2011/2012 - Uni Trier

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Universität Trier
Jochen Zwick
Fächer: Englisch, Geographie, LAG
Erasmusbericht: Edinburgh 2011/2012
Der folgende Erfahrungsbericht soll Erasmusstudenten einen Einblick in das Studentenleben in
Edinburgh vermitteln. Er enthält meine persönlichen Erfahrungen und soll als Orientierungshilfe den
Einstieg für ein neues Auslandsjahr erleichtern.
Bewerbung und Anmeldung
Als Anglistik-Student war für mich eindeutig, dass ich ein englischsprachiges Land für meinen
Auslandsaufenthalt wählen werde. Da mich Großbritannien, und besonders Schottland, seit je her
interessiert hat, war ich sehr glücklich darüber, dass Fachbereich VI Studienplätze in Edinburgh und
Glasgow anbietet. Umso mehr habe ich mich über eine Zusage der University of Edinburgh gefreut.
Der Kontakt zur Universität gestaltete sich ausgesprochen unkompliziert und freundlich. Die
Einschreibung erfolgt ausschließlich online und ist in verschiedene Schritte unterteilt. Nachdem man
sich ein wenig mit der Homepage und dem Anmeldeverfahren vertraut gemacht hat, ist die
Bewerbung relativ einfach und bei Fragen steht das International Office in Edinburgh zur Verfügung.
Man kann sich gleichzeitig auch für einen Wohnheimplatz bewerben, der einem als International
Student garantiert wird. Ich werde auf die Wohnsituation später noch näher eingehen. Nach einiger
Zeit bekommt man sämtliche Unterlagen per Post geschickt.
Das sogenannte Learning Agreement ist stellt die Vereinbarung zwischen Heim- und Gastuniversität
über die Belegung und Anrechnung der Kurse da. In meinem Fall hat sich die letztendliche Kurswahl
erst vor Ort entschieden, da nicht alle Kurse für Erasmusstudenten verfügbar sind, oder schlichtweg
nicht stattfinden. Die Koordination der Kurswahl wird am besten mit Hilfe des/der Director of Studies
(DOS) durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Lehrkraft der Gasthochschule, die einem bei
sämtlichen Fragen zur Verfügung steht. Ich kann empfehlen, den/die jeweilige/n DOS möglichst bald
nach der Ankunft aufzusuchen und die Hilfe in Anspruch zu nehmen. In meinem Fall war die Dozentin
ausgesprochen nett und hilfsbereit, sodass meine Fragen schnell beantwortet waren. Anschließend
wurde das Learning Agreement von dem Erasmuskoordinator meines Fachbereichs unterschrieben,
womit die Anrechnung gewährleistet ist.
Ankunft und Wohnsituation
Da ich auf Grund einer Exkursion relativ spät in Schottland ankam, konnte ich die sogenannte
„Freshers Week“, eine Einführungswoche, in der grundlegende Informationen über Universität, Stadt
und Wohnsituation gegeben werden, nicht miterleben. Ich empfehle, frühzeitig anzureisen, um
dieses Angebot wahrzunehmen, auch weil es besonders darum geht, seine Kommilitonen und
Nachbarn kennenzulernen. Nachdem ich den Weg zu meinem Wohnheim gefunden hatte, konnte ich
meinen Schlüssel entgegennehmen und prompt einziehen. Ich hatte mich bei der Einschreibung für
einen Wohnheimsplatz beworben. Dies ist sicherlich nicht die günstigste Lösung, da die Zimmer mit
gut 90 Pfund die Woche teurer als manch Privatwohnung sind. Allerdings ist auch in Edinburgh der
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Wohnungsmarkt angespannt, sodass es, besonders von Deutschland aus, schwierig ist, selbst eine
Wohnung zu finden. Als Austauschstudent bekommt man einen Platz garantiert, sodass diese Sorge
bereits bei der Anmeldung vergessen werden kann. Hierbei würde ich dringend eine non-catered
(Selbstversorger) Einrichtung empfehlen. Die wenigen Wohnheime, die catered sind, sind sehr viel
teurer und bieten zu sehr geregelten Zeiten Essen an, was laut Erfahrungsberichten miserabel sein
soll. Ich kann das Wohnheim Warrender Park Crescent sehr empfehlen. Es liegt südlich der
Innenstadt direkt an den Meadows und ist sehr gepflegt. Man wohnt in ausgestatteten Apartments
mit drei bis vier Mitbewohnern. Das wohnen in einem Wohnheim bietet einem ständig die
Möglichkeit, mit Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern in Kontakt zu treten und somit
seine Sprachkompetenz zu verbessern.
Studieren an der University of Edinburgh
Als erstes möchte ich erwähnen, dass die Universität ein breites Angebot an hochinteressanten
Themenfeldern anbietet. Besonders in der Geographie, für die die University of Edinburgh
international bekannt ist, gibt es viele spannende Seminare. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass
das Niveau und das Lernpensum keinesfalls zu unterschätzen ist. Für nicht-Muttersprachler stellen
Vorlesungen und Seminare eine Herausforderung dar, die jedoch durchaus zu meistern ist. Mir ist
aufgefallen, dass der Kontakt zwischen Dozenten und Studierenden ein wenig freundlicher und
teilweise unförmlicher ist, als an deutschen Universitäten. Auch daher sollte man bei Unverständnis
nie zögern, Fragen zu stellen. Die meisten Seminare sind von ihrer Struktur ähnlich, wie jene an der
Universität Trier und bestehen aus einer Präsentation und einer Klausur. Hinzu kommt meist noch
ein Mid-Term Essay. Darüber hinaus gehören Kurzexkursionen, Laborbesuche und Gastvorträge zu
den Seminaren und bieten interessante Abwechslungen. Das Hauptgebäude der Geowissenschaften,
in dem auch die meiste Administration (u.a. der/die DOS) zu finden ist, befindet sich in der
Drummond Street, östlich des Hauptcampus. Bis auf eine Veranstaltung fanden alle meine Seminare
in diesem Gebäude statt. Das Hauptforschungszentrum, King‘s Buildings, befindet sich südlich und ist
am besten mit dem Bus oder dem Fahrrad zu erreichen. Insgesamt gibt es über 25 Bibliotheken in
Edinburgh, jedoch ist die wichtigste Anlaufstelle die Main Library auf dem Hauptcampus. In ihr sind
aus allen Fachbereichen die meisten Bücher zu finden. Sie ist bis 2:30 Uhr geöffnet und es ist
gestattet Getränke und Taschen mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. In den Klausurenzeiten ist sie
allerdings stark überfüllte, sodass ein Arbeitsplatz früh gesichert werden sollte.
Stadt und Freizeitgestaltung
Die Hauptstadt Schottlands blickt auf eine bewegte Vergangenheit bis ins siebte Jahrhundert zurück.
Besonders in der sogenannten Old Town erinnern kleine Gassen und Architektur an Zeiten des
Mittelalters. Über allem ragt das Wahrzeichen der Stadt, Edinburgh Castle. Erbaut auf vulkanischem
Fels war die Festung die Grundlage der Stadt und wegen seiner strategischen Lage stets begehrt und
umkämpft. Seit 1754 dient sie der British Army als Kaserne. Mit gut 15 Pfund ist es einer der
teuersten Touristenattraktionen in Edinburgh. Meinungen, ob ein Besuch sich lohne, oder nicht sind
unterschiedlich. Ich selbst habe mich dagegen entschieden und mir günstigere Castles im Land
gesucht. Auf der Royal Mile, die vom Castle bis zum Regierungsviertel führt, sind unzählige
Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Ich empfehle, in den ersten Wochen die Stadt besonders zu Fuß
zu erkunden. Ich habe auf diese Weise viele interessante Orte oder gemütliche Cafés entdeckt, die in
keinem Stadtführer erwähnt werden. Abgesehen davon empfehle ich auch, sich ein Fahrrad zu
besorgen. Die Bike Station (250 Causewayside) verkauft jeden Samstagmorgen gebrauchte Räder. Ich
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habe den Kauf meines Rades nie bereut und dadurch viel Zeit gespart. Unterhalb des Castles befindet
sich der Grassmarket. Der frühere Henkersplatz ist heute mit seinen traditionellen Pubs und Bistros
Zentrum des Nachtlebens. Von dort aus biegt die Cowgate ab, auf der zahlreiche Clubs zu finden sind.
Auf der anderen Seite des Castles befindet sich die Haupteinkaufsstraße, die Princes Street sowie die
Princes Gardens. Mit diesem Teil beginnt die so genannte New Town. Sie wurde im 18. Jahrhundert
aufgrund der Überbevölkerung gebaut und weist einen gregorianischen Stil auf. Die New Town
besteht größten Teils aus Wohngebieten, weshalb ich persönlich nicht viel dazu sagen kann. Was ich
dringend empfehlen möchte, ist ein Besuch auf Arthur’s Seat und an den Salisbury Crags. Der
vulkanische Fels gehört zum Hollyrood Park, ragt 250 Meter über der Stadt und ist etwa 350 Mio.
Jahre alt. Er lässt sich von verschiedenen Seiten besteigen und erfordert keinerlei Wandererfahrung.
Der Ausblick über die Stadt und den Firth of Forth belohnt den kurzen Aufstieg in jedem Fall.
Des Weiteren kann ich nur empfehlen, nicht nur Edinburgh, sondern auch ganz Schottland zu
erleben. Landschaft, Kultur und Leute können sehr unterschiedlich sein und sind eine Entdeckung
wert. Daher empfehle ich, Wochenenden und Ferien für Reisen in das Land zu nutzen. Glasgow ist
etwa nur eine Stunde entfernt und ebenso spannend wie Edinburgh. Die kleine Stadt Stirling ist
ebenfalls innerhalb einer Stunde zu erreichen und besonders wegen seiner bewegten Geschichte
interessant. Die Highlands und die Western Islands bieten eine einzigartige Landschaft, die besonders
für Geologen interessant ist.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass mein Auslandsjahrjahr in Edinburgh in jeder
Hinsicht erfolgreich war. Ich habe mich akademisch, sowie persönlich weiterentwickelt und eine der
attraktivsten Städte Europas intensiv kennengelernt. Ich habe viele internationale Freundschaften
geschlossen, die dazu beigetragen haben, dass ich die schönste Zeit meines Studiums erleben durfte.
Jochen Zwick
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