Wie hast Du`s mit der Religion?«: Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

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»Wie hast Du`s mit der Religion?«
Interview der Woche von Bodo Ramelow, 04. Februar 2008
Bodo Ramelow, Fraktionsvize und Religiosnbeauftragter der Fraktion DIE LINKE, redet
über Gott
Am 8. und 9. Februar will DIE LINKE in Erfurt über Gott reden. Ist Ihnen der Glaube an Marx
abhandengekommen?
An Marx soll man nicht glauben, sondern ihn lesen, begreifen, verstehen und Konsequenzen daraus
ziehen. Marx oder Marxismus ist kein Glaubensbekenntnis. Marx war kein Religionsstifter, sondern
Philosoph und Analytiker. Wir wollen deshalb in Erfurt über Glauben reden, über Gläubige reden.
Aber auch über Atheismus. Im Mittelpunkt steht die Frage, die Goethe Gretchen stellen ließ: „Wie
hast Du`s mit der Religion?“. Schön ist, dass Linke jetzt auch anfangen, eigene Tabus zu brechen gerade deshalb wird es eine spannende Veranstaltung.
Für DIE LINKE ist Religion also nicht länger das Opium des Volkes?
Wir akzeptieren, dass Religion für viele Menschen eine wichtige Rolle spielt. Im Sinne der
Menschenrechte zu handeln, heißt Glauben und Unglauben gleichermaßen zu respektieren. Hinzu
kommt, dass Forderungen religiöser Vertreter in Deutschland nicht selten unseren Zielen
nahestehen, denken wir nur an Friedensbotschaften der Kirchen oder aktive
Integrationsbemühungen von Muslimen. Wenn ich dann als Partei sagen würde, ich will mit Glauben
und Gläubigen nichts zu tun haben, begehe ich einen Fehler.
Politik und Religion: Passt das im 21. Jahrhundert überhaupt noch zueinander?
Der prinzipielle Zusammenhang ist der zwischen Politik und Gesellschaft. Und wenn Religion in der
Gesellschaft ein Thema ist - nach Aussage einiger Wissenschaftler sogar eines mit wachsender
Bedeutung -, dann müssen wir uns als Politiker natürlich damit beschäftigen. Das sagt noch nichts
über den Inhalt der Politik aus. Wenn ich mich für eine bessere Trennung von Staat und Religion
engagiere, betreibe ich nun mal Religionspolitik. Wie sonst kann ich deutlich machen, dass mir die
Religionsfreiheit am Herzen liegt und ich nicht möchte, dass in der Bundesrepublik eine Religion
bevorzugt behandelt wird.
Sie sind bekennender Christ. Welche Rolle spielt Glaube für Sie als linker Parlamentarier?
Der Glaube spielt für mich als Mensch eine Rolle. Für meine Arbeit als Parlamentarier sind die
Maßstäbe unser Wahlprogramm. Mein Christsein hat da nur indirekt Einfluss - insofern, dass
christliche Werte für mich Teil meiner Grundmotivation zur Politik sind. Bei Fragen wie der
Armutsbekämpfung oder der Friedenspolitik halte ich die Bibel nicht nur für eine erbauliche
Geschichte, sondern für einen akuten politischen Aufruf zum Handeln.
Auf der Erfurter Konferenz werden Atheisten, Juden, Katholiken, Muslime und Protestanten
aufeinander treffen. Was soll dabei am Ende herauskommen?
Fragen stehen bei der Konferenz im Mittelpunkt, Fragen nach dem Verhältnis zu Religionen, zu
Glaube und zu Unglaube. Deshalb erwarte ich viele spannende Diskussionen und einige nachhaltige
Denkanstöße.
Sehen Sie eine Chance, dass das Morden im Namen von Religionen irgendwann aufhört?
Ich bin der Meinung, dass Religionen an sich keine Verbrechen begehen. Es sind immer Menschen,
die denken, im Auftrag irgendeines Ismus eine Idee missbrauchen zu müssen. Auch im Namen des
Kommunismus wurden Menschen ermordet, Pol Pot und die Auswüchse unter Stalin seien nur
erwähnt. Als Linker muss man mit dieser Verantwortung leben. Gerade auch vor diesem
Hintergrund setze ich mich für eine friedliche Welt ohne Waffen ein und hoffe und erwarte, dass
dieses Bemühen als ehrlich anerkannt wird. Und diese Anerkennung bringe ich selbstverständlich
auch Kirchen und Religionsgemeinschaften entgegen, die für eine friedlichere Welt eintreten.
Für meinen persönlichen Glauben ist die Bergpredigt von Jesus Christus der Maßstab. Und die ist
der größte Ausdruck an Friedfertigkeit.
linksfraktion.de, 4. Februar 2008
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