Sexualerziehung an der Deutschen Schule Santiago Es geht hierbei um den Lehr- und Lernprozess im Zusammenhang mit der Erziehung im Bereich des Verlaufs und der Auswirkungen der Sexualität. Dieser Unterrichts- und Lernprozess ist eingebunden in das Konzept der Begegnung, das der Deutschen Schule Santiago zu Grunde liegt und im Referenzrahmen zur Interpretation der Mission der Schule formuliert ist: “Diese Gemeinschaft, die für Unterschiedlichkeit offen ist, gründet sich sowohl auf die Wertschätzung der deutschen und der chilenischen Kultur, sowie der Begegnung beider Kulturen, als auch auf das gemeinsame Ziel einer ganzheitlich orientierten akademischen Exzellenz.“ Damit verbunden ist die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes. Im Sinne dieses interkulturellen Anspruchs sollen die Bereitschaft und das Interesse geweckt werden, sich mit den Einstellungen beider Kulturkreise auseinander zu setzen. Die anzustrebende und zu entwickelnde Kompetenz bei den Schülern besteht darin, Vergleiche eigener Sichtweisen, Wertvorstellungen und gesellschaftlicher Zusammenhänge mit denen anderer Kulturen tolerant und kritisch vorzunehmen, um auf dieser Grundlage ein eigenes Meinungsbild zu finden. Lebenszyklus und Sexualität Sexualerziehung sollte im frühen Kindesalter beginnen, besonders dann, wenn das Kind anfängt, seine sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln und Fragen zu stellen. Die Neugier sollte ungefähr im Alter von drei Jahren in Erscheinung treten. Wenn dies nicht geschieht, muss man das Thema anschneiden und mit dem Kind über die Entstehung des Lebens sprechen. Zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr beginnt die Sexualität bei den Spielen der Kinder eine Rolle zu spielen. In diesem Alter stellen sie sich Fragen hinsichtlich der anatomischen Unterschiede, der Bedeutung dieser Unterschiede und der Ergänzung von Mann und Frau im Bereich der Fortpflanzung. Im fünften bzw. sechsten Lebensjahr wird sich das Kind seiner männlichen oder weiblichen Geschlechtsrolle bewusst. Bei Schuleintritt (primer ciclo básico, also im Alter von 6 bis 10 Jahren) hat das Kind bereits einige Interessen, Verhaltensweisen und Persönlichkeitseigenschaften entwickelt, die im Einklang mit seinem Geschlecht stehen. Im Schulalter beginnt das Kind sich jedoch für andere Personen außerhalb des Familienkreises zu interessieren, was einen Identifikationsprozess als Mann oder als Frau im jeweiligen sozialen Kontext hervorruft. Die sexuelle Neugierde wird teil seiner Wissbegierde, seiner Spiele und Gespräche. Es entsteht eine starke Identifikation mit Personen des gleichen Geschlechts, die aufgrund der notwendigen Selbstbestätigung oft zu einer Wertminderung des anderen Geschlechts führt. Nach Beendigung dieser Etappe, ungefähr im 10. Lebensjahr, ist die sexuelle Identität stark genug ausgeprägt, so dass Kinder verschiedenen Geschlechts miteinander umgehen können, ohne dass sie sich in ihrem Selbstbestätigungsprozess gefährdet fühlen. Zwischen dem 10. und dem 14. Lebensjahr befinden sich die Schüler im Pubertätsalter, eine Periode von bedeutenden Veränderungen im psychologischen, affektiven, biologischen und sexuellen genitalen Entwicklungsbereich. Diese Etappe beginnt mit einem gewaltigen Wachstum, wobei man wichtige Phänomene beobachten kann wie die erste Menstruation und nächtliche Ejakulationen, und endet mit dem Erlangen der Fähigkeit zur Reproduktion. Der sexuelle Impuls ist in der Pubertät von großer Bedeutung und orientiert sich in erster Linie an Selbstbefriedigung und Begegnung mit dem anderen Geschlecht. Sexualerziehung ist in dieser Phase von grundlegender Bedeutung, weil sich Sexualität harmonisch in die allgemeinen Persönlichkeitsbildung integrieren muss. Dies bedeutet, dass der Jugendliche gegenüber Personen und deren Geschlecht eine klare, ethische und nicht widersprüchliche Einstellung entwickeln muss. Die vorher genannten Veränderungen werden dann zwischen dem 14. und dem 18. Lebensjahr weiter ausgebaut und festigen sich. Der Jugendliche hat allmählich eine klarere Vorstellung von der Zukunft und schmiedet Pläne hinsichtlich seiner Ausbildung bzw. seines Berufes. Die sexuelle Aktivität hat zu diesem Zeitpunkt ihre Reife erlangt, so dass ihm eine Reihe von Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Oft führt der Mangel an wahrhafter und zuverlässiger Information zu Problemen, wie Schuldgefühlen, unerwünschten Schwangerschaften oder sexuell übertragbaren Krankheiten. Endergebnis dieses Entwicklungsprozesses ist eine Gesamtheit von Verhaltensweisen, die im Einklang zum Alter, zur Umgebung, zu den familiären Beziehungen sowie zu anderen Faktoren stehen und für jedes Individuum verschieden sind. Verantwortliche für die Sexualerziehung Die Verantwortlichen für die Sexualerziehung im frühen Kindes- oder Beschulungsalter sind in der erster Linie die Eltern (die Familie). Die Erziehung im Elternhaus ist von großer Bedeutung. Diese kann aktiv und positiv sein, indem das Thema Sex offen angesprochen wird, oder aber indirekt über ausweichende, verbietende, sarkastische o.ä. Bemerkungen verlaufen. An zweiter Stelle treten im Rahmen der Sexualerziehung zwei wichtige Gruppen, und zwar die Freunde und die Schule, konkret die Lehrer. Diese letzte Gruppe, die Lehrerschaft, hat in der Jahresplanung in den Fächern Naturkunde und FEM (Formación Ética y Moral) einen Bereich vorgesehen, der sich mit sexueller Information und Erziehung beschäftigt. Auf dieser Ebene stellt sich die wichtige Frage, ob diese schulischen Programme zur Sexualerziehung bei Kindern und Jugendlichen eine Erhöhung der sexuellen Aktivität hervorrufen oder nicht. Zur Vermeidung von Schwangerschaften im Pubertätsalter haben die OMS und die Nationalkampagne der USA sehr ausführliche Studien auf diesem Bereich durchgeführt und beide kamen zu dem Ergebnis, dass Sexualerziehungsprogramme weder die sexuelle Aktivität erhöhen noch deren Beginn oder Frequenz beeinflussen. Laut der “OMS” Im Rahmen einer Erklärung im Zusammenhang mit Programmen zur Sexualerziehung von Kindern und Jugendlichen empfiehlt die “Organización Mundial de la Salud (OMS)” folgendes: "Programme zur Sexualerziehung sollten frühzeitig beginnen, auf das entsprechende Alter spezifisch ausgerichtet sein und stets den Gesundheitsaspekt im Beschulungsalter fördern. Sie sollten in der Familie beginnen, wenn die Kinder noch im Vorschulalter sind und mit der Schule im Einklang stehen. In den ersten Schuljahren sollte sich die Erziehung auf alle Aspekte der normalbiologischen und psychologischen sexuellen Entwicklung zentrieren, einschließlich der normalen Varianten. Mit ca. 13. Jahren sollten alle Kinder sämtliche notwendigen Informationen über Sexualität und Empfängnisverhütung erhalten haben, um unnötige Ängste und unerwünschte Schwangerschaften im Pubertätsalter zu verhindern. Im Pubertätsalter sollte das Programm auch Information über sexuelle Abweichungen wie Homosexualität und sexuell übertragbare Krankheiten sowie deren Anzeichen, Folgen und Prävention beinhalten, wobei der Schwerpunkt auf die Vorbereitung eines gemeinsamen Lebens, auf das Familienleben und auf die Vaterschaft gelegt werden muss. Die spezifischen Programminhalte sollten lokal festgelegt werden auf der Grundlage der örtlichen Gegebenheiten, Gewohnheiten usw. und von der Gemeinschaft befürwortet und getragen werden.” Sexualerziehung: Deutsche Schule Santiago Jgst. Biologie / Heimat- und Sachkunde FEM / Orientierungsstunde Andere Fächer Identität und Zugehörigkeit Vorschule Unterstützung der Schulaktivitäten (Familienfoto, Namensursprung, wichtige Familienmarksteine usw.) Wer bin ich und wer ist meine Familie? 1 2 Pflege des Körpers Die Wunder des Körpers Sequenzielle Darstellung wichtiger persönliche Lebensmarksteine: Erstellung einer persönlichen Zeitlinie, Vergleich wichtiger Ereignisse im eigenen Leben mit denen der Eltern, Projektion der eigenen Zukunft in der Zeitlinie. Woher komme ich? Rolle, Geschlecht, sozial und kulturell. Meine Stellung in der Familie Identifikation der Mitglieder einer Familie, Erkennung unterschiedlicher Familientypen, Aufbau des Stammbaumes der Familie, spielerische Rollendarstellung der Familienmitglieder. 3 Stellung des Menschen in der Klassifizierung des Tierreiches 4 Lebenszyklus der verschiedenen Organismen, Lebenszyklus der Tiere, Etappen des menschlichten Lebens. Selbstkenntnis: Veränderungen und Eigenschaften der Pubertät, sekundäre sexuelle Unterschiede, sexuelle Rollen und Stereotypen, körperliche Hygiene und Pflege, Mythen der Pubertät. 5 Reproduktives System Sexualität: was geht in mir vor? (Film) 8 Erläuterung des Programmes NB1 durch den Klassenlehrer im Rahmen des ersten Elternabendes (Material wird von der Schulpsychologischen Abteilung gestellt). Erläuterung des Programmes NB2 durch den Klassenlehrer im Rahmen des ersten Elternabendes (Material wird von der Schulpsychologischen Abteilung gestellt). Erforschung der Welt und der Sexualität. Erforschung über Internet und deren Gefahren, Pornographie. Selbstvorstellung und persönliche Wertschätzung, Identitätszüge, Vorlieben und Unannehmlichkeiten. Verstärktes Kennenlernen der Mitschüler. Vortrag für Eltern: Sexualitätsprogramm der Schule (DPE); Film; Sexualität in dieser Entwicklungsphase (externe Fachkraft). Umfrage: wieviel wird mit den Eltern über Sexualität gesprochen. Affektivität und Pubertät Beziehung zum anderen Geschlecht Vortrag über Fortpflanzung und Hygiene (getrennt pro Geschlecht) durch eine externe Fachkraft. 6 7 Eltern Lebenszyklus, menschliche Entwicklung Charakterisierung der Pubertät, Pubertät aus biologischer, psychologischer, sozialer und kultureller Sicht. Hormonelle Veränderungen, Sexualdrüsen und deren Auswirkung im emotionalen Bereich und Bedeutung für das Individuum und die Arterhaltung. Menstruationszyklus und Ovulation. Reproduktion, Struktur und Funktion der männlichen und weiblichen Genitalien. Sexuelle Zellen und Beschreibung des Befruchtungsverfahrens sowie der Embryoentwicklung bis zur Geburt. Verantwortliche Sexualität, unerwünschte Schwangerschaft. Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität (aus unterschiedlicher Sichtweise). Mit Unterstützung der Schulpsychologischen Abteilung. Masturbation. Mit Unterstützung der Schulpsychologischen Abteilung. Reproduktionsformen:, sexuelle und asexuelle Reproduktion und deren Bedeutung für die Arterhaltung Verhütungsmittel und sexuell übertragbare Krankheiten. Mit Unterstützung der Schulpsychologischen Abteilung. Affektivität, sexuelle Identität, partnerschaftliche Beziehung Kunst: Selbstbildnis, Annahme der charakteristischen Züge Information aller Eltern der Jahrgangsstufe im Rahmen der ersten Jahressitzung. Konzeptrahmen Inhalte Biologie und „Orientación“. Arbeitsgemeinschaft über Sexualität und Affektivität mit externem Fachmann. Koordiniert von der Schulpsycholigischen Abteilung, damit er die Sichtweise und das Programm der Schule zu diesem Thema kennt. Kunst: Selbstpflege Informativer Vortrag unmittelbar nach der Arbeitsgemeinschaft mit externem Fachmann. Iº IIº IIIº IVº Reproduktion: Verhütungsmittel, verantwortungsbewusste Elternschaft. Unterschiedliche Perspektiven der Abtreibung. Sexuell übertragbare Krankheiten Wertbezogene, kulturelle und soziale Aspekte der Sexualität Reproduktionssystem, Unfruchtbarkeit Schwangerschaft / Stillzeit Riskante Verhaltensweisen Plan Diferenciado: Vertiefung der menschlichen Sexualität AG: Früherkennung von Brustkrebs und Prostatakrebs Vortrag durch einen externen Fachmann (für alle Schüler, aufgeteilt in zwei Gruppen, empfohlen wird Caponni). Thema: Sexuelle Identität und partnerschaftliche Beziehung. Vortrag über Sexualität bei Jugendlichen und deren Beziehung zur Affektivität, partnerschaftliche Beziehung usw. Präventionsveranstaltung.