Künstliche Gefäßprothesen Allgemeine Informationen für das Verhalten im Alltag Künstliche Gefäßprothesen werden im Gegensatz Sauna gehen und keine Seife in den Nach abge- zu z.B. Stents oder Stentgrafts offen chirurgisch schossener Wundheilung sind keine besonderen implantiert. Das bedeutet, dass ein vergleichswei- Verhaltensregeln mehr zu befolgen. Sollte eine se größeres Trauma notwendig wird und somit periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) als auch ein höheres Risiko für das Auftreten von Grunderkrankung vorliegen, empfehlen wir halb- Wundinfektionen/ besteht. jährliche klinische Kontrollen und die Durchfüh- Regelmäßige Wundinspektionen, die Erhebung rung einer farbkodierten Duplex Sonographie eines Pulsstatus und die Kontrolle einer etwaigen (FKDS) zur allgemeinen Beurteilung des Gefäßsys- Temperaturdifferenz zwischen den Extremitäten tems. Weitere Hinweise finden Sie in den aktuellen sind aus diesem Grunde insbesondere während Leitlinien zur Behandlung der pAVK unter: der ersten 14 Tage und anschließend im Rahmen www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/065-003.html Protheseninfekten jeder körperlichen Untersuchung eines Patienten von besonderer Bedeutung. Werden im Arztbrief Weitere Informationen zu spezifischen Eigenschaf- keine anderen Empfehlungen gegeben so sollten ten einer individuellen Gefäßprothese (Material, Patienten nach Implantation einer künstlichen ggf. Beschichtung, etc.) können Sie den Internet- Gefäßprothese lebenslänglich einen Thrombozy- seiten des jeweiligen Herstellers entnehmen. Die tenaggregationshemmer (z.B. Acetylsalicylsäure genaue Typenbezeichnung des hier verwendeten 100 mg 1x täglich) erhalten. Implantats können Sie dem „OP-Ausweis“ auf dieser CD entnehmen. Bis zum Abschluss der Wundheilung (ca. 14 Tage) sollten Patienten keine Bäder nehmen, nicht in die Wundbereich kommen lassen. 1 Künstliche Gefäßprothesen Besondere Hinweise für medizinische Maßnahmen MR-Tauglichkeit Eine konventionelle Gefäßprothese beinhaltet keine metallischen Substanzen und stellt keine Kontraindikation für eine MRT Untersuchung dar. Invasive Maßnahmen Vor invasiven Maßnahmen braucht nach Implanta- Cave: Vor invasiven Maßnahmen/Untersuchun- tion einer Gefäßprothese keine spezielle Antibio- gen ist es ggf. wichtig die genaue Lokalisation der tikaprophylaxe durchgeführt zu werden. Im Falle Prothese zu kennen. Patienten mit einer pAVK eines Immundefizits oder eines Eingriffs an einer haben ein höheres Risiko für die Ausbildung oder möglicherweise infizierten Stelle sollte jedoch eine co-existenten KHK. Hier ist es wichtig zu wissen antimikrobiotische Therapie erfolgen (s.u.). wo die Prothese implantiert wurde um z.B. Zugangswege vor einer Herzkatheteruntersuchung oder sonstiger invasiver Diagnostiken/Therapien zu klären. 2 Künstliche Gefäßprothesen Implantat-Infektion Inzidenz lokalisationsabhängig zwischen 1 – 6 %1 Diagnose Klinik Kombination mit anderer Diagnostik ein Hinweis Fieber, Embolien, Sepsis mit Schock. Organdys- auf Implantatinfektion, Mikrobiologische Unter- funktion bei aggressiven Erregern (Staph. aureus suchung von gewonnenem Punktat zur Keimana- oder Pseudomonasaeruginosa) oder Frühinfekti- lyse2. on (< 4 Monate postop.), subakute oder chronische Beschwerden bei weniger pathogenen Erre- Bildgebung gern und bei Spätinfektionen (> 4 Monate Sono: evtl. Flüssigkeitssaum entlang des Implan- postop.). Gelegentlich Immunkomplex-induzierte tates (Septierung und inhomogene Darstellung Nephritis oder Vaskulitis erzeugt nur fieberhafte als Infektzeichen). Hilfreich bei diagnostischen Bakteriämie ohne weitere klinische Zeichen1. Punktionen. Darstellung von Pseudoaneurysmen, Abszedierung mit oder ohne Bakteriämie. Eine die bei Doppler-Technik path. Verwirbelungen, pulsatile Masse/Schwellung kann ein Pseudo- veränderte Flussrichtung im Implantat oder aneurysma als Zeichen einer Implantatinfektion Thrombosierung als Infektzeichen zeigen können. anzeigen. Auch eine Implantatobliteration mit Besser für oberflächliche Implantate1. nachfolgender Ischämie oder Nekrose kann klini- MRT sensitiver auf inflammatorische Gewebever- sche Manifestation einer Infektion sein1. änderungen um das Implantat. Weniger geeignet bei Frühinfektionen4,1. Labor/Mikrobiologie Radiochromatografie: (Tc99m oder Gallium Mar- Blutkulturen bei Bakteriämie meist positiv. BKS, kierung von Leukos) zeigt Focus schnell und Leukos, PCT und CRP nicht spezifisch und nur in sicher an. Oft falsch positiv5,1. 3 Künstliche Gefäßprothesen CT ist die Bildgebung der Wahl. Vorteil: weniger rung postoperativer und infektiöser Kriterien1,5. untersucherspezifisch als Sono, Schichtaufnah- PET-CT: bisher bekannte Sensitivität > 90 % und men sind präzise und atemunabhängig. Sichere Spezifität ca. 70 %. Noch nicht etabliert, schlech- Darstellung von schweren Infektionen. Kontrolle te Verfügbarkeit im Notfall, oft falsch positiv in für Feinnadelpunktionen, wenig aussagekräftig der frühen postoperativen Phase. bei Frühinfektionen wegen fehlender Differenzie- Therapie Versuch des Implantaterhalts Therapiedauer Entfernung des Implantates und in keine festen Daten, mindestens 6 Wochen i.v. situ-Ersatz durch biologisches Material Entfernung und Anlage eins extraanatomi- Gabe, gefolgt von 6 Monaten p.o. Gabe. In seltenen Fällen lebenslange Therapie2. schen Bypasses2 Therapieort Begleitende Antibiotikatherapie nach Antibio- primär Klinik/ggf. zu Hause fortführen gramm, Ein Erhalt der Extremität kann nur gewährleistet werden, wenn keine irreversible Chronifizierung Ischämie vorliegt. kann auftreten, macht lebenslange antimikrobielle Therapie notwendig Meldung einer Implantat-Infektion Im Falle einer manifesten Implantat-Infektion oder jeweils zuständigen implantierenden Klinik bzw. des Verdachts auf Vorliegen einer Infektion wen- Abteilung. Weitere Einzelheiten dazu finden Sie im den Sie sich bitte an die 24-Stunden Hotline der Ordner „Kontaktadressen“ auf dieser CD. 4 Künstliche Gefäßprothesen Literatur [1] Baddour, L., Bettmann, M. , Bolger, A., Epstein, A., Ferrieri, P., Gerber, M., et al.: Nonvalvular Cardiovascular Device-Related Infections, Circulation 2003, 108:2015-2031 [2] FitzGerald SF, Kelly C, Humphreys H: Diagnosis and treatment of prosthetic aortic graft infections: confusion and inconsistency in the absence of evidence or consensus. J AntimicrobChemother. 2005 Dec; 56(6):996-9. Epub 2005 Nov 3. [3] Seeger JM:Management of patients with prosthetic vascular graft infection. Am Surg 2000; 66: 166-177 [4] Spartera C, Morettini G, Petrassi C et al: Role of magnetic resonance imaging in the evaluation of artic graft healing, perigraft fluid collection and graft infection. Eur J VascSurg 1990; 4:69-73 [5] Leroy O, Meybeck A, Sarraz-Bournet B, d'Elia P, Legout L.: Vascular graft infections. CurrOpin Infect Dis. 2012 Apr; 25(2):154-158 [6] Levine GN, Gomes AS, Arai AE, Bluemke DA, Flamm SD, Kanal E, Manning WJ, Martin TE, Smith M, Wilke N, Shellock FS, Safety of magnetic resonance Imaging in Patients with cardiovascular devices. Circulation 2007;116:2878-2891 5