Fall 10 • 16.05.2013 • Prof. Dr. G. Frankenberg Fall 10: Die undemokratische 5 %-Klausel Das Landeswahlrecht in Hessen sieht die 5 %-Sperrklausel bei Landtagswahlen vor. Sämtliche bisherigen Änderungen der wahlgesetzlichen Vorschriften hatten diese Sperrklausel unberührt gelassen. Auch Anträge diverser Fraktionen im Landtag mit dem Ziel, den Landtag dazu zu bewegen, er möge die Landesregierung auffordern, den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Landtagswahlgesetzes vorzulegen, das neben weiteren Änderungen die 5%-Sperrklausel abschafft, lehnte der Landtag stets ab. Auf Antrag der Fraktionen der X- und Y-Partei beschloss der Landtag ein Gesetz zur umfassenden Revision des Landtagswahlgesetzes und der Landeswahlordnung. Infolgedessen wurden die Wahlperioden verlängert und der Wahltermin auf den Monat Mai verschoben. Die 5%-Sperrklausel wurde abermals nicht diskutiert und blieb daher unberührt. Die seit Jahren anerkannte Z-Partei, gegründet aus einer überregionalen Bürgerinitiative, die mit dem Slogan „Mehr Demokratie wagen!“ für mehr Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungsprozessen eintritt, macht geltend, der Landesgesetzgeber habe ihr Recht auf Wahlgleichheit und Chancengleichheit als politische Partei verletzt. Er hätte bei der Änderung des Landtagswahlgesetzes durch das letzte Gesetz die 5%-Sperrklausel jedenfalls überprüfen müssen, statt sie ohne hinreichende Begründung beizubehalten. Die Z-Partei möchte gegen dieses Versäumnis rechtliche Schritte einleiten. Aufgabe 1: Sie erbittet rechtlichen Rat von Ihnen. Erstellen Sie ein Gutachten! Aufgabe 2: Die Hessische Landesregierung möchte die 5%-Sperrklausel erhöhen, damit durch diverse kleine Parteien oder Bürgerinitiativen der Landtag nicht noch mehr gesplittet wird. Ihr schwebt eine Erhöhung auf 6% vor. Wie ist die Rechtslage? Aufgabe 3: Rekapitulieren Sie die Wahlgrundsätze und stellen Sie ihre Bedeutung dar. Lit. zur Vorbereitung: Maurer, Staatsrecht I, 6. A. 2010, § 13 Rn. 31 ff.; Sacksofsky, Verfassungsrecht, in: Hermes/Groß (Hg.), Landesrecht Hessen, 8. Aufl., 2008; Krajewski, Kommunalwahlrechtliche Sperrklauseln im förderativen System, DÖV 2008, 345.