EMA/638140/2015 EMEA/H/C/003822 Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit Ravicti Glycerolphenylbutyrat Dies ist eine Zusammenfassung des Europäischen Öffentlichen Beurteilungsberichts (EPAR) für Ravicti. Hierin wird erläutert, wie die Agentur das Arzneimittel beurteilt hat, um zu ihren Empfehlungen für die Zulassung des Arzneimittels in der EU und die Anwendungsbedingungen zu gelangen. Diese Zusammenfassung ist nicht als praktischer Rat zur Anwendung von Ravicti zu verstehen. Wenn Sie als Patient praktische Informationen über Ravicti benötigen, lesen Sie, bitte, die Packungsbeilage oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Was ist Ravicti und wofür wird es angewendet? Ravicti ist ein Arzneimittel zur langfristigen Anwendung, um Störungen des Harnstoffzyklus bei Erwachsenen und Kindern ab 2 Monaten zu behandeln, wenn diese durch eine Veränderung der Diät allein nicht behandelt werden können. Aufgrund der Tatsache, dass ihnen einige Leberenzyme fehlen, können Patienten mit Störungen des Harnstoffzyklus den Abfall-Stickstoff im Körper nicht ausscheiden. Im Körper wird der Abfall-Stickstoff in Ammoniak umgewandelt, was, wenn es sich ansammelt, schädlich wird. Ravicti wird bei Patienten angewendet, denen eines oder mehrere der folgenden Enzyme fehlen: Carbamylphosphatsynthetase I, Ornithintranscarbamylase, Argininosuccinatsynthetase, Argininosuccinatlyase, Arginase I und Ornithintranslocase. Ravicti enthält den Wirkstoff Glycerolphenylbutyrat. Da es nur wenige Patienten mit Störungen des Harnstoffzyklus gibt, gelten die Krankheiten als selten, und Ravicti wurde am 10. Juni 2010 als Arzneimittel für seltene Leiden („Orphan-Arzneimittel“) ausgewiesen. 30 Churchill Place ● Canary Wharf ● London E14 5EU ● United Kingdom Telephone +44 (0)20 3660 6000 Facsimile +44 (0)20 3660 5555 Send a question via our website www.ema.europa.eu/contact An agency of the European Union © European Medicines Agency, 2015. Reproduction is authorised provided the source is acknowledged. Wie wird Ravicti angewendet Ravicti ist als Flüssigkeit (1,1 g/ml) erhältlich, die oral eingenommen oder über einen Schlauch, der durch die Nase oder durch den Bauchnabel in den Magen geschoben wird, angewendet wird. Ravicti ist nur auf ärztliche Verschreibung erhältlich und muss von einem Arzt verschrieben werden, der Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Störungen des Harnstoffzyklus hat. Da Eiweiße eine Stickstoffquelle darstellen, muss Ravicti zusammen mit einer speziellen eiweißarmen Diät und manchmal mit Nahrungsergänzungsmitteln (abhängig von der täglichen Eiweißaufnahme, die für Wachstum und Entwicklung notwendig ist) eingenommen werden, um die Aufnahme von Stickstoff zu reduzieren. Die tägliche Dosis von Ravicti hängt von der Diät des Patienten, seiner Größe und seinem Gewicht ab. Während der Behandlung sind regelmäßige Blutuntersuchungen nötig, um die tägliche Dosis anzupassen. Die tägliche Dosis Ravicti sollte in gleichen Einzeldosen aufgeteilt und zu jeder Mahlzeit angewendet werden. Nähere Informationen sind der Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (ebenfalls Teil des EPAR) zu entnehmen. Ravicti kann lebenslang angewendet werden, sofern dem Patienten nicht mit Erfolg eine Leber transplantiert worden ist. Wie wirkt Ravicti? Der Wirkstoff von Ravicti, Glycerolphenylbutyrat, wird im Körper in eine Substanz, in das sogenannte Phenylacetat, umgewandelt. Phenylacetat verbindet sich mit der Aminosäure Glutamin, die in Eiweißen vorhanden ist und Stickstoff enthält, und bildet eine Substanz, die dann über die Nieren vom Körper ausgeschieden werden kann. Der Stickstoffspiegel im Körper kann auf diese Weise gesenkt und die gebildete Ammoniakmenge verringert werden. Welchen Nutzen hat Ravicti in den Studien gezeigt? Ravicti wurde in einer Studie mit 88 Erwachsenen mit Natriumphenylbutyrat (Arzneimittel für die Behandlung von Störungen des Harnstoffzyklus) verglichen. Der Hauptindikator für die Wirksamkeit war nach einer vierwöchigen Behandlung die Änderung des Ammoniak-Spiegels im Blut. Die Studie zeigte, dass Ravicti zur Kontrolle des Ammoniak-Spiegels im Blut mindestens genauso wirksam war wie das Vergleichsmittel: der geschätzte Ammoniak-Spiegel betrug etwa 866 Mikromol pro Liter bei Patienten, die mit Ravicti behandelt wurden, verglichen mit etwa 977 Mikromol pro Liter bei Patienten, die mit Natriumphenylbutyrat behandelt wurden. Zusätzliche Daten von unterstützenden Studien zeigten eine ähnliche Wirkung von Ravicti bei Kindern ab einem Alter von zwei Monaten. Welche Risiken sind mit Ravicti verbunden? Sehr häufige Nebenwirkungen (die mehr als 5 von 100 Personen betreffen können) sind Durchfall, Flatulenz (Blähungen), Kopfschmerzen, verminderter Appetit, Erbrechen, Müdigkeit, Übelkeit und anormaler Hautgeruch. Ravicti kann nicht zur Behandlung von akuter Hyperammonämie (plötzlicher Anstieg des AmmoniakSpiegels im Blut) angewendet werden. Die vollständige Auflistung der im Zusammenhang mit Ravicti berichteten Nebenwirkungen und Einschränkungen ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Ravicti EMA/638140/2015 Seite 2/4 Warum wurde Ravicti zugelassen? Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Agentur gelangte zu dem Schluss, dass der Nutzen von Ravicti gegenüber den Risiken überwiegt, und empfahl, es für die Anwendung in der EU zuzulassen. Ravicti erwies sich zur Senkung des Ammoniak-Spiegels im Blut bei Patienten mit Störungen des Harnstoffzyklus als wirksam. Ravicti ist ein Arzneimittel mit anhaltender Freisetzung, d. h. der Wirkstoff wird im Laufe des Tages gleichmäßig freigesetzt. Daher findet auch die Ausscheidung des Abfall-Stickstoffs gleichmäßig statt, was zu einer besseren Kontrolle des Ammoniak-Spiegels im Blut über den ganzen Tag führt. Aus dem gleichen Grund kann Ravicti nicht zur Behandlung von akuter Hyperammonämie verwendet werden, da für solche Fälle schneller wirkende Behandlungen nötig sind. Darüber hinaus war der Ausschuss der Auffassung, dass angesichts der Tatsache, dass Ravicti als Flüssigkeit erhältlich ist, das Medikament vor allem für Kinder angenehmer sein könnte, im Vergleich zu anderen Medikamenten, die als Granulat vorliegen und dem Essen hinzugefügt werden; die flüssige Form erleichtert außerdem die Gabe über einen Schlauch für Patienten, die aufgrund von neurologischen Problemen nicht schlucken können. Die Nebenwirkungen von Ravicti betreffen insbesondere den Darm und wurden als kontrollierbar betrachtet. Jedoch sind weitere Informationen bezüglich der langfristigen Sicherheit von Ravicti noch abzuwarten. Welche Maßnahmen werden zur Gewährleistung der sicheren und wirksamen Anwendung von Ravicti ergriffen? Es wurde ein Risikomanagementplan entwickelt, um sicherzustellen, dass Ravicti so sicher wie möglich angewendet wird. Auf der Grundlage dieses Plans wurden Sicherheitsinformationen in die Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels und die Packungsbeilage für Ravicti aufgenommen, einschließlich geeigneter Vorsichtsmaßnahmen für Angehörige der Heilberufe und Patienten. Darüber hinaus wird das Unternehmen, das Ravicti in Verkehr bringt, ein Patientenregister erstellen, um weitere Informationen über des langfristigen Nutzens und der Langszeitsicherheit des Arzneimittels zu erhalten. Nähere Informationen sind in der Zusammenfassung des Risikomanagementplans enthalten. Weitere Informationen über Ravicti Den vollständigen Wortlaut des EPAR und die Zusammenfassung des Risikomanagementplans für Ravicti finden Sie auf der Website der Agentur: ema.europa.eu/Find medicine/Human medicines/European public assessment reports. Wenn Sie weitere Informationen zur Behandlung mit Ravicti benötigen, lesen Sie bitte die Packungsbeilage (ebenfalls Teil des EPAR) oder wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker. Die Zusammenfassungen der Gutachten des Ausschusses für Arzneimittel für seltene Leiden zu Ravicti finden Sie auf der Website der Agentur: • Carbamylphosphatsynthetase 1-Mangel; • Ornithintranscarbamylase-Mangel; • Citrullinämie Typ 1; • Argininosuccinatsynthetase; Ravicti EMA/638140/2015 Seite 3/4 • Hyperargininämie; • Ornithintranslocase-Mangel (Hyperammonämie-Hyperornithinämie-Homocitrullinurie-Syndrom, HHH). Ravicti EMA/638140/2015 Seite 4/4