bl08_S11_EGL.qxd 11.08.2003 09:55 Seite 11 ▲ LACKIERWISSEN K O M P A K T Pulveraufladung - Wie geht das eigentlich? enn in der Praxis die „Aufladung“ von Pulverlacken dargestellt wird, unterscheidet man häufig in die elektrostatische oder Korona-Aufladung und die Tribo- oder Reibungsaufladung. Beim genaueren Nachdenken ergibt sich hier die Frage: Wenn bei der Korona-Aufladung der Pulverlack „elektrostatisch“ aufgeladen wird, wie wird er denn dann bei der Triboaufladung aufgeladen? Nicht elektrostatisch vielleicht? Die nachfolgende Beschreibung soll hier Aufklärung bringen. Verfahrenstechnisch gesehen handelt es sich bei beiden Verfahren um Prozesse der elektrostatischen Aufladung von Pulverlacken. Bei der Reibungs- oder Triboaufladung erfolgt der Übergang von Ladungsträgern zwischen dem Pulverlackteilchen und einer Reibfläche im Pulverrohr auf Grund grenzflächenspezifischer Vorgänge. Diese sind unabhängig von einem äußeren elektrischen Feld. Bestimmende Größe für die Polarität und die Höhe der Ladung ist die Materialkombination Pulverlack/Kanalwand. Ty- W besser lackieren! pische Systeme wie Polyester- oder Polyester-EpoxidPulverlacksysteme wären nach dieser Reihe mit dem mechanisch-technologisch besten Reibpartner Teflon als Pulverrohr eine „ungeeignete“ Kombination. Das heißt, der unmodifizierte Pulverlack lässt sich nicht aufladen. In der Anfangszeit der Triboaufladung versuchte man, diesen Nachteil durch die „Kaltzumischung“ von pyrolytisch hergestelltem Aluminiumoxid zu „beheben“. Diese Maßnahme brachte jedoch nur eine scheinbare, kurzfristige Verbesserung der Aufladung. Langfristig traten z.B. Verstopfungen der Filter oder Entmischungen auf. Technisch konnte das Problem durch die Entwicklung sogenannter „innenmodifizierter“ Pulverlacktypen gelöst werden, bei denen z.B. Aminoder andere salzförmige Verbindungen in das Harz eingebaut wird. Bei der Ionisation oder Korona-Aufladung werden an einer oder mehrerer Koronaelektroden (Nadeln) durch Anlegen einer hohen Gleichspannungen der Pistolenspitze Luftionen erzeugt. Diese NR. 8 • 2. Mai 2003 • Seite 11 Vincentz Network, Postfach 6247, 30062 Hannover lagern an die aus der Pulverpistole ausströmenden Pulverteilchen an und laden diese damit „indirekt“ auf. Die freien Luftionen führen zu einer der Schwächen dieses Aufladeverfahrens. Da sie zusammen mit dem Pulverlackteilchen auf der Oberfläche „abgeschieden“ werden, kommt es hier zu einer Anreicherung von negativen Ladungen, die sich bei einer bestimmten Ladungsmenge voneinander abstoßen. Man spricht dann vom sog. Rücksprüheffekt. Die Gerätebauer haben die Pistolentechnik durch den Einbau von Gegenelektroden auf dem Pulverrohr weiter entwickelt. Mit Hilfe dieser Gegenelektroden werden überschüssige Luftionen „abgesaugt“. Der negative Rücksprüheffekt kann so weitgehend redu■ ziert werden. ➤ Kontakt: Deutsche Forschungsgesellschaft für Oberflächenbehandlung e.V. (DFO), Düsseldorf, Ernst-Hermann Timmermann, Tel.: 02 21/93 88 95 67, [email protected], www.dfo-online.de