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Indien: Mädchen "kosten nur"
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dieStandard.at | Politik | Abtreibung
28. November 2008
Indien:
11:45 MEZ
Mädchen "kosten nur"
Asien-Expertin Brigitte Voykowitsch über die gezielte Abtreibung von
Mädchen - Feststellung des Geschlechts vor der Geburt ist eigentlich
verboten
Wien - Kein "Rezept" scheint es bisher zu geben, wie man die gezielte
Abtreibung von Mädchen in asiatischen Ländern verhindern kann. Diese
Asien-Expertin und Ansicht vertrat die Asien-Expertin und Journalistin Brigitte Voykowitsch bei
Journalistin Brigitte einem Vortrag im SPÖ-Frauenzentrum ega am Donnerstagabend in Wien.
Voykowitsch: In der
städtischen
Mittelschicht Indiens
"besonders schlimm".
Man könne nicht einfach die Armut oder die mangelnde Bildung der
Menschen dafür verantwortlich machen. So sei die Situation gerade in der
städtischen Mittelschicht Indiens "besonders schlimm". Die seit den 1970er
Jahren verbreiteten technischen Möglichkeiten zur Feststellung des
Geschlechts eines Kindes würden sich mit traditionellen Vorurteilen
verbinden und so die Diskriminierung der Frauen festigen.
Pauschal-Verurteilung
Gleichzeitig warnte Voykowitsch aber davor, die indische Gesellschaft
pauschal als Mädchen-feindlich anzusehen. "Die Mädchen, die schon einmal
da sind, werden meist sehr gut behandelt", und bekämen oft eine
hervorragende Ausbildung. Inder wollten aber oft mindestens einen Sohn
haben. Die Söhne seien jene, die traditionell den Namen und das
Vermögen der Familie weitergeben, während Mädchen oftmals "nur
kosten".
Voykowitsch und SPÖ-Entwicklungssprecherin Petra Bayr warnten vor den
Konsequenzen eines Ungleichgewichts zwischen Männern und Frauen in
asiatischen Gesellschaften. So würden bereits heute Mädchen aus Vietnam
mit Jobangeboten nach China gelockt und zwangsverheiratet; in Indien
gäbe es immer wieder Entführungen von Mädchen um sich Ehefrauen zu
beschaffen. In China sei mittlerweile auch die sexuelle Gewalt gegen
Frauen ein immer stärker werdendes Phänomen, dass ebenfalls auf den
Männerüberschuss zurückgeführt werde.
Staatlichen Eingriffe?
Die Expertin zeigte sich skeptisch gegenüber staatlichen Eingriffen, um
dieses Problem zu lösen. Gerade in Indien sei es oft der Fall, dass Gesetze
nicht durchgesetzt werden könnten - das sei auch beim
Pränataldiagnostikgesetz so, dass eigentlich die Feststellung des
Geschlechts vor der Geburt verbietet. Vielmehr sah sie in "von unten
kommenden" Initiativen eine Möglichkeit, eventuell gesellschaftliche
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Veränderungen herbeizuführen.
Allerdings gäbe es bisher kaum Untersuchungen, die sich mit den
gesellschaftlichen Gründen der Abtreibung und Vernachlässigung von
Mädchen im Einzelnen auseinandersetzten. Möglicherweise könnten solche
Studien aber gesellschaftlich auch "zu heikel" sein, gab die Indien-Expertin
zu bedenken. (APA)
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