Juni: Buntes Deutschland

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Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Grundschule und die Sekundarstufe I
www.zeit.de/schulangebote
Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für die Schulklassen
3–6 und erscheinen einmal im Monat. Sie beleuchten ein Thema aus
dem aktuellen ZEIT LEO-Magazin, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur praktischen Umsetzung im Unterricht.
Thema im Juni 2013:
Buntes Deutschland
In Deutschland leben nicht nur Menschen, die hier geboren wurden, sondern auch Kinder und Erwachsene,
die aus anderen Ländern eingewandert sind. Sie haben Lebensgewohnheiten und Ideen mitgebracht, die nun
auch zum Alltag in Deutschland gehören und das Land interessant machen. Was denken Ihre Schüler über
das Thema »Buntes Deutschland«? Mit diesen Arbeitsblättern können Ihre Schüler schauen, wie vielfältig ihre
Klasse ist. Außerdem erfahren sie, wie Kinder aus aller Welt hier zusammenleben, worüber sie sich wundern,
und die Schüler überlegen, wie es ihnen in einem anderen Land gehen würde.
Inhalt:
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Wir alle bestimmen, was deutsch ist – Das sagt Autor Hartmut El Kurdi
Wie bunt ist Deine Welt? – Woher Ihre Schüler und deren Familien stammen
Malwettbewerb – Welches Land hat die schönste Flagge?
Anderes Land, andere Menschen, gemeinsame Kultur – Wie Menschen
aus anderen Ländern Deutschland bereichern
Mein Land? Dein Land? Unser Land! – Kinder erzählen von
ihrem Leben in Deutschland
Seltsam, komisch oder ganz normal? – Worüber man sich hier
und anderswo wundert
In einem fremden Land leben – Was Ihre Schüler dort (nicht)
vermissen würden
Länder-Steckbrief – Ihre Schüler stellen ein Land ihrer Wahl vor
Mindmap – Internetseiten zum Thema »Buntes Deutschland«
In Zusammenarbeit mit:
www.ustinov-stiftung.de
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Wir alle bestimmen, was deutsch ist
Der Autor Hartmut El Kurdi (Hartmut von der deutschen Mutter, El Kurdi vom arabischen Vater)
fragt sich, was es eigentlich heißt, deutsch zu sein.
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In der Grundschule fragte mich mal eine Lehrerin, ob ich mich als Deutscher oder Araber fühlte.
»Hä«, dachte ich, »was will die Frau von mir?« Ich hatte noch nie darüber nachgedacht, wie man
sich als Deutscher oder Araber fühlt. Ich fühlte mich einfach nur wie ein achtjähriger Junge, der
gerne Fußball spielte, Comics las, im Fernsehen »Star Trek« schaute und der sich zum Geburtstag
unbedingt eine Carrera-Rennbahn und ein Indianerpony wünschte – und natürlich beides nicht
bekam. Als ich dann zu Hause noch mal über die Frage nachdachte, wurde ich immer verwirrter:
Meine Mutter kam aus Deutschland, deswegen war Deutsch meine Muttersprache, obwohl ich in
Jordanien, also in einem arabischen Land, geboren wurde. Arabisch sprach ich gar nicht, konnte
es aber ein bisschen verstehen. Mit meinen Geschwistern und meinem arabischen Vater redete
ich englisch, weil wir einige Zeit in England gelebt hatten. Ich liebte arabisches Essen, und meine
deutsche Mutter konnte die jordanischen Gerichte ziemlich gut kochen. Aber auch ihre grünen
Bohnen mit Speck und Salzkartoffeln waren sehr lecker.
Okay, ich gebe zu, meine Familiengeschichte ist wirklich besonders kuddelmuddelig. Aber inzwischen gibt es viele Kinder, denen es ähnlich geht. Viele Menschen verlassen das Land, in dem
sie geboren wurden, um in einem anderen Land zu leben. Weil es bei ihnen zu Hause nichts zu
essen gibt. Oder keine Arbeit. Oder weil dort Krieg herrscht. Oder weil sie schlecht behandelt
werden. Oder weil sie es einfach interessant finden, woanders zu leben. Und wenn sie sich in dem
neuen Land wohlfühlen, heiraten sie dort und bekommen Kinder, die sich dann leider manchmal
fragen lassen müssen, als was sie sich fühlen ... Aber was heißt das denn überhaupt: Deutschsein?
Bin ich nur ein Deutscher oder eine Deutsche, wenn meine Eltern auch schon Deutsche waren?
Oder wenn ich so aussehe wie die meisten anderen Deutschen? Und kann man nur eins sein oder
vielleicht doch beides: Deutscher und, zum Beispiel, Spanier? Ist das überhaupt wichtig?
Das Schöne ist ja, dass wir alle zusammen bestimmen können, was deutsch ist – so wie
die Franzosen darüber bestimmen können, was französisch ist. Früher glaubten viele Leute, Deutsche seien immer blond und hellhäutig, trügen Namen wie Hans und Claudia, seien Christen und äßen gerne Schweinebraten mit Kartoffelklößen. Heute aber ist es normal, dass ein dunkelhäutiger Musiker wie Xavier Naidoo deutsche Soulmusik macht und
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Mesut Özil in der Nationalmannschaft spielt, obwohl seine Eltern aus der Türkei kommen.
Das ist möglich, weil wir es so wollen. Man muss als Deutscher auch nicht in eine christliche Kirche
gehen, man darf auch Muslim oder Jude sein. Oder gar nicht an Gott glauben. Weil wir uns darauf
geeinigt haben, dass das okay ist. Und die deutschen Nationalgerichte heißen: Pizza, Döner und
Hamburger. Weil wir das lecker finden.
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Wir haben mit den Einwanderern auch viele Einflüsse aus anderen Ländern aufgenommen und
sie »verdeutscht«. Dadurch ist unser Land bunter, besser, lockerer und interessanter geworden.
Auch wenn es immer noch Probleme gibt. Aber so ist das nun mal: Wenn Menschen aus unterschiedlichen Ländern mit unterschiedlichen Traditionen zusammentreffen, dann ist das nicht
immer nur kuschelig. Die, die dazukommen, müssen verstehen, wie das neue Land funktioniert,
und sich bis zu einem gewissen Grad anpassen. Und die »Ureinwohner« müssen lernen, dass
die Einwanderer oft interessante Lebensgewohnheiten und Ideen mitbringen, und diese akzeptieren. Oft muss man sich über diese Dinge auch streiten. Damit man sich am Ende einigen kann. Nicht über alles, aber über die wichtigen Dinge. Denn nur, wenn man sich über die
wichtigen Dinge einig ist, kann man gut zusammenleben. Gut zusammenleben kann man aber
auch nur, wenn alle das Gefühl haben, dazuzugehören. Egal ob man sich als Deutscher oder
als Türkin fühlt. Oder sich einfach gar nicht entscheiden möchte. Und wenn sich jemand nur
als er selbst fühlen möchte, ist auch das sein gutes Recht.
Großartig wäre es doch, wenn wir sagen könnten: Deutsch zu sein, das bedeutet unter anderem,
dass man jeden so aussehen und vor allem so leben lässt, wie er will. Solange er niemand anderem damit schadet. Wenn wir uns darauf einigen können, dann fühle ich mich gerne als Deutscher.
Text: Hartmut El Kurdi, ZEIT LEO 3/2013, S. 10–13
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Wie bunt ist Deine Welt?
Viele Menschen sagen, dass Deutschland ein buntes Land ist. Findest Du das auch?
Woran merkst Du das im Alltag? Und: Wie gefällt Dir das? Mach Dir dazu ein paar Notizen,
und sprich mit Deinem Sitznachbarn darüber.
Wo bist Du geboren, und aus welchem Land kommt Deine Familie? Wie ist
das bei Deinen Mitschülern? Setzt Euch in Kleingruppen zusammen, und
schreibt die Namen der Länder auf einen Zettel. Dann schnappt Euch einen
Atlas oder Globus, und schaut nach, wo diese Länder liegen.
Zählt anschließend, auf wie viele Länder Ihr
kommt und wie viele Sprachen – außer Deutsch –
die Kinder in Eurer Klasse sprechen können.
Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr auch eine Weltkarte in der Klasse
aufhängen. Jedes Kind kann eine Nadel auf die Karte stecken
und damit das Land seiner Familie markieren.
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Malwettbewerb
Mal die Flagge des Landes auf, in dem Du geboren wurdest oder aus dem Deine Familie kommt.
Danach könnt Ihr eine Schnur in Eurem Klassenzimmer spannen und Eure Bilder mit Wäscheklammern daran befestigen. Und? Welches Land hat die schönste Flagge? Stimmt ab.
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Anderes Land, andere Menschen, gemeinsame Kultur
Lies im Text nach, aus welchen Gründen Menschen nach Deutschland kommen (siehe Seite 2,
Zeile 14–18). Schreib sie hier auf. Hast Du noch weitere Ideen?
Im Text steht, dass Einwanderer oft interessante Lebensgewohnheiten mit nach Deutschland
bringen (siehe Seite 3, Zeile 35–41). Welche kennst Du? Fallen Dir zum Beispiel Bräuche, Feiern
oder typische Gerichte aus anderen Ländern ein, die mittlerweile auch zu Deutschland gehören?
Notier sie hier. Tragt Eure Ergebnisse an der Tafel zusammen und vergleicht.
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Mein Land? Dein Land? Unser Land!
In Deutschland leben Menschen, die hier geboren wurden, und andere, die irgendwann eingewandert
sind. Sie haben Wurzeln in anderen Kulturen, verschiedene Religionen und sehen manchmal auch
ganz unterschiedlich aus. Wie schön, dass es bei uns so bunt gemischt ist! Oder ist es manchmal
auch nicht so toll? Auf Seite 7 und 8 erzählen Kinder, die in Deutschland leben, was sie hier mögen,
was sie vermissen und was sie nervt.
Qais,
11 Jahre, kommt aus Afghanistan. Weil dort Krieg herrscht, ist er mit seiner Familie vor eineinhalb Jahren nach Hamburg geflohen.
Was ist in Afghanistan anders als hier? In meiner Klasse waren nur Jungs, und die Lehrer
haben uns zur Strafe mit dem Lineal auf die Hand geschlagen. In der deutschen Schule
kann ich in den Pausen sogar Billard spielen.
Worüber hast Du Dich in Deutschland gewundert? Dass sich Männer und Frauen auf der
Straße küssen und dass Frauen kein Kopftuch tragen.
Was gefällt Dir hier nicht so gut? Dass wir in einem Heim leben müssen. In Afghanistan
hatten wir als Familie ein Haus mit Garten ganz für uns.
Protokoll: Frauke König, ZEIT LEO 3/2013, S. 9
Juliette,
10 Jahre. Ihre Mutter ist Chinesin, ihr Vater Deutscher. Sie ist in Peking aufgewachsen,
seit letztem Sommer wohnt sie in Berlin.
Was magst Du an Deutschland? Es gibt mehr Bäume, die Luft ist gut, und man kann
leckeren Käse kaufen.
Worüber hast Du Dich gewundert? Deutsche Kinder machen sich gerne schick und
tragen sogar Nagellack. In China hatten wir in der Schule alle die gleiche Uniform an.
Was ist in deutschen Schulen anders als in chinesischen? Hier gibt es viel mehr Kunst,
Musik und Sport. In China ist nie der Unterricht ausgefallen. Die Schule ging um 8 Uhr los,
und ich war meistens erst gegen 20 Uhr zu Hause.
Protokoll: Magdalena Hamm, ZEIT LEO 3/2013, S. 10
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Hande,
11 Jahre, wohnt schon immer in Duisburg. Ihre Eltern wurden in der Türkei geboren, sind aber
in Deutschland aufgewachsen.
Welchen Pass hast Du, den deutschen oder den türkischen? Ich habe beide Pässe. Das ist
mir wichtig, weil ich irgendwie beides bin. Vielleicht ein bisschen mehr Türkin, weil meine ganze
Familie türkisch ist.
Habt Ihr türkische Traditionen? Wenn wir mit dem Auto in den Urlaub fahren, schüttet meine
Oma Wasser hinter uns her. Das bedeutet: »Kommt gesund wieder.«
Was sprichst Du zu Hause? Deutsch und Türkisch. Meine Mama möchte immer, dass ich
türkische Bücher lese, aber ich verstehe die deutschen besser.
Protokoll: Frauke König, ZEIT LEO 3/2013, S. 13
Johanna und Merlin,
9 und 11 Jahre, sind in Südafrika geboren. Ihre Mutter kommt von dort, ihr Vater ist Österreicher,
wuchs aber in Deutschland auf. Seit vier Jahren wohnen sie in Berg am Starnberger See.
Johanna, was magst Du in Deutschland nicht? Die Kälte. Immer bläst ein frostiger Wind,
auch wenn die Sonne scheint.
Worüber wunderst Du Dich? Dass man viel mehr Leute mit heller Hautfarbe sieht. Und die
deutschen Kinder wundern sich über meine Haare und fragen, ob sie die anfassen dürfen.
Was ist in Südafrika anders? Dort gibt es viel mehr Farben, zum Beispiel bunte Muster
in der Kleidung.
Merlin, was gefällt Dir an Deutschland? Dass es hier so viele Wälder gibt und dass es nicht so
gefährlich ist wie in Südafrika. Dort sind viele Räuber unterwegs, und es wird oft eingebrochen.
Was vermisst Du am meisten? Die Löwen, Elefanten und Affen, zum Beispiel Paviane.
Die brechen auch in Häuser ein, klettern durch offene Fenster oder machen Türen auf.
Worüber hast Du Dich am Anfang gewundert? Ich habe hier zum ersten Mal Schnee ohne
Handschuhe angefasst. Vorher wusste ich nicht, dass die Hände wehtun, wenn man danach ins
Warme geht.
Protokolle: Angelika Dietrich, ZEIT LEO 3/2013, S. 14
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Seltsam, komisch oder ganz normal?
Auf Seite 7 und 8 haben Kinder aus der ganzen Welt erzählt, über welche Dinge sie sich hierzulande wundern. Gibt es auch Sachen, die Du an Deutschland seltsam findest?
Bestimmt hast Du schon mal Urlaub in einem anderen Land gemacht oder an einem Schüleraustausch teilgenommen. Hast Du Dich dort auch über etwas gewundert? War etwas ganz anders
als in Deutschland? Schreib Deine Beobachtungen dazu auf.
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In einem fremden Land leben
Johanna und Merlin sind aus Südafrika nach Deutschland gekommen. Stell Dir vor, Du würdest
in einem anderen Land leben. Was würdest Du vermissen, was überhaupt nicht? Notier Deine
Einfälle in der Tabelle.
Das würde ich vermissen:
Das würde ich nicht vermissen:
Überleg, was Dir helfen würde, damit Du Dich in
der Fremde schneller zu Hause fühlst. Wie kannst
Du Deine Mitschüler aus anderen Ländern dabei
unterstützen, dass Deutschland ihre Heimat wird?
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Länder-Steckbrief
Deutschland, Italien, Türkei, China oder Indien: Such Dir irgendein Land aus, mit dem Du Dich gerne
näher beschäftigen möchtest, und erstell dazu einen Steckbrief. Schau in Büchern oder im Internet
nach Informationen, und frag Deine Eltern und Lehrer, was ihnen zu dem Land einfällt.
Name des Landes:
Flagge:
Sprache:
Nachbarländer:
Typisches Essen:
Sonstiges:
Stell das Land nun Deiner Klasse vor. Dazu kannst Du zum Beispiel ein
typisches Essen und Trinken mitbringen, für passende Musik sorgen oder
ein Märchen oder eine Geschichte aus dem Land erzählen. Vielleicht gibt
es ja tolle Spiele, die Du Deinen Mitschülern zeigen kannst.
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Klassensatz mit 49 % Rabatt unter:
• Ausgepfiffen: Wie beim Fußball
betrogen wird
• Ausgegrenzt: Was Du gegen
Mobbing in Deiner Klasse tun kannst
• Nur kurz ein Star: Warum Castingshows keine Stars machen
• Titelgeschichte: Mein Land? Dein
Land? Unser Land!
Die Themen in der
aktuellen Ausgabe:
Das Magazin für
Kinder: ZEIT LEO
Projektleitung: Annika Theuerkauff, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, Projektassistenz: Laura Klaßen, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG, didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Frauke König, Grafik: Christin Zühlke, Zeitverlag G. Bucerius GmbH & Co. KG
IMPRESSUM
http://www.planet-schule.de/wissenspool/kinder-europas/inhalt.html
Kinder Europas
http://www.helles-koepfchen.de/artikel/1144.html
Kultur schafft Gemeinsamkeiten
http://www.tivi.de/fernsehen/logo/rubrik/00103/index.html
Um die Welt
http://www.hanisauland.de/spezial/laenderdossier/
Das Länder-Spezial
http://www.ndr.de/info/programm/kinder/mikado_am_morgen/mikadosommerreise117.html
Mit Mikado einmal um die Welt
http://www.hanisauland.de/spezial/kinderstimmen/
Gesellschaft: Kinderstimmen aus aller Welt
http://www.ustinov-stiftung.org/media/content/downloads/Handbuch_Vorurteile.pdf
Kompetenz im Umgang mit Vorurteilen – Vorurteilsbewusstes Unterrichten an Grundschulen
Buntes Deutschland
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