10.04.17 2. Arbeit und Energie ● ● ● Zur Ermittlung der Bewegungsgrößen aus der Bewegungsgleichung müssen mehr oder weniger komplizierte Integrale berechnet werden. Bei einer Reihe von wichtigen Anwendungen treten die gleichen Integrale auf. Sie können unabhängig von der konkreten Anwendung berechnet werden. Diese Integrationen führen auf die Begriffe Arbeit und Energie. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-1 2. Arbeit und Energie 10.04.17 2.1 Arbeitssatz 2.2 Potenzielle Energie 2.3 Energieerhaltungssatz 2.4 Massenpunktsysteme 2.5 Leistung und Wirkungsgrad Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-2 2.1 Arbeitssatz 10.04.17 2.1.1 Herleitung 2.1.2 Berechnung der Arbeit 2.1.3 Anwendungen Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-3 10.04.17 2.1.1 Herleitung ● Integration der Bewegungsgleichung: – – B Betrachtet wird ein Massenpunkt, der sich entlang der Bahn CAB vom Punkt A zum Punkt B bewegt. Dabei wirkt auf ihn die resultierende äußere Kraft F(r), die im Allgemeinen vom Ort abhängt. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes at dr P F an CAB A TM 3 2.2-4 10.04.17 2.1.1 Herleitung – In jedem Punkt der Bahn gilt das Newtonsche Grundgesetz: – m a=F – Das Skalarprodukt mit dem Wegelement dr lautet m a⋅d r =F⋅d r Die Beschleunigung hat eine Tangentialkomponente at und eine Normalkomponente an : a=at + a n – Da die Normalkomponente an senkrecht auf dem Wegelement dr steht, gilt: a n⋅d r=0 Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-5 2.1.1 Herleitung 10.04.17 – Mit der skalaren Bahnbeschleunigung at und dem skalaren Wegelement ds folgt: m a⋅d r=m a t⋅d r =m a t ds – Mit at = folgt: m a t ds=m v – dv dv ds dv dv = = v=v dt ds dt ds ds Damit ist gezeigt: dv ds=m v dv ds m a⋅d r=m v dv=F⋅d r vB – Integration ergibt: m ∫ v dv= ∫ F ( r )⋅d r vA Prof. Dr. Wandinger C AB 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-6 2.1.1 Herleitung ● 10.04.17 Kinetische Energie: – Das Integral auf der linken Seite berechnet sich zu vB 1 m ∫ v dv= m ( v 2B −v 2A ) 2 v A – Die Größe 1 E K = m v2 2 wird als kinetische Energie des Massenpunktes bezeichnet. – Damit gilt: vB m ∫ v dv=E KB −E KA vA Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-7 10.04.17 2.1.1 Herleitung ● Arbeit der äußeren Kräfte: – Das Integral auf der rechten Seite wird als Arbeit der äußeren Kräfte bezeichnet: W AB = ∫ F ( r )⋅d r C AB – WAB ist die Arbeit, die die äußere Kraft F verrichtet, wenn der Massenpunkt entlang der Bahn CAB vom Punkt A an den Punkt B verschoben wird. – Der Wert der Arbeit hängt im Allgemeinen nicht nur vom Anfangs- und Endpunkt, sondern auch von der Bahn ab. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-8 2.1.1 Herleitung ● 10.04.17 Arbeitssatz: E KB −E KA =W AB – Die Differenz zwischen der kinetischen Energie EKB des Massenpunktes im Punkt B und der kinetischen Energie EKA im Punkt A ist gleich der von den angreifenden Kräften auf dem Weg von Punkt A nach Punkt B verrichteten Arbeit WAB . Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-9 2.1.1 Herleitung ● 10.04.17 Einheiten: – Die Einheit der Arbeit ist kg m 2 1 Nm=1 2 =1 J (Joule) s – Die kinetische Energie hat die gleiche Einheit wie die Arbeit. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-10 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Kraft konstanter Größe tangential zum Weg: – et Mit F =F e t und d r=e t ds gilt: F sB P W AB = ∫ F⋅d r=∫ F e t⋅e t ds=F ( s B −s A ) C AB ● sA Kraft konstanter Größe schräg zum Weg: – A sA ϕ et sB P W AB = ∫ F⋅d r=∫ F⋅e t ds=F cos(ϕ) ( s B −s A ) sA A Prof. Dr. Wandinger B sB F Mit d r =e t ds und F⋅e t =F cos(ϕ) gilt: C AB B sB 2. Kinetik des Massenpunktes sA TM 3 2.2-11 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Kraft mit ortsabhängiger Größe tangential zum Weg: – et Mit F (s)=F (s)e t und d r=e t ds gilt: F(s) sB W AB = ∫ F⋅d r=∫ F (s)e t⋅e t ds C AB sB sA =∫ F (s) ds sA A Wird die Kraft F über dem Weg s aufgetragen, so entspricht die Arbeit der Fläche unter der Kurve. Prof. Dr. Wandinger P F sA – B sB 2. Kinetik des Massenpunktes WAB sA sB s TM 3 2.2-12 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Reibungsarbeit: z y – Ein Massenpunkt bewegt sich auf einer rauen Oberfläche von A nach B. – Dabei wirkt auf ihn die Reibungskraft R=μ N R A tangential zum Weg. N CAB B – Sie verrichtet die Arbeit W RAB =−μ N ( s B −s A ) =−μ N L AB x Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-13 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit – Die Reibungsarbeit hängt vom Weg ab, auf dem der Massenpunkt von A nach B gebracht wird: ● ● ● Die Länge LAB ist wegabhängig. Der Reibungskoeffizient kann unterschiedlich sein. z y Die Normalkraft N kann unterschiedlich sein. C1 A W R AB 1 ≠W B R AB 2 C2 x Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-14 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Federarbeit: s0 sA sB s FF – Ein Massenpunkt, der von einer Feder gehalten wird, bewegt sich von der Stelle sA an die Stelle sB . – Dabei greift an ihm die Federkraft F F (s)=c ( s−s 0 ) an. – Die Federkraft verrichtet die Arbeit sB 1 2 2 W FAB =−∫ c ( s−s 0 ) ds=− c [ ( s B −s 0 ) −( s A−s 0 ) ] 2 s A Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-15 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Hubarbeit: – – Ein Massenpunkt der Masse m bewegt sich entlang der Bahn CAB vom Punkt A an den Punkt B. z B g CAB Dabei wirkt auf ihn die Gewichtskraft dr G =−m g e z A y G x Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-16 2.1.2 Berechnung der Arbeit 10.04.17 – Für das Streckenelement gilt: d r=e x dx +e y dy +e z dz – Damit berechnet sich die von der Gewichtskraft verrichtete Arbeit zu W GAB = ∫ G⋅d r= ∫ (−m g e z )⋅( e x dx+ e y dy + e z dz ) C AB zB C AB =−∫ m g dz=−m g ( z B −z A ) zA – Die von der Gewichtskraft verrichtete Arbeit wird als Hubarbeit bezeichnet. – Sie hängt nur von der Höhendifferenz ab. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-17 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit ● Beispiel: – – Die Masse m wird auf der schiefen Ebene reibungsfrei vom Punkt A an den Punkt B verschoben. Dabei greifen an ihr die folgenden Kräfte an: ● Gewichtskraft G ● Horizontalkraft H ● Federkraft: F F =c s s s B B m H s A z g A α s 0=0 Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-18 2.1.2 Berechnung der Arbeit 10.04.17 – Zu berechnen ist die gesamte Arbeit aller Kräfte, die an der Masse angreifen. – Zahlenwerte: ● Masse m = 10 kg ● Weg sA = 0,5 m ● Weg sB = 2,5 m ● Federkonstante c = 30 N/m ● Horizontalkraft H = 400 N ● Winkel α = 30° Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-19 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit – Kräfte an der freigeschnittenen Masse: Federkraft FF ● Normalkraft N ● Gewichtskraft mg ● – s ● Horizontalkraft H Horizontalkraft H : α H N α mg FF W HAB =H cos(α) ( s B −s A )=400 N⋅cos (30 °)⋅2 m=692,8 J – Normalkraft N : ● Die Normalkraft N steht senkrecht auf der Bahn und verrichtet daher keine Arbeit. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-20 10.04.17 2.1.2 Berechnung der Arbeit – Federkraft FF : 1 W =− c ( s 2B −s 2A ) =−15 N/ m ( 2,52 m 2 −0,5 2 m 2 ) =−90 J 2 F AB – Gewichtskraft G : W GAB =−mg ( z B −z A )=−mg ( s B −s A ) sin (α) m =−10 kg⋅9,81 2 ⋅2 m⋅(sin 30 °)=−98,1 J s – Gesamte Arbeit: Prof. Dr. Wandinger W AB =W HAB +W FAB +W GAB =504,7 J 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-21 10.04.17 2.1.3 Anwendungen ● Beispiel 1: Bremsendes Fahrzeug – – – – Gegeben: Ein Fahrzeug fährt mit konstanter Geschwindigkeit v eine geneigte Straße hinunter. Der Fahrer tritt heftig auf die Bremse, so dass das Fahrzeug mit blockierten Rädern rutscht. Wie weit rutscht das Fahrzeug? Prof. Dr. Wandinger ● Fahrzeugmasse m ● Geschwindigkeit v ● Neigungswinkel α ● Reibungskoeffizient μ v z g s AB B 2. Kinetik des Massenpunktes α A zA - zB TM 3 2.2-22 10.04.17 2.1.3 Anwendungen – Kräfte am freigeschnittenen Fahrzeug: ∑ F n =0 α : N −m g cos(α)=0 → N =m g cos(α) R=μ N =μ m g cos(α) – n mg s Hubarbeit: R N z A −z B =s AB sin (α) G W AB =−m g ( z B −z A )=m g ( z A−z B )=m g s AB sin(α) Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-23 10.04.17 2.1.3 Anwendungen – – – R Reibungsarbeit: W AB =−R s AB =−μ m g cos(α) s AB Kinetische Energien: 1 E KA = m v 2 , E KB =0 2 Arbeitssatz: E KB −E KA =W GAB +W RAB 1 2 − m v =m g sin (α) s AB −μ m g cos(α) s AB 2 =m g s AB ( sin (α)−μ cos(α) ) – Ergebnis: Prof. Dr. Wandinger v2 1 s AB = 2 g μ cos(α)−sin (α) 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-24 10.04.17 2.1.3 Anwendungen ● Beispiel 2: Achterbahn – s g Gegeben: ● Masse m des Wagens ● Radius R ● ϕ R B A ψ R Prof. Dr. Wandinger – Anfangsgeschwindigkeit v(s=0) = v0 Gesucht: ● Geschwindigkeit v(s) ● Beschleunigung a(s) 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-25 10.04.17 2.1.3 Anwendungen – Wagen freigeschnitten: ● ● ● Nur die Gewichtskraft mg verrichtet Arbeit. r Die Normalkraft N steht immer senkrecht auf der Bahn. N ϕ Allgemein gilt: Führungskräfte Führungskräfteverrichten verrichten keine keineArbeit. Arbeit. Prof. Dr. Wandinger ϕ mg s A 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-26 10.04.17 2.1.3 Anwendungen Geometrie: – ● Kreis um A: z s =R ϕ s C D z (ϕ)=R cos(ϕ) z(s) ϕ z ( s )=R cos R B A s R ( ) ϕ im Bogenmaß! R Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-27 10.04.17 2.1.3 Anwendungen ● z C Kreis um B: s=R π + R ψ 2 s z ( ψ)=−R sin (ψ) ϕ s π − R 2 s =R cos R ( ) ( ) R B A ψ R z(s) Prof. Dr. Wandinger z ( s)=−R sin ψ im Bogenmaß! D 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-28 10.04.17 2.1.3 Anwendungen – Hubarbeit: ( () ) W GCD =−mg ( z (s)−z (0) ) =−mg R cos s −1 R 1 1 E CK = m v 20 , E KD = m v 2 (s) 2 2 – Kinetische Energien: – Arbeitssatz: E KD −E KC =W GCD ( () ) 1 s m ( v 2 (s)−v 20 ) =−mg R cos −1 2 R √ ( → v (s )= v 20 +2 gR 1−cos Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes ( )) s R TM 3 2.2-29 2.1.3 Anwendungen – 10.04.17 Beschleunigung: ● Bahnbeschleunigung: 2 dv 1 dv s a t (s )=v = =g sin ds 2 ds R ● ( ) Bei einer Kreisbewegung gilt für die Normalbeschleunigung: 2 2 v v0 s a n ( s)= = +2 g 1−cos R R R Prof. Dr. Wandinger ( ( )) 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-30 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Gewichtskraft: – z Die Arbeit der Gewichtskraft ist unabhängig von der Bahnkurve. Sie hängt nur vom Anfangs- und Endpunkt der Bahn ab: B g CAB dr W GAB =−G ( z B −z A ) A y G x Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-31 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Federkraft: – Die Arbeit, die die Federkraft verrichtet, hängt nur von der Dehnung oder Stauchung der Feder ab, unabhängig davon, wie die Kraft aufgebracht wurde. – Für s0 = 0 gilt: s 1 W FAB =− c ( s 2B −s 2A ) 2 sA Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes FF sB TM 3 2.2-32 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Reibungskraft: – Die Arbeit, die die Reibungskraft verrichtet, hängt von der z Bahnkurve ab: y ∫ R⋅d r=−μ 1 N L1 C1 ∫ R⋅d r=−μ 2 N L 2 C1 A B C2 C2 x Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-33 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Konservative Kräfte: – Eine Kraft heißt konservativ, wenn die Arbeit, die sie an einem Massenpunkt verrichtet, nur vom Anfangs- und Endpunkt der Bahn abhängt, die der Massenpunkt beschreibt, aber unabhängig von der Bahnkurve ist. – Die Gewichtskraft und die Federkraft sind konservative Kräfte. C2 W AB =∫ F⋅d r=∫ F⋅d r C1 C2 A Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes B C1 TM 3 2.2-34 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie – Arbeit einer konservativen Kraft entlang eines geschlossenen Weges: C A B A ∫ F⋅d r=W AA=0 C W AB +W BA=0 → W BA=−W AB „Arbeit bleibt erhalten“ Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-35 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Dissipative Kräfte: – Eine Kraft heißt dissipativ, wenn die Arbeit, die sie an einem Massenpunkt verrichtet, nicht nur vom Anfangs- und Endpunkt der Bahn abhängt, die der Massenpunkt beschreibt, sondern auch von der Bahnkurve. – Reibungskräfte sind dissipative Kräfte. C2 ∫ F⋅d r≠∫ F⋅d r C1 C2 A Prof. Dr. Wandinger B 2. Kinetik des Massenpunktes C1 TM 3 2.2-36 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Potenzielle Energie: – Die potenzielle Energie einer konservativen Kraft im Punkt A ist die Arbeit, die die konservative Kraft an dem Massenpunkt verrichtet, wenn er vom Punkt A in den Bezugspunkt R verschoben wird. – Die potenzielle Energie hängt vom gewählten Bezugspunkt ab. E P (A , R)=W AR =∫ F⋅d r=∫ F⋅d r C1 C2 C2 R Prof. Dr. Wandinger A 2. Kinetik des Massenpunktes C1 TM 3 2.2-37 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie – Wird der Massenpunkt vom Ort A an den Ort B verschoben, so lässt sich die von einer konservativen Kraft verrichtete Arbeit WAB aus der Differenz der potenziellen Energien berechnen: B W AB =W AR +W RB =W AR −W BR =E P (A , R )−E P (B , R) =W AR ' +W R ' B =W AR ' −W BR ' =E P (A , R ' )−E P (B , R ' ) =E PA−E PB CRB CRB' CAR' A R' R Prof. Dr. Wandinger CAB 2. Kinetik des Massenpunktes CAR TM 3 2.2-38 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Potenzielle Energie der Gewichtskraft: – Für die potenzielle Energie der Gewichtskraft gilt: E G (A , R)=W GAR =−m g ( z R −z A )=m g ( z A−z R ) – Die potenzielle Energie der Gewichtskraft hängt nur von der Höhe des Massenpunktes ab. Sie wird daher auch als potenzielle Energie der Lage oder Lageenergie bezeichnet. – Die Lageenergie ist negativ, wenn sich der Massenpunkt unterhalb des Bezugspunktes befindet. – Wird als Bezugspunkt der Koordinatenursprung gewählt, so gilt: E G (A , O )=m g z A Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-39 2.2 Potenzielle Energie 10.04.17 – Wenn die Schwerkraft parallel zur z-Achse wirkt, hängt die Lageenergie nur von der z-Koordinate ab. – Alle Bezugspunkte mit gleicher z-Koordinate sind gleichwertig. Sie definieren ein Nullniveau. – Die Nullniveaus sind Ebenen z = const. – Vorzeichen der Lageenergie: z EG > 0 g Prof. Dr. Wandinger Nullniveau EG < 0 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-40 10.04.17 2.2 Potenzielle Energie ● Potenzielle Energie der Federkraft: – Als Bezugspunkt für die potenzielle Energie der Federkraft wird der Zustand der entspannten Feder gewählt. – Dann gilt für die potenzielle Energie der Federkraft: 1 2 E (s)= c s 2 F – – Die potenzielle Energie der Federkraft ist immer positiv. Sie wird als Federenergie bezeichnet. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes s C F TM 3 2.2-41 2.3 Energieerhaltungssatz ● 10.04.17 Arbeitssatz: E KB −E KA =W AB – Der Arbeitssatz lautet: – Die Arbeit WAB setzt sich zusammen ● ● – K P P aus der Arbeit W AB =E A −E B der konservativen Kräfte, und D der Arbeit W AB der dissipativen Kräfte. Einsetzen in den Arbeitssatz ergibt: E KB −E KA =E PA−E PB +W DAB K P K P D E + E − E + E =W ( B B ) ( A A ) AB Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-42 2.3 Energieerhaltungssatz ● 10.04.17 – Die Änderung der Summe aus kinetischer und potenzieller Energie eines Massenpunktes ist gleich der Arbeit der an ihm angreifenden dissipativen Kräfte. – Die Arbeit der dissipativen Kräfte ist immer negativ. Energieerhaltungssatz: – Wenn an einem Massenpunkt nur konservative Kräfte angreifen, dann bleibt die Summe der kinetischen und der potenziellen Energie konstant: E KB + E PB =E KA + E PA Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-43 10.04.17 2.3 Energieerhaltungssatz ● Beispiel 1: Bremsendes Fahrzeug – Ein Fahrzeug der Masse m fährt mit konstanter Geschwindigkeit v eine geneigte Straße hinunter. – Der Fahrer tritt heftig auf die Bremse, so dass das Fahrzeug mit blockierten Rädern rutscht. – Wie weit rutscht das Fahrzeug? v z s AB B Prof. Dr. Wandinger g 2. Kinetik des Massenpunktes α A zA - zB TM 3 2.2-44 10.04.17 2.3 Energieerhaltungssatz – Reibungsarbeit: ● n Reibungskraft: ∑ F n =0 α : N −m g cos(α)=0 → N =m g cos(α) mg s R=μ N =μ m g cos(α) ● Reibungsarbeit: R N W RAB =−R s AB =−μ m g cos(α) s AB – Bezugspunkt für die Lageenergie: ● Ort bei Bremsbeginn Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-45 10.04.17 2.3 Energieerhaltungssatz – Ort A: Bremsbeginn ● ● Kinetische Energie: 1 K 2 EA= mv 2 Lageenergie: – Ort B: Bremsende ● Kinetische Energie: K E B =0 ● Lageenergie: G E GB =−m g s AB sin (α) E A =0 – Arbeitssatz: K G K G R E + E − E + E =W ( B B ) ( A A ) AB 1 2 −m g s AB sin (α)− m v =−μ m g s AB cos(α) 2 1 v2 v2 1 → s AB ( μ cos(α)−sin (α) ) = → s AB = 2 g 2 g μ cos(α)−sin (α) Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-46 2.3 Energieerhaltungssatz ● 10.04.17 Beispiel 2: Achterbahn z – s C Gegeben: ● Masse m des Wagens ● Radius R D z(s) ● ϕ R B A – Anfangsgeschwindigkeit v(s=0) = v0 Gesucht: ● Geschwindigkeit v(s) R Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-47 10.04.17 2.3 Energieerhaltungssatz – Nur die Gewichtskraft verrichtet Arbeit. – Da die Gewichtskraft eine konservative Kraft ist, gilt der Energieerhaltungssatz. – Als Bezugspunkt für die Lageenergie wird Punkt A gewählt. – Energien: Kinetische Energie Ort C Ort D Prof. Dr. Wandinger 1 E CK = m v 20 2 1 K 2 E D = m v (s ) 2 2. Kinetik des Massenpunktes Lageenergie E GC =m g R E GD =m g z(s) TM 3 2.2-48 2.3 Energieerhaltungssatz 10.04.17 s z (s)=R cos R ( ) – Geometrie: – Energieerhaltungssatz: E KD + E GD =E CK + E GC 1 s 1 2 2 m v ( s )+m g R cos = m v 0 +m g R 2 R 2 ( ) √ 2 ( → v( s)= v 0 +2 g R 1−cos Prof. Dr. Wandinger ( )) s R 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-49 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme ● Arbeitssatz für einen Massenpunkt: – Für jeden einzelnen Massenpunkt mit Index i gilt der Arbeitssatz E KBi −E KAi =W ABi – Für die kinetische Energie des Massenpunktes gilt: 1 1 2 K E = m i v Ai , E Bi = mi v 2Bi 2 2 K Ai – WABi ist die von den am Massenpunkt angreifenden äußeren und inneren Kräften verrichtete Arbeit: ) (I ) W ABi =W (X +W ABi ABi Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-50 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – ) Für die Arbeit der äußeren Kräfte gilt: W (X ABi =∫ F i⋅d r Ci – Für die Arbeit der inneren Kräfte gilt: W ABi =∫ (I ) Ci – F ij ⋅d r ∑ ( ) j Die Summe erstreckt sich über alle inneren Kräfte Fij , die am Massenpunkt mit Index i angreifen. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-51 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme ● Arbeitssatz für das Massenpunktsystem: – Summation über die einzelnen Massenpunkte ergibt: ∑ ( E KBi −E KAi )=∑ W (XABi) +∑ W (ABiI ) i i i – Kinetische Energie des Massenpunktsystems: 1 K K 2 E =∑ E i =∑ mi v i i i 2 – Arbeit der äußeren Kräfte: ) (X) W (X = W ∑ ABi AB i – Arbeit der inneren Kräfte: W AB =∑ W ABi =∑ ∫ (I ) (I ) i Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes i Ci F ij ⋅d r ∑ ( ) j TM 3 2.2-52 2.4 Massenpunktsysteme – 10.04.17 Damit lautet der Arbeitssatz für das Massenpunktsystem: ) (I) E KB −E KA =W (X +W AB AB – Der Weg Ci , den der Massenpunkt i beschreibt, stimmt im Allgemeinen nicht mit dem Weg Cj überein, den der Massenpunkt j beschreibt. – Daher ist trotz Fij + Fji = 0 die von den inneren Kräften verrichtete Arbeit im Allgemeinen nicht null. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-53 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme ● Starre Bindung: – – Liegt zwischen zwei Massenpunkten eine starre Bindung vor, so beschreiben sie bei einer Translation den gleichen Weg. Für die Arbeit der inneren Kräfte folgt daraus: W (IAB) =∫ ( F 12 + F 21 )⋅d r=0 m2 C F21 A F12 dr dr B C m1 C Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-54 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – – Bei einer Rotation steht das Wegelement dr senkrecht auf der Verbindungslinie der beiden Massenpunkte. F21 dr2 Wegen F 12⋅d r 1 =0, F 21⋅d r 2 =0 gilt also ebenfalls: – m2 (I ) AB W =0 Ergebnis: dr1 F12 m1 Bei Beieinem einemMassenpunktsystem Massenpunktsystemmit mitstarren starrenBindungen Bindungen verrichten verrichtendie dieinneren innerenKräfte Kräftekeine keineArbeit. Arbeit. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-55 2.4 Massenpunktsysteme 10.04.17 – Für Systeme mit starren Bindungen vereinfacht sich der Arbeitssatz zu ) E KB −E KA =W (X AB – Wenn die äußeren Kräfte konservativ sind, dann kann die von ihnen verrichtete Arbeit aus der Differenz der potenziellen Energien berechnet werden: ) P P P P W (X =E −E = E −E ( AB A B ∑ Ai Bi) i – Dann folgt aus dem Arbeitssatz der Energieerhaltungssatz: E KB + E PB =E KA + E PA Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-56 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – ● Dabei kann für jeden Massenpunkt ein eigenes Nullniveau gewählt werden. Beispiel: Flaschenzug – Aufgabenstellung: ● ● Die beiden Massen m1 und m2 sind durch ein masseloses dehnstarres Seil verbunden, das über masselose Rollen läuft. Wie groß sind die Beschleunigungen, wenn das System aus der Ruhe losgelassen wird? Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes g m2 m1 TM 3 2.2-57 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – Wahl der Freiheitsgrade: ● – Kinematische Bindung: ● – Die Lagekoordinaten s1 und s2 der beiden Massen werden ab der Ausgangslage nach unten gemessen. 2 s 1 + s 2 =0 → ṡ 2 =−2 ṡ 1 Innere Kräfte: ● m2 m1 Da eine starre Bindung vorliegt, verrichten die inneren Kräfte keine Arbeit. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes s2 s1 TM 3 2.2-58 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – Äußere Kräfte: ● ● ● Als äußere Kraft wirkt die Gewichtskraft. Sie ist eine konservative Kraft. Das Nullniveau der Lageenergie wird jeweils in die Ausgangslage der Massen gelegt. Der Ausgangszustand wird als Zustand A und der ausgelenkte Zustand als Zustand B bezeichnet. Dann gilt für die Lageenergien: Masse 1 Masse 2 Zustand A E A 1=0 E A 2 =0 Zustand B E GB 1=−m1 g s 1 E GB 2 =−m 2 g s 2 Prof. Dr. Wandinger G 2. Kinetik des Massenpunktes G TM 3 2.2-59 10.04.17 2.4 Massenpunktsysteme – Kinetische Energie: ● ● – Da das System am Anfang in Ruhe ist, gilt: Für die kinetische Energie im ausgelenkten Zustand gilt: 1 K 2 1 2 E B = m1 s˙1 + m 2 s˙2 2 2 Energieerhaltungssatz: ● K E A =0 1 2 1 2 m1 ṡ 1 + m2 ṡ 2 −m1 g s 1 −m2 g s 2 =0 2 2 Mit der kinematischen Bindung folgt daraus: 1 2 2 m1 ṡ 1 +2 m2 ṡ 1 −m 1 g s 1 +2 m 2 g s 1 =0 2 Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-60 2.4 Massenpunktsysteme – 10.04.17 Geschwindigkeit: ● Mit ṡ 1 =v( s 1 ) folgt aus dem Energieerhaltungssatz: √ m 1−2 m 2 v 1 ( s 1 )=± 2 g s1 m 1+ 4 m 2 ● ● Für m1 > 2m2 muss s1 positiv sein. Die Masse m1 bewegt sich nach unten. Es ist das positive Vorzeichen der Wurzel zu nehmen. Für m1 < 2m2 muss s1 negativ sein. Die Masse m1 bewegt sich nach oben. Es ist das negative Vorzeichen der Wurzel zu nehmen. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-61 2.4 Massenpunktsysteme – 10.04.17 Beschleunigungen: ● Die Geschwindigkeit v1 ist als Funktion des Weges s1 bekannt. ● Daraus berechnet sich die Beschleunigung a1 zu 2 1 dv 1 m1 −2 m2 a1 = = g 2 ds 1 m1 +4 m2 ● Aus der kinematischen Bindung folgt: a 2 =−2 a 1=−2 Prof. Dr. Wandinger m1−2 m 2 m 1 +4 m 2 g 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-62 2.5 Leistung und Wirkungsgrad ● 10.04.17 Leistung: – Leistung ist definiert als Arbeit pro Zeiteinheit: dW P= dt – – J Nm =1 W (Watt) Die Einheit der Leistung ist: 1 =1 s s dW F⋅d r dr = =F⋅ Aus der Definition der Arbeit folgt: P = dt dt dt P =F⋅v Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-63 2.5 Leistung und Wirkungsgrad ● 10.04.17 Wirkungsgrad: – Der mechanische Wirkungsgrad η einer Maschine ist definiert als das Verhältnis der abgegebenen Nutzleistung PN zur aufgewendeten Leistung PA : PN η= PA – Wegen der stets auftretenden Verluste ist η < 1. Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-64 2.5 Leistung und Wirkungsgrad ● 10.04.17 Beispiel: – Ein PKW fährt mit einer konstanten Geschwindigkeit v von 60 km/h auf ebener Straße. – Die Motorleistung PA beträgt 30 kW. – Der Wirkungsgrad η hat einen Wert von 0,8. – Wie groß ist die Antriebskraft F? Prof. Dr. Wandinger 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-65 2.5 Leistung und Wirkungsgrad – – – Für die Nutzleistung gilt: P N =F v Daraus folgt: PA Fv η= → η =F PA v Zahlenwert: Prof. Dr. Wandinger 10.04.17 0,8⋅30⋅103 Nm /s F= =1,44 kN 60/3,6 m / s 2. Kinetik des Massenpunktes TM 3 2.2-66