Graf - Münster - Gymnasium Bayreuth K o l l e g s t u f e Jahrgang 1986/87 F A C H A R B E I T Leistungskurs : Mathematik Kursleiter : Studiendirektor Verfasser : Thomas Ziegler Thema : D ie Auf Datum der Abgabe : ANWENDUNG Baumgärtel DER KOMPLEXEN ZAHLEN Sc h w i n g u n g s p r o b l e m e 16.Februar 1987 Einfache Punktzahl: .............. Note: .............. Unterschrift des Kursleiters: .............................. In h a l t Seite Vorwort................................. 1 Grundlagen................................................ 4 2 Die Eulersche Formel...... ........................ 5 2.1 Die Sinusreihe.............. 6 2.2 Die Cosinusreihe.......................................... 8 2.3 Die Exponentialreihe...................................... 8 2.4 Identifikation im Komplexen...............................8 3 Harmonische Schwingungen.................................10 3.1 Zeigerdarstellung harmonischer Schwingungen............. 10 3.2 Komplexe Darstellung einer harmonischenSchwingung....... 11 3.2.1 Differentiation und Integration der komplexen Schwingungsfunktion........................... 12 3.2.2 Geschwindigkeit und Beschleunigung der Schwingung im Komplexen................................. 14 3.3 Reelle Schwingungsfur.ktionen in konjugiert komplexer Darstellung.................................... 15 3.4 18 Überlagerung harmonischer Schwingungen....... 3.4.1 Überlagerung harmonischer Schwingungen gleicher Frequenz........................................ 18 3.4.2 Überlagerung harmonischer Schwingungen verschiedener Frequenz...................................21 3.4.3 Schwebungen....................... 22 4 Periodische Schwingungen.............. ........26 4.1 Fourieranalyse periodischer Schwingungen................ 27 4.1.1 Beweis der Orthogonalitätsrelationen.................... 31 4.2 Sätze zur Fourieranalyse.......... 32 4.3 Anwendung der Fourieranalyse................. 33 4.3.1 Fourieranalyse des Rechteckimpulses..................... 33 4.3.2 Fourieranalyse der Sägezahnschwingung................... 35 4.3.3 Fourieranalyse der Dreieckschwingung.................... 37 Literaturverzeichnis.................................... Erklärung....................................................... 40 3 Vorwort Auf Schwingungen trifft man nahezu in allen Teildisziplinen der Physik: vor allem in Mechanik, Akustik, Optik, Elektrizitäts­ lehre und Atomphysik. Diese Vielfalt des Phänomens der Schwing­ ung motiviert zum Entwurf eines allgemeingültigen und abstrakten Schwingungsmodells. Hierzu stellt die Mathematik mit den komple­ xen Zahlen ein hilfreiches Werkzeug zur Verfügung, Vergleich besonders zum reellen Zahlenbereich welches im im Hinblick auf Rechenaufwand und Aussagekraft entscheidende Vorteile bietet. Das mathematische Instrumentarium für Schwingungsbetrachtungen reicht jedoch weit über das Gebiet der komplexen Zahlen hinaus, denn neben Grundwissen in Geometrie, ist vor allem Trigonometrie und Analysis (bei der Herleitung der Eulerschen Formel und den Fourierreihen) die Kenntnis von unendlichen Reihen erforderlich. Um unmittelbar auf dem Wissen der Kollegstufe aufzubauen, wird in der Facharbeit nach einer kurzen Wiederholung der als bekannt vorausgesetzten Grundlagen die Eulersche Formel, eine fundamen­ tale Beziehung für die nachfolgenden Untersuchungen, tet. Für die Herleitung im zweiten Kapitel ist hergelei­ zunächst ein kleiner Exkurs über die Taylorsche Reihenentwicklung notwendig. Kapitel drei befaßt sich überwiegend mit der Darstellung harmo­ nischer Schwingungen und mit verschiedenen Arten der Überlager­ ung. Die theoretische Herleitung sowie die Anwendung der komple­ xen und reellen Fourieranalyse wird im Abschnitt vier behandelt, an dessen Ende die Fourierreihen einfacher periodischer Schwingungen berechnet werden. Beim Entwurf der Facharbeit galt mein Anliegen zwei sich gegen­ überstehenden jeden Forderungen: Kollegiaten werden, also das wenig unbegründet sich die des LK Thema Einerseits Mathematik ausführlich im Raum stehen Untersuchungen nicht an sollte die verständlich darstellen lassen. Arbeit geschrieben und möglichst Andererseits unwesentlichen für sollten Einzelheiten aufhalten, durch die man den Gesamtüberblick und das eigentliche Thema aus dem Auge verliert. Ich hoffe, in meiner Arbeit das richtige Verhältnis zwischen beiden Gesichtspunkten gefunden zu haben. Thomas Ziegler - 4 - 1 Gr u n d l a g e n KomplexeZahlen lassen sich formal alsLinearkombinationen reeller Zahlen x und y auffassen: z = x + iy ; (1 .1 ) x,y e R Die imaginäre Einheit i ist durch i2 = -1 (1 .2 ) definiert. Auf der Gaußschen Zahlenebene (Abb.l) werden komplexe Zahlen als Punkte mit den Koordinaten x und y dargestellt, wobei x *Re(z)der Realteil und y = Im(z)der Imaginärteil der komplexen Zahl ist. Spiegelt man z an der reellen Achse, so erhält man die zu z kon­ jugiert komplexe Zahl * z * = x - iy A , (1.3) A für die gilt: Reiz ) = Re(z) und Im(z ) = -Im(z). Aus den Gleichungen (1.1) mit (1.3) folgen außerdem die Rechen­ gesetze: ζ·ζ* = x 2 + y 2 z + z z - z =2 Re(z) = 2i Im(z) (1.4) (1.5) (1 .6 ) Komplexe Zahlen lassen sich auch in der Polarform 1 z = lzl*(cos<p + isinv>) * z (1.7) = Iz I· (cos (-<p) + isin(-^>)) darstellen, wo die Beziehungen Izl x = Re(z) = lz!*cos<p (1.8) y = Im(z) = lzl*sin<p (1.9) = ·/ X 2 + y2 = ■/ ζ·ζ * tan φ - -ϊ— X (1.10) (1.11) gelten (vgl.Abb.l). 1Häufig verwendet man hier die Abkürzung Ε(φ) = cos?) + isinp - 5 - Anhand der Additionstheoreme lassen sich noch folgende wichtige Eigenschaften der trigonometrischen Summe cos<p + isin<p herlei­ ten: (cos<®1 + isin<pX ) · (cos# it +isin<p ) - cos (φ1 + φ 2 ) + isin(<p x + i φ ) à cosî >1+ isin<i(>1 cos [φ^ — ψ 2) + isin(v>1- <P2 ) cos?>2+ isin?>2 (cosφ + isinv>) n = cos(n<p) + isin(n«p) 2 "Moivre" D ie E u l e r s c h e F o r m e l Die drei letzten Gleichungen erinnern stark an die Rechenregeln für Potenzen. Diese Beobachtung läßt vermuten, cos<p + isin«p um eine mit den daß es sich bei Exponentialfunktionen zumindest verwandte Funktion handelt. Um die zwei Funktionsklassen -trigo­ nometrische Funktionen und Exponentialfunktionen- miteinander in Beziehung bringen zu können, ist es folglich notwendig, beide in eine deln. dritte Funktionenklasse, die Dies geschieht mit Hilfe des Verfahrens der Taylor-Entwicklung. Polynomfunktionen, umzuwan­ im folgenden beschriebenen - Die Sinusreihe Zunächst betrachtet 6 - 2.1 man eine ganzrationale Funktion n-ten Grades : p (x) = a n x n + a n - i„x n 1 + · ■· + a„x3 + a„x2 + a i x + an *n 3 2 0 und ihre Ableitungen: p η ' (x) = na xn n-i + (n-l)an - 1.x n~2 + ··· + 3 a„x2 +2 2 a„x1 + a, 3 p η ' ' (x) =* (n-l)na n x n-2 + (n-2)(n-l)a n -1,xn-3 + ··· + 6a.x + 2a_2 3 p π '''(x) = (n-2)(n-l)na π x n-3 + ··· + 6a,3 • · · • * * • · · • · · p <k5(x) = ... + k(k-l)(k-2).......2 ‘1 ‘a, = ■·· + k!*a, n p • • · · · · • • · · · · ( n) i t (x) η Die k k i « η!·β n Koeffizienten des p η (x) an der Stelle Polynoms x0 = 0 sind nun so zu bestimmen, daß sowohl in Funktionswert, als auch in allen Ableitungen mit f(x) = sin(x) übereinstimmt: f{x„) Ο = sin(O) = 0 = p η(0) = 0 ! Ο · 4 an= O 0 f ’{x.) Ο = cos(0) = 1 = pη '(0) = l!*a„ 1 >♦ a1 = 1 f ·' (xn ) Ο --sin (0) = 0 = pn '' (0) = 2! *♦ a2 = 0 f '' ' (xU ) = -cos (0 ) = - 1 = p Π ''' (0 ) f " 11 (xn ) 0 = sin( 0 ) = • • 0 = p ''' ' (0 ) n · · • · · · • 2 = 3 !·a 3 a 3 = - -i-7 3 z = 4 i*a,4 =4 a « 4 0 · · · Das gesuchte Polynom n-ten Grades lautet somit: / \ « , - , Λ 2 1 3, Λ 4 1 5. Λ 6 1 7, P n (x) = 0 + 1·χ + 0·χ - —“ ·χ + 0 ·χ + -g-j-*x + 0·χ - -γτ'Χ + + 0 + -i— ·χη η ! + für η = 4 m für η = 4 m + 1 ··.■. œ € IN + 0 - -i--*xn n ! für η = 4m + 2 für n = 4m + 3 - 7 - Mit dieser Gleichung läßt sich sogar für jedes beliebige x der Wert von sinx mit jeder gewünschten Genauigkeit berechnen, denn wie aus Abb.2 hervorgeht, schmiegen sich die Graphen der Poly­ nome offensichtlich mit steigendem Grad immer enger abwechselnd von oben und von unten an den Graphen sinx an ; sie konvergieren gegen G f < x ).« t l n x Der Graph Polynome G., „ , f C x > « si n x p n und Bei beliebigem pnx liegt also zwischen den Graphen der zwei 3 2 giltfürdie maximale Abweichung d vom tatQl sächlichen Wert.sin(x ) : d s lpn (xm ) - pn Da der Grenzwert n 2 (x ) I = -i— · Ix Inm m π ! lim _ -> CD · Ixm |n = 0 n! , n > 2 und ungerade. existiert, d.h. die Ab- weichung bei einem über alle Grenzen wachsenden Polynomgrad ver- 2 Den Beweis hierfür liefert auch die wiederholte Integration der für alle t * 2nn ; n e 2 schen den Grenzen gültigen Ungleichung 0 und x > 0. (vgl. Keil,Kratz,Müller,Wörle: Analysis 2 , S.350) cost < 1 zwi­ - schwindet, gilt für alle 8 - x e R die unendliche Reihe: 1 i s m x = x - —— x + - y x5 - -yy x7 .+ ··· = /o 1 \ (2.1) CO Σ ( - 1) _ v 2q+i · — (2q + 1)I q* 0 2.2 --------- D ie c o s i n u s r e i h e Die Taylor-Entwicklung auf cosx angewandt ergibt analog: 1 COSX « 1 - — y . 2^ 4 1 f 6^ X + **‘ = /λ (2 .2 ) . ^ q-o 2.3 i X + -yy X - - y (2q)I D ie E x p o n e n t i a l r e i h e Im Unterricht wurde nach dem gleichen Verfahren bereits die Ex­ ponent ial re inenentwicklung für ex an der Stelle xQ= 0 durchge­ führt. Es läßt sich auch hier wie bei der Sinusreihe zeigen, daß die Aussage CD ex= 1 + x + -γρ x 2+ ··· = -xq (2.3) q-0 für alle 2.4 x e r Gültigkeit hat. I d e n t i f i k a t i o n im K o m p l e x e n Setzt man x * 1 + iφ β (1 ' i<p in (2.3), so wird —2!— φ 2- i—3 — φ3 + —4 !— ! i—— 5 ! — — -— β>2 + — -— φ* + · · ·) + i {φ — — -— 2! = οοεφ + isin<p 4! 3 ! ■*· = φ3 + — -— φ5 + · ■ ■) = Β ! Es ergibt sich folgende nach Euler benannte Gleichung: εχφ- οοεφ + i sin? (2.4) Die Eulersche Formel stellt -wie sich in den nächsten Kapiteln zeigen wird- vor allem im Hinblick auf die mathematische Behand­ lung harmonischer Schwingungen ein elementares Hilfsmittel dar; einerseits deshalb, weil für die Funktion e x<i>die gleichen Rechenregeln gelten wie für die Exponentialfunktion im Reellen, insbesondere aber aus dem Grund, daß mit dieser Formel kompli­ zierte Additionstheoreme umgangen werden können. Für eine beliebige komplexe Zahl folgt daraus: z = Iz I·e ^ z* = , { 2 - 5) Iz , I·e-i* ■k Addition bzw.Subtraktion von z und z ergibt mit (1.5) und (1.8) bzw.(1 .6 ) und (1.9) z + z* = Iz I» ( e ^ + e χφ ) = 2 Re(z) = 2x = 2lzlcos? οοεφ - -4— z - z e χφ ) - * Iz I* ( -► ( ε χφ+ e x</> ) sin? - - y (2 .6 ) 2 i Im(z) = 2 iy = 2 lzlisin? { extp- e~x<p ) (2.7) Aus (1.10) folgt: le^l = ■/ · e ' = ■/ e° = 1; die komplei# xen Zahlen e liegen demnach auf dem Einheitskreis in der Gauß­ schen Zahlenebene. Für spätere Berechnungen seien schließlich noch die Beziehungen e n T n ... n = cos — + i s m — = i (2 .8 ) TT e genannt. 2 = cos(- j ) + isin{- j ) = -i = y - 3 10 - Ha r m o n i s c h e Sc h w i n g u n g e n "Wenn man eine gleichförmige Kreisbewegung 'von der Seite be­ trachtet projiziert, der ’, d.h. sie auf eine Gerade Kreisbahnebene liegt, so (...) erhält man eine die in harmonische 3 Schwingung." Dieser der Physik entnommenen Definition einer harmonischen Schwingung entspricht die mathematische Betrachtung eines Vek­ tors ( oder Zeigers ) vom Betrag S , der mit konstanter Winkel­ geschwindigkeit rotiert. beiden Die ω um den Projektion Koordinatenachsen Ursprung der Spitze führt eines des Koordinatensystems Vektors dann eine auf eine Sinusschwingung der aus. Für die Winkelgeschwindigkeit oder auch Kreisfrequenz gilt: Δφ -' ω = ----- =---- — At T = 2vr· f = const. , (3.1) wenn man T als Perioden- oder Schwingungsdauer und deren Rezi­ prokwert als Frequenz f definiert. Nach hängige Winkel des den Vektors (3.1) kann der zeitab­ ( im mathematisch positiven Sinn ) rotieren­ gegen die x-Achse durch die Proportionalitätskon­ stante o ausgedrückt werden: φ = cot . Setzt man außerdem voraus, daß der Zeiger zur Zeit t = 0 den Nullphasenwinkel ε ( auch Phasenverschiebung genannt ) gegen die x-Achse einnehmen soll, so folgt φ = «t + ε . (3.2) φ wird in diesem Zusammenhang auch Phase genannt. 3.1 Ze î g e r d a r s t e l l u n g h a r m o n i s c h e r S c h w i n g u n g e n Gemäß Abb. 3 wird die Projektion der Zeigerdrehung auf die y- Achse durch die Gleichung y(t) - S*sin<p = S*sin(wt + ε ) (3.3) beschrieben. 3Zitat aus: Gerthsen,Kneser,Vogel : Physik; Berlin 1977, S.14 - 11 Dermaximale Betrag von y(t) T fwelcher mit der Zeigerlänge S identisch ist, heißt Amplitude. Geschwindigkeit und Beschleuni­ gung der projizierten Bewegung errechnet sich folgendermaßen: 3.S Läßt S&>cos(o>t + ε ) v(t) = y'(t) = (3.4) a(t) = y' '(t) = -Sw2sin(&)t + ε) (3.5) K o m p l e x e D a r s t e l l u n g einer h a r m o n i s c h e n S c h w i n g u n g man einen komplexen Vektor4 r mit konstanter Winkelge­ schwindigkeit <■> um den Ursprung der Gaußschen Zahlenebene ro­ tieren, und projiziert seine Spitze auf die beiden Koordinaten­ achsen, so entstehen eine Sinusschwingung und zwei bei Systeme harmonischer Schwingungen: der Projektion auf die Imaginärachse die dazugehörige Cosinusschwingung bei derProjektion auf die reelle Achse (vgl.Abb.4). 4Um Mißverständnisse auszuschließen, werden im folgenden kom­ plexe Großen durch Unterstreichung gekennzeichnet, wie es auch in der weiterführenden Literatur üblich ist. - 12 - Die komplexe Zahl r setzt sich aus ihren zeitabhängigen Kompo­ nenten zusammen: Re ( r (t) ) = lrl*cos?> Im( r(t)) = lrl*sin<p Somit kann man Sinus- und (3.6) Cosinusschwingung des rotierenden Zeigers durch Linearkombination seiner zeitabhängigen Komponen­ ten zu den komplexen Funktionen nach der Zeit r(t) = Re(r(t)) + i*Im{ r(t)) zusammenfassen; = lrl*(cos<p + isin^o) (3.7) nach (2.4) läßt sich mithin schreiben: r (t) = Irl·ei<p - lrl-ei(wt + c ) (3.8) Ebenso gebräuchlich ist die äquivalente Form I r(t) = IIrl· e 'der komplexen Schwingungsfunktion; · ei w das t zi oi (3.9) Produkt Irl*e1£ heißt komplexe Amplitude der Schwingung. Der Vorteil dieser komplexen Schreibweise beruht einerseits darauf, daß mit der Funktion r(t) im Gegensatz zur reellen Funk­ tion y (t) aus Abschnitt 3.1 die Kreisbahn eines Puinktes r in der Ebene beschrieben (v.a.in der wird; andererseits Schwingungsphysik) werden viele dadurch vereinfacht, Rechnungen indem man sie nicht mit Sinus- und Cosinusfunktionen, sondern mit der kom­ plexen Schwingungsfunktion durchführt; erst am Ende solcher Be­ rechnungen bestimmt man Real- und Imaginärteil, da diese allein physikalische Bedeutung haben. 3.2.1 D iff e r e n t ia tio n u nd I n t e g r a t io n der ko m plexen S c h w in g u n g s fu n k tio n Die Ableitungsregeln reeller Funktionen lassen sich auch auf die komplexe Funktion z(t) = x(t) + iy(t) mit den zeitabhängigen Parametern x(t) und y(t) übertragen. insbesondere (f+g) ' (x) = f'(x)+g'(x) und (c«f) ' (x) = c*f'{x) - 13 - Folglich wird eine komplexe Funktion differenziert, indem man Real- und Imaginärteil nach der Veränderlichen ableitet: z'{t) * x ' (t) + iy’(t) . Damit lautet die Ableitung der komplexen Schwingungsfunktion nach der Zeit: r '(t) * Irlcos'? + ilrlsin'? = * I r I (c o s ' i w t + » Ir I (- ü s i n ( « t + c) * Ir I (i 2w s i n ( w t « i&>· Ir I ( c o s ( w t + ε) Zu selbigem Ergebnis ε) + i s i n ' (ωί + ε) ) * + ia>cos(Qt + ε) ) * + ε) + i&>cos(Qt + ε) )= + isin(o>t + ε) ) kommt man auch einfacher, indem man die Exponentialform heranzieht: E(t) - lE l-.i(ot + *> ■* r'(t) = iulrl-e1 *"1 + c) (3.10) Der Faktor i läßt sich mit der Beziehung (2.8) in den Exponenten aufnehmen und Funktion um erhöht ^ 2 den Nullphasenwinkel der ursprünglichen : r '(t) = QlrI-e i(<at + ε + ^ ) 2 Die Integration komplexer Funktionen verläuft analog: man inte­ griert Real- und Imaginärteil. /z(t)dt * /x(t)dt + i/y(t)dt Daraus folgt: /r(t)dt « /lrlcos(wt + ε)dt + i/lrlsin(«t + e ) d t = _ [r j. sin(ot + ε) t i |r j. -cos(ot + c) 1 * *lrl( cos(«t + ε) + isin(&>t + ε) ) _ - 14 - Auch hier wird der Vorteil der exponentiellen Schreibweise deutlich: /r (t)dt * / lrl*el{ot + e)dt = -i_. |r I-e1 {(at + c) i G) Wie bei der Ableitung läßt sich nach (2.8) der Faktor (3.11) in den Exponenten aufnehmen: i(ot + c - ^ ) /r (t)dt = — Ct)· Ir I·e TC Der ursprüngliche Nullphasenwinkel verringert sich um — . Die Ergebnisse dieses Abschnittes können auf folgende kurze Formel gebracht werden: Satz 1 : D i f f e r e n t i a t i o n der komplexen Schwingungs funktion bedeutet M u l t i p l i k a t i o n mit ίω, I n t e g ra t i o n D i v i s i o n durch io . 3.2.2 Geschwindigkeit u n d Beschleunigung d e r Schwingung im Komplexen Leitet man den Ortsvektor des Punktes r nach der Zeit ab, dann erhält man den komplexen Geschwindigkeitsvektor i(ot + e + ^ ) y(t) = r'(t) = oIr I·e (3.12) mit Re{ v(t)) «= olrlcos(ot + ε + j ) Im{ y(t)) = olrlsin(ot + ε + ^ ) und für den Beschleunigungsvektor y a(t) = r ’ ' (t) = -o 2 lrl*el{a>t + e) mit R e { a(t)) = -o 2 lrlcos(ot + c) Im( a(t)) = -o 2 IrIsin(ot + c) (3.13) - 15 - Geschwindigkeits- und Beschleunigungsvektor rotieren demnach auch mit der gleichen Kreisfreqenz ω und projizieren ebenfalls harmonische Schwingungsbewegungen, allerdings mit den Amplituden eolrI bzw. -ω2 Irl . Es ist unschwer zu erkennen, daß im Rückblick Funktion y{t) aus Kapitel 3.1 mit Im( r(t)) = y(t) Anders S = Irl auf die reelle resultiert: , Im( v(t)) = y'(t) und Im( a(t)} = y''(t) . augedrückt: Die Imaginärteile der Gleichungen (3.8) , (3.12) und (3.13) ergeben die Gleichungen (3.3),(3.4) und (3.5). 3.3 R e e l l e S c h w i n g u n g s f u n k t i o n e n in k o n j u g i e r t k o m p l e x e r Darstellung In Abb.5 sind zwei konjugiert komplexe umlaufende Zeiger veran­ schaulicht. Da sie zueinander konjugiert sind, rotieren sie mit entgegengesetzt gleicher Winkelgeschwindigkeit. Abb. 5 Für den Summenvektor erhält man nach (2.6) z + z** lzl*{ e x<p+ e**i?> ) * 2lzlcosv> Die Summe der beiden umlaufenden Zeiger ändert sich also für konstante Umlaufgeschwindigkeit gemäß der Cosinusfunktion. Entsprechend verläuft die Differenz der beiden konjugiert kom­ plexen Zeiger zeitlich sinusförmig: Ά ~ Ά - lzl*( e ^ - e ) = 2ilzlsin<p - 16 - Umgekehrt kann man nach (2.6) jede reelle Cosinusschwingung durch Paare zueinander konjugiert komplexer Schwingungsfunktio­ nen darstellen: C*cos (üt + c> = £ e1 “ * + £) + s. 2 + c) 2 Definiert man die zeitunabhängige komplexe Zahl C ie ç := — e so Λ läßt sich umformen: C·cos (cot + ε) = c ,e2'il>*' + c *e wobei C = 2 Ici , Im(c) tane = ------Re (ç) und (3.14) (3.15) Analog gilt für die Sinusschwingung: S· sin (cot + ε) = S· cos (cot + ε - ~ ) = « . / . tt , . . . 7r . s x(cot + ε - - ) —i (wt + ε — — ) = — e + — e 2 2 • Entsprechend wird hier mit S = 2lsl n / S xU s := — e V " 7 * gesetzt und es folgt: S*sin(cot + ε) = s ,eXW*' + s**e (3.16) Im(s) t a ^ = - -------Re (s) (3.17) und Die komplexe Darstellung reeller Schwingungsfunktionen erweist sich insbesondere dann als zweckmäßig, wenn diese innerhalb einer Rechnung multipliziert werden müssen. folgt aus Re(c) --------- = Im(c) Ici'cose Icl'sinc 1 = tanc ; (3.17) analog Dazu ein Beispiel aus der Praxis: In einer elektrischen Schaltung Verbraucher die Wechselspannung herrscht ist der Quelle und U(t) = ■/ 2 ‘Uocos (wt + δ) ;zum Verbraucher fließt der Wechselstrom Gesucht zwischen Augenblickswert I(t) = ■/ 2 · IQcos(ot + ψ ) . der vom Verbraucher aufge­ nommenen Leistung P(t) . Lösung: Es gilt: P(t) * U(t)*I(t) Hit (3.14) läßt sich umformen: U(t) = U*eiwt + ü**e“iwt , wobei U = i- · / ~ 2 -U ei5 ““ I(t) = I ·e1<*>t + I* •e-1Wt « , V wobei I = j / ~2"·Ι0β1ί5 Damit ist die Homentanleistung P{t) = ( U*I*el2ù5t + U*.I*-e"2&>t ) + ( U-I* + U*-I ) Beziehung (3.15) ermöglicht Rückführung in die reelle Schreib­ weise : P(t) = = UQ Iocos( 2ot + δ + ψ ) + U0 IQcos( δ - φ ) = " Wechselleistung + Wirkleistung " 18 - 3.4 - ÜBERLAGERUNG HARMONISCHER SCHWINGUNGEN Entsprechend zum reellen Zahlenbereich, wo Schwingungen überla­ gert werden, indem man Schwingungsüberlagerung sie addiert, geht im Superposition , auch Komplexen genannt, aus die der Vektoraddition der komplexen Zeiger hervor. 3.4.1 ÜBERLAGERUNG HARMONISCHER SCHWINGUNGEN GLEICHER FREQUENZ In der Gaußschen Zahlenebene rotieren zwei komplexe Zeiger r und r2 mit gleicher Frequenz (Abb.7). Zu jedem schließen die beiden Zeiger einen starren Winkel Zeitpunkt ein, welcher der Differenz ihrer Nullphasenwinkel gleich ist. / \ _ s A ("t + r (t) = A ±e i) v. Die Vektoraddition von r iE,' * , <»> - A , . 1<·*♦*.> ; A,,“ Ιε, i r = A ; A = Ir und r (t) + ergibt den Zeiger r . Da ^ I und r 2 gleichfrequent rotieren, dreht sich auch das von ihnen aufge­ spannte Parallelogramm mit derselben Winkelgeschwindigkeit und ändert seine Gestalt nicht. Daraus kann man folgern, daß r 1 , r 2 und der aus der Schwingungsüberlagerung resultierende Zeiger r gleiche Winkelgeschwindigkeit und somit auch gleiche Frequenz haben. Dies läßt sich auch rechnerisch nachweisen: χε r (t) = r,(t) + r,(t) = ( A *e X 2 r (t) * k - e ± C - e ±0t I ίε 1 + A *e 2 . . 2 )· βιω (3.18) r ist also betragsmäßig gleich der Summe der komplexen Amplitu­ den von keit ω . ri und r2 und rotiert mit gleicher Winkelgeschwindig­ - 19 - Damit wird folgender Satz evident: Satz 2 : Die Überlagerung zweier harmonischer Schwingungen beliebiger Frequenz Amplituden ergibt und Phasen aber gleicher stets wieder eine harmonische Schwingung derselben Frequenz. Amplitude A und Nullphasenwinkel c der entstandenen Schwingung erhält man durch Betrachtung der Zeiger zum Zeitpunkt t = 0 —r 1 (0) = A 1 e r2 (°) = A 2e r Nach dem Cosinussatz gilt: ( 0) : ίει i£2 = A A 2= A 2+ A 2- 2A1A 2c o s (tt - U 3- Damit beträgt die gesuchte Amplitude: A = / a 2+ A 2+ 2A A 1 2 1 2 cos (c - ε ) 2 1 (3.19) Aus Abb.8 geht außerdem die Beziehung für den Nullphasenwinkel der Überlagerungsschwingung hervor: A.sins, + A,sine, 1 1 2 2 tan ε = ---------------------A, COSE, 1 1 + A C O S E„ 2 2 (3.20) - 20 - Beispiel: Gesucht ist die Summenschwingung P*cos(t + rp) der beiden reellen Funktionen f{t) = 3*sin(t + ^ ) 6 und g(t) « 5*cos(t + ) . 4 Lösung: f(t) * 3*sin(t + ~r ) o 3*cos( - ~ 2 ~ t - 6 = 3*cos(t - ) 3 ) g(t) = 5'cos(t + ^ ) 4 •IX. n \ l(t - ) f{t) ■R e ( f(t)) mit f(t) = 3*e •ix. - -n )\ i(t g(t) =R e ( g(t)) mit .· f.(t) + g(t) = ( 3*e .P = tan / n g(t) = 5*e \ 3 · + 5*e ■/ 32+ 52+ 30*cos(-^— ψ 3*sin(- ~ ) + 5*sin( ~ ) * ----------------3*cos(- — ) + 5*cos( 4— ) 3 1 2 % n 4 n) zwei Spezialfälle der it 5,1 ; -- * Die gesuchte Summenschwingung lautet: Folgende )*e 0,186*4 >y% -Ï- ; 5,l*cos(t + — — ) . 1B Überlagerung sind schließlich noch erwahnenswèrt: - Die beiden Zeiger haben gleiche Nullphasenwinkel: ε * ε -» A = A + A, a c = ε —c 1 2 1 2 1 2 ( größtmögliche Amplitude bei variablen Nullphasenwinkeln ) - Die beiden Zeiger haben entgegengesetzte Richtungen: e ±~ C2 ~ z ' n ' z £ Z , z * 0 { und ungerade e ,wenn A >A ε2 I wenn A t < A2 ( minimale Amplitude bei festen A und A X phasenwinkein ) *♦ mit variablen Null2 - 21 - 3.4.2 Ü b e r l a g e r u n g h a r m o n i s c h e r Sc h w i n g u n g e n v e r s c h i e d e n e r Fr e q u e n z Die Überlagerung verschiedenfrequenter Schwingungen bedeutet in der komplexen Zahlenebene Vektoraddition unterschiedlich schnell rotierender Zeiger. In vektoriell addiert, Abb. 9 werden die Zeiger r^ indem man den Anfangspunkt von r r_2 und auf die 2 Spitze von rt legt. Der Summenvektor r verbindet Anfangspunkt des ersten Vektors mit •dem Endpunkt rotieren des jetzt zweiten aber mit Vektors. Die verschiedener beiden Teilvektoren Winkelgeschwindigkeit; infolge dessen verändert sich auch die Gestalt des Vektordrei­ ecks ständig. Die Länge des Summenvektors r ist folglich eine Funktion der Zeit. Bei der rechnerischen Behandlung des Problems setzt man der Ein­ fachheit halber ε i= ε ^= 0 und bringt die Vektorsumme auf eine der Gleichung (3.18) entsprechende Form: i<u t i<*> t r(t) ■ A te + A 2e ω — ω — ; (3.21) ω + ω 1 i + ω — ω i)t r(t) = A e - ω - ω_ I A te ω + ω i + _ i-— -) t 2 */ « i-— + A.e i ^ 1 (---r(t) i( 2» ω - ω * , )t . 1 1 (-------+ A 2e ω + ω i-E(t) ±~J~2—2 r (t) - A (t ) · e 1 C{Z}. e ; 2. ω + ω , 1 2» , )t-, l(--- ---- )t * e ' ω + ω i(— "h — - t « Ait)-e 2 + e(t)) - 22 - Damit folgt für die zeitabhängigen Parameter des Summenvektors: A(t) = / A* + A 2+ 2A 1 A 2cos ({g>^— g>2 ) *t) g> A sin(— î A < cos (— tan( e(t)) = a *► tan( ( 2. 22) — G) ω — g) ---- t) — t) + A s i n (- — ---------- 1-------------------— t) + A 2 cos (- — 2 t) 2 A - A ε (t)) = ----- V — ·tan(— G) — G) ---- t) (3.23) A2 Auch wenn diese Darstellung komplizierter ist als die Ausgangs­ gleichung, so läßt sich dennoch mit ihrer Hilfe eine technisch besonders interessante Klasse von überlagerten Schwingungen, die Schwebungen, anschaulich deuten. 3.4.3 Sc h w e b u n g e n Schwebungen Schwingungen, entstehen deren durch Überlagerung zweier benachbart, Kreisfrequenzen harmonischer d.h. betrags­ mäßig nahezu gleich, sind. Nach (3.21) ist der Summenvektor G) + G) r(t) = A(t)*e i(— h — Sind g> und o ( mit g> > g> ) 1 2 1 2 sehen ihnen die Beziehung ω - g) « 1 2 Die Parameter A(t) der Kreisfrequenzen ~ t + £(t)) benachbart, dann besteht zwi- G) + ω 1 2 und e(t) , deren Beträge hervorgehen (s.(3.22) sich also nur langsam gegenüber dem Winkel aus der Differenz u.(3.23)) , ändern ω 1+ --- g)2 t im Argu­ - 23 - Anschaulich entstehen Schwebungen also aus einem Zeiger r (t) , ω + ω der annähernd mit der Kreisfrequenz ------- rotiert und dessen Länge sich erst über mehrere Umläufe hinweg merklich verändert. Die Projektion derartiger Zeiger ergibt demzufolge Schwingungen mit langsam an- und abschwellender Amplitude wird durch Gleichung (3.22) beschrieben (s.Abb.10) und liegt ; diese gemäß dem Wertebereich der Cosinusfunktion im Intervall IA1- A 2 I * A(t) s Aa+ A 2 denn A (t) «■ max A m i,η(t) = Diesbestätigen 1 A2 + A. für ΙΑ1 -2 A, Ifür , (ω 1- ω )*t = ζ·2π 2 (ω 1- < a ) ·t = ζ·2« + 2 auch die Spezialfälle aus Kapitel Gleichung (3.22) (3.24) stellt somit die Hüllkurve der Z _ e -, Z η 3.4.1 Summen- . Die oder Hauptschwingung dar. maximal wird, vergeht zwischen zwei aufeinanderfolgenden Maxima der Hüllkurve die Schwebungsdauer Ts= -Τ Γ ^ Ι Γ 1 ■* Die Differenz (3·25> 2 f_s 1 ω — ω -φ- - — --- — Ts 2n = f - f. 1 2 f2 ( mit ft> f2) gibt also -auf das Zeiger­ (3.26) diagramm angewandt-an, wie oft pro Zeiteinheit A(t) maximal ist, d.h. wieoft überholt. der schneller rotierende Zeiger den langsameren - 24 - I Schwebungen werden auch als modulierte Schwingungen bezeichnet. Ihre Kreisfrequenz, die sogenannte Trägerfrequenz, schwankt geω + ω i 2 --und ihre Amplitude ist ringfügig um den Mittelwert mit der Modulationsfrequenz Eine spezielle kommenen Gruppe Schwebungen; harmonischer unter sie Schwingungen gleichen Amplituden ω - α>2 den moduliert. Schwebungen entstehen mit die voll­ durch Überlagerung verschiedenen iA 1s= λ ) sind zweier Frequenzen aber und Nullphasenwinkeln. Setzt man wie in (3.21) an, dann ist iö t r(t) » A e ΐω t + A^ e ω — ω , r(t) = A±e .,ι 2 ; ω + ω 1(--- 3-----+- 2.. à----] t , , + A te ω — ω · 1 2 x. !-----t Γ r (t) * Α χ * 1 e -i- ω - ω 1 2. ω + ω 1(------3-----+--- ω — ω 1 . Ί ---2 t ] + e ·. i 1 i- ; ω + ω 1 2. ---t · e ω - ω i— r (t) * 2A1cos{ — —— - t ) · e 2. . 3-- ; ω + ω t (3.27) Die Hüllkurve der vollkommenen Schwebung ergibt wieder eine harω - ω 1 2 monxsche Schwingung 2A1cos( ----1) ,in deren Extrema sich die Amplituden deren addieren Nullstellen sich ( kon struktive die { d e s t r u k t iv e I n t e r f e r e n z ) . Amplituden Interferenz vollständig ) und in auslöschen - 25 - Beispiel: Aus zwei harmonischen Schwingungen soll durch Überlagerung eine Schwebung mit der Trägerfrequenz fT= 2,5 s~1 erzeugt werden; die Amplitude der Schwebung schwankt zwischen 1 und 3 und ist mit der Modulationsfrequenz fm= 0,5 s”1 moduliert. Um welche zwei harmonischen Schwingungen handelt es sich ? Lösung: fBl « 0,5 s_1 -4 ω n = 2n.f Bl= 3,1 s" 1 fT = 2,5 s 1 *4 ωT » 2π·f = 15,7 s 1 T 1 ) II) ωι" ω + ω ωτ= — ~ 3' 1 s_i -4 ω * 17,25 s = 15,7 s"1 _. _1 ; ω = 14,15 s . «■ I ) II) A 1+ 2 Α_= 3 IA 1- A2. I= 1 f J ** 1 . F a l l : A 1- 22 ; A - 1 für .A 1> 2A. 2 . Fall: A 1= 12 ; A = 2 für A 1 < 2A Die Schwebung kann also durch folgende zwei Überlagerungen er­ zeugt werden: 2*sin( 17/25 s~ 1 · t ) + sin{ 14,15 s” 1 · t ) s.Abb.12 oder sin( 17,25 s~1 · t ) + 2*sin( 14,15 s ί · t ) s.Abb.13 - 26 - 4- Periodische Schwingungen Schwingungsfunktionen, deren Verlauf Zeit T sich nach einer gewissen (exakt) wiederholt, heißen periodische Schwingungen. Für derartige periodische Schwingungen gilt folglich die Beziehung f(t) = f(t + T) , (4.1) welche besagt, daß die Schwingungsfunktion f zu zwei beliebigen Zeitpunkten, zwischen Wertannimmt. Wie auch denen die Zeit T vergeht, den gleichen bei den harmonischen Schwingungen spricht man hier frequenz vonder Periodendauer T und der Kreis2n ω *= — ψ - . Ihre Amplitude ist der halbe Abstand zwi­ schen maximalem und minimalem Funktionswert, also a Periodische 2 (fm a x - fm i,) . π Schwingungen haben Sägezahnschwingungen (Abb.14) beispielsweise , sie entstehen (4.2) die aber Gestalt von auch durch Überlagerung verschiedenfrequenter harmonischer Schwingungen un­ gleicher Amplituden (Abb.15) . f(t) - 27 - 4.1 Fourieranalyse periodischer Schwingungen Abb.15 zeigt, wie eine periodische Schwingung durch Überlager­ ung zweier Bapiste gegebener Fourier Sinusschwingungen stellte (neben Euler) erzeugt wird. umgekehrt die Jean Frage, welche Sinusschwingungen für die Erzeugung einer gegebenen peri­ odischen Schwingung überlagert werden müssen. Der nach ihm be­ nannte Satz besagt, daß sich jeder periodische Vorgang der Peri­ odendauer T nischen in eine -im allgemeinen unendliche- Summe von harmo­ Teilschwingungen zerlegen läßt, ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz deren Kreisfrequenzen 2 tc ω = — ψ- sind: f(t) = aQ+ alcosot + a2cos2o>t + a3cos3<at + ·■* + b, sinut + b„sin2ot + b,sin3cit + ■·· = 1 2 3 <4-3> 00 = a + ) ( a cosncot + b sinnot ) o Z_i n n ; n e [N η· 1 Der Summand mit der Kreisfrequenz ω heißt Grundschwingung , die übrigen mit ganzzahligen Vielfachen von ω werden ungen genannt. Das mathematische Problem, komplexen Zahlen ein hilfreiches F o u r ie r k o e ff iz ie n t e n , zu dessen Lösung die Instrument d.h. Oberschwing­ sind, darin, die und b Π , zu finden, durch welche f(t) erzeugt wird. besteht nun geeignete Amplituden aR Mit den Gleichungen (2.6) und (2.7) kann der allgemeine Summand von (4.3) in die komplexe Schreibweise übergeführt werden: a cosn<ot + b sinnot = π n i , inot . -inwt . . . i , inwt -ino>t , = a n · —2 ( e +e ) + b n · — 2—i ( e - e ) = - i- ( a - ib 2 η n )-einut + i. (a + ib 2 π n )-e-inut 28 - Definiert man anschließend die komplexe Zahl ç a o :*= ■< n wobei — ( a - ib ) ^ 2 η n a = 2*Re(c ) n — η und für n = 0 mit für n > 0 , b = ~2*Im(c ) n * c := 0 —o , so ergibt sich die komplexe Form des allgemeinen Summanden: a cosnot + b sinnot = η n c — η einwt + c e inwt , n n z 0 Es handelt sich also wieder um ein Paar zueinander konjugiert komplexer Schwingungsfunktionen. Folglich kann man anstatt (4.3) auch 00 £(t> = Y ( Ç n eirwt + ç* e'1""1 ) (4.4) n« 0 schreiben . Die Unbekannten sind jetzt die komplexen Zahlen und heißen komplexe F o u r i e r k o e f f i z i e n t e n . Um diese zu bestimmen, greift man auf eine wichtige Beziehung, die sogenannten Or th ogo na litätsrelationen, • , a. . Γ Ο f einot · e -îinwt at .. = _ p [T fur m * η für m « n iw m,n e I N zurück, wobei m und n natürliche Zahlen sind. Y An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, daß es sich hier um eine reellwertige Summe handelt, da auf die reellwerti­ gen Sinus- und Cosinusglieder nur die in Kapitel 3.3 beschrie­ bene Umformung angewandt wurde ! - 29 - Multipliziert man nämlich (4.4) mit schließend über das Intervall e ^Inc*>t [ 0 ; T ] und integriert an­ nach t , also 00 i ( t / * e - im o t = V> = f / ■ (/ c„ e i n o t e -imcat +. c *e - i n o t e -im<at .) -n -n n- 0 und T T } f i t ) · . - 1™ * d t - 00 I 0 [ £ ( £jie i n " V im" t + ,j et n* 0 0 s o e r h ä l t man nach Umformung: T 00 J f ( t t e '^ d t 0 T “Σ T [ £„ J ein" V i,n“ tat + ^ η·0 O j . - in“ V im“ tat 1 0 Da nach den Orthogonalitätsrelationen alle Integrale der rechten Seite dieser Gleichung für m * n gleich Null sind und nur der­ jenige Summand übrigbleibt, für den m = n gilt, verkürzt sich die unendliche Reihe zu T Γ £ ,x.V -imwt ,. _ I f (t )·e dt = ç n · T o Da ja m = n ist, sind die komplexen Fourierkoeffizienten mit der Gleichung T ç n= j f (t )-e o e i n d e u t i g bestimmbar. ~ x n o t dt ; n i 0 (4. 5) ■ 30 - Mit der Eulerschen Formel läßt sich das Integral (4.5) aufspal­ ten, also c = —T — Jf f (t) cos (-not) dt —n + i· —Ti — Unmittelbar aus der Definition von —c n f f (t) sin (-not) dt j leiten sich die reellen Fourierkoeffizienten ab: a n = 2 Re(c ) —n T ■ 4 a n= J f( t)*cosnwt dt o ; n > 0 (4.6) ; n >0 (4.7) analog b n = -2 Im(c ) —n T b n = —~1 fJ f(t)*sinno>t 0 dt T Dabei ist laut Definition das Glied aQ= c^® — J f(t)*e° dt , o T also aQ= -φ- J f(t) dt ; n « 0 (4.8) o offenbar identisch mit dem während einer Periode. arithmetischen Mittelwert von f(t) - 31 - 4.1.1 Beweis der Orthogonautätsrelationen Im Gegensatz zur reellen Schreibweise lassen gonalitätsrelationen im Komplexen schnell sich und die Ortho­ anschaulich be­ weisen: T m,n e M 4 Zu zeigen: wenn r Je innl- · e — imot· f 0 dt = [T fÜr m * n für m = n 1 .Fall: T + m * n T j e'*'inc,>t· e dt *=■ 0 T J e° dt = 0 J 1 dt = T ;q . e . d . 0 2.Fall: T « - « m * n T f je ^ .. =_ r · e -imwt dt 0 « Γ I o 1 i(n i(n-m)wt .. =_ e dt ei(n-m)«t 1T β JQ - m) o ------- 1---i(n - m) o 1 i(n - m)cj Γ ei(n“in)*27r - 1 1 ; j Da die Differenz n - m laut Voraussetzung wieder eine ganze Zahl ist, vereinfacht sich der Term zu -----i(n - ιη)ω f ßi(n-m)ωΤ _ χ Ί = * ( 1 - 1 ) » Ο ; q.e.d. - 32 - 4.2 S ä t z e z u r F o u r i e r an a l y s e Nicht nur die Funktion f(t), sondern auch sinnot und cosnwt so­ wie e ln0)t sind periodisch mit der Zeit T , denn sin(n&>(t + T) ) = sin{n — 2n (t + T) ) = sin(nwt + 2πη) =* sinnest cos(n«(t + T) ) = cos(n — (t + T)) = cos(n<^t + 2πη) = cosnwt und 2n - i n — e-in<a(t + T) = e -inwt · e · Φ T = e- m ö t Daraus folgt, daß auch die Integranden der Gleichungen (4.5) bis (4.8) T-periodisch sein müssen. Deshalb können auch die Inte­ grale über ein beliebig liegendes Zeitintervall der Länge T also von einem beliebigem Zeitpunkt tQ bis zu t + T , erstreckt werden, und sind demnach unabhängig von tQ . Besonders das Inte- T grationsintervall T . - — bis + — bringt häufig Rechenvorteile.  & Schließlich seien noch folgende Sätze zur Fourieranalyse symme­ trischer Funktionen erwähnt: Satz 3 : Ist f {t } eine gerade Funktion, d.h. wenn f{t) = f(-t) , dann ist b n= 0 für alle n e IN T /2 a = n T · f f (t) *cosno)t dt J für alle n e IN 0 T /2 «O- Γ -I fit) «it für n = 0 o Begründung: Wenn f(t) gerade muß die (d.h. achsensymmetrisch) Integrandenfunktion von Gleichung Produkt aus der geraden Funktion f(t) (4.7) ist, dann , die ja ein und der ungeraden Sinus­ funktion darstellt, ihrerseits ungerade sein. - 33 t Wählt man das Integrationsintervall [ ” 7 ' + 7 ] ' so hebt sich das Integral dieser ungeraden Funktion auf und sein Betrag ist für alle n e ΒΊ gleich Null. Indes f(t)cosnöt , also der Integrand von Gleichung ist das (4.6) Produkt , eine ge­ rade Funktion; daraus folgt; T /2 J 0 f(t)cosn&>t dt J = o -T / 2 +T/2 also j f(t)cosnot dt T/2 fitjcosnwt dt = 2·| -T/2 f(t)cosno>t dt ; n e 9Ί o Ferner gilt: Satz 4 : Ist f(t) ungerade,d.h. a = f(-t) = -f(t) 0 η ,so gilt: für alle n e IN für alle n e IN O T/2 b n= T tr J* f f{t)sinnwt dt 0 Die Begründung verläuft hier analog. 4.3 4.3.1 Anwendung der Fourieranalyse F o u r i e r a n a l y s e d e s Re c h t e c k i m p u l s e s Abb.16 stellt den Graphen eines T - Periodendauer 2n ( Rechteckimpulses dar, Einheit beispielsweise durch die Funktionsgleichung A für t e [ 0 ; + I ] f(t) - „ -A für alle t e R für t e £ - ; 0 J periodisch festgelegt ist. ms der die ) hat und - 34 - f ist ungerade; deshalb können nach Satz 4 alle a gleich Null Π gesetzt werden. Gemäß dieses Satzes errechnen sich die übrigen Fourierkoeffizienten: T/2 t T J t o ' (-cosn‘ 0 Das J t Γ - 1 L ηω /2 = Jo o = “ES?” = t · f sinnot dt = —■~ b = -■ · f A sinnot dt = n /2 * “f“ + 1 > “ -HF" '( - o os nn + 1 ) = , wenn n gerade 4A —— , wenn n ungerade bedeutet, es entfallen nicht nur alle Cosinusglieder, sondern auch sämtliche geradzahlige Sinusglieder; übrig bleibt die trigonometrische Reihe f(t) = b 1 sin«t3 + b s i n 3 w t + b5 sinöot + ··· = 4A ■ — — 4A sxnot + -2 n - sin3«t + — sin5ot + ·■· ; · ( sinot + 3— sin3a>t + — sin5&)t + · ■· ) 5 ; 1 f (t) = — n — 4Ä i Die ersten drei Fourierpolynome zu f haben folgende Gestalt: - 35 - Han erkennt aus Abb.17 deutlich, daß die Fourierpolynome mit steigendem Grad immer enger an G f anschmiegen; sich sie konver­ gieren gegen G f . 4.3.2 Fourier a n a l y s e d e r Sä g e z a h n s c h w i n g u n g Die Sägezahnschwingung (Abb.18) ist gegeben durch die Gleichung f(t) = k*t odendauer frequenz ; k e K T = 2n ω = 1 ; sie verläuft periodisch mit der Peri­ ( Einheit beispielsweise s ) und der Kreis-' ( Einheit beispielsweise s~1 ). Für die Bestimmung der reellen auch der Weg über werden, nach die da das Integral T + — Fourierkoeffizienten kann hier komplexe (4.5) C = 1 T k beschritten T im Integrationsintervall von - — 2 relativ einfach zu bestimmen ist +T /2 —n Fourieranalyse 8 . +7Ï . fk-t e - iTiat dt - J -T/2 Γ -int = Tï--Le L 8 allgemein gilt , -I— · f t e ~ int dt 2W t = J -71 1 λ Y n * ‘ =Ι5Γ- + —n r > JJ 7„T " /x e“ x dx = em x · ( — - — i— m 2 m ) ; m * 0 36 = —k 2π . η 1 . Λίηπ * , · Γ e -ίηπ · { — :— + --) - e ( — π: -in 2 m η = ■k 2τϊ , -inw +. e ΐηπ ) . = i.· -V-— k · —ft ξ— · ( e —m 2η *♦ 1 .) ' = +, --„2 η · Λ 2 cosnTT Γ Ο + i · .— ,wenn c= Ο + i · — cosnw = ί n k n n iN O + i * (— —n ) ,wenn ; η gerade n ungerade Offenbar besitzen sämtliche komplexe Fourierkoeffizienten von f keine Realteile. Daraus folgt für die reellen Fourierkoeffi­ zienten : a » 2*Re(c ) = 0 η ~n für alle Γ - — b n = -2*Im(c)=-{ Y — n , 2 k + —n n e INO ,wenn n gerade n e fl . ,wenn n ungerade Dieses Ergfîbnis bestätigt den Satz 4 , denn eine ungerade Funktion. f(t) = k*t Man erhält für die Fourierreihe von f : f(t) « 2k*sincJt - k'sin2<i>t + ^ k ’sin3cot - zr k*sin4c>>t + ■·· f(t) = 2k· { sint - zr sin2t + zr sin3t - 47 - sin4t + ··· ) 2 3 an G f zeigt : die Konvergenz ; À •5 Abb.19 ist der ersten drei ; Fourierpolynome - 37 - 4.3.3 Fourieranalyse der Dreieckschwingung Eine Dreieckschwingung sei gegeben durch f{t) Einfachheit halber wählt [ 0 ; 2tc [ , also T = 2n man für ihre « Periode (Einheit z.B. s) und Irr - tl das ; der Intervall ω = 1 ( s 1 ). ->· t Da f ( t ) einegerade Funktion ist, folgt aus Satz für alle n e IN+ für alle n e IN+ ; 3 für ihre Fourierkoeffizienten: b = 0 n T/2 a a i. . n T f |rr- tl*cosnwtdt J n * 0 o Auf die Betragszeichen kann verzichtet werden, da das Argument des Betrages im Integrationsintervall ohnehin positiv ist, also: rr a n* 7 J * η “ t) cosnt dt = 7 * [ W*Jcosnt o o Durch Integration ·.- 9 I· allgemein ist π 9 dt - J tcosnt dt j o erhält man: [ A — ♦ sinnt ]; 1 x /(x*cosnx) dx = — - cosnx + —-— sinnx n2 n ; ]- n * 0 38 - 2 ---— · Γ 1 t — - cosnt + — — L n η Jo 1 = — ^ — ■> »n n 0 I" sinnt · f —— - cosnw - s - - · { 1 - cosnw ) = »wenn n gerade n x 0 “ I 4 -------- <· Der ,wenn n ungerade 7m Sununand aQ , der identisch ist mit dem Mittelwert von während einer Periode und gesondert betrachtet werden muß, f er­ rechnet sich gemäß Satz 3 : t/2 ao' ■ Tr f -J <* - t> dt - £ ·| 0 = Die 1 — 77 · 2 ( n - t) dt = n ; · [ *t - -f— ] = 0 / ( ' „2 77 — Fourierreihe TC2 t _ ) = 2 der 77 ----2 gegebenen ; ' Dreieckschwingung lautet dem­ nach: f (t) = w + % cost + — 7— 2 n 3 77 Abb.21 verdeutlicht die cos3t + — 7— 5 77 cos5t + zunehmende Annäherung der Fourierpolynome an den Graphen G f : ersten drei - 39 Literaturverzeichnis Baierlein, Barth, Greifenegger, Krumbacher ; Anschauliche Analysis 2, Leistungskurs ; München 1984 Barner,M., Flohr,F. Dittmann,H. ; Analysis 1 ; Berlin 1983 ; Komplexe Zahlen ; München 1974 Gerthsen, F.neser, Vogel ; Physik ; Berlin 1977 Kästner,G. ; Einführung in die Mathematik für Naturwissen­ schaftler ; Mannheim 1968 Keil, Kratz, Müller, Wörle ; Analysis 2 ; München 1976 Lippmann,H. Magnus,K, ; Schwingungslehre ; Mannheim 1968 ; Schwingungen ; Stuttgart 1961 Meschkowski,H. ; Unendliche Reihen ; Mannheim 1962 Meyer,E., Guicking,D. ; Schwingungslehre ; Braunschweig 1974 Projektgruppe Mathematik ; Fourierreihen ; Tübingen 1979 Studienbücherei Autorenkollektiv ; Mathematische Hilfsmittel Berlin 1974 Telefunken GmbH ; Telefunken Laborbuch, Band 2 ; Ulm / Donau 1961 ; - 40 - Er k l ä r u n g Ich erkläre, daß ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe ange­ fertigt und nur die im Literaturverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benützt habe. Eckersdorf, den ............ -.............