Wüstenzeiten - Mülheimer Verband

Werbung
Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden
1.2013
• • • Matthias Schultz: Leben mit einem Trauma – Einsichten nach dramatischem Autounfall
• • • Klaus-Günter Pache: ER gibt unserer Zukunft ein Zuhause – Gedanken zur Jahreslosung 2013
• • • Miriam & Marcus Dieckmann: „Gemeinsam sind wir stark!“ – Aus dem Alltag der MV-Missionare in Sambia
Wüstenzeiten
Wichtige Termine
18. – 20.04.2013
MV-Delegiertentagung in Bremen
18. – 20.09.2013
Theologische Leitertagung des MV (TLT)
08. – 10.11.2013
MV-Leitertagung (GLT)
08. – 10.05.2014
MV-Delegiertentagung in Schwabbach
17. – 19.09.2014
Theologische Leitertagung des MV (TLT)
07. – 09.11.2014
MV-Leitertagung (GLT)
Impressum
Herausgeber • Verleger:
Mülheimer Verband
Freikirchlich-Evangelischer
Gemeinden GmbH
28279 Bremen
Habenhauser Dorfstr. 27
Tel. 0421 • 8399130
Fax 0421 • 8399136
[email protected]
www.muelheimer-verband.de
Schriftleitung, Satz und Layout:
Dieter Stiefelhagen
Habenhauser Dorfstraße 27
28279 Bremen
Tel. 0421•8399130
Fax 0421•8399136
[email protected]
Bestellungen, Versand, Anzeigen
und Aboverwaltung:
MV-Missionsverlag
Habenhauser Dorfstr. 27
28279 Bremen
Erscheint mit
ca. 3 Ausgaben pro Jahr
Bezugspreise:
Jahresabo im Einzelversand:
EUR 15,– inklusive Portokosten
Bankverbindung:
Empfänger: Mülheimer Verband
Bank: Evang. Kreditgen. Kassel
Kto. 3670
BLZ 520 604 10
Kündigung:
Das Einzelversand-Abonnement
der „Gemeinde KONKRET•“
verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens zum 30.11. des Jahres
schriftlich gekündigt wurde.
Druck:
Leo Druck GmbH
Robert-Koch-Str. 6
78333 Stockach
Redaktion:
Dieter Stiefelhagen, Bremen
Leserbriefe:
An den Schriftleiter:
Pastor Dieter Stiefelhagen
Habenhauser Dorfstraße 27
28279 Bremen.
Die Redaktion behält sich
das Recht vor, sie (verkürzt)
zu ver­öffentlichen.
Bildnachweis
Titelseite: © Dmitry Pichugin |
Dreamstime.com
Seite 3: © Dmitry Pichugin |
Dreamstime.com.jpg; Stiefelhagen
Seite 4-6: Vetter
Seite 8-9: Schultz; © [email protected]
Seite 10-11: Stratmann; Photos.
com
2
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Seite 12-13: © kulturgestaltung@
photocase.de
Seite 14: Pache
Seite 15: Kögel, BOCCS
Seite 16: Mosebach
Seite 18-21: BOCCS
Seite 22: Krauter
Seite 24: © Dmitry Pichugin |
Dreamstime.com
Editorial
Wüstenzeiten
4 Unsere Zeit in der Wüste –
Erlebnisse während einer Sabbatzeit
Sabine Vetter
8 Leben mit einem Trauma –
Einsichten nach dramatischem Autounfall
Matthias Schultz
10 40 Jahre in der Wüste?
– wenn der Job krank macht
Olaf Stratmann
24 Wüste
– ein Gedicht
Elisabeth Klein
——————————
Ereignisse
24 ER gibt unserer Zukunft ein Zuhause
– Gedanken zur Jahreslosung 2013
Klaus-Günter Pache
——————————
Mission
15 MV-offensiv:
Neue Kurzzeitler unterwegs
mit MV-offensiv
Helmut Sichel
16 MV-offensiv:
Das Konzept von MV-offensiv
S. & A. Krauter und H. Sichel
24 Sambia:
„Gemeinsam sind wir stark“
Liebe Leserinnen und Leser der „Gemeinde KONKRET•“,
im Jahr 2009 haben meine Frau und ich einen Abstecher
ins „Tal des Todes“ gemacht. Gemeint ist natürlich das „Death
Valley“ im kalifornischen Hinterland. Diese Wüstengegend ist
mir in Erinnerung geblieben. Wer mit dem Auto die wenig befahrene Hauptstrecke verlässt, ein paar Kilometer über Schotterpisten abseits fährt und dann eine Wanderung in die angrenzenden Schluchten unternimmt, muss aufpassen. Wer sich
verirrt, ist in Lebensgefahr. Erst kurz zuvor hatten Wanderer
die Leichen von seit langer Zeit vermissten Personen gefunden.
Diese hatten sich, nur wenige Kilometer von ihrem Parkplatz
entfernt, verlaufen und waren verdurstet. Wüstenzeiten sind
unwirtliche, hitzige und kalte, manchmal faszinierende, oft frustrierende und beängstigende Zeiten.
Sicher gibt es kaum jemanden, der, im übertragenen Sinn,
solche Wüstenzeiten im eigenen Leben noch nicht erlebt hat.
Diese Lebenswüsten können unterschiedliche Namen haben:
Wüste der Einsamkeit, Wüste der Krankheit, Wüste der Unfallfolgen, Wüste des Burnouts, Wüste der Arbeitslosigkeit, Wüste des Unverstandenseins …, die Liste ließe sich noch lange
fortsetzen. Wer durch Wüstenzeiten hindurch muss, hat nicht
selten das Gefühl, dass die Gebete an der Zimmerdecke hängen bleiben, dass dort niemand ist, der mich hört und dem ich
wirklich wichtig bin. Aber das stimmt nicht. Gott ist da! Egal,
wo wir sind. Und er sehnt sich danach, für uns Wege in und aus
der Wüste zu schaffen. In Jesaja 43,18-19 lesen wir:
Gedenkt nicht an das Frühere und achtet nicht auf das
Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt
wächst es auf, erkennt ihrs denn nicht? Ich mache einen
Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde. Unser Gott lässt keinen im Death Valley zurück, das ist sicher! Ich hoffe, dass diese Ausgabe der GeKo genau diese
unerschütterliche und lebensspendende Hoffnung ein wenig
widerspiegelt.
Darüber hinaus finden sich einige wichtige Infos und Berichte zum MV-Konzept für Kurzzeitmissionare „MV-offensiv“
und auch über die ersten Wochen in Sambia von Miriam und
Marcus Dieckmann, den neu entsandten Missionaren des MV,
in dieser Zeitschrift. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Inspiration bei der Lektüre dieser Artikel.
Mit einem herzlichen Gruß
Miriam und Marcus Dieckmann
——————————
Informationen
22 Informationen aus dem MV
2 Impressum
Gemeinde KONKRET• 1.2013
3
Thema
Unsere Zeit in der Wüste
Nach Absprache mit der Gemeindeleitung der Christus-Gemeinde Mülheim an der
Ruhr konnte MV-Präses Ekkehart Vetter die ersten drei Monate des Jahres 2013 als
„Sabbatzeit“ verbringen. Dahinter verbarg sich eine Mischung von (angesparten)
Urlaubstagen und einigen zusätzlichen Wochen der ganz bewussten persönlichen
Besinnung. So entstand im Vorfeld die Idee, diese Sabbatzeit mit einer dreiwöchigen „Wüstenzeit“ in Israel zu starten und damit verschiedene Aufenthaltsorte zu
wählen, die bereits Stille und Abgeschiedenheit mit sich brachten.
Ich dachte an Jesus. Er wurde in die Wüste geführt, um
sich seiner göttliche Bestimmung und Berufung gewisser
zu werden. Er erlebte dabei Entbehrungen und Versuchungen. Aufgrund unserer heutigen Lebensumstände
und den technischen Hilfsmitteln, die uns überall zur
Verfügung stehen, ist ein realistischer Vergleich zu Jesu
damaliger Wüstenzeit wohl kaum möglich. Wir hatten jederzeit die Möglichkeit, um nach ein paar Kilometer mit
dem Auto wieder in der „Zivilisation“ einzutauchen. Und
dennoch fragten wir uns: Was können wir heute während
unserer Wüstenzeit lernen, wie können wir von den Tagen
in Israel geistlich profitieren?
Negev, Makhtesh Ramon
„Was mache ich hier eigentlich?“
Lange haben wir uns darauf vorbereitet und darüber nachgedacht, wie es werden wird, im Januar 2013 für einige Wochen
in der Wüste zu leben. Bevor wir uns auf den Weg machten,
gab es viele gut gemeinte Ratschläge und Wünsche. Unsere
Tochter Judith schenkte uns unter anderem ein Lesezeichen,
auf dem stand: „Was mache ich hier eigentlich?“
Sehr gut, dachte ich, Sabine. Das ist nachdenkenswert. Also:
„Was machen wir hier eigentlich?“ Ich habe daraufhin folgende
Erwartungen für mich formuliert: Ich möchte „mein Herz in
die Wüste führen.“ Diesen Satz hatte ich irgendwann einmal
gelesen und er hatte mich angesprpochen. Das heißt für mich
konkret, dass ich meine Gedanken und Gefühle ohne die
Ablenkungen und Verpflichtungen des Alltags mit in die Wüste nehmen will, um dort erkennen zu können, an welchen
Stellen ich veränderungsbedürftig bin und welche (neuen) Impulse Gott für mich vorbereitet hat. Das sind gute Ziele, doch
zwischendurch kamen mir immer wieder Zweifel, ob das alles während unserer Wüstenzeit überhaupt erfahrbar ist. Was
mache ich hier eigentlich?
4
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Unsere Wüstentage begannen im israelischen Negev, genauer dem Makhtesh Ramon, einem riesigen Krater, in dessen Mitte es einen beduinischen Camp-Ground gibt. Auf
der Basis eines einfachen Campingplatzes – entweder im
eigenen Zelt oder im großen Gemeinschaftszelt der Beduinen mit den dazu gehörigen Facilities (Toiletten, Duschen)
– und Selbstversorgung bestand hier eine gute Möglichkeit,
Einsamkeit zu erleben. Denn rundherum erstrecken sich nur
Felsenlandschaften und Steinwüste. Die nächste Einkaufmöglichkeit befindet sich außerhalb des Kraters in Mizpeh Ramon,
etwa zehn Kilometer entfernt, nur über eine schwer zu befahrene Straße zu erreichen. So kauften wir genügend für die
nächsten Tage ein, um den Krater nicht ständig wieder verlassen zu müssen. Bereits am zweiten bzw. dritten Tag machten
wir unsere erste „Wüstenerfahrung“:
Wir hatten im Camp-Ground-Gemeinschaftskühlschrank
Hommos (Kichererbsenpüree als Brotaufstrich) und Käse eingelagert. Als wir am zweiten Abend davon essen wollten,
fragten wir uns nach einem Blick in den Kühlschrank: „Wo ist
unsre Tüte? Weg! Etwa geklaut?“ Uns war schon in der vorigen
Nacht eine Wasserflasche abhanden gekommen, die wir vor
unserem Zelteingang hatten stehen lassen … und jetzt das? O
schade, ich hatte mich auf das leckere Sesam-Mus gefreut. So
fiel das Abendessen etwas karg aus, das Frühstück am nächsten Morgen nur noch mit trockenem Brot und Wasser ohne
Kaffee oder Tee. Und das alles bei klammer Morgenkälte. Der
nächste Bäcker war halt nicht mal eben um die Ecke zu finden.
Der Makhtesh Ramon bot eine Fülle von meditativen Orten,
an denen wir lesen und die wir durchwandern konnten. Die
Nächte mit dem klaren Sternenhimmel und die roten Sonnenaufgänge waren faszinierend und ließen uns die Schöpfung
hautnah erleben. Es war überwiegend trocken. Nur wenige
Büsche waren zu sehen, die dort tatsächlich wachsen und anscheinend vom Tau des Morgens bewässert werden.
Regen in der Wüste
Aber auch das ist Wüste: Heftige Regenfälle Anfang Januar
in Israel! Angesichts einer überfluteten Straße am Toten Meer,
über die hinweg aus den Bergen kommend ein reißender Wasserstrom schoss. Dort, wo sonst nie Wasser zu finden ist, fiel
mir Jesaja 43,18 und 19 ein: „Gedenkt nicht an das Frühere
und achtet nicht auf das Vorige! Denn siehe, ich will ein Neues
schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihrs denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.“ Wasserströme in der Einöde! Wer die Straße, die am
Toten Meer entlang führt, kennt, kann sich überhaupt nicht
vorstellen, wie das Landschaftsbild aussieht, wenn dort plötzlich Wasser fließt. Nein, es floss nicht, es donnerte über die
Straße hinweg, die danach über viele Stunden nicht befahrbar
war. Einen anderen Weg für das Wasser gab es an dieser Stelle
nicht. Wer nun vom Süden in den Norden kommen wollte
oder umgekehrt, dem blieb nur, umzukehren und einen großen Umweg über eine andere Strecke in Kauf zu nehmen.
Jericho und Timna
Jericho liegt gewissermaßen in der Wüste, ist umgeben von
Felsen und Sandstein. Auch hier machten wir einige Tage unter
„wüstenähnlichen“ Zuständen Station.
Im südlichen Negev findet sich eine faszinierende Gegend,
die sich Timna nennt. Hier verbrachten wir einen ganzen Tag.
Um uns herum nur Sand und riesige Felsen, von der Natur
ausgewaschene Sandsteine, bizarre Formen …
Verschiedene Wüstenabschnitte, die wir auf uns wirken ließen. Weitgehende Menschenleere, Versorgung mit
Essen nicht mal so eben um die Ecke, man muss immer
genügend Wasser dabei haben. Und wir erlebten die Naturgewalten, denen der Mensch im entscheidenden Moment hilflos gegenüber steht.
gesehen. Denn erst das genaue Hinsehen sensibilisiert das
Auge für Kleinigkeiten: Die besondere Felsenform, die aussieht wie ein Schädel, ein großer Pilz oder wie eine Spirale.
Der weiße und rötliche Sand, in dem sich die verschiedensten
Spuren von Menschen und Tieren befinden. Die vertrockneten Gräser und Büsche, die nach Regen lechzen und dankbar
jeden Tropfen Tau aufnehmen. Die Stille, in die hinein ein Vogelzwitschern bricht oder der Wind leicht säuselt. Die Sonne,
die sticht, aber auch gut tut nach einer kalten Nacht …
Was bedeutet es, hier zu sein und „Wüste“ wahrzunehmen?
Was bedeutet es, „sein Herz in die Wüste zu führen“? Bedeutet es, einfach nur mal nichts zu tun? Oder geht es um mehr?
Ein gutes Stück in die Wüste hinein laufen, einen Anstieg auf
einen Berg auf sich nehmen, eigene Grenzen spüren (vielleicht
Durst, weil ich meine Wasserflasche vergessen habe), Schatten
finden vor der gleißenden Sonne und gleichzeitig Geborgenheit in Gott finden – das ist wichtiges Wüstenerleben.
Und dann ist da vielleicht auch ein wenig Angst, sich in der
Wüste zu verlaufen. Niemand würde uns hören, niemand wäre
da, um zu helfen. Aber wir schaffen es, unseren Weg finden.
Schließlich kommen wir zurück, und niemand ist da, der uns
dafür lobt. Wüstenzeiten sind damit auch Zeiten ohne Menschen, die etwas zu meinem Weg sagen könnten, oder die
meinen Weg korrigieren würden. Aber auch Zeiten, in denen
ich keine Rechenschaft über mein Handeln ablegen muss, aber
eben auch kein Lob für Erfolge bekomme. „Wüstenzeiten“
führen uns zu unserem Inneren, auch an die Schwachstellen,
die wir am liebsten gar nicht wahrhaben wollen. Dürfen meine schwachen Stellen sich überhaupt zu Wort melden? Und
wenn sie es tun, was mache ich dann?
In der Wüste ist mir bewusst geworden, dass manches im Tagesablauf durch die natürlichen Gegebenheiten festgelegt ist.
Fortsetzung auf Seite 6
Was ist Wüstenerleben?
Wir hatten nicht das Gefühl, diese Frage nach so kurzer Zeit in der Wüste auch nur annähernd beantworten zu
können. Die Wüste scheint viele Seiten zu haben: Da ist
die Faszination des Weiten, die Beruhigung für das Auge,
das im normalen Alltag so vielen Reizen ausgesetzt ist und
Informationen an das Gehirn sendet, die wir oft gar nicht
alle aufnehmen bzw. verarbeiten können.
Andererseits stellt sich die Wüste von unserem alltäglichen
Standpunkt aus gesehen eher eintönig dar – oberflächlich
Gemeinde KONKRET• 1.2013
5
Thema
Fortsetzung von Seite 5
Die Sonne geht um 17 Uhr unter. Das tut sie zu Hause auch,
doch dort stört das nicht weiter. Wir haben in Deutschland
unser elektrisches Licht, warme Wohnungen, wenn die Sonne
nicht mehr wärmt. Wir können bis tief in die Nacht hinein mit
unseren Geschäften einfach weitermachen. Im Beduinen-Camp
im Makhtesh Ramon waren wir mehr oder weniger von den
Sonnuntergangszeiten abhängig. Es gab zwar in den Beduinenzelten elektrisches Licht, doch in einem derart minderwertigen
Maße, dass man es nur mit dem Licht einer Taschenlampe vergleichen kann. So aßen wir bereits gegen 17 Uhr unsere letzte
Tagesmahlzeit. War die Sonne erst einmal untergegangen, wurde es empfindlich kalt. Dann konnte man mit klammen Fingern
kaum den Trinkbecher halten. Nach Sonnenuntergang gab es
nur noch die Möglichkeit, entweder im warmen Schlafsack auf
der Schlafmatte bei Funzellicht zu lesen oder sich dazu in die
dafür extra eingerichtete Sitzecke zu setzen – aber auch nur im
Schlafsack. Das hatte zur Folge, dass wir manchmal bereits um
21 Uhr im Schlafsack lagen, dafür dann aber auch mit dem Sonnenaufgang wieder wach waren. Leben mit dem Tageslicht einfach. In dieser Art abhängig zu sein vom natürlichen Ablauf des
Tages – wo im Alltag haben wir das noch? Überfordern wir uns
im Alltag nicht ständig mit dem „noch mehr“ und „noch länger“?
Schlafstörungen und Übermüdung können die Folgen sein.
Was kann ich in der Wüste lernen?
• Die Wüste lehrt mich, mehr auf meinen Körper und seine
Bedürfnisse zu hören. Unser Alltag fordert von uns, den Tag
und die Arbeit mit ihren Herausforderungen und Begegnungen durchzuhalten. Pausen sind zwar eingeplant, doch oft halten wir sie nicht ein. Womöglich
arbeiten wir auch noch während der Mahlzeiten
weiter: Emails checken, SMS schreiben, telefonieren … Ich möchte wieder lernen, bewusster
Pausen zu machen und sie wirklich als Pause, als
innere Auszeit von Arbeit und Verpflichtungen zu
sehen, und seien sie noch so kurz!
• Die Wüste lehrt mich, meine Umgebung bewusster wahrzunehmen, auf Kleinigkeiten zu achten, die Schönheiten im Detail zu sehen, sich an
Winzigkeiten zu freuen. Ich möchte wieder lernen, auf Einzelheiten zu achten und nicht einfach
darüber hinweg zu sehen. Ich will lernen, mich immer mal wieder ablenken zu lassen von wichtigen,
schönen Momenten, die mir vor die Füße gelegt
werden und diese nicht nur als Störungen meines
eigenen Konzeptes zu empfinden.
• Die Wüste lehrt mich, Stille zu empfinden und
auszuhalten, eigene Gedanken zu Ende zu denken und nicht durch äußere Reize unterbrochen zu
werden.
• Die Wüste lehrt mich, dass Schwachheit kein Makel
ist, sondern dass alles, was lebt, schwach in sich ist
und in die Abhängigkeit zum Schöpfer gestellt ist.
6
Gemeinde KONKRET• 1.2013
• Die Wüste hilft mir zu verstehen, dass auch scheinbar vertrocknete Pflanzen eine Daseinsberechtigung haben, und
dass die Hitze des Tages und die Kühle der Nacht ihren Sinn
haben. So wie es Sinn macht, dass sich in meinem Alltag
schwierigere Zeiten mit schönen Zeiten abwechseln.
• Die Wüste lehrt mich auch, dass es immer wieder Gegebenheiten geben kann, die ich nicht im Griff habe, wie zum
Beispiel das reißende Wasser, das über eine Straße am Toten
Meer fließt und über Stunden den Verkehr komplett lahm
legt. Auch mein Leben habe ich nicht komplett im Griff, auch
wenn wir meinen, wir hätten es. Manchmal geht es darum,
geduldig zu warten oder auch, einen großen Umweg in Kauf
zu nehmen, um weiter zu kommen. Dabei gilt es, vertrauensvoll auf Gott zu sehen und ihm die Wege zu überlassen.
Denn seine Wege sollen mich tiefer in seine Liebe hineinführen: „Du, Herr, bist alles, was ich habe; du gibst mir alles,
was ich brauche. In deiner Hand liegt meine Zukunft. Was du
mir gibst, ist gut. Was du mir zuteilst, gefällt mir. Ich preise den
Herrn, denn er hilft mir, gute Entscheidungen zu treffen. Tag
und Nacht sind meine Gedanken bei ihm. Ich sehe immer auf
den Herrn. Er steht mir zur Seite, damit ich nicht falle. Darüber
freue ich mich so sehr, dass ich es nicht für mich behalten
kann. Bei dir, Herr, bin ich in Sicherheit. Denn du wirst mich
nicht dem Tod und der Verwesung überlassen, ich gehöre ja
zu dir. Du zeigst mir den Weg, der zum Leben führt. Du beschenkst mich mit Freude, denn du bist bei mir. Ich kann mein
Glück nicht fassen, nie hört es auf.“ (Psalm 16,5-11)
Wüstenzeiten sind Gottes Zeiten mit uns!
✦ Sabine Vetter
Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden
nde! ft
e
p
S
e
f Ihr
itschri .
u
e
a
z
l
i
e
n
t
e
r
t
f
e
f
h
V
Wir ho dlung zu einer Verband erreic
r
mwan
lheime
U
Durch esamte Mü
er g
wird d
Die „GeKo“
Die Gemeinde KONKRET• ist die offizielle Zeitschrift des Mülheimer Verbandes Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden (MV).
In der Gemeinde KONKRET• lesen Sie Informationen über die Entwicklung des Mülheimer Verbandes, seiner Gemeinden, Missionsaktivitäten und Menschen, die in keiner anderen Zeitschrift enthalten sind. Sie ist für die Mitglieder und Freunde der Gemeinden des
MV eine unverzichtbare Verbindungsbrücke zur Einheit und zum
wechselseitigem Verständnis.
Die Gemeinde KONKRET• wurde ab 2011 von einer Abozeitschrift
zu einer „MV-Mitgliederzeitschrift“ umgewandelt, die durch kostenlose Auslage in den Gemeinden so gut wie alle MV-Gottesdienstbesucher erreicht. Die GeKo erscheint jetzt drei Mal pro Jahr, jeweils im
März, im Juni/Juli und im November/Dezember.
Alle Leser der GeKo sind gefragt,
ob sie die GeKo mit einer Spende (z.B. 10-20 EUR pro
Jahr) unterstützen können/wollen. Dafür werden, wenn gewünscht, Spendenbestätigungen ausgestellt.
Spenden bitte auf folgendes Konto:
Empfänger: Mülheimer Verband FEG
Bankname: Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel,
BLZ: 52060410
Kontonummer: 3670
Verwendungszweckangabe: Spende für GeKo plus „Ihr Name“
Konto-Nr. des Auftraggebers
M ü l h e i m e r
V e r b a n d
3 6 7 0
E v a n g .
S p e n d e
F E G
5 2 0 6 0 4 1 0
K r e d i t g e n .
f ü r
K a s s e l
Beleg/Quittung für den Auftraggeber
Mülheimer Verband FEG
Habenhauser Dorfstr. 27, 28279 Bremen
3670
Evang. Kreditgen. Kassel
E U R
Spende
G e K o
Auftraggeber/Einzahler:
Gemeinde KONKRET• 1.2013
7
Thema
Leben mit einem Trauma
Matthias Schultz ist erster Vorsitzender der Paulus-Gemeinde Bremen. Im Hauptberuf ist er
Lufthansa-Pilot, der das Fliegen überaus liebt und deshalb auch schon mal im Pilotensitz eines
Hubschraubers oder eines historischen Flugzeugs wie der „JU 52“ Platz nimmt. Grenzsituationen sind ihm also wohlbekannt. Aber der schreckliche Unfall, der ihm zusammen mit seiner Frau
und den zwei Töchtern im Sommer 2007 im Türkeiurlaub zustieß, brachte ihn und seine Lieben
an ihre Grenzen. Dieses Trauma wirkt bis heute nach und hat ihr Leben nachhaltig verändert.
Für einen Moment umgab uns eisige, finstere Stille.
Wir mussten sofort aussteigen und auftauchen. Aber
die Türen steckten so sehr im Morast, dass sie sich auch
mit größter Anstrengung nicht öffnen ließen. Ich tastete
nach meinem Gurtschloss, schnallte mich ab und suchte
vollkommen blind im aufgewühlten Schlammwasser in
alle Richtungen nach einem Ausweg. Es war eng. Um
mich herum die verzweifelten Bewegungen von Gliedmaßen meiner ebenso im wassergefüllten Blechkasten
gefangenen Frau und Töchter. Das Auto würde unser gemeinsames Grab werden. Erstickt in einem dunklen Abwasserkanal.
Verzweifelte Rettungsversuche
Die schönste Hoffnung blüht im Schatten des Provisoriums. Nach einigen traumatischen Erfahrungen erscheint
mir mein Leben kaum noch mehr als das: ein Provisorium
vor der Ewigkeit. Ich liebe das Leben! Ich lache viel. Und ich
habe auch viel Grund dazu. Aber meine Seele lebt in einer
Wüstenzeit.
Fünf Jahre zurück - Der Unfall
Das letzte Ereignis liegt bereits mehr als fünf Jahre zurück,
aber es hält mich bis heute in Atem, jeden Tag und jede Nacht.
Wir waren als Familie zu viert mit dem Auto auf einer Landstraße in der Türkei unterwegs, als vor uns ein schwerer LKW
von der Gegenspur auf unsere herüberzog. Um einem frontalen Zusammenstoß und sicheren Tod zu entgehen, gab es
nur noch den Ausweg nach rechts, runter von der Straße. Wir
stürzten eine steile Böschung herab, das Auto hob ab, drehte
sich auf den Rücken und kopfüber landeten wir in einem Entwässerungskanal. Ein oder zwei Fenster mussten geborsten
sein, denn das Auto füllte sich sofort vollständig mit Wasser.
8
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Jetzt fand ich eines der zertrümmerten Fenster, das mir
einen engen Schlitz nach draußen gewährte, kletterte
durch und tauchte nach oben. Meinen Atem hätte ich keinen Moment länger anhalten können. Hier oben an der
Wasseroberfläche war ich allein und jetzt war mir klar: die
Chancen, meine Frau und Töchter aus dem Auto herauszuholen, waren minimal. Da unten waren Petra, Jana und Nora
gefangen. Meine Familie. Die Menschen, die ich am meisten
liebte. In Bruchteilen von Sekunden sah ich meine Zukunft vor
mir, allein, trauernd und mit dem Schrecken dieser abscheulichen Erinnerung. Und es war nicht das erste Mal. Schon zweimal zuvor hätte ich meine Familie fast verloren.
Ich nahm einen tiefen Atemzug und tauchte ab, zurück durch
den engen Fenster-Schlitz hinein ins Auto. Ich fand einen Arm
meiner Frau, zog daran, aber sie war festgeklemmt. Ich suchte
nach meinen Töchtern und spürte nur deren verzweifelte Bewegungen unter Wasser. Zu sehen war nichts. Ich merkte, dass ein
Atemzug bei der körperlichen Anstrengung bei den Befreiungsversuchen nicht lange ausreichte. Ich musste wieder hoch, holte
Luft, tauchte wieder ab und kletterte erneut ins Wrack. Als ich
für den nächsten Atemzug wieder auftauchte, sah ich neben mir
starke Bewegungen im Wasser und plötzlich tauchte der Kopf
der 12-jährigen Jana auf. Sie hatte auch einen Weg nach draußen
gefunden und schnappte jetzt keuchend nach Luft. Jana lebte!
Neues Kopf-Kino: meine Zukunft sah jetzt vollkommen anders
aus. Ein Leben zu Zweit. Ich würde meinen Beruf als Pilot aufgeben müssen und nach einer Arbeit suchen, mit der ich jeden
Tag zuhause sein und für meine Tochter sorgen kann. Die Karten
waren jetzt völlig neu gelegt.
Ich tauchte wieder ab. Zurück ins Wrack. Fünfmal insgesamt.
Schon beim vorletzten Tauchgang hielt ich bei meinem Griff
nach Petra nur noch ihren schlaffen Arm in meiner Hand. Petra
war ertrunken. Beim letzten Tauchgang suchte ich nach der
10-jährigen Nora, konnte sie aber im dunklen Schlamm nicht
finden. Inzwischen war zu viel Zeit vergangen. Es gab keine
Hoffnung mehr. Auch Nora war ertrunken.
Jana war die Einzige, die mir blieb. Ich würde mein Leben umbauen, alle meine Träume an den Nagel hängen. Ich würde diesen Schatz hüten. Ich würde mit meiner Tochter weinen. Aber
ich würde auch alles dafür tun, dass Jana das Lachen wieder
lernt. Ich würde meine Tochter begleiten in ein neues Leben.
Ein anderes Leben. Ein Leben ohne Mutter und ohne Schwester.
Auch Petra und Nora atmen wieder
Jetzt kam Leben in die Szene. Drei Männer waren in den
Abwasserkanal gesprungen, standen nun brusttief im Schlamm
und begannen, das Auto auf die Seite zu drehen. Die Räder der
Fahrerseiter ragten jetzt bereits aus dem Wasser. Ich stemmte
mich mit ihnen zusammen gegen das Gewicht der Karosse und
mit zwei Griffen hatten wir die Türen auf. Und da trieben sie
im Wrack - Petras und Noras leblose Körper. Wir trugen die
Körper durch das Dornengestrüpp die steile Böschung hoch.
Jetzt spielte in mir kein Film mehr. Jetzt hatte mein Kopf wieder zurückgeschaltet auf „Rettungsprogramm“ und ich begann
sofort damit, Petra und Nora zu reanimieren, wie ich es früher
im Rettungsdienst hundertfach trainiert und oft in der Realität
praktiziert hatte. Der Wettlauf gegen den Tod war eigentlich
schon beendet, aber jetzt gab es eine Nachrunde. Irgendwann
atmeten sie wieder!
Zwar stand der Zustand der Beiden wegen der durch das
Abwasser in ihren Lungen unvermeidlichen Infektion noch lange auf der Kippe. Aber wir haben ein neues Leben als Familie
anfangen dürfen. War das das Happy End? Nein! Das war der
Anfang einer langen Wüstenzeit.
Die Wüstenzeit beginnt
Ich bin zutiefst dankbar für das Leben meiner Frau und meiner Töchter. Ich bin zutiefst dankbar dafür, noch etwas Zeit mit
meiner Ehepartnerin geschenkt bekommen zu haben und meine
Töchter zu wunderbaren Frauen heranwachsen zu sehen. Aber
das Trauma schüttle ich nicht ab, wie den Staub von meinen
Schuhen. Jeden Tag sehe ich die Bilder in meinem Kopf. Die Dunkelheit unseres Sargs aus Blech. Lebendig begraben in schmutzigem Wasser. Ich fühle den schlaffen Arm meiner Frau und wie in
der Dunkelheit das Leben aus ihr weicht. Ich sehe meine von stinkendem Abwasserschlamm eingehüllte Tochter am Ufer stehen
und höre ihre Schreie der Verzweiflung. Ich sehe den schlaffen
Körper der Kleinen im Wrack treiben mit ihrer fröhlichen, bunten
Sommerhose, mit der sie kurz davor noch lachend über einen
Gemüsemarkt gehüpft ist. Ich schaue in den schwarzen Abgrund
der Verzweiflung, als das Wasser im Auto ruhig wurde und den sicheren Tod der Beiden Eingeklemmten verkündete. Und schließlich spüre ich das Brennen in meinen Augen beim nächtlichen,
schlaflosen Starren auf jeden Tropfen Antibiotikum, den ich mit
einem verzweifelten Gebet in die Vene meiner von einer schweren Lungenentzündung bedrohten Frau begleite.
Eine neue Sicht auf das Leben
Ich sehe das Leben und wie zerbrechlich es ist. Ich sehe den
Tod darauf lauern, ohne Ankündigung und ganz plötzlich zuzupacken. Mein Leben hat seine Leichtigkeit verloren. Heiterkeit
gehört zu meinem Wesen, aber sie ist flüchtig. Meine Rettung
hat mich nicht zum Held gemacht, sondern zum Eindringling.
Petra sagt, für sie wäre der Tod kein Verlust gewesen, sie wusste doch wo sie hin geht und dass wir uns dort wiedersehen. Es
war so schön an dem Ort, den sie nach dem Ertrinken gesehen
hatte. Im Gegensatz dazu ist hier Wüstenzeit.
Gott hat uns keinen Rosengarten versprochen. Nicht in diesem Leben. Deshalb habe ich Gott nie die Frage gestellt, warum uns das passieren musste. Wir hatten tolle Menschen, die
uns zur Seite standen. Wenige Stunden nach dem Unfall saß
mein Bruder im Flugzeug in die Türkei, hat sich zu uns ins Krankenzimmer gesetzt, wenig gesagt und sehr viel zugehört. Ein
Freund und Arzt hat in Deutschland dafür gesorgt, dass Petra
nach ihrer Verlegung mit dem Ambulanz-Jet, eine optimal vorbereitete, klinische Versorgung erhielt. Unsere besten Freunde
haben wenig gefragt, aber viel gebetet. Und Gott hat uns eines
seiner edelsten Geschöpfe an die Seite gestellt. Jule, eine sanfte,
gutgelaunte und zugewandte Mischlings-Hündin hat über Monate hinweg das erledigt, das kein Psychologe, kein Seelsorger
und kein Berater bei uns geschafft hätte: Lebensfreude lernen!
Als sie wie vor der Reise bereits geplant drei Wochen nach dem
Unfall Teil unserer Familie wurde, gingen erstmals wieder meine Mundwinkel auseinander und Jana sagte zu den Anderen:
Schaut mal, Jule hat Papa das Lachen zurückgebracht.
Vor allem aber hat uns diese wunderbare Kreatur auf vier
Beinen eines beigebracht: Dankbarkeit für den Moment. Ausschweifende Zukunftspläne sind uns vollkommen fremd geworden. Niemand weiß, ob wir das Übermorgen noch erleben. Die ersten paarhundert Tage nach dem Unfall habe ich
mitgezählt. Ich bin morgens aufgestanden und habe als erstes
gesagt: „Tag 134! Unglaublich! Wir bekommen noch einen Tag
dazu geschenkt!“ Und heute noch hocke ich mich oft morgens
auf den Bettrand und bin ein bisschen verblüfft, dass ich noch
atme. Dann freue ich mich über einen neuen Tag. Aber ich
weiß, verlässliches Leben wartet auf mich erst in der Ewigkeit.
In der Zwischenzeit ist Wüstenzeit. Zugegeben: manchmal ist
das eine wunderschöne Wüste!
✦ Matthias Schultz
Gemeinde KONKRET• 1.2013
9
Thema
40 Jahre durch die Wüste?
Wie der Job immer mehr Menschen krank macht, Wüstenzeiten erleben lässt
und was Organisationen und Unternehmen dagegen tun. Olaf Stratmann,
ehemaliger MV-Pastor, teilt Erfahrungen aus seiner Beratungspraxis mit.
Das Thema
trifft Kirche und
Wirtschaft gleichermaßen:
2012 waren in
Deutschland
psychische Störungen für mehr
als 53 Millionen
K r ank heit st age
verant wor tlich.
Nicht nur in den
Unternehmen
sondern
auch
in Kirchen und
christlichen Organisationen
wächst die Zahl
der Mitarbeiter,
die am Arbeitsplatz ihre persönliche Wüstenzeit
durchleben: Burnout und vorzeitige Dienstbeendigungen sind nur einige der Stichworte. Kirchenverbände
und Wirtschaft lernen nun voneinander, die beruflich
bedingten Anforderungen und Belastungen für die Seele
besser zu verstehen und ihre Beschäftigten frühzeitig davor zu schützen.
Man kennt sie alle - die Aufschneider und Lästerziegen,
die Schleimer und Ideendiebe, die einem das Leben auf der
Arbeit schwer machen. In vielen Firmen gibt es nur wenige Momente einer intakten Beziehungskiste. Dazu kommt,
dass der Chef wie ein Dorfbürgermeister regiert, der Terminkalender in der Regel voll ist, das Telefon permanent
klingelt und das Mail Fach voller ist als die örtliche Mülldeponie. Viele Menschen schaffen ihre Arbeit nicht mehr – die
Arbeit schafft sie.
10
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Es ist wie bei einem Rabattmarkenheft: Kleine und große
Konflikte werden eingeklebt, bis das Heft voll ist. Wird der
Druck zu groß, knallt es. Nie war die Zahl der psychischen Erkrankungen unter Arbeitnehmern so hoch wie heute; als Gründe gelten unter anderem viel Stress und wenig Wertschätzung.
Jeder achte Arbeitnehmer in Deutschland wird Opfer eines
Mobbings. Wer einen Fausthieb kassiert, kann zum Beispiel
ein blaues Auge vorzeigen. Aber was hat das Mobbing-Opfer
in der Hand? Und jeder fünfte Suizid geht nach einer Untersuchung des TÜV Rheinland auf Probleme im Beruf zurück.
Ora et consulta – das Comeback
der Priester und Pastoren
Aus beiderlei christlichen Großkonfessionen kommen heute
Coachs und Managementberater, die Unternehmen bei der
Begleitung Ihres Personals unterstützen – auf katholischer
Seite gern in Gestalt von analytisch gewandten Jesuiten. Im
protestantischen und freikirchlichen Bereich bieten sich unternehmensberaterisch geschulte Theologen als Gesprächspartner an, deren Rat und Zuhörbereitschaft von den Firmen
zunehmend geschätzt wird. Sie erreichen Menschen, die sich
tagtäglich durch Internet Portale bewegen, innerhalb von Businessplänen agieren und es gewohnt sind, mit Controlling-Tools
umzugehen. Menschen, von denen sich einige gleichzeitig
eine alte, vielleicht nostalgische Anhänglichkeit an die Kirche
bewahrt haben, andere die dagegen dem christlichen Glauben fern stehen und sich wohl kaum je in ein Kirchengebäude
verirren würden. Ihnen sind sie zugleich Zuhörer, Diskussionspartner und Seelsorger – aber auch Entscheidungsvorbereiter,
wenn es um Unternehmens- und Mitarbeiterschicksale geht.
Derartige Entscheidungshelfer sind ein wenig aus der Mode
geraten, nehmen wir an, jedenfalls in der Berufswelt. Wer gibt
heutzutage schon zu, am Vorabend – sagen wir einer kritischen
Personalentscheidung – den geistlichen Berater kontaktiert
oder die Tageslosung gebetet zu haben? Gute Entscheidungen
am Arbeitsplatz sind eben nicht volksfrömmelnd herbeizubeten, meinen wir, sondern zuvor klug und rational abzuwägen.
Mir fällt jedoch auf, dass der Rat, den Jesus den Menschen
seiner Zeit anbot, weder ritualisiert noch schamanenhaft
daherkam, sondern eher handfest und als theologisch kundiger Entscheidungsbegleiter: „Einer aus der Volksmenge bat
Jesus: Meister, sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen. Er erwiderte ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder
Schlichter bei euch gemacht?“ (LK 12,13-14)
Die Kirche hat daraus das sogenannte Subsidiaritätsprinzip
abgeleitet, dass inzwischen (unter anderem Namen!) als großartige Entdeckung in vielen Wirtschaftsunternehmen Einzug
gehalten hat: Was der Mensch an Konflikten selber regeln
kann, das muss er auf seiner Ebene auch selber regeln.
Jesus bleibt mit seinem Rat nicht nur in den irdischen Strategien des Dienens und Verdienens stecken, sondern weist
allem Denken, Fühlen und Handeln eine Richtung zu, die über
Quartalsabschlüsse und bloße Strategie hinausreicht. So sind
Kirche und Wirtschaft an vielen Stellen fast wie Kusine und
Cousin: Man reibt und inspiriert sich, ist wechselseitig bezaubert, entzückt und dann doch wieder im Zweifel über die Methoden des jeweils anderen.
Lernen, professionell zu begleiten
Wenn man aber sieht, mit welcher Professionalität in vielen Unternehmen heute Mitarbeiter begleitet werden, wie nachhaltig
Konflikte ausgeräumt werden, wie sehr man sich bemüht, auch
den unbedeutendsten Mitarbeiter zu hören, in die Identifikation zu führen und in das Firmenganze einzubeziehen, dann
denkt man mit Wehmut, was in Gemeinden sein könnte, wenn
wir (wenn schon nicht den Empfehlungen Jesu) so doch den
Erkenntnissen der Personalentwicklung folgten:
Arbeit, besonders wenn sie an die Leistungsgrenze führt,
muss fachlich begleitet werden. Mitarbeit ist auch in der Gemeinde immer Beziehungs-Arbeit und die Begegnung mit
anderen hinterlässt Spuren an der eigenen Person, erfordert
Kompetenz und kostet Kraft. Besonders Pastoren sind in Ihrer Arbeit ständig mit kommunikativen, psychologischen und
gruppendynamischen Herausforderungen konfrontiert. Dabei
unterliegt Ihre Berufsgruppe einem starken Aggressionstabu.
Im Coaching können und sollen auch die verdeckten, „dunklen“ und „giftigen“ Gefühle und Gedanken zur Sprache kommen, damit sie keinen größeren Schaden anrichten. Coaching
beeinflusst aber auch den „Endabnehmer“: Gut begleitete Pastoren, die sich selbst wohlfühlen und motiviert sind, leisten
eine kreativere Arbeit die Menschen befähigt, aufbaut und ihre
Bindung an die Gemeinde stärkt.
Mitarbeiter in die Identifikation führen
Firmenchefs wissen, wenn ein Mitarbeiter die Wir-Form verwendet, dann können sie sicher sein, er spricht für sein Unternehmen. Wie der Fan mit seinem Verein verschmilzt („Wir
haben gewonnen!“) und die Mutter mit ihrem Baby („Wir löffeln unseren Brei!“), so wird der Mitarbeiter mit seiner Firma
eins. Er ist nicht mehr Hans Müller, nicht mehr Lisa Schulz – er
ist Teil von etwas Größerem. Ist Daimler. Ist Porsche. Und tritt
auch so in seinem Freundeskreis auf.
Und so geschieht auch in Gemeinden immer wieder mal ein
kleines Wunder: Einem einzelnen Menschen, der eigentlich
nur über ein Gehirn verfügt, wachsen 50 oder 100 Köpfe (falls
die Gemeinde so viele Mitglieder hat). Sein ehrenamtlicher
Zeiteinsatz schießt von zwei auf fünf Wochenstunden in die
Höhe (falls die Gemeinde so viel Arbeit hat). Er ist nicht nur
Christ, nicht nur Gemeindeglied – er ist Teil von etwas Größerem. Ist Matthäusgemeinde. Ist Christusgemeinde. Und tritt
auch so in seinem Freundeskreis auf.
Welche Sogwirkung dieses „Wir“ hat, erlebe ich in Firmen
und Gemeinden: Am Anfang mag es noch heißen: „Die wollen
etwas neues einführen!“ Doch bereits nach kurzer Zeit heißt
es: „Unser neues Projekt kommt voran!“ Der Mitarbeiter verschmilzt mit der Gemeinde wie ein Zuckerwürfel mit dem heißen Kaffee.
Menschen in die Identifikation zu führen bedeutet sich um
sie zu kümmern, ihre Konflikte ernst zu nehmen und sie in
ihren Aufgaben zu begleiten. Und ich bin froh, dass die Ratschläge der Bibel hier weiter reichen als die Allgemeinplätze
mancher Motivationstrainer in den Unternehmen „Passen Sie
gut auf sich auf“ und „Gehen sie achtsam mit sich um“.
Könnte man nicht sogar Paulus neu entdecken, wenn man
der Christenheit die nächsten zehn Jahre verbieten würde, ihn
mit „Völkerapostel“ und anderen Ehrentiteln zu bedenken –
und ihn stattdessen nur noch als „Coach“ bezeichnen dürfte?
Und seine Briefe in dem Sinn liest „Was will mir mein Coach
damit sagen?“ Denn auch innerhalb von Firmenabteilungen
trifft zu, was in der Gemeinde und in jedem systemischen Zusammenhang gilt und was Paulus in die Worte kleidet „Wenn
ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“ (1. Kor 12,26)
Der Reiche Jüngling aus Markus 10 war nach heutigem Verständnis ein Top-Mann. Jesus bringt diesen Mann bis an seine
Leistungsgrenze, auch wenn er sich ihr schließlich verweigert.
Der Mensch ist frei. Und nichts anderes möchte Jesus: Befreien
und befreite Menschen auf den Weg zu noch größerer Freiheit
führen. Kein Beichtstuhl-Controlling, nichts wird aufoktroyiert
– Jesus führt seinen Dialogpartner geradezu „sokratisch“ durch
Fragen zum persönlichen Fortschritt. Was für ein inspirierendes
Vorbild für Begleitung in Beruf und Gemeinde!
✦ Olaf Stratmann
Olaf Stratmann war bis 2011 Pastor im MV und lebt in Korntal bei
Stuttgart. Heute arbeitet er als Coach und Berater unter anderem
für Wirtschaftsunternehmen und diakonische Einrichtungen.
Vergangenes verstehen - Gegenwärtiges
klären - Zukünftiges planen
Ein Angebot zur Supervision und Begleitung von
Pastoren und kirchlichen Mitarbeitern.
Stratmann Coaching. Raum zum W e i t e r d e n k e n.
www.olaf-stratmann.de
Gemeinde KONKRET• 1.2013
11
Ereignisse
ER gibt unserer Zukunft
ein Zuhause
Klaus-Günter Pache und seine Gedanken zur Jahreslosung 2013:
„Wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.“
Hebräer 13,14
Selten habe ich mir eine neue Jahreslosung so gut merken
können wie in diesem Jahr. Im Oktober bekamen wir die
Nachricht, dass wir nach nur zwei Jahre unsere neue Wohnung
schon wieder verlassen müssen. Wir haben recht schnell eine
andere gefunden und sind inzwischen in unserem neuen Zuhause angekommen. Dafür haben wir nun sogar eine biblische
Begründung, eben die Jahreslosung. Obwohl, ganz so wörtlich
wollten wir es eigentlich nicht haben, aber so ist es gekommen.
Aber natürlich verweist diese Jahreslosung auf einen noch
ganz anderen und endgültigen Umzug hin. Eines Tages werden
wir unsere Wohnung hier auf der Erde verlassen, um in eine
andere Welt zu ziehen. Das wird ein Umzug! Da verzichte ich
dann gerne auf mein gewohntes Heim, und mag es noch so
schön sein, denn Er gibt unserer Zukunft ein Zuhause. Das,
was kommt, wird schöner sein, unbeschreiblich schöner, versprochen! Die Jahreslosung besteht im wesentlichen aus zwei
Aussagen: „Wir haben hier keine bleibende Stadt“ und „Die
zukünftige suchen wir“. Schauen wir uns das näher an:
1. Wir haben hier keine bleibende Stadt
Diese Aussage gilt zunächst einmal unabhängig von der
Frage, ob Menschen an Gott glauben oder nicht. Wir haben
eine gewisse Zeit auf dieser Erde, können sie durch unsere Lebensweise und gute genetische Voraussetzungen ein wenig
verlängern, aber irgendwann ist Schluss. Statistisch war die Lebenserwartung in unserem Land noch nie so hoch wie heute.
Neugeborene Jungen werden durchschnittlich 77 Jahre und
neun Monate alt, Mädchen sogar 82 Jahre und neun Monate.
In Japan, Schweden und Frankreich werden die Menschen
noch ein wenig älter. Dagegen liegen die zwölf Länder mit der
niedrigsten Lebenserwartung auf der Welt alle in Afrika. Trauriges Schlusslicht - das Land, wo die Menschen weltweit am
frühsten sterben - ist Swasiland mit einer durchschnittlichen
Lebenserwartung von knapp 32 Jahre.
In unserem Land werden die Männer, wie gesagt, im Durchschnitt 77 Jahre alt, die Frauen 82. Das liegt so etwa in dem
12
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Rahmen, der schon vor 3000 Jahren gültig war. Mose kommt in
einem Gebet zu der Feststellung: Unser Leben dauert siebzig,
vielleicht sogar achtzig Jahre. Doch worauf wir stolz sind, ist nur
Mühe, viel Lärm um nichts! Wie schnell eilen die Jahre vorüber!
Wie rasch fliegen sie davon! (Psalm 90,10) Ich habe wenige
ältere Menschen getroffen, die in den späten Jahren, in denen
es ihnen gesundheitlich noch gut ging, gesagt hätten: Es reicht,
70 Jahre, 80 Jahre, 90 Jahre sind genug. Es ist nicht genug! Dazu
leben wir viel zu gerne und dazu fliegt die Zeit viel zu schnell
vorbei. Wie schnell eilen die Jahre vorüber! Wie rasch fliegen
sie davon!
Sie fliegen vorbei, unmerklich und doch unübersehbar. Wir
werden alle älter, jeden Tag und damit ändern sich die Dinge. Wir ändern uns und das macht uns nicht unbedingt nur
Freude. Mit den Jahren spielt die Gesundheit eine immer größere Rolle. Die Erfahrung eines Lebens lässt uns vorsichtiger
und überlegter handeln. Irgendwann wird uns bewusst, dass
wir wohl die Hälfte des Lebens hinter uns haben, dann zwei
Drittel, dann drei Viertel - wir werden schneller müde, unser
Gedächtnis lässt nach.
Zwei ältere Menschen lebten in einer Seniorenresidenz, er
Witwer, sie Witwe. Sie kannten sich schon eine ganze Weile.
Eines Abends saßen sie sich bei einem kleinen Fest an einem
Tisch gegenüber. Während der Mahlzeit warf er immer wieder einen Blick auf sie, und schließlich fasste er sich eine Herz
und fragte sie: „Wollen Sie meine Frau werden?“ Nach sorgfältigem Nachdenken antwortete sie: „Ja, ja ich will es!“ Nach
herzlichem Abschied gingen beide auf ihre Zimmer. Am nächsten Morgen erwachte der Witwer ratlos: Hatte sie nun Ja oder
Nein gesagt? Er wusste es nicht mehr. Er grübelte angestrengt,
aber es wollte keine Erinnerung mehr kommen. Voller Aufregung wählte er ihre Nummer. Erst zögerte er und sagte, es sei
doch ein sehr schöner Abend gewesen. Dann nahm er seinen
ganzen Mut zusammen: „Als ich Sie fragte, ob Sie meine Frau
werden wollen, haben Sie darauf mit ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ geantwortet?“ Voller Freude vernahm er aus dem Hörer: „Nun, ich habe
‚Ja‘ gesagt und das von ganzem Herzen.“ Dann fuhr sie fort:
„Ich bin so froh, dass Sie mich angerufen haben. Ich wusste
nämlich nicht mehr, wer mich gefragt hat!“
77 Jahre die Männer, 82 Jahre die Frauen, das ist eine lange
Zeit, für ein Kind eine halbe Ewigkeit. Aber diese Zeit läuft
irgendwann ab. Für den einen früher, für den anderen später.
Wir haben hier keine bleibende Stadt. Wir haben eine bestimmte Zeit zur Verfügung, nicht mehr und nicht weniger
und alle unsere Anstrengungen können sie nicht verlängern.
Aber wir haben sie! Jeden Morgen gibt uns jemand, der uns
liebt, 86.400 Sekunden zur freien Verfügung. Das sind 1.440
Minuten, bzw. 24 Stunden - jeden Tag. Wir sind hier nicht auf
Dauer zu Hause, aber wir sind eine lange lange Zeit hier und
die sollten wir nutzen.
König Salomo hat das biblische Buch ‚der Prediger‘ geschrieben. Er schildert darin seine verzweifelte Suche nach dem Sinn
des Lebens. Dabei komm er zu einem interessanten Schluss,
nachzulesen in Prediger 2,24-25: Das Beste, was ein Mensch da
tun kann, ist: essen und trinken und die Früchte seiner Arbeit
genießen. Doch das kann nur Gott ihm schenken. Denn wer
kann essen und trinken ohne ihn?
Wenn wir über die Zeit reden, müssen wir über Gott reden! Er schenkt uns mit der Zeit die Fähigkeit zu essen und
zu trinken, zu arbeiten und zu ruhen, und ohne ihn läuft gar
nichts. Salomo wusste das! Aber dann ist dem großen König
das passiert, was wir von uns nur zu gut kennen. Wir vergessen Gott. Wir vergessen den, der alle Zeit gibt und sie auch
wieder nimmt. Salomo war in der Lage sich alle Wünsche zu
erfüllen. Alle Wünsche! Ihr Frauen – alle Wünsche! Ihr Männer
– alle Wünsche! Doch komisch, als Salomo alles ausgekostet,
alles probiert hatte und in den Armen unzähliger Frauen Trost
gesucht hatte, da schreit er frustriert in den leeren Himmel:
Alles ist sinnlos! Alles geht vorüber!
Er hatte Recht! Ohne Gott ist es unmöglich die Tiefe und
letzte Freude in diesem Leben auszuloten! Das wird da so
deutlich, wo wir erkennen, wie zeitlich alle Dinge sind, wie
begrenzt. Es ist wieder Salomo, der darüber geschrieben hat
und dieser Vers der Bibel ist wohl einer der am meisten zitierten in der Weltliteratur. Ein jegliches hat seine Zeit, und
alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. (Prediger 3,1) Dann führt er das aus: Geboren werden und sterben
hat seine Zeit, pflanzen und ausreißen, abbrechen und bauen, Steine werfen und Steine sammeln. Alles hat seine Zeit!
Gott hat die Ewigkeit! Vor langer Zeit hat er beschlossen die
Ewigkeit zu verlassen und sich der Zeit auszusetzen, damit
wir Ewigkeit bekommen. Jesus ist am Kreuz gestorben, damit
unsere Zeit Sinn bekommt, damit aus Lebenszeit Vorbereitungszeit für den Himmel wird. Fazit: Nutzen wir die Zeit,
denn, wir haben hier keine bleibende Stadt. Deshalb auch
Teil zwei der Jahreslosung:
2. Die zukünftige suchen wir
Harold Fry ist pensioniert und lebt mit seiner Frau Maureen
im Süden Englands. 40 Jahre sind die beiden verheiratet. Seit
20 Jahren schlafen er und seine Frau getrennt. Dem dauernden
Streit ist Sprachlosigkeit gefolgt. Die beiden haben sich nichts
mehr zu sagen und leben die Tage in grauer Monotonie. An
diesem einen Tag geht Harold zum Briefkasten, um dort einen
Brief einzuwerfen. Er gilt einer ehemaligen, schwer erkrankten
Arbeitskollegin, die jetzt in einem Hospiz liegt. Er geht an dem
Briefkasten vorbei, geht weiter, und entschließt sich bald darauf den Weg, den der Brief nehmen soll, selbst zu gehen. Von
Knightbridge im äußersten Süden Englands, bis nach Bernwick
up an Tweed im äußersten Norden. 87 Tage ist er unterwegs,
1.100 Kilometer beträgt die Strecke. Als er am Ziel ankommt,
hat sich alles verändert. Er hat sich verändert, seine Frau hat
sich verändert. Dunkle Geheimnisse wurden offenbar, Schuld
wird vergeben, Sprachlosigkeit überwunden. Am Schluss sagt
sie ihm unter Tränen: „Harold, ich liebe dich wieder.“ Das Buch
heißt: „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry.“ Es ist
so etwas wie eine moderne, säkulare Fassung der Pilgerreise
von John Bunyan. Das Buch stellt eindringlich fest: Wir sind auf
der Reise und die Frage ist, wo wir hingehen, wo wir hinwollen
und was Schuld und Versäumnis anrichten können.
Ohne ein klares Ziel erstarrt unser Leben in Routine. Ohne
dieses Ziel verschwenden wir das Kostbarste, was wir haben:
Unser Leben. Ohne dieses Ziel bleiben die dunklen Geheimnisse und wir finden uns mit diesem lähmenden Wissen darum
ab. Ohne dieses Ziel bleibt am Ende nur ein stilles Grab, ein
Nachruf und das ernüchternde Fazit: Alles vorbei. Was ist unser
Ziel? Wer sind wir? Wo kommen wir her? Der Apostel Paulus
schreibt in Epheser 1,4-5: Schon vor Beginn der Welt, von allem
Anfang an, hat Gott uns, die wir mit Christus verbunden sind,
auserwählt. Wir sollten zu ihm gehören, befreit von aller Sünde
und Schuld. Aus Liebe zu uns hat er schon damals beschlossen, dass wir durch Jesus Christus seine eigenen Kinder werden
sollten. Dies war sein Plan, und so gefiel es ihm. Das bedeutet
doch: Lange vor der Zeit war meine Existenz beschlossene Sache! In der Zeit bin ich gewollt, geachtet und unglaublich geliebt,
und nach dieser Zeit werde ich an einem göttlichen Geschehen
beteiligt sein, das alle meine Vorstellungskraft übersteigt.
Noch einmal Paulus, der einst geschrieben hat: Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich es ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist,
und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage
nach dem vorgestreckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus. (Philipper 3,13-14)
Wir lesen davon, hören darüber, haben es vielleicht selbst erlebt: Plötzlich machen sich Menschen auf den Weg, Unglaubliches passiert ihnen, ein Abenteuer beginnt, dessen Ausgang
Fortsetzung auf Seite 14
Gemeinde KONKRET• 1.2013
13
Ereignisse
Fortsetzung von Seite 14
sie nicht ahnen können. Eine tiefe Sehnsucht treibt sie. In der
Pilgerreise von John Bunyan ist es ein junger Mann, der es zu
Hause nicht mehr aushält und nur noch ein Ziel kennt. Er will
den Weg zur himmlischen Stadt finden, zu der wahren Heimat
seines Herzens. Als er losläuft, will alles ihn festhalten. Unzählige Argumente stürzen auf ihn ein, die ihn zum Bleiben überreden wollen. Aber der Pilger hält sich die Ohren zu, stürmt los
und ruft immer wieder: „Leben! Leben! Ewiges Leben!“
Wir sollten uns am Anfang eines neuen Jahres und immer
wieder sehr eindringlich diese Frage stellen: Welches Ziel treibt
mich, wofür lebe ich? Was ist meine Perspektive? Wie sieht wirkliches Leben aus? Wie bleiben wir dran, wenn tausend andere
alltägliche Dinge unsere Aufmerksamkeit beanspruchen: Die Suche nach einem Ausbildungsplatz, die Vorbereitung der Hochzeit, die Beule an unserem neuen Auto, der geplatzte Scheck,
der verregnete Urlaub? Was schreibe ich hier von ewigen Ziele,
wenn wir mit Krebs, Ehescheidungen und Einsamkeit klarkommen müssen? Ich will versuchen uns auf ein Ziel einzustimmen,
das all diese alltäglichen Dinge würdigt, aber uns zugleich auch
den Blick weitet für eine Geschichte, die viel größer ist und die
unsere Geschichte sein kann. Was ist wirklich, was glauben wir?
Es gibt einen Bericht im Alten Testament, den ich besonders mag. Der Prophet Elisa steht auf der Todesliste der Aramäer. Weil er immer wieder durch göttliche Offenbarung deren Kriegslisten aufdeckt, wollen sie ihn umbringen. Sein Haus
wird von einer ganzen Division des aramäischen Heeres eingeschlossen. Elisas Diener gerät in Panik und rennt zu seinem
Herrn. Doch der ist völlig gelassen und sagt, nachzulesen in
2. Könige 6,16-17: Fürchte dich nicht, denn derer sind mehr, die
bei uns sind, als derer, die bei ihnen sind. Und Elisa betete und
sprach: Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe! Da öffnete der
Herr dem Diener die Augen, und er sah, und siehe, da war der
Berg voll feuriger Rosse und Wagen um Elisa her.
Ich wünsche uns den Blick für Gottes verborgene ewige Welt
und die damit verbundene Hoffnung. Um es ganz deutlich zu
sagen: Glauben wir denn wirklich, wir sind nur auf dieser Welt,
um in den wenigen Jahren, die wir haben, so gut wie möglich
über die Runden zu kommen. Besteht unsere Geschichte darin so viel Geld wie möglich zu verdienen oder als Rentner
möglichst viel in Urlaub zu fahren? Ist ein durchgestylter Körper, eine gute Figur, ein schnelles Auto, ein schönes Haus die
Geschichte, für die wir auf dieser Welt sind. Was wünschen
wir uns? Ist das wirklich alles? Wenn wir unsere Geschichte aufschreiben sollten, worin besteht sie?
Gott will uns in eine viel größere Geschichte einbinden. Die
Geschichte, in der Gott uns sieht, reicht zurück in die Ewigkeit.
Die Bibel sagt: Vor Grundlegung der Welt hat er uns gesehen
und gewollt, uns je und je geliebt. Er hat uns erwählt und als
Kind angenommen, als Erben des Himmels eingesetzt und uns
alle Schuld vergeben. Auf uns wartet die Ewigkeit mit unvorstellbaren Aufgaben. Gottes Welt, die Welt unzähliger Engel,
die Welt unzähliger himmlischer Wesen, wird unser neues Zuhause sein. Wir sind bestimmt in dieser neuen Welt Aufgaben
zu übernehmen, die alles übersteigen, was wir uns je haben
vorstellen können. Zu Königen und Priestern in Gottes ewiger Welt sind wir berufen. Mit Christus werden wir regieren
in Ewigkeit. Wissen wir um diese Geschichte? Dämmert uns,
dass wir vielleicht schon viele Jahre unter Niveau gelebt haben,
falsche Werte gepflegt haben, uns mit viel zu kleinen, vergänglichen Werten beschäftigt haben?
Der schottische König Macbeth hat seine Seele verkauft für
die kleine Geschichte, die Rolle eines Königs zu spielen. Shakespeare lässt ihn am Ende seines Lebens klagen: „Mir wird ganz
übel … Morgen und Morgen und dann wieder Morgen, kriecht
so mit kleinen Schritten von Tag zu Tag, zur letzten Silb auf unserem Lebensblatt … Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild;
14
Gemeinde KONKRET• 1.2013
ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht sein Stündchen
auf der Bühn und dann nichts mehr vernommen wird; ein
Märchen ist‘s, erzählt von einem Dummkopf, voller Klang und
Wut, das nichts bedeutet.“
Die Kirche in unserer Zeit lebt von der Hoffnung, dass es
eine Geschichte gibt, die viel größer ist als unsere kleine Welt,
größer als die vielen kleinen und so vergänglichen Geschichten unseres Lebens. Paulus muss das so empfunden haben. Er
schreibt: Wenn dieses kurze Leben alles ist, wenn es keine größere Geschichte gibt, als die paar Jahre und dann kommt der
Tod, dann gibt es nur eins: Trink dich zu, überzieh dein Konto,
hau dir den Bauch voll, genieße, solange du es kannst, denn
morgen bist du tot. Wörtlich: Freut euch des Lebens, denn
morgen sind wir tot!
Ich glaube je länger je mehr, dass wir so nicht wirklich leben können. Wenn das Leben auf dieser Erde alles ist, dann
kommen wir ständig zu kurz. Die Ziele verlieren ihren Glanz,
weil wir wissen, wie fad sie schmecken, wenn wir sie erreichen. Nichts hat Bestand, alles geht zu Ende und es ist klar,
warum das so ist. Wir sind einfach für mehr erschaffen! Salomo
schreibt in Prediger 3,11: Gott hat die Ewigkeit in das Herz der
Menschen gelegt.
Da ist er wieder – der Klang der Ewigkeit, die Erinnerung
an die Jahreslosung: Wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir. Was suchen wir? Die zukünftige Stadt! Lesen wir, was ganz am Ende der Bibel steht,
in Offenbarung 21,1-5: Und ich sah einen neuen Himmel und
eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde
sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die
heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel
herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren
Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her,
die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und
er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und
er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht
mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr
sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß,
sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Unglaublich, kaum vorstellbar, aber Wirklichkeit und so ganz
anders, wie wir uns das manchmal vorstellen. Die zukünftige suchen wir, Ihn suchen wir. Er ist das Ziel unserer Reise, das Ziel
unserer Gemeinde, das ganz große Ziel. Wir werden Jesus sehen,
endlich, von Angesicht zu Angesicht und alles, wirklich alles, wird
klar sein. Es ist, wie wir es in einem alten Kirchenlied singen:
Alle die Schönheit, Himmels und der Erde,
ist verfasst in dir allein.
Nichts soll mir werden lieber auf Erden, als du,
der schönste Jesus mein.“
Der Prophet Jesaja verheißt es den Menschen Gottes: Deine
Augen werden den König sehen in seiner Schönheit; du wirst
ein weites Land sehen. (Jesaja 33,17)
Wir sind auf dem Weg, auf einer langen Reise. Wenn wir
Gott glauben, dann haben wir den Wendepunkt unserer Reise schon hinter uns. Es geht nach Hause, wir nähern uns der
Heimat. Eines Tages, es dauert gar nicht mehr so lange, werden
wir um die Straßenecke kommen und unsere Träume werden
wahr werden. Kein Leid mehr, kein Geschrei! Wir werden den
König sehen in seiner Schönheit. Er gibt unserer Zukunft ein
Zuhause, er allein!
✦ Klaus-Günter Pache
Klaus-Günter Pache ist Hauptpastor der
Paulus-Gemeinde in Bremen und Mitglied
der MV-Leitung
Mission
iv
s
n
e
ff
-o
V
M
it
m
s
g
e
rw
te
Un
issionaren an.
zur Unterstützung von Kurzzeitm
t
zep
Kon
s
lige
ma
ein
ein
MV
Seit vielen Jahren bietet der
MV-offensiv ermöglicht ,
Leuten durch finanzielle Hilfe von
gen
jun
eist
zum
en
viel
n
che
wis
nare sind alle
So wurde inz
GeKo vorgestellten Kurzzeitmissio
der
e
gab
Aus
ten
letz
der
in
Die
nd verlassen, die hier
einen Einsatz zu machen.
drei weitere „Kurzzeitler“ Deutschla
en
hab
3
201
uar
Jan
e
End
Seit
.
gerne: Bitte
noch im Einsatz
derhole ich mich an dieser Stelle
wie
te
Leu
gen
jun
ere
uns
auf
k
Blic
kurz vorgestellt werden. Im
iative des MV! DA NK E an
h weiterhin für diese wichtige Init
auc
t
nde
spe
und
r“
itle
rzze
„Ku
dafür gesorg t
betet für unsere
d nochmals DA NK E an alle, die mit
Un
en.
hab
an
get
eits
ber
r
Jah
alle, die genau das in diesem
hnen gab (15.000 Euro)!
nrekord für MV-offensiv zu verzeic
nde
Spe
en
neu
en
ein
2
201
e
End
haben, dass es
f sich gerne wiederholen.
Das war sehr ermutigend und dar
-offensiv
Jugendkommission des MV für MV
N Helmu t Sichel, Beauftr agte r der
Jasper Klemm, Bremen
Benjamin Kögel, Gochsheim
im gehört, ist Teil eines
Benjamin Kögel, der zur CG Gochshe
aisen- und SchulproS-W
AID
im
tler“
Teams mehrerer „Kurzzei
hilft er für 15 Monate bei
jekt BOCCS in Sambia. Ab März 2013
einer Wohnung neben
in
BOCCS mit. Er wird mit zwei anderen
. Neben den allgemeinen
woh
dem Bürogebäude von BOCCS
ichen Boten-, FahrBere
den
in
er
zeitl
nen Aufgaben der Kurz
Evangelisationsvon
rung
und Lieferdienste und in der Durchfüh
auf Benjamin
en
wart
len,
nachmittagen und „Clubs“ an den Schu
mann für
Kauf
zum
g
ildun
Ausb
en
aufgrund seiner abgeschlossen
Er wird
iten.
svolle Büroarbe
Bürokommunikaton auch anspruch
in
auch
h
htlic
ussic
vora
und
in der Finanzbuchhaltung arbeiten
Fradie
Auf
.
men
rneh
übe
aben
der Patenschaftsbetreuung Aufg
iviert, antwortet Benjamin:
ge, was ihn zu diesem Einsatz mot
t in der CG Gochsheim, de„Mich motiviert meine Mitgliedschaf
BOCCS zum MV gehört.
ren Zugehörigkeit zum MV, und dass
Das ist es nun aufgrund
zen.
rstüt
Ich werde also ‚das Eigene‘ unte
rs wichtig, dass ich als Bürodes Leitungswechsels vor Ort besonde
der zweiten Reihe‘ erledigen
kaufmann die nötigen Aufgaben ‚in
kmann sich voll auf ihre
Diec
kann, so dass Miriam und Marcus
en.“
könn
Schwerpunkte konzentrieren
emeinde Bremen, unterJasper Klemm (20) aus der Paulus-G
en Monate das AIDS-Waistützt seit Ende Januar 2013 für sieb
bia. Er gehört somit zum
Sam
in
sen- und Schulprojekt BOCCS
hsenen Kurzzeitler-Team.
wac
ange
n
one
mittlerweile auf fünf Pers
Team-Gelände und verpfleDie jungen Leute wohnen auf dem
das Ausfahren von Essen
gen sich selbst. Ihre Aufgaben sind z.B.
nsmitteln oder BüroartiLebe
von
an die Schulen, der Einkauf
n oder die Abwicklung von
keln, Instandsetzung von Gebäude
aufgrund seiner Gaben und
Geldgeschäften. Auf Jasper warten
tive Arbeiten im Bereich
krea
Fähigkeiten insbesondere auch
n wird das gemacht, was
nste
Anso
net.
Grafik, Werbung und Inter
ivation für diesen Einsatz
gerade am Tag anliegt. Zu seiner Mot
nach Sambia zu gehen ist,
schreibt Jasper: „Meine Motivation
n leben, denen es wesche
Men
dass ich denke, dass dort viele
tschland. Vor allem
Deu
in
mir
/
uns
als
sentlich schlechter geht
gut. Die Rate der Waisenden Kindern geht es oftmals nicht
hoher Bildungsstand ist
ein
kinder ist erschreckend hoch und
beschäftigt sich genau
CS
BOC
en.
oftmals auch nicht vorhand
diese durch ihre Schulen
mit diesen Problemen und versucht
diesen Menschen praktisch
zu minimieren. Ich würde gerne
stus Hoffnung geben. Mit
Chri
helfen und ihnen durch Jesus
en durfte, will ich mich
lern
land
tsch
dem, was ich hier in Deu
ich es ja, ein Zeichen zu
dort einsetzen und vielleicht schaffe
setzen.“
Gemeinde KONKRET• 1.2013
15
Mission
Anna Mosebach, Bremen
Abiturientin Anna MoseSeit Mitte Februar 2013 nimmt die
inde an einer sechsmoeme
us-G
Paul
bach (19) aus der Bremer
nd mit einer Mission in
natigen Jüngerschaftsschule von Juge
le auf Musik, Kunst und
Brisbane / Australien teil. Da diese Schu
tiven Projekten in diekrea
bei
a
Tanz ausgerichtet ist, wird Ann
alen Projekten mitwirken.
sen Bereichen sowie an allgemein sozi
Kinder betreuen und unter
Außerdem wird sie voraussichtlich
schen arbeiten, um ihMen
Armen und sozial benachteiligten
u schreibt Anna: „Ich
Daz
n.
gebe
nen das Evangelium weiterzu
rreichten und sehe meinen
habe ein Herz für die Armen und Une
diesen Menschen zu beEinsatz als eine große Möglichkeit, um
hten.“
beric
zu
e
gegnen und ihnen von Jesu Lieb
Das Konzept von MV-offensiv
Das einmalige Konzept des Mülheimer Verband zur Unterstützung von Kurzzeitmissionaren ermöglicht
schon seit vielen Jahren missionarische Einsätze für junge Menschen aus dem Verband. Diese Arbeit wurde
im Jahr 2012 in die Jugendkommission des MV integriert. Dadurch ergeben sich neue Verbindungen mit
der Jugendarbeit des Verbands. Folgend ein kleiner Einblick in die alte, neue Ausrichtung von MV-offensiv.
N Samuel und Alisha Krauter, Leiter der Jugendkommission des MV und
Helmut Sichel, Beauftragter der Jugendkommission des MV für MV-offensiv
Eine Zeit im Ausland zu leben bereichert das Leben mit
vielen neue Erfahrungen und Eindrücken. Man entwickelt sich
sprachlich weiter. Das Erleben ganz anderer Lebensumstände, fremder Kulturen und deren Lebensgewohnheiten ist ungemein herausfordernd für die eigene Entwicklung. Dadurch
und durch das Eingebundensein in einem meist multikulturellen Team wird man selbst als Persönlichkeit reifer. Und dies
alles kann verbunden werden mit dem Wunsch, Reich Gottes
zu bauen, Menschen zu helfen und die Liebe Jesu weiter zu
geben.
Für unsere junge Gemeinde-Generation stellt sich oft die
Frage, was man mit seinem sich oft ergebenden „Gap-year”,
also dem einem Jahr zwischen Schule und Ausbildung/Uni,
machen könnte. Es ist eigentlich eine perfekte Zeit, um einmal etwas ganz anderes zu erleben. Viele Jugendliche entscheiden sich deshalb, diese Zeit im missionarischen Dienst
für Gott einzusetzen. Die Möglichkeiten für solche missionarischen Kurzzeiteinsätze sind heute vielfältig. Die Einsatzorte
könnten unterschiedlicher nicht sein. Im Herzen Afrikas beim
Aidswaisen-Projekt,oder auf dem OM-Schiff mit der riesigen
schwimmenden Bibliothek mitarbeiten und dabei die Welt
umrunden oder eine Jüngerschaftsschule in der Schweiz mit
verbundenen missionarischen Einsätzen erleben. Etc.pp. Jedoch taucht bei all diesen Möglichkeiten auch immer schnell
eine entscheidende Frage auf: Wer soll das bezahlen und wer
hat so viel Geld?
Der Mülheimer Verband soll das bezahlen und der hat so
viel Geld! - Na ja, nicht ganz. Doch liegt es dem Mülheimer
16
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Verband sehr am Herzen, dass junge Menschen missionarische Erfahrungen sammeln, sich weiter entwickeln und
diese wertvollen Erfahrungen nach ihrer Rückkehr wieder in
Deutschland, am besten in ihrer Heimatgemeinde wieder einbringen. (Wobei manche Kurzzeitler dann einfach überhaupt
nicht mehr zurück kommen und gleich im missionarischen
Dienst bleiben). Und weil dies dem MV am Herzen liegt wurde schon vor vielen Jahren die Vision von MV-offensiv geboren. Durch MV-offensiv wird Menschen während ihrer Kurzzeiteinsätze finanziell unter die Arme gegriffen. Vielleicht war
MV-offensiv manchmal sogar ausschlaggebend dafür, dass ein
Einsatz überhaupt möglich wurde. Dabei hat sich eine grobe
Faustregel für die Unterstützung ergeben. Jeweils ein Drittel
der Kosten sollen von dem oder der KurzzeitlerIn selbst und
seiner/ihrer Gemeinde übernommen werden. Und ein Drittel
kann dann MV-offensiv übernehmen. Oft machen wir allerdings auch die Erfahrung, dass die Kurzzeitler schon viel mehr
als zwei Drittel der Gesamtsumme beisammen haben und
nur noch einen kleinen Teil von MV-offensiv benötigen.
Seit der MV-Delegiertentagung 2012 in Ellmendingen hat
MV-offensiv eine neue Leitungsstruktur. Die bisherige „MVoffensiv-Kommission“ wurde aufgelöst. Der gesamte Arbeitszweig wurde in die Arbeit der MV-Jugendkommission
eingegliedert. Dies war deshalb so naheliegend, weil der
Hauptteil der Kurzzeiteinsätze auf Jugendliche oder junge Erwachsene fällt. Durch die jetzt noch bessere und einfacher
mögliche Verzahnung der Arbeit von MV-offensiv und der
Jugendarbeit des Verbands ergeben sich neue Möglichkeiten
der Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung im Verband. Erste
Anzeichen dieser neuen Möglichkeiten konnten schon beim
“Mission Run” während des letztjährigen MaiVestivals erlebt
werden, dessen Erlös komplett für die Arbeit von MV-offensiv
verwendet wurde. Damit einher ging natürlich auch ein viel
größerer Bekanntheitsgrad von MV-offensiv unter den Jugendgruppen und den Jugendlichen selbst. Weiterhin wird
durch die Arbeit der Jugendkommission und deren gute Kontakte zu den einzelnen MV-Jugendgruppen das Konzept von
MV-offensiv und die Motivation für missionarische Kurzeinsätze direkt an der Basis verbreitet und bleibt durch den persönlichen Kontakt mit den Jugendlichen im Gedächtnis.
Helmut Sichel, ein langjähriges Mitglied der bisherigen MVoffensiv-Kommission wird das Konzept weiter begleiten und
bleibt als Ansprechpartner in allen finanziellen Fragen und als
Kontakt zu den Einsätzlern erhalten.
Änderungen vom bisherigen Konzept ergeben sich vor
allem daher, dass die individuelle Beratung zu Einsatzmöglichkeiten, die bisher Teil von MV-offensiv war, weg fällt.
Jedoch wird dies ersetzt durch einen engeren persönlichen
Kontakt mit den Einsätzlern durch die Mitglieder der Jugendkommission. Somit kommt eine wichtige Komponente der
persönlichen Betreuung und tieferer Kontakt hinzu.
Im Zuge der Umgestaltung des Konzepts hat MV-offensiv
auch eine grafische Auffrischung und einen eigenen Internetauftritt erhalten. Somit können Informationen über MVoffensiv und Berichte zu bisherigen Einsätzen auf der MVHomepage und der neuen MV-offensiv Seite abgerufen
werden: www.mv-offensiv.de. Diese Online-Auftritte sind die
erste Anlaufstation für Interessenten, die sich bei MV-offensiv
auf finanzielle Unterstützung bewerben wollen.
Das Hauptziel von MV-offensiv bleibt als Grund- und Leitgedanke natürlich weiterhin bestehen. Es ist unsere Vision,
junge Menschen aus MV-Gemeinden für die Weltmission zu
begeistern und konkrete Hilfe zu geben, um Kurzzeiteinsätze
zu realisieren.
Finanziell ist die Arbeit von MV-offensiv weiter auf die
Spenden von einzelnen Gemeinden und Personen aus dem
MV angewiesen. Wir freuen uns, dass mit dem bisher entgegengebrachten Vertrauen vielen jungen Menschen ermöglicht wurde, einzigartige und wertvolle Erfahrungen mit Gott
im Ausland zu machen.
Dies wünschen wir uns im größerem Maße für die Zukunft
und sind gespannt auf viele weitere junge Menschen, die sich
dazu entscheiden, ein Jahr mit Gott in der Mission zu verbringen.
Gemeinde KONKRET• 1.2013
17
Mission
Dieckmanns berichten aus Sambia:
„Gemeinsam sind wir stark!“
Miriam und Marcus Dieckmann wurden am 26. Januar als
Missionare nach Sambia ausgesandt. Dort arbeiten sie gemeinsam bei BOCCS mit, dem Aidswaisen- und Schulprojekt
des Mülheimer Verbandes. Als neues Leitungsehepaar berichten sie von ihrer Einreise und den ersten Herausforderungen
auf dem afrikanischen Kontinent.
Die ersten Tage nach unserer Ausreise
Hohe Luftfeuchtigkeit und satte, grüne Farben begrüßten uns,
als wir das Flugzeug über eine kleine Treppe verließen. Nur wenige Stunden zuvor befanden wir uns noch im eingeschneiten
und bitterkalten Deutschland. Die schlechten Wetterverhältnisse waren der Grund, warum unser Flug zweimal verschoben
wurde. Erst beim dritten Versuch konnten wir endlich einen Lift
nach Sambia ergattern. Dort angekommen mussten sich unsere Sinne erst einmal an dieses „fremde“ Land gewöhnen. Alles war so anders. Die Luft, der Geruch, die Geräusche. Dabei
dürfte dieses Land eigentlich gar nicht fremd für uns sein, denn
Miriam und ich haben beide schon einige Afrika-Erfahrungen
gesammelt. Vor unserer Hochzeit im Oktober, für die wir nach
Deutschland zurückkamen, hat Miriam bereits 15 Monate in
Sambia gelebt. Auch ich habe zwei Jahre in Afrika verbracht.
Und dennoch, während unseres dreimonatigen Aufenthaltes
in Deutschland haben wir uns wieder so richtig in der Heimat
„eingelebt“. So sehr, dass es schon einige Tage brauchte, bis wir
18
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Evangelisationsveranstaltung an einer der Schulen
mit einem „anschaulichen“ Theaterstück
uns erneut an den sambischen Alltag gewöhnt hatten. Diese
Herausforderung gemeinsam als Ehepaar zu bestreiten, war dabei eine große Hilfe. Denn gemeinsam sind wir stark. Und so
begann unser gemeinsames Leben in Sambia.
Seit einigen Wochen werden wir nun schon in die Arbeit von
BOCCS eingearbeitet und bekommen einen tiefen Einblick in
dieses umfassende Missionsprojekt. Miriam kennt sich natürlich schon viel mehr als ich, aber auch auf sie kommen neue
Aufgaben zu. Da Martin Hartmann, der bisher die Gesamtleitung inne hatte, und seine Frau Andrea ab April in Elternzeit
gehen, werden Miriam und ich die Aufgaben von Martin untereinander aufteilen. Ein derart großes Projekt zu leiten ist eine
große Herausforderung und es standen bereits viele Themen
auf unserer Agenda. So gab es zahlreiche Treffen mit Lehrern,
Schulleitern, Sozialarbeitern, Projekt-Jonathan-Kandidaten
und Patenkindern. Lebensmittelausgaben mussten organisiert,
Emails geschrieben, Ordner gewälzt und Arbeitsabläufe verstanden werden. Eine Flut von Informationen über Buchhaltung, Finanzabwicklungen oder Vertragsentwürfen prasselten
auf uns ein. Da unsere Einarbeitungszeit in nur zwei Monaten
stattfinden muss, gibt es in kurzer Zeit viel zu erlernen. Bei all
dem darf man auch den sambischen Alltag nicht vergessen,
der oftmals mit seiner eigenen Dynamik über das Geschehen
hereinbricht. Flexibilität ist gefragt, wenn die Internetverbindung ausfällt, der Strom weg ist oder das Auto im Schlamm
stecken bleibt. In solchen Momenten sind wir sehr dankbar
für das tolle Team vor Ort. Neben Martin, der sich viel Zeit für
unsere Einarbeitung nimmt, sind wir außerdem umgeben von
fünf Kurzzeitlern aus Deutschland, die viel Kraft und Mühe in
das Missionsprojekt vor Ort hineinstecken. Während wir zurzeit viele Stunden im Büro sitzen und in die Administration
eingearbeitet werden, laufen dank ihres Einsatzes zahlreiche
Dinge wie Sportclubs, Auslieferungen, Patenkindbetreuung
oder Evangelisationsveranstaltungen. Ohne das Team um uns
herum, könnte das alles nicht passieren.
Neben all diesen beruflichen Tätigkeiten versuchen Miri und
ich zudem auch unser privates Leben zu organisieren. Bis Ende
April können wir noch zur Untermiete im gemütlichen Haus von
zwei befreundeten Missionaren leben. Bis dahin müssen wir
eine eigene Wohnung gefunden haben. Solch ein Start in einem
anderen Land ist schon sehr spannend und herausfordernd und
neben der Einarbeitung ist die Wohnungssuche sicherlich eines
unserer großen Gebetsanliegen. Aber genial ist es, wenn wir sehen, wie wir als Ehepaar nicht nur uns, sondern auch andere
Menschen um uns herum haben, die uns mit Rat und Tat und
als Freunde zur Seite stehen. Gemeinsam sind wir eben stark.
Unsere Hoffnungsträger
Die Fahrt über die staubigen Straßen Kabwes hin zu verschiedenen staatlichen Highschools, die langen Wartezeiten
vor deren Büros und das turbulente Treiben drumherum, kann
einem schon mal den Schweiß auf die Stirn treiben. Aber der
Aufwand hat sich gelohnt. Denn Kuyuba, Silvia, Richard und
Stanley bekommen nun die einzigartige Chance, einen höheren Schulabschluss zu erwerben. Damit können sie auch die
Voraussetzungen für eine spätere Ausbildung oder ein Studium
schaffen. Die vier ehemaligen BOCCS-Schüler sind die neuen
Projekt-Jonathan-Kandidaten für 2013. Dank einer Großspende
aus Deutschland, wurde diese BOCCS-Initiative vor wenigen
Jahren ins Leben gerufen, um Kindern auch über die neunte
Klasse unserer BOCCS-Schulen hinaus Wegweisung weitere
Begleitung und bessere Zukunftsperspektiven zu ermöglichen.
Denn darum geht es uns bei BOCCS. Wir möchten Zukunftsperspektiven schaffen. Dem gesamten BOCCS-Team ist es ein
Anliegen, Familien und letztlich auch ganzen Stadteilen Hoffnung zu schenken. Dank vieler deutscher Spender und Dank
zahlreicher Patenschaften können wir ungefähr 3.000 Kinder
an unseren sechs BOCCS-Schulen aus ärmsten Verhältnissen
eine Schulbildung ermöglichen. Auch die Familien der Patenkinder werden unterstützt. Initiativen wie das Jonathan-Projekt
tragen einen weiteren wichtigen Teil bei.
Zu unseren Hoffnungsträgern gehören neben den ProjektJonathan-Kandidaten (zu sehen auf den Bildern unten auf
dieser Seite) auch die neun jungen Frauen, die kürzlich einen
einjährigen Nähmaschinenkurs abgeschlossen haben. Aufgrund ihrer Armut oder durch schwierige soziale oder familiäre Verhältnisse bedingt, konnten diese Frauen nach ihrem
Schulabschluss bei BOCCS keine Berufsausbildung finden. Das
„skill center“ an einer unserer Schulen gibt deshalb jedes Jahr
einigen jungen Menschen die Möglichkeit, in handwerklichen
Fertigkeiten geschult zu werden. Auch ohne weiteres Studium
oder eine teure Ausbildung werden sie so in die Lage versetzt,
sich selbst und anderen zu helfen. Viele können später sogar
Produkte selbst herstellen und auf dem Markt verkaufen. Das
macht Hoffnung und gibt Selbstvertrauen. Und genau das
wünschen wir uns. Durch die Angebote an unseren BOCCSSchulen wollen wir sehen, wie Menschen eine Ausbildung
bekommen, Fertigkeiten erlernen und Zukunftsperspektiven
erhalten. In einem Land, das auf Platz 164 von 187 der ärmsten
Länder ist (laut Index der menschlichen Entwicklung – HDI),
ist das eine anstrengende, aber notwendige Aufgabe. Denn
es geht um Menschen, die Hilfe brauchen. Und wo Hoffnung
gesät wird, da kommt man eben auch ins Schwitzen.
Was vor uns liegt - Ausrichtung und Ziele
Für jede missionarische Arbeit ist es notwendig, Visionen,
Träume und Zukunftsideen zu entdecken. Neben unserer Einarbeitung eleben wir beide, Miriam und Marcus, genau diesem
spannenden Prozess.
Als BOCCS Team kümmern wir uns derzeit hauptsächlich
darum, den Betrieb unserer Schulen am Laufen zu halten und
(Waisen-)Kindern eine Schulbildung zu ermöglichen. Das ist
eine sehr wertvolle und vor allem notwendige Aufgabe. Aber
zukünftig wollen wir unsere Perspektive auch stärker darauf
richten, wie wir nicht nur den Kindern, sondern auch den Familien und den Communities (Stadtteilgemeinschaften) vermehrt dienen können. Wir wünschen uns, dass unsere Schulen
„Schulen der Hoffnung“ werden. Und das wird erst dann der
Fall sein, wenn unsere Lehrerbelegschaft aus überzeugten und
leidenschaftlichen Christen besteht, die auch ein Herz für ihre
Communities haben, in denen sie leben und arbeiten.
Grundsätzlich hat sich das Schulangebot in Sambia aufgrund
ausländischer Finanzhilfen im letzten Jahrzehnt verbessert. Es
wurden zahlreiche neue staatliche Schulen eröffnet, besonders in
den Stadtzentren und deren näherer Umgebung. Doch Probleme
wie Gewalt in den Familien, HIV-Aids, Alkoholismus und familiäre
Fortsetzung auf Seite 20
Gemeinde KONKRET• 1.2013
19
Mission
Fortsetzung von Seite 19
Missstände insbesondere in den „Compounds“ (mehr oder weniger Slum-Gebiete) an den Stadträndern sind nicht weniger geworden. Das Leben in den Randgebieten Kabwes ist desahalb kaum
vergleichbar mit dem im Stadtzentrum. In den Compounds beherrschen weiterhin soziale und geistliche Nöte das Geschehen
fast aller Bewohner. In diesem Zusammenhang stellen wir uns die
Frage, wie wir diesen Herausforderungen begegnen und unseren
missionarischen Auftrag erfüllen können.
Die BOCCS-Schulen sind dafür bekannt, dass sie Kindern Wissen, Ethik und Moral vermitteln. Aber dies allein bewirkt oft keine
nachhaltige Veränderung, wenn die Probleme in den Familien
weiterbestehen. Es wird deshalb zunehmend wichtiger, neben
den Kindern auch deren Familien „echte“ Hoffnung zu schenken.
Wir reden dabei nicht von einer Hoffnung, die ausschließlich auf
einem wirtschaftlichen Aufstieg basiert. Sondern wir meinen Hoffnung, die das Leben der Familien und das der Schüler nachhaltig
und innerlich verändert. Um das zu erreichen, müssen wir uns
viele Fragen stellen: Wie können wir vor Ort Jüngerschaft leben
und Menschen dafür begeistern, wie Christus zu werden? Denn
darum geht es doch im Glauben, egal ob in Deutschland oder in
Sambia. Wie können wir Fertigkeiten und Gaben vermitteln, damit die Menschen eigenständig und selbstbewusst werden? Wie
können wir mehr mit lokalen Gemeinden in den Compounds
zusammenarbeiten? Wie können wir Missstände beseitigen und
eine gesunde Familienethik lehren?
In den kommenden Monaten und Jahren erhoffen wir uns
viele gute Ideen, aber auch fähige sambische Mitarbeiter, um
Antworten auf diese Fragen zu finden. Denn wir wünschen uns
nichts sehnlicher, als dass die Kinder und ihre Familien Jesus kennen lernen und einen Unterschied in ihrem Umfeld machen.
Wir wünschen uns zu erleben, wie die Communities in den
Randgebieten Kabwes ein Zeugnis von Gottes Handeln werden.
Wenn wir alle zusammen lernen, die Communities mit Gottes
Augen zu sehen und unsere Verantwortung ernstnehmen, dann
glauben wir, dass dies mit seiner Hilfe möglich wird.
20
Gemeinde KONKRET• 1.2013
DANKE
Damit unsere Arbeit vor Ort überhaupt möglich ist, sind
wir auf die Hilfe vieler Spender angewiesen. Als BOCCS
Team wird uns das immer wieder bewusst. So können wir
beispielsweise das tägliche Mittagessen an den Schulen, die
medizinische Versorgung der Patenkinder oder die Gehaltszahlungen der Lehrer nur deshalb ermöglichen, weil uns viele
treue Unterstützer finanziell tragen. Und dafür sind wir sehr
dankbar!
BITTE
Trotz all dem, was durch die Spenden aus Deutschland
geleistet werden kann, erleben wir aber auch immer wieder
Engpässe. Anfang dieses Jahres hat die sambische Regierung
die Mindestlöhne erhöht und damit auch für unsere Schulen
einen neuen Standard für die Lehrergehälter gesetzt. Gleichzeitig waren die Spendeneingänge im vergangenen Jahr etwas
rückläufig. Dies stellt uns vor eine große finanzielle Herausforderung, weil wir derzeit auch andere z.T. einmalige Ausgaben tätigen müssen. Dazu zählt zum Beispiel die Anschaffung
eines geländetauglichen Fahrzeuges, um in der Regenzeit ohne
Probleme über die schlechten Straßen zu den Schulen zu gelangen. Ein weiteres Beispiel ist der noch immer nicht ausreichende Bestand an neuen Schulbüchern. Daher hoffen wir in
diesem Jahr auf weitere Spender und Unterstützer, die die Arbeit von BOCCS mittragen.
Zuletzt: Was einige unserer Mitarbeiter sagen
„Was ich an BOCCS toll finde, ist die Möglichkeit, Kindern
aus einer anderen Kultur zu helfen und ihnen die Chance zu
geben, sich ein eigenständiges Leben aufzubauen.“
Benni Frenz
„Im Patenschafts-Bereich macht mir die Zusammenarbeit
mit dem super Sozialarbeiter-Team und der Kontakt mit den
AIDS-Waisen
in Sambia
Kindern am meisten Spaß. Vor allem auch vor dem Hintergrund der Büroarbeit, die nicht gerade wenig ist. Da sind die
„Rations“, eine Fahrt zur Schule oder ein EvangelisationsNachmittag immer eine willkommene Abwechslung.“
Doro Kämpfer
„Ich genieße an meiner Arbeit, dass ich in der Gemeinschaft mit Kindern Leben teilen kann und Gott erleben darf.“
Henrik Godau
„An BOCCS mag ich, dass wir versuchen, Kindern eine
bessere Zukunft durch Bildung zu geben. Das Beste daran
ist jedoch, dass sie nicht nur Mathe und Englisch beigebracht
bekommen, sondern das es auch darum geht, ihnen unseren
Glauben zu vermitteln. Ganz persönlich macht es mir Spaß,
einfach Zeit mit den Kindern zu verbringen. Ein Teil zu ihrem
Leben beizutragen und ihr Lächeln zu sehen, kann einen echt
schnell begeistern.“
Jasper Klemm
„Mission heißt auch: Zu den Armen und Bedürftigen hingehen, sich für sie einzusetzen. Diese Motivation habe ich
täglich in meiner Arbeit bei BOCCS. Hinter jedem größeren
Werk steht auch eine Menge an Verwaltungs- und Administrationsarbeit, und hier überschneiden sich meine Gaben
mit dem göttlichen Auftrag der Mission: Hier fühle ich mich
berufen und kann mich auf eine sinnvolle und erfüllende
Weise einbringen.“
Martin Hartmann
„Wir wünschen uns, dass die BOCCS-Schulen Licht in den
Communities sind und dass sich nicht nur das Leben der
Schüler, sondern auch das ihrer Familien, Nachbarn und Bekannten in den Wohnvierteln verändert.“
✦ Miriam und Marcus Dieckmann
Formular bitte abtrennen
und einsenden an BOCCS Patenschaften
Gemeinde KONKRET• 1.2013
21
Informationen aus dem MV
Ekklesia Blaufelden - Rot am See:
MV-Gemeindeneugründung in Hohenlohe
Seit Oktober 2011 besteht die „Ekklesia“ Gemeinde in
Blaufelden, im Stadtteil Wiesenbach, eine Gemeindeneugründung des Freikirchlichen Bezirks Nord-Württemberg
e.V. im MV-Südbund. Die Wurzeln der Gemeinde reichen
allerdings zurück bis ins Jahr 1923, als damals die Christliche
Gemeinschaft Wiesenbach gegründet wurde. Über die Jahr-
Schließung der Gemeinde im Jahr 2011
zehnte war die CG Wiesenbach ein fester Bestandteil der
geistlichen Landschaft Hohenlohes. Die Gemeindeglieder
waren sich immer über ihren Auftrag bewusst, obwohl über
die letzten 20 Jahre hinweg die Zahl der Gemeinschaftsglieder stetig sank. Im Vertrauen darauf, dass Gott einen neuen Aufbruch schenken wird, wurden Samuel und Alisha
Krauter aus Australien als neues Pastorenehepaar berufen,
um diesen Auftrag mit neuer Kraft in die Tat umzusetzen.
Samuel stammt aus der Matthäus-Gemeinde Schwaikheim
und wuchs teils in Deutschland, teils in Australien auf. Sein
Theologiestudium absolvierte er an der Universität Tübingen. Alisha stammt aus Caboolture/Australien, erhielt ihre
Ausbildung an einer Bibelschule und arbeitete als Pastorin in der Destiny-Church Caboolture sowie als christliche
Seelsorgerin an einer öffentlichen Highschool. Alisha und
Sam konnten die Berufung nach Wiesenbach als Reden
Gottes für ihren Weg erkennen und kamen im Januar 2011
nach Deutschland. Samuel und Alisha berichten folgend
über die bisherigen Entwicklungen.
Schon nach kurzer Zeit wurde deutlich, dass zwar die Begeisterung für die missionarischen Ziele und der Glaube in
den Herzen der Gemeindeglieder nach wie vor sehr stark,
die Struktur der Christlichen Gemeinschaft aber nicht mehr
tragfähig für den Auftrag Gottes waren. So wurde gemeinsam
mit allen Geschwistern der CG Wiesenbach entschieden, die
bisherige Gemeinde mit ihrer Struktur und ihrem Programm
am 30. April 2011 zu schließen. Über die nächsten Monate
trafen sich die Mitglieder der Gemeinde in ihren Häusern,
um im Gebet und Hören auf Gott Gewissheit über den weiteren Weg zu bekommen. In dieser Zeit gab Gott die Vision
einer Gemeindeneugründung, und nach einigen Visions- und
Gebetstreffen wurde am 16. Oktober 2011 mit einem ersten
Gottesdienst in den alten Räumlichkeiten der Christlichen
Gemeinschaft die „neue“ Gemeinde „Ekklesia“ gegründet. Es
ist ein großes „Pfund“ der jungen Gemeinde, dass sie nicht
im luftleeren Raum entstand, sondern in treuen Gebeten und
unerschütterlichem Glauben der langjährigen CG-Mitglieder
ein tragfähiges Fundament hat.
Mit der Vision, „eine geistliche Heimat zu sein, die Gottes Liebe erfahrbar macht und die Glaubenden ausrüstet,
damit Gottes Reich kommt und Sein Wille geschieht“, erfährt die Gemeinde „Ekklesia“ seit ihrer Gründung ein stetiges Wachstum. Dies zeigt sich nicht nur in der Anzahl der
22
Gemeinde KONKRET• 1.2013
Gottesdienstbesucher und Gemeindeglieder, sondern auch
in den vertieften Beziehungen untereinander und der Beziehung mit Gott.Von früher geblieben ist der Hunger nach
Gottes Wirken, die Leidenschaft für den Heiligen Geist und
die Liebe Jesu, die auf ganz unterschiedliche Art immer wieder neu in der Gemeinde zum Tragen kommen. Neu ist die
größere Freiheit in der Begegnung mit Gott, nicht mehr an
festgelegte Strukturen gebunden zu sein und das von Gott
geschenkte Wachstum. Wir dürfen zur Zeit erleben, wie sich
die Kultur des Himmels immer mehr auch in der Gemeindekultur widerspiegelt und wir Gottes unendliche Möglichkeiten und Kraft erleben.
Nun sind die Menschen in der Ekklesia gespannt, wie es
in nächster Zukunft weiter geht - vor allem in Bezug auf ein
“kleines” Geschenk von Gott zum ersten Geburtstag der Gemeinde im Oktober letzten Jahres: Zur Zeit wird ein neues
Gemeindehaus renoviert, ein ehemaliges Industriegebäude
im Nachbarort Rot am See, das demnächst offiziell eingeweiht werden soll. Es wird der wachsenden, aber im alten
Haus zur Zeit noch eingeengten Gemeinde, weitere Chancen eröffnen.
Mehr Infos zur Ekklesia Wiesenbach gibt es unter ekklesiaonline.de, sowie in einem kurzen Bericht zum Gemeindehausumbau unter muelheimer-verband.de (Such-Stichwort
„1600 Lichter“)
N Samuel und Alisha Krauter
Angebot für MV-Gemeinden:
CG Ellmendingen:
MV-Gemeinde-Websites vernetzen sich mit
der Homepage des Mülheimer Verbandes
„Echt sein! Glaubensriesen - Seelenzwerge?“
– eine nachahmenswerte Gemeindeaktion
Aktuelle Neuigkeiten aus dem MV und seinen Gemeinden, aus der Mission und aus anderen christlichen Werken
werden jede Woche aktuell auf der Website des Mülheimer
Verbandes präsentiert. Seit Jahresanfang können die MVGemeinden diese Artikel nun auch in ihre eigenen Webseiten einbauen. Der MV bietet dafür eine kostenlose ImportSchnittstelle an, mit deren Hilfe der Gemeinde-Webmaster
genau steuern kann, welche Inhalte automatisch importiert
und wie sie dargestellt werden sollen.
Die Gemeinden haben die Möglichkeit, ihren Besuchern
aktuellen Content zu präsentieren und in ihrer Außendarstellung die Zugehörigkeit zum MV in attraktiver Form sichtbar
zu machen. Auch der Verband profitiert, indem er über die
Gemeinde-Websites eine noch größere Öffentlichkeit über
sich informieren kann. Nicht zuletzt erleben die Menschen
im MV damit auf der Website „ihrer“ Gemeinde etwas von
den spannenden MV-weiten Entwicklungen.
Die CG Ellmendingen bietet in der ersten Jahreshälfte
2013 die Gottesdienst- und Seminarreihe „Echt sein“ zu
emotional gesunder Spiritualität an. Basierend auf dem
Buch „Glaubensriesen, Seelenzwerge?“ von Peter Scazzero werden die Themen im Gottesdienst vorgestellt und an
einem Wochentermin durch Kurzimpuls und Gesprächsgruppen im Gemeindehaus vertieft.
Pastor Martin Lutzweiler nahm gemeinsam mit seiner Frau
2012 am Fokus-Leitungskongress in Stuttgart teil. Sie besuchten dort das Seminar des New Yorker Pastors Peter Scazzero unter dem Titel „Glaubensriesen - Seelenzwerge?“: „Peter
Scazzero, und seine Frau Geri sprachen erfrischend offen und
durch und durch echt von dem oft schwierigen menschlichen Miteinander, wie sie es in ihrer Ehe, in Familie und Gemeinde erleben. Scazzero hatte die schmerzliche Erfahrung
gemacht, dass gerade unter Christen das menschliche Miteinander besonders schwierig sein kann. Die Ursache dafür sieht
er in einem Glauben, der emotional unreif geblieben ist. So
geben sich Menschen vielleicht als Glaubensriesen und werden sogar von anderen so wahr genommen; innerlich aber
sind sie klein geblieben, haben ein verkümmertes Selbstbild,
übernehmen wenig Eigenverantwortung und sind kaum konflikt- und krisenfest. Die Referenten skizzierten einen Weg zu
einem erwachsenen Glauben, auf dem die emotionale Reife
nicht auf der Strecke bleibt.
Ausgehend von Scazzeros Buch, zu dem auch ein Begleitheft mit Gedankenanstößen und Gesprächsimpulsen
verfügbar ist, entwickelte die Ellmendinger Gemeinde eine
Themenreihe, die am 27. Januar begonnen hat und - mit Unterbrechungen durch Ferienzeiten u.a. - bis Anfang Juli laufen
wird. Die Gemeinde hat sich dabei herausfordernde Themen
vorgenommen, wie z.B.
• Lebensfeindliche Spiritualität
• Erkenne dich selbst, damit du Gott erkennst
• Trauer und Verlust
• Macht und Kontrolle loslassen
• Emotional erwachsen werden
Bisher gibt es eine überwältigende Resonanz - über 100
Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich angemeldet
und sind zu den ersten Mittwochs-Seminarabenden gekommen. Dort bilden sich dann etwa elf Kleingruppen, die nach
einem kurzen Einführungsimpuls das jeweilige Wochenthema vertiefen. Zusätzlich bestehen zwei Hauskreise, die sich
an einem alternativen Wochentag treffen, so dass insgesamt
etwa 140 Menschen an „Echt sein“ teilnehmen.
N Redaktion KONKRET•
Einige Gemeinden nutzen das Konzept bereits erfolgreich. So
stellt die Christus-Gemeinde Weil der Stadt auf ihrer Startseite
(cgweilderstadt.de) die vier aktuellsten Artikel aus der MV-NewsRedaktion in einem waagerechten Layout dar. Unter dem Artikelbild und dem Anreißer-Text wird mit einem ‚mehr‘-Link auf
die vollständige Artikelansicht verwiesen. Denkbar ist auch die
Darstellung in einem Sidebar, wie z.B. bei der Christus-Gemeinde Lauenburg (cg-lauenburg.de). Viele Gemeinden haben einen
eigenen Menüpunkt „Mülheimer Verband“ - auch dort wäre
die Integration von aktuellen MV-News denkbar und sinnvoll.
Die Nachrichten können aus vier Rubriken beliebig ausgewählt
werden („Mülheimer-Verband“, „MV-Gemeinden“, „Mission“,
„Andere Kirchen und Organisationen“), ebenso kann die Anzahl
der Nachrichten bestimmt werden. Auch eine zufällige Auswahl
ist möglich, so dass bei jeden Laden der Seite eine etwas andere
Zusammenstellung erscheint. Ebenfalls wählbar ist die Darstellung des vollständigen Artikels: Entweder durch einen Link auf
die MV-Website (wobei die Gemeinde-Website beim Benutzer
geöffnet bleibt) oder innerhalb der eigenen Seite in einer Overlay-Box.Mitgeliefert wird das von der MV-Site bekannte ArtikelLayout. Dies lässt sich „vor Ort“ jedoch praktisch beliebig an das
Aussehen der Gemeinde-Seite anpassen. So sind Schriftart und
-größe, Farben, Anordnung und Maße der Artikel individuell veränderbar.
Wie das geht, erfahren interessierte Gemeinden auf einer
speziellen internen Webseite, welche die eingesetzte Technik
näher erklärt und viele konkrete Anwendungsbeispiele vorführt. Den Zugang dazu erhält man direkt beim MV-Webmaster Dirk Seifert ([email protected]), der
bei der Einbindung auch gerne mit Rat und Tat zur Seite steht.
N Dirk Seifert
Mit diesem Flyer lädt die Gemeinde zu der Themenreihe „Echt sein“ ein
Gemeinde KONKRET• 1.2013
23
WÜSTE – Traum und Wirklichkeit,
seltsam still, unendlich weit.
Faszinierend, menschenleer,
leuchtend rotes Dünenmeer,
Spuren, die vom heißen Wind
wellig und geriffelt sind.
Lange Schatten früh am Morgen,
kleine Tiere ganz verborgen.
Schöpfungswunder ohnedies,
zauberhaftes Paradies!
WÜSTE – Hitze, nie gekannt,
feiner, glühendheißer Sand,
Regen kaum an diesem Ort,
alles trocken und verdorrt.
Sonne gleißend, fast kein Schatten,
jedes Laufen lässt ermatten,
unberechenbar gefährlich,
unbarmherzig und beschwerlich.
Eisig kalt dann in der Nacht,
welche ungeheure Macht!
WÜSTE – Ort in meinem Leben,
wo ich mich selbst aufgegeben.
Habe Durst und große Not,
fühle mich sehr stark bedroht
und am Ende meiner Kraft bin so hilflos und erschlafft!
Völlig auf mich selbst gestellt
suche ich, was mich jetzt hält.
Einkehr in der Einsamkeit bin für Neues ich bereit?
WÜSTE – Chance zum Ergreifen,
hier kann meine Seele reifen.
Alles Äuß’re wird so nichtig,
GOTT wird mir auf einmal wichtig,
und ich spüre SEINE Nähe,
welche Pfade ich auch gehe.
Alles Dunkle lass ich los GOTT, DU bist unendlich groß!
Tiefer Dank erfüllt nun mich,
WÜSTE lebt, mein GOTT, durch DICH!
Elisabeth Klein
Lüneburg, Weihnachten 2012
Herunterladen