Globaler Klimawandel: Ursachen, Folgen

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Globaler
Klimawandel:
Ursachen,Folgen,
Handlungsmöglichkeiten
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8
200
Diese Broschüre wurde im Rahmen der Klimaexpedition von Germanwatch erarbeitet.
Weitere Informationen zur Klimaexpedition unter
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Die Germanwatch-Klimaexpedition zeigt Live-Satellitenbilder in Schulen. Klimazusammenhänge werden so leicht
verständlich und technisch faszinierend dargestellt.
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Abschluss der UN-Klimakonferenz in Bali, 15.12.2007
Gefördert durch:
2. überarbeitete Auflage, Februar 2008
AutorInnen 2. Auflage:
Rixa Schwarz, Sven Harmeling, Gerold Kier,
Christoph Bals
Redaktion:
Anika Busch, Martin Fliegner
AutorInnen 1. Auflage:
Sven Anemüller, Christoph Bals, Robin Girmes,
Britta Horstmann, Gerold Kier
Layout:
ART:BÜRO Dietmar Putscher, Köln
www.dietmar-putscher.de
Bestellnummer: 08-2-04
Die 1. Auflage entstand mit Förderung des
ISBN 978-3-939846-17-8
Gedruckt auf 100% Recycling-Papier
Inhalt
1. Klima und Treibhauseffekt
1.1
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
Das Klima
Der natürliche Treibhauseffekt
Der Kohlenstoffkreislauf
Das Klima ändert sich
Der menschgemachte Treibhauseffekt
Belege für den menschlichen Einfluss auf das Klima
2. Verursacher des menschgemachten Treibhauseffekts
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
Welche Länder sind die Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen?
Absolute und Pro-Kopf-Emissionen der Länder heute
Emissionen nach Sektoren
Trends bei den Treibhausgasemissionen
Ursachen für Veränderungen des CO2-Ausstoßes
3. Der Blick in die Zukunft: Szenarien und Auswirkungen des Klimawandels
3.1
3.2
3.2.1
3.2.2
3.2.3
3.2.4
3.2.5
3.3.
3.4
3.5
3.6
3.7
Grundsätzliche Ergebnisse des Vierten Sachstandberichts des IPCC
und neuerer Forschungen
Kipp-Elemente des Klimasystems und ihre Folgen
Beschleunigter Meeresspiegelanstieg durch Schmelzprozesse in Grönland
und der West-Antarktis
Gletscherschmelze im Himalaja
Bistabilität des Indischen Monsuns
Kollaps des Amazonas-Regenwaldes
Bistabile Entwicklung in der Sahel-Zone
Extreme Wetterereignisse
Gefährdung von Ernährungssicherung, landwirtschaftlicher Produktion
und Wasserversorgung
Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit
Betroffenheit der Entwicklungsländer
Gefährdung der Sicherheit
4. Gefährlichen Klimawandel vermeiden:
Vom Kyoto-Protokoll zu einem UN-Abkommen nach 2012
4.1
4.2
4.3
4.4
Das Ziel der Klimarahmenkonvention: Gefährlichen Klimawandel vermeiden
Das Kyoto-Protokoll
Beschlüsse auf EU- und Bundesebene
Meilensteine und Schwerpunkte für ein UN-Abkommen nach 2012
5. Die wichtigsten klimapolitischen Herausforderungen
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
5.7
Verantwortungsübernahme als Grundprinzip
Die vier Grundszenarien der globalen Klimapolitik
EU als Zugpferd und Einbezug der USA in den internationalen Klimaschutz
Einbezug der Schwellenländer
Anpassung an den Klimawandel
Technologien
Finanzmärkte und Investitionen
6. Maßnahmen zum Klimaschutz
6.1
6.2
6.3
Was kann die Politik tun?
Welche Handlungsmöglichkeiten hat die Wirtschaft?
Welchen Beitrag kann jede(r) Einzelne leisten?
7. Weiterführende Literatur und Internetseiten
7.1
7.2
7.3
Weiterführende Literatur
Weiterführende Publikationen von Germanwatch
Weiterführende Internetseiten
8 Im Text zitierte Quellen
4
4
4
4
6
6
8
11
11
11
13
15
16
18
20
20
21
22
23
23
23
24
26
28
28
28
29
29
30
31
31
34
34
35
35
36
37
38
38
41
41
42
43
46
46
46
47
48
3
1. Klima und Treibhauseffekt
1.1 Das Klima
Das Klima beschreibt die Gesamtheit der meteorologischen Erscheinungen, die den durchschnittlichen
Zustand der Atmosphäre an einem Ort charakterisieren. Üblicherweise werden hierzu die Messwerte des
zurückliegenden 30-jährigen Zeitraums herangezogen. Hierin unterscheidet sich das Klima grundsätzlich
vom Wetter, das nur kurzfristige und lokale Erscheinungen wie ein Gewitter oder einen kalten Wintertag
kennzeichnet. Das globale Klima ist nicht konstant,
sondern unterliegt ständigen Änderungen. Die Ursache
hierfür liegt in mehreren Antriebsmechanismen. Die
Atmosphäre hat dabei den größten Einfluss, steht
jedoch in Wechselwirkung mit anderen Komponenten
wie den Ozeanen und Eisflächen, der Landoberfläche
und der Biosphäre. Der Antrieb für den Austausch zwischen diesen Teilsystemen wird von der Sonne geliefert, wobei je nach Breitengrad und Jahreszeit unterschiedlich viel Energie durch die Atmosphäre bis zur
Erdoberfläche dringt. Dieses Ungleichgewicht, das
Temperaturunterschiede und somit Luftdruckgefälle
insbesondere zwischen dem Äquator und den Polen
verursacht, setzt Ausgleichsprozesse wie zum Beispiel
Wind oder Meeresströmungen in Kraft.1
halten und somit für den natürlichen Treibhauseffekt
verantwortlich. Ändert sich die Zusammensetzung der
atmosphärischen Gase, so ändert sich auch die Durchlässigkeit für die Wärmeabstrahlung der Erde.
Die einzelnen Gase unterscheiden sich allerdings deutlich in ihrer Erwärmungswirkung. So hat ein Molekül
Methan die gleiche Erwärmungswirkung wie 23
Moleküle Kohlendioxid (siehe Tabelle 1). Um diese
Effekte besser vergleichbar zu machen und in ihrer
Gesamtheit zu berechnen, verwenden die Klimawissenschaftler den Vergleichsmaßstab der CO2-Äquivalente: Allen Treibhausgasen werden Werte zugerechnet, welche die Erwärmungswirkung in Relation
zum CO2 ausdrücken. Die Wirkung der Treibhausgase
wird auch als Veränderung des Strahlungsantriebs bezeichnet, der die Veränderung der Bilanz aus solarer
Einstrahlung und terrestrischer Abstrahlung in der unteren Atmosphäre darstellt und in der Regel in der Einheit Watt pro m2 angegeben wird (s. Tabelle 2).
Abb. 1: Schematische Darstellung des
Treibhauseffekts
Spurengase und
Wasserdampf
1.2 Der natürliche
Treibhauseffekt
Erst durch das Entstehen einer Atmosphäre und durch
den natürlichen Treibhauseffekt ist Leben auf der Erde
möglich. Der Treibhauseffekt bezeichnet den Erwärmungseffekt der Atmosphäre: Kurzwellige Sonnenstrahlung kann die Atmosphäre fast ungehindert bis
zur Erdoberfläche durchdringen. Die von der Erdoberfläche reflektierte langwellige Wärmestrahlung jedoch wird von so genannten Treibhausgasen zu Teilen
absorbiert und dadurch in der Atmosphäre gehalten
(siehe Abbildung 1). So wird die globale Mitteltemperatur in Bodennähe, die ohne das Vorhandensein einer
derartigen Atmosphäre -18 °C betragen würde, um 33
°C auf ca. +15 °C angehoben.2 Ohne diese Erwärmung
wäre es folglich so kalt auf der Erde, dass sich kein
höheres Leben hätte entwickeln können.
Zu den „klimawirksamen“ Treibhausgasen der Atmosphäre, welche die Wärmestrahlung absorbieren, gehören vor allem Wasserdampf (H2O), Kohlendioxid (CO2),
Distickstoffoxid (N2O), Methan (CH4) und Ozon (O3).
Diese Gase sind in unterschiedlichen Konzentrationen
auch ohne menschliches Zutun in der Atmosphäre ent-
1
2
4
vgl. Lauer 1995
vgl. Kraus 2004
Sonneneinstrahlung
Erde
Quelle: eigene Darstellung nach Justus-Perthes-Verlag, 1998
1.3 Der Kohlenstoffkreislauf
Der Anteil kohlenstoffbasierter Treibhausgase wie
CO2 und CH4 in der Atmosphäre ist für das Ausmaß des
Treibhauseffektes von zentraler Bedeutung und wird
durch die Prozesse des Kohlenstoffkreislaufs bestimmt
(siehe Abbildung 2). Dieser Kreislauf erstreckt sich
über die natürlichen Teilsysteme Ozean, Atmosphäre
und Landökosysteme. Jedes Teilsystem des Kreislaufs
gibt Kohlenstoff ab und nimmt ihn wieder auf.
Diejenigen Systemkomponenten, aus denen der Atmosphäre treibhauswirksame Gase zugeführt werden,
bezeichnet man als „Quellen“. Fossile Energieträger
wie Erdöl oder Kohle, die heute in großem Maßstab
durch den Menschen verbrannt werden, oder die
Zerstörung der tropischen Regenwälder sind hierfür
Beispiele. Den „Quellen“ stellt man die sogenannten
„Senken“ gegenüber. Senken, wie zum Beispiel
Ozeane, Böden oder Pflanzen, sind bis zu einem
bestimmten Grad in der Lage, aus der Atmosphäre
zusätzliches CO2 aufzunehmen und zu speichern.
Beispielsweise binden Wälder während ihrer Wachstumsphase in der Regel große Mengen an CO2 in Holz
und Boden. Wenn dann zu einem späteren Zeitpunkt
das Holz verbrannt wird oder verrottet, wird das CO2
wieder in die Atmosphäre freigesetzt.
Am Beispiel der Ozeane zeigt sich aber auch die
Begrenztheit dieser Senken. Mit zunehmender CO2Anreicherung sinkt die Aufnahmekapazität: Die Senkenfunktion für die Aufnahme von zusätzlichem CO2
aus der Atmosphäre nimmt ab. Die Austausch- und
Rückkopplungsprozesse zwischen den Teilsystemen
sind teilweise hochkomplex und quantitativ schwer
abzuschätzen. Der Ozean ist eine wichtige Senke.3
Etwa 30 % des vom Menschen zusätzlich freigesetzten
CO2 bindet er direkt oder indirekt. Ohne diese Senkenfunktion wäre der CO2-Anstieg in der Atmosphäre
noch stärker. Aber sie hat auch eine Kehrseite: Dem
Sondergutachten des „Wissenschaftlichen Beirats der
Bundesregierung Globale Umweltveränderungen” von
2006 zufolge hat eine Versauerung, d. h. der Anstieg
der CO2-Konzentration in den Meeren, durch den
Klimawandel bereits begonnen.4 Diese Versauerung
führt zum einen zu Veränderungen der Meeresökosysteme und zum anderen zur Verminderung der CO2Aufnahmekapazität der Meere.
Abb. 2: Der Kohlenstoffkreislauf
119,6
Atmosphäre
597 +165
120
6,4
Nettoprimärproduktion
und Respiration
70,6 70
1,6
2,6
22,2 20
Verbrennung
fossiler
Energieträger und
Zementproduktion
Landnutzungsänderungen und
terrestrische
Senke
Fossile Energieträger
3.700
-244
Vegetation, Böden u. Streu
2.300
+101 -140
Oberflächenozean
900 +18
0,8
90,2
50
101
39
Marine Biosphäre
3
1,6
Abfluss
tiefer Ozean
37.100 +100
Die Abbildung zeigt die Kohlenstoffreservoire (weiße Felder),
die natürlichen Kohlenstoffflüsse
(grüne Pfeile) und die Flüsse, die
durch anthropogene Störungen
verursacht werden (rote Pfeile) pro
Jahr. Alle Angaben in Gigatonnen
Kohlenstoff (GtC).
Die Flüsse zwischen Atmosphäre
und Ozean sowie Atmosphäre und
Landvegetation sind durchschnittliche Jahresnettowerte für die
1990er Jahre.
Quelle: eigene Darstellung nach:
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/klima/treibhaus/
Oberflächensedimente
150
3
4
IPCC 2007a
WBGU 2006
5
1.4 Das Klima ändert sich
Zudem ist der Weltklimarat IPCC (siehe Kasten 1) zu
dem Ergebnis gekommen, dass sich der hydrologische
Kreislauf (Wasserkreislauf) verändert hat. Während es
auf der Nordhalbkugel eine Zunahme der kontinentalen Niederschläge um 5-10 % während des 20.
Jahrhunderts gegeben hat, ist in manchen Regionen
(z. B. Nord- und Westafrika) ein Rückgang zu beobachten. In den mittleren und höheren nördlichen
Breiten konnte eine Zunahme extremer Niederschlagsereignisse verzeichnet werden. Ferner zeigt sich ein
weiträumiger Rückzug von Berggletschern, die aufgrund ihrer Sensibilität gegenüber Temperaturveränderungen auch als „Fieberthermometer der Erde“ bezeichnet werden. Auch gibt es deutliche Anzeichen für
ein Aufweichen von Permafrostböden in Teilen der
Polar- und Subpolarregionen zu bemerken.6
Die globale Durchschnittstemperatur ist im Laufe des
20. Jahrhunderts um ca. 0,74 °C angestiegen, allerdings
weder zeitlich noch regional gleichmäßig. Besonders
in den Zeiträumen 1910 bis 1945 und seit 1976 ist es zu
einer deutlichen Erwärmung gekommen. Elf der vergangenen zwölf Jahre (1995-2006) fallen unter die
zwölf wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturmessungen im Jahr 1850.5
Der Anstieg fand vor allem über den Landflächen statt
und hier besonders über der nördlichen Erdhalbkugel,
weniger über den sich verzögert erwärmenden Ozeanen. Der durchschnittliche globale Meeresspiegel ist
im 20. Jahrhundert um 12-22 Zentimeter angestiegen.
Abb. 3: Wann ist Klimawandel gefährlich?
Risiken und Folgen globaler Erwärmung
I Risiken für einzigartige
und bedrohte Systeme
6
II Häufigkeit und Schwere
extremer Klimaereignisse
Tempera- 5
turanstieg
in °C
4
III Globale Verteilung und
Ausgleich der Auswirkungen
IV Gesamte ökonomische und
ökologische Auswirkung
3
2 °C
2
Heute:
0,74 °C
1
}
V Risiken unumkehrbarer, weit
reichender und plötzlicher
Auswirkungen
Realistischer
Temperaturanstieg
bei massivem Klimaschutz
rot = höheres Risiko
gelb = geringes Risiko
0
I
II
III
IV
V
Quelle: eigene Darstellung nach Schellnhuber 2007
1.5 Der menschgemachte
Treibhauseffekt
Bei den beobachteten Veränderungen stellt sich die
Frage, ob und in welchem Ausmaß sie natürlichen
Ursprungs oder durch den Menschen verursacht sind.
Zunächst lässt sich zweifelsfrei festhalten, dass der
Mensch mit seinem Handeln die Konzentration von
Treibhausgasen und damit die chemische Zusammensetzung der Atmosphäre deutlich beeinflusst.
Durch eine Vielzahl von Prozessen setzt er große
Mengen an Treibhausgasen frei: vor allem durch die
Verbrennung fossiler Energieträger (Braun- und Steinkohle, Erdöl, Erdgas), die großflächige Änderung der
5
6
6
IPCC 2007a
Alle Angaben IPCC 2007a
Landnutzung (z. B. Rodung von Wäldern), landwirtschaftliche Tätigkeiten (v. a. Viehwirtschaft und Reisanbau) und industrielle Prozesse. Dieser menschliche
Einfluss ist verantwortlich für den signifikanten Konzentrationsanstieg von Treibhausgasen in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung (siehe Tabelle
1) und die dadurch ausgelöste Verstärkung des Treibhauseffektes. Daher bezeichnet man den Anteil am
gesamten Treibhauseffekt, den der Mensch durch sein
Handeln verursacht, als menschgemachten oder anthropogenen Treibhauseffekt.
Das Treibhausgas CO2 trägt zu etwa 55 % zum anthropogenen Treibhauseffekt bei und ist damit der Hauptfaktor in den vom Menschen verursachten Emissionen.
Info-Kasten 1: IPCC - höchste Autorität der Klimawissenschaft
Ohne Forschungen unabhängiger WissenschaftlerInnen kann die Politik keine fundierten und wirkungsvollen
Entscheidungen in Richtung Klimaschutz treffen. Es bedarf folglich einer Institution, die den Sachverstand der
weltweiten Klimawissenschaft so umfassend und konsensorientiert wie möglich bündelt. Zu diesem Zweck
gründeten die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen
(UNEP ) 1988 den Zwischenstaatlichen Ausschuss zum Klimawandel (Intergovernmental Panel on Climate
Change, IPCC), der häufig auch als Weltklimarat bezeichnet wird.
Seine umfangreichen Sachstandberichte waren stets eine wichtige Grundlage für wissenschaftlich fundierte
klimapolitische Entscheidungen. So war der erste Bericht (1990) die wichtigste wissenschaftliche Grundlage
für die Klimarahmenkonvention, der zweite Bericht (1995) hatte diese Funktion für das Kyoto-Protokoll. Die
klimawissenschaftlichen Fakten des dritten Berichts (2001) waren ein wichtiger Antrieb für viele Regierungen,
das Kyoto-Protokoll mit seinen verbindlichen Klimaschutzpflichten zu ratifizieren – und damit in Kraft zu setzen.
Der 2007 erschienene vierte Bericht hat weltweit bereits die öffentliche und politische Diskussion über den
Klimawandel und seine Konsequenzen stark befördert. Er stellt die entscheidende wissenschaftliche Grundlage für den Verhandlungsprozess dar, der bis 2009 zu einem UN-Klimaabkommen für die Zeit nach 2012
führen soll.7 Die Sachstandsberichte werden jeweils von mehreren hundert Fachleuten aus aller Welt in mehrfachen Begutachtungsprozessen erstellt. Dabei dürfen nur Erkenntnisse aufgenommen werden, die in wissenschaftlichen Zeitungen bereits einer Überprüfung durch WissenschaftlerInnen unterworfen worden sind
(„Peer Reviewing“).
Vergleicht man die ersten drei Berichte mit dem jeweils nachfolgenden Bericht, so zeigt sich klar: zentrale
Aussagen wurden jeweils sehr vorsichtig formuliert und nachher durch sicherere bestätigt. In vielen Fällen
folgten sogar deutlich dramatischere Feststellungen, die sich aus dem zunehmenden wissenschaftlichen Sachstand ableiten ließen. Mehrere Beispiele
deuten darauf hin, dass auch der vierte IPCCSachstandsbericht in vielerlei Hinsicht sehr vorsichtige, konservative Abschätzungen präsentiert.
Dies gilt u. a. für die Annahmen zur weltweiten Emissionsentwicklung (siehe Abb.11) und zum Meeresspiegelanstieg (siehe 3.2.1)
Der Beitrag von Methan liegt bei etwa 15 % (siehe
Tabelle 1). Neben diesen Gasen gehören Distickstoffoxid (N2O, Lachgas) sowie industriell erzeugte Gase
wie Fluorkohlenwasserstoffe zu den wichtigsten anthropogenen Treibhausgasen. Ozon (O3) wird nicht direkt ausgestoßen, sondern entfaltet seine Wirksamkeit als Folgeprodukt u. a. bei der Verbrennung fossiler Energieträger. Wasserdampf ist das natürlich am
stärksten konzentrierte Treibhausgas in der Atmosphäre. Der Mensch beeinflusst seine Konzentration direkt durch den Flugverkehr und indirekt durch die erwärmungsbedingte Veränderung des Wasserkreislaufs.
tion in den letzten 420.000 Jahren nie 290 ppm8 überschritten hat. Seit Beginn der Industrialisierung um
1750 – und damit der massiven Ausweitung oben skizzierter menschlicher Einflüsse – stieg die Konzentration von CO2 jedoch um ca. 30 % und betrug im Jahre
2005 im Jahresmittel bereits 379 ppm, mit einer jährlichen Zuwachsrate von etwa 1,9 ppm zwischen 1995
und 2005.9 Die Methankonzentration steigerte sich sogar um ca. 140 %.10
Aus der Analyse von Bohrungen im antarktischen Eis
ging hervor, dass die atmosphärische CO2-Konzentra-
Allerdings gibt es auch menschliche Handlungen mit
einem kühlenden Effekt, beispielsweise die industriellen Emissionen von Schwefeldioxid (SO2).11 Insgesamt
aber überwiegt der Ausstoß erwärmend wirkender
Treibhausgase deutlich (siehe Tabelle 2).
7
8
Volltext der englischen Version des vierten Sachstandberichts: http://www.ipcc.ch; Zusammenfassung für
Entscheidungsträger (deutsch):
http://www.ipcc.ch/pub/nonun.htm
ppm (parts per million): Teilchen pro Million
IPCC 2007a
10 IPCC 2007a
11 IPCC 2001a: 9
9
7
Tabelle 1: Die wichtigsten anthropogenen Treibhausgase
Spurengas
Anthropogene Herkunft
Derzeitige (und
vorindustrielle)
Konzentration
Konzentrationsanstieg pro Jahr
Anteil am
anthropogenen
Treibhauseffekt
(seit 1750)
Treibhauspotential pro
Teilchen,
CO2 = 1
Kohlendioxid
(CO2)
Verbrennung fossiler
Energien; Waldrodungen
und Bodenerosion;
Holzverbrennung
ca. 379 (280) ppm
1,5 ppm
60%
1
Methan (CH4)
Reisanbau;
Viehhaltung;
Erdgaslecks;
Verbrennung von Biomasse;
Mülldeponien;
Nutzung fossiler Energien
ca. 1774 ppb
(730 ppb)
-5 bis +5 ppb
15 %
ca. 23
Ozon (O3)
Wird indirekt gebildet durch
fotochemische Reaktionen;
Verbrennung fossiler
Energieträger durch
Verkehrsmittel
ca. 0,02 ppm in
unklarer Trend
Troposphäre (regional
unterschiedlich)
(kleiner 0,01)
8%
ca. 2.000
Distickstoffoxid
(N2O, Lachgas)
Verbrennen von Biomasse
und fossilen Energieträgern;
Düngemitteleinsatz
319 (270) ppb
0,8 ppb
4%
ca. 200-300
Fluorchlorkohlenwasserstoffe
(FCKW)
Treibmittel in Sprühdosen;
Beimengung im Leitungssystem von Kühlaggregaten,
Isoliermaterial,
Reinigungsmittel
ca. 0,005 (0) ppm
tendenziell
Rückgang
11%
ca. 14.000
Wasserdampf
(H2O)
Verbrennungsprozesse:
hochfliegende Flugzeuge
(führt zu Kondensstreifen
und Zirruswolken)
0,2 - 0,3 ppm in
k. A.
Troposphäre (regional
unterschiedlich)
<3%
k. A.
ppm (parts per million): Teilchen pro Million; ppb (parts per billion): Teilchen pro Milliarde
Quellen: IPCC 2007a, Jacobeit 2007, Hamburger Bildungsserver 2007
1.6 Belege für den menschlichen
Einfluss auf das Klima
Klimaänderungen hat es in der Vergangenheit immer
wieder gegeben. Sind jedoch die jüngsten Veränderungen des Klimas ohne den Einfluss des Menschen
zu erklären? Prinzipiell sind auch Ursachen denkbar,
die nicht auf den Kohlenstoffkreislauf und die Konzentration von Treibhausgasen zurückzuführen sind
(siehe auch Tabelle 2). Änderungen der Erdparameter
und unterschiedlich starke Sonnenaktivität lassen die
Einstrahlung der Sonnenenergie schwanken, die auf
die Erdoberfläche trifft. Vulkanausbrüche können eine
Abkühlung bewirken, wenn große Mengen Asche in
die Atmosphäre geschleudert werden, welche die
Durchlässigkeit der Sonnenstrahlung verringern. Dies
war beispielsweise in den Jahren 1991-1993 der Fall,
die in Folge des Ausbruchs des philippinischen Vulkans
Pinatubo relativ kühl waren.12 Auch können interne
Wechselwirkungen und Rückkopplungsmechanismen
zwischen Atmosphäre und Ozeanen wie z. B. das
12 Schönwiese 2004: 8
13 IPCC 2007a
8
El-Niño-Ereignis das globale Klima über mehrere Jahre
hinweg beeinflussen.
Laut IPCC kann die Erwärmung in der zweiten Hälfte
des 20. Jahrhunderts aber nicht allein durch natürliche
Faktoren wie eine veränderte Sonnenaktivität erklärt
werden. Vielmehr leitet sich aus den neuen Erkenntnissen des IPCC eine „sehr hohe Sicherheit” (d. h. nach
IPCC-Definition in mindestens 9 von 10 Fällen korrekt)
ab, dass zum einen menschliche Aktivität seit 1750
insgesamt zur Erderwärmung geführt hat. Zum anderen ist der größte Teil des Temperaturanstiegs in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts „sehr wahrscheinlich” (d. h. nach IPCC-Definition mit 90- bis 99%-iger
Wahrscheinlichkeit) die Folge des menschgemachten
Anstiegs der Treibhausgaskonzentration.13 Im dritten
Sachstandbericht des IPCC hatte es noch „wahrscheinlich“ geheißen.
Das internationale Wissenschaftlergremium stützt sich
in seiner Aussage über den Beitrag des Menschen an
der globalen Klimaänderung im Wesentlichen auf drei
Pfeiler: die menschgemachte Zunahme von Treibhausgasen, die hohe Korrelation zwischen globaler
Mitteltemperatur und der Kohlendioxidkonzentration
in der Vergangenheit sowie Hochrechnungen mit
Klimamodellen.14
eine noch größere Annäherung an die in der Realität
beobachtete Entwicklung dar. Allerdings schließt dies
nicht prinzipiell die Möglichkeit aus, dass noch weitere Faktoren eine begrenzte Rolle für den Temperaturanstieg gespielt haben könnten.
Die anderen bekannten Faktoren, die die globale
Temperatur verändern können, werden dabei berücksichtigt.
Die Betrachtung des Strahlungsantriebs unterschiedlicher großräumig wirksamer Klimafaktoren (Tabelle 2)
und die daraus berechneten Temperatursignale unterstützen die Hypothese, dass der Mensch über die
Treibhausgase einen deutlich größeren Einfluss auf die
Temperaturveränderung seit 1860 genommen hat als
natürliche Faktoren wie veränderte Sonnenaktivität
oder Vulkaneruptionen. Insgesamt sind das demnach
ca. 0,7 °C, was in etwa dem beobachteten Anstieg von
0,74 °C im 20. Jahrhundert entspricht. Die natürlichen
Klimasignale sind demgegenüber relativ klein sowie
episodisch bzw. fluktuativ, haben also zu dem Langfristtrend der letzten 100 Jahre kaum beigetragen.
Wenn man bei der Simulation der Temperaturentwicklungen der letzten eineinhalb Jahrhunderte
sowohl die natürlichen Faktoren als auch die menschgemachten mit einbezieht, lässt sich der tatsächliche
Temperaturverlauf sehr genau simulieren (siehe
Abbildung 4). Die Simulation der natürlichen Entwicklung beschränkt sich dabei auf die Faktoren
Variation der Solarstrahlung und Vulkanausbrüche.
Die Simulation der menschgemachten Entwicklung
bezieht nur die Faktoren Treibhausgasemissionen und
Emissionen von Sulfataerosolen (die eine abkühlende
Wirkung haben) mit ein.
Bereits die Simulation der menschgemachten Faktoren
würde eine plausible Erklärung für den größten Teil
der beobachteten Temperaturentwicklung liefern. Die
Integration beider Faktorenbündel hingegen stellt
Insgesamt ist die Frage, ob sich das Klima ändert und
ob der menschgemachteTreibhauseffekt in den letzten
Jahrzehnten wesentlicher Antrieb dieser Veränderung
war, nicht mehr wissenschaftlich umstritten. Diskutiert wird lediglich über das genaue Ausmaß und
die zu erwartenden Konsequenzen in verschiedenen
Regionen.
Tabelle 2: Großräumig wirksame Klimafaktoren und die zugehörigen Strahlungsantriebe und Temperatursignale (seit 1860)
Klimafaktor
Strahlungsantrieb
Signal 15
Signalstruktur
Treibhausgase, TR (a)
2,07 bis 2,53 W/m2
0,9 bis 1,3 °C
Progressiver Trend
Sulfataerosol, SU (a)
-0,1 bis -0,9 W/m2
-0,2 bis -0,4 °C
Uneinheitl. Trend
Kombiniert, TR + SU (a)
1,8 bis 2,43 W/m2
0,5 bis 0,7 °C
Uneinheitl. Trend
Vulkaneruptionen
max. -1 bis -3 W/m2*
-0,1 bis -0,2 °C
Episodisch (1-3 Jahre)
Sonnenaktivität
0,06 bis 0,3 W/m2
0,1 bis 0,2 °C
Fluktuativ (+ Trend)
El Niño/Southern Oscillation
-
0,2 bis 0,3 °C
Episodisch
(a) anthropogen, * Pinatubo-Ausbruch 1991: 2,4 W/m2, 1992: 3,2 W/m2, 1993: 0,9 W/m2
Quellen: IPCC 2007a, Schönwiese 2004
14 vgl. auch Graßl, 1998: 12; Bolin, 1998: 352
15 Die natürlichen internen Schwankungen des Klimas sind das „Rauschen”, gegenüber dem sich Klimaänderungen durch be-
stimmte externe Anstöße, ob durch natürliche Ursachen oder den Menschen, als „Signal” abheben. Will man eine ungewöhnliche Klimaänderung wie z. B. die Erwärmung der letzten Jahrzehnte erklären, so muss man zunächst untersuchen, ob
es sich dabei um ein Phänomen handelt, das sich signifikant von dem natürlichen „Rauschen” des Klimas unterscheidet und
nicht als natürliche interne Variabilität erklärt werden kann. Falls das so ist, muss man in einem zweiten Schritt versuchen,
die Ursache des „Signals” herauszufinden, also zu bestimmen, ob es durch natürliche oder anthropogene externe
Antriebsfaktoren bedingt ist. Quelle: Schönwiese 2004:8
9
Schwarz: Gemessene Temperaturabweichungen
Blau: Simulation der natürlichen
Einflussfaktoren
Rot: Kombinierte Simulation der
natürlichen und anthropogenen
Einflussfaktoren
Temperaturabweichungen in °C
Abb. 4: Gemessene und simulierte Temperaturabweichungen vom langjährigen Mittel
(1901-1950) seit 1901
1,0
0,5
0,0
1900
1950
2000
Quelle: IPCC 2007a
350
350
300
1
1800
1900
Jahr
2000
300
0
Strahlungsantrieb (W/m2)
400
Kohlendioxid (ppm)
Abb. 5: Atmosphärische
Konzentration der wichtigsten langlebigen Treibhausgase in den letzten 10.000
Jahren bzw. seit 1750 (jeweils
eingefügte Grafik)
250
2000
Methan (ppb)
1500
1500
0,4
1000
500
1800
1900
Jahr
2000
0,2
1000
0
500
Strahlungsantrieb (W/m2)
2000
330
Lachgas (ppb)
300
270
300
1800
1900
Jahr
2000
0
270
10000
5000
Zeit (vor 2005)
Quelle: IPCC 2007d
10
0,1
240
0
Strahlungsantrieb (W/m2)
330
2. Verursacher des menschgemachten Treibhauseffekts
Wie gezeigt wurde, greift der Mensch durch sein Handeln massiv in die chemische Zusammensetzung der
Atmosphäre ein und ist somit fast zweifelsfrei der
Hauptverursacher für den sich verstärkenden Treibhauseffekt der Erde. Allerdings war und ist der Beitrag
der verschiedenen Staaten und ihrer Bewohner zum
Klimawandel sehr verschieden – v. a. wegen ihrer
unterschiedlichen wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Situationen. Generell ist zu sagen, dass
die technologisch am wenigsten entwickelten Länder
am wenigsten zum globalen Klimawandel beigetragen
haben und nun am wenigsten in der Lage sind, sich auf
die kommenden Veränderungen einzustellen.
2.1 Welche Länder sind die
Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen?
Die Frage, welche Länder für welche Mengen an
Emissionen verantwortlich sind, stellt sich sowohl für
die Vergangenheit als auch für Gegenwart und
Zukunft. Aus zwei Gründen ist der Blick in die Vergangenheit besonders wichtig. Erstens ist CO2 ein
rund 100 Jahre lang wirksames Treibhausgas, d. h. die
Frage der Verantwortung für den heute bereits sichtbaren globalen Klimawandel ergibt sich aus den kumulierten Emissionen des letzten Jahrhunderts. Zweitens
haben diejenigen Länder, die in der Vergangenheit besonders viel Energie nutzten, – vor allem Kohle, Öl und
Gas – und damit besonders hohe Treibhausgasemissionen hatten, von diesem Verhalten profitiert, indem
sie Infrastruktur, Produktionsanlagen und Kapital
aufgebaut haben. Dieser Reichtum verschafft ihnen
einen deutlich größeren Handlungsspielraum, heute in
die Entwicklung und Verbreitung klimafreundlicher
Energietechnologien zu investieren, als es in armen
Ländern der Fall ist. Letztere erheben hingegen einen
Anspruch auf „nachholende Entwicklung“ mit hohem
Wirtschaftswachstum und erwarten, dass sie die
Zusatzkosten für klimafreundliche Technologien vom
Norden ganz oder teilweise finanziert bekommen.
Abbildung 6 zeigt, dass die Industrieländer die Hauptverursacher des anthropogenen Treibhauseffektes
sind, wenn man die im letzten Jahrhundert in der
Atmosphäre durch den Menschen angehäuften CO2Emissionen betrachtet. Mehr als die Hälfte (58 %) entfielen zwischen 1900 und 1999 alleine auf Europa und
die USA, auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion
weitere 13,7 %. Die Gesamtheit der so genannten
Entwicklungsländer war hingegen nur für 21% der angehäuften CO2-Emissionen verantwortlich. Der Vergleich dieser Daten mit den kumulierten Emissionen
zwischen 1992 und 2004 verdeutlicht den wachsenden
CO2-Ausstoß der Schwellenländer, vor allem Chinas
und Indiens.
Info-Kasten 2: Historische Verantwortung beim Klimawandel
Die Tatsache, dass hauptsächlich die kapitalstarken
Industrieländer den Klimawandel verursachen,
während die Entwicklungsländer am stärksten unter den Auswirkungen zu leiden haben, veranlasste
die britische Entwicklungsorganisation Oxfam dazu, einen Index zur Finanzierung der Anpassung an
den Klimawandel zu erstellen. Diesem Index zufolge sollen hauptsächlich die USA (40 %), die EU
(30%, hier vor allem Deutschland, Großbritannien,
Italien, Frankreich und Spanien) und Japan (10 %)
für die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen in
Entwicklungsländern aufkommen, da diese Länder
erstens für den bedeutendsten Teil der kumulierten Emissionen verantwortlich und zweitens wirtschaftlich ausreichend leistungsfähig sind, um ihrer
Verantwortung gerecht zu werden.16
2.2 Absolute und Pro-KopfEmissionen der Länder heute
In den meisten Entwicklungsländern steigen die Treibhausgasemissionen heute stark an, was allerdings auch
auf verschiedene Industrieländer zutrifft. Die USA
haben durch ihre kumulierten CO2-Emissionen mit
Abstand am meisten zum Klimawandel beigetragen:
Auch im Jahr 2002 gingen fast 25 % des weltweiten
CO2-Ausstoßes auf ihr Konto. China hat die USA nach
verschiedenen Schätzungen im Jahr 2007 vermutlich
überholt. Das Land stößt mit seinen gut 1,3 Milliarden
Einwohnern jetzt etwa so viel CO2 aus wie die 15
Länder der „alten EU“ mit ihren rund 380 Millionen
Einwohnern. Danach folgen unter den Einzelstaaten
Russland, Japan und Indien (siehe Abbildung 6b).
Angesichts des schnellen Emissionswachstums vor
allem in den Schwellenländern lassen sich ernsthafte
16 Oxfam International 2007
11
globale Klimaziele ohne die zielgerichtete Kooperation mit diesen Ländern nicht ereichen. Selbst wenn
die Industrieländer ihre Emissionen auf Null reduzierten, würde ein ungebremster Anstieg der Emissionen
in den Ländern des Südens gefährliche Störungen des
globalen Klimasystems unvermeidlich machen.
Während für die Entwicklung des Klimasystems die
Gesamtemissionen eines Landes zentral sind, stellt
sich unter dem Aspekt der Gerechtigkeit eher die Frage
der Pro-Kopf-Emissionen.
Abbildung 7 zeigt die Entwicklung in den Jahren 1990
bis 2004 für ausgewählte Länder. Hier liegen die USA
und Kanada mit ca. 20 bzw. 18 t CO2 im Jahr 2004 deutlich vorne. Zu beachten ist allerdings, dass einige der
arabischen Golfstaaten noch weit höhere Pro-KopfWerte haben, in Qatar liegt der Wert bei ca. 60 Tonnen.17 In Deutschland und Russland sind mit dem deutlichen Gesamtrückgang auch sinkende Pro-KopfEmissionen verknüpft. Nichtsdestotrotz produziert
jeder Deutsche im Durchschnitt immer noch etwa 10 t
CO2 pro Jahr, Japan liegt mit 9,5 t knapp dahinter. Die
Abb. 6a: Kumulierte energiebedingte CO2-Emissionen 1900-1999
Japan
3,7 %
Russland
13,7 %
Kanada
2,3 %
Australien
1,1 %
Entwicklungsländer
21 %
Europa
27,7 %
USA
30,3 %
China, Indien und Entwicklungsländer Asiens
12,2 %
Süd- und Mittelamerika
3,8 %
Mittlerer Osten
2,6 %
Afrika
2,5 %
Quelle: eigene Darstellung nach World Resources Institute 2002
Abb. 6b: Kumulierte energiebedingte CO2-Emissionen 1992-2004
Japan
4,9 %
Kanada
2,3 %
Australien
1,4 %
Russland
7%
China (inkl. Hongkong)
13,6 %
Entwicklungsländer Asiens
4,6 %
Indien
3,9 %
Europa
18,9 %
Entwicklungsländer
30,5%
USA
23,7 %
Quelle: EIA 2004
17 IEA 2006: 104
12
Süd- und
Mittelamerika
4%
Mittlerer Osten
4,4 %
Afrika
3,6 %
Betrachtung der Pro-Kopf-Werte relativiert auch die
hohen Gesamtemissionen Chinas und Indiens. Als bevölkerungsreichste Länder der Erde mit über 1,3 Mrd.
(China) bzw. 1,1 Mrd. Einwohnern (Indien) verzeichnen
sie zwar hohe absolute Emissionen, ihre Pro-KopfEmissionen liegen jedoch nur bei 3,6 bzw. 1 t CO2 pro
Jahr. Und diese Emissionen werden ganz überwiegend
von einer Minderheit der jeweiligen Bevölkerungen
erzeugt: So werden in China nur etwa 20 % der Bevöl-
kerung der „globalen Konsumentenklasse“ zugeordnet, die durch einen konsum- und ressourcenintensiven Lebensstil erhebliche CO2-Emissionen verursacht.18
Die summierten Emissionen des gesamten afrikanischen Kontinents sind durchschnittlich mit den ProKopf-Emissionen Indiens vergleichbar, einzelne Länder wie z. B. die Republik Kongo liegen mit ihren ProKopf-Emissionen sogar deutlich niedriger.
Abb. 7: Entwicklung der energiebedingten CO2-Emissionen pro Einwohner zwischen
1990 und 2004 für neun ausgewählte Länder
25
t CO2 / Einwohner
USA
20
Kanada
Russland
Deutschland
15
Japan
Südafrika
10
China
Indien
Republik Kongo
5
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
0
Quelle: eigene Darstellung nach IEA 2006
2.3 Emissionen nach Sektoren
Die derzeitige Erwärmung ist auf eine Reihe von
Emissionsquellen zurückzuführen. Im Folgenden wird
zunächst die globale Ebene19 betrachtet, bevor auf die
Verhältnisse in Deutschland Bezug genommen wird.
Hauptfaktor für den weltweiten Ausstoß an Treibhausgasen20 im Jahr 2004 war der Sektor Energieversorgung mit ca. 25,9 % vor dem Industriesektor mit
19,4 %.21 Die Industrie nutzt allerdings auch einen
großen Teil des Stroms aus der Energieversorgung.
Eine eindeutige Abgrenzung ist also nicht ganz einfach. Als weitere folgen der Forstsektor (17,4 %) und
die Landwirtschaft (13,5 %). Der Verkehrssektor m it
13,1 % zeichnet sich durch enorme Wachstumsraten
aus. Der Zuwachs ist vor allem auf den Anstieg im inter-
18 Gardner/Assadourian/Sarin 2004: 43f
19 Quelle für alle Daten hierzu: IPCC 2007e
nationalen Schiffs- und Flugverkehr zurückzuführen.
Die Bedeutung des Flugverkehrs für den Klimawandel
ist allerdings wegen anderer klimarelevanter Emissionen in großer Höhe noch etwa zwei- bis fünfmal
größer, als die CO2-Zahlen zum Ausdruck bringen (siehe auch Info-Kasten 6).22
Von den gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen machte CO2 im Jahr 2004 mehr als 75% aus. Der
Großteil dieser CO2-Emissionen ist energiebedingt.
Daneben spielt vor allem die Freisetzung von CO2
durch die Zerstörung von Wäldern (z. B. durch die Rodung tropischer Regenwälder) eine große Bedeutung.
Diese ist mit umgerechnet ca. 6 Milliarden Tonnen
jährlich freigesetztem CO2 nach dem Verbrennen von
fossilen Energieträgern global betrachtet die zweitgrößte CO2-Quelle. In einigen Entwicklungsländern
stellt sie die größte Emissionsquelle dar, z. B. in Indo-
20 Neben CO sind hier CH , N O und die so genannten
2
4
2
F-Gase einbezogen.
21 IPCC 2007e
22 IPCC 2007e
13
nesien mit 83,4 % und in Brasilien mit 62 %. Hauptursache der Waldzerstörung sind landwirtschaftliche
Aktivitäten, d. h. die Gewinnung von Acker- und Weidefläche durch Brandrodung. Problematisch ist vor allem
die großflächige Rodung für Monokulturen wie Palmöl-,
Zuckerrohr- und Sojaanbau. Soja aus Brasilien beispielsweise spielt eine wichtige Rolle als Futtermittel in der
europäischen Tierzucht, womit auch der Fleischkonsum
hier zur Zerstörung der Regenwälder beitragen kann.
Ähnliches kann für Palmöl gelten, das z. B. als Agrotreibstoff im Verkehrssektor eingesetzt wird.
Aus Klimaschutzgesichtspunkten ist der Schutz der
Wälder wegen ihrer Funktion als CO2-Speicher zentral.
Entwaldung verwandelt den CO2-Speicher in eine CO2Quelle, durch die sich die Temperaturerhöhung weiter
verschärft. Angesichts dieser Situation kommt politischen und ökonomischen Instrumenten zur Bekämpfung
der Entwaldung vor allem im Rahmen der Verhandlungen über das UN-Klimaregime für die Zeit nach 2012
eine große Bedeutung zu. Abgesehen von ihrer klimatischen Bedeutung tragen Wälder zum Erhalt der regionalen Artenvielfalt sowie zu nachhaltigen Lebensweisen
für lokale Gemeinschaften bei. Eine Betrachtung der
Wälder alleine unter Klimaaspekten kann allerdings
leicht zu einem Verlust an Artenvielfalt beitragen. So
binden schnellwachsende Plantagen zwar am meisten
CO2, stellen aber in der Regel keinen Lebensraum dar,
der eine hohe Tier- und Pflanzenvielfalt ermöglicht.
Die Landwirtschaft ist nicht nur wegen ihres Beitrags
zur Änderung der Landnutzung ein wichtiger Faktor für
den anthropogenen Treibhauseffekt: Der überwiegende
Anteil an den weltweiten anthropogenen Methan-
emissionen entsteht durch Nassreisfeldbau und Rinderzucht.23
In diesem Zusammenhang kann man jedoch die Frage
aufwerfen, ob alle Emissionen als prinzipiell qualitativ
gleichwertig anzusehen sind oder ob man bei dem
Vergleich unterscheiden muss, zu welchem Zweck die
Emissionen verursacht werden. So sind z. B. die
Emissionen, die durch Freizeitreiseverkehr entstehen,
aus dieser Perspektive anders zu bewerten als beispielsweise der Methanausstoß, den asiatische Bauern
durch den für sie überlebensnotwendigen Reisanbau
verursachen. Wenngleich die zu dieser Frage teilweise
verwendeten Begriffe „Luxus-Emissionen“ und „Überlebens-Emissionen“ nicht immer eindeutig definiert
werden können, veranschaulichen sie doch gut die
Rolle, welche die extrem unterschiedlichen Wohlstandsniveaus zwischen reichen und armen Staaten
und Menschen für das Ausmaß der Treibhausgasemissionen und damit auch für die Vermeidungsmöglichkeiten spielen.
In Deutschland sind der Energie- und der Verkehrssektor die Hauptemissionsquellen (siehe Abbildung 8).
Der Verkehr ist in diesem Kontext als „klimapolitisches
Sorgenkind“ zu bezeichnen: Während in allen anderen
Sektoren teilweise deutliche Reduktionen erzielt wurden, sind die Verkehrsemissionen zwischen 1990 und
2000 deutlich angestiegen. Seitdem sind die Emissionen des PKW-Verkehrs – angesichts steigender Ölpreise und den Auswirkungen der Öko-Steuer – zwar leicht
gesunken. Der Treibhausgasausstoß des übrigen Verkehrs steigt jedoch weiterhin stark an, was insbesondere für den Flugverkehr gilt.
Abb. 8: Anteil der Sektoren an den energiebedingten Gesamt-CO2-Emissionen
Deutschlands im Jahr 2005 (und 1990)
Industrie
13 % (16 %)
Gewerbe, Handel, Dienstleistungen
6,5 % (9 %)
Energiewirtschaft
45,5 % (44 %)
Haushalte
14 % (14 %)
Verkehr
21 % (17 %)
Quelle: eigene Darstellung nach UBA 2007
23 IPCC 2001a: 250
14
2.4 Trends bei den Treibhausgasemissionen
Wie aus den Daten des IPCC hervorgeht, ist gerade
beim wichtigsten menschgemachten Treibhausgas,
dem Kohlendioxid, der Wachstumstrend auf globaler
Ebene ungebrochen. Zwischen 1990 und 2004 ist es zu
einem Wachstum von 28% bei den CO2-Emissionen
gekommen, der Trend hat sich in den letzten Jahren
beschleunigt (siehe Abbildung 11). In fast allen Weltregionen ist ein deutlicher Anstieg der Emissionen in
dem besagten Zeitraum zu beobachten, wobei dieser
natürlich auf stark unterschiedlichen Ausgangsniveaus
aufbaut.
Im Kyoto-Protokoll haben sich die Industrieländer
1997 zu moderaten Emissionsminderungen bis 2012
gegenüber 1990 verpflichtet.
Eine Reihe von Staaten befindet sich auf gutem Wege,
die für 2012 vereinbarten Ziele zu erreichen. Hierzu
zählen einige wenige westliche Industriestaaten wie
z. B. Großbritannien oder Deutschland. Auch in den
Staaten des ehemaligen Ostblocks ist es aufgrund der
starken Umstrukturierung ihrer Wirtschaften nach
1990 zu einem starken Emissionsrückgang gekommen.
Bei den meisten westlichen Industriestaaten läuft hingegen das anhaltende Wachstum der Emissionen den
vereinbarten Reduktionen stark entgegen. Dies gilt
z. B. für Norwegen, Japan, Kanada und Australien, die
das Kyoto-Protokoll völkerrechtlich verbindlich ratifiziert haben. Die USA hatten ihren Reduktionsverpflichtungen zwar ursprünglich zugestimmt, das
Protokoll aber letztendlich bis heute nicht ratifiziert,
so dass es für sie auch nach Inkrafttreten zumindest
völkerrechtlich nicht verbindlich ist. Es ist möglich,
dass die „Kyoto-Staaten“ in ihrer Gesamtheit die von
ihnen zugesagte Reduktion bis 2012 erreichen. Da aber
die Emissionen in den USA seit 1990 sehr stark
angestiegen sind, ist schon jetzt klar, dass die Industrieländer insgesamt dann einen Anstieg und nicht
eine Verringerung zu verkünden haben werden.
Germanwatch hat mit dem sogenannten KlimaschutzIndex ein Instrument entwickelt, das die Emissionsentwicklung, das Emissionsniveau sowie die Klimaschutzpolitik der Hauptemittenten transparent gegenüberstellt. Der Index fungiert als Vergleichsinstrument zwischen den einzelnen Staaten und soll zu effizienterem
Klimaschutz animieren. Tabelle 3 zeigt das Abschneiden der größten CO2-Emittenten nach dem Klimaschutz-Index 2007. Großbritannien und Deutschland
stehen zwar in diesem Vergleich gut dar, eine hochran-
Tabelle 3: Abschneiden der größten CO2-Emittenten nach dem Klimaschutz-Index 2008
Land
Klimaschutzindex Platzierung
2008
(2007)*
Anteil an den
globalen
CO2-Emissionen**
Anteil am
globalen Bruttoinlandsprodukt
Deutschland
2
(4)
3,00 %
3,97 %
Indien
5
(9)
4,23 %
6,16 %
Großbritannien
7
(4)
1,95 %
3,11%
China
40
(44)
18,80 %
14,75 %
Italien
41
(35)
1,67 %
2,79 %
Japan
42
(39)
4,47 %
6,36 %
Russland
50
(42)
5,69 %
2,53 %
Südkorea
51
(48)
1,65 %
1,75 %
Kanada
53
(51)
2,02 %
1,81%
USA
55
(53)
21,44 %
20,13 %
-
-
64,92 %
63,36 %
Summe
Quelle: Burck et al. 2007
* nach aktuellster Berechnungsmethode
* * energiebedingt
Einzelwertungen
Trend, Niveau, Politik
© Germanwatch 2007
15
gige Platzierung ist jedoch nicht mit ausreichendem
Klimaschutz gleichzusetzen. Würden statt Platzierungen Schulnoten verteilt, gäbe es bisher keine Einsen zu
vergeben.
2.5 Ursachen für Veränderungen
des CO2-Ausstoßes
Einheit BIP) sowie einer Verringerung der CO2Intensität in der Energieversorgung bei stagnierender
Bevölkerungszahl und einem nur moderaten Anstieg
des BIP erklären. Im Falle von Deutschland wurde etwa
die Hälfte der Energieeffizienzgewinne dadurch erzielt, dass viele ineffiziente Produktionsanlagen aus
der DDR-Zeit stillgelegt und zum Teil durch sehr moderne Anlagen ersetzt wurden. Zusätzlich wurden aber
auch viele weitere Maßnahmen für Energieeffizienz
und die Nutzung von Erneuerbaren Energien umgesetzt, etwa das „Erneuerbare-Energien-Gesetz” (EEG)
im Strombereich.
In Marktwirtschaften lassen sich die energiebedingten
CO2-Emissionen errechnen als:
CO2 = Bevölkerung x Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro
Kopf x Energienutzung pro BIP-Einheit x CO2-Ausstoß
pro Energieeinheit.
Möchte man ihren zukünftigen Verlauf beeinflussen,
ergeben sich somit vier Ansatzpunkte. Dies gilt gleichermaßen für den Rückblick in die Vergangenheit.
Abbildung 9 zeigt die Veränderung dieser Faktoren in
sieben ausgewählten Ländern. Es lassen sich jeweils
unterschiedliche Entwicklungen beobachten und
ebenso unterschiedliche Erklärungen dafür benennen.
In Südafrika, Indien und den USA hat der CO2-Ausstoß
deutlich zugenommen, wenngleich unterschiedlich
stark. Gleichzeitig sind sowohl in Südafrika und Indien
als auch in den USA das Bruttosozialprodukt und die
Bevölkerungzahl deutlich angestiegen. Indien weist
eine leichte Verbesserung der Energieproduktivität
auf, aber eine relativ deutliche Erhöhung des CO2Ausstoßes pro Energieeinheit. Dies lässt sich mit dem
verstärkten Einsatz von Kohle und mit einem Wachstum des Verkehrs erklären.
Der absolute CO2-Ausstoß ist in Deutschland und
Großbritannien gesunken. Der Rückgang lässt sich hier
mit einer deutlichen Erhöhung der Energieproduktivität (d. h. einem verringerten Energiebedarf pro
Der CO2-Ausstoß Chinas hat sich seit 1990 etwa verdoppelt, während sich das Bruttoinlandsprodukt in der
gleichen Zeit verdreifacht hat. Diese relative Entkopplung des CO2-Ausstoßes vom Wirtschaftswachs-
Abb. 9: Prozentuale Änderung verschiedener Indikatoren 1990-2004
für sieben ausgewählte Länder
300
China
CO2-Ausstoß
gesamt
250
200
Bevölkerung
150
BIP in KKP
Indien
Energienutzung pro
Einheit BIP in KKP
100
USA
50
Großbritannien
Deutschland
Südafrika
Japan
CO2 pro Einheit
Energieverbrauch
0
-50
-100
Quelle: eigene Darstellung nach IEA (2006)
16
BIP: Bruttoinlandsprodukt
KKP: Kaufkraftparitäten
tum drückt sich in der signifikanten Verringerung der
Energieintensität der Wirtschaft aus. Die CO2-Intensität der Energienutzung hat sich hingegen trotz umfangreicher Modernisierung und damit verbundener
Effizienzverbesserung zahlreicher Kohlekraftwerke
leicht erhöht.24 Auch wenn China zudem immer stärker
die erneuerbaren Energien fördert, ist die CO2-Intensität pro Einheit des Bruttoinlandsprodukts heute immer noch um ein Drittel höher als die Indiens.
Abb. 10: Wachsender Wohlstand und Konsum in den Schwellenländern wie hier in China lassen die Emissionen von Treibhausgasen steigen. Foto: Digitalstock
Wirft man erneut einen Blick auf die Faktoren in der
obigen Gleichung, so liegen für die Zukunft große
Potenziale in der Verringerung der Energienutzung pro
BIP-Einheit, z. B. durch effizientere Fahrzeuge, sparsamere Produktionsanlagen etc., und im CO2-Ausstoß
pro Energieeinheit, z. B. durch Kraft-Wärme-Kopplung
und Nutzung von weniger CO2-intensiven Energieträgern bis hin zu Erneuerbaren Energien. Werden diese beiden Faktoren optimiert, so kann selbst bei einem
Anstieg von Wirtschaftsleistung und Bevölkerung der
CO2-Ausstoß deutlich verringert werden.
Auch auf globaler Ebene lässt sich ermitteln, welche
Faktoren die CO2-Emissionen wie stark beeinflussen (Abb. 11). Der Bevölkerungsanstieg war in den
letzten 25 Jahren ein relativ konstant steigender
Faktor. Das Wirtschaftswachstum (BIP pro Kopf) war
in den letzten 10 Jahren größer als zwischen 1985
und 1995. Während lange Zeit die Weltwirtschaft
immer effizienter wurde – die Kohlenstoffintensität
pro BIP ist stetig zurückgegangen – hat sich dieser
Trend in den letzten Jahren umgekehrt, vor allem
aufgrund eines Ausbaus der Kohleverstromung.
Diese Trendumkehr ist der Hauptgrund, warum die
Emissionen seit 2000 ca. dreimal so schnell steigen
wie im Jahrzehnt zuvor. Faktisch führt damit jedes
Wirtschaftswachstum zu steigenden Emissionen.
Dies macht die Dringlichkeit einer Klimapolitik, die
wirtschaftliche Entwicklung mit sinkenden Emissionen vereint, umso deutlicher.
Abb. 11: Weltweite Entwicklung von Emissionsfaktoren
1,5
Faktor (relativ zu 1990)
1,4
1,3
1,2
1,1
1,0
0,9
Emissionen
Bevölkerung
BIP pro Kopf
Kohlenstoffintensität pro BIP
0,8
0,7
0,6
0,5
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Quelle: verändert nach Raupach et al. 2007
24 Harmeling et al. 2007
17
3. Der Blick in die Zukunft:
Szenarien und Auswirkungen des Klimawandels
Um abschätzen zu können, in welchem Ausmaß Treibhausgasemissionen verringert und Anpassungsmaßnahmen ergriffen werden sollen, werden wissenschaftlich fundierte Aussagen über die Auswirkungen
des Klimawandels benötigt. Klimaforscher stellen
hierfür sogenannte „Szenarien“ auf. Sie legen also
zunächst unterschiedliche Grundannahmen über die
Entwicklung von Bevölkerung, Technologien, Wirtschaft etc. fest und kommen dementsprechend zu
einer Vielfalt möglicher „Zukunftsvorstellungen“, die
dann als „Projektionen“ bezeichnet werden. Bei der
Betrachtung dieser Projektionen ist zu beachten, dass
sie auf einer begrenzten Anzahl von Annahmen beruhen, also Aussagen über mögliche Zukunftstrends. Sie
können also keine sicheren Prognosen liefern. Trotz
ihrer Einschränkung bieten Szenarien jedoch eine gute
Grundlage, Wenn-Dann-Entscheidungen zu treffen,
auch wenn gewisse Unsicherheiten verbleiben.
Info-Kasten 3: IPCC-Szenarien
Das UN-Klimawissenschaftlergremium IPCC benutzte im Jahr 2000 in einem Sonderbericht mehr als 30 seinerzeit neue sogenannte SRES-Szenarien25, welche die Grundlage für wesentliche Aussagen des Dritten und
Vierten IPCC-Sachstandberichts bildeten. Für die Berechnungen wurden mögliche Entwicklungen im 21.
Jahrhundert in den Bereichen Bevölkerungswachstum, ökonomische und soziale Entwicklung, Geschwindigkeit der Einführung neuer Technologien, Ressourcenverbrauch und Umweltmanagement berücksichtigt.
Diese Szenarien werden in die vier „Szenariofamilien” A1, A2, B1 und B2 unterteilt. Die Szenarien mit der
Ziffer 1 gehen davon aus, dass sich die Welt „konvergent“ entwickelt, d. h. dass regionale Unterschiede stark
abnehmen werden. Die Szenarien mit der Ziffer 2 gehen hingegen von weiterhin großen regionalen
Unterschieden aus. Die B-Szenarien sind – im Gegensatz zu den A-Szenarien – von der Annahme geprägt,
dass die Leitgedanken Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit die weltweite Entwicklung prägen werden (siehe
Tabelle 4). Dementsprechend wird in den B-Szenarien ein geringerer Anstieg der CO2-Emissionen projiziert
(siehe Abbildung 12).
Generell kommen alle Szenarien bei der Berechnung der Temperaturänderungen bis etwa 2030 zu ähnlichen
Ergebnissen und laufen erst danach deutlich auseinander. Dieser Umstand ist vor allem darin begründet, dass
sich technische Umbauprozesse des Energie-, Verkehrs- und Gebäudesystems weltweit über Jahrzehnte hinziehen und die Atmosphäre – vor allem wegen der nur langsamen Erwärmung der Meere – auf die
Treibhausgase um Jahrzehnte verzögert reagiert. Die Szenarien beziehen zusätzlichen Klimaschutz, wie z. B.
die Umsetzung des Kyoto-Protokolls, nicht mit ein.26
Montage NASA
25
26
18
nach: Special Report on Emission Scenarios, IPCC 2000
vgl. IPCC 2007a
Tabelle 4: Die zugrundeliegenden Annahmen der Szenarien des IPCC Special Report
on Emission Scenarios (SRES)
Szenarienfamilie
Leitgedanken
Technologien / wirtschaftliche
Strukturen
Weltbevölkerung
A1
Konvergenz zwischen
Regionen
Schnelles Wirtschaftswachstum, schnelle Ab Mitte 21. Jh. abnehmend
Einführung effizienter Technologien
(A1FI: fossil-intensiv, A1T: nicht-fossil,
A1B: gemischt)
A2
Heterogene Welt,
Entwicklung aus eigener
Kraft
Technologische Entwicklung und
Wachstum der Pro-Kopf-Einkommen
langsam und regional stark unterschiedlich
B1
Konvergenz zwischen
Regionen, Fokus auf
Nachhaltigkeit +
Gerechtigkeit
Schneller Wandel in Richtung
Ab Mitte 21. Jh. abnehmend
Dienstleistungs- und Informationsökonomie, abnehmende Materialintensität, saubere + ressourcenschonende Technologien
B2
Heterogene Welt, Fokus auf
Nachhaltigkeit +
Gerechtigkeit
Entwicklung relativ langsam und sehr
heterogen
Kontinuierlich wachsend
Wachsend (aber langsamer als
in A2)
Quelle: Eigene Darstellung nach IPCC 2007a
30
A2
20
A1B
B2
B1
10
A1T
1000
800
0
600
B2
A1T
B1
A1FI
A2
A1B
2000
2010
2020
2030
2040
2050
Jahr
2060
2070
2080
2090
CO2-Konzentration
A1FI
Emissionen in GtC/Jahr
Abb. 12: Szenarien des CO2-Ausstoßes bis zum Jahr 2100
400
2100
Zur Erläuterung der A- und B-Szenarien siehe Text und Tabelle 4.
Quelle: eigene Darstellung nach Dieter Kasang,
http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/klima/treibhaus/
19
3.1 Grundsätzliche Ergebnisse
des Vierten IPCC-Sachstandberichts und neuerer Forschungen
Der IPCC hat in seinem Vierten Sachstandbericht verschiedene Klimaszenarien zusammengestellt (siehe
Info-Kasten 3). Diese Szenarien zeigen die Bandbreite
der zu erwartenden Entwicklung, je nachdem, wie die
Treibhausgasemissionen verringert werden können.
■ Treibhausgase: Die CO2-Konzentration wird nach
verschiedenen Stabilisierungsszenarien im Jahr
2100 zwischen 400 und 790 ppm betragen (vgl. heute: ca. 379 ppm, siehe Tabelle 1). Das Niveau am unteren Ende der Skala wird nur bei sehr drastischem
Klimaschutz erreicht werden können. Die globalen
Emissionen müssten bis 2050 um 50-85 % gegenüber 2000 sinken.27 Neben den unterschiedlichen
Grundannahmen der Szenarien rührt die große
Bandbreite der Vorhersage auch von der Unsicherheit über die Fortdauer der Senkenfunktion von
Ozeanen und des tropischen Regenwaldes.
■ Temperatur: Für den Zeitraum von 1990-2100 wird
eine Erhöhung der mittleren globalen Erdoberflächentemperatur von 1,1 bis 6,4 °C gegenüber
1990 projiziert. Nimmt man die relativ am besten
gesicherten Schätzungen („best guess“) der jeweiligen Szenarien, ergibt sich eine Spannbreite von
etwa 1,8 bis 4,0 °C. Dieser Wert ist etwa zwei- bis
zehnmal höher als die beobachtete Erwärmung
während des 20. Jahrhunderts, die mit 0,74 °C beziffert wird. Die Erwärmung wird dabei nicht gleichmäßig stattfinden, sondern über Landflächen besonders ausgeprägt sein. Auch ist davon auszugehen, dass die Temperaturen in den hohen nördlichen
Breiten vor allem im Winter überdurchschnittlich
ansteigen werden.
■ Intensivierung des hydrologischen Kreislaufs:
Bei weltweiter Betrachtung ist bis 2100 eine Steigerung der Niederschlagssummen um bis zu 20 %
zu erwarten, da eine erwärmte Atmosphäre auch
mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Gerade beim
Niederschlag ist jedoch ein stark räumlich differenziertes Bild zu erwarten. In solchen Gebieten, die
bereits eine ausreichende Niederschlagsmenge erhalten, ist von einer deutlichen Steigerung auszugehen, die mit stärkeren Schwankungen der Regenmengen zwischen den einzelnen Jahren einhergeht.
In Regionen, die bereits unter Wassermangel leiden, wird hingegen eine Verschärfung erwartet, mit
einzelnen außergewöhnlich starken Niederschlagsereignissen. Folge des intensivierten hydrologischen Kreislaufs wird also insgesamt eine Ände-
27
28
20
IPCC 2007c
vgl. auch Schellnhuber/Jäger 2006
rung der Häufigkeit, Intensität und Dauer von Starkniederschlägen sein (siehe 3.5 unten).
■ Neben Starkniederschlägen, die zu Überschwemmungen führen können, erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit des Auftretens anderer Extremwetterereignisse wie Hitzewellen und Stürmen.
Welche Auswirkungen haben die zuvor genannten
Szenarien nun für Mensch und Natur? Zu dieser Frage
hat die Klimawissenschaft in jüngster Zeit die meisten
Erkenntnisse gesammelt. Sehr deutlich wird: Je größer
die Emissionen und damit der Temperaturanstieg, desto größer die Risiken. Es wird immer deutlicher, dass
ein groß angelegtes Experiment mit Mensch und Natur
im Gange ist. Die kommenden Generationen werden
mit einer deutlich höheren Treibhausgaskonzentration
in der Atmosphäre leben müssen als alle anderen
Generationen seit Entstehen der menschlichen Zivilisation. Es ist möglich, dass Teilsysteme des Geo-Ökosystems als komplexe, nicht-lineare Systeme schlagartig und ohne mögliche Umkehrung ihren Zustand ändern. Hierauf geht der folgende Abschnitt näher ein.
3.2 Kipp-Elemente des Klimasystems und ihre Folgen
Die Karte der sogenannten „Kipp-Elemente" verleiht
einen Überblick über Großrisiken, deren Eintrittswahrscheinlichkeit jenseits eines bestimmten Temperaturanstiegs – der jeweiligen Kipp-Punkte – deutlich
erhöht wird (s. Abbildung 13, 15).28 Würden diese
Schwellenwerte überschritten, könnten abrupte, starke und unwiderrufliche Veränderungen einsetzen, die
durch ihre direkten sowie indirekten Folgen global unzumutbare Schäden für Mensch und Natur erwarten
ließen. Diese Abschätzung betrifft u. a. die negativen
Auswirkungen für Ökosysteme, die Nahrungsmittelproduktion und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Es könnte sogar ein „galoppierender Treibhauseffekt“ ausgelöst werden, wenn sich diese Effekte durch ihre Wechselwirkungen gegenseitig aufschaukeln. Dabei gibt es auch Wechselwirkungen, die
das Tempo des Klimawandels abbremsen könnten.
Bisher sieht es aber so aus, als sei die Wahrscheinlichkeit für positive (d. h. verstärkende) Rückkopplungen deutlich größer als die für negative Rückkopplungen. Viele Wissenschaftler halten es daher für notwendig, den mittleren globalen Temperaturanstieg
auf unter 2 °C gegenüber vorindustriellem Niveau zu
begrenzen, um einen in großem Maßstab gefährlichen
Klimawandel zu vermeiden.29 Dabei liegt die Temperatur heute um 0,8 °C über dem vorindustriellen
Niveau. Weitere 0,6 bis 0,9 °C sind bereits durch die
29
vgl. z.B. WBGU 2007
verzögerte Wirkung des Klimasystems auf bereits ausgestoßene Treibhausgase schon vorprogrammiert. Es
ist also höchste Zeit, eine Trendumkehr bei den Emissionen einzuleiten. Zwischen 1,5 °C und 2,5 °C Tem-
peraturerhöhung steigen die Risiken enorm an. Einige
ausgewählte „Kipp-Elemente“ und ihre Konsequenzen
werden im Folgenden näher erläutert.30
Abb. 13: Kipp-Elemente des Klimasystems und ihre Folgen
Instabilität des grönländischen Eisschildes
aufgrund nichtlinearer
Abschmelzprozesse
Kollaps der arktischen
Schelfeisgebiete und
Verminderung der
Albedo
Schmelzende Gletscher im
Himalaya und Verminderung der Albedo im tibetanischen Hochplateau
Grönland
Instabilität/Kollaps des
Golfstroms aufgrund
des erhöhten grönländischen Schmelzwassereintrags und sinkender Salzkonzentration
Arktis
Permafrost /
Methanhydrate
Golfstrom
Himalaya
SommerMonsum
Sahel-Zone
Instabilität/Kollaps
des Amazonas-Regenwaldes, u.a. aufgrund
von Landnutzungswandel
Methanfreisetzung durch Auftauen des sibirischen Permafrostbodens und mögliche Loslösung
mariner Methanhydrate
Amazonas
Regenwald
Bistabilität der
Sahel-Zone: zuerst
Ergrünung, dann
deutlich trockener
Meere
West-Antarktis
Versauerung der Meere
und Abnahme der
CO2-Pufferkapazität
Bistabilität des indischen
Sommermonsuns:
Abschwächung aufgrund
von Luftverschmutzung
oder Verstärkung wegen
globaler Erwärmung
Instabilität des
west-antarktischen
Eisschilds aufgrund
nichtlinearer
Abschmelzprozesse
El-Niño
Verstärkung/Persistenz
des El-Niño-Phänomens
Klima-Kipp-Elemente mit direkten und großen Folgen für Menschen
Klima-Kipp-Elemente mit positiver Rückkopplung auf Temperatur
Quelle: eigene Darstellung nach Schellnhuber/Jäger 2006
3.2.1 Beschleunigter Meeresspiegelanstieg durch Schmelzprozesse in Grönland und der
West-Antarktis
Besorgniserregend sind Entwicklungen, die auf einen
deutlich beschleunigten Meeresspiegelanstieg hindeuten. Die vom Weltklimarat IPCC benutzten Modellszenarien des Meeresspiegelanstiegs hatten 2001
noch einen Anstieg zwischen 11 und 88 cm bis Ende
des Jahrhunderts für möglich gehalten. Der IPCC hat in
seinem Bericht 2007 den Wert des erwarteten Meeresspiegelanstiegs niedriger angesetzt. Dies ist u. a. dadurch zu erklären, dass die zunehmend sichtbaren
dynamischen Schmelzprozesse in Grönland und der
30
Westantarktis nicht angemessen in den verwendeten
Modellen dargestellt wurden und deshalb quantitativ
nicht berücksichtigt werden.
Nach neueren Forschungsresultaten nehmen die
Hinweise darauf zu, dass diese sich beschleunigenden
Schmelzprozesse in Grönland und der Westantarktis
schon jetzt einen positiven Beitrag zum Meeresspiegelanstieg leisten könnten. Zugleich zeigen die inzwischen ausgewerteten Beobachtungsdaten, dass der
Meeresspiegel seit 1961 doppelt so schnell voranschreitet, wie die gegenwärtig benutzten IPCC-Modelle erwarten lassen. Aufgrund dieser sich abzeichnenden Risiken hat der IPCC in dem im November 2007
verabschiedeten „Synthese-Bericht” darauf verzichtet, eine Obergrenze für den erwarteten Meeresspiegelanstieg anzugeben. Würde man annehmen, dass
für eine umfangreichere Analyse siehe Harmeling/Bals 2007
21
der Meeresspiegel in der bisherigen Korrelation mit
der erwarteten Temperaturzunahme weiter steigt,
dann wäre mit 50 bis 140 cm Anstieg bis Ende des
Jahrhunderts zu rechnen, so eine Kalkulation des deutschen Klimawissenschaftlers Stefan Rahmstorf.31
Bereits der Anstieg um einen Meter würde – ohne entsprechende Schutzmaßnahmen – in Bangladesch und
Vietnam ca. 3 Millionen bzw. 2,5 Millionen Hektar
Landfläche überfluten. In Bangladesch würden dadurch ca. 15-20 Millionen Menschen vertrieben, in
Vietnam etwa 10 Millionen Menschen.32 Auf diese
Szenarien kann sowohl mit einer Verringerung der
Treibhausgasemissionen (was dann einen geringeren
Meeresspiegelanstieg erwarten ließe) als auch mit verbessertem Küstenschutz reagiert werden. Abbildung
14 zeigt, welchen Erfolg man sich von diesen Maßnahmen verspricht.
3.2.2 Gletscherschmelze im
Himalaja
Nicht nur die Eisschilde an den Polen, auch die Inlandgletscher schmelzen: Sich beschleunigende Abschmelzprozesse der Gletscher v. a. im Himalaja und
im tibetischen Hochplateau sind Anlass zur Beunruhigung. Die Gletscher im Himalaja – was übersetzt
„Wohnung des Schnees” heißt –, speichern im Winter
Wasser in Form von Eis und Schnee und geben dieses
im Sommer durch die Schmelze wieder ab. Indem sie so
die sieben größten Ströme Asiens speisen, erfüllen sie
eine für mehrere hundert Millionen Menschen existenziell wichtige Funktion bei der Versorgung mit
Wasser vor allem in der Trockenzeit. Die Temperaturen
im Himalaja sind in den letzten 50 Jahren um zwei Grad
angestiegen, mit drastischen Konsequenzen.
Nirgendwo auf der Welt schmelzen die Gletscher
schneller als im Himalaja. Wenn der gegenwärtige
Trend anhält, ist ein kompletter Verlust aller HimalajaGletscher noch in diesem Jahrhundert sehr wahrscheinlich. In der Region würden dann mehrere hundert Millionen Menschen in Indien, China, Nepal,
Bhutan und Pakistan mit Wasserknappheit zu kämpfen
haben. Einige Hochkulturen, z. B. im indischen Laddakh,
werden in ihrer Existenz bedroht sein. Ein Rückkopplungseffekt könnte darin bestehen, dass sich durch das
großflächige Abschmelzen die Oberflächenabstrahlung (Albedo) deutlich verringert. Die Albedo bezeichnet das Verhältnis aus absorbierter und reflektierter
Sonnenstrahlung. Je höher die Albedo, desto größer
ist der Anteil der zurückgeworfenen Sonnenstrahlen
und desto kleiner die in Wärme umgewandelte Strahlung. Mit der Abnahme der Albedo beschleunigt sich
regional die Temperaturerhöhung. Weiße Schneeflächen haben eine Albedo von ca. 90 %, werfen also den
allergrößten Teil der einfallenden Strahlung zurück.
Die Albedo von dunkleren Flächen (z. B. Wald, Geröll
Abb. 14: Anzahl der jährlich von Überflutung betroffenen Menschen bei
verschiedenen Szenarien des Meeresspiegelanstiegs und des Küstenschutzes
240
240
von einer jährlichen Überflutung betroffene Menschen:
Millionen Menschen
200
200
ohne Meeresspiegelanstieg und
ohne verbesserten Küstenschutz
160
160
ohne Meeresspiegelanstieg und
mit verbessertem Küstenschutz
120
120
mit Meeresspiegelanstieg und
ohne verbesserten Küstenschutz
80
80
mit Meeresspiegelanstieg und
mit verbessertem Küstenschutz
40
0
40
1990
2000
2050
2080
Quelle: eigene Darstellung nach: http://www.hamburger-bildungsserver.de, nach Nicholls et al.1999
31
32
22
Rahmstorf 2007
Conisbee/Simms 2003
0
etc.) hingegen beträgt nur noch ca. 15 %. Damit würde
auf diesen enorm großen Flächen ca. 70 % mehr Sonnenstrahlung absorbiert als heute. Dies würde regional zusätzlich zur Erwärmung der Atmosphäre beitragen.
3.2.3 Bistabilität des Indischen
Monsuns
In den letzten zwei Jahren wird auch verstärkt diskutiert, wie sich der Indische Monsun durch den Klimawandel verändern könnte. In früheren Jahren brachte
er in jedem Jahr relativ verlässliche Niederschläge,
doch dieser Rhythmus scheint zunehmend an Konstanz
zu verlieren. Ungewöhnliche Schwankungen haben in
den letzten 30 Jahren in ganz Indien zu katastrophalen
Hungersnöten und verheerenden Überschwemmungen geführt.
Mittlerweile werden durch das Zusammenspiel von
Klimawandel und Abstrahlungsveränderungen aufgrund von Landnutzungsveränderungen und vor allem
Luftverschmutzung sowohl eine starke Abschwächung
wie auch eine Verstärkung der Niederschläge bzw.
sogar ein Aufeinanderfolgen dieser Prozesse im Sinne
eines „Achterbahn-Szenarios” für möglich gehalten.33
Der Begriff „Bistabilität“ bezeichnet in diesem Fall die
Situation, dass das Indische Monsun-System an bestimmten Verzweigungspunkten zwei sehr gegensätzliche Zustände einnehmen könnte: Einer führt zu übermäßig starken Niederschlägen, der andere zu extremer
Trockenheit. Bereits heute weiß man, dass schon eine
vergleichsweise geringe Abweichung von zehn Prozent
vom durchschnittlichen Monsun-Niederschlag schwerwiegende Dürren oder Überschwemmungen auslösen
kann. Ein schwacher Sommermonsun z. B. kann zu
Ernteeinbrüchen und Nahrungsmittelknappheit der
ländlichen Bevölkerung führen, die zwei Drittel der 1,1
Mrd. Bewohner Indiens ausmacht.
3.2.4 Kollaps des AmazonasRegenwaldes
Das mögliche „Umkippen“ des Amazonas-Regenwaldes in eine Savannenvegetation ist ein weiteres
Großrisiko im Klimasystem. Dadurch könnte die
Region, die bislang viel CO2 bindet, plötzlich in enormem Ausmaß das Treibhausgas freisetzen. Dabei verstärken sich drei Faktoren wechselseitig: 1.) die Austrocknung durch einen überproportionalen Temperaturanstieg, 2.) die weiter fortschreitende Abholzung
sowie 3.) ein eventuelles zukünftiges Ausbleiben des
33
34
Zickfeld et al. 2005
Mongabay 2006
natürlichen Nährstofftransports durch Sandstürme aus
der afrikanischen Sahelzone nach Brasilien. Viele
Beobachter fragen sich seit der extremen Trockenheit
im Amazonasgebiet im Jahr 2004 besorgt, ob dies
erste Vorzeichen eines solchen Prozesses sein könnten. So kommt eine Studie amerikanischer Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass nach mehr als zwei
Jahren extremer Trockenheit viele Bäume so stark angegriffen sind, dass sie beginnen abzusterben.34
Ein „Umkippen“ des Amazonas-Regenwaldes hätte
drastische Konsequenzen für die Artenvielfalt sowie
die Lebenssituation vieler Millionen Menschen in
Südamerika und würde zudem den globalen Treibhauseffekt durch den Ausstoß großer Mengen an CO2
weiter anheizen.
Der Amazonas-Regenwald ist nur ein Beispiel für
Ökosysteme, die vom Klimawandel betroffen sind. Die
Erwärmung, die Verschiebung der Klimazonen sowie
der zusätzliche Stress durch menschliche Aktivität
gefährden zahlreiche Systeme und Arten. Dem IPCC
zufolge könnten 20-30 % aller Arten bei einer Erwärmung von 1,5-2,5 °C vom Aussterben bedroht sein.
3.2.5 Bistabile Entwicklung in
der Sahel-Zone
Eine bistabile Entwicklung wird auch für die SahelZone prognostiziert. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts erlitt nur etwa ein Viertel des Gebiets ernsthafte
Dürren. Zwischen 1970 und 1999 gab es dann eine 20prozentige Abnahme der Niederschlagsmenge, sodass
schon die Hälfte der Region von ernsthaften Dürren
betroffen war. Mittlerweile wird ein enger Zusammenhang zwischen dem Niederschlagsrückgang und
der deutlichen Temperaturerhöhung im Indischen
Ozean, die auf den anthropogenen Treibhauseffekt
zurückgeführt wird, gesehen.35 Dieser hat zu Veränderungen beim Indischen Monsun geführt, der die
Niederschlagsverhältnisse in Afrika entscheidend beeinflusst. Bei einer globalen Erwärmung um 2,5 °C in
den nächsten Jahrzehnten wird noch innerhalb dieses
Jahrhunderts mit einer Veränderung der Niederschlagsbedingungen in Richtung deutlich häufigerer und
stärkerer Niederschläge in der Sahel-Zone gerechnet.36
Ein Modell, das die Vergangenheit besser als die meisten anderen Modelle abbildet, geht allerdings davon
aus, dass ab einem Verzweigungspunkt Mitte des Jahrhunderts wieder deutlich trockenere Klimabedingungen folgen könnten, noch deutlich regenärmer als zur
Zeit der großen Sahel-Dürre vor einigen Jahrzehnten.
35
36
Flannery 2006
Nyong 2006
23
Abb. 15: Temperaturschwellen von Kipp-Elementen, die in diesem Jahrhundert
angestoßen werden könnten, und erwartete Auswirkungen
0 °C
1 °C
2 °C
3 °C
4 °C
5 °C
6 °C
Kollaps des
arktischen Schelfeises
■ Verschärfung des regionalen Temperaturanstiegs durch Albedo-Effekt
■ Verlust des Lebensraums bestimmter Tierarten (Eisbären, Seehunde)
Abschmelzen
des grönländischen
Eisschildes
■ Meeresspiegelanstieg um bis zu 7 m über mehrere Jahrhunderte (irreversibel)
■ Temperaturrückkopplung durch Albedo-Effekt
Kollaps des westantarktischen Eisschildes
■ Anstieg des Meeresspiegels um weitere 5-6 m in mehreren Jahrhunderten
Kollaps des AmazonasRegenwaldes
■ Zusätzliche CO2-Freisetzung verschärft Temperaturanstieg
■ Möglicherweise Umkehr der Senkenfunktion des Bodens und der Vegetation hin
(irreversibel)
zur Freisetzung von großen Mengen CO2
Rückgang der nordischen
Nadelwälder
■ Klimawandel erhöht Stress durch Pfanzenschädlinge, Feuer und Stürme
■ Massive zusätzliche Freisetzung von Kohlendioxid
Bistabilität der SahelZone, Verlagerung des
Westafrikanischen
Monsuns
■ veränderte Niederschläge könnten Sahara/Sahel „ergrünen“ lassen
■ verringerter Nährstofftransport könnte Amazonas-Kollaps beschleunigen
■ Evtl. zeitversetzt Zunahme der Dürren in der Sahelzone durch Monsunschwan-
Verstärkung/Häufung
des El-Niño-Phänomens
■ Verstärkung von Wetterextremen (Dürrekatastrophen, Überschwemmungsereig-
Abschwächung des
„Golfstroms“ im
Nordatlantik
■ Verlangsamung des durch den Klimawandel zu erwartenden Temperaturanstiegs
kungen (Bistabilität)
nisse), v.a. in Südostasien und Südamerika, aber auch anderen Erdteilen
in Europa, möglicherweise zusätzlicher Anstieg in anderen Regionen
■ zusätzlicher Meeresspiegelanstieg im Nordatlantik (bis zu einem Meter beim
vollständigen Aussetzen des Golfstroms) und im globalen Durchschnitt
Mit dem zunehmenden Temperaturanstieg (gegenüber heutigem Niveau) steigt die
Eintrittswahrscheinlichkeit der Ereignisse. Die unteren Abschätzungen dafür beginnen
beim Übergang von weiß zu gelb.
Quelle: eigene Darstellung nach Lenton/Schellnhuber 2007; Warren 2006
3.3 Extreme Wetterereignisse
Extreme Wetterereignisse wie Überflutungen, Dürren,
tropische Zyklone oder extrem hohe oder niedrige
Temperaturen haben häufig weitreichende Folgen für
ganze Regionen und sind oft Ursache für zahlreiche
Todesopfer und hohe ökonomische Schäden. Es ist
zwar aus Gründen der Logik niemals möglich, einen
eindeutigen Zusammenhang zwischen einem einzelnen Extremwetterereignis und dem menschgemachten
Klimawandel herzustellen, da Aussagen über das Klima
37
24
IPCC 2007a
die Betrachtung eines mindestens 30-jährigen Zeitabschnitts voraussetzen. Der Trend der Anzahl und
Heftigkeit von Extremwetterereignissen – nicht das
Einzelereignis für sich genommen – ist für Beschreibungen des Klimas relevant. Für einige Regionen hat
der IPCC allerdings einen Anstieg der Intensität von
klimatisch bedingten Extremereignissen in den letzten
Jahrzehnten festgestellt.37
Der Münchener Rückversicherung zufolge waren die
Auswirkungen von extremen Wetterereignissen im
Jahr 2004 und insbesondere 2005 außergewöhnlich.38
Die außerordentlich starke Hurrikansaison in der
Karibik und den USA im Jahr 2005 (u. a. Hurrikan
„Katrina“) hat direkte Schäden von mehr als 150 Mrd.
US-Dollar verursacht sowie alleine in den USA mehr
als 1.000 Menschenleben gefordert. Vor der Küste
Brasiliens im Südatlantik wurde im Jahr 2004 erstmals
ein Hurrikan registriert.39 Da Hurrikans nur ab einer
bestimmten Wassertemperatur entstehen können, ist
dies ein deutliches Anzeichen für die Meereserwärmung. Diese Beispiele bestätigen den Trend der
letzten Jahrzehnte (siehe Abbildung 16), der einen
Anstieg der Wetterkatastrophen (Sturm, Überschwemmung etc.) zeigt. Mit einer weiteren Häufung
und Intensivierung von außergewöhnlichen Wetterereignissen als Folge des anthropogen verursachten
Klimawandels wird von Seiten des IPCC gerechnet.
Hierdurch – aber auch aufgrund zunehmender Verletzlichkeit in vielen Regionen (siehe Info-Kasten 4) – ist
mit einem entsprechenden Anstieg von Schäden und
Todesopfern zu rechnen.
In Europa erhöht sich aufgrund des Klimawandels die
Wahrscheinlichkeit für extreme Sommer. Diese könn-
ten vergleichbar mit der Hitzewelle von 2003 sein, die
europaweit ca. 30.000 Menschenleben forderte40 und
sich zudem negativ auf u. a. Landwirtschaft, Waldwachstum und Verkehr auswirkte. Dieser wärmste
Sommer in Westeuropa seit mindestens 500 Jahren
könnte dafür ein Vorgeschmack gewesen sein. Auch
bei einem nur relativ geringen Temperaturanstieg ist
mit einer starken Zunahme von Hitzewellen zu rechnen. Britische Klimawissenschaftler sind bei der
Analyse dieser Hitzewelle, in der sie gemessene
Temperaturen mit Modellrechnungen verglichen und
verschiedene Simulationen durchgeführt haben, zu
dem Ergebnis gekommen, dass der menschliche
Einfluss auf das Klima die Eintrittswahrscheinlichkeit
solch ungewöhnlicher Hitzewellen in Westeuropa
stark erhöht. Sie ist bereits jetzt um ein Mehrfaches
höher, als sie ohne die menschlichen Treibhausgasemissionen wäre.41
In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts könnten
solche Sommer schon in jedem zweiten Jahr auftreten.
Darüber hinaus sind indirekte Folgen des Klimawandels für die Gesundheit des Menschen zu erwarten, z. B. Krankheiten, die über Insekten übertragen
werden, welche bei wärmeren Temperaturen bessere
Lebensbedingungen vorfinden.
Abb. 16: Weltweite Entwicklung der Anzahl von Großkatastrophen (1950-2004) 42
Anzahl
14
12
10
8
6
4
2
0
1950
1955
1960
1965
Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbruch
Sturm
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
Überschwemmung
Sonstige Ereignisse (z.B. Hitzewelle / Dürre, Waldbrand,
Winterschaden / Frost)
Quelle: eigene Darstellung nach Münchener Rück 2005: 15
38
Münchener Rück 2004
Swiss RE 2004: 3
40 Stott et al. 2004
41 Stott et al. 2004
39
42
Als "groß" werden Naturkatastrophen in Anlehnung an Definitionen der Vereinten Nationen
bezeichnet, wenn die Selbsthilfefähigkeit der betroffenen Regionen deutlich überschritten
wird und überregionale oder internationale Hilfe erforderlich ist. Dies ist in der Regel dann
der Fall, wenn die Zahl der Todesopfer in die Tausende, die Zahl der Obdachlosen in die
Hunderttausende geht; oder wenn die volkswirtschaftlichen Schäden – je nach den wirtschaftlichen Verhältnissen des betroffenen Landes – bzw. die versicherten Schäden außergewöhnliche Größenordnungen erreichen. (Münchener Rück 2005: 14)
25
Info-Kasten 4: Was ist eine Wetterkatastrophe?
Sturm ist nicht gleich Sturm, denn die Auswirkungen sind abhängig davon, in welcher Region der Sturm stattfindet. Ereignet sich ein Sturm in der Wüste, so wird in der Regel nicht von einer Wetterkatastrophe gesprochen, weil Menschen nicht davon betroffen sind. Zu einer Katastrophe wird ein Sturm erst dann, wenn er
Menschen oder deren Sachgüter in großem Maße schädigt.
Wetterkatastrophen ereignen sich demnach dort, wo extreme Wetterereignisse auf eine dafür anfällige
Gesellschaft treffen. Eine Zunahme an Wetterkatastrophen kann somit zwei wesentliche Ursachen haben:
1. Eine tatsächliche Zunahme extremer Wetterereignisse und
2. eine Erhöhung der Vulnerabilität (Verletzlichkeit) wegen nicht ausreichend eingeführter Schutzmaßnahmen
bzw. einer nicht angepassten Lebensweise des Menschen an seine Umgebung. Dies kann die Besiedlung bisher
wenig genutzter, ökologisch sensibler Räume umfassen, Umwelteingriffe (z. B. erosionsanfällige Böden nach
Abholzung; größeres Hochwasserrisiko nach der Begradigung von Flüssen) oder aber auch den Anstieg der
Bevölkerung in Gebieten klimatischer Risikozonen.
Tabelle 5 zeigt einen Überblick über Temperaturschwellen, bei deren Überschreitung der Eintritt der hier vorgestellten sowie weiterer Großrisiken im Klimasystem in großem Maßstab befürchtet wird. Noch bestehen
erhebliche Ungewissheiten. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der letzten zwei Jahre deuten aber eher auf
sich beschleunigende Prozesse hin. Dass die Wissenschaft hinsichtlich der Großrisiken "Entwarnung" gegeben
hätte, ist hingegen leider nicht festzustellen. Zudem ist die CO2-Konzentration in vier der letzten fünf Jahre
deutlich stärker angestiegen als im Durchschnitt der 30 Jahre vorher, wodurch eine weitere Zunahme der
Extremwetterereignisse befürchtet werden muss.43
Foto: Diakonie Katastrophenhilfe
3.4 Gefährdung von Ernährungssicherung, landwirtschaftlicher
Produktion und Wasserversorgung
Das Klima ist für die Ernährungssicherheit ein sehr
wesentlicher Faktor, da die Landwirtschaft stark von
Temperatur und Wasserverfügbarkeit abhängt. Nutzpflanzen verfügen über unterschiedliche Möglich-
43
44
26
Adam 2007
ECF/PIK 2004: 5
keiten, sich an Klimaveränderungen anzupassen.
Die Reaktion landwirtschaftlicher Systeme insgesamt
auf Klimaveränderungen wird u. a. bestimmt durch
Temperatur, Niederschlag, CO2-Düngeeffekt und
sozioökonomische Rahmenbedingungen wie Marktzugang, Technologie oder die Verfügbarkeit von
Ressourcen, die für die Anpassung notwendig sind.44
In gewissem Maße wird von einer steigenden CO2Konzentration ein „Düngeeffekt“ für das Wachstum
bestimmter Pflanzen erwartet, der aber die Auswir-
kungen wachsenden Temperaturstresses nicht unbedingt kompensieren kann. So wird zwar das Wachstum
so genannter C3-Pflanzen wie Weizen, Soja und Reis,
die an wärmere Temperaturen und höhere CO2-Konzentrationen angepasst sind, wahrscheinlich bis zu
einem bestimmten Grad von einem erhöhten CO2Gehalt in der Atmosphäre profitieren. Bei den vorwiegend in Entwicklungsländern angebauten sogenannten C4-Pflanzen wie Mais, Sorghum, Hirse und Zuckerrohr wird dies aber nicht der Fall sein.45
Bereits in den nächsten 15 Jahren erwartet der IPCC
in manchen Ländern Afrikas einen Rückgang der auf
Regenfeldbau basierenden landwirtschaftlichen
Erträge um bis zu 50 %.46 Ein Temperaturanstieg
von mehr als 2 °C würde in den meisten südasiatischen Ländern die Möglichkeit des Weizenanbaus
drastisch einschränken. Bei einem Temperaturanstieg von 2 bis 2,5 °C entstehen für die Ernährungssicherheit in Afrika, Russland und möglicherweise
China große Risiken, so dass ca. 45 bis 55 Millionen
Menschen weltweit zusätzlich unter Hunger und
Unterernährung leiden könnten. Auf dem indischen
Subkontinent besteht ein signifikantes Risiko für
die Ernährungssicherung bei einem Temperaturanstieg von mehr als 2,6 °C gegenüber der vorindustriellen Zeit.47
Der Klimawandel birgt vielerorts außerdem Risiken
für die landwirtschaftliche Produktion, die zwar
nicht der Ernährungssicherung im eigenen Land
dient, aber für den Export bestimmt ist und damit
eine wichtige Einnahmequelle darstellt.
Beispielsweise ist bei einem Temperaturanstieg von
2 °C zu befürchten, dass in Uganda nur noch auf
einem sehr kleinen Teil der Landesfläche der Anbau
von Kaffee – Exportgut Nummer eins – möglich sein
wird (siehe Abbildung 17).
Während bei einer moderaten Temperaturerhöhung
die Landwirtschaft vieler entwickelter Länder in
den mittleren Breiten durch günstigere Anbaubedingungen eher profitieren dürfte, wird oberhalb
einer Erhöhung von 3 °C mit Nettoverlusten der
globalen Nahrungsmittelproduktion gerechnet,
d. h. auch die mittleren Breiten wären betroffen.48
Insgesamt ist eine Zunahme der globalen Ungleichheit zu erwarten, da die Entwicklungsländer
am stärksten negativ betroffen sein werden.
Die steigenden Temperaturen werden sich drastisch
auf die Niederschlagsverhältnisse auswirken, was in
vielen Regionen in Wasserknappheit resultieren
wird. Sogar bei einem Temperaturanstieg von unter
2 °C ist davon auszugehen, dass bis zu 1,5 Milliarden
Menschen zusätzlich von Wasserknappheit betroffen wären. Zwar sind Verbesserungen hinsichtlich
Wasserverbrauchs- und Speicherungstechniken zu
erwarten, dennoch wird der Klimawandel einen
starken Einfluss auf die Wasserverfügbarkeit und
-qualität haben. Dem IPCC zufolge werden in Afrika
südlich der Sahara bis 2020 zwischen 75 und 250
Millionen Menschen durch den Klimawandel verstärktem Wasserstress ausgesetzt sein.
Abb. 17: Auswirkungen des Temperaturanstiegs auf den Kaffeeanbau in Uganda
Klimawandel zerstört Entwicklung
ungeeignet
weniger geeignet
geeignet
Heutige
Temperatur
Temperaturanstieg
von 2 °C
Quelle: eigene Darstellung nach Simonett 1989
45
46
Nisbet, 1994: 173
IPCC 2007b
47
48
ECF/PIK 2004: 5
WBGU 2003:14
27
3.5 Auswirkungen auf die
menschliche Gesundheit
Viele der zuvor geschilderten Folgen des Klimawandels haben unmittelbare Auswirkungen auf die
Gesundheit von Millionen von Menschen. Zum einen
können die Auswirkungen den Menschen direkt treffen, z. B. durch Extremereignisse wie Hitzewellen,49
Stürme und Überschwemmungen. Indirekte Auswirkungen haben abnehmende Trinkwasservorräte und
-qualität, geringere Nahrungsmittelproduktion, die zu
Hunger und Mangelernährung führen. Außerdem
wirken sich die veränderte Verbreitung und Aktivität
von Krankheitserregern negativ auf die menschliche
Gesundheit aus, so dass Durchfallerkrankungen, aber
auch Malaria und Dengue-Fieber vermehrt auftreten.
Aufgrund der Ausbreitung dieser Erkrankungen wagt
die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Abschätzung, dass bereits im Jahr 2000 weltweit rund
154.000 Tote auf den Klimawandel zurückzuführen
waren50.
3.6 Betroffenheit der
Entwicklungsländer
Entwicklungsländer und arme Menschen in allen Ländern sind, wie oben bereits angedeutet, von den Auswirkungen des Klimawandels besonders betroffen.
Zum einen lebt der Großteil der Bevölkerung in
Entwicklungsländern unmittelbar von der Landwirtschaft – in Afrika sind dies ca. 70 % der gesamten
Bevölkerung51 – und ist somit direkt von den Klimaund Wetterbedingungen abhängig. Veränderungen
haben deshalb oft verheerende Auswirkungen. Ein
zweiter wesentlicher Grund für die hohe Anfälligkeit
gegenüber den Folgen des Klimawandels ist die Armut
selbst. So wird durch einen Mangel an Kapazitäten
(technisch, personell und finanziell) eine Anpassung an
veränderte Bedingungen und ein Schutz vor den aufgezeigten Risiken erschwert. Daher muss eine nachhaltige Armutsbekämpfung auch als eine Schlüsselstrategie bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels angesehen werden.52
Das teils hohe Wachstum der Bevölkerung in den vom
Meeresspiegelanstieg gefährdeten Küstenbereichen
setzt auch eine wachsende Zahl von Menschen den
Risiken des Klimawandels aus. Zudem sind diese
Bevölkerungsgruppen in der Regel am wenigsten
gegen die Schäden abgesichert, entsprechende Versicherungen sind nach wie vor ein faktisches Privileg
der wohlhabenderen Staaten bzw. Bevölkerung (siehe
Abbildung 18).
49
50
28
51
Münchener Rück 2004: 25
WHO 2002:72
IPCC 2001b: 502
3.7 Gefährdung der Sicherheit
Ein ungebremster Klimawandel stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für die humanitäre Sicherheit dar.
Neben der Energie(versorgungs)sicherheit rückt in der
Außenpolitik zunehmend die „Klimasicherheit” in den
Fokus. Diesen Begriff führte die britische Außenministerin Beckett in die Debatte ein. Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) hat die vier klimabedingten Konfliktkonstellationen „Nahrung”, „Süßwasser”, „Sturm und Flut” sowie „Migration” identifiziert, die zur Destabilisierung oder gar zum Scheitern
von Gesellschaften sowie zu Instabilitäten und
Unsicherheit im internationalen System führen können. Involviert sein könnten regionale Gruppen, einzelne Länder oder gar größere Ländergruppen. Der
WBGU sieht etwa den nordafrikanischen Raum, die
Sahelzone, das südliche Afrika, Zentralasien, die
Ländergruppe Indien, Pakistan und Bangladesch sowie
China als Regionen an, in denen der Klimawandel ein
neues Sicherheitsrisiko darstellen könnte.53 Anfang
2007 stand das Thema Klima und Sicherheit erstmals
auf der Agenda des UNO-Sicherheitsrates.
Bei der Diskussion um die Auswirkungen des Klimawandels auf die humanitäre Sicherheit geht es nicht
ausschließlich um die wachsenden Risiken bewaffneter Konflikte um Rohstoffe. Vielmehr werden auch
große Risiken für wirtschaftliche Entwicklung, soziale
Gerechtigkeit, andere Umweltgüter, Demokratisierung, Abrüstung, Menschenrechte und die Rechtsstaatlichkeit erwartet.54 Angesichts des Sicherheitsrisikos „Klimawandel” bietet sich in erster Linie eine
präventive Strategie an, militärische Lösungen scheinen wenig sinnvoll.
Im Umgang mit den potenziellen Konfliktverschärfungen und neuen Konflikten bestehen verschiedene
Möglichkeiten. Potenzielle Konflikte dürfen nicht unterschätzt oder ignoriert, sondern sollten bereits in
der Entstehung gelöst werden.
So sollten sich anbahnende Konflikte frühzeitig
erkannt, und es sollten Kooperationen mit den beteiligten Parteien gesucht werden, bevor es zu einem
Konflikt kommen kann. Ein Beispiel hierfür ist das
Wassermanagement des Indus, Pakistans größtem
Fluss, der aber zunächst durch Indien fließt. In wenigen Jahrzehnten wird das sommerliche Wasservolumen des Indus durch das Schmelzen der Gletscher im
Himalaja deutlich abnehmen und damit die Konkurrenz
der ohnehin verstrittenen Nachbarstaaten um das wenige zur Verfügung stehende Wasser verschärft.
Beansprucht Indien das wenige verbleibende Wasser
des Indus allein für sich, so stellt dies eine Handlung
52
53
54
Harmeling/Bals 2007
WBGU 2007
Annan 2005
mit enormem Konfliktpotenzial dar. Um einen ernsten
Konflikt zwischen diesen Atommächten zu verhindern,
braucht es bereits heute eine strategisch geschickte
Politik der Kooperation zwischen den vom Wassermangel im Himalajagebiet betroffenen Regionen.
Abb. 18: Ausmaß des Versicherungsschutzes in den Staaten der Welt
Quelle: Münchener Rück 2004: 17
Sach-Versicherungsprämie (Nicht-Leben inkl. Kranken) pro Kopf und Jahr in US$
Gruppe der Unversicherten
Gruppe der Basisversicherten
Gruppe der gut Versicherten
0-5 US$
6-25 US$
51-100 US$
26-50 US$
101-500 US$
501-1.000 US$
über 1.000 US$
4. Gefährlichen Klimawandel vermeiden: Vom KyotoProtokoll zu einem UN-Abkommen nach 2012
4.1 Das Ziel der Klimarahmenkonvention: Gefährlichen Klimawandel vermeiden
Treibhausgasemissionen so stark zu verringern, dass
ein in großem Maßstab gefährlicher Klimawandel vermieden wird, ist eine jahrzehntelange Aufgabe. Es gilt
– wie im vorherigen Kapitel gezeigt –, die globale
Erwärmung auf deutlich weniger als 2 °C gegenüber
vorindustriellen Werten zu begrenzen, um unzumutbare Schäden und unabsehbare Risiken zu vermeiden.
Bezüglich der Emissionen von Treibhausgasen in den
Industrieländern empfiehlt der „Wissenschaftliche
Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) bis zum Jahr 2020 eine Verringerung
um 30 %.55 Bis 2050 müssten die weltweiten Emis-
55
sionen um mindestens 50 % reduziert werden, um das
Zwei-Grad-Limit mit großer Wahrscheinlichkeit nicht
zu überschreiten. Bei einer weltweiten Angleichung
der Pro-Kopf-Emissionen würde das bedeuten, dass
die Emissionen der Industrieländer um mehr als 80 %
reduziert werden müssten.
Es gibt jedoch erhebliche Meinungsunterschiede darüber, wer bis wann wie viele Treibhausgasemissionen
einsparen soll. Wer verantwortet wie viel des Klimawandels? Wo steigen die Emissionen am schnellsten?
Wer erwartet Wettbewerbsvorteile durch Klimapolitik
oder durch Verhinderung von Klimapolitik? Hierüber
verhandeln die jeweiligen Länder seit Anfang der
1990er Jahre im Rahmen der 1994 in Kraft getretenen
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
(United Nations Framework Convention on Climate
Change, UNFCCC). In dieser Konvention verpflichteten
WBGU 2007
29
sich die Industrieländer – wenn auch nicht rechtsverbindlich –, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr
2000 auf das Niveau von 1990 zu reduzieren. Wichtiger
jedoch war, dass sie den Rahmen für näher auszuhandelnde Zusatzverträge (Protokolle) mit weitergehenden und verbindlichen Zielsetzungen schafften. Daher
auch die Bezeichnung „Rahmenkonvention“. Das Kernziel der Rahmenkonvention ist in Artikel 2 ausgedrückt: Eine gefährliche Störung des Klimasystems
durch den Menschen soll vermieden werden.
4.2. Das Kyoto-Protokoll
Auf dem Klimagipfel in Kyoto 1997 wurde das erste
völkerrechtlich verbindliche Klimaschutzprotokoll verabschiedet – nach Verhandlungen, die bis zur letzten
Minute äußerst zäh und dem Scheitern bis auf Haaresbreite nahe waren.56 Das Kyoto-Protokoll enthält für
die beteiligten Industriestaaten Emissionsbegrenzungsziele der wichtigsten Treibhausgase von im
Durchschnitt 5 % gegenüber 1990 für den Zeitraum
2008 bis 2012 (die sogenannte „erste Verpflichtungsperiode“). Die EU-Staaten müssen ihren Ausstoß um
durchschnittlich 8 % verringern, Japan hat sich zu einer
Reduktion um 6 % verpflichtet.57 Für Russland wurde
die Stabilisierung der Emissionen (d. h. ein Ziel von
+/- 0 %) festgesetzt. Die US-Regierung hatte ein Reduktionsziel von 7 % unterzeichnet, aber das KyotoProtokoll wurde vom US-Parlament letztlich nicht ratifiziert und trat für die USA damit nicht in Kraft.
In der ersten Verpflichtungsperiode übernahmen nur
die Industrieländer rechtlich verbindliche Emissionsziele. Gemäß dem Grundsatz der „gemeinsamen, aber
differenzierten Verantwortung“ liegen die Gründe
hierfür vor allem darin, dass sie – sowohl bezüglich der
historischen Gesamt- als auch der aktuellen ProKopf-Emissionen – mit Abstand die meisten Treibhausgasemissionen verantworten. Hinzu kommt, dass sie
wirtschaftlich und technologisch leistungsfähiger sind
und damit einen größeren Handlungsspielraum für
Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen haben.
Auch bei den Verhandlungen für die Zeit nach der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls (ab
2013) ist nicht zu erwarten, dass die Schwellenländer
absolute Reduktionsziele beschließen. Angesichts ihrer sehr schnell wachsenden Emissionen ist es aber unentbehrlich, dass die Schwellenländer sich bereits
jetzt – obwohl der Pro-Kopf-Ausstoß noch relativ gering ist – , zur Durchführung einer ernsthaften Klimaschutzpolitik bereit erklären. Sonst wird es nicht möglich sein, den Temperaturanstieg auf unter 2 °C zu begrenzen.
Der Ausstieg der USA aus dem Kyoto-Protokoll unter
G. W. Bush im März 2001 war ein herber Rückschlag,
aber die internationale Staatengemeinschaft führte
die Verhandlungen um die Umsetzung des KyotoProtokolls zur Überraschung vieler Beobachter dennoch weiter. Die von dem Unternehmerverband e5
(siehe Info-Kasten 5), WWF und Germanwatch in Gang
gebrachte Unternehmerinitiative „e-mission55” gab
den Verhandlungen zusätzlichen Rückenwind: Über
200 Firmen aus der EU, Japan, Kanada und Russland
hatten sich unter dem Motto „Kyoto into force!“
(Kyoto in Kraft setzen) zusammengeschlossen und damit offen demonstriert, dass große Teile der Wirtschaft – trotz des Ausscheidens der USA – hinter dem
Kyoto-Protokoll stehen.
Auf dem Bonner Klimagipfel im Juli 2001 konnte
schließlich eine Einigung über die wichtigsten Streitfragen erzielt werden, u. a. über Detailfragen bezüglich der „flexiblen Mechanismen“ (siehe Info-Kasten
6). Der letzte „Feinschliff“ erfolgte wenige Monate
später auf dem Klimagipfel in Marrakesch. Die rechtlich bedeutsamen Ausführungsbestimmungen des
Kyoto-Protokolls waren nun präzise genug ausgestaltet, um von den noch zögernden Ländern ratifiziert
Abb.19: Treibhausgas-Emissionsziele für das 21. Jahrhundert
Tr e i b h a u s g a s - E m i s s i o n s z i e l
1990
2008-12
2020
2050
2100
Um einen gefährlichen Klimawandel zu vermeiden, fordern Umwelt- und Entwicklungsverbände, aber auch Regierungsvertreter und wissenschaftliche Beratungseinrichtungen ehrgeizige Klimaschutzziele.
Quelle: eigene Darstellung
56
30
Für einen Bericht von den
Verhandlungen siehe Treber
1998b oder Oberthür & Ott
2002
57 Der
komplette Vertragstext des Protokolls kann unter
http://www.unfccc.int/resource/docs/convkp/kpger.pdf abgerufen werden – dort sind
auch die Emissionsziele aller Industriestaaten im Anhang B verzeichnet. Die EU hat ihr
8%-Ziel allerdings im „Burden Sharing Agreement” modifiziert, so dass manche EUStaaten stärkere und andere schwächere Emissionsziele haben
(siehe http://www.climnet.org/resources/euburden.htm und http://www.germanwatch.org/folien/eu-et/folie003.htm).
zu werden. Für das Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls
mussten 55 Staaten, die mindestens 55 % der Treibhausgasemissionen der Industrieländer von 1990 abdeckten, das Abkommen ratifizieren. Dies wurde erst
durch die Ratifikation Russlands im November 2004
erreicht, so dass das Protokoll drei Monate später, am
16. Februar 2005, in Kraft treten konnte.
4.3. Beschlüsse auf EU- und
Bundesebene
Mit ihren klima- und energiepolitischen Beschlüssen
im Frühjahr 2007 bekannte sich die Europäische Union
zu der Zwei-Grad-Begrenzung und formulierte als
eigenes Zwischenziel, ihre Emissionen bis 2020 um
30 % im Vergleich zu 1990 zu reduzieren (oder 20 %,
falls kein internationales Abkommen in Kraft tritt).
Diese Emissionsverringerung soll vor allem durch eine
verbesserte Energieeffizienz und die Förderung
Erneuerbarer Energien erreicht werden. Deutschland
erklärte sich bereit, die eigenen Emissionen um 40 %
zu verringern, wenn die EU ihre Emissionen um 30 %
reduziert. Im April 2007 stellte die Bundesregierung
ihre „Klimaagenda 2020“ vor, mit der das 40 %-Ziel
erreicht werden soll.58
Folgende Unterziele werden in diesem Acht-PunktePlan vorgeschlagen:
■ eine Reduktion des Stromverbrauchs um 11 %,
■ effizientere Kraftwerke,
■ eine Steigerung des Anteils Erneuerbarer Energien
an der Stromerzeugung auf über 27 %,
■ eine Verdoppelung des Einsatzes effizienter KraftWärme-Kopplung,
■ eine deutliche Reduktion des Heizenergieverbrauchs,
■ die Steigerung des Anteils Erneuerbarer Energien
für die Wärmeerzeugung,
■ die Steigerung der Effizienz und des Einsatzes von
Biosprit im Verkehr sowie
■ weniger Ausstoß anderer Treibhausgase als CO2,
z. B. Methan.
Im August 2007 hat die Bundesregierung „Eckpunkte
für ein integriertes Energie- und Klimaprogramm”59
mit zahlreichen Maßnahmen in den wichtigsten Bereichen beschlossen. Dieses orientiert sich an der „Klimaagenda 2020“. Diese Eckpunkte wurden in den Folgemonaten weiter konkretisiert und am 5. Dezember
beschloss die Bundesregierung in einem ersten Schritt
14 Maßnahmen. Ein zweites Gesetzespaket soll im Mai
2008 verabschiedet werden. Beide müssen jeweils
auch im Deutschen Bundestag beraten werden. Das
Programm wird – auch nach Regierungsabschätzung –
noch nicht ausreichen, um wirklich die 40%-ige Reduk-
58
59
tion zu erreichen. Kritik von Nichtregierungsorganisationen bezog sich vor allem auf ein hohes Maß an
Unverbindlichkeit bei einigen der vorgeschlagenen
Maßnahmen und fehlende Stringenz im Verkehrsbereich.
4.4 Meilensteine und Schwerpunkte für ein UN-Abkommen
nach 2012
Um unter der Großgefahrenschwelle von 2 °C Temperaturanstieg zu bleiben, ist es notwendig, dass sich nach
der ersten Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls im Jahr 2012 direkt eine weit ehrgeizigere, zweite Verpflichtungsperiode anschließt. Die Verhandlungen dafür sollten bis Ende 2009 abgeschlossen sein,
damit genügend Zeit für die Ratifizierungsprozesse in
den Staaten bleibt. Mit dem im Dezember 2007 verabschiedeten Bali-Aktionsplan ist es bei der UN-Klimakonferenz gelungen, einen Verhandlungsrahmen zu
vereinbaren, der sich genau in diesen Zeitkorridor einordnet. Über 190 Staaten haben damit deutlich gemacht, dass sie sich an ernsthaften Verhandlungen
über ein neues Klima-Abkommen beteiligen wollen.
Der Bali-Aktionsplan sieht vier Verhandlungsstränge
vor. Auf der einen Seite geht es um die Ziele und
Mechanismen zur Verringerung des TreibhausgasAusstoßes, inklusive der Weiterentwicklung des Emissionshandels als auch dem internationalen Waldschutz. Für die Öffentlichkeit wurde von der Staatengemeinschaft die Messlatte für den internationalen
Klimaschutz deutlich markiert (nur die US-Regierung
ging hier nicht mit, deshalb erfolgte die Festlegung im
Kyoto-Kontext, wo die US-Regierung nicht blockieren
konnte), allerdings noch nicht als verbindliches Ziel
akzeptiert: Um die Schäden durch den Klimawandel
zu begrenzen, müssten die Emissionen der Industrieländer bis 2020 um 25 bis 40 Prozent gegenüber 1990
sinken.
Global müsste in zehn bis 15 Jahren der Höhepunkt des
Emissionsausstoßes erreicht sein – und dann eine zügige Verringerung eingeleitet werden, die bis Mitte
des Jahrhunderts die Emissionen um weit mehr als die
Hälfte senkt. Durch die Bezugnahme auf den IPCCBericht wurde im Bali-Aktionsplan ein hohes wissenschaftlich belegtes Anspruchsniveau für den Verhandlungsprozess herausgestellt. Die globalen Reduktionsziele werden ohne deutlich mehr Klimaschutz insbesondere in den großen Schwellenländern wie China,
Mexiko oder Indien nicht zu erreichen sein. Interessanterweise gehörten diese Länder in Bali aber auch zu
den Akteuren, die sich im Vergleich zu den Vorjahren
politisch deutlich bewegt und so zu dem Erfolg der
Deutsche Bundesregierung 2007a
Deutsche Bundesregierung 2007b
31
Verhandlungen beigetragen haben. Die Bereitschaft
der Schwellenländer zum Einstieg in ernsthaften
Klimaschutz hängt aber nach wie vor stark vom
Verhalten der Industrieländer hinsichtlich der Erreichung der Kyoto-Ziele und neuer Minderungsziele ab.
Zum anderen steht die Anpassung an die nicht mehr
vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels auf der
Agenda, insbesondere die Unterstützung der besonders betroffenen Regionen und Staaten.
Die weiteren Verhandlungsstränge haben Bezüge sowohl zur Emissionsvermeidung wie auch zur Anpassung. Der dritte Verhandlungsstrang befasst sich nämlich mit Regeln und Anreizsystemen für die Bereitstellung und den Transfer von Technologien für beide
Bereiche. Der vierte Verhandlungsstrang hat die Frage
der Finanzierung von Technologien, Anpassung und
Waldschutz zum Gegenstand, die ein Finanzvolumen
erfordern, das um Größenordnungen über dem liegt,
was bisher durch die Mechanismen des Kyoto-Protokolls und der Klimarahmenkonvention verfügbar ist.
Hier wird auch die Weiterentwicklung des CDM als ein
wichtiges, aber nicht ausreichendes Instrument eine
Rolle spielen.
Die Verhandlungen müssen in den nächsten Jahren angesichts der vielfältigen Herausforderungen, die der
Klimawandel darstellt, intensiviert werden. Ein großer
Hemmschuh für die UN-Klimaverhandlungen ist, dass
die aktuelle Regierung des wichtigsten Industrielandes – der USA – nicht bereit ist, verbindliche Reduktionsziele zu akzeptieren. Dies hat auch in Bali die Verhandlungen gebremst. Viele Beobachter setzen deshalb ihre Hoffnung auf die Politik einer Nachfolgeregierung ab 2009. Europa und auch der europäischen
Öffentlichkeit wird voraussichtlich eine besondere
Verantwortung zukommen, nicht nur wegen der bereits skizzierten Vorreiterrolle der EU.
Voraussichtlich wird im Jahr 2008 die UN-Klimakonferenz in Poznan (Polen) stattfinden und im Jahr 2009
in Kopenhagen (Dänemark). Hier wird es dann idealerweise zur Verabschiedung eines neuen Abkommens
kommen.
Info-Kasten 5: Die Pro- und Anti-Klimaschutz-Lobbys der Wirtschaft: e5 und GCC
Die Angst vor unmittelbaren Risiken setzt bekanntlich
meist stärkere Kräfte frei als das Erkennen von
Chancen. Dies gilt auch für die Einflussnahme von
Unternehmen auf die Klimapolitik. Mehrere multinationale Unternehmen v. a. aus der fossilen Energiewirtschaft (Kohle-, Öl- und Autobranche etc.), die in
Klimaschutzmaßnahmen eine Bedrohung ihrer eigenen Geschäftstätigkeit sahen, gründeten daher schon
sehr früh einen Lobbyverband, die Global Climate
Coalition (GCC). Diese war im Rahmen der UNKlimaverhandlungen bis 1996 fast die einzige wahrnehmbare Stimme aus der Wirtschaft, so dass bei
Politikern und Öffentlichkeit teilweise der Eindruck
entstand, Klimaschutz schade grundsätzlich der
Wirtschaft.
Eine Reihe von Unternehmen, die den Klimaschutz
insgesamt als wirtschaftliche Chance sehen, gründete
1996 den Verband e5 (European Business Council for
Sustainable Energy).
Gemeinsam mit dem bereits seit 1992 aktiven USamerikanischen Verband US Business Council for
Sustainable Energy bildete e5 auf den Verhandlungen
zum Kyoto-Protokoll fortan ein Gegengewicht zur
klimaschutzfeindlichen GCC. Nun wurde bei Politikern und in der Öffentlichkeit zunehmend klar, dass
Klimaschutz auch große wirtschaftliche Chancen
eröffnen kann. Gleichzeitig sahen auch immer mehr
Unternehmen des Finanzsektors – v. a. Banken, Ver-
60
32
Siehe http://www.e5.org
sicherer und Pensionsfonds – die Risiken des Klimawandels und die Chancen einer vorsorgenden Unternehmenspolitik. Bei den UN-Klimaverhandlungen
vertreten die in der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen zusammengeschlossen Unternehmen (UNEP Finance Initiative)
diese Position.
Ab 1997 häuften sich die Austritte von Unternehmen
aus der GCC. Zunächst kehrten ihr BP und Shell den
Rücken. BP vollzog diesen Schritt kurz vor dem
Klimagipfel in Kyoto (1997) und sandte damit ein
wichtiges Signal an die Politik. Im Januar 2000, nachdem die kritischen Aktionäre von DaimlerChrysler
und Germanwatch die andauernde Mitgliedschaft
von DaimlerChrysler in der GCC kritisiert hatten, kündigte die Konzernspitze den Austritt an. Die OpelMutter General Motors und weitere Firmen folgten
dem Beispiel.
Im Jahr 2001 löste sich die GCC schließlich auf, nachdem es mittlerweile zu rufschädigend für Firmen
geworden war, dort Mitglied zu sein und letztlich
nur noch Exxon als Unternehmen übrig blieb. Die
Unternehmerinitiative e5 setzt sich hingegen weiter
für Rahmenbedingungen im Sinne eines effektiven
Klimaschutzes ein und vertritt derzeit über 70 Unternehmensverbände und Einzelunternehmen.60 Viele
andere konstruktive Unternehmensinitiativen haben
sich inzwischen gebildet.
Info-Kasten 6: Emissionshandel und andere flexible Mechanismen
Im Rahmen des Kyoto-Protokolls wurden für die verschiedenen Staaten Klimaschutzpflichten vereinbart.
Die Staaten geben diese zwar weitgehend an innerstaatliche Akteure (z. B. die Industrie) weiter, bürgen
aber letztlich im Sinne des Völkerrechts für die
Einhaltung. Mit verschiedenen sogenannten „Flexiblen Mechanismen“ können Staaten und Unternehmen ihre Klimaschutzpflichten nun – mit gewissen
Einschränkungen – in anderen Staaten erfüllen.
Dahinter steht die Strategie, Treibhausgase dort
einzusparen, wo dies am kostengünstigsten ist. Das
Kyoto-Protokoll sieht drei verschiedene Mechanismen vor (siehe auch Abbildung 19):
■ Clean Development Mechanism (CDM). Hier finanziert ein Akteur aus einem Industrieland 61 ein
Klimaschutzprojekt in einem Entwicklungsland 62
und lässt sich die entstandene Emissionsminderung gutschreiben. Die Projekte sollen auch der
nachhaltigen Entwicklung in den Gastländern dienen.
■ Joint Implementation. Dieser Mechanismus unterscheidet sich vom CDM dadurch, dass das Projekt
in einem Industrieland durchgeführt wird.
■ Emissionshandel im engeren Sinne („Kyoto-Emissionshandel“). Hier verkauft ein Staat, der sein
Emissionsziel übererfüllt, die überschüssigen
Kontingente an einen anderen Staat.
Zusätzlich zu diesen im Kyoto-Protokoll geregelten
Mechanismen gibt es innerhalb der Europäischen
Union den EU-Emissionshandel als Instrument für
die Industrie, um die eigenen Ziele umzusetzen. Hier
haben die einzelnen EU-Staaten der energieintensiven Industrie (v. a. Kraftwerksbetreiber) Emissionsreduktionsziele gesetzt. Unternehmen, die noch stärkere Treibhausgasreduktionen erzielen als für sie im
nationalen Zuteilungsplan festgeschrieben, können
entsprechende Zertifikatmengen wieder verkaufen.
In der sogenannten „Verbindungsrichtlinie“ hat die
EU zudem für Unternehmen die Möglichkeit geschaffen, Zertifikate aus den oben genannten Mechanismen des Kyoto-Protokolls zuzukaufen. Allerdings
gilt hierfür eine Mengenbeschränkung und drei
besonders umstrittene Projekttypen sind davon ausgeschlossen: Atomkraftwerke, Senkenprojekte
(s. Info-Kasten 8) und große Wasserkraftwerke, wel-
61
In Annex B des Kyoto-Protokolls sind diese Staaten namentlich aufgeführt. Im Fachjargon bezeichnet man sie daher als „Annex-B-Parteien“. Nur Staaten, die das KyotoProtokoll ratifiziert haben, dürfen an den flexiblen
Mechanismen teilnehmen. Zu den Industriestaaten im
Sinne des Annex B gehören auch die im Übergang zur
Marktwirtschaft befindlichen Länder.
che die Kriterien der World Commission on Dams
(WCD) 63 nicht erfüllen.
Beim Aufbau des EU-Emissionshandelssystems war
vor allem die Fertigstellung nationaler Zuteilungspläne (Allokationspläne) von kontroversen Debatten
und Verteilungskämpfen geprägt. Im ersten deutschen Allokationsplan (2005-2007) konnten auf Druck
starker Kräfte der Wirtschaft und des Wirtschaftsministeriums viele im Sinne des Klimaschutzes essentielle Anreizmechanismen nicht verankert werden.
In Deutschland wie auch in vielen anderen EU-Staaten
kam es daher zu einer „Überallokation“, d. h. es
waren deutlich mehr Zertifikate auf dem Markt, als
von den Anlagenbetreibern benötigt wurden.
Dadurch konnte der Emissionshandel bisher seine
Aufgabe, vielfältige Optionen zur Reduktion der
Emissionen marktfähig zu machen, nur sehr begrenzt
erfüllen.
Im zweiten Nationalen Allokationsplan (NAP) für die
Zeit von 2008 bis 2012 konnten aber, vor allem auf
Druck der EU-Kommission und der Zivilgesellschaft,
wichtige Verschärfungen durchgesetzt werden. So
wurde in Deutschland die Gesamtmenge der Emissionen deutlich verringert, um ca. 10 % für die Zeit bis
2012. Außerdem setzte der Deutsche Bundestag
durch, dass erstmals ein Teil der Zertifikate kostenpflichtig abgegeben und nicht mehr an die Unternehmen verschenkt wird. Die dadurch erwarteten
Einnahmen von mehreren hundert Millionen Euro sollen wiederum zum Klimaschutz eingesetzt werden.
Mittelfristig sollte eine vollständige Versteigerung
der Zertifikate angestrebt werden, damit sich der
Marktmechanismus des Emissionshandels richtig entfalten kann.
In der Europäischen Union wird derzeit über die
Ausweitung des Emissionshandels auf andere Sektoren, vor allem auf den Flug- und den Schiffverkehrssektor, diskutiert. Diese Bereiche unterliegen
bisher praktisch keiner angemessenen klimapolitischen Regulierung.
Da sich auch Staaten außerhalb Europas, etwa USBundesstaaten, immer stärker für den Emissionshandel als ökonomisches Klimaschutzinstrument interessieren, wird in Zukunft auch über eine Verknüpfung des europäischen Emissionshandelssystems mit anderen Systemen diskutiert werden.
62
D. h. in einem Land, das nicht in Annex B des Kyoto-Protokolls aufgeführt ist
63 Die World Commission on Dams (WCD) hat auf Grundlage
vergangener Erfahrungen – v. a. negativer ökologischer
und sozialer Auswirkungen vieler Großstaudammprojekte
– Kriterien erarbeitet, welche die ökologische und soziale
Verträglichkeit solcher Energieprojekte sichern sollen.
Siehe auch http://www.dams.org.
33
Abb. 20: Flexible Mechanismen
Entwicklungsländer
Industrieländer
(Annex-B-Parteien des Kyoto-Protokolls)
Entwicklungsland 1
Industriestaat 1
emissionsminderndes
Projekt
Handel zwischen
Kyoto-Parteien =
Emissionshandel
im engeren Sinne
(hat Kyoto-Protokoll
nicht ratifiziert = kein
CDM möglich)
JI = Joint
Implementation
Entwicklungsland 2
Industriestaat 2
(hat KP ratifiziert)
CDM = Clean
Development
Mechanism
EUEmissionshandel
Akteur 1
Akteur 2
emissionsminderndes
Projekt
Die Industriestaaten haben – soweit sie das Kyoto-Protokoll ratifiziert haben – verbindliche Emissionsziele. Die Entwicklungsländer haben bis 2012 keine verbindlichen Emissionsziele.
Die Pfeile kennzeichnen die Transferrichtung von Emissionszertifikaten. Weitere Erläuterungen siehe Text und Info-Kasten 5.
Quelle: Eigene Darstellung.
5. Die wichtigsten klimapolitischen Herausforderungen
5.1 Verantwortungsübernahme
als Grundprinzip
Wer anderen einen Schaden zufügt, hat aus moralischer und juristischer Sicht zwei Pflichten: Er muss die
Schädigung einstellen und eintretende Schäden kompensieren. Dieser Grundsatz der Moral und des Rechts
trifft prinzipiell auch auf all diejenigen zu, die in unverhältnismäßigem Ausmaß Treibhausgase ausstoßen.
Hinsichtlich der Reduzierung von Emissionen ist das
Kyoto-Protokoll bereits ein erster Schritt, wenngleich
er für die Vermeidung eines gefährlichen Klimawandels bei weitem noch nicht ausreicht und wichtige
Verursacher noch keine Verantwortung übernehmen.
Wie in Kapitel 3 dargelegt wurde, steigt die Gefahr
von Klimaschäden mit zunehmender Treibhausgas-
34
konzentration in der Atmosphäre. Auch wenn im einzelnen Schadensfall der Nachweis der Kausalität aus
prinzipiellen Gründen unmöglich ist, sollte ein eindeutiger Nachweis der steigenden Wahrscheinlichkeit auf
Dauer ausreichen, um eine Kompensation nach dem
Verursacherprinzip durchzusetzen. Ähnliches gilt für
die Finanzierung von Präventivmaßnahmen (z. B. Deichbau), die angesichts steigender Gefahren notwendig
werden.
Viele Wege wie z. B. kofinanzierte Versicherungsmodelle und Klimaschadensfonds sind hierfür denkbar
und werden bereits intensiv diskutiert, auch im
Rahmen der UN-Klimaverhandlungen. Eine steigende
Zahl von Beobachtern hält auch Schadenersatzklagen
gegen all jene, die sich besonders hartnäckig dem
Klimaschutz verweigern oder ihn gar torpedieren, in
der Zukunft für möglich.
5.2 Die vier Grundszenarien der
globalen Klimapolitik
Es ist nicht verwunderlich, dass heftig um das Post2012-Abkommen gerungen wird. Es geht um ein
Signal, in welche klimapolitische Richtung die Welt
treiben wird. Folgende Möglichkeiten sind denkbar:
Erstens das Szenario Großexperiment – der Klimawandel kann sich weitgehend ungebremst entfalten,
was einem Großexperiment mit Mensch und Natur
gleichkommt.
Zweitens das Szenario Globale Apartheid – eine kleine
Minderheit von Menschen sichert sich ihren privilegierten Lebensstil und begrenzt das Recht der anderen auf
Entwicklung – (angeblich) dem Klimaschutz zu liebe.
Die IPCC-Szenariofamilien A2 und B2 deuten in die
Richtung dieses Szenarios. Um das zu vermeiden, wollen die Schwellenländer erst über ihren Beitrag zum
Klimaschutz verhandeln, wenn die Industrieländer mit
weit höherem Pro-Kopf-CO2-Ausstoß ihre Emissionen
schnell und deutlich reduzieren.
Drittens das Szenario Kooperation und Klimaschutz –
die Staaten einigen sich auf einen fairen und verbindlichen, die Klimagefahr begrenzenden internationalen
Rahmen. Dieser hat zum einen die notwendige, drastische Reduktion von Treibhausgasen zum Ziel und
bietet zum anderen verlässliche Unterstützung der
Anpassung insbesondere in den am wenigsten entwickelten Ländern.
Viertens das Szenario Dialyse – die Welt am Tropf derer, die großtechnisch das Wetter auf dem Globus manipulieren wollen. Wenn in den nächsten Jahren nicht
entschieden gehandelt und die Größenordnung des
angestoßenen Großexperiments (vgl. Abb. 13) immer
deutlicher wird, wird dieses Szenario immer wahrscheinlicher. Es könnte leicht passieren, dass die
Menschheit dann nicht mehr auf die immer mehr überforderten natürlichen Regelungsmechanismen des
Klimas setzt, sondern durch technische Maßnahmen
außerhalb des natürlichen Klimakreislaufs auf diesen
Einfluss nimmt: indem viele Tausende von Spiegeln im
Weltall die Erde etwas abdunkeln sollen oder indem
Tag für Tag Schwefeldioxid mit Flugzeugen in die
Atmosphäre gebracht wird, um das Treibhaus Erde abzukühlen. Solche Maßnahmen wären nicht nur teuer
und müssten dauerhaft durchgeführt werden, sondern
sie würden, wie die Dialyse beim Menschen, mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen.
Schon in 15 bis 20 Jahren wird man deutlicher sehen, in
welche Richtung sich die Zukunft der Erde bewegt. Die
heutige Generation weiß über diese Problematik, was
die vorherige noch nicht wissen konnte. Ihr Handeln
entscheidet damit über die Lebensbedingungen der
zukünftigen Generationen.
5.3 Die EU als Zugpferd und der
Einbezug der USA in den internationalen Klimaschutz
Da von den USA derzeit wenige Impulse zu erwarten
sind, fällt der EU im internationalen Klimaschutz die
Rolle des Zugpferds unter den Industrieländern zu. Im
Frühjahr 2007 setzte sie sich klare Ziele für 2020 und
lieferte damit ein deutliches Signal für die Zeit nach
2012 (s. o.). Die deutliche Verringerung der Emissionen
soll u. a. dadurch erreicht werden, dass 20 % des
Energiebedarfs bis 2020 durch Erneuerbare Energien
gedeckt werden. Zentral für den Erfolg der europäischen Klimapolitik ist die weitere Gestaltung des
Emissionshandels mit intelligenten Anreizmechanismen im Hinblick auf diese Ziele (siehe Info-Kasten 6)
sowie der Einstieg in eine stringente Rahmensetzung
für Energieeffizienz in verschiedenen Sektoren. Die
Erfolgsmodelle der in Deutschland und anderen europäischen Ländern bereits wirksamen Gesetze für die
Markteinführung Erneuerbarer Energien können hier
als weitere Orientierung dienen. Die deutsche Bundesregierung reagierte, wie in Abschnitt 4.1 dargestellt,
mit einem Reduktionsziel von 40 %, wenn die EU ihre
Emissionen um 30 % verringert.
Ähnliche Zielsetzungen sind mit der derzeitigen
Regierung der USA, die die Verhandlungen über ein
anspruchsvolles Klima-Abkommen für die Zeit nach
2012 immer wieder zu blockieren versucht, zurzeit
nicht in Aussicht. Dies gilt, auch wenn die US-Regierung den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel
nicht mehr leugnet und sich beim G8-Gipfel 2007 in
Heiligendamm und bei der Klimakonferenz in Bali zu
für ihre Verhältnisse relativ weitgehenden Vereinbarungen hat drängen lassen. Trotz der Widerstände der
US-Regierung und ihres Ausstiegs aus dem KyotoProtokoll zeichnet sich eine gewisse Klimaschutzdynamik im Land ab. So wächst die Zahl der USBundesstaaten und Kommunen, die mit ernsthaftem
Klimaschutz beginnen. Einige setzen sich anspruchsvolle Minderungsziele, arbeiten an der Einführung von
Emissionshandelssystemen und fördern immer stärker
die Erneuerbaren Energien.
Viele Akteure in Finanzmarkt und Industrie setzen inzwischen auf ernsthaften Klimaschutz. Der Film „Eine
unbequeme Wahrheit” des ehemaligen Vizepräsidenten Al Gore, aber auch der „Untergang“ von New
Orleans durch Hurrikan „Katrina“, trugen stark zur
35
Bewusstseinsbildung (nicht nur) der amerikanischen
Bevölkerung bei, die zunehmend in praktischem
Klimaschutz mündet. Es besteht also durchaus berechtigte Hoffnung, dass nach der Präsidentschaftswahl im
November 2008 auch auf Bundesebene die Klimapolitik weit ernster als bisher betrieben wird.
5.4 Einbezug der Schwellenländer
Neben den Industriestaaten müssen auch Schwellenländer, deren Emissionen aufgrund des mit dem Wirtschaftswachstum einhergehenden Verbrennens fossiler Energieträger schnell zunehmen, bald mit dem
Klimaschutz beginnen. Eine effektive Klimapolitik ist
in den Schwellenländern zum heutigen Zeitpunkt deshalb so wichtig, weil in der industriellen Aufbauphase
langfristig entscheidende Investitionen getätigt werden, die gerade auch die Energieversorgung des
Landes über einen langen Zeitraum festlegen. Vom
Ausbau Erneuerbarer Energien profitieren Schwellenländer, abgesehen von der besseren Luftqualität,
ebenfalls durch die Unabhängigkeit von Rohstoffimporten. Deshalb kreisen derzeit die Gespräche mit
Schwellen- und Entwicklungsländern darum, Anreize
für Investitionen in „grüne“ Technologien zu setzen
und Chancen zu nutzen.Da sich die Schwellenländer
hinsichtlich ihrer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen stark voneinander unterscheiden und außerdem äußerst verschiedene Rollen für
den Klimaschutz übernehmen können, ist es naheliegend, die fünf führenden Schwellenländer einzeln zu
betrachten:
China ist der größte Wachstumsmarkt der Welt und hat
mittlerweile die höchsten jährlichen CO2-Emissionen
weltweit. Damit nimmt das Land der Mitte trotz weiterhin mäßigem Pro-Kopf-Ausstoß (siehe 2.2) eine zentrale Stellung im Klimaschutz ein – sowohl bezüglich
des Treibhausgasausstoßes des Landes als auch bezüglich der Entwicklung von Technologien im Bereich
Energieeffizienz und Erneuerbare Energien. Gerade
die Chancen, die sich durch das Wachstum Chinas im
Bereich der Technologieentwicklung ergeben, haben
das Potenzial, eine weltweite Wirkung zu entfalten.
Gleichzeitig wird das Land auch massiv von den
Konsequenzen des Klimawandels betroffen sein.64
Angesichts der geringen Pro-Kopf-Emissionen in China
ist dort im Zuge der weiteren Industrialisierung ein
deutlicher Anstieg zu erwarten. Allerdings hat China
auf der Renewables-Konferenz 2004 das (freiwillige)
Ziel angekündigt, bis 2020 den Energieverbrauch nur
zu verdoppeln, obwohl eine Vervierfachung des
Bruttoinlandsprodukts geplant ist.65 Dies käme einer
64
65
36
Harmeling/Schwarz/Bals 2007
Siehe International Conference for Renewable Energies
2004
Verdopplung der Energieeffizienz und damit einer
echten Effizienzrevolution gleich, die bislang in diesem Maßstab ohne Beispiel ist, vor allem in Schwellenländern. China will diese Entwicklung zudem durch
einen massiven Ausbau Erneuerbarer Energien flankieren – ein erstes Gesetz in diese Richtung wurde im
Februar 2005 verabschiedet. Zudem möchte das Land
die Einführung effizienterer Technologien voranbringen – ein erster Schritt ist ein jüngst verabschiedetes
Gesetz, das Verbrauchstandards für Fahrzeuge vorschreibt.66 2007 hat China ein nationales Programm
zur Klimapolitik verfasst. Darin sind weitere Klimaschutzmaßnahmen sowie Maßnahmen zur Anpassung
an den Klimawandel angekündigt. Art der Umsetzung
und Effektivität sind noch ungewiss67.
Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, dass es
in diesem großen vielfältigen Land nicht einfach ist,
die zentral gesteckten Ziele auf den verschiedenen
Ebenen zu erreichen. Die Emissionen wachsen weiterhin stark an. Das Erreichen der Ziele hängt in China
daher zum einen von einer besseren Durchsetzung der
eingeführten Gesetze ab. Zum anderen wird aber auch
entscheidend sein, in welcher Form sich Partnerstaaten, gerade auch Exportweltmeister Deutschland
und die EU, hier engagieren. Durch bilaterale Energieund Klimaabkommen könnte der Kurs hin zu Energieeffizienz und Erneuerbaren Energieträgern untermauert werden.
Nachdem China durch seine hohen Zielsetzungen für
großes Aufsehen in der internationalen Politik gesorgt
hat, will nun auch Indien eine nationale Strategie zum
Klimawandel vorlegen. Eine Analyse möglicher Risiken, eine Anpassungsstrategie an diese und Möglichkeiten der Emissionsminderung – z. B. durch Erneuerbare Energien und Energieeffizienz – sollen erarbeitet werden. Diese Strategie wird für das Frühjahr
2008 erwartet.
Brasilien spielt vor allem aufgrund des AmazonasRegenwaldes eine wichtige Rolle für den Klimaschutz,
da dieser enorme Mengen Kohlenstoff speichert, die
bei der Waldzerstörung wieder freigesetzt werden.
Die Klimapolitik Brasiliens ist gerade in Hinsicht auf
den Schutz des Regenwaldes verbesserungswürdig.
Mexiko zeigt sich dagegen in der internationalen
Klimapolitik, wie beispielsweise auf den G8+5Verhandlungen 2007, konstruktiv. Das Land will zudem auf nationaler Ebene einen Plan zur Begrenzung
des Treibhausgasausstoßes weiterentwickeln.
Südafrika weist eine ganz eigene Struktur auf. Die ProKopf-Emissionen des Landes sind für ein Schwellenland relativ hoch (siehe Abb. 7b). Zu begründen ist
dies mit dem hohen Lebensstandard der hauptsächlich
weißen Bevölkerung. Hier sollten Emissionen in ähn-
66 Siehe
International Conference for Renewable
Energies 2004
67 National Development and Reform Commission People’s
Republic of China 2007
lichem Umfang wie in Industriestaaten begrenzt werden. Bei den internationalen Verhandlungen spielt das
Land eine konstruktive Rolle.
5.5 Anpassung an den
Klimawandel
Neben der Frage des Verringerns von Emissionen wird
die Anpassung (engl. Adaptation) an die negativen
Auswirkungen des Klimawandels ein zunehmend wichtiges Thema, ganz besonders für die ärmsten
Entwicklungsländer, die Least Developed Countries
(LDCs). Die zukunftsferneren Folgen des Klimawandels
können zwar durch Minderung von Treibhausgasemissionen begrenzt werden („Vermeidung des
Unbewältigbaren”), ein Teil der Folgen lässt sich aber
nicht mehr aufhalten, und Anpassungsmaßnahmen
sind demzufolge unumgänglich („Bewältigung des
Unvermeidbaren”). Wie auch die vorhergehenden
Berichte betont der vierte Sachstandbericht des IPCC
die besondere Anfälligkeit von Entwicklungsländern,
insbesondere LDCs und kleinen Inselstaaten, für die
Folgen des Klimawandels.68 Diese hohe Verletzlichkeit
(Vulnerabilität) der ärmsten Staaten begründet sich
1.) mit ihrer starken Betroffenheit vom Klimawandel
und von Wetterextremen, insbesondere durch die
überproportionale Bedeutung der witterungsabhängigen Landwirtschaft, 2.) dem Mangel an finanziellen
Ressourcen sowie 3.) einem mangelnden Zugang zu
Informationen, Krediten und anderen Dienstleistungen.
Die Folge ist eine geringe Kapazität zur Bewältigung
der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich
bringt. Bereits auf dem UN-Klimagipfel 2001 in
Marrakesch wurden Leitlinien für LDCs zur Erarbeitung
von nationalen Aktionsprogrammen zur Anpassung
(NAPAs) verabschiedet, die die Ausgangssituation des
jeweiligen Landes, die Folgen und die regionalen
Auswirkungen des Klimawandels auf das Land, dessen
Schadensanfälligkeit und mögliche Anpassungsstrategien erläutern sowie die kurzfristig notwendigsten
Projekte identifizieren sollen. Bis Ende 2007 lagen beim
Sekretariat der Klimarahmenkonvention (UNFCCC)
26 von einzelnen Ländern entwickelte NAPAs vor.
Hierbei handelt es sich allerdings um kurzfristig angelegte Maßnahmen, die nur als erster Schritt für nationale Anpassungsstrategien gesehen werden können.
besonders für arme Landbewohner in den Entwicklungsländern die Gefahr, das für die gegenseitige
Unterstützung notwendige soziale Netzwerk zu zerstören. Wettervorhersagen können sowohl die Optimierung der Pflanztermine als auch die Planung der
Bildung eines Vorrats an Lebensmitteln vor Dürren
erleichtern.69
Gerade für die Ärmsten fehlt es bisher weitestgehend
an Versicherungssystemen zum Schutz gegen die
finanziellen Folgen von Extremereignissen (siehe 3.6),
und ohne Ko-Finanzierung aus den Industriestaaten
wird die Versicherungswirtschaft diese mangels
Kaufkraft der Bevölkerung vor Ort auch nicht aufbauen. Der Erhalt natürlicher Systeme wie der Korallen
oder der Mangrovenwälder, die eine wichtige Funktion zur Stabilisierung von Küstenstreifen ausüben,
kann als Anpassungsmaßnahme gegen einen steigenden Meeresspiegel und gegen Überflutungen verstanden werden. Im konkreten Notfall können solche
Maßnahmen zwar die Katastrophenhilfe nicht ersetzen. In langfristiger Betrachtung besteht dennoch wenig Zweifel, dass vorbeugende Maßnahmen effektiv
sind, da sie Verluste mindern und sich finanziell auszahlen. Dies zeigt nicht zuletzt die Tsunami-Katastrophe in Südostasien Ende 2004. Diese war zwar kein
durch den Klimawandel beeinflusstes Ereignis, die
Zahl der Opfer und die ökonomischen Schäden hätten
aber durch Frühwarnsysteme drastisch verringert werden können. Die Kombination von vorbeugenden
Maßnahmen und Katastrophenhilfe verspricht also die
besten Erfolge bei der Anpassung an den Klimawandel.
Offen ist derzeit, wie in Abschnitt 4.2 dargestellt, die
Frage der Finanzierung der Anpassungsmaßnahmen in
Entwicklungsländern. Im UN-Kontext gibt es verschiedene Finanzierungsmechanismen, die sich z. T. aus
freiwilligen Beiträgen der Industrieländer, z. T. aus
Gebühren innerhalb des CDM (s. o.) speisen. Die verfügbaren Mittel bleiben aber noch weiter hinter den
auf mindestens 50 Milliarden US-Dollar geschätzten
zusätzlichen Kosten in den Entwicklungsländern zurück.70
Wichtige Elemente einer Anpassungsstrategie können
beispielsweise die Nutzung von Langzeitwettervorhersagen, Frühwarnsystemen und öffentlich-privaten Versicherungsmärkten (etwa „Micro-Insurance“)
zur Verringerung der Risiken durch Wetterextreme
sein. Dürren, Überschwemmungen und Stürme bergen
Die kapitalstarken Hauptverursacher des Klimawandels werden besonders gefragt sein, die Kosten der
Anpassung in Entwicklungsländern zu tragen (siehe
2.1). Daher könnte z. B. die Versteigerung von Emissionszertifikaten im Emissionshandel ein zukünftig
auszubauendes Instrument zur finanziellen Unterstützung von Anpassungsmaßnahmen sein. Als weitere
Finanzierungsinstrumente werden eine Ausdehnung
der Abgabe auf CDM-Zertifikate, auf weitere Handelsmechanismen mit Emissionszertifikaten (Joint Implementation, internationaler Emissionshandel) oder eine
Abgabe auf die Flugverkehrsemissionen diskutiert.
68 IPCC
70 Siehe
2007b
2003: 225
Oxfam International 2007
69 Weltbank
37
5.6 Technologien
Wenn die Menschheit bis Mitte des Jahrhunderts ihren
Treibhausgasausstoß wirklich auf weniger als die
Hälfte des Niveaus von 1990 verringern will, darf sie
nicht viel Zeit verlieren. Denn die Lebensdauer von
Kraftwerken, Gebäuden, Flugzeugen, Fahrzeugen etc.
ist sehr lang. Noch länger ist der Zeitraum, wenn man
auch die Entwicklungs- und Planungsphase mit einrechnet. Wird beispielsweise heute der Bau eines
Braunkohlekraftwerks beschlossen, so ist damit zu
rechnen, dass dieses mindestens drei bis vier
Jahrzehnte laufen wird, wenn man es nicht vor Ablauf
der regulären Laufzeit vorzeitig vom Netz nehmen will.
Das vorzeitige Abschalten ist aber meist mit großen finanziellen Verlusten verbunden, die dann direkt oder
indirekt meist vom Endverbraucher bezahlt werden
müssen. Entscheidend für den Erfolg langfristiger
Klimaschutzziele ist daher, ob schon heute die
Weichen in diese Richtung gestellt werden.
In Deutschland beispielsweise ist ein großer Teil des
bestehenden Kraftwerkparks relativ alt. Derzeit werden sehr viele neue und moderne Kohlekraftwerke
geplant, die zwar kurzfristig – wenn sie nämlich alte
Anlagen ersetzen – die Emissionen reduzieren könnten. Da diese Kraftwerke normalerweise aber 40 und
mehr Jahre in Betrieb sind, könnten dadurch langfristige Klimaziele verbaut werden. Daher regt sich an vielen geplanten Standorten massiver Widerstand aus der
Bevölkerung, die Neubauten vermeiden will. Je mehr
Elektrizität durch Energieeffizienz eingespart bzw.
durch Erneuerbare Energien und hocheffiziente KraftWärme-Kopplungs-Anlagen gedeckt wird, desto größer sind die Chancen, mittelfristig die notwendigen
Emissionsminderungen zu erreichen.
Mittel- bis langfristig ruhen die größten Hoffnungen
auf Erneuerbaren Energien – in Kombination mit Energieeffizienz. Sie haben nicht nur ein erhebliches
Potenzial für den Klimaschutz, sondern auch für die
Entwicklung ländlicher Gebiete in den Ländern des
Südens.71 Bisher haben erst wenige Länder diese
Potenziale durch entsprechende politische Rahmenbedingungen zu mobilisieren versucht. Die Wachstumsraten im Bereich der Erneuerbaren Energien sind
zwar sehr hoch. Können sie allerdings nicht noch deutlich weiter gesteigert werden, wird es noch einige
Jahrzehnte an Zeit und Investitionen in Forschung,
Entwicklung und Markteinführung benötigen, bis
Erneuerbare Energien die fossilen Energien weitgehend ablösen können.
Als neue Technologie im Bereich der fossilen
Kraftwerke ist die CO2-Abscheidung und -Lagerung
(CCS) im Gespräch.72 Damit soll CO2 im Zuge der
Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas abgeschieden
und dann unterirdisch an einem geeigneten Ort sicher
und dauerhaft gelagert werden. Zwar birgt die
Lagerung von CO2 in der Geosphäre einige Risiken,
und vor der Verbreitung dieser Technologie müssen
viele Fragen bezüglich der ökologischen Sicherheit,
der ökonomischen Dimension und der Haftung im
Schadensfall geklärt werden. Dennoch können Abscheidung und die unterirdische Lagerung des CO2
gerade mit Blick auf die Entwicklungen im Energiesektor in China und Indien – dort muss mit weiter
hohem Kohleverbrauch gerechnet werden – eine wichtige Brückenlösung werden. Öffentliche Gelder, die
für Forschung und Entwicklung von Technologien in
den Bereichen Energieeffizienz und Erneuerbare
Energien vorgesehen sind, sollten allerdings nicht in
die CCS-Entwicklung umgeleitet werden. Insgesamt
geht es letztendlich um eine Risiko-Abwägung ausgehend von der Annahme, dass CO2 aus der Kohleverbrennung in der Atmosphäre ein größeres Risiko
darstellen würde als unter der Erde, sollte diese
Technologie wirklich funktionieren.
5.7 Finanzmärkte und
Investitionen
Der Klimawandel führt zu erheblichen finanziellen
Risiken für die Wirtschaft. Dem von Sir Nicolas Stern
im Oktober 2006 vorgelegten Report zu den volkswirtschaftlichen Kosten des Klimawandels zufolge kostet
ernstzunehmender Klimaschutz jährlich 1 % des weltweiten Bruttoinlandprodukts.73 Die Kosten, die bei ungehemmtem Klimawandel durch dessen Auswirkungen
entstehen könnten, würden hingegen 5 bis 20 % des
jährlichen globalen Bruttoinlandprodukts betragen.
Technologien im Bereich Energieeffizienz können
einen sehr kurzfristig umsetzbaren und großen Beitrag
Die Kosten entstehen für den Finanzmarkt teils als
direkte Wirkungen, z. B. durch die Zunahme von Schäden durch Stürme und Überschwemmungen. Aber es
gibt auch erhebliche regulative Risiken, die vor allem
dann entstehen, wenn sich ein Unternehmen mangel-
71 Siehe
73 Der
Denkhaus 2004
= CO2 Capture and Storage. Für eine ausführliche
Darstellung siehe Duckat et al. 2004.
Ein umfangreicher Sonderbericht des IPCC zum Thema
CCS ist unter http://www.ipcc.ch abrufbar
72 CCS
38
zum Klimaschutz leisten. Neben der „Angebotsseite“
wie z. B. im Bereich Kraft-Wärme-Kopplung sind große
Einsparpotenziale auf der „Nachfrageseite“ vorhanden, beispielsweise durch Wärmedämmung von
Gebäuden zur Reduktion des Heizenergieverbrauchs
und effizientere Geräte bzw. Maschinen und Motoren.
Dies gilt auch für den Verkehrssektor, wo eine starke
Effizienzsteigerung von Fahrzeugen dringend notwendig ist.
'Stern Review on the economics of climate change' ist
unter http://www.hm-treasury.gov.uk/independent_reviews/stern_review_economics_climate_change/sternreview_index.cfm einzusehen.
haft auf absehbare Klimaschutzgesetzgebungen wie
etwa den Emissionshandel oder steigende Energiesteuern vorbereitet. Weiterhin nimmt die Bedeutung
der Unternehmensverantwortung („Corporate Social
Responsibility“) zu, so dass Klimaschutzmaßnahmen
sich zunehmend günstig auf das Unternehmensimage
auswirken, andersherum das Unterlassen von Klimaschutzmaßnahmen dem Image schadet. Und nicht zuletzt könnte das Risiko von Schadensersatzklagen eine
unmittelbare Auswirkung auf den Marktwert eines
Unternehmens haben.
Doch trotz aller Fortschritte bezüglich der Berücksichtigung des Klimawandels durch den Finanzmarkt:
In der tatsächlichen Geldanlagepolitik der großen
Banken, Versicherer und Pensionsfonds spielt die
Vermeidung von Klimarisiken zwar eine wachsende,
bisher aber noch untergeordnete Rolle. Dies ändert
sich nur, wenn die Politik klare, langfristige Signale
sendet. Grundlage sollte die ökologische Rahmensetzung des „long, loud and legal” sein. Das heißt, dass
eine langfristige politische Rahmensetzung über Kyoto
hinaus, ein deutliches Preissignal für Treibhausgasemissionen durch Weiterentwicklung des Emissionshandels, CO2-Steuern oder -Regulierungen und
die rechtliche Verbindlichkeit der Maßnahmen gewährleistet sein müssen, damit der Finanzmarkt in
großem Maße seine Investitionen umschichtet.
Info-Kasten 7: Flugverkehr und Klimaschutz
Die internationale Luftverkehrsbranche ist die einzige treibhausgasintensive Branche, die auch nach
Inkrafttreten des Kyoto-Protokolls keinerlei Verantwortung für das Verringern von Treibhausgasen
übernimmt. Dabei schädigt ein Flug das Klima pro zurückgelegtem Kilometer pro Person um ein Mehrfaches einer Auto- oder Bahnreise.74 Dies liegt vor allem daran, dass bei Flügen über 700 km wegen der
dann hohen Flughöhe nicht allein das Kohlendioxid
klimaschädlich wirkt. Hinzu kommen u. a. auch
Kondensstreifen und Zirruswolken, die sich in großer
Höhe bilden und das regionale Klima beeinflussen
können. Der IPCC hat daher die gesamte Klimawirkung der verschiedenen Effekte, ausgedrückt
durch den sogenannten „Radiative Forcing Index“
(RFI), auf mindestens das Zwei- bis Vierfache des
CO2-Ausstoßes geschätzt.75 Neuere wissenschaftliche Forschungen deuten sogar auf noch höhere
Werte hin.76
Noch bedrohlicher für das Klima als die aktuellen
Emissionen des Flugverkehrs ist dessen Wachstumsrate: Alleine das Wachstum von 1990 bis 2010
wird vermutlich eine doppelt so hohe Klimawirkung
verursachen wie die Emissionen, die durch die
Vereinbarungen im Rahmen des Kyoto-Protokolls
eingespart werden sollten.77 In der EU haben sich die
Emissionen des Flugverkehrs seit 1990 nahezu verdoppelt. Trotz seiner extremen Klimaschädlichkeit
wird der Flugverkehr nach wie vor hochgradig subventioniert. 78
In der Europäischen Union wird derzeit der Einbezug
des Flugverkehrs in den Emissionshandel diskutiert,
was ein wichtiger Schritt sein könnte, wenn er mit
anspruchsvollen Klimaschutzzielen einhergeht. Für
die erste Jahreshälfte 2008 wird mit der Verabschiedung einer entsprechenden Richtlinie gerechnet.
Verschiedene Wege sind zudem denkbar, wie die
Flugverkehrsbranche trotz fehlender politischer
Regulierung Verantwortung für den Klimaschutz
übernehmen kann. Fluggesellschaften bzw. Fluggäste haben die Möglichkeit, bereits jetzt auf freiwilliger Basis aktiv zu werden: Durch die Unterstützung
von Klimaschutzprojekten, die Emissionen in einer
Höhe einsparen, welche äquivalent zur Erwärmungswirkung des Fluges sind.79 Angesichts des im Vergleich zur Wachstumsrate des Flugverkehrs recht geringen Potenzials von technischen Verbesserungen
ist jedoch eines klar: Möchte man das Wachstum der
Flugverkehrsemissionen zumindest deutlich abbremsen, so reichen solche freiwilligen Lösungen mittelbis langfristig nicht aus. Sie sind nur als Ergänzung
zu verbindlichen Regelungen und ökonomischen
Instrumenten zu sehen. Neben dem Einbezug in den
Emissionshandel sollten daher auch eine Emissionsabgabe und der Abbau verschiedener Subventionen angestrebt werden.
Abb. 21: Der Flugverkehr – eines der am schnellsten wachsenden Probleme für das Weltklima.
Foto: Dietmar Putscher
74 Siehe
77 Brockhagen
75 IPCC
78 Siehe
Germanwatch 2004
1999: 8
76 Siehe Graßl & Brockhagen 2007
2004: 21
Treber et al. 2003 und Treber 1998a
79 Siehe z.B. http://www.atmosfair.de
39
Info-Kasten 8: Der Wald als Senke und Reservoir von CO2
Eine „natürliche Technologie“, die zur Verringerung
der atmosphärischen Treibhausgaskonzentration beitragen kann, ist die Senkenfunktion der Vegetation,
d. h. die Bindung von CO2 durch Pflanzen, insbesondere durch Bäume (siehe 1.3). Belastend für das Klima
ist die Freisetzung dieses CO2 durch die Vernichtung
von Wäldern, wenn diese anschließend nicht wieder
nachwachsen bzw. aufgeforstet werden. Allerdings
ist dem Klimaschutz aus vier Gründen nicht gedient,
wenn das Anpflanzen von Wäldern auf die Emissionsziele des Kyoto-Protokolls angerechnet werden
kann.
Erstens wird dadurch weniger Klimaschutz in anderen
Bereichen wie Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz geleistet. Diese sind aber im Sinne des notwendigen Umbaus der weltweiten Energiesysteme
dringend erforderlich.
Zweitens bestehen nach wie vor große wissenschaftliche Unsicherheiten beim Berechnen der CO2Menge, die netto durch Aufforstung gebunden wird.
Drittens kann niemand garantieren, für wie viele
Jahre, geschweige denn Jahrzehnte ein Wald intakt
bleiben und damit CO2 binden wird. Und viertens
können erhebliche soziale und ökologische Probleme
entstehen, wenn Wälder alleine unter CO2-Aspekten
optimiert werden. So zeichnet sich ab, dass die
Artenvielfalt bei Neuanpflanzungen alleine unter
CO2-Aspekten regelmäßig auf der Strecke bleibt.
Aufforstung sollte also zusätzlich zu – und nicht anstelle von – Maßnahmen in den Bereichen Energieeffizienz und Erneuerbare Energien geleistet werden.
Außerdem sollte sie in erster Linie vom Schutz der
Artenvielfalt und nur sekundär von der des Klimas
angetrieben sein.
Nicht nur zum Klimaschutz, auch im Hinblick auf die
vielen anderen wertvollen Funktionen des Waldes
bedarf es eines großangelegten, globalen Konzeptes
mit wirkungsvollen Anreizen, um die schnelle Entwaldung zu verhindern. In den Verhandlungen über
ein Post-2012-Klimaabkommen wird im Gegensatz
zu den Verhandlungen um das 1997 verabschiedete
Kyotoprotokoll ernsthaft diskutiert, wie es zu
Fortschritten beim Walderhalt kommen kann. Da
die Entwaldung für etwa 20 % der CO2-Emissionen
verantwortlich ist, was in der Menge vergleichbar
dem durch Kohle- oder Erdgasverbrennung entstehenden CO2-Ausstoß ist, nimmt dieser Punkt zurecht
eine zentrale Rolle ein.
Foto: Dietmar Putscher
40
6. Maßnahmen zum Klimaschutz
Ein wichtiger Grund dafür, dass Klimaschutzmaßnahmen trotz aller wissenschaftlicher Erkenntnisse nur
zögerlich vorankommen, ist sicherlich die mangelnde
Übernahme von Verantwortung. Politik, Wirtschaft
und Bevölkerung schieben diese gerne in die jeweils
anderen Bereiche ab:
■ Politiker setzen oft halbherzige Beschlüsse nur
zögerlich um mit dem Hinweis, die Bevölkerung
unterstütze umfangreichere Maßnahmen zum
Klimaschutz derzeit noch nicht.
■ Unternehmen verweisen darauf, dass die Politik
erst die richtigen Rahmensetzungen schaffen
müsse und es letztlich eine Entscheidung der Verbraucher sei, ob sie beispielsweise im Kurzurlaub
einen Langstreckenflug buchen oder eher näher
gelegene Reiseziele mit anderen Verkehrsmitteln
ansteuern.
■ Jede(r) Einzelne sieht sich als machtlos an: „Jetzt
sollen erst einmal die Politiker und großen Konzerne etwas machen – ich kann ja ohnehin nichts
ausrichten“. Dabei hat praktisch jeder von uns in
allen drei Bereichen Möglichkeiten zur Veränderung: Beispielsweise durch Beeinflussen von
Entscheidungen der Wirtschaft entweder im beruflichen Umfeld oder (oft noch wichtiger) durch Kaufentscheidungen und die Kriterien für die Anlage
von Ersparnissen, bei Wahlen oder durch sonstige
persönliche Aktivitäten.
Um den gesellschaftlichen Druck auf die Akteure
zu verschärfen, hat sich im Frühjahr 2007 „Die KlimaAllianz“ in Deutschland gegründet, die mittlerweile
aus über 70 Umweltverbänden und Entwicklungsorganisationen, Kirchen und anderen Organisatio-
Abb. 22: Plenarsitzung auf dem Achten Weltklimagipfel
(Neu Delhi 2002), Foto: Dörte Bernhardt
80 Mehr
Information über die Klima-Allianz bietet die
Webseite www.die-klima-allianz.de
81 Zur Diskussion der Möglichkeiten, den Klimaschutz in die
nen besteht. Sie hat u. a. die Bundesregierung dazu
aufgefordert, die notwendigen Maßnahmen zur
40%-igen Verringerung der Treibhausgasemissionen bis 2020 (gegenüber 1990) in die Wege zu
leiten.80 Ähnliche Bündnisse etablieren sich auch in
anderen Industrieländern, um dort den Druck auf
die Politik und Akteure, die den notwendigen
Klimaschutz bremsen, zu erhöhen.
6.1 Was kann die Politik tun?
Eine globale Aufgabe wie der Klimaschutz braucht eine
globale Strategie81 – nicht zuletzt wegen der Flexibilität von Unternehmen, die den nationalen Regelungen oft durch Standortverlagerungen ausweichen.
Das Kyoto-Protokoll ist zwar ein erster wichtiger
Schritt, wird aber einen gefährlichen Klimawandel
in keiner Weise vermeiden können, wenn es nicht als
Basis für weitaus ehrgeizigere Maßnahmen nach 2012
genutzt wird. Ebenso wichtig ist es nun, mit gutem
Beispiel voranzugehen. Die EU wie auch die deutsche
Bundesregierung haben mit ihren Zielsetzungen von
30 % bzw. 40 % Reduktion der Emissionen bis 2020
(gegenüber 1990) wichtige Signale gesetzt, wobei es
jetzt um die Umsetzung von Gesetzen und anderen
Maßnahmen geht, die das Erreichen dieser Ziele wirklich wahrscheinlich machen.
■ Vorsorgepolitik betreiben
Die Politik muss den Wählern gegenüber offensiv vertreten, dass Klimaschutzmaßnahmen Investitionen in
zukunftsfähige Lebensbedingungen sind.
■ Klimaschädliche Subventionen abbauen
Fossile Energieträger werden weltweit mit schätzungsweise über 250 Mrd. US-Dollar pro Jahr subventioniert.82 Milliardensubventionen für diesen Bereich
wirken nicht nur wettbewerbsverzerrend, sondern vor
allem fatal für das Klima. Mit dem Abbau dieser
Subventionen würde sich die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit klimaschonender Alternativen wie
der Erneuerbaren Energien drastisch verbessern.
Ein besonders zentraler Schlüssel zum langfristigen
Klimaschutz liegt in der weltweiten Begrenzung der
Kohleförderung, insbesondere im Verzicht auf den
Aufschluss neuer Lagerstätten, da die Kohlevorräte
deutlich größer sind als die Reserven aller anderen
fossilen Energieträger. Dies gilt gleichermaßen für den
heimischen Kohlebergbau wie für den Export entsprechender Fördertechnologien.
Systemlogik von Politik, Wirtschaft und Technologie zu
übersetzen, siehe Bals 2002
82 Johansson/Turkenburg 2004
41
■ Internalisierung externer Kosten
Die vom Treibhausgasausstoß verursachten Schäden
sollten sich soweit wie möglich in den Preisen von
Produkten und Dienstleistungen widerspiegeln. Im
Sinne des Klimaschutzes sind hier pauschale Preise
(z. B. Kfz-Steuer) deutlich ungünstiger als beispielsweise verbrauchsabhängige Steuern bzw. Abgaben auf
Mineralöl und Kerosin oder das Einbinden in den
Emissionshandel. Die Steuerbefreiung des internationalen Flugverkehrs hinsichtlich Kerosin- und Mehrwertsteuer stellt eine besonders klimaschädliche
Förderung dar.
die Einspeisung von regenerativ erzeugtem Strom aus
verschiedenen Quellen differenziert fördert, ist in
mittlerweile mehr als 40 Ländern zum Vorbild für ähnliche gesetzliche Rahmenbedingungen geworden. In
anderen Ländern entwickelte Politikansätze, wie z. B.
das japanische „Top-Runner-Modell“, das dynamische
Effizienzstandards für Energie verbrauchende Geräte
setzt, werden in der EU und in Deutschland diskutiert.
Nimmt Deutschland – mit der anvisierten 40%-igen
Reduktion – seine Vorreiterrolle ernst, können noch
weitere Politikmodelle ihre Effektivität beweisen und
so auch für andere Länder interessant werden.
■ Finanzierung der Anpassung gerecht regeln
Es ist Aufgabe der Politik, im eigenen Land sowie weltweit für eine gerechte Finanzierungslösung der Anpassung an Klimawandelfolgen zu sorgen. Industriestaaten tragen als Hauptverursacher des Klimawandels
die größte Verantwortung für Auswirkungen und
Schäden und stehen daher in der Pflicht, vor allem
die besonders betroffenen Länder und Bevölkerungsgruppen bei der Anpassung an die Auswirkungen
finanziell zu unterstützen. Hierzu können gerade auch
Finanzinstrumente unabhängig von den öffentlichen
Haushalten genutzt werden, wie beispielsweise der
Emissionshandel (s. o.).
■ Vorreiterrolle und Ausbreitung erfolgreicher Politikmodelle
Als Exportweltmeister kann Deutschland seine Position nutzen, um eine Multiplikatoren- bzw. Vorreiterrolle hinsichtlich effizienter Klimaschutzpolitik einzunehmen. Denn auch erfolgreiche Politikmodelle
können „exportiert“ werden. Das in Deutschland sehr
erfolgreiche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das
6.2 Welche Handlungsmöglichkeiten hat die Wirtschaft?
Kaum ein Unternehmen aus dem CO2-intensiven
Bereich verfolgt derzeit eine mit dem Zwei-Grad-Limit
verträgliche Unternehmensstrategie, obwohl Unternehmen sich nach den OECD-Leitlinien83 dazu verpflichten, sich an der erklärten Politik ihres Landes
auszurichten. Oft wird dies mit den wirtschaftlichen
Risiken für einzelne Branchen begründet, die angeblich klimafreundliche Strategien bergen. Über die sich
bietenden ökonomischen Chancen wird dagegen oft
weniger diskutiert. Sektorspezifisch wichtige Indikatoren können auch für eine klimafreundliche Unternehmensstruktur Hinweise liefern, in welche Bereiche
investiert werden sollte, um möglichst große Effekte –
sowohl ökonomisch als auch ökologisch – zu erzielen.
So sollten vor allem klimarelevante Aspekte angegangen werden, z. B. die Flotten im Autosektor oder nachhaltiges Investment bei Banken.
Abb. 23: Vertreter der Finanzwirtschaft beraten über den EU-Emissionshandel
Workshop der UNEP-Finanzinitiative und von Germanwatch mit Finanz-Ratingagenturen im April 2004. Foto: Gerold Kier.
83
42
Siehe www.germanwatch.org/corp/uv.htm
■ Gemeinsam ihr Interesse am Klimaschutz
aussprechen
Einige Unternehmen haben sich bereits im Unternehmerrat e5 oder anderen Unternehmergruppen wie
der 2°-Initiative zusammengeschlossen, die sich gegenüber der Politik aktiv für mehr Klimaschutzmaßnahmen einsetzen.
6.3 Welchen Beitrag kann
jede(r) Einzelne leisten?
■ Sich informieren.
■ In Zukunftstechnologien investieren
Jede(r) Einzelne sollte sich über die Folgen des eigenen
Handelns sowie über Klimaschutzmaßnahmen und ihre
Wirksamkeit auf dem Laufenden halten. Es gibt eine
Vielzahl an Möglichkeiten, die jeder und jede Einzelne
nutzen kann. Dazu kann es nützlich sein, den eigenen
Energieverbrauch genau unter die Lupe zu nehmen und
die effektivsten Möglichkeiten zur persönlichen
Reduzierung des Verbrauchs zu ermitteln. Viele dieser
Maßnahmen können sofort umgesetzt werden, ohne
dass der Einzelne auf die Politik warten muss. Jede
kleine Aktion, die zum Klimaschutz beiträgt, ist wichtig. Doch sollte man sich auch über die sehr unterschiedliche Wirksamkeit von Maßnahmen bewusst
sein und nach Möglichkeit vor allem dort Emissionen
einsparen, wo es besonders effektiv ist.84
Viele Firmen orientieren sich bereits um und tätigen
erhebliche Investitionen in Erneuerbare Energien und
Effizienztechnologien.
■ Dort sparen, wo es auch wirklich etwas
bringt.
■ Betriebliche Ökobilanz erstellen
Im privaten Bereich haben den mit Abstand größten
Anteil am direkten und indirekten Treibhausgasausstoß:
■ Direkte und regulative Finanzrisiken
erkennen
Zum einen erkennen immer mehr Unternehmen, dass
durch den Klimawandel, etwa durch Wetterextreme,
direkte Risiken für sie zunehmen. Zum anderen sehen
sie, dass die Entwicklung von innovativen klimaverträglichen Technologien und Konzernstrategien Chancen birgt. Der Finanzmarkt bezieht in zunehmenden
Maße in seine Bewertung von Unternehmen mit ein,
ob sie sich auf diese Chancen und Risiken einstellen.
Wenn sich Unternehmen einem entsprechenden Check
unterwerfen, bringt dies sehr oft auch große finanzielle Einsparungen mit sich, z. B. beim Energieverbrauch.
■ Management und Emissionsausgleich
von Dienstreisen
Durch eine systematische Optimierung der Dienstreisetätigkeit können Unternehmen nicht nur große
Mengen an Treibhausgasen, sondern meistens zugleich
auch Geld einsparen. Hierzu gehört u. a. die Nutzung
von Video- oder Telefonkonferenzen, insbesondere
bei routinemäßig abgehaltenen Besprechungen.
Angesichts der besonderen Klimaschädlichkeit des
Flugverkehrs bietet sich ein freiwilliger Beitrag zu
Klimaschutzprojekten an, um die Erwärmungswirkung
der Flüge zumindest teilweise auszugleichen (siehe
Info-Kasten 6). Atmosfair ist eine dieser Initiativen, die
Flugemissionen, die gerade in international agierenden
Unternehmen in großem Umfang entstehen, durch seriöse Klimaschutzprojekte u. a. in Indien, Thailand und
Brasilien ausgleicht.
➜ Auto- und Flugverkehr:
Durch einen Hin- und Rückflug nach Neuseeland schädigt ein durchschnittlicher Bundesbürger das Klima
stärker als durch seinen gesamten (übrigen) jährlichen
Konsum. Einmal von Köln nach Berlin und zurück mit
der Bahn zu fahren anstatt zu fliegen, spart etwa so
viele Emissionen ein wie der Austausch von drei 60Watt-Birnen gegen Energiesparlampen, wenn alle
Birnen ein Jahr lang täglich drei Stunden brennen.85 Im
Sinne des Klimaschutzes gilt es folglich, das Flugzeug
als Transportmittel soweit wie möglich zu meiden. Für
nicht vermeidbare Flüge gibt es die bereits oben dargelegte Möglichkeit, den Schaden für das Klima zumindest teilweise wieder auszugleichen (s. atmosfair).
Abb. 24: Der Schienenverkehr ist in der Regel deutlich klimafreundlicher als das Fliegen. Foto: Dietmar Putscher
84 Siehe
Internet-Links zu zahlreichen Ratgebern unter
www.germanwatch.org/klima/verb-links.htm
85 Quelle:
Eigene Berechnung auf der Grundlage der
Emissionsrechner von Atmosfair
(http://www.atmosfair.de) und der Bahn AG
(http://www.bahn.de/umweltmobilcheck)
43
Auch der private Pkw-Verkehr beeinflusst in großem
Maß das Klima und besteht wie der Flugverkehr zum
größeren Teil aus Freizeitverkehr. Ein Jahr Autofahren
in Deutschland entspricht mit ca. 2000 kg CO2 zum
Beispiel etwa dem jährlichen CO2-Ausstoß eines
Menschen in der Dominikanischen Republik. Ebenfalls
in diesem Bereich gilt: Rad oder Bahn sind oft sinnvolle Alternativen. Beim Kauf eines neuen PKW sollte auf
sparsamen Verbrauch geachtet, außerdem können
Emissionen durch eine sparsame Fahrweise vermieden
werden.
Siehe auch:
Atmosfair: www.atmosfair.de;
Verkehrsclub Deutschland: www.vcd.org
Abb. 26: Fleischarme Ernährung leistet einen Beitrag zum
Klimaschutz, Foto: Dietmar Putscher
➜ Heizung:
Durch schlechte Gebäudedämmung wird enorm viel
Energie verschwendet. Hausbesitzer zu verbessertem
Wärmeschutz zu bewegen (es gibt staatliche Förderprogramme) ist daher eine wichtige Möglichkeit zum
Energie- und Emissionssparen. Was die Heizanlagen
selbst angeht, sollten alte Heizkessel mit Niedrigtemperatur- oder Brennwertkessel ersetzt werden.
Warmes Wasser lässt sich oft durch Solarwärme erzeugen.
Einfache Tipps: Bei längerer Abwesenheit und in wenig genutzten Räumen die Heizung herunterdrehen.
Stoßlüften statt Dauerlüften mit dem Kippfenster hat
ebenfalls einen großen Effekt. Außerdem: Ein Grad
weniger Raumtemperatur bringt 6 % Einsparung – übrigens auch bei den Kosten.
Siehe auch:
CO2-Online:www.co2online.de oder
Institut Wohnen und Umwelt: www.iwu.de
➜ Ernährung:
Da die Produktion von Fleisch im Durchschnitt um ein
Mehrfaches energieintensiver ist als die Herstellung
einer kaloriemäßig gleichwertigen Menge von Gemüse
und Obst, ist eine fleischarme Ernährungsweise ein
aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Bei Rindfleisch ist
neben der aufgewendeten Energie auch der Methanausstoß durch die Rinder selbst eine nicht unerhebliche Belastung für das Klima. Die Produktion von 1 kg
Rindfleisch ist mit 250 km Autofahren gleichzusetzen.
Tipp: Nicht öfter als ein- bis dreimal pro Woche Fleisch
essen – vorzugsweise solches, das nach ökologischen
Kriterien erzeugt wurde. Wer insgesamt auf eine ausgewogene Kost setzt, lebt nicht nur gesünder, sondern
reduziert neben den Treibhausgasemissionen auch die
vielen weiteren Probleme der Massentierhaltung.
Außerdem kann durch den Kauf regionaler Produkte
aufgrund der geringeren Transportwege weiteres CO2
eingespart werden.
Siehe auch:
Vegetarismus.ch: www.vegetarismus.ch
Abb. 25: Ein Grad weniger bringt 6% Energie- und Geld-Einsparung, Foto: Dietmar Putscher
44
■ Die richtige Wahlentscheidung treffen:
Dies gilt nicht nur für Bundestags- und Europaparlaments-, sondern auch für Landtags- und Kommunalwahlen. Denn wichtige Entscheidungen für oder
gegen den Klimaschutz werden auf allen Ebenen
getroffen, somit kann der Klimaschutz in allen Fällen
ein wichtiges Wahlkriterium sein. Umweltverbände
veröffentlichen vor Wahlen „Wahlprüfsteine”, die bei
der Entscheidung helfen können. Die Entscheidungen
der Politik für den Klimaschutz gilt es dann aber auch
nach ihrer Einführung zu akzeptieren, auch wenn man
selbst davon betroffen ist.
■ Investieren in Strom aus Erneuerbaren
Energien:
Der Bezug von Strom aus Erneuerbaren Energien und
ggf. der Wechsel des Stromversorgers ist heute in den
meisten Fällen problemlos möglich. Angebote gibt es
bei vielen lokalen Stromversorgern, aber auch überregional. Wichtig ist, dass die Angebote wirklich
glaubwürdig sind. Anbieter mit den Siegeln „okPower” oder dem „Grüner-Strom-Label” sind aus ökologischer Sicht zu empfehlen. Zudem sollten die
Anbieter eigentumsrechtlich unabhängig von den
großen Energieversorgern sein. Der Bau oder die
Beteiligung an Erneuerbaren Energieprojekten (z. B.
Solarstrom, Windkraft) sind Geldanlagen, die Rendite
und Klimaschutz verbinden. Bürgersolarparks ermöglichen eine Beteiligung auch mit kleinen Geldbeträgen
und auch, wenn man kein eigenes Dach besitzt.
Manche Projekte kombinieren solche Anlagen mit
Energieeinsparmaßnahmen, um den Klimaschutznutzen
zu erhöhen.
Siehe auch:
Germanwatch-Stromwechsel-Aktion:
www.germanwatch.org/strom.htm
oder EcoTopTen: www.ecotopten.de
tungen. Beispielsweise fällen wir beim Autofahren
Entscheidungen pro und kontra Klimaschutz nicht nur
hinsichtlich des eigenen Spritverbrauchs: Verkauft mir
meine Tankstelle nur Benzin, oder gehört sie eventuell
zu einem Konzern, der (im Gegensatz zu anderen) aktive Lobbyarbeit gegen Klimaschutzbemühungen der
Politik betreibt? Gehört mein Autoclub eventuell zu
denen, die sich (im Gegensatz zu anderen Anbietern
solcher Dienstleistungen) gegenüber der Politik und in
der Öffentlichkeitsarbeit für eine einseitige Förderung
des Straßenverkehrs einsetzen? Sind die Elektrogeräte
– v. a. weiße Waren wie Kühlschränke, etc.– der günstigen Firma nicht nur im Betrieb, sondern auch in der
Produktion energiearm? Schaltet sich mein neuer
Fernseher völlig aus oder steht er noch auf Stand-by
und verbraucht Strom, während ich ihn gar nicht nutze?
Siehe auch:
EcoTopTen: www.ecotopten.de oder
Verbraucherplattform für Nachhaltigkeit:
www.bewusst-einkaufen.de
■ Selbstvertrauen haben:
Erkennen, dass sich nur etwas bewegen kann, wenn
sich jeder selbst bewegt. Mut haben, auch gegen den
Trend etwas zu tun, was man selbst für richtig hält.
■ Gemeinsam handeln:
Sich mit anderen zusammenschließen und etwas für
den Klimaschutz tun. Durch Mitarbeit oder Spenden
Organisationen unterstützen, die sich für Klimaschutz
einsetzen.
■ Einfach noch mal nachdenken:
Abb. 27: Solarthermische Anlage
Solche Anlagen – hier auf einem Hausdach in Griechenland –
sind ein Beispiel für eine schon heute kosteneffiziente
Nutzung Erneuerbarer Energien. Foto: G.Kier
Sich klar machen, welche großen Vorteile für zukünftige Generationen schon relativ kleine Veränderungen
des eigenen Handelns haben. Sich überlegen, ob man
etwas tut, weil es schöner und angenehmer ist als
klimafreundlichere Alternativen, oder vielleicht doch
eher aus Gewohnheit.
Siehe auch:
www.klima-ideen.de
■
Die Klima-Konsequenzen von Kaufentscheidungen berücksichtigen:
Buchtipps:
In dem Maße, in dem in der Gesellschaft der Einfluss
von Konsum immer wichtiger wird, müssen Bürger ihre
demokratischen Rechte nicht nur mit dem Wahlzettel,
sondern auch mit dem Geldschein wahrnehmen. Dies
gilt sowohl für die Geldanlage als auch für die
Entscheidung für bestimmte Produkte und Dienstleis-
■ 'Einfach das Klima verändern', Pendo Verlag,
München 2007, ISBN: 978-3-86612-123-2
■ 'Pendos CO2-Zähler', Pendo Verlag, München 2007,
ISBN 978-3-86612-141-6
■ 'Der Klima-Knigge', von R. Grießhammer, Berlin
2007, Booklett-Verlag, ISBN 978-3940153029
45
7. Weiterführende Literatur und Internetseiten
7.1 Weiterführende Literatur
Flannery, T. (2005): Wir Wettermacher, Fischer Verlag, Frankfurt
Gore, A. (2006): Eine unbequeme Wahrheit, Riemann Verlag, München
Latif, M. (2007): Bringen wir das Klima aus dem Takt? Fischer Taschenbuch, Frankfurt
Lynas, M. (2004): Sturmwarnung - Berichte von den Brennpunkten der globalen Klimakatastrophe.
Riemann Verlag, München.
Rahmstorf, S., Schellnhuber J. (2006): Der Klimawandel, C. H. Beck, München
UNFCCC (1999): Klimaänderungen besser verstehen. Ein Leitfaden für Anfänger zur Klimakonvention
der Vereinten Nationen und zum Protokoll von Kyoto.
http://unfccc.int/resource/docs/publications/beginner_ge.pdf [10.01.2008]
UNFCCC (2007): Uniting on climate 2007 – a guide to the Climate Change Convention and the Kyoto Protocol.
http://unfccc.int/files/essential_background/background_publications_htmlpdf/application/pdf/pub_07_uni
ting_on_climate_en.pdf [10.01.08]
WBGU - Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2003):
Welt im Wandel - Energiewende zur Nachhaltigkeit.
http://www.wbgu.de/wbgu_jg2003.html [10.01.2008]
WBGU - Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2006): Die Zukunft der
Meere - zu warm, zu hoch, zu sauer
http://www.wbgu.de/wbgu_sn2006.html [10.01.2008]
WBGU - Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (2007): Welt im Wandel
-Sicherheitsrisiko Klimawandel
http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.html [10.01.2008]
7.2 Weiterführende Publikationen von Germanwatch
Unterrichtsmaterialien
■ Klimaschutz Aktionsheft: enthält Anleitungen für ein Rollenspiel sowie für ein Unterrichtsprojekt
sowie eine umfangreiche Materialliste.
www.germanwatch.org/rio/k-aktion.htm
■ Arbeitsblätter: www.germanwatch.org/rio/ab.htm
Fallbeispiele zu Auswirkungen des Klimawandels:
■ Meeresspiegelanstieg in Bangladesch und den Niederlanden.
Ein Phänomen, verschiedene Konsequenzen
http://www.germanwatch.org/klak/fb-ms-d.htm
■ Gletschersee-Ausbrüche in Nepal und der Schweiz. Neue Gefahren durch den Klimawandel
http://www.germanwatch.org/klak/fb-gl-d.htm
■ Klimawandel – Eine Herausforderung für Tuvalu
http://www.germanwatch.org/klak/fb-tuv-d.htm
46
■ Klimawandel in der Arktis - Ein Resümee des ACIA-Berichts
http://www.germanwatch.org/rio/acia05.htm
■ Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland -mit Exkurs NRW
http://www.wbgu.de/wbgu_jg2007.html
■ China und der globale Klimawandel: Die doppelte Hersuaforderung
http://www.germanwatch.org/klima/klichi07.pdf
■ Die Millenium-Entwicklungsziele und der globale Klimawandel
http://www.germanwatch.org/klima/klimdg07.htm
Foliensätze (jeweils mit Begleittext):
■ Foliensätze zu unterschiedlichen Themen unter http://www.germanwatch.org/folien
Weitere Infos:
■ Fakten, die Sie nicht überfliegen sollten
http://www.germanwatch.org/klak/flug04.htm
7.3 Weiterführende Internetseiten
Deutschsprachige Seiten
■ Hamburger Bildungsserver. http://www.hamburger-bildungsserver.de/index.phtml?site=klima
■ Umweltbundesamt. http://www.umweltbundesamt.de/klimaschutz
■ Bundesumweltministerium. http://www.bmu.de/klimaschutz
■ Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. http://www.pik-potsdam.de
■ Germanwatch: Infos zum Thema Klimaschutz. http://www.germanwatch.org/klima
Englischsprachige Seiten:
■ UNEP/GRID Arendal. http://www.grida.no/climate
■ IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change. http://www.ipcc.ch
■ UN-Klimasekretariat. http://www.unfccc.int
■ NOAA - US National Oceanic and Atmospheric Administration. http://www.noaa.gov
■ CLIVAR - An international research programme on Climate Variability and Predictability.
http://www.clivar.org
47
8. Im Text zitierte Quellen
Adam, D. (2007): Surge in carbon levels raises fears of runaway warming. In: The Guardian, 19.1.2007.
http://www.guardian.co.uk/environment/2007/jan/19/frontpagenews.climatechange [10.01.2008]
Annan, K. (2005): Towards a culture of peace. Letters to future generations.
http://www.unesco.org/opi2/lettres/TextAnglais/AnnanE.html [10.01.08]
Bals (2002): Zukunftsfähige Gestaltung der Globalisierung. In: Zur Lage der Welt 2002 (Hg.: Worldwatch
Institute, in Kooperation mit Germanwatch).
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zum Klimaschutz?
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global change? In: Geophysical Research Letters, 32, L15707, doi: 10.1029/2005GL022771.
51
Germanwatch
Wir sind eine gemeinnützige, unabhängige und überparteiliche Nord-Süd-Initiative. Seit 1991 engagieren
wir uns in der deutschen, europäischen und internationalen Nord-Süd-, Handels- und Umweltpolitik.
Zu den Schwerpunkten unserer Arbeit gehören:
■ Verantwortungsübernahme für Klimaschutz und
Klimaopfer durch wirkungsvolle, gerechte Instrumente und ökonomische Anreize
Ohne strukturelle Veränderungen in den Industrieländern des Nordens ist eine sozial gerechte und
ökologisch verträgliche Entwicklung weltweit nicht
möglich. Wir setzen uns dafür ein, die politischen
Rahmenbedingungen am Leitbild der sozialen und
ökologischen Zukunftsfähigkeit für Süd und Nord auszurichten.
■ Gerechter Welthandel und faire Chancen für
Entwicklungsländer durch Abbau von Dumping
und Subventionen im Agrarhandel
Unser Engagement gilt vor allem jenen Menschen im
Süden, die von den negativen Auswirkungen der Globalisierung und den Konsequenzen unseres Lebensund Wirtschaftsstils besonders betroffen sind. Wir
treten dafür ein, die Globalisierung ökologisch und sozial zu gestalten!
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Arbeit sind wir auf Spenden und Beiträge von Mitgliedern und Förderern angewiesen. Spenden und
Mitgliedsbeiträge sind steuerlich absetzbar.
Germanwatch arbeitet an innovativen und umsetzbaren Lösungen für diese komplexen Probleme. Dabei
stimmen wir uns eng mit Organisationen in Nord und
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Wir stellen regelmäßig ausgewählte Informationen
für Entscheidungsträger und Engagierte zusammen,
mit Kampagnen sensibilisieren wir die Bevölkerung.
Darüber hinaus arbeiten wir in gezielten strategischen
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und Gewerkschaften zusammen, um intelligente
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