Psychosomatik (8)

Werbung
#
Bild: Amy McTigue/cc-by-sa
Psychosomatik (8) – Die Psychosomatik der Autoimmunkrankheiten
! 31. August 2015 " Gesundheit & Heilung
Krank durch chronischen Stress !?
Immunkrankheiten und Psychosomatik: Was sind die psychsomatischen Ursachen von Autoimmunerkrankungen? Über die Folgen von chronischem Stress.
Die psychosomatischen Ursachen: Stress, Gewohnheiten und Autoimmunerkrankungen
Abends noch gemütlich ein Bier, ein Gläschen Wein oder eine Tafel Schokolade… Wer kennt das nicht? Zum „Runterkommen“ – wie es immer so schön
heißt. Natürlich ist uns allen klar, dass das auf Dauer nicht gesund ist und diese liebgewonnenen Rituale auf Dauer dick machen, weil wir zu viele Kalorien
spät am Abend zu uns nehmen.
Aber warum können wir es nicht lassen? Warum haben wir das Gefühl, es täte
uns sogar gut und wir könnten dann so richtig gut entspannen? Diese Gewohnheiten möchte ich in diesem Artikel von der biochemischen Seite unter die
Lupe nehmen, da es tatsächlich nachvollziehbare Stoffwechselzusammenhänge gibt, die wissenschaftlich erforscht wurden.
Anstatt also unseren Körper mit Diäten zu quälen, wäre es oft viel einfacher,
Lebensgewohnheiten, Stressfaktoren und das Stoffwechselgeschehen zu beobachten und dann entsprechende Veränderungen im Lebensstil herbei zu führen.
Stoffwechsel, Stress und Autoimmunerkrankungen
Nicht jeder Stress ist schlecht – wie wir alle wissen. Stress ist auch gut und gesund in einem bestimmten Rahmen. Stress spornt uns zu Höchstleistungen an,
kann inspirierend und sehr anregend sein. Stress macht uns kreativ. Und solange wir die Herausforderungen lösen und bewältigen können, stärkt Stress
unser Selbstbewusstsein und lässt uns erfolgreich fühlen – was eine wichtige
Erklärung dafür ist, warum wir Stress auch lieben bzw. brauchen.
Die gesundheitlichen Probleme von Autoimmunkrankheiten beziehen sich
aber auf Dauerstress. Auf Stress, der sich sozusagen im Körper anstaut, der
nicht mehr verarbeitet werden kann und Stress, der entsteht, wenn wir auf
Dauer das Gefühl haben, unsere Herausforderungen nicht mehr meistern zu
können.
Neben der Tatsache, dass Stress uns dann mental anstrengt, kann er uns auch
krank machen – indem er die Herzfrequenz und den Blutdruck hoch treibt, Verspannungen in allen Teilen der Muskulatur erzeugt und Verdauungsbeschwerden verursacht – entwickeln sich auch nach und nach chronische Veränderungen im hormonellen Stoffwechsel und in der vegetativen Innen-Steuerung.
Stress: Selbstmedikation durch Alkohol und Schokolade
Es hat tatsächlich auch stoffwechselbedingte Ursachen, wenn wir nach einem
stressigen Tag z.B. zu Schokolade oder Alkohol greifen. Denn sie enthalten verschiedene Substanzen, die in der Lage sind, unseren Stresspegel bzw. den Cortisolspiegel zu senken und Glückshormone auszuschütten. Deshalb handelt es
sich im Grunde um eine Art „Selbstmedikation“ des Körpers, wenn wir unbewusst unbändigen Appetit darauf bekommen.
Die zwei Regulationsmechanismen für Stress
Der Körper hat zwei Regulationsmechanismen für Stress. Der bekanntere von
beiden ist das Vegetative Nervensystem: Das ist die berühmte Kampf-FluchtReaktion, bei der, der Körper muskulär- und nerval reagiert. Die Haare stellen
sich auf, was bei Dauerstress zu Haarausfall führen kann, die Verdauung wird
heruntergefahren, was bei Dauerstress zu Verdauungsbeschwerden oder Magengeschwüren führen kann und der Puls sowie die Herzfrequenz steigen an,
was zu Bluthochdruck führen kann.
Der zweite ist die hormonelle Steuerung. Bei Stress werden u.a. die Hormone
Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet die in den Nebennieren gebildet werden.
Durch den Anstieg von Cortisol steigt auch der Blutzuckerspiegel an, da Energie zur „Flucht oder Kampfreaktion“ bereitgestellt wird.
Die Psychosomatik von chronischem Stress
Normalerweise regulieren sich diese beiden Stressreaktionen von selbst wenn
der Stressmoment, Streit, Schreck oder die Herausforderung gemeistert sind.
Dann fließen die Hormone wieder ab und alles normalisiert sich.
Was passiert aber wenn der Stress nicht aufhört? Täglich neu beginnt? Wenn
wir auch nachts nicht loslassen können, schlaflos sind oder auch gedanklich
nicht zur Ruhe kommen?
Wenn wir einer dauerhaft unlösbaren Situation gegenüber stehen und psychosozialem Stress ausgesetzt sind? Wenn diese Stressreaktion sich im Inneren
verselbständigt?
Körperliche Folgen von Dauerstress
Dauerstress führt dazu, dass die Stressreaktion im Inneren nicht wieder abfließt. Wir spüren das z.B. an Herzrasen gepaart mit Schlaflosigkeit oder Einschlafstörungen durch das Gedankenkarussel.
Die Muskeln bleiben verspannt und wir bekommen Rücken- Nacken- oder
Kopfschmerzen, die Verdauung funktioniert nicht mehr richtig UND wir bekommen ein unstillbares Verlangen nach Zucker, Fett oder Alkohol. Durch Zucker
und insbesondere Schokolade werden vermehrt Botenstoffe ausgeschüttet,
die die Insulinbildung anregen und damit den Blutzucker wieder senken. Dann
haben wir das Gefühl abends zur Ruhe zu kommen.
Dauerstress und Bauchfett
Das Metabolische Syndrom entsteht – das Bauchfett wächst!
Dauerstress aber hemmt immer stärker die Sensibilität der Zellen gegenüber
dem Insulin. Dadurch steigt nicht nur das Risiko von Diabetes, weil die Bauchspeicheldrüse durch diesen Kompensationsmechanismus auf Dauer erschöpft
wird, sondern auch das Risiko von Bluthochdruck und Gefäßverkalkungen. Zusätzlich entsteht das gefährliche Bauchfett.
Im Bauchfett wird das überschüssige Cotisol in Wasser gelöst gepeichert. Dadurch wird der Bauch immer dicker und die Taille verschwindet – die Hosen gehen schlechter zu, wobei Arme und Beine zunächst unverändert bleiben.
So gesehen ist dieses Bauchfett zunächst ein wichtiger Kompensations- und
Schutzmechanismus, aber auch ein wichtiger Hinweis darauf, dass derjenige
Dauerstress ausgesetzt war oder ist.
Stresshormone steigern den Appetit
Leptin ist ein weiteres Hormon, das für die interne Steuerung zuständig ist. Es
wird in den Fettzellen gebildet und hemmt die Hungergefühle – die Stresshormone, die massenhaft ausgeschüttet werden, schwächen die Empfindlichkeit
der Rezeptoren gegenüber Leptin sodass in der Kombination mit den anderen
unbewussten Regulationsmechanismen der Appetit sogar noch gesteigert
wahrgenommen wird.
Das kann als eine Ursache für die zumeist nächtlichen Fressanfälle gesehen
werden – die so unerbittlich auf ihre Erfüllung drängen.
Was hat das alles jetzt aber mit Autoimmunerkrankungen zu tun?
Stress erschöpft die Organsysteme – Autoimmunkrankheiten entstehen.
Ich beschreibe diese Stoffwechselvorgänge deshalb so ausführlich, damit die
zumeist unbewussten Kompensationsmechanismen verständlicher werden.
Mit dem Thema Übergewicht gehen immer noch sehr viele gesellschaftliche
Vorurteile und Schuldgefühle einher. Wenn wir uns aber mit diesen größeren
Zusammenhängen beschäftigen und verstehen, wo diese Wirkmechanismen
herkommen, können wir uns etwas weniger geißeln und uns etwas liebvoller
mit dem versorgen, was wir wirklich brauchen.
Stress als psychosomatische Ursache von Autoimmunerkrankungen
Diese genannten Kompensationsmechanismen sind nichts für den „Dauerbetrieb“ des Körpers. Das größte Problem – und das kristallisiert sich erst nach
Jahren heraus – ist, dass sich die Organsysteme erschöpfen und damit chronische Krankheiten und Fehlfunktionen, insbesondere Autoimmunkrankheiten
entstehen.
Die noch sehr junge Wissenschaft der Funktionellen Medizin , sie sich mit der
inneren Funktion und dem Zusammenspiel der Organsysteme, der Hormone
und des Stoffwechsels beschäftigt, weist immer wieder darauf hin, wird aber
nach wie vor von den Schulmedizinern nicht verstanden oder ignoriert.
Neben Erschöpfungsdepressionen, die von einer erschöpften Leber herrühren,
sind ebenfalls Diabetes, eine Erschöpfung der Bauchspeicheldrüse, Schilddrüsenüber- oder Unterfunktion bei Erschöpfung der Schilddrüse, Psoriasis also
Schuppenflechte, Lupus erythematodes, Colitis – die Entzündung des Darms
und ganz wichtig die Rheumatoide Arthritis in dieser Reihe der Autoimmunerkrankungen zu nennen.
Autoimmunkrankheiten ziehen fast jedes Organsystem in Mitleidenschaft.
Durch die Erschöpfung der Organe kommt es zu verschiedenen Stoffwechselentgleisungen, die nicht nur zu Wassereinlagerungen führen, sondern auch
starke rheumatoide Schmerzen in Knochen, Gelenken und dem Bindegewebe
hervorrufen können.
Die Erkrankten haben starke Schmerzen und leiden teilweise an Muskelabbau
und unkontrollierbarer Gewichtszu- oder Abnahme – je nach Stoffwechseltyp
und Erkrankung.
Stress, Säure und Gifte
Durch Stress an sich entstehen viele Stoffwechselprodukte, die der Körper in
komplizierten Verdauungs- und Neutralisierungsvorgängen unschädlich machen muss.
Neben den oben genannten Folgeschäden wie beispielsweise die Ermüdung
der Bauchspeicheldrüse durch erhöhten Zucker und Alkoholkonsum und der
Herz-Kreislaufbelastung nehmen wir immer weiter zu, weil der Körper es dann
nicht mehr schafft, die Stoffwechselprodukte zu entgiften und auszuscheiden,
sondern sie stattdessen in den Bindegeweben „lagert“.
Autoimmunkrankheiten – Nahrung als Medizin
Umdenken im großen Stil ist gefragt. Es geht bei diesen Krankheiten, die so tief
im Körper sitzen und nicht einfach auskuriert werden können, wie ein Schnupfen, um eine neue Dimension von Krankheit und Gesundheit.
Autoimmunkrankheiten erziehen ihre Menschen zu einem gesunden Lebensstil!
Wir haben zwei Möglichkeiten, mit diesen Krankheiten umzugehen. Die erste:
Wir nehmen schwere Medikamente und fühlen uns als Opfer der Krankheit
und der Schulmedizin. Die Alternative: Wir übernehmen Verantwortung für unser Leben und unseren Lebensstil.
Bei den meisten Autoimmunkrankheiten müssen bestimmte Medikamente
eingenommen werden – die Beschwerden können aber durch eine gesunde Ernährung und verschiedene Kombinationen von Nahrungsergänzungsmitteln
wie z.B. Selen u.a. sehr positiv beeinflusst werden, so dass wir dann erfahrungsgemäß mit viel weniger Medikamenten auskommen und der Stoffwechsel nicht zusätzlich durch schwere Medikamente beeinträchtigt wird.
Das geht auch dann noch, wenn die Organsysteme bereits geschädigt sind. Je
konsequenter und fürsorglicher wir für uns selber sorgen, desto einfacher wird
es.
Autoimmunerkrankungen und der innere Antreiber
Wir alle haben eine innere Stimme, die uns antreibt, kritisiert oder lobt.
Bei Menschen, die sich in ihrem Leben stark aufopfern, ist diese Stimme in der
Regel besonders kritisch, streng und lieblos.
Um die Probleme zu verstehen, kommen wir nicht umhin, uns mit dieser inneren Stimme, dem inneren Antreiber auseinander zu setzen. Oft sind es ganz
frühe Erlebnisse des Scheiterns oder Nicht-Geliebt-Werdens, die in uns Verhaltensweisen entstehen lassen, welche sich gegen uns selbst richten.
In depressiven Phasen wie beispielsweise bei einer Erschöpfungsdepression
sind diese Stimmen besonders laut, hartnäckig und besonders besserwisserisch!
Ich habe es bei Klienten erlebt, die früh in ihrer Kindheit z.B. die Scheidung der
Eltern erlebt haben. Sie fühlen sich – unbewusst- bis heute für alles verantwortlich oder „gescheitert“. Auch Menschen, die Gewalt, Traumen oder Probleme mit alkoholkranken Eltern erlebt haben, bleiben tief in ihrem inneren ein
Leben lang verschlossen, einsam und „alleinverantwortlich“.
Viele kreieren sich ihr Leben dann immer wieder wie es damals war – überfordernd – einsam – und anstrengend. Kein Wunder also, dass bei solchen –unbewussten- Lebenskonzepten der Stress irgendwann einmal zu groß wird und
der Körper anfängt einzubrechen.
Autoimmunerkrankungen psychosomatisch behandeln
Um Autoimmunkrankheiten erfolgreich zu behandeln, müssen wir allen drei
Ebenen Beachtung schenken: Sowohl der medizinischen Seite mit der medikamentösen Unterstützung, wie auch der Ernährung und unseren Lebensgewohnheiten als auch – eigentlich als wichtigste Ebene – unseren seelischen
Wunden und inneren Antreibern, damit wir den Stress im Innern beenden können. Wichtig ist neben einer passenden gesunden Ernährung, die individuell
zusammen gestellt werden sollte, eine liebevolle Hinwendung zu sich selbst.
Mit Hilfe von Körperorientierter Psychotherapie beispielsweise, gelingt es uns,
in einem liebevollen und sicheren Raum zu erforschen, wer oder was uns antreibt aber auch:
„Was passiert eigentlich, wenn wir auf die ganzen Kompensationsmechanismen verzichten, wann sind unsere Grenzen wirklich erreicht?“
In diesem sicheren Raum können Sie vielleicht erstmals spüren:
„Was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein?“
„Was verbiete ich mir aber – weil schon meine Eltern das nicht konnten/durften oder mir verboten haben?“
Autoimmunerkrankungen und Psychosomatik – den eigenen Rhythmus finden
Eine ganz wichtige Erkenntnis ist oft die Antwort auf die Frage:
„Wie ist eigentlich mein eigener Rhythmus, wenn er mal einfach sein darf?“
Was brauche ich wirklich, um mich wohl zu fühlen?
Gesellschaft, Nähe und Geborgenheit?
Rückzug in der Natur, Ruhe und Geborgenheit?
Mal dies, mal das?
Auf diese Weise lehrt uns, nein – zwingt uns der Körper über die Krankheit,
durch sein Versagen, endlich hin zu schauen und bei uns selbst anzukommenauch wenn viele von uns erstmal genau darauf keine Lust haben. Schon darin
können wir spüren, mit wie viel Fürsorglichkeit und Liebe wir großgezogen
wurden – oder eben nicht!
Das ist schon der erste Schritt. Mit der wohlwollenden Selbstwahrnehmung in
der Körperorientierten Psychotherapie gelingt es uns, den selbstschädigenden
und un-heilvollen Kreislauf zu verlassen und in einen gesunden und liebevollen
Lebensstil zu finden.
Dieser Artikel ist Teil der Themenseite(n):
Psychosomatik
ÜBER DEN AUTOR
Anette Dröge $ Autor
arbeitet als Coach mit Körperorientierter Psychotherapie, Pferdegestütztem Coaching und Klassischer Homöopathie in eigener Praxis.
Mehr Infos
„Erholung und Entspannung im Spiegel der Pferde“
Eine Auszeit auf dem Lande: 3-4 Std. Coaching mit
Pferden, Gespräche und Körperarbeit pro Tag (bzw.
nach Absprache) für einen intensiven
Entschleunigungs-, Entspannungs- und
Erneuerungsprozeß. Im Dorf gibt es die Möglichkeit, in
einem schönen einfachen Appartement zu
übernachten.
Herunterladen