Berufswahlmagazin_3-08_2 11.04.2008 13:36 Uhr Seite 9 GUCKKASTEN WIE KOMMEN DIE SCHUHE ZUM KÄUFER? Wie ein Warenhaus funktioniert, zeigen wir am Beispiel der Kaufhof Warenhaus AG. ARBEITSPLATZ EINKAUF Jörn ist kaufmännischer Angestellter im Einkauf. Der Bürokaufmann arbeitet im Zentralen Einkauf der Kaufhof Warenhaus AG in Köln. Einer seiner Schwerpunkte ist der Einkauf von Schuhen. Seine Vorgesetzten legen fest, welche Schuhe bei welchem Lieferanten zu welchen Konditionen gekauft werden. Jörns Aufgabe ist es, dass die einzelnen Filialen genau die richtige Menge dieser Schuhe zum richtigen Zeitpunkt erhalten. Sein wichtigstes Arbeitsmittel ist das Warenwirtschaftssystem. „Das ist ein Computersystem, in dem der Einkauf, Transport und Verkauf jedes Artikels dokumentiert wird“, erklärt er. So können alle Beteiligten sofort erkennen, wo sich die Ware befindet und wie gut sie sich verkauft. Jörn listet jeden Artikel in seinem PC unter einer bestimmten Artikelnummer. Unter dieser Nummer wird auch bestellt. Jörn dokumentiert jeden Einkauf, jeden Transport und jeden Verkauf eines Artikels im Warenwirtschaftssystem. Mithilfe des Computersystems kontrolliert Jörn auch regelmäßig, ob die von ihm bestellten Schuhe rechtzeitig geliefert und in der Filiale eingetroffen sind. „Wenn der Weg der Schuhe in die Filialen stockt, nehme ich Kontakt zu dem jeweiligen Lager auf und stimme mit den Kollegen dort die GUCKKASTEN 9 notwendigen Maßnahmen ab.“ Jörn arbeitet sehr konzentriert und sorgfältig. Er kann sich keine Fehler leisten. Ein falscher Liefertermin, eine falsche Artikelnummer – und schon kommen die falschen Schuhe zum falschen Zeitpunkt in die falsche Filiale. Berufswahlmagazin_3-08_2 11.04.2008 13:36 Uhr Seite 10 ARBEITSPLATZ LAGER Sorgfalt und exaktes Arbeiten sind auch im Lager in Dietzenbach die wichtigsten Ziele. Hier nehmen Maria Salzer und ihre Kolleginnen und Kollegen jeden Tag neue Ware für alle 126 Kaufhof-Filialen in Empfang. Über 24 Millionen Teile sind es pro Jahr. Die Halle, in der Maria als Fachkraft für Lagerlogistik arbeitet, ist 52.000 m 2 groß. Riesige Regalwände, die man nur mit Staplern erreicht, ragen die Wände hoch. An der Decke sind Schienen befestigt, an denen endlose Reihen von Kleidern, Nachthemden und Jacketts automatisch zu ihrem Bahnhof, dem Lagerstandortplatz beziehungsweise Puffer einer bestimmten Filiale, geführt werden. Maria versieht die angelieferten Schuhe mit Preisen, indem sie die Preisschilder auf die Sohlen klebt. Anschließend bringt sie noch ein Sicherheitsetikett an. NACHGEFRAGT Wer hat bei Kaufhof eine Chance? sollten einen mittleren Bildungsabschluss mitbringen. Wir achten auf unentschuldigte Fehlstunden, denn schließlich benötigen wir zuverlässige Mitarbeiter. Und wir erwarten vollständige und ansprechende Bewerbungsunterlagen mit den beiden letzten Schulzeugnissen und einem tabellarischen Lebenslauf. Welche Berufe bilden Sie bei Kaufhof aus? Lothar Blessing: Wir bieten Ausbildungen für Kaufleute im Einzelhandel, Gestalter/-innen für visuelles Marketing, Bürokaufleute und Fachkräfte für Lagerlogistik an. Was sind die wichtigsten Zulassungskriterien? Lothar Blessing: Wir verlangen einen guten Hauptschulabschluss, das heißt in den Hauptfächern Mathematik und Deutsch mindestens die Note „befriedigend“. Angehende Bürokaufleute Welche Fähigkeiten sollten Bewerber um eine Ausbildungsstelle mitbringen? Silke Leonard: Wir legen großen Wert auf Mitarbeiter, die unter anderem gut kommunizieren und von sich aus das Gespräch mit anderen Menschen suchen. Kaufleute im Einzelhandel zum Beispiel müssen freundlich und kompetent auf Kunden zugehen, Fachkräfte für Lagerlogistik sich reibungslos mit den Filialen absprechen können. Und Bürokaufleute sollten fit sein in Rechtschreibung und schnell und präzise formulieren. 10 GUCKKASTEN Wie prüfen Sie diese Fähigkeiten ab? Silke Leonard: Wir führen mit den Bewerberinnen und Bewerbern zunächst einen Onlinetest durch. Wer den besteht, wird zu einem Bewerbertag in die Betriebsstätte eingeladen. Dort führen wir ein persönliches Gespräch und der Bewerber lernt das Aufgabengebiet seines angestrebten Ausbildungsberufes kennen. So kann der Bewerber klären, ob das Berufsbild seinen Erwartungen entspricht, und wir können besser abschätzen, ob der Bewerber alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung bei Galeria Kaufhof mitbringt. Fragen an Lothar Blessing, Geschäftsführer der Galeria Kaufhof „Mannheim Am Paradeplatz“, und Silke Leonard, Abteilungsleiterin des Bereichs Berufsbildung bei der Kaufhof Warenhaus AG Berufswahlmagazin_3-08_2 11.04.2008 13:36 Uhr Maria wartet schon ungeduldig auf eine Lieferung mit neuen Winterschuhen. „Sie müssen unbedingt morgen in der Filiale ‚Mannheim Am Paradeplatz‘ und den anderen Filialen eintreffen, denn dann startet die Sonderaktion“, weiß sie. Obwohl die Zeit knapp ist, hält Maria alle Arbeitsschritte exakt ein und dokumentiert sie im Com- Seite 11 puter. So kann jeder nachvollziehen, wo sich die Ware befindet, ob sie noch im Lager oder schon auf dem Weg in die Filiale ist. Maria kontrolliert, ob Lieferschein und Inhalt übereinstimmen. An einem langen Arbeitstisch packt sie die Schuhe aus, überprüft sorgfältig, ob die Schuhe in Ordnung sind, versieht die Schuhe mit Preisen und sichert sie mit Sicherheitsetiketten. Danach werden die Schuhe kommissioniert: Das heißt, die richtige Menge wird der jeweiligen Filiale zugeordnet und in graue Behälter verpackt, die dann am nächsten Vormittag per Lkw auch nach Mannheim transportiert werden. ARBEITSPLATZ VERKAUF Hier erwartet Natascha Potraffke, die bei Galeria Kaufhof „Mannheim Am Paradeplatz“ in der Abteilung Herrenoberbekleidung und Schuhe eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel macht, die Lieferung schon. Sie packt die neuen Schuhe sofort aus. Zusammen mit einer Gestalterin für visuelles Marketing präsentiert sie die Schuhe so, dass sie den Kunden sofort positiv ins Auge fallen. Natascha geht auf einen Herrn zu, der sich sehr für ein paar Modelle zu interessieren scheint. „Darf ich Ihnen helfen?“, fragt sie freundlich. Natascha versucht, vom Kunden möglichst genau zu erfahren, zu welchem Anlass er Schuhe braucht, welche Farbe und Form er wünscht und welche Größe er benötigt. Dann bittet sie ihn, Platz zu nehmen, und bringt ihm verschiedene Modelle – bis er Schuhe gefunden hat, die exakt passen und ihm gefallen. Natascha hat die Abteilung immer im Blick. Dazu gehört auch, darauf zu achten, dass aktuelle Angebote so präsentiert werden, dass diese dem Kunden sofort ins Auge fallen. Zwischen den Verkaufsgesprächen kontrolliert Natascha den Warenbestand, stellt Schuhe zurück ins Regal, rückt Pullover zurecht, räumt Umkleidekabinen auf. An bestimmten Tagen arbeitet sie an der Kasse. Bevor sie abends nach Hause geht, druckt sie sich noch die Verkaufsstatistiken des heutigen Tages aus, denn sie möchte wissen, wie erfolgreich sie und ihre Kollegen gearbeitet haben. ARBEITSPLATZ HAUPTVERWALTUNG Alle Prozesse werden von der Hauptverwaltung der Kaufhof Warenhaus AG in Köln gesteuert. Die Mitarbeiter dort erledigen alle zentralen Aufgaben, die notwendig sind, damit Kaufhof er- GUCKKASTEN 11 folgreich arbeiten kann, wie Rechnungswesen, Controlling, Werbung, Marketing, Informatik oder Personalentwicklung.