheoretisch äußerst interessant. Es geht dabei um die Fragen, welche Elemente des wohlfahrtsstaatlich-industriellen Lebenslauf-Regimes von nachfolgenden Kohorten reproduziert, welche vernachlässigt werden (können) und ob neue Elemente generiert werden (vgl. Born i. d. Bd.). Schließlich hat im Modernisierungsschub der letzten dreißig bis vierzig Jahre in Deutschland die Steuerungsfunktion der sozialen Herkunft für den Ausbildungs- und Berufsverlauf Jugendlicher abgenommen (obwohl sie sicherlich in vermittelter Weise noch gegeben ist). Andere Faktoren – Kohortenzugehörigkeit, ethnische und regionale Herkunft, Arbeitsmarktgängigkeit des erlernten Berufs, soziale und kulturelle Kompetenzen – haben an Bedeutung für die Chancenzuweisung gewonnen. In dieser Konstellation sieht sich das Individuum in Jugend und jungem Erwachsenenalter der Anforderung gegenüber9 , die Ressourcen, über die es verfügt, zu evaluieren, einen biographischen Zeithorizont zu entwickeln, die Lebenssituation immer wieder zu bilanzieren und (berufs-)biographische Projekte mit kurzer und mittlerer Reichweite zu formulieren. Dies ist der Kern dessen, was wir Lebensplanung genannt haben. Lebensplanung als „aktiver Umgang mit der eigenen Lebenszeit“ (Geissler/Oechsle 1996, 70) impliziert auch das Wissen über verschiedene Zeitordnungen, für deren alltägliches wie biographisches Management bestimmte Kompetenzen des Handelns und Planens erforderlich sind. 8 Dass dieses auch zunehmend junge Männer als Aufgabe begreifen, zeigen die Analysen von Kühn/Witzel i. d. Bd. 9 Diese Anforderung kann als Herausforderung und Chance zur Selbstbestimmung begriffen werden; ein nicht unbeträchtlicher Teil der jungen Frauen und Männer ist damit jedoch (objektiv) überfordert oder will sich der Anforderung nicht stellen. Immerhin ein knappes Fünftel der Befragten der LebensplanungsStudie (s. Fn ) hat sich dieser Aufgabe verweigert. 8 Welche Bedeutung haben solche Kompetenzen in den Prozessen der Verflechtung bzw. Entkoppelung von Lebenslauf und Lebensführung mit sozialen Zeiten? Die Antizipation des eigenen Lebens – fokussiert auf aktuelle Zeitordnungen der Erwerbsarbeit und der Partnerbeziehung – verlangt: - die Kompetenz der kognitiven Aneignung und Reflexion verschiedener Zeitordnungen und ihrer Wechselbeziehungen und Widersprüche, - die Kompetenz der Bezugnahme auf diese Zeitordnungen und auf biographische Projekte relevanter Anderer. Das junge Erwachsenenalter hat durch diese Prozesse einen neuen theoretischen Stellenwert bekommen. Es ist nicht nur eine 'Schaltstelle' vor biographischen Festlegungen (zugeschriebenen und selbst hergestellten), eine Lebensphase, in der besonders viele Statusübergänge stattfinden, deren innere Struktur auf Reversibilität, auf temporäre Statuswechsel und die Generierung neuer Deutungsmuster hin zu untersuchen sind. Der soziale Wandel generiert darüber hinaus neue Fragestellungen, insbesondere die nach den Kompetenzen und den sozialen und materiellen Ressourcen, die für die Bewältigung der skizzierten Anforderungen notwendig sind. Über das Verhältnis weiblicher und männlicher Lebenslagen, über die Relationalität von weiblichem und männlichem Lebenslauf ist daher nicht (jedenfalls nicht nur) aus der Perspektive der Ungleichheitsstrukturen des mittleren Erwachsenenalters zu urteilen (vgl. Einleitung i. d. Bd.). Mikrosoziologische Analysen können Einblick in die soziale Strukturierung der biographischen Übergänge im jungen Erwachsenenalter geben. Biographische Projekte entstehen ja nicht im freien Raum, sondern sind rückgebunden an Gelegenheitsstrukturen und Ressourcen, Leitbilder und Normen, die in vielerlei Hinsicht analysiert werden können. So ist zu fragen, wie sich im Lebenslauf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Organisation (Bildungs- oder Ausbildungsinstitution, Beschäftigungsbetrieb), die Zuordnung zu einem Beruf und Erwerbsstatus und die Zuordnung zu einem biographischen Status (Partnerschaft, Ehe, Mutterschaft, Alleinleben) herstellt. Welche Modi der biographischen Verflechtung und der Entkoppelung mit entsprechenden Zeitstrukturen anzutreffen sind, ist offen. Zwar ist im jungen Erwachsenenalter der (positive oder negative) Bezug auf Bildungs- und Erwerbssystem und ihre Zeitordnungen unhintergehbar. Zugleich stehen aber Entscheidungen über eine Partnerbeziehung und über die Frage der aktuellen und künftigen Lebensform an. Die mehr oder weniger dauerhafte Verbindung des eigenen Lebens mit dem biographischen Projekt eines Partners oder einer Partnerin konstituiert eigene – und mit erwerbsbezogenen Zeitordnungen sowohl in der synchronen (Lebensführungs-)Dimension als auch in der diachronen (Lebenslauf)Dimension möglicherweise konfligierende – Verflechtungsmuster. Dies hängt jedoch von der Erwerbsform ab: die institutionalisierten Zeitordnungen des Ausbildungs- und des Erwerbssystems sind stabil und rigide in der Ab- und Ausgrenzung von den Zeitbedürfnissen anderer Lebensbereiche. 10 'Anpassungsfähige' Zeitstrukturen – wie etwa Teilzeitarbeit, flexible Erwerbsformen – sind zugleich den diskriminierten Segmenten des Arbeitsmarkts zugeordnet; erst neuerdings entwickeln sich flexible Zeitordnungen auch in Sektoren qualifizierter und gutbezahlter Erwerbsarbeit. 10 Zu berufsspezifischen Differenzen dieser Zeitordnungen in Frauenberufen und deren Auswirkungen auf weibliche Erwerbsbiographien vgl. Born u.a. 1996. 9 Der Umgang von Individuen mit den Zeitordnungen des Erwerbssystems kann sich als Verflechtung der eigenen Zeitplanung und Zeitverwendung mit den Zeitordnungen darstellen – und zwar als Anerkennung zwingender Vorgaben oder als handlungsleitendes Gerüst (optionaler oder paradoxer Bezug). Der Umgang mit diesen Zeitordnungen kann aber auch als Entkoppelung der individuellen Zeitplanung und –verwendung von diesen Zeitordnungen gekennzeichnet werden. Nicht selten geschieht dies aus Unkenntnis zumindest wichtiger Elemente dieser Zeitordnungen (z.B. von Fristen). Ein anderer Grund der Entkoppelung ist die fundamentale oder zeitweilige Ablehnung der Zeitordnungen und ihrer Zumutungen für das eigene Handeln. In unterschiedlichen Kombinationen von Verflechtung und Entkoppelung zeigt sich möglicherweise die Entwicklung neuer biographischer Zeitstrukturen, die die Transformation institutioneller Zeitordnungen antizipieren. Diese Unterscheidung von Verflechtung und Entkoppelung haben wir zur Grundlage eines Schemas zur Typisierung des Umgangs mit den Zeitordnungen des Erwerbssystems gemacht, das die Darstellung empirischer Fälle anleitet (siehe unten). Wir gehen im folgenden der Frage nach, in welcher Weise die Zeitordnungen von Ausbildung und Erwerbsarbeit auf der einen Seite und die Bindung an relevante Personen auf der anderen Seite sich in biographischen Entscheidungen junger Frauen im jungen Erwachsenenalter wiederfinden. Wieweit im wohlfahrtsstaatlichen Lebenslaufregime bestimmte Bindungen (Ehe, Elternschaft, Sorge für Andere) institutionell vorgesehen sind, darauf können wir hier nicht eingehen. Anhand empirischer Fälle wollen wir vielmehr zeigen: - Auf welche Wissensbestände über erwerbsbezogene Zeitordnungen beziehen sich junge Frauen in ihrem biographischen Handeln und wie verhalten sie sich zu diesen Zeitordnungen? - Wie stellen junge Frauen die Verflechtung mit dem biographischen Projekt ihres Partners her bzw. wie antizipieren sie subjektiv eine solche Verflechtung? Welche Folgen einer solchen Verflechtung werden im Bewusstsein repräsentiert (gewünscht oder abgelehnt)? Dabei sollen nicht nur „Familien- und Erwerbsverläufe als gleichgewichtige Herausforderungen für die Institutionengestaltung des Lebenslaufs“ verstanden werden (Krüger 2001, ? )sondern (zunächst nur bei Frauen) der Prozess der Verflechtung mit dem oder der Distanzierung vom Lebenslauf relevanter anderer Personen thematisiert werden. Das bedeutet, die Zeitordnungen im Lebenslauf von Frauen nicht vom mittleren Erwachsenenalter her zu betrachten, wenn solche Prozesse bereits längere Zeit zurück liegen. Wir richten vielmehr den Blick darauf, wie sich die Verflechtung mit Zeitordnungen des Erwerbssystems sowie mit dem Lebenslauf (bzw. dem biographischen Projekt) Anderer in der Lebensphase des jungen Erwachsenenalters durchsetzt. 10 Bezug zum Erwerbssystem ---------------------Bezug zur Partnerbeziehung Verflechtung mit 'normalen' Zeitordnungen des Erwerbssystems Verflechtung mit Entkoppelung von 'abweichenden' den Zeitordnungen Zeitordnungen des des Erwerbssystems Erwerbssystems Verflechtung mit dem 1a Lebenslauf eines Partners 2a 3a Entkoppelung Lebenslauf Partners 2b 3b 3. vom 1b eines Verflechtung und Entkopplung – Versuch einer Typisierung biographischer Konstellationen Im folgenden beschreiben wir verschiedene Muster der Verflechtung von Lebensführung und Lebenslauf mit den Zeitordnungen des Erwerbssystems bzw. der Entkopplung davon. Empirische Grundlage dieser Typisierung ist unsere Studie über die Lebensplanung junger Frauen (vgl. Fn 5). Wir unterscheiden drei Muster des Bezugs auf erwerbsbezogenen Zeitordnungen : die Verflechtung mit normalen Zeitordnungen (Abschnitt 3.1), die Verflechtung mit abweichenden Zeitordnungen des Erwerbssystems (Abschnitt 3.3) sowie die Entkoppelung von diesen Zeitordnungen (Abschnitt 3.2). Eine innere Differenzierung dieser drei Muster ergibt sich durch die Frage, welche Bedeutung die Bindung an andere für die Lebensführung der Frauen hat und ob der eigene Lebenslauf mit dem Anderer verbunden oder eher davon abgekoppelt wird 3.1 Verflechtung des eigenen Lebenslaufs mit den ‚normalen‘ Zeitordnungen des Erwerbssystems – Reduktion von Komplexität (Felder 1a und 1b) Charakteristisch für dieses Muster ist die aktive und bewusste Verflechtung des eigenen biographischen Projekts mit den institutionalisierten Zeitordnungen des Erwerbssystems. Der Normalarbeitstag gibt die zeitliche Rahmung für die alltägliche Lebensführung vor, aber auch eine darüber hinausgehende zeitliche Beanspruchung wird akzeptiert; der private Lebensbereich muss sich dieser vorgegebenen Zeitstruktur anpassen. Nicht nur alltäglich, auch in biographischer Perspektive orientiert sich das Handeln an der ‚normalen‘ Zeitordnung des Erwerbssystems, an einem Modell berufsbiographischer Kontinuität, wie es im Konstrukt des Normalarbeitsverhältnisses gefasst ist. Junge Frauen, die sich auf diese Weise an den erwerbsbezogenen Zeitordnungen orientieren, versuchen, berufsbiographische Brüche wie unfreiwillige Betriebs- und Berufswechsel, Zeiten von Arbeitslosigkeit u.ä. möglichst zu vermeiden. Sie investieren zusätzliche Zeit für eine berufliche Weiterqualifizierung, auch wenn dies ihre alltägliche 11 Lebensführung nicht unerheblich beeinflusst, und denken über mögliche Berufsverläufe und Karrierechancen nach. Häufig werden im Rahmen individualisierungstheoretischer Analysen die Schwierigkeiten der Verknüpfung zweier Berufsbiographien betont und das Schreckensszenario einer "vollmobilen Singlegesellschaft" heraufbeschworen (Beck 1986). Diese Annahmen halten wir zumindest für die gemeinsame Lebensführung von Paaren ohne Kinder nicht für zwingend. So finden wir bei jungen Frauen mit mehr oder weniger qualifizierter Berufsausbildung eine parallel laufende Verflechtung mit den Zeitordnungen des Erwerbssystems und dem Lebenslauf des Partners (vgl. Feld 1a). Diese doppelte Verflechtung ist keineswegs besonders kompliziert oder widersprüchlich, im Gegenteil. Die institutionalisierten Zeitordnungen wirken in diesem Muster als Strukturgeber für die gemeinsame Lebensführung und werden von beiden Partnern akzeptiert; explizit sagt eine junge Frau: "die Arbeit geht vor, auch vor der Beziehung". Die Zeitordnung der Erwerbsarbeit macht keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern; ihre Zwänge gelten für Frauen wie für Männer. Die gemeinsame Orientierung am Normalarbeitstag gibt die Zeitstruktur für die Lebensführung als Paar vor. Eine Bankkauffrau, die sich im Gespräch mit ihrem Freund darüber beklagt, dass ihr die Arbeitszeit zu wenig Zeit für sonstige Interessen lässt, muss sich von ihm sagen lassen, dass er keinen Grund für eine Reduzierung ihrer Arbeitszeit sieht – sie solle genauso acht Stunden arbeiten wie er. Da beide der gleichen Zeitordnung unterliegen, sehen sie auch keinen Grund für eine geschlechtsspezifische Teilung der Hausarbeit. Die institutionalisierten Zeitordnungen fördern in dieser Konstellation des (meist nicht-ehelichen) Zusammenlebens junger Erwachsener ohne Kinder also eher eine egalitäre häusliche Arbeitsteilung als dass sie sie verhindern. 11 Die Orientierung beider Partner an der Zeitordnung des Erwerbssystems wirkt durchaus stabilisierend für die individuelle Erwerbsbiographie wie für die gemeinsame Lebensführung als Paar. Aber nicht immer ist die gemeinsame Lebensführung mit der Zeitordnung des Erwerbssystems kompatibel. Dies gilt nur dann, wenn beide Partner die Arbeit als dominanten Strukturgeber für beide Lebensläufe akzeptieren und sich am Leitbild einer egalitären Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern orientieren und dies auch praktizieren. Ist diese Gleichverteilung nicht gegeben bzw. wird sie von Seiten des männlichen Partners verweigert, dann gerät für junge Frauen die erwerbsbezogene Zeitordnung in Konflikt mit den Zeitstrukturen der Partnerschaft. Die stabile Integration in Erwerbsarbeit ist dann aus Sicht der jungen Frauen nur als individuelles Projekt möglich. Dies impliziert die mehr oder weniger starke Entkoppelung des eigenen Lebenslaufs von dem eines Partners – zeitlich begrenzt oder auch auf Dauer (vgl. Feld 1b). Eine gelernte Industrieschneiderin vermeidet bewusst eine mögliche Kollision zwischen den zeitlichen Anforderungen der Arbeit und der Partnerschaft. An ihrem jetzigen Arbeitsplatz in der Metallindustrie hat sie eine betriebliche Weiterbildung mit dem Ziel eines Aufstiegs zur Industriemeisterin begonnen. Sie plant, bis auf weiteres nicht mit ihrem Partner zusammenzuziehen, sondern weiter bei ihrer ebenfalls berufstätigen 11 Ein ähnliches Muster stellt Meuser bei jungen Facharbeitern fest. Die mehr oder weniger egalitäre Aufteilung der Hausarbeit ergibt sich für diese Gruppe junger Männer “gleichsam von selbst, als eine Notwendigkeit, die aus der Berufstätigkeit von Frau und Mann resultiert” (Meuser 1998, 249) 12 Mutter wohnen zu bleiben, die die Hausarbeit zum größten Teil für sie erledigt. Sie wählt diese Lebensform, weil sie Probleme mit der häuslichen Arbeitsteilung antizipiert, falls sie mit ihrem Partner zusammen wohnen würde. Ihr biographisches Projekt der Weiterqualifizierung und des betrieblichen Aufstiegs ist daher im Rahmen einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft mit gemeinsamer Haushaltsführung nicht realisierbar, auch wenn sie eine spätere Eheschließung und vielleicht auch Familiengründung nicht prinzipiell ausschließt. Aber zum Zeitpunkt des Interviews, sie ist 25 Jahre alt, vermeidet sie eine gemeinsame Lebensführung. Bestimmend für ihre gegenwärtige Lebensführung sind die fachlichen und zeitlichen Erfordernisse der Erwerbsarbeit – und die familiale Dienstleistung einer anderen ‚relevanten Anderen‘: ihrer Mutter. Während man in diesem Fall von einer 'präventiven Vermeidung' einer zu starken Verflechtung mit dem Partner sprechen könnte, gibt es andere Fälle, in denen eine bereits stattgefundene Verflechtung wieder gelockert oder aufgelöst wird. Hierfür steht der Fall einer verheirateten Frau von 23 Jahren, die nach einer abgebrochenen Lehre als Einzelhandelskauffrau und mehreren Jahren angelernter Erwerbstätigkeit bzw. Erwerbslosigkeit eine Umschulung zur Floristin – ihrem alten Wunschberuf – begonnen hat. Nachdem sie in der Vergangenheit im Zusammenleben mit ihrem Ehemann die Hausarbeit mehr oder weniger vollständig – und selbstverständlich – übernommen hatte, verfolgt sie nun mit der Umschulung neue berufsbiographische Ziele und ist nicht länger bereit, die Hausarbeit alleine zu erledigen. Die zeitlichen Belastungen durch die Hausarbeit kollidieren nun mit der beruflichen Qualifizierung. Da ihr Mann nicht bereit ist, ihre Perspektive zu übernehmen, kommt es zu erheblichen Spannungen in der Ehe und sie trägt sich mit dem Gedanken, sich von ihrem Mann zu trennen. Entscheidend für den Konflikt zwischen eigener Erwerbsarbeit und Zusammenleben mit dem Partner ist ein Modell geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung, das den Frauen die überwiegende oder ausschließliche Verantwortung für Haus- und Sorgearbeit zuschreibt und zu unterschiedlichen Formen der Zeitverwendung bei Frauen und Männern führt. Diese Arbeitsteilung wird manchmal sehr explizit von den Partnern eingefordert, manchmal hat sie aber auch Orientierungsfunktion für die Frauen selbst oder sie hat sich durch bestimmte erwerbsbiographische Konstellationen in der Paarbeziehung (z.B. Arbeitslosigkeit der Frau bei gleichzeitiger Erwerbstätigkeit des Mannes) mehr oder weniger naturwüchsig entwickelt. Eine solche Arbeitsteilung ist jedoch längerfristig nicht mit einer ausgeprägten beruflichen Orientierung der Frauen zu vereinbaren. Eine Stabilisierung der beruflichen Orientierung und eine klare Ausrichtung der Lebensführung an der Zeitordnung des Erwerbssystems ist dann für Frauen häufig nur möglich, wenn sie sich von ihrem Partner trennen. Die bewusste Verflechtung des eigenen Lebenslaufs mit den Zeiten der Erwerbsarbeit bei gleichzeitiger Entkoppelung des eigenen biographischen Projekts vom Lebenslauf des Partners reduziert für diese Frauen die Komplexität widersprüchlicher Zeitordnungen. Die alltäglichen wie biographischen Zeitordnungen der Erwerbsarbeit werden für sie zu einem Strukturgeber, der Handeln eher ermöglicht als begrenzt. Die Orientierung daran wirkt für sie entlastend. 13 3.2 Entkoppelung des biographischen Projekts von den Zeitordnungen des Erwerbssystems (Felder 3a und 3b) In diesen Konstellationen sind das Erwerbssystem und seine Zeitordnungen als (primärer) Strukturgeber für die eigene Lebensführung nachrangig. Die Zeiten der Erwerbsarbeit stehen mit dem biographischen Projekt in Widerspruch; deshalb koppelt sich die Lebensführung von erwerbsbezogenen Zeitordnungen ab. Das Ausmaß der Entkoppelung variiert beträchtlich; es ist abhängig sowohl von Gelegenheitsstrukturen und Ressourcen als auch von der Ausprägung der Berufsorientierung und der Lebensplanung der jungen Frauen. Die Entkoppelung von institutionalisierten Zeitordnungen kann mit einer engen Bindung an andere Personen und gemeinsamer Lebensführung einhergehen (vgl. Feld 3a), sie kann aber auch parallel zu einer Entkoppelung von den Lebensläufen Anderer verlaufen (vgl. Feld 3b). Charakteristisch für die 'doppelte Entkoppelung' (Feld 3b) ist der Lebenslauf einer jungen Frau, die nach einer Berufsausbildung als Gärtnerin und nach ihrer Übernahme in den Ausbildungsbetrieb selbst gekündigt hat. Nach einer Zeit der Arbeitslosigkeit und dem Versuch, das Abitur nachzumachen, arbeitet sie zum Zeitpunkt des Interviews stundenweise nachts an einer Tankstelle. Der zunächst ernsthaft betriebene Versuch, an einer Einrichtung der Erwachsenenbildung das Abitur nachzumachen, scheitert letztlich an ihrem fehlenden Wissen über formale Voraussetzungen solcher Ausbildungsgänge und sozialer Transfers. Weil sie bestimmte Fristen und Antragsmodalitäten beim Wechsel von einer Stadt in eine andere nicht beachtet hat, erhält sie in der neuen Stadt kein Bafög mehr. In ihrem aktuellen Job an einer Tankstelle hat sie sich sowohl in ihrem alltäglichen Zeitrhythmus wie in auch in der biographischen Perspektive weitgehend von den Zeitordnungen des Erwerbssystems abgekoppelt. Sie arbeitet nachts, die Arbeit ist jederzeit kündbar, ihre nächsten Pläne beziehen sich auf eine längere Reise; generell lehnt sie feste 'Fahrpläne' und die Vorstellung beruflicher Kontinuität wie beruflichen Erfolgs für sich ab. Auch wenn diese junge Frau durchaus in sozialen Beziehungen lebt, so sind diese doch weder stabil noch dauerhaft und eignen sich daher nur sehr begrenzt als biographische Orientierung. Zwar teilt sie sich die Wohnung mit einer Frau; sie betont, dass sie immer Leute "um sich herum" haben muss und dass Freunde ihr wichtig sind. Aber aus diesen Freundschaften ergeben sich keine biographischen Bindungen, ein Wechsel von einer Stadt in eine andere ist jederzeit möglich. Bei dem Muster der doppelten Entkoppelung bildet weder das Erwerbssystem noch der Lebenslauf eines Partners oder einer Partnerin einen zeitlichen Rahmen für die Lebensführung. Die meisten Frauen, die wir diesem Muster der doppelten Entkoppelung zugeordnet haben, haben keine Lebensplanung; sie befinden sich in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder sind arbeitlos und reagieren kurzfristig auf sich bietende Gelegenheitsstrukturen. Ein zweites Muster der Entkoppelung von den Zeitordnungen der Erwerbsarbeit geht mit einer engen Verflechtung mit dem Lebenslauf eines Partners einher, meist in der institutionalisierten Form der Ehe (Feld 3a). Biographische Priorität hat hier das gemeinsame Leben mit dem Partner. Eine eigene Erwerbsarbeit mit ihren zeitlichen Anforderungen ist gegenüber diesem gemeinsamen Leben und seinen Zeitstrukturen zweitrangig; der eigene Lebenslauf wird mehr oder weniger stark von erwerbsbezoge- 14 nen Zeitordnungen entkoppelt bzw. ist nur vermittelt über die Erwerbsarbeit des Partners damit verbunden. Diese starke Verflechtung mit dem Lebenslauf des Partners ist charakteristisch für Frauen mit familienzentrierter Lebensplanung (vgl. dazu Geissler/Oechsle 1996). In Übereinstimmung mit ihrem Partner gehen sie von einer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und der Funktion des Mannes als Familienernährer aus. Gemeinsames Projekt ist die Familiengründung, eine wesentliche Voraussetzung hierfür ist der gesicherte Arbeitsplatz des Mannes. Seine Einbindung in die institutionalisierten Zeitordnungen der Erwerbsarbeit strukturiert das gemeinsame Leben des Paares. Entscheidungen der Frau, die eigene Erwerbsarbeit betreffend, orientieren sich sowohl aktuell wie antizipatorisch an den Zeitstrukturen, die durch die Erwerbsarbeit des Partners vorgegeben sind. Dieses Muster von Entkoppelung und Verflechtung ist auch bei Frauen mit einem hohen Bildungs- und Ausbildungsniveau anzutreffen; dafür steht der Fall einer Schiffskauffrau. Bei ihr lag die Partnerbindung biographisch schon vor der Berufsentscheidung und hat diese wesentlich beeinflusst. Ihr Traumberuf war eigentlich Krankenschwester, sie hat sich jedoch nie um einen Ausbildungsplatz beworben, weil der Schichtdienst im Krankenhaus möglicherweise mit dem künftigen Schichtdienst ihres Mannes, eines Ingenieurs, kollidiert hätte. Schon lange vor der Familiengründung also orientiert sich diese junge Frau in ihrer eigenen Berufsentscheidung daran, dass die Zeitstrukturen der gemeinsamen Lebensführung von der Einbindung ihres Partners in erwerbsbezogene Zeitordnungen bestimmt sein werden. Die Dominanz der Arbeit des Mannes wird antizipiert und akzeptiert; die Verbindung zweier Lebensläufe erscheint nur möglich, wenn die Frau ihren Lebenslauf von der engen Bindung an das Erwerbssystem und seine Zeitordnungen löst. Bereits im jungen Erwachsenenalter findet also hier eine Weichenstellung statt, die die weiblichen Lebensläufe in asymmetrische Relation zu den erwerbszentrierten Lebensläufen ihrer Partner bringt; diese Konstellation wird sich mit der Familiengründung vermutlich noch weiter verstärken. Es ist keineswegs so, dass entsprechende Entscheidungen den Frauen von ihren Partnern aufgezwungen werden. Eine solche Verflechtung mit dem Lebenslauf des Partners ist für sie durchaus entlastend: sie reduziert die Komplexität biographischer Entscheidungen. Das Management verschiedener Zeitordnungen kann vermieden werden. Die Erwerbsarbeit des Mannes gibt die alltägliche wie lebensgeschichtliche Zeitordnung vor und in diesem Rahmen bewegt sich das gemeinsame Paarleben wie das (antizipierte) Familienleben. Alle bislang dargestellten Muster der Verflechtung und Entkoppelung haben den Vorteil, die Komplexität alltäglicher wie biographischer Entscheidungen deutlich zu reduzieren. Dominanter 'Strukturgeber' sowohl für die alltägliche Lebensführung wie für das biographische Handeln ist entweder die Zeitordnung des Erwerbssystems oder die der Partnerschaft bzw. der zukünftigen Familie. Im Falle der doppelten Entkoppelung wird der Lebenslauf von keinem der beiden Bereiche strukturiert. Mit der Orientierung an einer Zeitordnung ist zugleich eine Grundentscheidung über die Priorität bestimmter Lebensbereiche getroffen, die alltägliches wie biographisches Handeln entlastet, indem sie die Wahlmöglichkeiten reduziert und den Umgang mit 15 widersprüchlichen Zeitanforderungen vereinfacht. Aber auch die jeweiligen Institutionen werden entlastet, indem potentielle Inkompatibilitäten zwischen den verschiedenen Zeitstrukturen gar nicht erst entstehen bzw. von vornherein externalisiert werden. Weder das Erwerbssystem noch die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung geraten bei den bislang beschriebenen Mustern unter Veränderungsdruck. 3.3 Verflechtung mit 'abweichenden' Zeitordnungen der Erwerbsarbeit – widersprüchliche Verknüpfungen und komplexes Zeitmanagement (Felder 2a und 2b) Das im folgenden beschriebene Muster zeichnet sich im Unterschied zu den bisher beschriebenen durch komplexe Verknüpfungsweisen verschiedener Zeitordnungen aus. Die erwerbsbezogenen Zeitordnungen werden keineswegs negiert, aber ebenso wenig werden sie als dominanter Strukturgeber akzeptiert. Vielmehr geht es in diesem Muster darum, die 'normalen' Zeitordnungen des Erwerbssystems durchlässiger zu machen, sie mit anderen biographischen Projekten und deren Zeitbedürfnissen kompatibel zu machen, ohne sich von der Erwerbsarbeit und ihren Zeitordnungen gänzlich abzukoppeln. Sowohl alltäglich wie in biographischer Perspektive sind die verschiedenen Zeitanforderungen immer wieder aufs neue auszubalancieren. Junge Frauen, die sich in diesen Konstellationen bewegen, müssen sich immer wieder der Frage stellen, welchen Ansprüchen auf zeitliche Verfügbarkeit sie nachkommen wollen und welche sie für legitim oder nicht legitim halten. In ihrem biographischen Handeln negieren sie die Hierarchie der Lebensbereiche; die jungen Frauen versuchen vielmehr, die Zeitstrukturen verschiedener Bereiche in durchaus eigensinniger Weise miteinander zu verknüpfen. Hierzu greifen sie auf bereits existierende 'abweichende' Zeitordnungen des Erwerbssystems zurück und kombinieren sie auf vielfältige Weise. Die Verflechtung mit 'abweichenden' Zeitordnungen finden wir in verschiedenen Varianten. Zum einen kann sie verbunden sein mit einer parallelen Verflechtung mit den Lebensläufen anderer (vgl. Feld 2a). In einer zweiten Variante ist dieses Muster nicht durch die Partnerbindung motiviert, sondern resultiert aus dem Charakter des individuellen biographischen Projekts (vgl. Feld 2b). Häufig wird unterstellt, dass mit der Integration in Erwerbsarbeit als wesentlicher Entwicklungsaufgabe des jungen Erwachsenenalters der Bezug auf 'normale' Zeitordnungen des Erwerbssystems dominiere. In dieser Perspektive erscheint ein Arbeitsverhältnis mit 'abweichenden' Arbeitszeiten eher als strukturelle Folge der Deregulierung des Erwerbssystems denn als bewusste biographische Entscheidung junger Erwachsener. Eine solche Perspektive übersieht, dass es durchaus subjektive Motive für die Orientierung an 'abweichenden' Zeitordnungen auch im jungen Erwachsenenalter gibt. Dies ist am Fall einer gelernten Krankenschwester zu zeigen. Sie hat nach mehreren (unfreiwillig) befristeten Beschäftigungsverhältnissen eine unbefristete Stelle als Krankenschwester gekündigt, weil ihr Verständnis vom Umgang mit Patienten mit den betrieblichen Zeitstrukturen kollidierte. Nach einer Phase der Arbeitslosigkeit beginnt sie nun eine Umschulung zur Reiseverkehrskauffrau; damit knüpft sie an Interessen an, die sie mit ihrem Freund teilt: nämlich das Reisen und das Motorradfahren. Sie will allerdings nicht wieder in die Zeitordnung der abhängigen Beschäftigung einmünden. Gemeinsam mit einem anderen Paar gibt es Pläne, sich mit einer Agentur für Motor- 16 radreisen oder für behindertengerechte Reisen selbständig zu machen. Ihre Freizeit verbringt sie gemeinsam mit ihrem Partner mit Gartenarbeit, Brotbacken und Einkochen sowie mit Motorradfahren und der gemeinsamen und zeitaufwendigen Pflege seiner und ihrer Eltern und Großeltern. Schon während ihrer mehrjährigen Berufstätigkeit als Krankenschwester hat die Befragte zweimal ihr Arbeitsverhältnis gekündigt, um Familienangehörige zu pflegen. Die Verflechtung mit den Lebensläufen relevanter Anderer bezieht sich hier auch auf die Eltern und andere wichtige Personen. Die Sorge für die Älteren sowie das Leben auf dem Lande mit ihrem Partner und ihre gemeinsamen Interessen sind sehr wichtig für diese junge Frau. Die Verbindung dieser Lebensführung mit Erwerbstätigkeit ist nur möglich, wenn sie sich auf 'abweichende' Zeitordnungen einlässt und Phasen von Arbeitslosigkeit und Umschulung in ihre Lebensplanung einbezieht. Insbesondere von der Vorstellung berufsbiographischer Kontinuität hat sie sich verabschiedet. Damit werden die institutionalisierten Zeitordnungen soweit relativiert, dass sie mit ihrem biographischen Projekt und der Partnerbeziehung kompatibel sind. Anders als bei den Frauen mit familienzentrierter Lebensplanung basiert die gemeinsame Lebensführung nicht auf einer geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung, sondern auf einer mehr oder weniger egalitären Arbeitsteilung. Wenn die Orientierung an 'abweichenden' Zeitordnungen der Erwerbsarbeit bereits im jungen Erwachsenenalter für Frauen eine gewisse Bedeutung hat, so gewinnt sie doch besondere Relevanz für die Zeit nach der Familiengründung. Spätestens mit diesem biographischen 'Projekt' sind sie mit dem Problem konfrontiert, wie die 'normalen' erwerbsbezogenen Zeitordnungen mit der Anforderungen eines Zusammenlebens mit (kleinen) Kindern zu vereinbaren sind. Insbesondere Frauen mit doppelter Lebensplanung (vgl. Geissler/Oechsle 1996) orientieren sich für die Phase nach der Familiengründung an vom Normalarbeitsverhältnis abweichenden Zeitordnungen. Dies kann mit einer sehr starken Berufsorientierung einhergehen. So ist eine junge Frau, die nach einer ersten Ausbildung als Friseurin krankheitsbedingt ihren Beruf nicht mehr ausüben konnte und danach eine Umschulung zur Reiseverkehrskauffrau absolviert hat, zum Zeitpunkt des Interviews sehr engagiert in diesem Beruf tätig. Die Berufstätigkeit ist ihr sehr wichtig, sie will "keine halben Sachen" machen; eine Vollzeiterwerbstätigkeit ist für sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt selbstverständlich. Die Möglichkeit einer beruflichen Karriere ist für sie allerdings nicht handlungsleitend, weil Karriere und Kinder sich ihrer Meinung nach ausschließen. Gemeinsam mit ihrem Freund plant sie Heirat und Familiengründung; ihre eigene Erwerbstätigkeit will sie dann für mehrere Jahre unterbrechen und später mit reduzierter Arbeitszeit wieder berufstätig sein. Den beruflichen Wiedereinstieg kann man ihrer Meinung nach nicht planen und sie tut dies auch nicht, da sie aus heutiger Sicht nicht entscheiden kann, welcher Lebensbereich später für sie Priorität haben wird. Der berufliche Wiedereinstieg ist deshalb eine Sache, "die man auf sich zukommen lassen muss". Attraktiv an diesem Modell einer mehrjährigen Erwerbsunterbrechung und eines Wiedereinstiegs in Form regulärer Teilzeitarbeit ist das implizite Versprechen, auf diese Weise eine (eher 'abweichende') Zeitordnung des Erwerbssystems und die Anforderungen der Familie miteinander verknüpfen zu können. Dass dies in der Regel nur mit einem Mehraufwand an 'Vereinbarungsarbeit' zu leisten ist und zudem häufig mit beruflicher Dequalifizierung einhergeht, wird in der Phase der Antizipation und Planung 17 nur bedingt erkannt. Sowohl bei der Krankenschwester wie bei der Reiseverkehrskauffrau dient die Verflechtung mit 'abweichenden' Zeitordnungen der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit mit der Bindung an andere oder der Sorge für sie. Es gibt aber auch andere Motive für die Orientierung an Zeitordnungen, die vom Normalarbeitsverhältnis abweichen. Exemplarisch mag hier die Biographie einer 28jährigen Frau stehen, die nach einer abgeschlossenen Erzieherinnenausbildung sieben Jahre lang in verschiedenen befristeten Beschäftigungsverhältnissen als Erzieherin gearbeitet hat, obgleich ihr mehrmals ein regulärer Arbeitsplatz in ihrem Beruf angeboten wurde. Nach längerer Arbeitslosigkeit, unterbrochen durch befristete Honorartätigkeiten als Erzieherin, beginnt sie eine therapeutische Zusatzausbildung. Um diese zu finanzieren, arbeitet sie fast drei Jahre als ABM-Kraft in einem sozialpädagogischen Projekt, lehnt aber das Angebot einer Übernahme in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis ab. Zum Zeitpunkt des Interviews ist sie wieder arbeitslos gemeldet, jobbt stundenweise in einer Boutique und ist dabei, sich als Therapeutin selbständig zu machen. Befristete Beschäftigung und Zeiten der Arbeitslosigkeit geben dieser jungen Frau einen sehr flexiblen und doch nicht ganz ungesicherten Rahmen für ihre Suche nach Selbstverwirklichung und für berufliche Umorientierungen. Im Unterschied zu anderen Frauen unseres Samples geht sie sehr geschickt mit den zeitlichen und institutionellen Anforderungen des Erwerbssystems um und vermeidet eine völlige Entkoppelung von Erwerbsarbeit und Arbeitszeit. Statt dessen versucht sie, 'abweichende' Zeitordnungen für ihre eigenen biographischen Projekte zu nutzen. Bemerkenswert ist, wie es dieser jungen Frau gelingt, die verschiedenen zeitlichen Anforderungen ihres jeweiligen Arbeitsplatzes, ihrer Zusatzausbildung, ihrer Reisen und sonstigen privaten Zeitbedürfnisse miteinander zu verknüpfen und auszubalancieren. Das komplexe Zeitmanagement, mit dem sie verschiedene und durchaus nicht immer kompatible Zeitstrukturen zu einem Ganzen zusammenfügt, erlaubt ihr eine hoch individualisierte Lebensführung. 4. Schlussfolgerungen Die verschiedenen Muster der Verflechtung mit den Zeitordnungen des Erwerbssystems bzw. der Entkoppelung davon zeigen die Ausdifferenzierung der Lebensführung junger Frauen. Sowohl die Zeitordnungen des Erwerbssystems als auch die zeitlichen Anforderungen einer Partnerschaft und einer antizipierten Familiengründung können Strukturgeber für die alltägliche Lebensführung wie für das biographische Handeln sein. Daneben finden sich aber auch komplexe und widersprüchliche Verflechtungen mit den Zeitstrukturen verschiedener Lebensbereiche, die ein höheres Maß an individuellem Zeitmanagement erfordern. Die Typisierung zeigt, dass auch Lebensläufe im jungen Erwachsenenalter nicht nur durch die Zeitordnungen des Erwerbssystems strukturiert sind, sondern auch durch die Verflechtungen mit den Lebensläufen anderer – zumindest gilt dies für die Lebensläufe junger Frauen, wie sie in unserem Sample repräsentiert sind. Ähnliche Verflechtungen und deren lebenslaufstrukturierende Effekte in männlichen Lebensläufen zu untersuchen, wäre sicher eine lohnende Fragestellung für die nach wie vor stark erwerbszentrierte Lebenslaufforschung. Aber auch der umgekehrte Schluss, dass für Frauen eine 18 'Einbahnstrasse' vom jungen Erwachsenenalter zu den Lebenslaufkonfigurationen im mittleren Erwachsenenalter führt, lässt sich aufgrund unserer Ergebnisse nicht halten. Im jungen Erwachsenenalter gibt es auch für Frauen eine Vielfalt von Optionen für die Lebensführung, und ein Teil der jungen Frauen vermeidet sehr bewusst die mit der Bindung an andere und der Sorge für sie einhergehende asymmetrische Relation zu erwerbszentrierten Lebensläufen anderer. Interessant ist die Frage, welche Chancen oder Risiken die verschiedenen Konfigurationen von Verflechtung und Entkoppelung für die jungen Frauen beinhalten. Die Verflechtung mit den ‚normalen‘ Zeitordnungen des Erwerbssystems kann ein wichtiges Element der stabilen Integration von Frauen ins Erwerbssystem sein. Frauen, die im jungen Erwachsenenalter hier entsprechende Prioritäten setzen, haben in der Regel eine ausgeprägte Berufsorientierung und tragen durch aktives Handeln zu ihrer Arbeitsmarktintegration bei. Eine solche Orientierung an erwerbsbezogenen Zeitordnungen ist im jungen Erwachsenenalter, vor der Familiengründung, durchaus mit einer Partnerschaft kompatibel und kann unter gewissen Voraussetzungen eine egalitäre Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern fördern. Dazu gehört allerdings, dass beide Partner sich an einem Modell egalitärer Arbeitsteilung orientieren und das Normalarbeitsverhältnis als verbindlich für beide Geschlechter akzeptieren. Sind diese Voraussetzungen nicht gegeben, dann sind Frauen nicht selten bereits vor der Familiengründung mit Problemen der Vereinbarkeit (in diesem Fall von Erwerbsarbeit und Partnerbeziehung) konfrontiert; sie sind gezwungen, Prioritäten zu setzen und entsprechende Entscheidungen zu treffen. Die Dominanz der Zeitordnungen des Erwerbssystems gegenüber dem Bereich der Partnerschaft und der Familie wird damit nicht in Frage gestellt, sondern durch die Lebensführung reproduziert. Gleichwohl stellt die dominante Verflechtung mit den 'normalen' Zeitordnungen des Erwerbssystems für Frauen durchaus eine Modernisierung ihrer Lebensführung dar. Die verschiedenen Muster der Entkoppelung von den Zeitordnungen des Erwerbssystems (Felder 3a und 3b) implizieren für Frauen vielfältige Risiken. Im Fall der doppelten Entkoppelung sowohl von den erwerbsbezogenen Zeitordnungen wie von den Lebensläufen Anderer (Feld 3b) besteht ein beträchtliches Risiko der Marginalisierung, da den Frauen in der Regel weder eine eigenständige Existenzsicherung über Erwerbsarbeit noch eine abgeleitete Sicherung über die Ehe gelingt. Da unsere Studie eine Querschnittstudie ist, können wir allerdings keine Aussagen über die weiteren Lebensverläufe dieser Gruppe machen. Bei der Entkoppelung von den Zeitordnungen des Erwerbssystems bei gleichzeitiger Verflechtung mit dem Lebenslauf eines Partners ist eine asymmetrische Relation des weiblichen zum männlichen Lebenslauf schon im jungen Erwachsenenalter angelegt und wird sich wahrscheinlich mit der Familiengründung weiter verstärken. Auch hier bleibt die Dominanz der Zeitordnungen des Erwerbssystems gegenüber den Zeiten der Familie und der Sorge für andere unangetastet. Interessant sind die Verflechtungen mit 'abweichenden' Zeitordnungen des Erwerbssystems und die darin enthaltenen widersprüchlichen Verknüpfung verschiedener Zeitstrukturen, die wir in den Feldern 2a und 2b verortet haben. Interessant deshalb, weil sie nicht einfach bestehende Zeitordnungen reproduzieren, sondern möglicherweise zu ihrer Transformation beitragen können. Für die Frauen beinhaltet dies einerseits Chancen für eine individualisierte Lebensführung, andererseits aber auch Risiken im Hinblick auf ihre Arbeitsmarktintegration und ihre soziale Sicherung. 19 Die hier beschriebenen Muster der Verflechtung geben Hinweise auf die relativ fortgeschrittene Transformation von Zeitordnungen in der Lebensführung junger Erwachsener. Sie zeigen auch, wie verbreitet soziale und kulturelle Kompetenzen der Reflexion verschiedener Zeitordnungen und der Nutzung institutioneller Ressourcen sind. Der Forschungsstand erlaubt allerdings keine Aussagen dazu, ob diese Prozesse längerfristig zu einer Transformation institutioneller Zeitordnungen beitragen und damit die strukturellen Voraussetzungen für eine gelingende Balance zwischen den Zeiten der Erwerbsarbeit einerseits und denen der Partnerschaft und der Familie andererseits verbessern. Literatur Béjin, André (1988): Ehe ohne Trauschein und Post-Adoleszenz: Anmerkungen zu einigen Mythen des "Nicht-Übergangs". In: Lüscher, K. / Schultheis, F. / Wehrspaun, M. (Hrsg.): Die "postmoderne" Familie. Familiale Strategien und Familienpolitik in einer Übergangszeit. Konstanz: Universitätsverlag, 180-190 Becker-Schmidt, Regina (1998): Relationalität zwischen den Geschlechtern, Konnexionen im Geschlechterverhältnis. In: Zeitschrift für Frauenforschung 3/16, 5-21 Born, Claudia / Krüger, Helga / Lorenz-Meyer, Dagmar (1996): Der unentdeckte Wandel. Annäherung an das Verhältnis von Struktur und Norm im weiblichen Lebenslauf. 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