Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Bindehautentzündung KOMPENDIUM- sind bei einer derartigen Kortisonbehandlung fluoresceinpositiver Hornhautveränderungen selbstverständlich kurzfristige augenärztliche Kontrolluntersuchungen an Hornhautmikroskop und Spaltlampe erforderlich. Trotz dieser Maßnahmen dauert die Keratoconjunctivitis epidemica immerhin doch noch drei bis vier Wochen, in Einzelfällen auch länger. Bei entsprechender Therapie können Nummularisherdchen sich noch nach vielen Monaten langsam wieder zurückbilden. Komplikationen von seiten des Augeninneren gehören zu den Seltenheiten. Nagelveränderungen bei Allgemeinerkrankungen Da die Behandlung über viele Wochen durchgeführt werden muß, ist der Versuch, Virusstatika, wie beispielsweise Joddesoxyuridin, anzuwenden, recht problematisch. Ein wesentlicher Therapieerfolg ist mit einer solchen Behandlung nicht gewährleistet; die lange Verabreichungsdauer von Joddesoxyuridin kann vielmehr zu schweren Hornhautschäden führen. Da häufig Hornhautnarben zurückbleiben, und viele Patienten recht lange arbeitsunfähig sind, ist es besonders wichtig, die Patienten zu einwandfreiem hygienischen Verhalten zu ermahnen, um weitere Übertragungen zu vermeiden. Dazu gehört, daß Seife und Handtuch nicht von mehreren Familienmitgliedern gemeinsam benutzt werden. Der Arzt muß sich sorgfältig die Hände desinfizieren und waschen, nachdem er einen Patienten mit Keratoconjunctivitis epidemica behandelt hat. Auch alle Instrumente und Geräte, mit denen der Patient in Berührung kam, wie Kinnstützen und Stirnstützen von der Spaltlampe und die dazugehörigen Griffe müssen durch Desinfektionsspray keimfrei gemacht werden. Auf jeden Fall sind die Fläschchen mit Tropfpipetten, aus denen ein Patient Augentropfen erhielt, entweder ihm mitzugeben oder sofort zu vernichten. 355 Marburg an der Lahn Robert-Koch-Straße 4 Professor Dr. med. Rudolf Pfister Aus der Hautklinik der Städtischen Krankenanstalten Karlsruhe (Direktor: Professor Dr. med. Rudolf Pfister) Patienten mit Nagelveränderungen suchen heute den Arzt häufiger auf als früher; sie fühlen sich verunstaltet und haben Angst vor sozialer Isolierung. Häufig halten sie die Veränderung auch für das Symptom eines schweren, nicht erkannten, inneren Leidens. Kennt man die an den Nägeln auftretenden Symptome und ordnet man sie richtig ein, können sie gute diagnostische Hinweise geben. Viel häufiger als früher suchen heute Patienten den Arzt wegen Nagelveränderungen auf. Entweder vermuten sie in den Veränderungen ein Symptom eines schweren, nicht erkannten, inneren Leidens oder sind durch die verunstalteten Nägel psychisch schwer gestört. Die Betroffenen meiden häufig den Kontakt mit ihren Mitmenschen, da sie die Nagelveränderungen als unästhetisch empfinden. gelbetts abspielen können. Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen Veränderungen der Nagelform, Veränderungen der Nagelkonsistenz und Veränderungen der Nagelfarbe. Veränderungen der Nagelform Veränderungen oder krankhafte Störungen an den Nägeln gehen häufig mit Allgemein- und Infektionskrankheiten sowie mit endokrinen Störungen einher. Blut- und Nervensystem üben einen starken Einfluß auf die Entstehung von Nagelveränderungen aus; sie können daher dem Arzt oft wertvolle diagnostische Hinweise geben. Die Kenntnisse über die Histopathologie des Nagels sind noch beschränkt. Seine pathologische Anatomie ist außerordentlich schwierig, zumal verschiedene Erkrankungen des Nagels zu den gleichen Keratinveränderungen führen können. Vor allem der Fingernagel verfügt im Krankheitsfalle nur über wenige Reaktionsformen, die sich in dem dreischichtigen Aufbau der Nagelplatte einschließlch des Na- 3426 Heft 50 vom 13. Dezember 1973 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Im allgemeinen steht die Nagelplatte im Verhältnis zur Größe des Individuums; ihre Form hängt vom Konstitutionstyp ab. Leptosome weisen einen langen, schmalen, Pykniker einen flachen, kurzen Nagel auf. Zu einer Makronychie (Riesenwuchs des Nagels) kann es gelegentlich nach einer Apoplexie sowie bei Syringomyelie kommen. Eine starke Krümmung des Nagels ist Folge vermehrt gebildeter Nagersubstanz und einer Verdickung des ventralen Nagelanteils im Nagelbett; sie ist meist Folge einer gestörten Blutzirkulation. Von diesen Verdickungen abzugrenzen ist die Onychogrypose, der Krallennagel (Abbildung 1). Man unterscheidet eine idiopathische und erbliche Form. Hier kommt im Verlauf der Verdickung des Nagels an den gro- Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Abbildung 1 (oben): Krallennagel Abbildung 2 (rechts): Trommelschlegelfinger ßen Zehen noch eine Abweichung des Nagelwachstums von der Iongitudinalen Wachstumsrichtung hinzu. Vermehrte subunguale Hornbildungen kommen auch bei allen möglichen lokalen Prozessen sowie bei jeder chronischen Entzündung des Nagelbettes (wie Psoriasis, Nagelmykose, chronisches Ekzem, Neurodermitis, subunguale Tumoren) vor. Die starke Querwölbung des Nagels in Form eines Uhrglases mit nachfolgender Auftreibung der Fingerkuppen (Trommelschlegelfinger, Abbildung 2) sind diagnostisch von besonderer Bedeutung. Sie kommen bei Leberzirrhose, Leberzellkarzinom, Colitis ulcerosa, innersekretorischen Störungen (Myxödem) und Polyzythämie vor. Trommelschlegelfinger sind auch seit alters her Merkmal einer chronischen Lungenkrankheit. Auch bei Erkrankungen des Herz- und Kreislaufsystems (erworbene und angeborene Klappenfehler, Endocarditis lenta, Sklerose der Pulmonalarterie, Ayerza-Syndrom) sind Nagelveränderungen im Sinne des Uhrglasnagels typisch. Bei der Pachy- dermoperiostosis (Touraine-Solente-Golö-Syndrom), die ausschließlich beim männlichen Geschlecht im zweiten bis dritten Dezennium vorkommt, sind neben Hautverdikkungen an Kopf, Endphalangen der Finger und Zehen, einer Hyperostose der Akren, auch Uhrglasnägel ein hinweisendes Symptom. Uhrglasnägel sieht man ebenfalls bei Erkrankungen des Respirationstrakts (Bronchiektasien, Emphysem, Lungentuberkulose, Lungenfibrose, Lungen- und Mediastinaltumoren). Kommen Uhrglasnägel beziehungsweise Trommelschlegelfinger einseitig vor, sind sie klassische Symptome eines Aortenaneurysmas im Arcus aortae oder eines Aneurysmas der Arteria subclavia. Die Nagelplatte kann sich abflachen (Platonychie) und sich im weiteren Verlauf schlüsselförmig im Zentrum einziehen (Koilonychie, Abbildung 3). Dabei können exogene Faktoren, vor allem Traumen, eine auslösende Rolle spielen. Früher waren durch den Kontakt mit Wasser und Chemikalien vor allem Wäscherinnen, Molkerei- und Druk- kereiarbeiter gefährdet. Aber auch im Zusammenhang mit Allgemeinkrankheiten (wie Intoxikationen) können Nägel abflachen und eindellen (alimentöse achylische hypochrome Anämie, Pellagra, Sprue, multiples Myelom, Typhus, Morbi Addison, Basedow, Cushing, Dysenterien, Ernährungsstörungen im Kindesalter, Vitamin-B2-Mangel). Nur ausnahmsweise werden alle Nägel gleichmäßig befallen; Zehennägel sind äußerst selten betroffen. Vorübergehend sieht man bei Kleinkindern am Fuß schüsselförmige Nägel. Eine Formveränderung des Nagels bei triebartiger mechanischer Selbstverstümmelung des Nagels (Onychotillomanie) ist noch zu erwähnen (Abbildung 4). Depressive oder erregte Patienten kratzen oder rupfen mit dem Daumennagel an einem oder mehreren Nägeln der gleichen Hand und zerstören so oft die ganze Nagelplatte. Daß ein Nagel von Geburt an fehlt, ist eine sehr seltene Anomalie; sie kommt aber als Teilsymptom beim Nagel-Patella-Syndrom vor, das do- DEUTSCHE S ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 13. Dezember 1973 3427 Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Nagelveränderungen minant vererbt wird. Die Nagelplatte fehlt zur Hälfte, ihre Form ist nicht entwickelt, und zusätzlich sind die Patellae rudimentär angelegt oder fehlen vollständig. An den Dorsalseiten der Ossa iliaca findet man röntgenologisch Exostosen. Bei der Pachyonychia congenita stehen dicke verunstaltete Nägel, Palmar-Plantar-Keratosen, warzenartige Hyperkeratosen an Knien, Ellenbogen, Nates, Hyperpigmentierungen und Leukokeratosis oris, gelegentlich Blasenbildungen im Vordergrund. Auch der periodische Nagelverlust (dominant vererbte Anomalie) führt zu Formveränderungen der Nägel. Weiter zu nennen ist die kongenitale ektodermale Dysplasie. Bei der schwersten Form fehlen die Schweißdrüsen. Sie geht mit Zahnmißbildungen, partieller Aplasie des Haar-Talgdrüsen-Apparates sowie Nagelsymptomen (Verdickung beziehungsweise Verdünnung der Nagelplatte) einher. Beim Tennisschlägernagel (ungues en racquette) steht eine Verformung der Daumennägel im Vordergrund. Es handelt sich hierbei um eine echte kongenitale Mißbildung. Der Nagel wächst kurz und relativ breit unter Verlust der seitlichen Falzeinstülpung vor. Eine weitere Veränderung der Nagelform ist die Pterygiumbildung. Zunächst an einem Finger, später auch an den anderen, wächst das Eponychium distalwärts über die Nagelplatte vor und teilt sie in zwei Hälften. Oft ist nichts mehr vom Nagel sichtbar. Hier spielen dermatologische Krankheiten wie Lichen ruber planus, Pemphigus, Arzneiexanthem, periphere Zirkulationsstörungen eine ursächliche Rolle; Abbildung 3 (links oben): Koilonychie — Abbildung 4 (links unten): Onychotillomanie — Abbildung 5 (rechts oben): Längsleisten und -furchen — Abbildung 6 (rechts unten): Querfurche (Reil-Beausche Linie) 3428 Heft 50 vom 13. Dezember 1973 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Abbildung 7 (links): Querfurchen Abbildung 8 (oben): Tüpfelnagel manchmal kann die Ursache nicht geklärt werden. Es ist auch daran zu denken, daß Tumoren am Nagelendglied beziehungsweise im Nagelbett vorkommen können. Den gutartigen Keloiden, Fibromen, Angiomen, Zysten und Glomustumoren stehen die bösartigen Veränderungen, die Karzinome, Sarkome, malignen Melanome und Metastasen im Nagelbett gegenüber. Durch Warzen, Keloide und Zysten beeinträchtigt, wächst die Nagelplatte unregelmäßig nach vorne, oft wird bei Tumoren im Nagelbett die Nagelplatte nach oben abgedrängt. Die vom Nagelbett ausgehenden Fibrome sind vielfach Symptome eines Morbus Pringle (Adenoma sebaceum). Fibrome kommen auch allein vor und können gelegentlich eine tiefe Furchung in der Nagelplatte hervorrufen. Subunguale Exostosen treten nicht selten auf und bedürfen entsprechender Behandlung. Wenig bekannt sind die Dorsalzysten über dem dorsalen Endglied der Finger, die gar nicht so selten vorkommen. Klinisch imponiert die schleimige Degeneration (Synovialzyste) als Tumor und hinterläßt am gesamten Nagel eine längliche Einkerbung. Die Glomustumoren, die von den arterio-venösen Anastomosen im Korium des Nagelbetts ausgehen, sind schon bei geringstem Druck äußerst schmerzhaft; durch die Nagelplatte erscheinen sie als umschriebener blau-roter Fleck. Veränderungen der Nagelkonsistenz Die parallel verlaufenden Längsfurchen und -leisten der Nagelplatte dürfen im allgemeinen nicht als pathologisch angesehen werden. Wir finden sie im Kleinkindesalter und sehen sie perlchenartig bei alten Menschen (Abbildung 5). Matrixschädigungen führen zu pathologischer Vernagelung und zu Querfurchen (Reil-Beausche Linien, Abbildung 6). Sie treten nach vorübergehender Schädigung der Matrix mehr oder weniger tief, stets quer verlaufend, im völlig intakten Nagel auf. Rhythmisch einwirkende Schädigungen führen zu hintereinanderverlaufenden Querfurchen. Nach lange dauernden Schädigungen der Matrix kommt es zu einer Atrophie des gesamten Nagels und zum Nagelausfall (Abbildung 7). Vorübergehende Störungen der Hornproduktion (Querrinnen oder Querfurchen) sieht man bei schweren Krankheiten (wie Pneumonie, Grippe, Tonsillitis, Appendizitis, Masern, Scharlach, Hepatitis, Sepsis, Typhus und Myokarditis). Sie bilden sich auch bei gastritischen Störungen, Diarrhöe, Gicht und Pellagra. Sie treten auch nach einschneidenden Änderungen der Lebensgewohnheiten (Entfettungskuren), psychischen Krankheiten (Depression, Delirien, akuten Manien) sowie nach eingreifenden therapeutischen Maßnahmen (wie Operationen, Zytostatika) und Vergiftungen (wie Thallium, Arsen, Arzneiexanthem) auf. Die Grenzen zwischen entzündlichem und degenerativem Prozeß sind dabei verwischt. Allgemein ist die physiolo- DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 50 vom 13. Dezember 1973 3429 Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Nagelveränderungen gische Nagelmarke (Querfurchenbildung) der Kleinkinder in der vierten Lebenswoche bekannt. Diese Rillen werden als Folgeerscheinung der Ernährungsumstellung angesehen. Auch lokale dermatologische Krankheiten (wie Ekzemreaktion, Mykosen, Erythrodermie, Morbus Reiter, Paronychien, Panaritien) können zu Querfurchenbildung und höckriger Verunstaltung der betreffenden Nägel führen. Beim Spira-Syndrom infolge chronischer Trinkwasserfluorose sind Querfurchen (Beausche Linien), Nagelverfärbungen in Kombination mit Schmelzdefekten der Schneidezähne, Störungen im Magen-DarmTrakt (Obstipation), Störungen des Nervensystems (Krämpfe, Parästhesien), Haar- und Knochenveränderungen zu erwähnen. Infolge fehlerhafter unvollständiger Vernagelung (vergleichbar der Parakeratose) bildet sich eine lockere Vernagelung der Nagelplatte, die nach Ablösung eine punktförmige Delle (Tüpfel) zurückläßt (Abbil- dung 8). Dieser Tüpfelnagel ist ein typisches Symptom für die Psoriasis, er wird aber auch bei Neurodermitis und bei gesunden Menschen angetroffen. Vertiefungen in der Nagelplatte in Form vereinzelter Grübchen können das akute rheumatische Fieber begleiten (Rosenausches Zeichen, Abbildung 9). Eine feine Tüpfelung wird mitunter bei Alopecia areata gesehen. Ein schichtweises Abblättern oder Aufsplittern des Nagels am freien Rand führt die Betroffenen häufig Abbildung 9 (links oben): Rosenausches Zeichen — Abbildung 10 (rechts oben): Onychorrhexis — Abbildung 11 (links unten): Onycholysis semilunaris — Abbildung 12 (rechts unten): Leukonychia totalis 3430 Heft 50 vom 13. Dezember 1973 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Abbildung 13 (links): Mees'sches Band — Abbildung 14 (rechts): Nävuszell-Nävus der Matrix zum Arzt. Brüchige Nägel sind häufig; ihre Ursache ist im allzu häufigen Maniküren und in der dekorativen Kosmetik des Nagels zu suchen. Chronische Traumatisierung trägt sicherlich zur Entstehung dieser Veränderung bei. Durch Nagellack und seine Ablösung trocknet der Nagel aus, er verliert an Elastizität. Kalilauge, Amyl-Butylazetat, Toluol, Xylol gehören mit zu den Nagelschädigern. Mit zunehmender Austrocknung steigt die Sprödigkeit. Laugen und oberflächenaktive Waschmittel beispielsweise erweichen den Nagel. In trockener Atmosphäre verdunstet das Wasser sofort wieder. Wiederholen sich Wasseraufnahme und -abgabe dauernd, wird die Adhäsion zwischen den Zellen der Nagelplatte gelokkert, es entstehen Risse, die man mikroskopisch schon sieht, bevor sie der Patient bemerkt. Außer der Aufspaltung der Nagelplatte in Lamellen am freien Rande des Nagels (Onychoschysis) muß noch die Aufsplitterung in longitudinaler Richtung (Onychorrhexis) genannt werden (Abbildung 10). Diese Veränderung wird als Raynaud-Syndrom bezeichnet. Es entwickelt sich eine ausgeprägte Längsstreifung mit Bildung von Nagelspalten, die rasch brüchig werden. Bei Myxödem, endokrinen Störungen und gelegentlich auch bei Gicht, Vitamin-B-Mangel und Anämien kommen solche Aufsplit- terungen ebenso vor wie bei Röntgenspätveränderungen, Alkalischäden und Hitzestrahlungen. Man sieht sie selbstverständlich bei Ekzemen, vor allem Berufsekzemen (wie Friseur, Maurer). schwerden einhergeht (Eiterinfektion?). Entstehen unter dem Nagel Blutergüsse, kann er sich von Nagelbett und Nagelplatte ablösen. Veränderungen der Nagelfarbe Erstreckt sich diese Lockerung der Nagelzellschicht über den gesamten Nagel, ist an Pilzbefall (Fadenpilze) zu denken. Derartige Nagelveränderungen sieht man aber auch bei Psoriasis, Psoriasis pustulosa, Acrodermatitis continua suppurativa und beim Morbus Reiter. Diagnostisch hilfreich kann der sogenannte psoriatische Ölfleck, eine umschriebene subunguale gelbliche Verfärbung des Nagelbetts, sein. Löst sich die Nagelplatte total oder partiell vom Nagelbett, liegt eine Onycholysis vor. Je nach der Ausdehnung, spricht man von einer Onycholysis totalis, partialis oder seminularis (Abbildung 11). Infolge starker entzündlicher Reaktionen, Eiterungen, Pilzinfektionen, Tumoren, Arzneimittelreaktionen sowie trophischer Störungen, fällt der Nagel ab oder löst sich. Eine partielle oder vollständige Onycholysis eines oder mehrerer Nägel ist bei Diabetes mellitus nicht selten. Oft kann auch übertriebenes Maniküren für die Lösung des Nagels verantwortlich sein. Es soll auch eine spontan auftretende Onycholyse geben, die oft mit starken Be- Farbveränderungen des Nagels sind ebenfalls eine gute diagnostische Hilfe. Die Ursache ist immer abzuklären. Farbveränderungen des Nagelbetts können durch die Nagelplatte hindurchschimmern. Livide Nägel sind für Herzkrankheiten, gelbe für Ikterus, dunkelrote für Polyzythämie, blaßrosa für Anämie, grauweiße für Argyrose, milchglasweiße für Zirrhose und schwarze für Thrombosen der Arteria brachialis charakteristisch. Für die Entstehung weißer Flecken oder Streifen im Nagel werden traumatische, hormonelle und toxische Einflüsse verantwortlich gemacht. Die totale Weißverfärbung (Leukonychia totalis), die auch familiär vorkommt, ist eine seltene kongenitale Anomalie; totale Leukonychien sollen bei schweren Herzfehlern und Leberzellschäden vorkommen. Sie werden auch nach externer Schädigung durch Salpeter- und Nitritlösungen beobachtet (Abbildung 12). Eine Leukopathia mycotica sieht man gelegentlich bei Infektionen duch Fadenpilze. DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 50 vom 13. Dezember 1973 3431 Zur Fortbildung Aktuelle Medizin Abbildung 15 (links): Malignes Melanom des Nagelbettes — Abbildung 16 (Mitte): Subunguale Blutung — Abbildung 17 (rechts): Splitterblutung Die Leukopathie bandförmige (Mees`sches Band) kann Folge einer Thalliumvergiftung oder einer starken Hypalbuminämie sein. Im Gegensatz zur Leukonychie sind hier die Zehennägel mitbefallen (Abbildung 13). Warum sich die Nägel von Frauen braun verfärben, kann man oft nicht erklären. Sie werden bei hormonellen Störungen in der Pubertät, im Klimakterium und nach Unterleibsoperationen beobachtet. Die Nägel von Patienten mit Leberzirrhose und nach Bluttransfusionen sehen gelegentlich bräunlich aus. Nach Röntgenbestrahlung der Fingerendglieder, bei Thyreotoxikosen, Addisonscher Krankheit, Morbus Basedow, kann eine streifige Nagelmelanosa auftreten. Ochronose, Siderophilie verfärben die Nagelplatte braun. Bei beginnender Hämochromatose ist sie ringförmig verfärbt. Reaktion eine umschriebene Schwellung des Perionychiums fest, das einen leichten schiefergrauen Farbton (melanotische Paronychie) aufweist. Schwärzliche Verfärbung größerer Nagelbezirke mit Onycholysis deutet auf eine Infektion mit Pseudomonas aeruginosa und Aspergillusarten hin, eine grüne Verfärbung der Nägel kommt durch Pyocyaneus zustande. Die graugrünliche Verfärbung am Nagelrand ist für eine Kandidainfektion, eine grauweiße am seitlichen Nagelanteil für Fadenpilzinfektion typisch. Medikamente können gleichfalls Farbveränderungen am Nagel hervorrufen. Bekannt ist die Braunverfärbung nach Gaben von Arsen und Gold, die gelbgrüne bis weiße Fluoreszenz nach Atebrin oder die Rotfluoreszenz nach Dimethylchlortetracyclin. Gelb verfärbte Nägel sahen wir auch nach monatelanger Einnahme gelber Dragöes. Chloroquin (Resochin®) kann das Nagelbett gelegentlich bläulichschwarz pigmentieren. Auch über dunkelblaue Nagelbettverfärbung im Bereich der Lunula nach Phenolphthalein ist berichtet worden. Schließlich deutet ein durchgehender Pigmentstreifen vom Nagelwall bis zum freien Rand im Nagel auf die Aktivität eines Nävuszell-Nävus in der Nagelmatrix hin, aus dem sich ein malignes Melanom entwikkeln kann (Abbildungen 14 und 15). Derartige Pigmentstreifen sind sorgfältig zu beobachten. Die Umwandlung in ein malignes Melanom ist außerordentlich schwierig zu erkennen. Oft stellt man als erste Exogene Braunfärbung der Nagelplatte sehen wir nach Anwendung von Pyrogallol, Rivanol-Sublimat, AgNO3 Quecksilbersulfid, Pikrinsäure und Resorcin in Lösungen 3432 Heft 50 vom 13. Dezember 1973 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT und Salben. Friseure, die mit Haarfarben arbeiten, haben braune Nägel. Auch verschiedene Farbstoffe in den Nagellacken können gelegentlich in die Nagelplatte eindringen und zu rötlichen bis gelben Verfärbungen führen. Anzuführen bei den Farbveränderungen der Nägel ist noch das Yellow-Neil-Syndrom. Mit Chemikalien gefärbte Nägel wachsen normal nach. Blutungen im Nagelbett Subunguale Hämatome sind fast ausschließlich traumatischer Genese. Diffuse Hämatome werden gelegentlich bei Morbus Oste, Leukämie, hämorrhagischen Diathesen, Scharlach, Sepsis sowie Brom- und Phosphorvergiftungen beobachtet (Abbildung 16). Feinste Blutungen, sogenannte Splitterblutungen, treten bei Endocarditis lenta, Sepsis, Trichinose und mangelnder Resorption des fettlöslichen Vitamin K auf; sie kommen auch bei viszeralem Erythematodes, Psoriasis, Ekzem und Nagelmykosen vor (Abbildung 17). 75 Karlsruhe 1 Moltkestraße 14