Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden 1.2013 • • • Matthias Schultz: Leben mit einem Trauma – Einsichten nach dramatischem Autounfall • • • Klaus-Günter Pache: ER gibt unserer Zukunft ein Zuhause – Gedanken zur Jahreslosung 2013 • • • Miriam & Marcus Dieckmann: „Gemeinsam sind wir stark!“ – Aus dem Alltag der MV-Missionare in Sambia Wüstenzeiten Wichtige Termine 18. – 20.04.2013 MV-Delegiertentagung in Bremen 18. – 20.09.2013 Theologische Leitertagung des MV (TLT) 08. – 10.11.2013 MV-Leitertagung (GLT) 08. – 10.05.2014 MV-Delegiertentagung in Schwabbach 17. – 19.09.2014 Theologische Leitertagung des MV (TLT) 07. – 09.11.2014 MV-Leitertagung (GLT) Impressum Herausgeber • Verleger: Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden GmbH 28279 Bremen Habenhauser Dorfstr. 27 Tel. 0421 • 8399130 Fax 0421 • 8399136 [email protected] www.muelheimer-verband.de Schriftleitung, Satz und Layout: Dieter Stiefelhagen Habenhauser Dorfstraße 27 28279 Bremen Tel. 0421•8399130 Fax 0421•8399136 [email protected] Bestellungen, Versand, Anzeigen und Aboverwaltung: MV-Missionsverlag Habenhauser Dorfstr. 27 28279 Bremen Erscheint mit ca. 3 Ausgaben pro Jahr Bezugspreise: Jahresabo im Einzelversand: EUR 15,– inklusive Portokosten Bankverbindung: Empfänger: Mülheimer Verband Bank: Evang. Kreditgen. Kassel Kto. 3670 BLZ 520 604 10 Kündigung: Das Einzelversand-Abonnement der „Gemeinde KONKRET•“ verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens zum 30.11. des Jahres schriftlich gekündigt wurde. Druck: Leo Druck GmbH Robert-Koch-Str. 6 78333 Stockach Redaktion: Dieter Stiefelhagen, Bremen Leserbriefe: An den Schriftleiter: Pastor Dieter Stiefelhagen Habenhauser Dorfstraße 27 28279 Bremen. Die Redaktion behält sich das Recht vor, sie (verkürzt) zu ver­öffentlichen. Bildnachweis Titelseite: © Dmitry Pichugin | Dreamstime.com Seite 3: © Dmitry Pichugin | Dreamstime.com.jpg; Stiefelhagen Seite 4-6: Vetter Seite 8-9: Schultz; © [email protected] Seite 10-11: Stratmann; Photos. com 2 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Seite 12-13: © kulturgestaltung@ photocase.de Seite 14: Pache Seite 15: Kögel, BOCCS Seite 16: Mosebach Seite 18-21: BOCCS Seite 22: Krauter Seite 24: © Dmitry Pichugin | Dreamstime.com Editorial Wüstenzeiten 4 Unsere Zeit in der Wüste – Erlebnisse während einer Sabbatzeit Sabine Vetter 8 Leben mit einem Trauma – Einsichten nach dramatischem Autounfall Matthias Schultz 10 40 Jahre in der Wüste? – wenn der Job krank macht Olaf Stratmann 24 Wüste – ein Gedicht Elisabeth Klein —————————— Ereignisse 24 ER gibt unserer Zukunft ein Zuhause – Gedanken zur Jahreslosung 2013 Klaus-Günter Pache —————————— Mission 15 MV-offensiv: Neue Kurzzeitler unterwegs mit MV-offensiv Helmut Sichel 16 MV-offensiv: Das Konzept von MV-offensiv S. & A. Krauter und H. Sichel 24 Sambia: „Gemeinsam sind wir stark“ Liebe Leserinnen und Leser der „Gemeinde KONKRET•“, im Jahr 2009 haben meine Frau und ich einen Abstecher ins „Tal des Todes“ gemacht. Gemeint ist natürlich das „Death Valley“ im kalifornischen Hinterland. Diese Wüstengegend ist mir in Erinnerung geblieben. Wer mit dem Auto die wenig befahrene Hauptstrecke verlässt, ein paar Kilometer über Schotterpisten abseits fährt und dann eine Wanderung in die angrenzenden Schluchten unternimmt, muss aufpassen. Wer sich verirrt, ist in Lebensgefahr. Erst kurz zuvor hatten Wanderer die Leichen von seit langer Zeit vermissten Personen gefunden. Diese hatten sich, nur wenige Kilometer von ihrem Parkplatz entfernt, verlaufen und waren verdurstet. Wüstenzeiten sind unwirtliche, hitzige und kalte, manchmal faszinierende, oft frustrierende und beängstigende Zeiten. Sicher gibt es kaum jemanden, der, im übertragenen Sinn, solche Wüstenzeiten im eigenen Leben noch nicht erlebt hat. Diese Lebenswüsten können unterschiedliche Namen haben: Wüste der Einsamkeit, Wüste der Krankheit, Wüste der Unfallfolgen, Wüste des Burnouts, Wüste der Arbeitslosigkeit, Wüste des Unverstandenseins …, die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Wer durch Wüstenzeiten hindurch muss, hat nicht selten das Gefühl, dass die Gebete an der Zimmerdecke hängen bleiben, dass dort niemand ist, der mich hört und dem ich wirklich wichtig bin. Aber das stimmt nicht. Gott ist da! Egal, wo wir sind. Und er sehnt sich danach, für uns Wege in und aus der Wüste zu schaffen. In Jesaja 43,18-19 lesen wir: Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihrs denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Unser Gott lässt keinen im Death Valley zurück, das ist sicher! Ich hoffe, dass diese Ausgabe der GeKo genau diese unerschütterliche und lebensspendende Hoffnung ein wenig widerspiegelt. Darüber hinaus finden sich einige wichtige Infos und Berichte zum MV-Konzept für Kurzzeitmissionare „MV-offensiv“ und auch über die ersten Wochen in Sambia von Miriam und Marcus Dieckmann, den neu entsandten Missionaren des MV, in dieser Zeitschrift. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Inspiration bei der Lektüre dieser Artikel. Mit einem herzlichen Gruß Miriam und Marcus Dieckmann —————————— Informationen 22 Informationen aus dem MV 2 Impressum Gemeinde KONKRET• 1.2013 3 Thema Unsere Zeit in der Wüste Nach Absprache mit der Gemeindeleitung der Christus-Gemeinde Mülheim an der Ruhr konnte MV-Präses Ekkehart Vetter die ersten drei Monate des Jahres 2013 als „Sabbatzeit“ verbringen. Dahinter verbarg sich eine Mischung von (angesparten) Urlaubstagen und einigen zusätzlichen Wochen der ganz bewussten persönlichen Besinnung. So entstand im Vorfeld die Idee, diese Sabbatzeit mit einer dreiwöchigen „Wüstenzeit“ in Israel zu starten und damit verschiedene Aufenthaltsorte zu wählen, die bereits Stille und Abgeschiedenheit mit sich brachten. Ich dachte an Jesus. Er wurde in die Wüste geführt, um sich seiner göttliche Bestimmung und Berufung gewisser zu werden. Er erlebte dabei Entbehrungen und Versuchungen. Aufgrund unserer heutigen Lebensumstände und den technischen Hilfsmitteln, die uns überall zur Verfügung stehen, ist ein realistischer Vergleich zu Jesu damaliger Wüstenzeit wohl kaum möglich. Wir hatten jederzeit die Möglichkeit, um nach ein paar Kilometer mit dem Auto wieder in der „Zivilisation“ einzutauchen. Und dennoch fragten wir uns: Was können wir heute während unserer Wüstenzeit lernen, wie können wir von den Tagen in Israel geistlich profitieren? Negev, Makhtesh Ramon „Was mache ich hier eigentlich?“ Lange haben wir uns darauf vorbereitet und darüber nachgedacht, wie es werden wird, im Januar 2013 für einige Wochen in der Wüste zu leben. Bevor wir uns auf den Weg machten, gab es viele gut gemeinte Ratschläge und Wünsche. Unsere Tochter Judith schenkte uns unter anderem ein Lesezeichen, auf dem stand: „Was mache ich hier eigentlich?“ Sehr gut, dachte ich, Sabine. Das ist nachdenkenswert. Also: „Was machen wir hier eigentlich?“ Ich habe daraufhin folgende Erwartungen für mich formuliert: Ich möchte „mein Herz in die Wüste führen.“ Diesen Satz hatte ich irgendwann einmal gelesen und er hatte mich angesprpochen. Das heißt für mich konkret, dass ich meine Gedanken und Gefühle ohne die Ablenkungen und Verpflichtungen des Alltags mit in die Wüste nehmen will, um dort erkennen zu können, an welchen Stellen ich veränderungsbedürftig bin und welche (neuen) Impulse Gott für mich vorbereitet hat. Das sind gute Ziele, doch zwischendurch kamen mir immer wieder Zweifel, ob das alles während unserer Wüstenzeit überhaupt erfahrbar ist. Was mache ich hier eigentlich? 4 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Unsere Wüstentage begannen im israelischen Negev, genauer dem Makhtesh Ramon, einem riesigen Krater, in dessen Mitte es einen beduinischen Camp-Ground gibt. Auf der Basis eines einfachen Campingplatzes – entweder im eigenen Zelt oder im großen Gemeinschaftszelt der Beduinen mit den dazu gehörigen Facilities (Toiletten, Duschen) – und Selbstversorgung bestand hier eine gute Möglichkeit, Einsamkeit zu erleben. Denn rundherum erstrecken sich nur Felsenlandschaften und Steinwüste. Die nächste Einkaufmöglichkeit befindet sich außerhalb des Kraters in Mizpeh Ramon, etwa zehn Kilometer entfernt, nur über eine schwer zu befahrene Straße zu erreichen. So kauften wir genügend für die nächsten Tage ein, um den Krater nicht ständig wieder verlassen zu müssen. Bereits am zweiten bzw. dritten Tag machten wir unsere erste „Wüstenerfahrung“: Wir hatten im Camp-Ground-Gemeinschaftskühlschrank Hommos (Kichererbsenpüree als Brotaufstrich) und Käse eingelagert. Als wir am zweiten Abend davon essen wollten, fragten wir uns nach einem Blick in den Kühlschrank: „Wo ist unsre Tüte? Weg! Etwa geklaut?“ Uns war schon in der vorigen Nacht eine Wasserflasche abhanden gekommen, die wir vor unserem Zelteingang hatten stehen lassen … und jetzt das? O schade, ich hatte mich auf das leckere Sesam-Mus gefreut. So fiel das Abendessen etwas karg aus, das Frühstück am nächsten Morgen nur noch mit trockenem Brot und Wasser ohne Kaffee oder Tee. Und das alles bei klammer Morgenkälte. Der nächste Bäcker war halt nicht mal eben um die Ecke zu finden. Der Makhtesh Ramon bot eine Fülle von meditativen Orten, an denen wir lesen und die wir durchwandern konnten. Die Nächte mit dem klaren Sternenhimmel und die roten Sonnenaufgänge waren faszinierend und ließen uns die Schöpfung hautnah erleben. Es war überwiegend trocken. Nur wenige Büsche waren zu sehen, die dort tatsächlich wachsen und anscheinend vom Tau des Morgens bewässert werden. Regen in der Wüste Aber auch das ist Wüste: Heftige Regenfälle Anfang Januar in Israel! Angesichts einer überfluteten Straße am Toten Meer, über die hinweg aus den Bergen kommend ein reißender Wasserstrom schoss. Dort, wo sonst nie Wasser zu finden ist, fiel mir Jesaja 43,18 und 19 ein: „Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihrs denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Wasserströme in der Einöde! Wer die Straße, die am Toten Meer entlang führt, kennt, kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie das Landschaftsbild aussieht, wenn dort plötzlich Wasser fließt. Nein, es floss nicht, es donnerte über die Straße hinweg, die danach über viele Stunden nicht befahrbar war. Einen anderen Weg für das Wasser gab es an dieser Stelle nicht. Wer nun vom Süden in den Norden kommen wollte oder umgekehrt, dem blieb nur, umzukehren und einen großen Umweg über eine andere Strecke in Kauf zu nehmen. Jericho und Timna Jericho liegt gewissermaßen in der Wüste, ist umgeben von Felsen und Sandstein. Auch hier machten wir einige Tage unter „wüstenähnlichen“ Zuständen Station. Im südlichen Negev findet sich eine faszinierende Gegend, die sich Timna nennt. Hier verbrachten wir einen ganzen Tag. Um uns herum nur Sand und riesige Felsen, von der Natur ausgewaschene Sandsteine, bizarre Formen … Verschiedene Wüstenabschnitte, die wir auf uns wirken ließen. Weitgehende Menschenleere, Versorgung mit Essen nicht mal so eben um die Ecke, man muss immer genügend Wasser dabei haben. Und wir erlebten die Naturgewalten, denen der Mensch im entscheidenden Moment hilflos gegenüber steht. gesehen. Denn erst das genaue Hinsehen sensibilisiert das Auge für Kleinigkeiten: Die besondere Felsenform, die aussieht wie ein Schädel, ein großer Pilz oder wie eine Spirale. Der weiße und rötliche Sand, in dem sich die verschiedensten Spuren von Menschen und Tieren befinden. Die vertrockneten Gräser und Büsche, die nach Regen lechzen und dankbar jeden Tropfen Tau aufnehmen. Die Stille, in die hinein ein Vogelzwitschern bricht oder der Wind leicht säuselt. Die Sonne, die sticht, aber auch gut tut nach einer kalten Nacht … Was bedeutet es, hier zu sein und „Wüste“ wahrzunehmen? Was bedeutet es, „sein Herz in die Wüste zu führen“? Bedeutet es, einfach nur mal nichts zu tun? Oder geht es um mehr? Ein gutes Stück in die Wüste hinein laufen, einen Anstieg auf einen Berg auf sich nehmen, eigene Grenzen spüren (vielleicht Durst, weil ich meine Wasserflasche vergessen habe), Schatten finden vor der gleißenden Sonne und gleichzeitig Geborgenheit in Gott finden – das ist wichtiges Wüstenerleben. Und dann ist da vielleicht auch ein wenig Angst, sich in der Wüste zu verlaufen. Niemand würde uns hören, niemand wäre da, um zu helfen. Aber wir schaffen es, unseren Weg finden. Schließlich kommen wir zurück, und niemand ist da, der uns dafür lobt. Wüstenzeiten sind damit auch Zeiten ohne Menschen, die etwas zu meinem Weg sagen könnten, oder die meinen Weg korrigieren würden. Aber auch Zeiten, in denen ich keine Rechenschaft über mein Handeln ablegen muss, aber eben auch kein Lob für Erfolge bekomme. „Wüstenzeiten“ führen uns zu unserem Inneren, auch an die Schwachstellen, die wir am liebsten gar nicht wahrhaben wollen. Dürfen meine schwachen Stellen sich überhaupt zu Wort melden? Und wenn sie es tun, was mache ich dann? In der Wüste ist mir bewusst geworden, dass manches im Tagesablauf durch die natürlichen Gegebenheiten festgelegt ist. Fortsetzung auf Seite 6 Was ist Wüstenerleben? Wir hatten nicht das Gefühl, diese Frage nach so kurzer Zeit in der Wüste auch nur annähernd beantworten zu können. Die Wüste scheint viele Seiten zu haben: Da ist die Faszination des Weiten, die Beruhigung für das Auge, das im normalen Alltag so vielen Reizen ausgesetzt ist und Informationen an das Gehirn sendet, die wir oft gar nicht alle aufnehmen bzw. verarbeiten können. Andererseits stellt sich die Wüste von unserem alltäglichen Standpunkt aus gesehen eher eintönig dar – oberflächlich Gemeinde KONKRET• 1.2013 5 Thema Fortsetzung von Seite 5 Die Sonne geht um 17 Uhr unter. Das tut sie zu Hause auch, doch dort stört das nicht weiter. Wir haben in Deutschland unser elektrisches Licht, warme Wohnungen, wenn die Sonne nicht mehr wärmt. Wir können bis tief in die Nacht hinein mit unseren Geschäften einfach weitermachen. Im Beduinen-Camp im Makhtesh Ramon waren wir mehr oder weniger von den Sonnuntergangszeiten abhängig. Es gab zwar in den Beduinenzelten elektrisches Licht, doch in einem derart minderwertigen Maße, dass man es nur mit dem Licht einer Taschenlampe vergleichen kann. So aßen wir bereits gegen 17 Uhr unsere letzte Tagesmahlzeit. War die Sonne erst einmal untergegangen, wurde es empfindlich kalt. Dann konnte man mit klammen Fingern kaum den Trinkbecher halten. Nach Sonnenuntergang gab es nur noch die Möglichkeit, entweder im warmen Schlafsack auf der Schlafmatte bei Funzellicht zu lesen oder sich dazu in die dafür extra eingerichtete Sitzecke zu setzen – aber auch nur im Schlafsack. Das hatte zur Folge, dass wir manchmal bereits um 21 Uhr im Schlafsack lagen, dafür dann aber auch mit dem Sonnenaufgang wieder wach waren. Leben mit dem Tageslicht einfach. In dieser Art abhängig zu sein vom natürlichen Ablauf des Tages – wo im Alltag haben wir das noch? Überfordern wir uns im Alltag nicht ständig mit dem „noch mehr“ und „noch länger“? Schlafstörungen und Übermüdung können die Folgen sein. Was kann ich in der Wüste lernen? • Die Wüste lehrt mich, mehr auf meinen Körper und seine Bedürfnisse zu hören. Unser Alltag fordert von uns, den Tag und die Arbeit mit ihren Herausforderungen und Begegnungen durchzuhalten. Pausen sind zwar eingeplant, doch oft halten wir sie nicht ein. Womöglich arbeiten wir auch noch während der Mahlzeiten weiter: Emails checken, SMS schreiben, telefonieren … Ich möchte wieder lernen, bewusster Pausen zu machen und sie wirklich als Pause, als innere Auszeit von Arbeit und Verpflichtungen zu sehen, und seien sie noch so kurz! • Die Wüste lehrt mich, meine Umgebung bewusster wahrzunehmen, auf Kleinigkeiten zu achten, die Schönheiten im Detail zu sehen, sich an Winzigkeiten zu freuen. Ich möchte wieder lernen, auf Einzelheiten zu achten und nicht einfach darüber hinweg zu sehen. Ich will lernen, mich immer mal wieder ablenken zu lassen von wichtigen, schönen Momenten, die mir vor die Füße gelegt werden und diese nicht nur als Störungen meines eigenen Konzeptes zu empfinden. • Die Wüste lehrt mich, Stille zu empfinden und auszuhalten, eigene Gedanken zu Ende zu denken und nicht durch äußere Reize unterbrochen zu werden. • Die Wüste lehrt mich, dass Schwachheit kein Makel ist, sondern dass alles, was lebt, schwach in sich ist und in die Abhängigkeit zum Schöpfer gestellt ist. 6 Gemeinde KONKRET• 1.2013 • Die Wüste hilft mir zu verstehen, dass auch scheinbar vertrocknete Pflanzen eine Daseinsberechtigung haben, und dass die Hitze des Tages und die Kühle der Nacht ihren Sinn haben. So wie es Sinn macht, dass sich in meinem Alltag schwierigere Zeiten mit schönen Zeiten abwechseln. • Die Wüste lehrt mich auch, dass es immer wieder Gegebenheiten geben kann, die ich nicht im Griff habe, wie zum Beispiel das reißende Wasser, das über eine Straße am Toten Meer fließt und über Stunden den Verkehr komplett lahm legt. Auch mein Leben habe ich nicht komplett im Griff, auch wenn wir meinen, wir hätten es. Manchmal geht es darum, geduldig zu warten oder auch, einen großen Umweg in Kauf zu nehmen, um weiter zu kommen. Dabei gilt es, vertrauensvoll auf Gott zu sehen und ihm die Wege zu überlassen. Denn seine Wege sollen mich tiefer in seine Liebe hineinführen: „Du, Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir alles, was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Was du mir gibst, ist gut. Was du mir zuteilst, gefällt mir. Ich preise den Herrn, denn er hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen. Tag und Nacht sind meine Gedanken bei ihm. Ich sehe immer auf den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten kann. Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich nicht dem Tod und der Verwesung überlassen, ich gehöre ja zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir. Ich kann mein Glück nicht fassen, nie hört es auf.“ (Psalm 16,5-11) Wüstenzeiten sind Gottes Zeiten mit uns! ✦ Sabine Vetter Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden nde! ft e p S e f Ihr itschri . u e a z l i e n t e r t f e f h V Wir ho dlung zu einer Verband erreic r mwan lheime U Durch esamte Mü er g wird d Die „GeKo“ Die Gemeinde KONKRET• ist die offizielle Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden (MV). In der Gemeinde KONKRET• lesen Sie Informationen über die Entwicklung des Mülheimer Verbandes, seiner Gemeinden, Missionsaktivitäten und Menschen, die in keiner anderen Zeitschrift enthalten sind. Sie ist für die Mitglieder und Freunde der Gemeinden des MV eine unverzichtbare Verbindungsbrücke zur Einheit und zum wechselseitigem Verständnis. Die Gemeinde KONKRET• wurde ab 2011 von einer Abozeitschrift zu einer „MV-Mitgliederzeitschrift“ umgewandelt, die durch kostenlose Auslage in den Gemeinden so gut wie alle MV-Gottesdienstbesucher erreicht. Die GeKo erscheint jetzt drei Mal pro Jahr, jeweils im März, im Juni/Juli und im November/Dezember. Alle Leser der GeKo sind gefragt, ob sie die GeKo mit einer Spende (z.B. 10-20 EUR pro Jahr) unterstützen können/wollen. Dafür werden, wenn gewünscht, Spendenbestätigungen ausgestellt. Spenden bitte auf folgendes Konto: Empfänger: Mülheimer Verband FEG Bankname: Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel, BLZ: 52060410 Kontonummer: 3670 Verwendungszweckangabe: Spende für GeKo plus „Ihr Name“ Konto-Nr. des Auftraggebers M ü l h e i m e r V e r b a n d 3 6 7 0 E v a n g . S p e n d e F E G 5 2 0 6 0 4 1 0 K r e d i t g e n . f ü r K a s s e l Beleg/Quittung für den Auftraggeber Mülheimer Verband FEG Habenhauser Dorfstr. 27, 28279 Bremen 3670 Evang. Kreditgen. Kassel E U R Spende G e K o Auftraggeber/Einzahler: Gemeinde KONKRET• 1.2013 7 Thema Leben mit einem Trauma Matthias Schultz ist erster Vorsitzender der Paulus-Gemeinde Bremen. Im Hauptberuf ist er Lufthansa-Pilot, der das Fliegen überaus liebt und deshalb auch schon mal im Pilotensitz eines Hubschraubers oder eines historischen Flugzeugs wie der „JU 52“ Platz nimmt. Grenzsituationen sind ihm also wohlbekannt. Aber der schreckliche Unfall, der ihm zusammen mit seiner Frau und den zwei Töchtern im Sommer 2007 im Türkeiurlaub zustieß, brachte ihn und seine Lieben an ihre Grenzen. Dieses Trauma wirkt bis heute nach und hat ihr Leben nachhaltig verändert. Für einen Moment umgab uns eisige, finstere Stille. Wir mussten sofort aussteigen und auftauchen. Aber die Türen steckten so sehr im Morast, dass sie sich auch mit größter Anstrengung nicht öffnen ließen. Ich tastete nach meinem Gurtschloss, schnallte mich ab und suchte vollkommen blind im aufgewühlten Schlammwasser in alle Richtungen nach einem Ausweg. Es war eng. Um mich herum die verzweifelten Bewegungen von Gliedmaßen meiner ebenso im wassergefüllten Blechkasten gefangenen Frau und Töchter. Das Auto würde unser gemeinsames Grab werden. Erstickt in einem dunklen Abwasserkanal. Verzweifelte Rettungsversuche Die schönste Hoffnung blüht im Schatten des Provisoriums. Nach einigen traumatischen Erfahrungen erscheint mir mein Leben kaum noch mehr als das: ein Provisorium vor der Ewigkeit. Ich liebe das Leben! Ich lache viel. Und ich habe auch viel Grund dazu. Aber meine Seele lebt in einer Wüstenzeit. Fünf Jahre zurück - Der Unfall Das letzte Ereignis liegt bereits mehr als fünf Jahre zurück, aber es hält mich bis heute in Atem, jeden Tag und jede Nacht. Wir waren als Familie zu viert mit dem Auto auf einer Landstraße in der Türkei unterwegs, als vor uns ein schwerer LKW von der Gegenspur auf unsere herüberzog. Um einem frontalen Zusammenstoß und sicheren Tod zu entgehen, gab es nur noch den Ausweg nach rechts, runter von der Straße. Wir stürzten eine steile Böschung herab, das Auto hob ab, drehte sich auf den Rücken und kopfüber landeten wir in einem Entwässerungskanal. Ein oder zwei Fenster mussten geborsten sein, denn das Auto füllte sich sofort vollständig mit Wasser. 8 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Jetzt fand ich eines der zertrümmerten Fenster, das mir einen engen Schlitz nach draußen gewährte, kletterte durch und tauchte nach oben. Meinen Atem hätte ich keinen Moment länger anhalten können. Hier oben an der Wasseroberfläche war ich allein und jetzt war mir klar: die Chancen, meine Frau und Töchter aus dem Auto herauszuholen, waren minimal. Da unten waren Petra, Jana und Nora gefangen. Meine Familie. Die Menschen, die ich am meisten liebte. In Bruchteilen von Sekunden sah ich meine Zukunft vor mir, allein, trauernd und mit dem Schrecken dieser abscheulichen Erinnerung. Und es war nicht das erste Mal. Schon zweimal zuvor hätte ich meine Familie fast verloren. Ich nahm einen tiefen Atemzug und tauchte ab, zurück durch den engen Fenster-Schlitz hinein ins Auto. Ich fand einen Arm meiner Frau, zog daran, aber sie war festgeklemmt. Ich suchte nach meinen Töchtern und spürte nur deren verzweifelte Bewegungen unter Wasser. Zu sehen war nichts. Ich merkte, dass ein Atemzug bei der körperlichen Anstrengung bei den Befreiungsversuchen nicht lange ausreichte. Ich musste wieder hoch, holte Luft, tauchte wieder ab und kletterte erneut ins Wrack. Als ich für den nächsten Atemzug wieder auftauchte, sah ich neben mir starke Bewegungen im Wasser und plötzlich tauchte der Kopf der 12-jährigen Jana auf. Sie hatte auch einen Weg nach draußen gefunden und schnappte jetzt keuchend nach Luft. Jana lebte! Neues Kopf-Kino: meine Zukunft sah jetzt vollkommen anders aus. Ein Leben zu Zweit. Ich würde meinen Beruf als Pilot aufgeben müssen und nach einer Arbeit suchen, mit der ich jeden Tag zuhause sein und für meine Tochter sorgen kann. Die Karten waren jetzt völlig neu gelegt. Ich tauchte wieder ab. Zurück ins Wrack. Fünfmal insgesamt. Schon beim vorletzten Tauchgang hielt ich bei meinem Griff nach Petra nur noch ihren schlaffen Arm in meiner Hand. Petra war ertrunken. Beim letzten Tauchgang suchte ich nach der 10-jährigen Nora, konnte sie aber im dunklen Schlamm nicht finden. Inzwischen war zu viel Zeit vergangen. Es gab keine Hoffnung mehr. Auch Nora war ertrunken. Jana war die Einzige, die mir blieb. Ich würde mein Leben umbauen, alle meine Träume an den Nagel hängen. Ich würde diesen Schatz hüten. Ich würde mit meiner Tochter weinen. Aber ich würde auch alles dafür tun, dass Jana das Lachen wieder lernt. Ich würde meine Tochter begleiten in ein neues Leben. Ein anderes Leben. Ein Leben ohne Mutter und ohne Schwester. Auch Petra und Nora atmen wieder Jetzt kam Leben in die Szene. Drei Männer waren in den Abwasserkanal gesprungen, standen nun brusttief im Schlamm und begannen, das Auto auf die Seite zu drehen. Die Räder der Fahrerseiter ragten jetzt bereits aus dem Wasser. Ich stemmte mich mit ihnen zusammen gegen das Gewicht der Karosse und mit zwei Griffen hatten wir die Türen auf. Und da trieben sie im Wrack - Petras und Noras leblose Körper. Wir trugen die Körper durch das Dornengestrüpp die steile Böschung hoch. Jetzt spielte in mir kein Film mehr. Jetzt hatte mein Kopf wieder zurückgeschaltet auf „Rettungsprogramm“ und ich begann sofort damit, Petra und Nora zu reanimieren, wie ich es früher im Rettungsdienst hundertfach trainiert und oft in der Realität praktiziert hatte. Der Wettlauf gegen den Tod war eigentlich schon beendet, aber jetzt gab es eine Nachrunde. Irgendwann atmeten sie wieder! Zwar stand der Zustand der Beiden wegen der durch das Abwasser in ihren Lungen unvermeidlichen Infektion noch lange auf der Kippe. Aber wir haben ein neues Leben als Familie anfangen dürfen. War das das Happy End? Nein! Das war der Anfang einer langen Wüstenzeit. Die Wüstenzeit beginnt Ich bin zutiefst dankbar für das Leben meiner Frau und meiner Töchter. Ich bin zutiefst dankbar dafür, noch etwas Zeit mit meiner Ehepartnerin geschenkt bekommen zu haben und meine Töchter zu wunderbaren Frauen heranwachsen zu sehen. Aber das Trauma schüttle ich nicht ab, wie den Staub von meinen Schuhen. Jeden Tag sehe ich die Bilder in meinem Kopf. Die Dunkelheit unseres Sargs aus Blech. Lebendig begraben in schmutzigem Wasser. Ich fühle den schlaffen Arm meiner Frau und wie in der Dunkelheit das Leben aus ihr weicht. Ich sehe meine von stinkendem Abwasserschlamm eingehüllte Tochter am Ufer stehen und höre ihre Schreie der Verzweiflung. Ich sehe den schlaffen Körper der Kleinen im Wrack treiben mit ihrer fröhlichen, bunten Sommerhose, mit der sie kurz davor noch lachend über einen Gemüsemarkt gehüpft ist. Ich schaue in den schwarzen Abgrund der Verzweiflung, als das Wasser im Auto ruhig wurde und den sicheren Tod der Beiden Eingeklemmten verkündete. Und schließlich spüre ich das Brennen in meinen Augen beim nächtlichen, schlaflosen Starren auf jeden Tropfen Antibiotikum, den ich mit einem verzweifelten Gebet in die Vene meiner von einer schweren Lungenentzündung bedrohten Frau begleite. Eine neue Sicht auf das Leben Ich sehe das Leben und wie zerbrechlich es ist. Ich sehe den Tod darauf lauern, ohne Ankündigung und ganz plötzlich zuzupacken. Mein Leben hat seine Leichtigkeit verloren. Heiterkeit gehört zu meinem Wesen, aber sie ist flüchtig. Meine Rettung hat mich nicht zum Held gemacht, sondern zum Eindringling. Petra sagt, für sie wäre der Tod kein Verlust gewesen, sie wusste doch wo sie hin geht und dass wir uns dort wiedersehen. Es war so schön an dem Ort, den sie nach dem Ertrinken gesehen hatte. Im Gegensatz dazu ist hier Wüstenzeit. Gott hat uns keinen Rosengarten versprochen. Nicht in diesem Leben. Deshalb habe ich Gott nie die Frage gestellt, warum uns das passieren musste. Wir hatten tolle Menschen, die uns zur Seite standen. Wenige Stunden nach dem Unfall saß mein Bruder im Flugzeug in die Türkei, hat sich zu uns ins Krankenzimmer gesetzt, wenig gesagt und sehr viel zugehört. Ein Freund und Arzt hat in Deutschland dafür gesorgt, dass Petra nach ihrer Verlegung mit dem Ambulanz-Jet, eine optimal vorbereitete, klinische Versorgung erhielt. Unsere besten Freunde haben wenig gefragt, aber viel gebetet. Und Gott hat uns eines seiner edelsten Geschöpfe an die Seite gestellt. Jule, eine sanfte, gutgelaunte und zugewandte Mischlings-Hündin hat über Monate hinweg das erledigt, das kein Psychologe, kein Seelsorger und kein Berater bei uns geschafft hätte: Lebensfreude lernen! Als sie wie vor der Reise bereits geplant drei Wochen nach dem Unfall Teil unserer Familie wurde, gingen erstmals wieder meine Mundwinkel auseinander und Jana sagte zu den Anderen: Schaut mal, Jule hat Papa das Lachen zurückgebracht. Vor allem aber hat uns diese wunderbare Kreatur auf vier Beinen eines beigebracht: Dankbarkeit für den Moment. Ausschweifende Zukunftspläne sind uns vollkommen fremd geworden. Niemand weiß, ob wir das Übermorgen noch erleben. Die ersten paarhundert Tage nach dem Unfall habe ich mitgezählt. Ich bin morgens aufgestanden und habe als erstes gesagt: „Tag 134! Unglaublich! Wir bekommen noch einen Tag dazu geschenkt!“ Und heute noch hocke ich mich oft morgens auf den Bettrand und bin ein bisschen verblüfft, dass ich noch atme. Dann freue ich mich über einen neuen Tag. Aber ich weiß, verlässliches Leben wartet auf mich erst in der Ewigkeit. In der Zwischenzeit ist Wüstenzeit. Zugegeben: manchmal ist das eine wunderschöne Wüste! ✦ Matthias Schultz Gemeinde KONKRET• 1.2013 9 Thema 40 Jahre durch die Wüste? Wie der Job immer mehr Menschen krank macht, Wüstenzeiten erleben lässt und was Organisationen und Unternehmen dagegen tun. Olaf Stratmann, ehemaliger MV-Pastor, teilt Erfahrungen aus seiner Beratungspraxis mit. Das Thema trifft Kirche und Wirtschaft gleichermaßen: 2012 waren in Deutschland psychische Störungen für mehr als 53 Millionen K r ank heit st age verant wor tlich. Nicht nur in den Unternehmen sondern auch in Kirchen und christlichen Organisationen wächst die Zahl der Mitarbeiter, die am Arbeitsplatz ihre persönliche Wüstenzeit durchleben: Burnout und vorzeitige Dienstbeendigungen sind nur einige der Stichworte. Kirchenverbände und Wirtschaft lernen nun voneinander, die beruflich bedingten Anforderungen und Belastungen für die Seele besser zu verstehen und ihre Beschäftigten frühzeitig davor zu schützen. Man kennt sie alle - die Aufschneider und Lästerziegen, die Schleimer und Ideendiebe, die einem das Leben auf der Arbeit schwer machen. In vielen Firmen gibt es nur wenige Momente einer intakten Beziehungskiste. Dazu kommt, dass der Chef wie ein Dorfbürgermeister regiert, der Terminkalender in der Regel voll ist, das Telefon permanent klingelt und das Mail Fach voller ist als die örtliche Mülldeponie. Viele Menschen schaffen ihre Arbeit nicht mehr – die Arbeit schafft sie. 10 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Es ist wie bei einem Rabattmarkenheft: Kleine und große Konflikte werden eingeklebt, bis das Heft voll ist. Wird der Druck zu groß, knallt es. Nie war die Zahl der psychischen Erkrankungen unter Arbeitnehmern so hoch wie heute; als Gründe gelten unter anderem viel Stress und wenig Wertschätzung. Jeder achte Arbeitnehmer in Deutschland wird Opfer eines Mobbings. Wer einen Fausthieb kassiert, kann zum Beispiel ein blaues Auge vorzeigen. Aber was hat das Mobbing-Opfer in der Hand? Und jeder fünfte Suizid geht nach einer Untersuchung des TÜV Rheinland auf Probleme im Beruf zurück. Ora et consulta – das Comeback der Priester und Pastoren Aus beiderlei christlichen Großkonfessionen kommen heute Coachs und Managementberater, die Unternehmen bei der Begleitung Ihres Personals unterstützen – auf katholischer Seite gern in Gestalt von analytisch gewandten Jesuiten. Im protestantischen und freikirchlichen Bereich bieten sich unternehmensberaterisch geschulte Theologen als Gesprächspartner an, deren Rat und Zuhörbereitschaft von den Firmen zunehmend geschätzt wird. Sie erreichen Menschen, die sich tagtäglich durch Internet Portale bewegen, innerhalb von Businessplänen agieren und es gewohnt sind, mit Controlling-Tools umzugehen. Menschen, von denen sich einige gleichzeitig eine alte, vielleicht nostalgische Anhänglichkeit an die Kirche bewahrt haben, andere die dagegen dem christlichen Glauben fern stehen und sich wohl kaum je in ein Kirchengebäude verirren würden. Ihnen sind sie zugleich Zuhörer, Diskussionspartner und Seelsorger – aber auch Entscheidungsvorbereiter, wenn es um Unternehmens- und Mitarbeiterschicksale geht. Derartige Entscheidungshelfer sind ein wenig aus der Mode geraten, nehmen wir an, jedenfalls in der Berufswelt. Wer gibt heutzutage schon zu, am Vorabend – sagen wir einer kritischen Personalentscheidung – den geistlichen Berater kontaktiert oder die Tageslosung gebetet zu haben? Gute Entscheidungen am Arbeitsplatz sind eben nicht volksfrömmelnd herbeizubeten, meinen wir, sondern zuvor klug und rational abzuwägen. Mir fällt jedoch auf, dass der Rat, den Jesus den Menschen seiner Zeit anbot, weder ritualisiert noch schamanenhaft daherkam, sondern eher handfest und als theologisch kundiger Entscheidungsbegleiter: „Einer aus der Volksmenge bat Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schlichter bei euch gemacht?“ (LK 12,13-14) Die Kirche hat daraus das sogenannte Subsidiaritätsprinzip abgeleitet, dass inzwischen (unter anderem Namen!) als großartige Entdeckung in vielen Wirtschaftsunternehmen Einzug gehalten hat: Was der Mensch an Konflikten selber regeln kann, das muss er auf seiner Ebene auch selber regeln. Jesus bleibt mit seinem Rat nicht nur in den irdischen Strategien des Dienens und Verdienens stecken, sondern weist allem Denken, Fühlen und Handeln eine Richtung zu, die über Quartalsabschlüsse und bloße Strategie hinausreicht. So sind Kirche und Wirtschaft an vielen Stellen fast wie Kusine und Cousin: Man reibt und inspiriert sich, ist wechselseitig bezaubert, entzückt und dann doch wieder im Zweifel über die Methoden des jeweils anderen. Lernen, professionell zu begleiten Wenn man aber sieht, mit welcher Professionalität in vielen Unternehmen heute Mitarbeiter begleitet werden, wie nachhaltig Konflikte ausgeräumt werden, wie sehr man sich bemüht, auch den unbedeutendsten Mitarbeiter zu hören, in die Identifikation zu führen und in das Firmenganze einzubeziehen, dann denkt man mit Wehmut, was in Gemeinden sein könnte, wenn wir (wenn schon nicht den Empfehlungen Jesu) so doch den Erkenntnissen der Personalentwicklung folgten: Arbeit, besonders wenn sie an die Leistungsgrenze führt, muss fachlich begleitet werden. Mitarbeit ist auch in der Gemeinde immer Beziehungs-Arbeit und die Begegnung mit anderen hinterlässt Spuren an der eigenen Person, erfordert Kompetenz und kostet Kraft. Besonders Pastoren sind in Ihrer Arbeit ständig mit kommunikativen, psychologischen und gruppendynamischen Herausforderungen konfrontiert. Dabei unterliegt Ihre Berufsgruppe einem starken Aggressionstabu. Im Coaching können und sollen auch die verdeckten, „dunklen“ und „giftigen“ Gefühle und Gedanken zur Sprache kommen, damit sie keinen größeren Schaden anrichten. Coaching beeinflusst aber auch den „Endabnehmer“: Gut begleitete Pastoren, die sich selbst wohlfühlen und motiviert sind, leisten eine kreativere Arbeit die Menschen befähigt, aufbaut und ihre Bindung an die Gemeinde stärkt. Mitarbeiter in die Identifikation führen Firmenchefs wissen, wenn ein Mitarbeiter die Wir-Form verwendet, dann können sie sicher sein, er spricht für sein Unternehmen. Wie der Fan mit seinem Verein verschmilzt („Wir haben gewonnen!“) und die Mutter mit ihrem Baby („Wir löffeln unseren Brei!“), so wird der Mitarbeiter mit seiner Firma eins. Er ist nicht mehr Hans Müller, nicht mehr Lisa Schulz – er ist Teil von etwas Größerem. Ist Daimler. Ist Porsche. Und tritt auch so in seinem Freundeskreis auf. Und so geschieht auch in Gemeinden immer wieder mal ein kleines Wunder: Einem einzelnen Menschen, der eigentlich nur über ein Gehirn verfügt, wachsen 50 oder 100 Köpfe (falls die Gemeinde so viele Mitglieder hat). Sein ehrenamtlicher Zeiteinsatz schießt von zwei auf fünf Wochenstunden in die Höhe (falls die Gemeinde so viel Arbeit hat). Er ist nicht nur Christ, nicht nur Gemeindeglied – er ist Teil von etwas Größerem. Ist Matthäusgemeinde. Ist Christusgemeinde. Und tritt auch so in seinem Freundeskreis auf. Welche Sogwirkung dieses „Wir“ hat, erlebe ich in Firmen und Gemeinden: Am Anfang mag es noch heißen: „Die wollen etwas neues einführen!“ Doch bereits nach kurzer Zeit heißt es: „Unser neues Projekt kommt voran!“ Der Mitarbeiter verschmilzt mit der Gemeinde wie ein Zuckerwürfel mit dem heißen Kaffee. Menschen in die Identifikation zu führen bedeutet sich um sie zu kümmern, ihre Konflikte ernst zu nehmen und sie in ihren Aufgaben zu begleiten. Und ich bin froh, dass die Ratschläge der Bibel hier weiter reichen als die Allgemeinplätze mancher Motivationstrainer in den Unternehmen „Passen Sie gut auf sich auf“ und „Gehen sie achtsam mit sich um“. Könnte man nicht sogar Paulus neu entdecken, wenn man der Christenheit die nächsten zehn Jahre verbieten würde, ihn mit „Völkerapostel“ und anderen Ehrentiteln zu bedenken – und ihn stattdessen nur noch als „Coach“ bezeichnen dürfte? Und seine Briefe in dem Sinn liest „Was will mir mein Coach damit sagen?“ Denn auch innerhalb von Firmenabteilungen trifft zu, was in der Gemeinde und in jedem systemischen Zusammenhang gilt und was Paulus in die Worte kleidet „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (1. Kor 12,26) Der Reiche Jüngling aus Markus 10 war nach heutigem Verständnis ein Top-Mann. Jesus bringt diesen Mann bis an seine Leistungsgrenze, auch wenn er sich ihr schließlich verweigert. Der Mensch ist frei. Und nichts anderes möchte Jesus: Befreien und befreite Menschen auf den Weg zu noch größerer Freiheit führen. Kein Beichtstuhl-Controlling, nichts wird aufoktroyiert – Jesus führt seinen Dialogpartner geradezu „sokratisch“ durch Fragen zum persönlichen Fortschritt. Was für ein inspirierendes Vorbild für Begleitung in Beruf und Gemeinde! ✦ Olaf Stratmann Olaf Stratmann war bis 2011 Pastor im MV und lebt in Korntal bei Stuttgart. Heute arbeitet er als Coach und Berater unter anderem für Wirtschaftsunternehmen und diakonische Einrichtungen. Vergangenes verstehen - Gegenwärtiges klären - Zukünftiges planen Ein Angebot zur Supervision und Begleitung von Pastoren und kirchlichen Mitarbeitern. Stratmann Coaching. Raum zum W e i t e r d e n k e n. www.olaf-stratmann.de Gemeinde KONKRET• 1.2013 11 Ereignisse ER gibt unserer Zukunft ein Zuhause Klaus-Günter Pache und seine Gedanken zur Jahreslosung 2013: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.“ Hebräer 13,14 Selten habe ich mir eine neue Jahreslosung so gut merken können wie in diesem Jahr. Im Oktober bekamen wir die Nachricht, dass wir nach nur zwei Jahre unsere neue Wohnung schon wieder verlassen müssen. Wir haben recht schnell eine andere gefunden und sind inzwischen in unserem neuen Zuhause angekommen. Dafür haben wir nun sogar eine biblische Begründung, eben die Jahreslosung. Obwohl, ganz so wörtlich wollten wir es eigentlich nicht haben, aber so ist es gekommen. Aber natürlich verweist diese Jahreslosung auf einen noch ganz anderen und endgültigen Umzug hin. Eines Tages werden wir unsere Wohnung hier auf der Erde verlassen, um in eine andere Welt zu ziehen. Das wird ein Umzug! Da verzichte ich dann gerne auf mein gewohntes Heim, und mag es noch so schön sein, denn Er gibt unserer Zukunft ein Zuhause. Das, was kommt, wird schöner sein, unbeschreiblich schöner, versprochen! Die Jahreslosung besteht im wesentlichen aus zwei Aussagen: „Wir haben hier keine bleibende Stadt“ und „Die zukünftige suchen wir“. Schauen wir uns das näher an: 1. Wir haben hier keine bleibende Stadt Diese Aussage gilt zunächst einmal unabhängig von der Frage, ob Menschen an Gott glauben oder nicht. Wir haben eine gewisse Zeit auf dieser Erde, können sie durch unsere Lebensweise und gute genetische Voraussetzungen ein wenig verlängern, aber irgendwann ist Schluss. Statistisch war die Lebenserwartung in unserem Land noch nie so hoch wie heute. Neugeborene Jungen werden durchschnittlich 77 Jahre und neun Monate alt, Mädchen sogar 82 Jahre und neun Monate. In Japan, Schweden und Frankreich werden die Menschen noch ein wenig älter. Dagegen liegen die zwölf Länder mit der niedrigsten Lebenserwartung auf der Welt alle in Afrika. Trauriges Schlusslicht - das Land, wo die Menschen weltweit am frühsten sterben - ist Swasiland mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von knapp 32 Jahre. In unserem Land werden die Männer, wie gesagt, im Durchschnitt 77 Jahre alt, die Frauen 82. Das liegt so etwa in dem 12 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Rahmen, der schon vor 3000 Jahren gültig war. Mose kommt in einem Gebet zu der Feststellung: Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen sie davon! (Psalm 90,10) Ich habe wenige ältere Menschen getroffen, die in den späten Jahren, in denen es ihnen gesundheitlich noch gut ging, gesagt hätten: Es reicht, 70 Jahre, 80 Jahre, 90 Jahre sind genug. Es ist nicht genug! Dazu leben wir viel zu gerne und dazu fliegt die Zeit viel zu schnell vorbei. Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen sie davon! Sie fliegen vorbei, unmerklich und doch unübersehbar. Wir werden alle älter, jeden Tag und damit ändern sich die Dinge. Wir ändern uns und das macht uns nicht unbedingt nur Freude. Mit den Jahren spielt die Gesundheit eine immer größere Rolle. Die Erfahrung eines Lebens lässt uns vorsichtiger und überlegter handeln. Irgendwann wird uns bewusst, dass wir wohl die Hälfte des Lebens hinter uns haben, dann zwei Drittel, dann drei Viertel - wir werden schneller müde, unser Gedächtnis lässt nach. Zwei ältere Menschen lebten in einer Seniorenresidenz, er Witwer, sie Witwe. Sie kannten sich schon eine ganze Weile. Eines Abends saßen sie sich bei einem kleinen Fest an einem Tisch gegenüber. Während der Mahlzeit warf er immer wieder einen Blick auf sie, und schließlich fasste er sich eine Herz und fragte sie: „Wollen Sie meine Frau werden?“ Nach sorgfältigem Nachdenken antwortete sie: „Ja, ja ich will es!“ Nach herzlichem Abschied gingen beide auf ihre Zimmer. Am nächsten Morgen erwachte der Witwer ratlos: Hatte sie nun Ja oder Nein gesagt? Er wusste es nicht mehr. Er grübelte angestrengt, aber es wollte keine Erinnerung mehr kommen. Voller Aufregung wählte er ihre Nummer. Erst zögerte er und sagte, es sei doch ein sehr schöner Abend gewesen. Dann nahm er seinen ganzen Mut zusammen: „Als ich Sie fragte, ob Sie meine Frau werden wollen, haben Sie darauf mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ geantwortet?“ Voller Freude vernahm er aus dem Hörer: „Nun, ich habe ‚Ja‘ gesagt und das von ganzem Herzen.“ Dann fuhr sie fort: „Ich bin so froh, dass Sie mich angerufen haben. Ich wusste nämlich nicht mehr, wer mich gefragt hat!“ 77 Jahre die Männer, 82 Jahre die Frauen, das ist eine lange Zeit, für ein Kind eine halbe Ewigkeit. Aber diese Zeit läuft irgendwann ab. Für den einen früher, für den anderen später. Wir haben hier keine bleibende Stadt. Wir haben eine bestimmte Zeit zur Verfügung, nicht mehr und nicht weniger und alle unsere Anstrengungen können sie nicht verlängern. Aber wir haben sie! Jeden Morgen gibt uns jemand, der uns liebt, 86.400 Sekunden zur freien Verfügung. Das sind 1.440 Minuten, bzw. 24 Stunden - jeden Tag. Wir sind hier nicht auf Dauer zu Hause, aber wir sind eine lange lange Zeit hier und die sollten wir nutzen. König Salomo hat das biblische Buch ‚der Prediger‘ geschrieben. Er schildert darin seine verzweifelte Suche nach dem Sinn des Lebens. Dabei komm er zu einem interessanten Schluss, nachzulesen in Prediger 2,24-25: Das Beste, was ein Mensch da tun kann, ist: essen und trinken und die Früchte seiner Arbeit genießen. Doch das kann nur Gott ihm schenken. Denn wer kann essen und trinken ohne ihn? Wenn wir über die Zeit reden, müssen wir über Gott reden! Er schenkt uns mit der Zeit die Fähigkeit zu essen und zu trinken, zu arbeiten und zu ruhen, und ohne ihn läuft gar nichts. Salomo wusste das! Aber dann ist dem großen König das passiert, was wir von uns nur zu gut kennen. Wir vergessen Gott. Wir vergessen den, der alle Zeit gibt und sie auch wieder nimmt. Salomo war in der Lage sich alle Wünsche zu erfüllen. Alle Wünsche! Ihr Frauen – alle Wünsche! Ihr Männer – alle Wünsche! Doch komisch, als Salomo alles ausgekostet, alles probiert hatte und in den Armen unzähliger Frauen Trost gesucht hatte, da schreit er frustriert in den leeren Himmel: Alles ist sinnlos! Alles geht vorüber! Er hatte Recht! Ohne Gott ist es unmöglich die Tiefe und letzte Freude in diesem Leben auszuloten! Das wird da so deutlich, wo wir erkennen, wie zeitlich alle Dinge sind, wie begrenzt. Es ist wieder Salomo, der darüber geschrieben hat und dieser Vers der Bibel ist wohl einer der am meisten zitierten in der Weltliteratur. Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1) Dann führt er das aus: Geboren werden und sterben hat seine Zeit, pflanzen und ausreißen, abbrechen und bauen, Steine werfen und Steine sammeln. Alles hat seine Zeit! Gott hat die Ewigkeit! Vor langer Zeit hat er beschlossen die Ewigkeit zu verlassen und sich der Zeit auszusetzen, damit wir Ewigkeit bekommen. Jesus ist am Kreuz gestorben, damit unsere Zeit Sinn bekommt, damit aus Lebenszeit Vorbereitungszeit für den Himmel wird. Fazit: Nutzen wir die Zeit, denn, wir haben hier keine bleibende Stadt. Deshalb auch Teil zwei der Jahreslosung: 2. Die zukünftige suchen wir Harold Fry ist pensioniert und lebt mit seiner Frau Maureen im Süden Englands. 40 Jahre sind die beiden verheiratet. Seit 20 Jahren schlafen er und seine Frau getrennt. Dem dauernden Streit ist Sprachlosigkeit gefolgt. Die beiden haben sich nichts mehr zu sagen und leben die Tage in grauer Monotonie. An diesem einen Tag geht Harold zum Briefkasten, um dort einen Brief einzuwerfen. Er gilt einer ehemaligen, schwer erkrankten Arbeitskollegin, die jetzt in einem Hospiz liegt. Er geht an dem Briefkasten vorbei, geht weiter, und entschließt sich bald darauf den Weg, den der Brief nehmen soll, selbst zu gehen. Von Knightbridge im äußersten Süden Englands, bis nach Bernwick up an Tweed im äußersten Norden. 87 Tage ist er unterwegs, 1.100 Kilometer beträgt die Strecke. Als er am Ziel ankommt, hat sich alles verändert. Er hat sich verändert, seine Frau hat sich verändert. Dunkle Geheimnisse wurden offenbar, Schuld wird vergeben, Sprachlosigkeit überwunden. Am Schluss sagt sie ihm unter Tränen: „Harold, ich liebe dich wieder.“ Das Buch heißt: „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry.“ Es ist so etwas wie eine moderne, säkulare Fassung der Pilgerreise von John Bunyan. Das Buch stellt eindringlich fest: Wir sind auf der Reise und die Frage ist, wo wir hingehen, wo wir hinwollen und was Schuld und Versäumnis anrichten können. Ohne ein klares Ziel erstarrt unser Leben in Routine. Ohne dieses Ziel verschwenden wir das Kostbarste, was wir haben: Unser Leben. Ohne dieses Ziel bleiben die dunklen Geheimnisse und wir finden uns mit diesem lähmenden Wissen darum ab. Ohne dieses Ziel bleibt am Ende nur ein stilles Grab, ein Nachruf und das ernüchternde Fazit: Alles vorbei. Was ist unser Ziel? Wer sind wir? Wo kommen wir her? Der Apostel Paulus schreibt in Epheser 1,4-5: Schon vor Beginn der Welt, von allem Anfang an, hat Gott uns, die wir mit Christus verbunden sind, auserwählt. Wir sollten zu ihm gehören, befreit von aller Sünde und Schuld. Aus Liebe zu uns hat er schon damals beschlossen, dass wir durch Jesus Christus seine eigenen Kinder werden sollten. Dies war sein Plan, und so gefiel es ihm. Das bedeutet doch: Lange vor der Zeit war meine Existenz beschlossene Sache! In der Zeit bin ich gewollt, geachtet und unglaublich geliebt, und nach dieser Zeit werde ich an einem göttlichen Geschehen beteiligt sein, das alle meine Vorstellungskraft übersteigt. Noch einmal Paulus, der einst geschrieben hat: Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich es ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgestreckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. (Philipper 3,13-14) Wir lesen davon, hören darüber, haben es vielleicht selbst erlebt: Plötzlich machen sich Menschen auf den Weg, Unglaubliches passiert ihnen, ein Abenteuer beginnt, dessen Ausgang Fortsetzung auf Seite 14 Gemeinde KONKRET• 1.2013 13 Ereignisse Fortsetzung von Seite 14 sie nicht ahnen können. Eine tiefe Sehnsucht treibt sie. In der Pilgerreise von John Bunyan ist es ein junger Mann, der es zu Hause nicht mehr aushält und nur noch ein Ziel kennt. Er will den Weg zur himmlischen Stadt finden, zu der wahren Heimat seines Herzens. Als er losläuft, will alles ihn festhalten. Unzählige Argumente stürzen auf ihn ein, die ihn zum Bleiben überreden wollen. Aber der Pilger hält sich die Ohren zu, stürmt los und ruft immer wieder: „Leben! Leben! Ewiges Leben!“ Wir sollten uns am Anfang eines neuen Jahres und immer wieder sehr eindringlich diese Frage stellen: Welches Ziel treibt mich, wofür lebe ich? Was ist meine Perspektive? Wie sieht wirkliches Leben aus? Wie bleiben wir dran, wenn tausend andere alltägliche Dinge unsere Aufmerksamkeit beanspruchen: Die Suche nach einem Ausbildungsplatz, die Vorbereitung der Hochzeit, die Beule an unserem neuen Auto, der geplatzte Scheck, der verregnete Urlaub? Was schreibe ich hier von ewigen Ziele, wenn wir mit Krebs, Ehescheidungen und Einsamkeit klarkommen müssen? Ich will versuchen uns auf ein Ziel einzustimmen, das all diese alltäglichen Dinge würdigt, aber uns zugleich auch den Blick weitet für eine Geschichte, die viel größer ist und die unsere Geschichte sein kann. Was ist wirklich, was glauben wir? Es gibt einen Bericht im Alten Testament, den ich besonders mag. Der Prophet Elisa steht auf der Todesliste der Aramäer. Weil er immer wieder durch göttliche Offenbarung deren Kriegslisten aufdeckt, wollen sie ihn umbringen. Sein Haus wird von einer ganzen Division des aramäischen Heeres eingeschlossen. Elisas Diener gerät in Panik und rennt zu seinem Herrn. Doch der ist völlig gelassen und sagt, nachzulesen in 2. Könige 6,16-17: Fürchte dich nicht, denn derer sind mehr, die bei uns sind, als derer, die bei ihnen sind. Und Elisa betete und sprach: Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe! Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und er sah, und siehe, da war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her. Ich wünsche uns den Blick für Gottes verborgene ewige Welt und die damit verbundene Hoffnung. Um es ganz deutlich zu sagen: Glauben wir denn wirklich, wir sind nur auf dieser Welt, um in den wenigen Jahren, die wir haben, so gut wie möglich über die Runden zu kommen. Besteht unsere Geschichte darin so viel Geld wie möglich zu verdienen oder als Rentner möglichst viel in Urlaub zu fahren? Ist ein durchgestylter Körper, eine gute Figur, ein schnelles Auto, ein schönes Haus die Geschichte, für die wir auf dieser Welt sind. Was wünschen wir uns? Ist das wirklich alles? Wenn wir unsere Geschichte aufschreiben sollten, worin besteht sie? Gott will uns in eine viel größere Geschichte einbinden. Die Geschichte, in der Gott uns sieht, reicht zurück in die Ewigkeit. Die Bibel sagt: Vor Grundlegung der Welt hat er uns gesehen und gewollt, uns je und je geliebt. Er hat uns erwählt und als Kind angenommen, als Erben des Himmels eingesetzt und uns alle Schuld vergeben. Auf uns wartet die Ewigkeit mit unvorstellbaren Aufgaben. Gottes Welt, die Welt unzähliger Engel, die Welt unzähliger himmlischer Wesen, wird unser neues Zuhause sein. Wir sind bestimmt in dieser neuen Welt Aufgaben zu übernehmen, die alles übersteigen, was wir uns je haben vorstellen können. Zu Königen und Priestern in Gottes ewiger Welt sind wir berufen. Mit Christus werden wir regieren in Ewigkeit. Wissen wir um diese Geschichte? Dämmert uns, dass wir vielleicht schon viele Jahre unter Niveau gelebt haben, falsche Werte gepflegt haben, uns mit viel zu kleinen, vergänglichen Werten beschäftigt haben? Der schottische König Macbeth hat seine Seele verkauft für die kleine Geschichte, die Rolle eines Königs zu spielen. Shakespeare lässt ihn am Ende seines Lebens klagen: „Mir wird ganz übel … Morgen und Morgen und dann wieder Morgen, kriecht so mit kleinen Schritten von Tag zu Tag, zur letzten Silb auf unserem Lebensblatt … Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild; 14 Gemeinde KONKRET• 1.2013 ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht sein Stündchen auf der Bühn und dann nichts mehr vernommen wird; ein Märchen ist‘s, erzählt von einem Dummkopf, voller Klang und Wut, das nichts bedeutet.“ Die Kirche in unserer Zeit lebt von der Hoffnung, dass es eine Geschichte gibt, die viel größer ist als unsere kleine Welt, größer als die vielen kleinen und so vergänglichen Geschichten unseres Lebens. Paulus muss das so empfunden haben. Er schreibt: Wenn dieses kurze Leben alles ist, wenn es keine größere Geschichte gibt, als die paar Jahre und dann kommt der Tod, dann gibt es nur eins: Trink dich zu, überzieh dein Konto, hau dir den Bauch voll, genieße, solange du es kannst, denn morgen bist du tot. Wörtlich: Freut euch des Lebens, denn morgen sind wir tot! Ich glaube je länger je mehr, dass wir so nicht wirklich leben können. Wenn das Leben auf dieser Erde alles ist, dann kommen wir ständig zu kurz. Die Ziele verlieren ihren Glanz, weil wir wissen, wie fad sie schmecken, wenn wir sie erreichen. Nichts hat Bestand, alles geht zu Ende und es ist klar, warum das so ist. Wir sind einfach für mehr erschaffen! Salomo schreibt in Prediger 3,11: Gott hat die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt. Da ist er wieder – der Klang der Ewigkeit, die Erinnerung an die Jahreslosung: Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. Was suchen wir? Die zukünftige Stadt! Lesen wir, was ganz am Ende der Bibel steht, in Offenbarung 21,1-5: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Unglaublich, kaum vorstellbar, aber Wirklichkeit und so ganz anders, wie wir uns das manchmal vorstellen. Die zukünftige suchen wir, Ihn suchen wir. Er ist das Ziel unserer Reise, das Ziel unserer Gemeinde, das ganz große Ziel. Wir werden Jesus sehen, endlich, von Angesicht zu Angesicht und alles, wirklich alles, wird klar sein. Es ist, wie wir es in einem alten Kirchenlied singen: Alle die Schönheit, Himmels und der Erde, ist verfasst in dir allein. Nichts soll mir werden lieber auf Erden, als du, der schönste Jesus mein.“ Der Prophet Jesaja verheißt es den Menschen Gottes: Deine Augen werden den König sehen in seiner Schönheit; du wirst ein weites Land sehen. (Jesaja 33,17) Wir sind auf dem Weg, auf einer langen Reise. Wenn wir Gott glauben, dann haben wir den Wendepunkt unserer Reise schon hinter uns. Es geht nach Hause, wir nähern uns der Heimat. Eines Tages, es dauert gar nicht mehr so lange, werden wir um die Straßenecke kommen und unsere Träume werden wahr werden. Kein Leid mehr, kein Geschrei! Wir werden den König sehen in seiner Schönheit. Er gibt unserer Zukunft ein Zuhause, er allein! ✦ Klaus-Günter Pache Klaus-Günter Pache ist Hauptpastor der Paulus-Gemeinde in Bremen und Mitglied der MV-Leitung Mission iv s n e ff -o V M it m s g e rw te Un issionaren an. zur Unterstützung von Kurzzeitm t zep Kon s lige ma ein ein MV Seit vielen Jahren bietet der MV-offensiv ermöglicht , Leuten durch finanzielle Hilfe von gen jun eist zum en viel n che wis nare sind alle So wurde inz GeKo vorgestellten Kurzzeitmissio der e gab Aus ten letz der in Die nd verlassen, die hier einen Einsatz zu machen. drei weitere „Kurzzeitler“ Deutschla en hab 3 201 uar Jan e End Seit . gerne: Bitte noch im Einsatz derhole ich mich an dieser Stelle wie te Leu gen jun ere uns auf k Blic kurz vorgestellt werden. Im iative des MV! DA NK E an h weiterhin für diese wichtige Init auc t nde spe und r“ itle rzze „Ku dafür gesorg t betet für unsere d nochmals DA NK E an alle, die mit Un en. hab an get eits ber r Jah alle, die genau das in diesem hnen gab (15.000 Euro)! nrekord für MV-offensiv zu verzeic nde Spe en neu en ein 2 201 e End haben, dass es f sich gerne wiederholen. Das war sehr ermutigend und dar -offensiv Jugendkommission des MV für MV N Helmu t Sichel, Beauftr agte r der Jasper Klemm, Bremen Benjamin Kögel, Gochsheim im gehört, ist Teil eines Benjamin Kögel, der zur CG Gochshe aisen- und SchulproS-W AID im tler“ Teams mehrerer „Kurzzei hilft er für 15 Monate bei jekt BOCCS in Sambia. Ab März 2013 einer Wohnung neben in BOCCS mit. Er wird mit zwei anderen . Neben den allgemeinen woh dem Bürogebäude von BOCCS ichen Boten-, FahrBere den in er zeitl nen Aufgaben der Kurz Evangelisationsvon rung und Lieferdienste und in der Durchfüh auf Benjamin en wart len, nachmittagen und „Clubs“ an den Schu mann für Kauf zum g ildun Ausb en aufgrund seiner abgeschlossen Er wird iten. svolle Büroarbe Bürokommunikaton auch anspruch in auch h htlic ussic vora und in der Finanzbuchhaltung arbeiten Fradie Auf . men rneh übe aben der Patenschaftsbetreuung Aufg iviert, antwortet Benjamin: ge, was ihn zu diesem Einsatz mot t in der CG Gochsheim, de„Mich motiviert meine Mitgliedschaf BOCCS zum MV gehört. ren Zugehörigkeit zum MV, und dass Das ist es nun aufgrund zen. rstüt Ich werde also ‚das Eigene‘ unte rs wichtig, dass ich als Bürodes Leitungswechsels vor Ort besonde der zweiten Reihe‘ erledigen kaufmann die nötigen Aufgaben ‚in kmann sich voll auf ihre Diec kann, so dass Miriam und Marcus en.“ könn Schwerpunkte konzentrieren emeinde Bremen, unterJasper Klemm (20) aus der Paulus-G en Monate das AIDS-Waistützt seit Ende Januar 2013 für sieb bia. Er gehört somit zum Sam in sen- und Schulprojekt BOCCS hsenen Kurzzeitler-Team. wac ange n one mittlerweile auf fünf Pers Team-Gelände und verpfleDie jungen Leute wohnen auf dem das Ausfahren von Essen gen sich selbst. Ihre Aufgaben sind z.B. nsmitteln oder BüroartiLebe von an die Schulen, der Einkauf n oder die Abwicklung von keln, Instandsetzung von Gebäude aufgrund seiner Gaben und Geldgeschäften. Auf Jasper warten tive Arbeiten im Bereich krea Fähigkeiten insbesondere auch n wird das gemacht, was nste Anso net. Grafik, Werbung und Inter ivation für diesen Einsatz gerade am Tag anliegt. Zu seiner Mot nach Sambia zu gehen ist, schreibt Jasper: „Meine Motivation n leben, denen es wesche Men dass ich denke, dass dort viele tschland. Vor allem Deu in mir / uns als sentlich schlechter geht gut. Die Rate der Waisenden Kindern geht es oftmals nicht hoher Bildungsstand ist ein kinder ist erschreckend hoch und beschäftigt sich genau CS BOC en. oftmals auch nicht vorhand diese durch ihre Schulen mit diesen Problemen und versucht diesen Menschen praktisch zu minimieren. Ich würde gerne stus Hoffnung geben. Mit Chri helfen und ihnen durch Jesus en durfte, will ich mich lern land tsch dem, was ich hier in Deu ich es ja, ein Zeichen zu dort einsetzen und vielleicht schaffe setzen.“ Gemeinde KONKRET• 1.2013 15 Mission Anna Mosebach, Bremen Abiturientin Anna MoseSeit Mitte Februar 2013 nimmt die inde an einer sechsmoeme us-G Paul bach (19) aus der Bremer nd mit einer Mission in natigen Jüngerschaftsschule von Juge le auf Musik, Kunst und Brisbane / Australien teil. Da diese Schu tiven Projekten in diekrea bei a Tanz ausgerichtet ist, wird Ann alen Projekten mitwirken. sen Bereichen sowie an allgemein sozi Kinder betreuen und unter Außerdem wird sie voraussichtlich schen arbeiten, um ihMen Armen und sozial benachteiligten u schreibt Anna: „Ich Daz n. gebe nen das Evangelium weiterzu rreichten und sehe meinen habe ein Herz für die Armen und Une diesen Menschen zu beEinsatz als eine große Möglichkeit, um hten.“ beric zu e gegnen und ihnen von Jesu Lieb Das Konzept von MV-offensiv Das einmalige Konzept des Mülheimer Verband zur Unterstützung von Kurzzeitmissionaren ermöglicht schon seit vielen Jahren missionarische Einsätze für junge Menschen aus dem Verband. Diese Arbeit wurde im Jahr 2012 in die Jugendkommission des MV integriert. Dadurch ergeben sich neue Verbindungen mit der Jugendarbeit des Verbands. Folgend ein kleiner Einblick in die alte, neue Ausrichtung von MV-offensiv. N Samuel und Alisha Krauter, Leiter der Jugendkommission des MV und Helmut Sichel, Beauftragter der Jugendkommission des MV für MV-offensiv Eine Zeit im Ausland zu leben bereichert das Leben mit vielen neue Erfahrungen und Eindrücken. Man entwickelt sich sprachlich weiter. Das Erleben ganz anderer Lebensumstände, fremder Kulturen und deren Lebensgewohnheiten ist ungemein herausfordernd für die eigene Entwicklung. Dadurch und durch das Eingebundensein in einem meist multikulturellen Team wird man selbst als Persönlichkeit reifer. Und dies alles kann verbunden werden mit dem Wunsch, Reich Gottes zu bauen, Menschen zu helfen und die Liebe Jesu weiter zu geben. Für unsere junge Gemeinde-Generation stellt sich oft die Frage, was man mit seinem sich oft ergebenden „Gap-year”, also dem einem Jahr zwischen Schule und Ausbildung/Uni, machen könnte. Es ist eigentlich eine perfekte Zeit, um einmal etwas ganz anderes zu erleben. Viele Jugendliche entscheiden sich deshalb, diese Zeit im missionarischen Dienst für Gott einzusetzen. Die Möglichkeiten für solche missionarischen Kurzzeiteinsätze sind heute vielfältig. Die Einsatzorte könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Herzen Afrikas beim Aidswaisen-Projekt,oder auf dem OM-Schiff mit der riesigen schwimmenden Bibliothek mitarbeiten und dabei die Welt umrunden oder eine Jüngerschaftsschule in der Schweiz mit verbundenen missionarischen Einsätzen erleben. Etc.pp. Jedoch taucht bei all diesen Möglichkeiten auch immer schnell eine entscheidende Frage auf: Wer soll das bezahlen und wer hat so viel Geld? Der Mülheimer Verband soll das bezahlen und der hat so viel Geld! - Na ja, nicht ganz. Doch liegt es dem Mülheimer 16 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Verband sehr am Herzen, dass junge Menschen missionarische Erfahrungen sammeln, sich weiter entwickeln und diese wertvollen Erfahrungen nach ihrer Rückkehr wieder in Deutschland, am besten in ihrer Heimatgemeinde wieder einbringen. (Wobei manche Kurzzeitler dann einfach überhaupt nicht mehr zurück kommen und gleich im missionarischen Dienst bleiben). Und weil dies dem MV am Herzen liegt wurde schon vor vielen Jahren die Vision von MV-offensiv geboren. Durch MV-offensiv wird Menschen während ihrer Kurzzeiteinsätze finanziell unter die Arme gegriffen. Vielleicht war MV-offensiv manchmal sogar ausschlaggebend dafür, dass ein Einsatz überhaupt möglich wurde. Dabei hat sich eine grobe Faustregel für die Unterstützung ergeben. Jeweils ein Drittel der Kosten sollen von dem oder der KurzzeitlerIn selbst und seiner/ihrer Gemeinde übernommen werden. Und ein Drittel kann dann MV-offensiv übernehmen. Oft machen wir allerdings auch die Erfahrung, dass die Kurzzeitler schon viel mehr als zwei Drittel der Gesamtsumme beisammen haben und nur noch einen kleinen Teil von MV-offensiv benötigen. Seit der MV-Delegiertentagung 2012 in Ellmendingen hat MV-offensiv eine neue Leitungsstruktur. Die bisherige „MVoffensiv-Kommission“ wurde aufgelöst. Der gesamte Arbeitszweig wurde in die Arbeit der MV-Jugendkommission eingegliedert. Dies war deshalb so naheliegend, weil der Hauptteil der Kurzzeiteinsätze auf Jugendliche oder junge Erwachsene fällt. Durch die jetzt noch bessere und einfacher mögliche Verzahnung der Arbeit von MV-offensiv und der Jugendarbeit des Verbands ergeben sich neue Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung im Verband. Erste Anzeichen dieser neuen Möglichkeiten konnten schon beim “Mission Run” während des letztjährigen MaiVestivals erlebt werden, dessen Erlös komplett für die Arbeit von MV-offensiv verwendet wurde. Damit einher ging natürlich auch ein viel größerer Bekanntheitsgrad von MV-offensiv unter den Jugendgruppen und den Jugendlichen selbst. Weiterhin wird durch die Arbeit der Jugendkommission und deren gute Kontakte zu den einzelnen MV-Jugendgruppen das Konzept von MV-offensiv und die Motivation für missionarische Kurzeinsätze direkt an der Basis verbreitet und bleibt durch den persönlichen Kontakt mit den Jugendlichen im Gedächtnis. Helmut Sichel, ein langjähriges Mitglied der bisherigen MVoffensiv-Kommission wird das Konzept weiter begleiten und bleibt als Ansprechpartner in allen finanziellen Fragen und als Kontakt zu den Einsätzlern erhalten. Änderungen vom bisherigen Konzept ergeben sich vor allem daher, dass die individuelle Beratung zu Einsatzmöglichkeiten, die bisher Teil von MV-offensiv war, weg fällt. Jedoch wird dies ersetzt durch einen engeren persönlichen Kontakt mit den Einsätzlern durch die Mitglieder der Jugendkommission. Somit kommt eine wichtige Komponente der persönlichen Betreuung und tieferer Kontakt hinzu. Im Zuge der Umgestaltung des Konzepts hat MV-offensiv auch eine grafische Auffrischung und einen eigenen Internetauftritt erhalten. Somit können Informationen über MVoffensiv und Berichte zu bisherigen Einsätzen auf der MVHomepage und der neuen MV-offensiv Seite abgerufen werden: www.mv-offensiv.de. Diese Online-Auftritte sind die erste Anlaufstation für Interessenten, die sich bei MV-offensiv auf finanzielle Unterstützung bewerben wollen. Das Hauptziel von MV-offensiv bleibt als Grund- und Leitgedanke natürlich weiterhin bestehen. Es ist unsere Vision, junge Menschen aus MV-Gemeinden für die Weltmission zu begeistern und konkrete Hilfe zu geben, um Kurzzeiteinsätze zu realisieren. Finanziell ist die Arbeit von MV-offensiv weiter auf die Spenden von einzelnen Gemeinden und Personen aus dem MV angewiesen. Wir freuen uns, dass mit dem bisher entgegengebrachten Vertrauen vielen jungen Menschen ermöglicht wurde, einzigartige und wertvolle Erfahrungen mit Gott im Ausland zu machen. Dies wünschen wir uns im größerem Maße für die Zukunft und sind gespannt auf viele weitere junge Menschen, die sich dazu entscheiden, ein Jahr mit Gott in der Mission zu verbringen. Gemeinde KONKRET• 1.2013 17 Mission Dieckmanns berichten aus Sambia: „Gemeinsam sind wir stark!“ Miriam und Marcus Dieckmann wurden am 26. Januar als Missionare nach Sambia ausgesandt. Dort arbeiten sie gemeinsam bei BOCCS mit, dem Aidswaisen- und Schulprojekt des Mülheimer Verbandes. Als neues Leitungsehepaar berichten sie von ihrer Einreise und den ersten Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent. Die ersten Tage nach unserer Ausreise Hohe Luftfeuchtigkeit und satte, grüne Farben begrüßten uns, als wir das Flugzeug über eine kleine Treppe verließen. Nur wenige Stunden zuvor befanden wir uns noch im eingeschneiten und bitterkalten Deutschland. Die schlechten Wetterverhältnisse waren der Grund, warum unser Flug zweimal verschoben wurde. Erst beim dritten Versuch konnten wir endlich einen Lift nach Sambia ergattern. Dort angekommen mussten sich unsere Sinne erst einmal an dieses „fremde“ Land gewöhnen. Alles war so anders. Die Luft, der Geruch, die Geräusche. Dabei dürfte dieses Land eigentlich gar nicht fremd für uns sein, denn Miriam und ich haben beide schon einige Afrika-Erfahrungen gesammelt. Vor unserer Hochzeit im Oktober, für die wir nach Deutschland zurückkamen, hat Miriam bereits 15 Monate in Sambia gelebt. Auch ich habe zwei Jahre in Afrika verbracht. Und dennoch, während unseres dreimonatigen Aufenthaltes in Deutschland haben wir uns wieder so richtig in der Heimat „eingelebt“. So sehr, dass es schon einige Tage brauchte, bis wir 18 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Evangelisationsveranstaltung an einer der Schulen mit einem „anschaulichen“ Theaterstück uns erneut an den sambischen Alltag gewöhnt hatten. Diese Herausforderung gemeinsam als Ehepaar zu bestreiten, war dabei eine große Hilfe. Denn gemeinsam sind wir stark. Und so begann unser gemeinsames Leben in Sambia. Seit einigen Wochen werden wir nun schon in die Arbeit von BOCCS eingearbeitet und bekommen einen tiefen Einblick in dieses umfassende Missionsprojekt. Miriam kennt sich natürlich schon viel mehr als ich, aber auch auf sie kommen neue Aufgaben zu. Da Martin Hartmann, der bisher die Gesamtleitung inne hatte, und seine Frau Andrea ab April in Elternzeit gehen, werden Miriam und ich die Aufgaben von Martin untereinander aufteilen. Ein derart großes Projekt zu leiten ist eine große Herausforderung und es standen bereits viele Themen auf unserer Agenda. So gab es zahlreiche Treffen mit Lehrern, Schulleitern, Sozialarbeitern, Projekt-Jonathan-Kandidaten und Patenkindern. Lebensmittelausgaben mussten organisiert, Emails geschrieben, Ordner gewälzt und Arbeitsabläufe verstanden werden. Eine Flut von Informationen über Buchhaltung, Finanzabwicklungen oder Vertragsentwürfen prasselten auf uns ein. Da unsere Einarbeitungszeit in nur zwei Monaten stattfinden muss, gibt es in kurzer Zeit viel zu erlernen. Bei all dem darf man auch den sambischen Alltag nicht vergessen, der oftmals mit seiner eigenen Dynamik über das Geschehen hereinbricht. Flexibilität ist gefragt, wenn die Internetverbindung ausfällt, der Strom weg ist oder das Auto im Schlamm stecken bleibt. In solchen Momenten sind wir sehr dankbar für das tolle Team vor Ort. Neben Martin, der sich viel Zeit für unsere Einarbeitung nimmt, sind wir außerdem umgeben von fünf Kurzzeitlern aus Deutschland, die viel Kraft und Mühe in das Missionsprojekt vor Ort hineinstecken. Während wir zurzeit viele Stunden im Büro sitzen und in die Administration eingearbeitet werden, laufen dank ihres Einsatzes zahlreiche Dinge wie Sportclubs, Auslieferungen, Patenkindbetreuung oder Evangelisationsveranstaltungen. Ohne das Team um uns herum, könnte das alles nicht passieren. Neben all diesen beruflichen Tätigkeiten versuchen Miri und ich zudem auch unser privates Leben zu organisieren. Bis Ende April können wir noch zur Untermiete im gemütlichen Haus von zwei befreundeten Missionaren leben. Bis dahin müssen wir eine eigene Wohnung gefunden haben. Solch ein Start in einem anderen Land ist schon sehr spannend und herausfordernd und neben der Einarbeitung ist die Wohnungssuche sicherlich eines unserer großen Gebetsanliegen. Aber genial ist es, wenn wir sehen, wie wir als Ehepaar nicht nur uns, sondern auch andere Menschen um uns herum haben, die uns mit Rat und Tat und als Freunde zur Seite stehen. Gemeinsam sind wir eben stark. Unsere Hoffnungsträger Die Fahrt über die staubigen Straßen Kabwes hin zu verschiedenen staatlichen Highschools, die langen Wartezeiten vor deren Büros und das turbulente Treiben drumherum, kann einem schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben. Aber der Aufwand hat sich gelohnt. Denn Kuyuba, Silvia, Richard und Stanley bekommen nun die einzigartige Chance, einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Damit können sie auch die Voraussetzungen für eine spätere Ausbildung oder ein Studium schaffen. Die vier ehemaligen BOCCS-Schüler sind die neuen Projekt-Jonathan-Kandidaten für 2013. Dank einer Großspende aus Deutschland, wurde diese BOCCS-Initiative vor wenigen Jahren ins Leben gerufen, um Kindern auch über die neunte Klasse unserer BOCCS-Schulen hinaus Wegweisung weitere Begleitung und bessere Zukunftsperspektiven zu ermöglichen. Denn darum geht es uns bei BOCCS. Wir möchten Zukunftsperspektiven schaffen. Dem gesamten BOCCS-Team ist es ein Anliegen, Familien und letztlich auch ganzen Stadteilen Hoffnung zu schenken. Dank vieler deutscher Spender und Dank zahlreicher Patenschaften können wir ungefähr 3.000 Kinder an unseren sechs BOCCS-Schulen aus ärmsten Verhältnissen eine Schulbildung ermöglichen. Auch die Familien der Patenkinder werden unterstützt. Initiativen wie das Jonathan-Projekt tragen einen weiteren wichtigen Teil bei. Zu unseren Hoffnungsträgern gehören neben den ProjektJonathan-Kandidaten (zu sehen auf den Bildern unten auf dieser Seite) auch die neun jungen Frauen, die kürzlich einen einjährigen Nähmaschinenkurs abgeschlossen haben. Aufgrund ihrer Armut oder durch schwierige soziale oder familiäre Verhältnisse bedingt, konnten diese Frauen nach ihrem Schulabschluss bei BOCCS keine Berufsausbildung finden. Das „skill center“ an einer unserer Schulen gibt deshalb jedes Jahr einigen jungen Menschen die Möglichkeit, in handwerklichen Fertigkeiten geschult zu werden. Auch ohne weiteres Studium oder eine teure Ausbildung werden sie so in die Lage versetzt, sich selbst und anderen zu helfen. Viele können später sogar Produkte selbst herstellen und auf dem Markt verkaufen. Das macht Hoffnung und gibt Selbstvertrauen. Und genau das wünschen wir uns. Durch die Angebote an unseren BOCCSSchulen wollen wir sehen, wie Menschen eine Ausbildung bekommen, Fertigkeiten erlernen und Zukunftsperspektiven erhalten. In einem Land, das auf Platz 164 von 187 der ärmsten Länder ist (laut Index der menschlichen Entwicklung – HDI), ist das eine anstrengende, aber notwendige Aufgabe. Denn es geht um Menschen, die Hilfe brauchen. Und wo Hoffnung gesät wird, da kommt man eben auch ins Schwitzen. Was vor uns liegt - Ausrichtung und Ziele Für jede missionarische Arbeit ist es notwendig, Visionen, Träume und Zukunftsideen zu entdecken. Neben unserer Einarbeitung eleben wir beide, Miriam und Marcus, genau diesem spannenden Prozess. Als BOCCS Team kümmern wir uns derzeit hauptsächlich darum, den Betrieb unserer Schulen am Laufen zu halten und (Waisen-)Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Das ist eine sehr wertvolle und vor allem notwendige Aufgabe. Aber zukünftig wollen wir unsere Perspektive auch stärker darauf richten, wie wir nicht nur den Kindern, sondern auch den Familien und den Communities (Stadtteilgemeinschaften) vermehrt dienen können. Wir wünschen uns, dass unsere Schulen „Schulen der Hoffnung“ werden. Und das wird erst dann der Fall sein, wenn unsere Lehrerbelegschaft aus überzeugten und leidenschaftlichen Christen besteht, die auch ein Herz für ihre Communities haben, in denen sie leben und arbeiten. Grundsätzlich hat sich das Schulangebot in Sambia aufgrund ausländischer Finanzhilfen im letzten Jahrzehnt verbessert. Es wurden zahlreiche neue staatliche Schulen eröffnet, besonders in den Stadtzentren und deren näherer Umgebung. Doch Probleme wie Gewalt in den Familien, HIV-Aids, Alkoholismus und familiäre Fortsetzung auf Seite 20 Gemeinde KONKRET• 1.2013 19 Mission Fortsetzung von Seite 19 Missstände insbesondere in den „Compounds“ (mehr oder weniger Slum-Gebiete) an den Stadträndern sind nicht weniger geworden. Das Leben in den Randgebieten Kabwes ist desahalb kaum vergleichbar mit dem im Stadtzentrum. In den Compounds beherrschen weiterhin soziale und geistliche Nöte das Geschehen fast aller Bewohner. In diesem Zusammenhang stellen wir uns die Frage, wie wir diesen Herausforderungen begegnen und unseren missionarischen Auftrag erfüllen können. Die BOCCS-Schulen sind dafür bekannt, dass sie Kindern Wissen, Ethik und Moral vermitteln. Aber dies allein bewirkt oft keine nachhaltige Veränderung, wenn die Probleme in den Familien weiterbestehen. Es wird deshalb zunehmend wichtiger, neben den Kindern auch deren Familien „echte“ Hoffnung zu schenken. Wir reden dabei nicht von einer Hoffnung, die ausschließlich auf einem wirtschaftlichen Aufstieg basiert. Sondern wir meinen Hoffnung, die das Leben der Familien und das der Schüler nachhaltig und innerlich verändert. Um das zu erreichen, müssen wir uns viele Fragen stellen: Wie können wir vor Ort Jüngerschaft leben und Menschen dafür begeistern, wie Christus zu werden? Denn darum geht es doch im Glauben, egal ob in Deutschland oder in Sambia. Wie können wir Fertigkeiten und Gaben vermitteln, damit die Menschen eigenständig und selbstbewusst werden? Wie können wir mehr mit lokalen Gemeinden in den Compounds zusammenarbeiten? Wie können wir Missstände beseitigen und eine gesunde Familienethik lehren? In den kommenden Monaten und Jahren erhoffen wir uns viele gute Ideen, aber auch fähige sambische Mitarbeiter, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Denn wir wünschen uns nichts sehnlicher, als dass die Kinder und ihre Familien Jesus kennen lernen und einen Unterschied in ihrem Umfeld machen. Wir wünschen uns zu erleben, wie die Communities in den Randgebieten Kabwes ein Zeugnis von Gottes Handeln werden. Wenn wir alle zusammen lernen, die Communities mit Gottes Augen zu sehen und unsere Verantwortung ernstnehmen, dann glauben wir, dass dies mit seiner Hilfe möglich wird. 20 Gemeinde KONKRET• 1.2013 DANKE Damit unsere Arbeit vor Ort überhaupt möglich ist, sind wir auf die Hilfe vieler Spender angewiesen. Als BOCCS Team wird uns das immer wieder bewusst. So können wir beispielsweise das tägliche Mittagessen an den Schulen, die medizinische Versorgung der Patenkinder oder die Gehaltszahlungen der Lehrer nur deshalb ermöglichen, weil uns viele treue Unterstützer finanziell tragen. Und dafür sind wir sehr dankbar! BITTE Trotz all dem, was durch die Spenden aus Deutschland geleistet werden kann, erleben wir aber auch immer wieder Engpässe. Anfang dieses Jahres hat die sambische Regierung die Mindestlöhne erhöht und damit auch für unsere Schulen einen neuen Standard für die Lehrergehälter gesetzt. Gleichzeitig waren die Spendeneingänge im vergangenen Jahr etwas rückläufig. Dies stellt uns vor eine große finanzielle Herausforderung, weil wir derzeit auch andere z.T. einmalige Ausgaben tätigen müssen. Dazu zählt zum Beispiel die Anschaffung eines geländetauglichen Fahrzeuges, um in der Regenzeit ohne Probleme über die schlechten Straßen zu den Schulen zu gelangen. Ein weiteres Beispiel ist der noch immer nicht ausreichende Bestand an neuen Schulbüchern. Daher hoffen wir in diesem Jahr auf weitere Spender und Unterstützer, die die Arbeit von BOCCS mittragen. Zuletzt: Was einige unserer Mitarbeiter sagen „Was ich an BOCCS toll finde, ist die Möglichkeit, Kindern aus einer anderen Kultur zu helfen und ihnen die Chance zu geben, sich ein eigenständiges Leben aufzubauen.“ Benni Frenz „Im Patenschafts-Bereich macht mir die Zusammenarbeit mit dem super Sozialarbeiter-Team und der Kontakt mit den AIDS-Waisen in Sambia Kindern am meisten Spaß. Vor allem auch vor dem Hintergrund der Büroarbeit, die nicht gerade wenig ist. Da sind die „Rations“, eine Fahrt zur Schule oder ein EvangelisationsNachmittag immer eine willkommene Abwechslung.“ Doro Kämpfer „Ich genieße an meiner Arbeit, dass ich in der Gemeinschaft mit Kindern Leben teilen kann und Gott erleben darf.“ Henrik Godau „An BOCCS mag ich, dass wir versuchen, Kindern eine bessere Zukunft durch Bildung zu geben. Das Beste daran ist jedoch, dass sie nicht nur Mathe und Englisch beigebracht bekommen, sondern das es auch darum geht, ihnen unseren Glauben zu vermitteln. Ganz persönlich macht es mir Spaß, einfach Zeit mit den Kindern zu verbringen. Ein Teil zu ihrem Leben beizutragen und ihr Lächeln zu sehen, kann einen echt schnell begeistern.“ Jasper Klemm „Mission heißt auch: Zu den Armen und Bedürftigen hingehen, sich für sie einzusetzen. Diese Motivation habe ich täglich in meiner Arbeit bei BOCCS. Hinter jedem größeren Werk steht auch eine Menge an Verwaltungs- und Administrationsarbeit, und hier überschneiden sich meine Gaben mit dem göttlichen Auftrag der Mission: Hier fühle ich mich berufen und kann mich auf eine sinnvolle und erfüllende Weise einbringen.“ Martin Hartmann „Wir wünschen uns, dass die BOCCS-Schulen Licht in den Communities sind und dass sich nicht nur das Leben der Schüler, sondern auch das ihrer Familien, Nachbarn und Bekannten in den Wohnvierteln verändert.“ ✦ Miriam und Marcus Dieckmann Formular bitte abtrennen und einsenden an BOCCS Patenschaften Gemeinde KONKRET• 1.2013 21 Informationen aus dem MV Ekklesia Blaufelden - Rot am See: MV-Gemeindeneugründung in Hohenlohe Seit Oktober 2011 besteht die „Ekklesia“ Gemeinde in Blaufelden, im Stadtteil Wiesenbach, eine Gemeindeneugründung des Freikirchlichen Bezirks Nord-Württemberg e.V. im MV-Südbund. Die Wurzeln der Gemeinde reichen allerdings zurück bis ins Jahr 1923, als damals die Christliche Gemeinschaft Wiesenbach gegründet wurde. Über die Jahr- Schließung der Gemeinde im Jahr 2011 zehnte war die CG Wiesenbach ein fester Bestandteil der geistlichen Landschaft Hohenlohes. Die Gemeindeglieder waren sich immer über ihren Auftrag bewusst, obwohl über die letzten 20 Jahre hinweg die Zahl der Gemeinschaftsglieder stetig sank. Im Vertrauen darauf, dass Gott einen neuen Aufbruch schenken wird, wurden Samuel und Alisha Krauter aus Australien als neues Pastorenehepaar berufen, um diesen Auftrag mit neuer Kraft in die Tat umzusetzen. Samuel stammt aus der Matthäus-Gemeinde Schwaikheim und wuchs teils in Deutschland, teils in Australien auf. Sein Theologiestudium absolvierte er an der Universität Tübingen. Alisha stammt aus Caboolture/Australien, erhielt ihre Ausbildung an einer Bibelschule und arbeitete als Pastorin in der Destiny-Church Caboolture sowie als christliche Seelsorgerin an einer öffentlichen Highschool. Alisha und Sam konnten die Berufung nach Wiesenbach als Reden Gottes für ihren Weg erkennen und kamen im Januar 2011 nach Deutschland. Samuel und Alisha berichten folgend über die bisherigen Entwicklungen. Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass zwar die Begeisterung für die missionarischen Ziele und der Glaube in den Herzen der Gemeindeglieder nach wie vor sehr stark, die Struktur der Christlichen Gemeinschaft aber nicht mehr tragfähig für den Auftrag Gottes waren. So wurde gemeinsam mit allen Geschwistern der CG Wiesenbach entschieden, die bisherige Gemeinde mit ihrer Struktur und ihrem Programm am 30. April 2011 zu schließen. Über die nächsten Monate trafen sich die Mitglieder der Gemeinde in ihren Häusern, um im Gebet und Hören auf Gott Gewissheit über den weiteren Weg zu bekommen. In dieser Zeit gab Gott die Vision einer Gemeindeneugründung, und nach einigen Visions- und Gebetstreffen wurde am 16. Oktober 2011 mit einem ersten Gottesdienst in den alten Räumlichkeiten der Christlichen Gemeinschaft die „neue“ Gemeinde „Ekklesia“ gegründet. Es ist ein großes „Pfund“ der jungen Gemeinde, dass sie nicht im luftleeren Raum entstand, sondern in treuen Gebeten und unerschütterlichem Glauben der langjährigen CG-Mitglieder ein tragfähiges Fundament hat. Mit der Vision, „eine geistliche Heimat zu sein, die Gottes Liebe erfahrbar macht und die Glaubenden ausrüstet, damit Gottes Reich kommt und Sein Wille geschieht“, erfährt die Gemeinde „Ekklesia“ seit ihrer Gründung ein stetiges Wachstum. Dies zeigt sich nicht nur in der Anzahl der 22 Gemeinde KONKRET• 1.2013 Gottesdienstbesucher und Gemeindeglieder, sondern auch in den vertieften Beziehungen untereinander und der Beziehung mit Gott.Von früher geblieben ist der Hunger nach Gottes Wirken, die Leidenschaft für den Heiligen Geist und die Liebe Jesu, die auf ganz unterschiedliche Art immer wieder neu in der Gemeinde zum Tragen kommen. Neu ist die größere Freiheit in der Begegnung mit Gott, nicht mehr an festgelegte Strukturen gebunden zu sein und das von Gott geschenkte Wachstum. Wir dürfen zur Zeit erleben, wie sich die Kultur des Himmels immer mehr auch in der Gemeindekultur widerspiegelt und wir Gottes unendliche Möglichkeiten und Kraft erleben. Nun sind die Menschen in der Ekklesia gespannt, wie es in nächster Zukunft weiter geht - vor allem in Bezug auf ein “kleines” Geschenk von Gott zum ersten Geburtstag der Gemeinde im Oktober letzten Jahres: Zur Zeit wird ein neues Gemeindehaus renoviert, ein ehemaliges Industriegebäude im Nachbarort Rot am See, das demnächst offiziell eingeweiht werden soll. Es wird der wachsenden, aber im alten Haus zur Zeit noch eingeengten Gemeinde, weitere Chancen eröffnen. Mehr Infos zur Ekklesia Wiesenbach gibt es unter ekklesiaonline.de, sowie in einem kurzen Bericht zum Gemeindehausumbau unter muelheimer-verband.de (Such-Stichwort „1600 Lichter“) N Samuel und Alisha Krauter Angebot für MV-Gemeinden: CG Ellmendingen: MV-Gemeinde-Websites vernetzen sich mit der Homepage des Mülheimer Verbandes „Echt sein! Glaubensriesen - Seelenzwerge?“ – eine nachahmenswerte Gemeindeaktion Aktuelle Neuigkeiten aus dem MV und seinen Gemeinden, aus der Mission und aus anderen christlichen Werken werden jede Woche aktuell auf der Website des Mülheimer Verbandes präsentiert. Seit Jahresanfang können die MVGemeinden diese Artikel nun auch in ihre eigenen Webseiten einbauen. Der MV bietet dafür eine kostenlose ImportSchnittstelle an, mit deren Hilfe der Gemeinde-Webmaster genau steuern kann, welche Inhalte automatisch importiert und wie sie dargestellt werden sollen. Die Gemeinden haben die Möglichkeit, ihren Besuchern aktuellen Content zu präsentieren und in ihrer Außendarstellung die Zugehörigkeit zum MV in attraktiver Form sichtbar zu machen. Auch der Verband profitiert, indem er über die Gemeinde-Websites eine noch größere Öffentlichkeit über sich informieren kann. Nicht zuletzt erleben die Menschen im MV damit auf der Website „ihrer“ Gemeinde etwas von den spannenden MV-weiten Entwicklungen. Die CG Ellmendingen bietet in der ersten Jahreshälfte 2013 die Gottesdienst- und Seminarreihe „Echt sein“ zu emotional gesunder Spiritualität an. Basierend auf dem Buch „Glaubensriesen, Seelenzwerge?“ von Peter Scazzero werden die Themen im Gottesdienst vorgestellt und an einem Wochentermin durch Kurzimpuls und Gesprächsgruppen im Gemeindehaus vertieft. Pastor Martin Lutzweiler nahm gemeinsam mit seiner Frau 2012 am Fokus-Leitungskongress in Stuttgart teil. Sie besuchten dort das Seminar des New Yorker Pastors Peter Scazzero unter dem Titel „Glaubensriesen - Seelenzwerge?“: „Peter Scazzero, und seine Frau Geri sprachen erfrischend offen und durch und durch echt von dem oft schwierigen menschlichen Miteinander, wie sie es in ihrer Ehe, in Familie und Gemeinde erleben. Scazzero hatte die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass gerade unter Christen das menschliche Miteinander besonders schwierig sein kann. Die Ursache dafür sieht er in einem Glauben, der emotional unreif geblieben ist. So geben sich Menschen vielleicht als Glaubensriesen und werden sogar von anderen so wahr genommen; innerlich aber sind sie klein geblieben, haben ein verkümmertes Selbstbild, übernehmen wenig Eigenverantwortung und sind kaum konflikt- und krisenfest. Die Referenten skizzierten einen Weg zu einem erwachsenen Glauben, auf dem die emotionale Reife nicht auf der Strecke bleibt. Ausgehend von Scazzeros Buch, zu dem auch ein Begleitheft mit Gedankenanstößen und Gesprächsimpulsen verfügbar ist, entwickelte die Ellmendinger Gemeinde eine Themenreihe, die am 27. Januar begonnen hat und - mit Unterbrechungen durch Ferienzeiten u.a. - bis Anfang Juli laufen wird. Die Gemeinde hat sich dabei herausfordernde Themen vorgenommen, wie z.B. • Lebensfeindliche Spiritualität • Erkenne dich selbst, damit du Gott erkennst • Trauer und Verlust • Macht und Kontrolle loslassen • Emotional erwachsen werden Bisher gibt es eine überwältigende Resonanz - über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich angemeldet und sind zu den ersten Mittwochs-Seminarabenden gekommen. Dort bilden sich dann etwa elf Kleingruppen, die nach einem kurzen Einführungsimpuls das jeweilige Wochenthema vertiefen. Zusätzlich bestehen zwei Hauskreise, die sich an einem alternativen Wochentag treffen, so dass insgesamt etwa 140 Menschen an „Echt sein“ teilnehmen. N Redaktion KONKRET• Einige Gemeinden nutzen das Konzept bereits erfolgreich. So stellt die Christus-Gemeinde Weil der Stadt auf ihrer Startseite (cgweilderstadt.de) die vier aktuellsten Artikel aus der MV-NewsRedaktion in einem waagerechten Layout dar. Unter dem Artikelbild und dem Anreißer-Text wird mit einem ‚mehr‘-Link auf die vollständige Artikelansicht verwiesen. Denkbar ist auch die Darstellung in einem Sidebar, wie z.B. bei der Christus-Gemeinde Lauenburg (cg-lauenburg.de). Viele Gemeinden haben einen eigenen Menüpunkt „Mülheimer Verband“ - auch dort wäre die Integration von aktuellen MV-News denkbar und sinnvoll. Die Nachrichten können aus vier Rubriken beliebig ausgewählt werden („Mülheimer-Verband“, „MV-Gemeinden“, „Mission“, „Andere Kirchen und Organisationen“), ebenso kann die Anzahl der Nachrichten bestimmt werden. Auch eine zufällige Auswahl ist möglich, so dass bei jeden Laden der Seite eine etwas andere Zusammenstellung erscheint. Ebenfalls wählbar ist die Darstellung des vollständigen Artikels: Entweder durch einen Link auf die MV-Website (wobei die Gemeinde-Website beim Benutzer geöffnet bleibt) oder innerhalb der eigenen Seite in einer Overlay-Box.Mitgeliefert wird das von der MV-Site bekannte ArtikelLayout. Dies lässt sich „vor Ort“ jedoch praktisch beliebig an das Aussehen der Gemeinde-Seite anpassen. So sind Schriftart und -größe, Farben, Anordnung und Maße der Artikel individuell veränderbar. Wie das geht, erfahren interessierte Gemeinden auf einer speziellen internen Webseite, welche die eingesetzte Technik näher erklärt und viele konkrete Anwendungsbeispiele vorführt. Den Zugang dazu erhält man direkt beim MV-Webmaster Dirk Seifert ([email protected]), der bei der Einbindung auch gerne mit Rat und Tat zur Seite steht. N Dirk Seifert Mit diesem Flyer lädt die Gemeinde zu der Themenreihe „Echt sein“ ein Gemeinde KONKRET• 1.2013 23 WÜSTE – Traum und Wirklichkeit, seltsam still, unendlich weit. Faszinierend, menschenleer, leuchtend rotes Dünenmeer, Spuren, die vom heißen Wind wellig und geriffelt sind. Lange Schatten früh am Morgen, kleine Tiere ganz verborgen. Schöpfungswunder ohnedies, zauberhaftes Paradies! WÜSTE – Hitze, nie gekannt, feiner, glühendheißer Sand, Regen kaum an diesem Ort, alles trocken und verdorrt. Sonne gleißend, fast kein Schatten, jedes Laufen lässt ermatten, unberechenbar gefährlich, unbarmherzig und beschwerlich. Eisig kalt dann in der Nacht, welche ungeheure Macht! WÜSTE – Ort in meinem Leben, wo ich mich selbst aufgegeben. Habe Durst und große Not, fühle mich sehr stark bedroht und am Ende meiner Kraft bin so hilflos und erschlafft! Völlig auf mich selbst gestellt suche ich, was mich jetzt hält. Einkehr in der Einsamkeit bin für Neues ich bereit? WÜSTE – Chance zum Ergreifen, hier kann meine Seele reifen. Alles Äuß’re wird so nichtig, GOTT wird mir auf einmal wichtig, und ich spüre SEINE Nähe, welche Pfade ich auch gehe. Alles Dunkle lass ich los GOTT, DU bist unendlich groß! Tiefer Dank erfüllt nun mich, WÜSTE lebt, mein GOTT, durch DICH! Elisabeth Klein Lüneburg, Weihnachten 2012