25 Himmel und Hölle - Missionarischer Arbeitskreis Bochum

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So ist das Leben...
Himmel
und Hölle
Ein Rabbiner wurde
von seinem Sohn
gefragt: »Vater, wie
stellst du dir Himmel
und Hölle vor?« Der
Rabbi antwortete:
»Ich sehe einen Saal.
Darin steht eine große Tafel mit köstlichen Speisen. Die
Menschen an dieser
Tafel haben steife
Handgelenke. Sie haben Messer und Gabeln mit
überlangen Stielen. Sie sind ihnen an ihre steifen
Handgelenke gebunden. - Dann ertönt ein Zeichen,
und alle stürzen sich auf die Speisen. Sie fahren mit
ihren überlangen Messern und Gabeln umher, erreichen aber nichts. Sie werden immer gieriger, aber sie
bekommen nichts in ihren Mund. So«, sagte der Rabbi, »scheint mir die Hölle zu sein.«
»Und wie sieht es im Himmel aus?« fragte der Sohn.
»Wieder stelle ich mir einen Saal vor. Darin steht
eine große Tafel mit köstlichen Speisen. Die Menschen an dieser Tafel haben steife Handgelenke. Sie
haben Messer und Gabeln mit überlangen Stielen. Sie
sind ihnen an ihre steifen Handgelenke gebunden. Dann ertönt ein Zeichen, und alle beginnen zu essen.
Sie schneiden mit ihren überlangen Messern und füttern sich gegenseitig mit ihren überlangen Gabeln an
den steifen Handgelenken. Sie essen und feiern miteinander ein Freudenmahl. So«, sagte der Rabbi zu
seinem Sohn, »scheint mir der Himmel zu sein.«
•
Die Suche nach dem Ort für die Guten und die
Bösen hat von jeher die Phantasie der Menschen bewegt. Das Verlangen nach Belohnung und die Furcht
vor Strafe für das gelebte Leben sind keine typisch
christlichen Erkennungszeichen. Alle Religionen haben sich mit diesen Fragen befasst. Der Unterschied
liegt in dem »Wie« dieser Orte, in der Beschreibung
des Zustandes im Diesseits oder Jenseits.
•
Die Menschen haben immer darunter gelitten,
dass es auf dieser Erde keine ausgleichende Gerechtigkeit gibt. Die Einen sind reich, die Anderen sind
arm; die Einen sind gesund, die Anderen sind krank;
die Einen leben nach Gottes Willen, die Anderen
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nach ihrem eigenen
Willen. Weil aber in
der Vorstellung der
Menschen
einmal
die
Gerechtigkeit
kommen muss, verlagern viele sie in
die Zeit nach dem
Tode.
•
Auch in der
Bibel hat sich eine
Lohngerechtigkeit
entwickelt. Viele
a l t t e s t a me n t l i c h e
Menschen glaubten,
mit der Erfüllung des Gesetzes könnten sie Gott zu
einer Gegenleistung verpflichten. Weil die Menschen
gut sind gegenüber Gott, muss Gott auch den Menschen gegenüber gut sein.
Dieser Auffassung hat Jesus energisch widersprochen: »So sollt auch ihr, wenn ihr alles getan habt,
was euch aufgetragen war, sagen: Wir sind unnütze
Knechte; was wir zu tun schuldig waren, das haben
wir getan« (Lk 17,10). Jesus wollte sagen: Was Gott
euch gibt, steht in überhaupt keinem Verhältnis zu
den kleinen Leistungen, die ihr erbringen könnt.
•
Die Menschen haben sich in der Beschreibung
von Himmel und Hölle immer schwer getan. Darum
ist die Frage des Sohnes an den Rabbi verständlich:
»Vater, wie stellst du dir Himmel und Hölle vor?«
•
Auf dem Berliner Katholikentag 1952 berichtete der spätere Kardinal Volk von einem kleinen Jungen, der ihn gefragt hatte, ob er im Himmel noch
Fußball spielen könne. Der damalige Theologieprofessor hat darauf geantwortet: »Wenn du im Himmel
noch Fußball spielen willst, kannst du das; ob du es
aber noch willst, ist eine andere Frage.«
•
Wer dem Volk klarmachen wollte, wie Himmel und Hölle aussehen, hat immer zu irdischen Vergleichen und Bildern gegriffen. Selbst die Bibel hat
diesen Weg gewählt.
•
Wenn in der Bibel von der Hölle gesprochen
wird, werden schreckliche und körperlichen Schmerz
verursachende Elemente und Szenen beschrieben.
»Ein Feuer wird brennen bis in die unterste Hölle«
(5 Mose 32,22); »Tiefe der Hölle« (Ps. 86,13);
»Gewalt der Hölle« (Ps. 49,16); »Ängste der Höl-
le« (116,3); »Rachen der Hölle« (Jes 5,14);
»Pforten der Hölle« (Mt. 16,18); »Verdammnis der
Hölle« (Mt. 23,33); »Schlüssel der Hölle und des
Todes« (Offb. 1,18). Die Hölle ist ein Ort ohne
Wiederkehr; es geht um ewige Trennung von allem
Lebenden.
•
Der biblische Begriff »Himmel« ist
schwerer zu fassen, weil er mehrschichtig gebraucht wird. Der Himmel ist das Firmament, ein
Teil des Kosmos. Er ist aber auch Thron und Wohnung Gottes. Später wird Himmel synonym für
Gott gebraucht. Himmel ist da, wo Gott ist.
Die Gerechten werden ewig bei Gott sein. »Unsere
Heimat ist im Himmel« (Phil. 3,20). Johannes beschreibt den Himmel als Lebensgemeinschaft mit
Gott. Jesus sagt: »Wenn einer mich liebt, wird er
mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben,
und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei
ihm nehmen« (Joh. 14,23).
•
In der biblischen Beschreibung von Himmel
und Hölle setzt sich mehr und mehr die Auffassung
durch, dass beide als Kräfte in diese Welt hineinwirken und Einfluss auf das Leben nehmen. Das
bedeutet, dass Himmel und Hölle nicht erst im Jenseits beginnen, sondern bereits in diesem Leben.
•
Nun wird die Antwort des Rabbi in unserer
Geschichte aktuell. Himmel und Hölle werden mit
einem Mahl, einem Festessen mit herrlichsten
Speisen verglichen. Wer nur an sich denkt, ist in
der Hölle; wer nur an den anderen denkt, ist im
Himmel.
•
Liebe ist Himmel, Egoismus ist Hölle.
•
Wo die Liebe ist, da ist Gott. Wo Gott ist, ist
der Himmel. Wo der Egoismus herrscht, da ist der
Tod.
•
Weil Liebe und Egoismus auf dieser Erde so
verbreitet sind, darum sind auch Himmel und Hölle
auf dieser Erde verbreitet.
•
Alle sind berufen, am Festmahl teilzunehmen. Nur wer aus der Liebe lebt, wer anderen
dient, wird ein Freudenmahl feiern; wer aber
Egoist ist, wird die Schönheiten zwar sehen, aber
nicht in Anspruch nehmen können. Der Egoist ist
unglücklich und macht andere unglücklich; Egoismus ist fundamentale Sünde.
• Der Egoist, der nur an sich denkt und alles in
sich aufnehmen will, wird schließlich verhungern.
Der Dienende und Liebende, der alles weggibt,
wird reich und glücklich werden.
In der Bibel nachzulesen
Wenn aber des Menschen Sohn kommen
wird und alle Engel mit ihm, dann wird er
auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen
und vor ihm werden alle Völker versammelt
werden. Und er wird sie voneinander trennen wie ein Hirte die Schafe von den Böcken
trennt. Und er wird die Schafe zu seiner
Rechten stellen und die Böcke aber zu seiner
Linken.
Dann wird Jesus, der König denen zu seiner
Rechten sagen: Kommt her ihr Gesegneten
meines Vaters. Erbt das Reich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt.
Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt
mich gespeist; ich bin durstig gewesen und
ihr habt mir zu trinken gegeben; ich bin ein
Fremdling gewesen und ihr habt mich beherbergt; ich bin ohne Kleidung gewesen und
ihr habt mich bekleidet; ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht; ich bin gefangen gewesen und ihr seid zu mir gekommen...
Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem meiner geringst Brüder getan habt, das habt ihr
mir getan!
Matth. 25, 31-40
Gebet
Herr Jesus Christus, wo du bist, da ist das
Reich Gottes; wo du bist, da ist der Himmel.
Denn du hast mit deiner Liebe zu den Menschen
die Herrschaft von Ichsucht, Hölle und Tod
gebrochen.
Wir aber haben dein Reich auf den Kopf gestellt, wenn wir meinen, die Herrschaft des Ich
sei der Weg zum Leben,
und nicht unsere Bereitschaft zu dienen.
Befreie uns von diesem Irrtum und zeige uns,
dass diese Herrschaft ein Irrweg ist.
Nur wer dich liebt und dem Nächsten dient,
erfährt die Schönheit des Himmels.
Nur zu ihm wirst du kommen
und Wohnung bei ihm nehmen.
Amen.
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Arbeitskreis aktiver Christen
Heiligenberg 10
58540 Meinerzhagen
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