UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) Elfte Sitzung des Nebenorgans für wissenschaftliche, technische und technologische Beratung, Montreal, 28.11. – 02.12. 2005 Die elfte Sitzung des Nebenorgans für wissenschaftliche, technische und technologische Beratung der CBD (SBSTTA 11) fand vom 28.11.- 02.12.2005 in Montreal statt. SBSTTA 11 war die letzte Sitzung unter Hamdallah Zedan (Ägypten) als Exekutivsekretär der CBD; am 1. Januar 2006 hat Ahmed Djoghlaf (Algerien) das Amt übernommen. Die Konferenz diente der Vorbereitung wesentlicher Themen der 8. Vertragsstaatenkonferenz der CBD (VSK 8, Brasilien, Mai 2006). Es wurden Beschlussempfehlungen zu folgenden Themen entwickelt: Globale Taxonomie Initiative, „Targets“ für die drei CBD Arbeitsprogramme zu Trockengebieten, Wäldern und Berggebieten, genetische Ressourcen der Tiefsee in Gebieten außerhalb der nationalen Hoheitsgewässer, positive Anreize zum Schutz der biologischen Vielfalt (positive Incentives), invasive gebietsfremde Arten, nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt, Millennium Ecosystem Assessment, Global Biodiversity Outlook, Synergien zwischen den RioKonventionen, CBD Arbeitsprogramm Binnengewässer. Erstmalig trafen sich die beiden parallel in Montreal tagenden wissenschaftlich technischen Ausschüsse SBSTTA von CBD und SBSTA der Klimarahmenkonvention (UNFCCC) zu einer gemeinsamen informellen Veranstaltung unter Leitung der beiden amtierenden Vorsitzenden. Beide Vorsitzende stellten die Synergien der beiden Rio Konventionen heraus, für die Zukunft kündigten Sie eine bessere Zusammenarbeit an. In den anschließenden Statements verschiedener Delegationen, wie z.B. im EU Statement der britischen Präsidentschaft, wurde diese Initiative unterstützt.Einzig Australien sprach sich in seinem Statement deutlich gegen eine Annäherung der beiden Konventionen aus. Zu den Themen im Einzelnen Globale Taxonomie Initiative (GTI) Als Querschnittsaufgabe verfolgt die Globale Taxonomie Initiative das Ziel, die für die Erreichung der Ziele des Übereinkommens benötigten taxonomischwissenschaftlichen Grundlagen bereitzustellen. Hierunter fällt sowohl die Erweiterung benötigter personeller und institutioneller taxonomischer Kapazitäten besonders in Entwicklungsländern als auch die Erleichterung und Verbesserung des Zugangs zu taxonomischen Daten und Informationen, die u.a. für eine korrekte Erkennung und Bestimmung der verschiedenen Arten erforderlich sind. Auf SBSTTA 11 wurden Empfehlungen zur verbesserten Umsetzung und zu einer Erweiterung des existierenden Arbeitsprogramms der GTI beschlossen. Von dt. Seite vorgeschlagene Maßnahmen zur Durchführung der im Arbeitsprogramm geforderten globalen Bestandsaufnahme taxonomischer Ressourcen und Bedürfnisse, sowie zur Präzisierung der bestehenden Programmelemente durch Benennung konkreter Vorgaben und Ziele wurden in die Empfehlungen aufgenommen. Das Thema GTI zählt neben „Access und Benefit sharing“, Trockengebiete, Indigene Völker, Inseln und Erziehung und Bewusstseinsbildung zu den Schwerpunktthemen der VSK 8. Millennium Ecosystem Assessment Das Millennium Ecosystem Assessment (MA) wurde von 2002 bis 2005 im Auftrag der CBD und anderer internationaler Konventionen durchgeführt, um die Auswirkungen der Veränderung von Ökosystemen auf den Menschen zu untersuchen und Möglichkeiten einer besseren Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Ökosystemen aufzuzeigen. Die von SBSTTA für die VSK 8 erarbeiteten Empfehlungen zum MA zielen insbesondere darauf ab die Ergebnisse des MA in die künftige Arbeit unter der CBD einzubeziehen, u.a. bei der Umsetzung und Überarbeitung der CBDArbeitsprogramme sowie der Festlegung von Prioritäten für die Erreichung des 2010Ziels. Biodiversität der Wälder Im Zentrum der Verhandlungen zu diesem Thema standen die „Goals and Targets“, die zur Umsetzung des 2010-Ziels im Arbeitsprogramm zur Biodiversität der Wälder (ebenso wie zu Trockengebieten und Bergen) verabschiedet werden sollten. Nach schwierigen Diskussionen konnten entsprechende Empfehlungen angenommen und der VSK 8 zur Beschlussfassung zugeleitet werden. Die zugehörigen Indikatoren sollen im nächsten Schritt von einer Liaison-Gruppe der relevanten Internationalen Organisationen und Prozesse auf ihre technische Machbarkeit überprüft werden und dann SBSTTA vorgelegt werden. Binnengewässer Die führende Rolle der Ramsar Konvention als Partner der CBD in Bezug auf Feuchtgebiete wurde unterstrichen. Um die Effektivität der Berichterstattung unter beiden Konventionen zu verbessern, wurde der Exekutivsekretär der CBD aufgefordert, in Zusammenarbeit mit dem Generalsekretär der Ramsar Konvention Wege zu einem gemeinsamen Berichtswesen vorzuschlagen. Des weiteren sollen sie prüfen, wie die vom Millennium Ecosystem Assessment und dem Global Biodiversity Outlook benannten Gefahren für Binnengewässer reduziert und die Umsetzung des entsprechenden CBD-Arbeitsprogramms durch relevante Stakeholder verbessert werden können. Invasive gebietsfremde Arten Eine Expertengruppe hatte erhebliche Lücken in bestehenden internationalen Regelungen zu invasiven gebietsfremden Arten identifiziert. Im Einzelnen bestehen solche Lücken in den Sektoren Transport (Conveyances), Aquakultur, Ballast- Wasser, Marine Bio-fouling (=Aufwuchs auf Schiffsrümpfen, Netzen, Bojen etc.), Kanäle, Luftverkehr, militärische Aktivitäten, Katastrophenhilfe, Entwicklungshilfe, Wissenschaft, Tourismus, Haustiere und Aquarientiere, Biologische Schädlingsbekämpfung und Zuchtprogramme. Weiter wurden Inkonsistenzen in der verwendeten Terminologie herausgestellt und Vorschläge zur Lösung der Probleme erarbeitet. Die Vorschläge wurden ohne größere inhaltliche Änderungen angenommen. Das CBD-Sekretariat wurde aufgefordert, zusammen mit relevanten Organisationen und Institutionen zu beraten, wie internationale Standards für invasive gebietsfremde Organismen (insbesondere Tiere), die nicht unter das Internationale Pflanzenschutzabkommen (IPPC) fallen, gesetzt werden können und SBSTTA vor VSK 9 darüber zu berichten. Biodiversität in Trockengebieten Nachdem Deutschland in seinem Statement zu diesem Thema die Bedeutung des Schutzes und der Erhaltung der biologischen Vielfalt in Trockengebieten für die Armutsreduzierung und die Erreichung der Millenium Development Goals betont hatte, unterstützen viele Vertragsparteien diesen Ansatz. SBSTTA stellte fest, dass die vorliegenden Daten in Verbindung mit dem MA genügend verwertbare Informationen liefern, um verstärkt die Umsetzung des CBD-Arbeitsprogramms zu Trockengebieten auf nationaler und regionaler Ebene anzugehen und forderte hierzu auf. Biologische Vielfalt der Berge VSK 7 hatte im Rahmen eines globalen Zielkataloges zur Erreichung des 2010-Zieles u.a. Ziele zum Arbeitsprogramm biologische Vielfalt der Berge beschlossen. Im Zusammenhang mit diesem Beschluss hatte SBSTTA 11 die Aufgabe „outcomeoriented targets“ und Indikatoren zu erarbeiten und Beschlussempfehlungen der 8. VSK vorzulegen. Diese Ziele wurden von SBSTTA im Wesentlichen ohne weit reichende inhaltliche Diskussion beschlossen. Der Vorschlag, die Schutzgebietsfläche speziell in den Bergen aufgrund der besonderen Sensibilität dieser Ökosysteme von 10% auf 20% zu erhöhen, wurde jedoch von Bergländern wie Nepal, Peru u.a. strikt abgelehnt. Genetische Ressourcen der Tiefsee in internationalen Gewässern Hier wurde die Frage diskutiert, inwieweit die CBD Kompetenzen für die Gebiete außerhalb der Hoheitsgewässer reklamieren kann und Empfehlungen von SBSTTA den Verhandlungen der UN-Expertengruppe, die sich im Februar 2006 mit dem Schutz und der nachhaltigen Nutzung von Biodiversität in internationalen Gewässern befasst, vorgreifen würden. Einige Vertragsparteien plädierten dafür, jegliche Referenz zu marinen Schutzgebieten als einer Möglichkeit des Schutzes genetischer Ressourcen der Tiefsee zu vermeiden. Nach langen Verhandlungen konnte der Kompromiss erzielt werden, dass die CBD der Verhandlungsrunde im Februar wissenschaftliche Informationen zu Zustand, Entwicklungen und Gefährdungsursachen übermitteln solle. Leitlinien zur Unterstützung von Synergien zwischen den drei RioKonventionen SBSTTA stellte – analog zu den Ergebnissen der gemeinsamen Sitzung mit dem SBSTA der Klimarahmenkonvention - deutlich die Notwendigkeit einer besseren Zusammenarbeit mit der Klimarahmenkonvention heraus. So soll der Exekutivsekretär der CBD Empfehlungen zur Integration von Biodiversitätsaspekten bei der Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel formulieren. Weiterhin wurde empfohlen, dass VSK 8 mögliche gemeinsame Aktivitäten mit UNFCCC identifiziert. Vilm-Workshop zur Vorbereitung von SBSTTA 11 Die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten spielten auch bei diesem SBSTTA eine herausragende und konstruktive Rolle, was u.a. auf die gute inhaltliche Vorbereitung durch den von BMU/BfN an der Internationalen Naturschutzakademie /Insel Vilm durchgeführten Workshop zurückzuführen ist. Die Ergebnisse dieses Workshops hatten für den Verlauf des SBSTTA eine herausragende Bedeutung. Viele der auf Vilm erarbeiteten Änderungsvorschläge wurden direkt oder indirekt in die Empfehlungstexte aufgenommen. Dieser Workshop, der nun zum 8. Mal im Vorfeld der SBSTTA-Sitzungen stattfand, hat sich auf europäischer Ebene als das zentrale und allgemein anerkannte Vorbereitungstreffen für die CBD-Sitzungen etabliert. Ein ausführlicher Bericht zu SBSTTA 11 in englischer Sprache ist auf folgender Internet-Seite erhältlich: www.iisd.ca/vol09/enb09333e.html Referat N I 4 „Internationaler Naturschutz“