Seite 1 von 5 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 2 5 . 1 1 . 2 0 1 0 Schmerzende Hände und Füße Hose-Zu-Knöpfen, Haare kämmen, Brote schmieren, Laufen, Gehen – das sind alltägliche Dinge, über die wir nicht nachdenken müssen. Hände und Füße funktionieren einfach so wie es die Natur vorgesehen hat. Wenn Hände und Füße schmerzen, geht diese Selbstverständlichkeit verloren. Der Alltag wird schwer. Die Hand besteht aus 27 Knochen und wird von 33 Muskeln gesteuert. Sie ist flexibel genug, um Klavier zu spielen und kann die Kraft aufbringen, einen Vorschlaghammer zu schwingen. Doch diesekomplexeKonstruktionistanfällig. Besonders die Gelenke sind ein Schwachpunkt, der für Abnutzung und Entzündungenanfälligist. Die Füße sind der am meisten beanspruchte Teil des Körpers. Bei jedem Schritt muss der Hinterfuß eine Krafteinwirkung aushalten, die dem viereinhalbfachen des Körpergewichts entspricht. Auf den Tag hochgerechnet kanndabeidie Last mehrerer voller Güterzüge zusammenkommen. Die Wölbungen der gesunden Fußform halten dem vor allem mit schlechtem Schuhwerk nur begrenzt stand, und auch die Fußgelenke sind wie die sprichwörtliche AchillesferseeinSchwachpunkt. Rheuma, Arthrose oder Gicht? RheumaistkeineKrankheit,sondernein Sammelbegrifffürganzunterschiedliche Leiden. Volkstümlich versteht man darunter besonders Schmerzen von Knochen und Gelenken. Sie sind anders als oft vermutet kein Altersleiden, sondern könnenauchjungeMenschentreffen. Rheumatoide Arthritis Rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Die Immunabwehr Betroffener richtet sich irrtümlich gegen ihren eigenen Körper. Meist sind vor allem die körperfernen Gelenke, also FingerundZehenbetroffen.Siewerden zerstört, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird. Dies geschieht durch Medikamente, die lebenslang genommen werden müssen. Die Medikamente dämpfen das Immunsystem und hemmen so Entzündungen. Ergänzend helfen Gymnastik und Physiotherapie. Bei Verformungen der Gelenke können Operationen notwendig werden. Ein typisches frühes Zeichen für Arthritis sind Morgensteifigkeit und Durchblutungsstörungen einzelner Finger. Die Abklärung erfolgt durch bildgebende VerfahrenundLaborwerte. Arthrose Arthrose ähnelt der Arthritis, entsteht jedoch durch Abnutzung der Gelenke. Ursachen dafür können Fehlbelastungen, angeborene oder erworbene Fehlstellungen oder ein normaler altersbe1 Seite 2 von 5 dingter Verschleiß sein. Übergewicht belastet die Gelenke und ist darum ein fördernderFaktorfürdieEntstehungdes Problems. Typisch für Arthrose sind Anlaufschmerzen und Probleme bei Belastung,währendnachtsimGegensatzzur ArthritiskeineProblemebestehen.Auch Arthrose ist nicht heilbar, doch lassen sich mit entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten die Beschwerden kontrollieren. Diese hängen auch ab von den Kräften, die auf das kranke Gelenk einwirken. Gut trainierte Muskeln können die Gelenke entlasten, waszwardenVerschleißnichtrückgängig macht, aber spürbare Erleichterung schaffenkann.SchwereArthrosemacht Operationenerforderlich. Gicht Gicht macht sich meistens am Großzehengelenk bemerkbar, indem dieses anschwillt und auf Bewegung und Berührung äußerst schmerzhaft reagiert. Diese anfallsartig auftretenden Symptome können von Fieber begleitet sein. Hintergrund ist eine Stoffwechselstörung,diezueinemerhöhtenHarnsäurespiegelführt.DerkristallisiertindenGelenken aus, worauf Entzündungen entstehen. Diese akuten Gichtanfälle werden mit cortisonfreien Entzündungshemmern behandelt. Die Stoffwechselstörung selbst ist zwar nicht heilbar, kann aber durch spezielle Diät und Medikamente gut unter Kontrolle gehalten werden. Fehlstellungen und Missbildungen an Händen und Füßen Spreiz- und Senkfuß Die häufigste Fußfehlstellung ist der Spreizfuß. Anlagebedingt, durch schlechtes Schuhwerk oder Übergewicht, senkt sich das Quergewölbe des Fußes, der dadurch breiter wird. Das kann zu Schmerzen führen und außerdemVerformungenderZehennachsich ziehen. Behandlung: Nur nötig, wenn Beschwerden vorliegen. Dann Einlagen, Fußgymnastik. In schweren Fällen Operation. Dasselbe gilt für Senkfüße, bei denen das Längsgewölbe von der Ferse zumBalleneingesunkenist. Überbein ÜberbeinewerdenimVolksmundbiszu kirschgroße Beulen genannt, die sich meistandenGelenkenvonHändenund Fingern,seltenerauchFüßenundKnien bilden. Der Arzt spricht von Ganglien, Einzahl Ganglion. Es handelt sich dabei um Zysten, also eine Art Blasen, die durch die übermäßige Produktion von Gelenkflüssigkeit entstehen. Die Beschwerden sind meist mäßig, Gefahr besteht keine, weshalb Ganglien auch als gutartige Tumore bezeichnet werden. Von Krebserkrankungen sind sie einfach zu unterscheiden, indem man siedurchleuchtet.SolangeGanglienkeine Probleme bereiten, müssen sie nicht behandeltwerdenundverschwindenoft von selbst. Ist das nicht der Fall, kann derInhaltabgesaugtwerden.Bringtdas keinen dauerhaften Erfolg, bleibt die MöglichkeiteinerkleinenOperation. Ballenzehe Die Ballenzehe (Hallux valgus) ist die häufigsteZehenfehlstellung.Sieentsteht durch Druck auf den Vorderfuß, insbesondere durch hohe Damenschuhe. Die große Zehe weicht nach innen aus, das Gelenkwirdnachaußengedrückt.Folge sindSchmerzenundlängerfristigArthrose.Vorbeugung:Weite,flacheundausreichend große Schuhe tragen, Schuhe öfter wechseln, barfuß laufen, Fußgymnastik. Behandlung: In leichten Fällen PolsterundSchienen,inschwererennur Operation. Karpaltunnelsyndrom Taubheitsgefühle in der Hand, nächtlicheSchmerzen,verminderteGriffkraft– so macht sich ein Karpaltunnelsyndrom bemerkbar. Hintergrund dieses sehr häufigen Problems ist eine Einengung des Handnervs am Übergang zwischen 2 Seite 3 von 5 Unterarm und Hand. Mögliche Gegenmaßnahmen: Schonung der Hand, nächtliches Tragen einer Schiene, entzündungshemmende Medikamente. FallsnötigOperation,diedemNervden nötigenPlatzschafft. Schnappfinger Ein schnellender Finger oder Schnappfinger (Tensovaginitis stenosans) ist die Folge einer Verdickung einer Sehne in derHand.Sieläuftnichtmehrrichtigin der Sehnenscheide, wodurch der Finger nur ruckhaft bewegt werden kann. Die Beweglichkeit verschlechtert sich zunehmend.InleichtenFällenkönnenentzündungshemmende Medikamente und Fingergymnastik Besserung bringen. EinedauerhafteLösungisteineOperation,diedieVerengungderSehnenscheidebeseitigt. Dauerhaft hilflos nach Knochenbruch Heidrun F. arbeitet bei einer Stiftung. Eigentlich eine leichte Bürotätigkeit. Doch alles, was festes Zupacken erfordert, macht ihr Probleme. Frau F. leidet am komplexen regionalen SchmerzSyndrom (CRPS), früher Morbus Sudeck genannt. Die Hände schmerzen, das Greifen fällt schwer. Die Krankheit begann, nachdem sich die Dresdnerin die rechteHandgebrochenhatte. Meist bereitet eine Fraktur nur einige ZeitProbleme.BeimanchenBetroffenen jedoch ist ein gebrochener Knochen oder eine Operation an ihm der Beginn einer Erkrankung, die zu dauernden Schmerzen und stark eingeschränkter Beweglichkeitführt. HeidrunF.erkrankteanCRPS,nachdem siesichdierechteHandgebrochenhatte.Schonbald,nachdemderBruchversorgt worden war, begann sie zu spüren,dassetwasnichtstimmt:"Schonin der Gipsbehandlung, habe ich bemerkt, dass die Finger sich nicht bewegen ließen, sehr dick waren und glasig aussahen. Nachdem der Gips abgenommen war,wurdedieBeweglichkeitnichtbesser.EsfolgtedieDiagnose:Sudeck." Es kam noch schlimmer. Nach einiger ZeitbrachsichHeidrunF.auchdielinke Hand.EindummerZufallmitschlimmen Folgen. Als der Bruch geheilt war, blieben auch hier die Schmerzen und die Unbeweglichkeit, berichtet Heidrun F.: "Ich konnte nicht einmal Brot schneiden. Man beißt dann halt vom ganzen Brot ab, kriegt aber die Wurtsverpackungnichtauf.Ichwarvöllighilflos." CRPS ist eine seltene Krankheit. Man schätzt, dass auf 100.000 Menschen fünf bis 25 Erkrankungen kommen. WannundwarumdasSchmerzsyndrom entsteht, ist unklar. Offenbar verändern sich bei der Krankheit bestimmte Nervenstrukturen am betroffenen Gliedmaß,imRückenmarkundimGehirn.Es kommtzuEntzündungenundDurchblutungsstörungen, vor allem an Händen und Füßen. Behandelt wird mit Medikamenten, Physiotherapie und Ergotherapie.Dasistextrem langwierig,Erfolge gibtesnurinkleinenSchritten.Aberes gibt sie, sagt der Dresdner Schmerztherapeut Prof. Dr. Rainer Sabatowski: "Auch wenn vielleicht der Faustschluss nicht mehr ganz so kräftig ist, wie er vorherwar–inallerRegellässtsicheine Funktionerreichen,diedieHandwieder gebrauchsfähig macht". Auch bei Heidrun F. zeichnet sich Besserung ab. Sie hatzwarnochoftSchmerzen,kannnun aber schon wieder kleine Gegenstände greifen.NachundnachwerdendieFingerbeweglicher.ImFrühjahrmöchtesie wiedervollindenBerufeinsteigen. Phantomschmerzen Spur auf der Der Verlust eines Körperteils bedeutet BehinderungundSchmerzen.Eineneue Hightech-Prothese, die Schmerzforscher derUniversitätJenaentwickeln,sollnun Patienten Erleichterung bringen, denen eineHandfehlt. Behinderungen können heute durch Prothesen in erstaunlichem Maß ausge3 Seite 4 von 5 glichen werden. Ein ungelöstes Problem jedoch sind dauerhafte Schmerzen. Sie haltenoftjahrelangan,selbstwenndie Wunde längst verheilt ist. Phantomschmerz nennt man das Paradox, das eine Hand oder ein Bein schmerzen, obwohlundweilsiegarnichtmehrvorhandensind.BereicheimGehirn,diefür die Nervenmeldungen aus dem Bereich zuständig waren, sind nach deren Verlustquasiarbeitslos.Siesuchensicheine neue Aufgabe. Reize im verbliebenen Stumpf, aber auch im Gesicht werden darumintensiverempfunden.SoentstehenSchmerzenausdemNichts. DieJenaerProtheseenthältDrucksensoren,derenImpulseübereineManschetteaufdenOberarmübertragenwerden. So spürt der Patient eine Rückmeldung von seiner Ersatzhand. Die diente zunächstnurdazu,dieGriffstärkezuregulieren. Die Kunsthand sollte sowohl einenHammeralsaucheinrohesEihalten können. Deshalb geben die Sensoren eine Rückmeldung, die signalisiert, wie kräftiggeradezugegriffenwird. Inzwischen traut man der Prothese jedochnochmehrzu.DerRückimpulsaus der Hand wirkt im Gehirn ähnlich wie die Rückkopplungen einer natürlichen Hand. So könnte die Prothese verhindern, dass es zur Entstehung von Phantomschmerzen kommt, vielleicht sogar eine Neuirdnung im Gehirn anregen. NachdemerstePatientendasSystemals sehr positiv empfunden haben, wollen dieJenaerWissenschaftlernunumfangreicheweitereErfahrungensammeln. Anke Görgner: Dampf lindert Schmerzen Gegen schmerzende Hände und Füße haben sich in der Naturmedizin Teildampfbäder bewährt. Der heiße Wasserdampf öffnet die Hautporen, stimuliert die Durchblutung und führt zur Auflockerung von Muskulatur und Bindegewebe. Außerdem können Ablagerungen von Entzündungsstoffen besser aufgelöst und aus den Gelenken ab- transportiert werden. Dampfbäder helfen die Schmerzen zu lindern und verbessern die Beweglichkeit. Wichtig: Immer auf die Verbrühungsgefahr achten. Außerdem sollte der Dampf nicht im Stadium einer akuten Entzündung angewendetwerden. So wird es gemacht Eine handvoll Kamillenblüten in eine Armbadewanne geben, zwei bis drei Liter kochendes Wasser darüber gießen und mit einem großen Handtuch und einerDeckeabdecken.DiekrankeHand indieDampfhöhleschiebenund20Minuten kräftig ballen und wieder öffnen. Kalte Wickel nach der Dampfbehandlung sorgen für eine Nachhaltigkeit der Wärmebildung in der Haut und im darunter liegenden Gewebe. Deshalb nach der Dampfanwendungeinen StoffhandschuhinEiswassertauchen,auswringen und sofort anziehen. Darüber kommt ein warmer Handschuh, der den nassen Innenhandschuhvollständigbedeckt.Bis zur Wiedererwärmung des kalten Zwirnshandschuhs 30 Minuten nachruhen oder besser beide Arme kräftig bewegen. Ein Fußdampfbad funktioniert vom Prinzip her genauso. Man verwendet dann nasse Socken aus Baumwolle, über die trockene aus Schafwolle gezogen werden. Der Dampf ist übrigens gleichzeitig auch gut gegen etwaige Pilzerkrankungen. Gitte Baumeier: Taping hilft bei Fersensporn Ein Fersensporn ist ein dornförmiges Gebilde, das sich in Folge von Überbelastungen am Fersenbein bildet. DadurchentstehenReizungenundEntzündungen, die beim Laufen Schmerzen bereiten.Eshandeltsichumeinhartnäckiges Problem, dem oft schwer beizukommen ist. Gewöhnlich versucht man zunächst, die Ferse durch Einlagen zu entlasten und die Entzündung durch Medikamente zum Abklingen zu bringen. Bringt das keine Beschwerdefrei4 Seite 5 von 5 heit, können Behandlungen mit Laser oder Ultraschall weitere Optionen sein. Operationen bringen oft keinen Erfolg, weshalb sie nur als letzter Ausweg in Betrachtgezogenwerden. Eine Möglichkeit aus der Physiotherapie ist das sogenannte Taping. KinesioTaping ist eine ursprünglich aus Japan stammendeBehandlungstechnik,beider elastische Bänder ähnlich wie überdimensionalePflasteraufdieHautgeklebt werden. Dadurch lassen sich Druck und BelastungenimGewebeunterderHaut beeinflussen. Die Beschwerden beim Fersensporn gehen nicht alleine von dem Sporn selbst aus,sondernessindBänderundSehnen beteiligt. Die Zugverhältnisse im Fuß wirkenentscheidendmit,dasseszuReizung und Entzündung kommt. Durch das Taping kann eine Entlastung erzielt werden, die die Beschwerden lindert und dazu beiträgt, dass Entzündungen abklingenkönnen. Expertin im Studio:Dr.InesPanzner,OrthopädinundFußchirurgin,UniversitätsklinikumDresden Adressen: Morbus-Sudeck-Selbsthilfe Karl-HeinzMiddendorf Rehdiek118 49479Ibbenbüren Tel./Fax:0545178252 Buchtipps: ChristianLarsen:GutzuFußeinLebenlang-Trias2007. Isabel Sievers: Rheumatoide Arthritis - alles was hilft: Therapien und Tipps für Menschen mit Gelenkrheuma.Govi2003. Ausstellungstipp: Füße-breitausgetretenodergeradezugrazil,dieHautgefurcht,schuppigundmanchmalbehaart, in vielerlei Färbungen oder sogar gestreift: Mit den Bildern von Ingo Arndt, einem der renommiertesten deutschen Naturfotografen, erhält der Betrachter einen besonderen Blick auf das Thema Füße. Die großformatigen und farbsatten "Fußportraits" zeigen Füße von Geckos, Vögeln,Echsen,Fröschen,SchildkrötenundverschiedenenSäugetieren. Von den ursprünglichen Flossen, über zunächst einfache, siebenstrahlige, dann fünfstrahlige FußformenhatdieNaturimVerlaufvonJahrmillioneneineVielfaltvonFüßenausgebildet.Diese begründet sich in der Funktionalität des jeweiligen Lebewesens - angepasst an seinen Lebensraum. Die Ausstellung im Naturkundemuseum Leipzig läuft bis zum 13.03.2011. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDRFERNSEHEN RedaktionWissenschaftundBildung„HAUPTSACHEGESUND“ 04360Leipzig Faxabruf: 01803151534 Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund [email protected] E-Mail: Thema der nächsten Sendung am 02.12.2010: Unerklärliche Beschwerden 5