Unerklärliche Beschwerden

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Unerklärliche Beschwerden
Sendung im MDR am 2. Dez. 2010
Schmerzende Hände und Füße
Hose-Zu-Knöpfen, Haare kämmen, Brote schmieren, Laufen, Gehen – das sind alltägliche
Dinge, über die wir nicht nachdenken müssen. Hände und Füße funktionieren einfach so wie es
die Natur vorgesehen hat. Wenn Hände und Füße schmerzen, geht diese Selbstverständlichkeit
verloren. Der Alltag wird schwer.
Die Hand besteht aus 27 Knochen und wird von 33 Muskeln gesteuert. Sie ist flexibel genug, um
Klavier zu spielen und kann die Kraft aufbringen, einen Vorschlaghammer zu schwingen. Doch diese
komplexe Konstruktion ist anfällig. Besonders die Gelenke sind ein Schwachpunkt, der für Abnutzung
und Entzündungen anfällig ist.
Die Füße sind der am meisten beanspruchte Teil des Körpers. Bei jedem Schritt muss der Hinterfuß
eine Krafteinwirkung aushalten, die dem viereinhalbfachen des Körpergewichts entspricht. Auf den
Tag hochgerechnet kann dabei die Last mehrerer voller Güterzüge zusammenkommen. Die
Wölbungen der gesunden Fußform halten dem vor allem mit schlechtem Schuhwerk nur begrenzt
stand, und auch die Fußgelenke sind wie die sprichwörtliche Achillesferse ein Schwachpunkt.
Rheuma, Arthrose oder Gicht?
Rheuma ist keine Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für ganz unterschiedliche Leiden.
Volkstümlich versteht man darunter besonders Schmerzen von Knochen und Gelenken. Sie sind
anders als oft vermutet kein Altersleiden, sondern können auch junge Menschen treffen.
Rheumatoide Arthritis kann Fingergelenke zerstören. Bei deformierten Händen hilft nur noch eine OP.
Rheumatoide Arthritis
Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Die Immunabwehr Betroffener richtet sich
irrtümlich gegen ihren eigenen Körper. Meist sind vor allem die körperfernen Gelenke, also Finger und
Zehen betroffen. Sie werden zerstört, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird. Dies geschieht durch
Medikamente, die lebenslang genommen werden müssen. Die Medikamente dämpfen das
Immunsystem und hemmen so Entzündungen. Ergänzend helfen Gymnastik und Physiotherapie. Bei
Verformungen der Gelenke können Operationen notwendig werden. Ein typisches frühes Zeichen für
Arthritis sind Morgensteifigkeit und Durchblutungsstörungen einzelner Finger. Die Abklärung erfolgt
durch bildgebende Verfahren und Laborwerte.
Bei der Arthrose werden Gelenke durch Verschleiß zerstört.
Arthrose
Arthrose ähnelt der Arthritis, entsteht jedoch durch Abnutzung der Gelenke. Ursachen dafür können
Fehlbelastungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen oder ein normaler altersbedingter
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Verschleiß sein. Übergewicht belastet die Gelenke und ist darum ein fördernder Faktor für die
Entstehung des Problems. Typisch für Arthrose sind Anlaufschmerzen und Probleme bei Belastung,
während nachts im Gegensatz zur Arthritis keine Probleme bestehen. Auch Arthrose ist nicht heilbar,
doch lassen sich mit entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten die Beschwerden
kontrollieren. Diese hängen auch ab von den Kräften, die auf das kranke Gelenk einwirken. Gut
trainierte Muskeln können die Gelenke entlasten, was zwar den Verschleiß nicht rückgängig macht,
aber spürbare Erleichterung schaffen kann. Schwere Arthrose macht Operationen erforderlich.
Gicht macht sich meistens am Großzehengelenk bemerkbar.
Gicht
Gicht macht sich meistens am Großzehengelenk bemerkbar, indem dieses anschwillt und auf
Bewegung und Berührung äußerst schmerzhaft reagiert. Diese anfallsartig auftretenden
Symptome können von Fieber begleitet sein. Hintergrund ist eine Stoffwechselstörung, die zu einem
erhöhten Harnsäurespiegel führt. Der kristallisiert in den Gelenken aus, worauf Entzündungen
entstehen. Diese akuten Gichtanfälle werden mit cortisonfreien Entzündungshemmern behandelt. Die
Stoffwechselstörung selbst ist zwar nicht heilbar, kann aber durch spezielle Diät und Medikamente gut
unter Kontrolle gehalten werden.
Fehlstellungen und Missbildungen an Händen und Füßen
Beim Spreizfuß hat sich das Quergewölbe des Fußes gesenkt.
Spreiz- und Senkfuß
Die häufigste Fußfehlstellung ist der Spreizfuß. Anlagebedingt, durch schlechtes Schuhwerk oder
Übergewicht, senkt sich das Quergewölbe des Fußes, der dadurch breiter wird. Das kann zu
Schmerzen führen und außerdem Verformungen der Zehen nach sich ziehen. Behandlung: Nur nötig,
wenn Beschwerden vorliegen. Dann Einlagen, Fußgymnastik. In schweren Fällen Operation. Dasselbe
gilt für Senkfüße, bei denen das Längsgewölbe von der Ferse zum Ballen eingesunken ist.
Überbein
Überbeine werden im Volksmund bis zu kirschgroße Beulen genannt, die sich meist an den Gelenken
von Händen und Fingern, seltener auch Füßen und Knien bilden. Der Arzt spricht von Ganglien,
Einzahl Ganglion. Es handelt sich dabei um Zysten, also eine Art Blasen, die durch die übermäßige
Produktion von Gelenkflüssigkeit entstehen. Die Beschwerden sind meist mäßig, Gefahr besteht
keine, weshalb Ganglien auch als gutartige Tumore bezeichnet werden. Von Krebserkrankungen sind
sie einfach zu unterscheiden, indem man sie durchleuchtet. Solange Ganglien keine Probleme
bereiten, müssen sie nicht behandelt werden und verschwinden oft von selbst. Ist das nicht der Fall,
kann der Inhalt abgesaugt werden. Bringt das keinen dauerhaften Erfolg, bleibt die Möglichkeit einer
kleinen Operation.
Ballenzehe
Die Ballenzehe (Hallux valgus) ist die häufigste Zehenfehlstellung. Sie entsteht durch Druck auf den
Vorderfuß, insbesondere durch hohe Damenschuhe. Die große Zehe weicht nach innen aus, das
Gelenk wird nach außen gedrückt. Folge sind Schmerzen und längerfristig Arthrose. Vorbeugung:
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Weite, flache und ausreichend große Schuhe tragen, Schuhe öfter wechseln, barfuß laufen,
Fußgymnastik. Behandlung: In leichten Fällen Polster und Schienen, in schwereren nur Operation.
Karpaltunnelsyndrom
Taubheitsgefühle in der Hand, nächtliche Schmerzen, verminderte Griffkraft – so macht sich ein
Karpaltunnelsyndrom bemerkbar. Hintergrund dieses sehr häufigen Problems ist eine Einengung des
Handnervs am Übergang zwischen Unterarm und Hand. Mögliche Gegenmaßnahmen: Schonung der
Hand, nächtliches Tragen einer Schiene, entzündungshemmende Medikamente. Falls nötig
Operation, die dem Nerv den nötigen Platz schafft.
Schnappfinger
Ein schnellender Finger oder Schnappfinger (Tensovaginitis stenosans) ist die Folge einer Verdickung
einer Sehne in der Hand. Sie läuft nicht mehr richtig in der Sehnenscheide, wodurch der Finger nur
ruckhaft bewegt werden kann. Die Beweglichkeit verschlechtert sich zunehmend. In leichten Fällen
können entzündungshemmende Medikamente und Fingergymnastik Besserung bringen. Eine
dauerhafte Lösung ist eine Operation, die die Verengung der Sehnenscheide beseitigt.
Dauerhaft hilflos nach Knochenbruch
Ein harmloser Knochenbruch kann in seltenen Fällen ein komplexes regionales Schmerz-Syndrom
(CRPS) auslösen.
Heidrun F. arbeitet bei einer Stiftung. Eigentlich eine leichte Bürotätigkeit. Doch alles, was festes
Zupacken erfordert, macht ihr Probleme. Frau F. leidet am komplexen regionalen Schmerz-Syndrom
(CRPS), früher Morbus Sudeck genannt. Die Hände schmerzen, das Greifen fällt schwer. Die
Krankheit begann, nachdem sich die Dresdnerin die rechte Hand gebrochen hatte.
Meist bereitet eine Fraktur nur einige Zeit Probleme. Bei manchen Betroffenen jedoch ist ein
gebrochener Knochen oder eine Operation an ihm der Beginn einer Erkrankung, die zu dauernden
Schmerzen und stark eingeschränkter Beweglichkeit führt.
Heidrun F. erkrankte an CRPS, nachdem sie sich die rechte Hand gebrochen hatte. Schon bald,
nachdem der Bruch versorgt worden war, begann sie zu spüren, dass etwas nicht stimmt: "Schon in
der Gipsbehandlung, habe ich bemerkt, dass die Finger sich nicht bewegen ließen, sehr dick waren
und glasig aussahen. Nachdem der Gips abgenommen war, wurde die Beweglichkeit nicht besser. Es
folgte die Diagnose: Sudeck."
Es kam noch schlimmer. Nach einiger Zeit brach sich Heidrun F. auch die linke Hand. Ein dummer
Zufall mit schlimmen Folgen. Als der Bruch geheilt war, blieben auch hier die Schmerzen und die
Unbeweglichkeit, berichtet Heidrun F.: "Ich konnte nicht einmal Brot schneiden. Man beißt dann halt
vom ganzen Brot ab, kriegt aber die Wurstverpackung nicht auf. Ich war völlig hilflos."
CRPS ist eine seltene Krankheit. Man schätzt, dass auf 100.000 Menschen fünf bis 25 Erkrankungen
kommen. Wann und warum das Schmerzsyndrom entsteht, ist unklar. Offenbar verändern sich bei der
Krankheit bestimmte Nervenstrukturen am betroffenen Gliedmaß, im Rückenmark und im Gehirn. Es
kommt zu Entzündungen und Durchblutungsstörungen, vor allem an Händen und Füßen. Behandelt
wird mit Medikamenten, Physiotherapie und Ergotherapie. Das ist extrem langwierig, Erfolge gibt es
nur in kleinen Schritten. Aber es gibt sie, sagt der Dresdner Schmerztherapeut Prof. Dr. Rainer
Sabatowski: "Auch wenn vielleicht der Faustschluss nicht mehr ganz so kräftig ist, wie er vorher war –
in aller Regel lässt sich eine Funktion erreichen, die die Hand wieder gebrauchsfähig macht". Auch bei
Heidrun F. zeichnet sich Besserung ab. Sie hat zwar noch oft Schmerzen, kann nun aber schon
wieder kleine Gegenstände greifen. Nach und nach werden die Finger beweglicher. Im Frühjahr
möchte sie wieder voll in den Beruf einsteigen.
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Phantomschmerzen auf der Spur
Der Verlust eines Körperteils bedeutet Behinderung und Schmerzen. Eine neue Hightech-Prothese,
die Schmerzforscher der Universität Jena entwickeln, soll nun Patienten Erleichterung bringen, denen
eine Hand fehlt.
Behinderungen können heute durch Prothesen in erstaunlichem Maß ausgeglichen werden. Ein
ungelöstes Problem jedoch sind dauerhafte Schmerzen. Sie halten oft jahrelang an, selbst wenn die
Wunde längst verheilt ist. Phantomschmerz nennt man das Paradox, das eine Hand oder ein Bein
schmerzen, obwohl und weil sie gar nicht mehr vorhanden sind. Bereiche im Gehirn, die für die
Nervenmeldungen aus dem Bereich zuständig waren, sind nach deren Verlust quasi arbeitslos. Sie
suchen sich eine neue Aufgabe. Reize im verbliebenen Stumpf, aber auch im Gesicht werden darum
intensiver empfunden. So entstehen Schmerzen aus dem Nichts.
Die Jenaer Prothese enthält Drucksensoren, deren Impulse über eine Manschette auf den Oberarm
übertragen werden. So spürt der Patient eine Rückmeldung von seiner Ersatzhand. Die diente
zunächst nur dazu, die Griffstärke zu regulieren. Die Kunsthand sollte sowohl einen Hammer als auch
ein rohes Ei halten können. Deshalb geben die Sensoren eine Rückmeldung, die signalisiert, wie
kräftig gerade zugegriffen wird.
Inzwischen traut man der Prothese jedoch noch mehr zu. Der Rückimpuls aus der Hand wirkt im
Gehirn ähnlich wie die Rückkopplungen einer natürlichen Hand. So könnte die Prothese verhindern,
dass es zur Entstehung von Phantomschmerzen kommt, vielleicht sogar eine Neuirdnung im Gehirn
anregen. Nachdem erste Patienten das System als sehr positiv empfunden haben, wollen die Jenaer
Wissenschaftler nun umfangreiche weitere Erfahrungen sammeln.
Anke Görgner: Dampf lindert Schmerzen
Nach einer Anwendung warme Strümpfe nicht vergessen.
Gegen schmerzende Hände und Füße haben sich in der Naturmedizin Teildampfbäder bewährt. Der
heiße Wasserdampf öffnet die Hautporen, stimuliert die Durchblutung und führt zur Auflockerung von
Muskulatur und Bindegewebe. Außerdem können Ablagerungen von Entzündungsstoffen besser
aufgelöst und aus den Gelenken abtransportiert werden. Dampfbäder helfen die Schmerzen zu lindern
und verbessern die Beweglichkeit. Wichtig: Immer auf die Verbrühungsgefahr achten. Außerdem sollte
der Dampf nicht im Stadium einer akuten Entzündung angewendet werden.
So wird es gemacht
Eine handvoll Kamillenblüten in eine Armbadewanne geben, zwei bis drei Liter kochendes Wasser
darüber gießen und mit einem großen Handtuch und einer Decke abdecken. Die kranke Hand in die
Dampfhöhle schieben und 20 Minuten kräftig ballen und wieder öffnen. Kalte Wickel nach der
Dampfbehandlung sorgen für eine Nachhaltigkeit der Wärmebildung in der Haut und im darunter
liegenden Gewebe. Deshalb nach der Dampfanwendung einen Stoffhandschuh in Eiswasser tauchen,
auswringen und sofort anziehen. Darüber kommt ein warmer Handschuh, der den nassen
Innenhandschuh vollständig bedeckt. Bis zur Wiedererwärmung des kalten Zwirnshandschuhs 30
Minuten nachruhen oder besser beide Arme kräftig bewegen. Ein Fußdampfbad funktioniert vom
Prinzip her genauso. Man verwendet dann nasse Socken aus Baumwolle, über die trockene aus
Schafwolle gezogen werden. Der Dampf ist übrigens gleichzeitig auch gut gegen etwaige
Pilzerkrankungen.
Gitte Baumeier: Taping hilft bei Fersensporn
Ein Fersensporn ist ein dornförmiges Gebilde, das sich in Folge von Überbelastungen am Fersenbein
bildet. Dadurch entstehen Reizungen und Entzündungen, die beim Laufen Schmerzen bereiten. Es
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handelt sich um ein hartnäckiges Problem, dem oft schwer beizukommen ist. Gewöhnlich versucht
man zunächst, die Ferse durch Einlagen zu entlasten und die Entzündung durch Medikamente zum
Abklingen zu bringen. Bringt das keine Beschwerdefreiheit, können Behandlungen mit Laser oder
Ultraschall weitere Optionen sein. Operationen bringen oft keinen Erfolg, weshalb sie nur als letzter
Ausweg in Betracht gezogen werden.
Das sogenannte Taping hilft auch bei der Behandlung eines Fersensporns.
Eine Möglichkeit aus der Physiotherapie ist das sogenannte Taping. Kinesio-Taping ist eine
ursprünglich aus Japan stammende Behandlungstechnik, bei der elastische Bänder ähnlich wie
überdimensionale Pflaster auf die Haut geklebt werden. Dadurch lassen sich Druck und Belastungen
im Gewebe unter der Haut beeinflussen.
Die Beschwerden beim Fersensporn gehen nicht alleine von dem Sporn selbst aus, sondern es sind
Bänder und Sehnen beteiligt. Die Zugverhältnisse im Fuß wirken entscheidend mit, dass es zu
Reizung und Entzündung kommt. Durch das Taping kann eine Entlastung erzielt werden, die die
Beschwerden lindert und dazu beiträgt, dass Entzündungen abklingen können.
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