Fakultät ME Labor: Elektrische Antriebstechnik Labor: MB/EK Elektrische Antriebe Datum: Versuch EA-4: Gleichstrommaschine Semester: Gruppe: Protokoll: Testat: Bericht: Datum: 1. Einführung 1.1 Aufbau Gleichstrommaschinen bestehen aus: - dem Stator oder Magnetgestell, das ein räumlich stillstehendes Magnetfeld erzeugt, - einem darin drehbar gelagerten Anker mit der Ankerwicklung, - dem Kollektor oder Stromwender als Stromzuführung zum rotierenden Anker über feststehende Kohlebürsten und - diversen Konstruktionsteilen wie Welle, Lager, Lüfter, Füße, Klemmen, etc. Wegen dem funktionsbestimmenden Stromwender gehören Gleichstrommaschinen zu den sog. Stromwendermaschinen. 1.2 Funktionsweise Die Gleichstrommaschine beruht auf der direkten Anwendung der 2 Grundgesetze der Elektrotechnik: - Induktionsgesetz und - Kraft auf stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld. Durch den Stator (Bild 1) wird in den Polbereichen des Luftspaltes jeweils ein räumlich und zeitlich konstantes, radiales Erregerfeld BE erzeugt. Dreht sich die Leiterschleife der Länge l, wird in ihr entsprechend dem Induktionsgesetz eine Spannung U i = 2 B E l v = 4π B E l r n ~ B E ⋅ n induziert. Diese kann im Generatorbetrieb über die Kohlebürsten abgenommen und genutzt werden, bzw. muss im Motorbetrieb zusätzlich von der speisenden Spannungsquelle überwunden werden. Wird umgekehrt der Leiterschleife ein Strom IA zugeführt, wirkt an dieser ein Kräftepaar bzw. ein Drehmoment F = BE l I A ⇒ M = 2F r = 2 BE l r I A ~ BE ⋅ I A . Dieses kann im Motorbetrieb an der Welle abgenommen werden, bzw. muss im Generatorbetrieb vom äußeren Antrieb aufgebracht werden. Zur Beibehaltung der Spannungs-, Kraft- bzw. Momentrichtung muss die Stromrichtung in der Leiterschleife nach jeder halben Umdrehung umgepolt werden. Dazu benötigt man den Stromwender als mechanischen Umschalter. 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 1 Stator . Erregerwicklung mit IE + + F Leiterschleife mit IA . n Anker mit r _ + Kollektor-Lamelle . Kohlebrüste + F Luftspalt BE Bild 1. Funktionsweise der Gleichstrommaschine Nachteilig an der bisher betrachteten Anordnung mit nur 1 Leiterschleife ist, dass im Bereich der Pollücke keine Spannung induziert und kein Moment entwickelt wird. Man ordnet daher viele Leiterschleifen gleichmäßig über dem Umfang verteilt an, wodurch sich Spannung und Moment vervielfachen und deren Welligkeit verschwindet. Dabei werden die Leiter meistens nicht auf der Ankeroberfläche sondern in Nuten untergebracht. Die Funktionsweise und die oben angegebenen Zusammenhänge ändern sich dadurch aber nicht. 1.3 Motorbetrieb IA , n Gleichstrommaschinen werden heute meistens nur noch als Motoren und dabei insbesondere bei kleinen Leistungen als permanenterregte Gleichstrommotoren eingesetzt. nmax 1/2 IEN Feldschwächbereich: I E < I EN ; U A = U AN 3/2 n0N n = f (M , I E ) 2/3 IEN I A2 = n0N IAN; nN IEN IA2 IA1 Normalbetrieb: I E = I EN ; U A ≤ U AN UAN n = f (M , U A ) 1/2 n0N I A1 = 1/2 UAN 0 Mn I EN I AN ⋅ ⋅ M ≤ I AN IE M N I AN ⋅ M ≤ I AN MN M Bild 2. Belastungskennlinien des Gleichstrommotors 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 2 1.3.1 Leerlauf Betreibt man eine reibungsfreie, konstant erregte, leerlaufende Gleichstrommaschine an einer konstanten Spannung, so fließt wegen fehlendem Lastmoment kein Ankerstrom (IA = 0) und es stellt sich genau die Drehzahl ein, für die gilt UA = Ui(n0) mit n0 ~ UA . Sie ändert sich also direkt proportional zur angelegten Spannung und man spricht dabei von Spannungssteuerung. Soll die Drehzahl über den bei voller Ankerspannung UAN erreichten Wert n0N hinaus gesteigert werden, so muss gemäß obiger Beziehung das Erregerfeld reduziert werden 1 B E < B EN mit n 0 ~ > n0 N , BE was man als Feldschwächbetrieb bezeichnet. Aus mechanischen Gründen darf die Drehzahl einen bestimmten Wert nmax nicht überschreiten, was einen Mindestwert des Erregerfeldes erfordert B E ≥ B E min . Daher darf z.B. die Erregung bei Gleichstrommaschinen nicht separat abschaltbar sein und auch keine Sicherungen enthalten. 1.3.2 Belastung Wird eine Gleichstrommaschine belastet, so nimmt sie einen zum Lastmoment proportionalen Ankerstrom auf (siehe Leiterschleife) IA ~ M, der bis zu seinem Bemessungswert IAN ansteigen darf. Bei voller Erregung kann demnach die Gleichstrommaschine ihr Bemessungsmoment MN beim Bemessungsstrom IAN entwickeln. Da jedoch jede Ankerwicklung einen endlichen Widerstand RA aufweist, ergibt sich dadurch ein ohmscher Spannungsverlust, so dass trotz konstanter Spannungsversorgung die induzierte Spannung lastabhängig abnimmt Ui = UA – RA ⋅ IA ~ n . Da die Drehzahl grundsätzlich proportional zu Ui ist, sinkt diese ebenfalls leicht mit zunehmender Belastung. Die Drehzahl-Drehmoment-Kennlinien verlaufen daher als leicht geneigte, parallele Geraden. Im Feldschwächbereich steigt wegen BE < BEN das Moment langsamer mit dem Strom und man erreicht wegen IA ≤ IAN auch nicht mehr dessen vollen Wert B M max = E ⋅ M N < M N . B EN Trotz dem mit BE kleiner werdenden Moment bleibt dabei wegen der zunehmenden Drehzahl die Leistung etwa konstant. In der Praxis werden meistens beide Betriebsweisen kombiniert. Im Normalbetrieb fährt man mit voller Erregung und variiert die Ankerspannung. Der Ankerstrom stellt sich dann lastabhängig von selbst ein: IE = IEN ; UA ≤ UAN ; IA ≤ IAN ; n ≤ n0N . Kann für höhere Drehzahlen die Ankerspannung nicht mehr erhöht werden, wechselt man in den Feldschwächbetrieb IE < IEN ; UA = UAN ; IA ≤ IAN ; nN< n ≤ nmax . Bei permanent erregten Gleichstrommotoren ist durch die eingebauten Magnete mit ihrer festen Erregung kein Feldschwächbetrieb möglich. 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 3 1.4 Ersatzschaltung Oftmals interessiert bei Gleichstrommaschinen nicht der konstruktive Aufbau mit den tatsächlichen physikalischen Zusammenhängen, sondern nur deren elektrisches und mechanisches Verhalten. Dann stellt man sie durch ein möglichst einfaches elektrisches Netzwerk dar, das sich an den Klemmen genau wie die Gleichstrommaschine verhält. Dieses Netzwerk bezeichnet man als Ersatzschaltung der Gleichstrommaschine (Bild 3). RA F2 F1 IE IA Bei Gleichstrommaschinen besteht die Ersatzschaltung nur aus 3 Elementen Ui ~ BE ⋅ n - verkörpert die induzierte Spannung, berücksichtigt den R A ΒE Ankerwiderstand und LE - steht für das Erregerfeld. Bild 3. Ersatzschaltung der fremderregten Gleichstrommaschine UA Ui Insbesondere die Erregung lässt sich auf mehrere Arten mit Strom versorgen. Dabei wird heutzutage die sog. Fremderregung bevorzugt, bei der Anker- und Erregerkreis unabhängig voneinander mit Gleichstrom versorgt werden. Dies geschieht häufig mit Hilfe von elektronischen Schaltungen. Auch permanent erregte Gleichstrommaschinen zählt man zu den fremd erregten. Allerdings kann bei ihnen die Erregung nicht geändert werden, d.h. ein Feldschwächbetreib ist z. B. nicht möglich. 1.5 Besonderheiten Mit Gleichstrommotoren konnte man schon lange anspruchsvolle drehzahlvariable Antriebe realisieren. Nachteilig ist der durch den Kollektor bedingte Verschleiß und Wartungsaufwand (typ. Wartungsintervalle ≤ 1000 h). Daher haben sie ihre frühere herausragende Bedeutung an die wartungsarmen umrichtergespeisten Drehfeldmaschinen verloren. Große Bedeutung haben und behalten sie allerdings noch als permanent erregte Gleichstrommotoren bei kleinen Leistungen und kurzen Laufzeiten. Stückzahlmäßig sind sie daher immer noch die meistgefertigten elektrischen Maschinen z.B. in der - Autoindustrie als Hilfsantriebe, - Unterhaltungselektronik, - Spielzeugindustrie u. v. m. 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 4 2. Versuchsaufbau Schaltgerät Stromrichter Steuergerät UA IE IA A1 F1 D2 F1 F2 M D1 F2 G S1 A2 Last B2 30 15 B1 45 0 F=M/h 3. 0000 n Versuchsdurchführung 3.1 Notieren Sie die Daten des Typenschildes und den Hebelarm Hersteller Typ UN PN UEN Isol.Kl. Nr. V IN kW nN V IEN IP A min-1 A lH = ________ mm. 3.2 Berechnen Sie vorab: MN = Bemessungsdrehmoment des Prüflings = ______ Nm, FN = zugehörige Bemessungskraft = ______ N. 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 5 3.3. Leerlaufversuch Führen Sie mit dem unbelasteten Gleichstrommotor folgende Leerlaufversuche durch IE = IEN = ________ A UA / V n0 / min-1 0 50 75 100 125 150 200 UA = UAN = _______ V IEN 2/3 IEN 1/2 IEN IEN / A n0 / min-1 3.4. Belastungsversuch Nehmen Sie die Belastungskennlinien auf: n, IA = f(M) für IE = IEN; UA = UAN ; M = (0, 0.25, 0.5, 0.75, 1)MN F/N M / Nm n / min-1 IA / A 4. Auswertung 4.1. Stellen Sie die Leerlaufdrehzahl über der Ankerspannung dar und prüfen Sie die Linearität. 4.2. Kontrollieren Sie die Abhängigkeit der Leerlaufdrehzahl vom Erregerstrom. 4.3. Stellen Sie die Belastungskennlinien n, IA = f(M) in einem gemeinsamen Diagramm dar. 19.02.07 Elektrische Antriebe (EA) Versuch EA - 4 Gleichstrommaschine Seite 6