Zell-Zell Interaktionen während der Trophoblasteninvasion beim Rind Christiane Pfarrer, Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Justus-LiebigUniversität Giessen Die Plazenta des Rindes besteht aus sogenannten Plazentomen, in denen fetale Kotyledonen mit maternalen Karunkeln interdigitieren. Histologisch handelt es sich um eine epitheliochoriale Plazenta, die durch die Migration und Fusion von meist zweikernigen Trophoblastriesenzellen (TGC) mit Karunkelepithelzellen einen invasiven Charakter bekommt und daher als synepitheliochorial bezeichnet wird. Bislang bekannte Funktionen der TGC beziehen sich auf die Synthese von hormonellen Produkten, wie dem plazentären Laktogen, schwangerschaftsspezifischen Glykoproteinen und Steroidhormonen, die über die Fusion an das maternale Kompartiment übergeben werden. Klinisch bedeutsam ist die Plazenta des Rindes in ihrer ernährenden Funktion für den Embryo bzw. Fetus, als Infektionspforte und weil es nach der Geburt zur Nachgeburtsverhaltung kommen kann. Modifikationen im Zell-Zell Interaktionsmuster wurden in Plazentationstypen mit stark invasivem Trophoblasten, wie der hämochorialen Plazenta des Menschen für pathologische Verhältnisse, wie die Präeklampsie mitverantwortlich gemacht und spielen möglicherweise auch bei der gestörten Ablösung der Nachgeburt des Rindes eine Rolle. Entscheidende Zell-Zell Interaktionen werden unter anderem vermittelt 1. durch die Bindung von Zelloberflächenrezeptoren, wie Integrinen an die extrazelluläre Matrix (ECM) sowie andere Rezeptoren, 2. durch die interzelluläre Koppelung von Gap junctions und 3. durch die parakrine Wirkung von Wachstumsfaktoren. In der Folge ablaufende Signalkaskaden lassen sich durch die Akkumulation intrazellulärer Signalmoleküle, spezifische Phosphorylierungen und Veränderungen des Zytoskeletts nachweisen. Eigene Untersuchungen umfassen die Untersuchung von Rinderplazentomen verschiedener Trächtigkeitsstadien auf Protein- und mRNA Ebene. Zum Einsatz kommen Immunhistochemie, Western blot sowie RT-PCR und in situ Hybridisierung. Die Bindung von Integrinrezeptoren an ihre Liganden der ECM kann einerseits Signale in die Zelle hinein (outside-in signalling) und andererseits aus der Zelle hinaus vermitteln (insideout signalling). Trophoblastzellen hämochorialer Plazenten exprimieren abhängig von ihrem Phänotyp (proliferativ - invasiv - Differenzierung) spezifische Integrinrezeptoren. In der bovinen Plazenta dagegen exprimieren die polarisierte Epithelien und Endothelien kontinuierlich die Integrinuntereinheiten α6 und β1, die als Heterodimer als Rezeptor für das Laminin der Basalmembranen dienen. Interessanterweise sind diese Untereinheiten auch in den nicht polarisierten, migrierenden TGC mit Laminin kolokalisiert. Die Produktion von Proteinen der ECM ist auch für Tumorzellen bei der Extravasation beschrieben. Gap junctions bestehen aus zwei Halbkanälen, den Connexonen, die ihrerseits aus hexamerisch zusammengesetzten Proteinuntereinheiten, den Connexinen (cx) bestehen. Signale können auch durch die Anwesenheit von Connexonen sowie cx übertragen werden. Cx werden auch als tumor suppressor genes bezeichnet. Die invasiven TGC der Rinderplazenta exprimieren parallel cx 26, cx32 und cx43. Auffällig ist auch die unterschiedliche zelluläre Lokalisation von cx43, welches in der Nähe der Chorionplatte zytoplasmatisch und membranassoziiert, im Zentrum des Plazentoms dagegen rein membranassoziiert beobachtet wird. Unreife TGC zeigen auch eine reichhaltige Ausstattung an Wachstumsfaktoren. Während der Gravidität koexprimieren TGC Fibroblast growth factor (FGF) 1, FGF2, FGF7 und FGF Rezeptor sowie platelet-activating factor (PAF) Rezeptor und die inaktivierende Azetylhydrolase. Diese Expression verschiebt sich dagegen kurz vor der Geburt, bei schon gefallenem Progesteronspiegel, in das maternale Karunkelstroma, insbesondere die Blutgefäße. Daneben wird auch vascular endothelial growth factor (VEGF) in den TGC beobachtet. Die Tatsache, dass die invasiven TGC in der bovinen Plazenta parallel und spezifisch Integrinrezeptoren, Connexine und Wachstumsfaktoren exprimieren, spricht für eine Rolle der TGC bei der Programmierung der plazentären Funktion.