MEDIZIN AKTUELL Holm Häntzschel Klassische chronische Polyarthritis Synonyme der chronischen Polyarthritis (cP): Rheumatoide Arthritis (RA), progredient chronische Polyarthritis (pcP). Diagnose: Prodromale Allgemein- (Gewichtsabnahme, rasche Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, depressive Stimmungslage, subfebrile Temperaturen) und Lokalsymptome (Parästhesien, Kälteempfindlichkeit, Hyperhidrosis, Morgensteifigkeit) können Wochen oder auch Monate bestehen, ehe klinisch manifeste Symptome der cP nachweisbar sind. Krankheitsbeginn: 60 Prozent schleichend mit ständigen Polyarthralgien, episodischer, später anhaltender, meist symmetrischer Polyarthritis der kleinen und mittleren Gelenke, 30 Prozent atypisch, mono- beziehungsweise oligoartikulär mit Asymmetrie und Beteiligung auch großer Gelenke, unter zehn Prozent akut mit Polyarthritis, Allgemeinerscheinungen und Temperaturen (Tabelle 1). Die Diagnose der cP ist zutreffend, wenn mindestens vier der in Tabelle 1 genannten Kriterien bestehen. Die Kriterien eins bis vier müssen mindestens sechs Wochen vorhanden sein. Die bisherigen Ausschlußkriterien entfielen. Befall von Gelenken, Sehnen und Bursae Gelenkbefall: Schmerzen, Steifigkeit, Bewegungseinschränkung, exsudative Schwellung und Hyperthermie. Gelenkschmerz: Ruhe-, Druckund Bewegungsschmerz. Initial Gelenkbeweglichkeit: durch Schmerzen und entzündliche, exsudative Schwellung, später durch proliferative Schwellung, Fibrose der Gelenkkapsel, Muskelatrophie und Verkürzung von Sehnen eingeschränkt, im Spätstadium wird sie Chronische Polyarthritis-Gruppe Die Frühdiagnose und Verlaufsbeurteilung der chronischen Polyarthritis (cP) haben den Befall von Gelenken, Sehnenscheiden, Bursae auf der einen, eine extraartikuläre Organmanifestation auf der anderen Seite zu berücksichtigen. Extraartikuläre Besonderheiten weisen auf Sonderformen der cP in dieser Krankheitsgruppe hin. Die komplexe Therapie erfordert neben der Pharmaka-, physikalischen und operativen Therapie auch Maßnahmen zur Krankheits- und Schmerzbewältigung. Die symptomatische medikamentöse Therapie erfolgt mit Glukokortikoiden und nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Während der ersten beiden Krankheitsjahre treten bereits röntgenologisch nachweisbare Knochenzerstörungen ein, weshalb diese Basistherapie frühzeitig zum Einsatz kommen muß. durch fibröse oder knöcherne Ankylose aufgehoben. Prädilektionsstellen einer Tenosynovialitis: Beugesehnen der Finger, Sehnenscheide des M. extensor carpi ulnaris (erkennbar am Caput ulnae), die Sehnen im Karpaltunnelbereich sowie am inneren und äußeren Malleolus. Klinische Untersuchungstechnik: Durch Palpation mit zwei Fingern gelingt es, eine Ergußbildung (exsudative Gelenkschwellung) oder eine Verdickung der Gelenkkapsel (proliferative Gelenkschwellung) nachzuweiZentrum für Innere Medizin (Direktor: Prof. Dr. med. habil. Holm Häntzschel), Medizinische Klinik IV, Universität Leipzig sen und diese von der bindegewebigen oder knöchernen Auftreibung bei Arthrose abzugrenzen. Charakteristische Gelenkbefunde im Frühstadium: Spindelförmige Schwellung der PIP-Gelenke, bilaterale, oft symmetrische Schwellung der MCP-Gelenke, besonders der Gelenke 2 und 3 (Abbildung 1). Bei 50 Prozent der Patienten: erste klinische (und röntgenologische) Veränderungen im Bereich der MTPGelenke 2 bis 5. In der Frühphase ist häufig ein lateraler Kompressionsschmerz der MCP-Gelenke (Gaenslensches Zeichen) sowie entsprechend der MTP-Gelenke Druck nachweisbar. Positiver Kneif- (Pinch-)Test bei Tenosynovitis der Fingerbeugesehnen: Schwellung der Grundphalanx und verstrichene Hautfältelung, so daß keine Hautfalte abgehoben werden kann. Krankheitsverlauf: Einbeziehung weiterer, fortschreitender Zerstörung betroffener Gelenke. Handdeformität: Ulnardeviation der Finger im Bereich der MCP-Gelenke, Knopfloch- und Schwanenhalsdeformität der Finger, Atrophie der Mm. interossei (Abbildung 2, 3, 4). Verminderung der groben Kraft der Hand, Faustschlußdefizit. Fußdeformität: Hallus valgus, Subluxation der Metatarsalköpfchen, Lateraldeviation der 2. bis 4. Zehe, Abduktion der 5. Zehe und Hammerzehen bei progredienter cP. Die Krallenstellung der Zehen ist durch eine dorsale Subluxation der Basen der 2. bis 5. Zehengrundglieder bedingt (Abbildung 5). Kniegelenk: Verdickung der Synovialmembran und exsudative Schwellung (Gelenkerguß) treten besonders im Bereich der Bursae suprapatellaris (Abbildung 6a, b), eine Muskelatrophie im Bereich des Vastus medialis in Erscheinung. Eine Arthrozele oder Bakerzyste entsteht durch Ausdehnung des Ergusses nach dorsal oder durch Ver- Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14, 7. April 1995 (59) A-1027 AKTUELL größerung von Bursae in der Kniekehle. Durch Druckänderung oder Größenzunahme können erhebliche Beschwerden verursacht und infolge von Ruptur, Symptome einer Thrombophlebitis am Unterschenkel vorgetäuscht werden. Durch Arthrosonographie kann die Diagnose gesichert werden (Abbildung 7a, b). Ellenbogengelenke: Arthritis ist durch federnde Streckhemmung sowie eine Schwellung im Bereich des radialen und ulnaren Sulkus zu beiden Seiten des Olekranon gekennzeichnet. Schultergelenk: Schwellung ist seltener, durch eine exsudative Schwellung, häufiger durch eine Bursitis (Bursa subacromialis, Bursa subdeldoidea) oder Tenosynovitis bedingt. Druckschmerz: lokalisiert am Tuberkulum majus oder Processus coracoideus oder diffus. Sprunggelenk: Zur Schwellung oder Verdickung im Bereich der Knöchelpartien bei Befall des oberen Sprunggelenkes kommt es durch Tenosynovitis der vor dem Sprunggelenk verlaufenden Strecksehnen des Fußes (die Einschnürung durch Ligamentum carpi transversum ruft das sogenannte Sanduhrphänomen hervor), sowie Tenosynovitis der Fußbeuger im Bereich der Malleolen. Hüftgelenk: Schmerzhafte Bewegungseinschränkung gilt als Frühsymptom. Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen können diagnostisch hilfreich sein. Halswirbelsäule: Atlantookzipitale oder atlantoaxiale Dislokationen können neurologische Symptome verursachen. Extraartikuläre Organmanifestation (EAOM) Eine systemische Manifestation führt oft zu Anorexie, Gewichtsabnahme, schneller Ermüdbarkeit, Temperaturerhöhungen, Muskelatrophie, Leukozytose und Lymphknotenschwellung. Anders als beim systemischen Lupus erythematodes ist eine Nierenbeteiligung selten und gewöhnlich Folge einer sekundären Amyloidose. Zahlreichen kutanen (Ulcus cruris) und viszeralen (beispielsweise Neuropathie) Läsionen liegt eine Vaskulitis ~ durch den Arzt diagnostizierte Weichteilschwellung (Arthritis) an mindestens drei Gelenken (PIP-, MCP-, Hand-, Ellenbogen-, Knie-, obere Sprung-, MTP-Gelenke); von Arteriolen und Venolen zugrunde (Tabelle 2). Subkutane und periostale Rheumaknoten treten in etwa 20 Prozent der Fälle auf. Sie sind meist mit Rheumafaktornachweis verbunden, und zeigen mitunter eine schwere Form der Erkrankung an. Prädilektionsstellen: Streckseiten der Extremitäten, besonders Ellenbogengelenk, die Bursa olecrani (Abbildung 8). ~ Schwellung (Arthritis) der PIP-, MCP- oder Handwurzelgelenke; - symmetrische Schwellung (Arthritis ); Chronische Polyarthritis im Alter Tabelle 1: Revidierte diagnostische Kriterien für die Klassifizierung der cP (1) ~ Morgensteifigkeit von mindestens einer Stunde Dauer bis zur maximal erreichbaren Besserung; ~ Rheumaknoten; ~ Rheumafaktor positiv; ~ typischer Röntgenbefund: mindestens gelenknahe Osteoporose oder Erosionen der Gelenke der Hand. Abbildung 1: Schwellung von PIP-Gelenken II und 111 sowie MCP-Gelenk 111 bei cP Intermittierende Symptome erschweren die Frühdiagnose, besonders bei älteren Patienten mit nichtartikulärem Beginn. Wenn im Prodromalstadium der Alters-cP eine schwere Myalgie dominiert, kann die Differenzierung zur Polymyalgia rheumatica (PMR) initialschwierig sein. Frühes Auftreten von periartikulären Rheumaknoten und Rheumafaktoren im Serum erleichtern die Frühdiagnose auch der Alters-cP und ihre Abgrenzung von Rheumafaktornegativen Erkrankungen wie PMR, Polyarteriitis, tumorassoziierten Syndromen und endokrinologisch-metabolische Erkrankungen (wie "okkulte" Hyperthyreose). Besonders kardiopulmonale Begleitkrankheiten gelten als Risikofaktoren beispielsweise für die Entstehung einer Gastropathie durch NSAR. Felty-Syndrom Abbildung 2: Ulnardeviation und Schwanenhalsdeformitöt, Schwellung der MCP-Gelenke, Atrophie der Mm. interossei bei cP Abbildung 3: Knopflochdeformität, Tenosynovitis der Fingerbeuger, Hygrom am Handrücken bei cP A-1028 (60) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14, 7. April1995 Als Sonderform mit der Trias: Seropositive cP, Leukopenie und Splenomegalie. Weitere extraartikuläre Manifestationen sind SjögrenSyndrom, Lymphadenopathie und Hepatomegalie. Das Krankheitsbild ist durch akuten Beginn oder septischen Krankheitsverlauf gekennzeichnet. Von klinischer Bedeutung ist die gehäufte Infektanfälligkeit. Laborbefunde: Rheumafaktoren mit hohen Titern, Hypergammaglobulinämie, granulozytenspezifische ANA (GS-ANA) oder pANCA, zirkulierende Immunkomplexe, Gammakryoglobuline, Leukopenie und Anämie. AKTUELL Tabelle 2: Hinweise auf eine mögliche Rheumatoide Vaskulitis oder systemisehe cP mit EAOM (2) Tabelle 3: Vorläufige Kriterien zur Klossifikation des Sjörgen-Syndroms (SS) ~ Rheumatismus nodosus (cP mit Rheumaknoten) 1. Symptome des trockenen Auges oder Mundes ~ Polyneuropathie (sensorisch, sensomotorisch, motorisch) 2. Dauer mindestens drei Monate Digitalarterienvaskulitis mit Ischämie/Gangrän (selten) ~ ~ kutane Ulzeration (besonders Ulkus cruris) ~ weitere Hinweise auf eine EAOM (Serositis, fibrosierende Alveolitis, Hepatomegalie) ~ ~ Rheumafaktoren-Titer = 1:1024 Komplementverbrauch (C3 , C4, C3C) ~ Erhöhung von CrP und zirkuherenden Immunkomplexen (CIC) Therapie: Prednisolon; bei Notwendigkeit und Verträglichkeit in Kombination mit Immunsuppressiva (Methotrexat = MTX). Adultes Still-Syndrom Während Still das Krankheitsbild als Sonderform der juvenilen cP zuordnete, beschrieb Bywaters 1971 erstmalig sein Vorkommen im Erwachsenenalter. Das Krankheitsbild beinhaltet hohes Fieber, Arthritis und lachsfarbenes Erythem von makulopapulärem Charakter. Die Arthritis kann einen erosiven, destruktiven Verlauf aufweisen. Öfter sind mittlere und große Gelenke betroffen, seltener jedoch die kleinen Gelenke. Laborbefunde: Sie zeigen eine ausgeprägte Leukozytose, wobei Rheumafaktoren in der Regel nicht nachweisbar sind. Ein ähnliches Exanthem bei sonst weitgehend vergleichbaren klinischen und paraklinischen Befunden weist die Subsepsis allergica, der Morbus Wissler, auf. Es bestehen offensichtlich fließende Übergänge zum adulten Still-Syndrom. Therapie: Als Therapeutikum hat sich Prednisolon bewährt. Es (4) 3. Objektive Augenbefunde, beispielsweise Schirmer-Test ( < 5 mm in 5 Minuten) 4. Biopsie der kleinen Speicheldrüsen -positiver histologischer Befund 5. Befall der Speicheldrüsen: Szintigraphie, Sialographie, Speichelfluß (mindestens ein positiver Test) 6. Ak gegen Ro/SS-A oder LaiSS-B-AG erosiver cP oder anderen Kollagenosen. Die EAOM der cP unterscheidet sich wesentlich von extraglandulären Merkmalen des pnmaren Siecaader Sjögren-Syndroms (Raynaud, Lymphadenopathie, Splenomegalie, renale tubuläre Acidose, noduläre Vaskulitis, Leukopenie ). Immundiagnostische Befunde: Assoziation zu Anti-SS-A oder SS-A und SS-B (Tabelle 3). Die Diagnose eines primären SS ist zutreffend, wenn mindestens vier der sechs Kriterien aus Tabelle 3 bestehen. Von einem sekundären SS spricht man jedoch, wenn Kriterium 1 und 2 erfüllt sind und zusätzlich noch zwei positive Befunde aus den Kriterien 3, 4 oder 5 vorliegen. Therapie des sekundären SS: lokale Therapie (am Auge: künstliche Tränen), Prednisolon oral in Kombination mit Immunsuppressiva Tabelle 4: Verlaufstypen der chronisehen Polyarthritis ~ Remissionen, Stillstand oder nur geringe Progredienz (20 bis 30 Prozent) ~ progrediente Verlaufsform (> 60 Prozent): schleichend mit akuten Phasen, Teilremissionen oder rasch progredient ~ maligne Verlaufsformen (< 10 Prozent): Hohe Entzündungsaktivität, starke klinische und röntgenologische Progredienz, systemisehe Manifestation mit EAOM, Rheumatoide Vaskulitis, anhaltend hohe Werte für CrP, Rheumafaktoren und zum Teil positive ANF sowie erhöhte Mortalität kann auch in Verbindung mit Immunsuppressiva verabreicht werden. Sjögren-Syndrom (55) Primäres Sjögren-Syndrom: Kennzeichnend ist eine Keratoconjunctivitis sicca sowie Xerostomie und eventuell Pharyngotracheobronchitis sicca. Sekundäres Sjögren-Syndrom: Steht in Verbindung mit chronisch- A-1030 (62) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14, 7. April1995 Abbildung 4: Ulnardeviation, Schwanenhalsdeformitöt, Rheumaknoten und Atro~hie der Mm. interessei bei cP (beispielsweise Azathioprin 1 bis 2 mg/kg) . Verlauf und Prognose der chronischen Polyarthritis Verlauf und Prognose der cP können nicht mit Sicherheit vorhergesagt werden. Der einzelne Patient ist durch seinen individuellen Krankheitsverlauf gekennzeichnet (Tabelle 4).Nicht selten ist es erst nach drei bis fünf Jahren möglich, eine Zuordnung der individuellen Krankheit des Patienten in eine der genannten Gruppen vorzunehmen. Als prognostisch ungünstig können polyartikulärer Beginn , anhaltend hohe Entzündungsaktivität, Hinweise auf Rheumatoide Vaskulitis oder EAOM angesehen weiden. ~J ••·••w•s AKTUELL Remissionskriterien: Zur Dokumentation von Erst- und Kontrolluntersuchungen eignen sich Kriterien zur Beurteilung des Aktivitäts- und Funktionsgrades sowie des röntgenologischen Stadiums (Tabelle 5). Eine totale Remission kann erwartet werden, wenn fünf der in Tabelle 5 genannten Kriterien für mehr als zwei Monate erfüllt sind. Therapie der chronischen Polyarthritis Die komplexe Therapie umfaßt neben der Pharmako-, der physikalischen und operativen Therapie besonders auch ärztliche Maßnahmen zur Krankheits- und Schmerzbewältigung (Tabelle 6). Der Therapieplan hat zum Ziel: 1. Verhinderung der Progredienz durch Basisantirheumatika. 2. Beeinflussung der akuten Gelenkentzündung durch Einsatz von Glukokortikoiden (Prednisolon), welche den Zeitraum bis zum Wirkungseintritt der Basisantirheumatika überbrücken sollen. 3. Bei geringer Entzündungsaktivität empfiehlt sich eine antiphlogistische Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), welche die Prednisolon-Therapie zum Teil oder ganz ersetzen kann. 4. Linderung der Gelenkschmerzen durch Gabe von peripher und zentral wirkenden Analgetika. Tabelle 5: Remissionskriterien der Rheumatoiden Arthritis für die cP (3) ~ Morgensteifigkeit (weniger als 15 Minuten), ~ keine Müdigkeit, ~ anamnestisch kein Gelenkschmerz, ~ kein Druck- oder Bewegungsschmerz, ~ keine Weichteilschwellung von Gelenken oder Sehnenscheiden, ~ BSR > 30 (Frauen), > 20 mm/h (Männer) Indikationen: cP bis zum Wirkungseintritt der Basistherapie, cP und Progredienz (langfristig), AlterscP (langfristig), soziale Indikation und NSAR-Gastropathie. Beginn mit Low-dose (4 mg) bei cP mit Aktivitätsgrad 1, Steigerung in 1-mg-Stufen bis zum klinischen Wirkungseintritt; Reduktion der Dosis in 0,5-mgStufen. ..... Lokale Therapie mit Glukokortikoiden Kristallsuspensionen: Triamzinolonhexacetonid (20 mg) , Triamzinolonacetonid (40 mg) Dosis: entsprechend der Größe der Gelenke. Intervall nach intraarti- Tabelle 6: Medikamentöse Therapie Symptomatisch - nichtsteroidale Antirheumatika, - Glukokortikoide Basistherapie - Chlorochin, - Sulfasalazin, Goldsalze, - Azathioprin, MTX, Cyclophosphamid Abbildung 5: Hailux valgus, Schwellung der MTP-Gelenke 11-IV, Abduktion der fünften Zehe und beginnende Hammerzehe bei cP Therapie mit Glukokortikoiden Prednisolon ist das Glukokortikoid der Wahl für die systemische Therapie. ..... Prednisolon-Stoß Betroffen sind Patienten mit akutem Schub oderinitialdeutlicher Entzündungsaktivität (Aktivitätsgrad 2 oder 3). Zu Beginn der Therapie sollte mit 30 mg Prednisolon behandelt werden. Die Reduktion sollte allmählich und in kleinen Schritten bis auf die Low-dose-Prednisolon-Dosis erfolgen (Tabelle 7). Keine Kombination von Prednisolon mit NSAR: Die Kombination ist ungünstig, da NSAR ein Ulkus verursachen und Kortison die Ulkushei- Abbildung 6a, b: Arthrosenagraphie des Kniegelenkes: Recessus suprapatellaris mit Erguß Jung verhindern kann. Wenn notwendig, kann man Kortison morgens und NSAR abends verabreichen, jedoch keine Kombinationstherapie bei Patienten mit manifestem Ulkus, Ulkusanamnese oder Magenbeschwerden durch NSAR. Bei letzteren ist eine Low-dose-Prednisolon-Therapie eventuell mit Analgetika indiziert. ..,... Low-dose-PrednisolonTherapie Definition: Low-dose-Prednisolon = kleinste im Einzelfall wirksame Dosis in der Langzeittherapie. kulärer Injektion mindestens vier Wochen. Keine Verdünnung mit Lokalanästhetikum vornehmen, da sonst die Kinetik verändert wird. Nach intraartikulärer Injektion sollten 24 Stunden Ruhe verordnet werden . Basistherapie Die Basistherapie ist in der Regel eine Langzeittherapie, bei welcher Indikation und Kontraindikationen beachtet sowie Nebenwirkungen möglichst frühzeitig erkannt werden müssen. Bei Ineffizienz sollte nach vier bis Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14, 7. April1995 (63) A-1031 AKTUELL sechs Monaten eine Änderung der Basistherapie erfolgen. Langzeit-Therapieerfolg: Dabei ist die klinische, funktionelle oder röntgenologische Progredienz vermindert. Während der ersten Krankheitsjahre treten bereits 50 Prozent der röntgenologisch nachweisbaren Knochenzerstörungen ein, weshalb die Basistherapie frühzeitig zum Einsatz kommen sollte. Die parenterale Goldtherapie kann (zusammen mit Sulfasalazin) in die sogenannte zweite Reihe der Basistherapie bei cP eingeordnet werden. Die Behandlung mit Goldpräparaten setzt die gesicherte Diagnose einer cP, juvenilen chronischen Arthritis oder Arthritis psoriatica voraus. Dosierungsempfehlung von parenteralem Gold: Gabe einschleichend Tabelle 7: Dosisabbau von Prednisolon bei chronischer Polyarthritis mit Aktivitötsgrod 2 oder 3 gung der Therapie (gilt für Männer und Frauen). Neuauftretende pulmonale Komplikationen erfordern eine sorgfältige Abklärung. Über30mg: Reduktion um 10 mg nach wenigen Tagen Zitierweise dieses Beitrags: Dt Ärztebl1995; 92: A-1027-1032 [Heft 14] Bis15mg: Reduktion um 5 mg wöchentlich Literatur 1. Amell FC, Edworthy SM, Block DA: The BislOmg: Reduktion um 2,5 mg alle ein bis zwei Wochen Bis6mg: Reduktion um 1 mg alle zwei bis vier Wochen Bis4mg: Reduktion um 0,5 mg alle vier bis acht Wochen American Rheumatism Association 1987 revised criteria for the classification of rheumatoid arthritis. Arthr Rheum 1988; 31:315-323 2. Häntzschel H, Seidel W: Extraartikuliire Organmanifestation. In: Häntzschel, Holm; Otto, Werner; Nassonova, Valentina: Rheumatoid-Arthritis - eine systemische Erkrankung. Leipzig, Berlin , Heidelberg: Barth Veriagsgesellschaft mbH, 1992 3. Pinals RS, Masi AT, Larsen RA, The Subcommittee for criteria of remission in rheumatoid arthritis of the American Rheumalism Association diagnoslic and therapeulic criteria commiltee: Preliminary criteria for clinical remission in rheumatoid arthritis. Arthr Rheum 1981; 24: 1308-1315 4. Vitali C, Bombardieri S, Moutsopoulos M et a1: Preliminary criteria for the classification of sjörgren's syndrome; results of a prospektive concerted action supporled by Ihe European Community. Arthr Rheum 1993; 36:340-347 Anschrift des Verfassers: Abbildung 70, b: Arthrosonogrophie des Kniegelenkes: Arthrozele (Boker-Zyste) in der Kniekehle mit Ruptur in der Wade mit Testdosis, wöchentlicher, später monatlicher Injektion. Kontrolluntersuchungen: Blutbild, Urin, Kreatinin, TA und AP Diskussionsbeiträge Methotrexat (MTX) Indikation: bei gesicherter cP mit aktivem, progredienten Krankheitsverlauf. Dosierungsempfehlung: je nach Krankheitsaktivität 10 bis 15 mg oral oder parenteral einmal wöchentlich (Maximaldosis 20 mg). KontraindikationenlInteraktionen: Eine intakte Nierenfunktion ist Voraussetzung für eine MTX-Therapie. Kontraindiziert ist MTX bei einer Kreatinin-Clearance von weniger als 60 ml pro Minute, sowie die Gabe von anderen Substanzen, die ebenfalls eine Antifolatwirkung haben (beispielsweise Cotrimoxazol). Aufgrund der synergistischen Wirkung sind Prof. Dr. med. habil. Holm Häntzschel Medizinische Klinik IV Universität Leipzig Härtelstraße 16-17, 04107 Leipzig Abbildung 8: Rheumaknoten bei cP on typischer SteIle bei Rheumatismus nodosus Störungen der Blutbildung möglich. Nebenwirkungen: gastrointestinal (häufig) Stomatitis, Transaminasenerhöhung, Le_ukozytopenien (0 bis 3 Prozent) und interstitielle Pneumonitis (selten). Kontrolluntersuchungen: Inspektion von Mundhöhle, Rachen, Blutbild, TA und Kreatinin. Ausschluß einer Schwangerschaft, wirksame Empfängnisverhütung während und bis zu drei Monaten nach Beendi- A-1032 (64) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14,7. April 1995 Zuschriften zu Beiträgen im medizinisch-wissenschaftlichen Teil ausgenommen Editorials, Kongreßberichte und Zeitschriftenreferate können grundsätzlich in der Rubrik " Diskussion" zusammen mit einem dem Autor zustehenden Schlußwort veröffentlicht werden, wenn sie innerhalb vier Wochen nach Erscheinen der betreffenden Publikation bei der Medizinisch-Wissenschaftlichen Redaktion eingehen und bei einem Umfang von höchstens zwei Schreibmaschienenseiten (30 Zeilen mit je 60 Anschlägen) wissenschaftlich begründete Ergänzungen, oder Entgegnungen enthalten. Für Leserbriefe zu andere!: Beiträgen gelten keine besonderen Regelungen (siehe regelmäßige Hinweise). DÄ/MWR