Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 1 ELEKTRIZITÄT UND MAGNETISMUS Tipler-Mosca 28. Die magnetische Induktion (Magnetic induction) 28.1 Der magnetische Fluß (Magnetic flux) 28.2 Induktionsspannung und Faraday'sches Gesetz (Induced EMF and Faraday's law) 28.3 Die Lenz'sche Regel (Lenz's law) 28.4 Induktion durch Bewegung (Motional EMF) 28.5 Wirbelströme (Eddy currents) 28.6 Induktivität (Inductance) 28.7 Die Energie des Magnetfelds (Magnetic energy) 28.8 RL-Stromkreise (RL circuits) 28.9 Magnetische Eigenschaften von Supraleitern (Magnetic properties of superconductors) Magnetische Induktion: Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld kann einen Strom erzeugen, wenn sich der magnetische Fluß durch eine Fläche ändert, die von einer geschlossenen, unbewegten Leiterschleife begrenzt ist. Universität Salzburg Seite 1 29.04.2007 Musso: Physik II Universität Salzburg Teil 28 Magnetische Induktion Seite 2 Seite 2 29.04.2007 Musso: Physik II 28.1 Der magnetische Fluß (Magnetic flux) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 3 Mit dA ein Flächenelement der Fläche A und nˆ der zugehörige Normalvektor ⇒ Magnetischer Fluß Φ mag = ∫ B ⋅ dA = ∫ Bn ⋅ dA A A SI-Einheit: 1 Weber (Wb), 1 Wb = 1 T m2 Der magnetische Fluß durch ein Flächenelement ist proportional zur Anzahl der Feldlinien, die dieses durchsetzen Sei A eine ebene Fläche und B über der gesamten Fläche A homogen (Betrag und Richtung konstant) ⇒ Φ mag = B ⋅ A = BA cos θ = Bn A; für eine Spule mit N Windungen ⇒ Φ mag = N B ⋅ A = NBA cos θ = NBn A Beispiel 28.1: Magnetischer Fluß durch eine Spule Zylinderspule, Länge L = 40 cm, mit N = 600 Windungen mit Radius r = 2.5 cm. Gesucht: magnetischer Fluß Φ mag bei einem Strom durch die Spule von I = 7.5 A ⇒ mit Gl. (28.3) Φ mag = NBA und Gl. (27.9) B = μ0 mit A = π r 2 ⇒ Φ mag Universität Salzburg N I L ⇒ Φ mag = N μ0 N2 = μ0 Iπ r 2 = 4π × 10−7 T m A -1 L ( ( 600 ) N N2 IA = μ0 IA ⇒ L L 2 ) ( 0.40 m ) ( 7.5 A ) π ( 0.025 m ) Seite 3 2 = 1.66 × 10 −2 Wb 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion 28.2 Induktionsspannung und Faraday'sches Gesetz (Induced EMF and Faraday's law) Seite 4 Ändert sich Φ mag durch die Leiterschleife, so wird in der Schleife eine Spannung Uind = − dΦmag induziert, die über des gesamten Kreis der Leiterschleife verteilt ist. dt Urheber der Induktionsspannung ist ein nichtkonservatives, tangential zur Schleife gerichtetes elektrisches Feld E Elektrische Felder von ruhenden elektrischen Ladungen nennt man konservativ ⇒ Umlaufintegral ∫ E ⋅d =0 C Ein zeitlich veränderliches Magnetfeld erzeugt hingegen ein nichtkonservatives elektrisches Feld Uind = ∫ E ⋅d = − C dΦ mag dt =− d B ⋅ dA dt ∫A Zur Vorzeichenvereinbarung: positive Richtung tangential zum Integrationsweg C ist mit der Richtung von nˆ durch eine Rechte-Hand-Regel verknüpft ⇒ ist Universität Salzburg dΦ mag dt positiv, dann zeigt E tangential zu C in negativer Richtung Seite 4 29.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 28.2: Induktionsspannung in einer kreisrunden Spule I Teil 28 Magnetische Induktion Seite 5 Längsachse einer kreisrunden Spule mit N = 400 Windungen und Radius r = 4 cm schließt mit Richtung eines homogenen äußeren Magnetfeldes einen Winkel θ =30° ein. Die Feldstärke nimmt pro Sekunde um 85 T zu (ohne Richtungsänderung). Gesucht: die in der Spule induzierte Spannung Uind ⇒ mit Gl. (28.4) Uind = − Uind = − dΦ mag dt =− dΦ mag dt und mit Gl. (28.3) Φ mag = NB ⋅ A = NBA cos θ ⇒ ( ) 2 d dB dB = −Nπ r 2 cos θ = − ( 400 ) π ( 0.04 m ) cos 30° 85 T s-1 = (NBA cosθ ) = −NA cosθ dt dt dt = −111 V Beispiel 28.3: Induktionsspannung in einer kreisrunden Spule II mögliches Prüfungsbeispiel Universität Salzburg Seite 5 29.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 28.4: Ein nichtkonservatives induziertes elektrisches Feld Teil 28 Magnetische Induktion Seite 6 mögliches Prüfungsbeispiel Universität Salzburg Seite 6 29.04.2007 Musso: Physik II 28.3 Die Lenz'sche Regel (Lenz's law) Teil 28 Magnetische Induktion Das negative Vorzeichen im Faraday'schen Gesetz Uind = − Induktionsspannung Uind Seite 7 dΦ mag ergibt sich aus der Richtung der dt ⇔ Lenz'sche Regel: allgemeines physikalisches Prinzip Stabmagnet bewegt sich nach rechts ⇒ im leitenden Ring wird eine Spannung Uind induziert ⇒ es fließt ein Strom ⇒ es wird ein Magnetfeld erzeugt, das auf den Stabmagneten eine Kraft ausübt, die der Annäherung entgegenwirkt Universität Salzburg Seite 7 29.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 28.5: Lenz'sche Regel und Induktionsstrom Teil 28 Magnetische Induktion Seite 8 Ermittlung der Richtung des Induktionsstromes unter Zuhilfenahme der alternativen Formulierung der Lenz'schen Regel Änderung ΔB1 des Magnetfeldes B1 durch Annäherung des Stabmagneten Anwendung der alternativen Formulierung Aus der Richtung von B2 ⇒ mit Hilfe der der Lenz'schen Regel; B2 Magnetfeld des Rechte-Hand-Regel ⇒ Richtung des im im Ring induzierten Stromes Ring induzierten Stromes Universität Salzburg Seite 8 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 9 Ring bewegt sich vom ruhenden Stabmagneten weg ⇒ der induzierte Strom erzeugt ein magnetisches Moment so, daß eine Anziehung zwischen Ring und Magnet bewirkt ⇒ wirkt der relativen Bewegung entgegen Zwei induktiv gekoppelte Stromkreise: Ein Änderung des Stroms I1 im Stromkreis 1 bewirkt eine Änderung des magnetischen Flusses im Stromkreis 2, und induziert eine Spannung Uind,2 bzw. einen Strom I2 . Der Strom I2 versucht der Flußänderung entgegenzuwirken. Selbstinduktion: ändert sich der Strom in der Spule, so wird in der Spule eine große Spannung induziert, die der Flußänderung entgegenzuwirken sucht Die Selbstinduktion ist dafür verantwortlich, daß der Strom in einem Stromkreis nicht sprunghaft ansteigen oder abfallen kann. Universität Salzburg Seite 9 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Beispiel 28.6: Anwendung der Lenz'schen regel bei einer bewegten Spule Seite 10 Rechteckige Spule mit N = 80 Windungen und Seitenlängen a = 20 cm und b = 30 cm; Hälfte der Spule in einem Magnetfeld mit B = 0.8 T; Widerstand der Spule R = 30 Ω; gesucht: Betrag und Richtung des induzierten Stromes, wenn die Spule sich mit einer Geschwindigkeit v = 2 m s-1 a) nach rechts, b) nach oben, c) nach unten bewegt Uind und mit dt R = NB ⋅ A = NBax ⇒ die Spule bewegt sich nach rechts ⇒ Teil a) aus Gl. (28.4) Uind = − Gl. (28.3) Φ mag dΦ mag dt dΦ mag ⇒ mit I = =0 ⇒ I =0 dΦ mag U d dx NBa dx ⇒ I = ind = = ( NBax ) = NBa dt dt dt R R dt ( 80 )(0.8 T )(0.2 m ) = 2 m s-1 = 0.853 A, aufgrund der Lenz'schen Regel ( 30 Ω ) Teil b) mit = ( ) in der alternativen Formulierung ⇒ der induzierte Strom ruft einen magnetischen Fluß durch diesselbe Fläche hervor, der seiner Ursache entgegengesetzt gerichtet ist ⇒ der indizierte Strom fließt entgegengesetzt der Uhrzeigerrichtung dΦ mag U d dx NBa dx ⇒ I = ind = = (NBax ) = NBa dt dt dt R R dt ( 80 )(0.8 T )(0.2 m ) 2 m s-1 = 0.853 A, aufgrund der Lenz'schen Regel = ( 30 Ω ) Teil c) mit = ( ) in der alternativen Formulierung ⇒ der induzierte Strom ruft einen magnetischen Fluß durch diesselbe Fläche hervor, der seiner Ursache entgegengesetzt gerichtet ist ⇒ der indizierte Strom fließt in Uhrzeigerrichtung Universität Salzburg Seite 10 29.04.2007 Musso: Physik II 28.4 Induktion durch Bewegung (Motional EMF) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 11 Wird ein Leiter in einem Magnetfeld bewegt, so wird eine Spannung induziert Beispiel 28.7: Durch eine Flipspule fließende Ladung Die Ebene einer Spule mit N Windungen sei senkrecht zur Richtung eines homogenen, statischen Magnetfeldes B. Gesucht: die Ladung Q, die durch die Spule fließt bei Umdrehung um 180° dq aus Gl. (25.1) I = ⇒ dq = Idt , aus Uind = IR ⇒ Uind dt = IRdt = Rdq, dt dΦ mag 1 ⇒ Uind dt = − dΦ mag ⇒ − dΦ mag = Rdq ⇒ dq = − dΦ mag aus Gl. (28.4) Uind = − R dt Φ mag,f Q ΔΦ mag 1 1 Q = ∫ dq = − dΦ mag = − ( Φ mag,f − Φ mag,i ) = − , ∫ R R R Φmag,i 0 mit Gl. (28.3) Φ mag = NB ⋅ A ⇒ ( ⇒ ⇒ ) ΔΦ mag = Φ mag,f − Φ mag,i = NB ⋅ Af − NB ⋅ Ai = NB ⋅ Af − Ai = ( ) 2NAB = NAB ⋅ −nˆ − nˆ = −2NAB ⇒ Q = R Universität Salzburg Seite 11 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 12 In einem umgebenden homogenen Magnetfeld gleitet ein elektrisch leitender Stab auf leitende Scheinen, die über einen Widerstand verbunden sind. Magnetischer Fluß Φ mag = B ⋅ A = BA = B x ⇒ bewegt sich der Stab um dx ⇒ Zunahme des Flächeninhaltes um dA = dx ⇒ Zunahme von Φ mag : dΦ mag = B dx ⇒ Änderungsrate dΦ mag dx = B v ⇒ induzierte Spannung Uind = −B v dt dt induziertes elektrisches Feld ist entgegengesetzt dem Uhrzeigersinn gerichtet. =B ⇒ Überprüfung durch Lenz'sche Regel: Strom wird durch Bewegung des Stabes nach rechts induziert ⇒ der induzierte Strom ruft eine magnetische Kraft FL hervor, die nach links gerichtet ist: FL = I × B wegen Gl. (26.4). Andere Betrachtungsweise: Ladungsträger nach rechts bewegt mit v ⇒ Kraft auf Ladungsträger FU = qv × B. Mit v d Driftgeschwindigkeit der positiven Ladungsträger ⇒ magnetische Kraft FL = qv d × B ⇒ Ladungstrennung ⇒ Entstehung eines nach rechts gerichteten elektrischen Feldes E⊥ ⇒ Kraft FR = qE⊥ nach rechts auf die Ladungsträger ⇒ Summe FL + FR muss null sein; Bewegung der Ladungsträger mit dem Stab ⇒ ⇒ aufwärts gerichtete Kraft FU = qv × B ⇒ die insgesamt an einem Ladungsträger verrichtete Arbeit: FU =qv B Universität Salzburg ⇒ Arbeit pro Ladungseinheit = Spannung = Uind = v B Seite 12 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 13 Die auf einen positiven Ladungsträger in einem leitenden Stab, der mit konstanter Geschwindigkeit in einem homogenen Feld bewegt wird, wirkende magnetische Kraft besitzt eine nach aufwärts gerichtete Komponente ⇒ alle positiven Ladungsträger werden nach oben gedrückt ⇒ Ladungstrennung ⇒ Aufbau eines elektrischen Feldes E ⇒ im Gleichgewicht qE = qvB ⇒ E = vB ⇒ Potentialdifferenz U = E = vB wenn kein Strom durch den Stab fließt, bzw. U = vB − IR wenn ein Strom durch den Stab fließt. Beispiel 28.8: Ein U-förmiger Leiter und ein gleitender Stab Elektrisch leitender Stab, = 0.15 m, gleitet mit Geschwindigkeit v = 8 m s-1 in einem Magnetfeld B = 0.6 T auf Schienen, die über einen Widerstand R = 25 Ω miteinander verbunden sind. Gesucht: a) induzierte Spannung Uind , b) induzierter Strom I, c) die erforderliche Kraft, um den Stab zu bewegen, d) die umgesetzte Leistung ⇒ ( ) Teil a) Uind = vB = 8 m s-1 ( 0.6 T )( 0.15 m ) = 0.720 V, Teil b) I = Uind /R = ( 0.720 V ) / ( 25 Ω ) = 28.8 mA, Teil c) aus Gl. (26.4) F = I B = ( 28.8 mA )( 0.15 m )( 0.6 T ) = 2.59 mN, Teil d) P = IR 2 = ( 28.8 mA )( 25 Ω ) = 20.7 mW 2 Universität Salzburg Seite 13 29.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 28.9: Magnetische Reibung Teil 28 Magnetische Induktion Seite 14 mögliches Prüfungsbeispiel Allgemeine Gleichung für eine durch die Bewegung induzierte Spannung auf ein Leiterelement d bewegt mit Geschwindigkeit v Beispiel 28.10: Überprüfung der Beziehung U ind=vBL Zu zeigen: aus Gl. (28.8) ⇒ induzierte Spannung durch Gl. (28.6) gegeben: Uind = ∫( ) v ×B d = C ∫( ) vr × B d + C1 ∫( ) 0×B d = C2 mit v r × B = v r ex × Bey = v r Bez und d = d ez (v r ) × B d = v r Bd ∫ (v b Uind = a r ) ∫ (v b r ) ×B d a ⇒ ⇒ b b a a × B d = ∫ v r Bd = v r B ∫ d = v r B Universität Salzburg Seite 14 29.04.2007 Musso: Physik II 28.5 Wirbelströme (Eddy currents) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 15 Ändert sich das Magnetfeld, in dem sich der Metallstab befindet, so wird entlang jedes geschlossenen Weges innerhalb des Stabes eine Spannung induziert ⇒ es fließen die sogenannten Wirbelströme Wirbelströme erzeugen Wärme ⇒ Energieverluste; Beispiel: Wirbelströme im Kern einer Transformatorspule ⇒ Energieverlust im Transformator Ein Metallblech wird schnell durch das Magnetfeld nach rechts gezogen ⇒ der magnetische Fluß durch die Schleife C nimmt ab ⇒ es wird ein elektrisches Feld im Uhrzeigersinn aufgebaut ⇒ auf den induzierten Strom wirkt eine Kraft nach links In der Regel sind Wirbelströme unerwünscht ⇔ Leistungsverlust in Form von Joule'sche Wärme ⇒ damit Verluste möglichst klein ⇒ Erhöhung des elektrischen Widerstandes der Wege, entlang derer Wirbelström e induziert werden ⇒ Verwendung von isolierten Blechen, von Schlitzen Anwendungen von Wirbelströmen: zur Dämpfung von Oszillationen, z.B. bei empfindlichen mechanischen Waagen, Wirbelstrombremsen in Fahrzeugen Universität Salzburg Seite 15 29.04.2007 Musso: Physik II 28.6 Induktivität (Inductance) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 16 Eine Spule werde durch einen Strom I durchflossen ⇒ der Strom I erzeugt ein Magnetfeld B proportional zu I ⇒ der magnetische Fluß durch die Spule ist proportional zu I ⇒ Φ mag = LI wobei L Selbstinduktivität der Spule ⇔ 1H = 1 SI-Einheit der Induktivität: Henry (H) Wb T m2 =1 A A Berechnung der Selbstinduktivität einer Zylinderspule mit N Windungen und Länge , in der ein Strom I fließt: aus Beispiel 28.1 ⇒ magnetischer Fluß durch eine Zylinderspule Φ mag = L= Φ mag I μ0 N 2IA 2 ⎛N ⎞ = μ0 ⎜ ⎟ IA = LI ⎝ ⎠ ⇒ 2 ⎛N ⎞ = μ0 ⎜ ⎟ A ⎝ ⎠ Selbstinduktivität ∼ ( Windungsdichte ) 2 bzw. Selbstinduktivität ∼ Volumen der Zylinderspule 2 ⎛N ⎞ aus Gl. (28.11) L = μ0 ⎜ ⎟ A ⎝ ⎠ ⇒ μ0 = L 2 ⎛N ⎞ ⎜ ⎟ A ⎝ ⎠ ⇒ SI-Einheiten eigesetzt H = H m-1 −2 −2 m ⋅m ⋅m Beispiel 28.11: Selbstinduktivität einer Zylinderspule Zylinderspule, = 10 cm, N = 100, A = 5 cm2 , gesucht: Selbstinduktivität ⇒ aus Gl. (28.11) L = Universität Salzburg Φ mag I 2 ⎛N ⎞ ⎛ 100 ⎞ = μ0 ⎜ ⎟ A = 4π × 10−7 H m-1 ⎜ ⎟ ⎝ ⎠ ⎝ 0.10 m ⎠ ( ) Seite 16 2 ( 5.0 × 10 −4 m2 ) ( 0.10 m) = 6.28 × 10 −5 H 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 17 Ändert sich die Stromstärke I in einem Stromkreis ⇒ der magnetische Fluß Φmag ändert sich ⇒ eine Spannung Uind wird induziert dΦmag dt = d ( LI ) dt =L dI dt ⇒ Selbstinduktivität L des Stromkreises konstant ⇒ ⇒ mit Gl. (28.4) Uind = − dΦ mag dt = −L dI dI ∼ dt dt Spulen mit größerer Selbstinduktivität L werden oft als Induktivitäten bezeichnet. Sei R der Innenwiderstand einer Spule ⇒ Spannungsabfall UL an der Spule UL = Uind − IR = −L dI − IR dt Gegeninduktion Zwei benachbarte Stromkreise mit Strömen I1 und I2 ⇒ das Magnetfeld über die Fläche A2 ergibt sich als Überlagerung der von I1 und I2 erzeugten Magnetfeldern B1 ∼ I1 und B2 ∼ I2 ⇒ Fluß Φ mag,2,1 von B1 durch den Kreis 2: Φ mag,2,1 = L2,1I1 wobei L2,1 Gegeninduktivität der beiden Stromkreise Universität Salzburg Seite 17 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 18 Berechnung der Gegeninduktivität zweier eng gewickelter, konzentrisch angeordneter Zylinderspulen, die innere mit Radius r1 und Windungszahl N1, und die äußere mit r2 und N2 . 2 Durch die innere Zylinderspule fließe der Strom I1 ⇒ innerhalb der innere Zylinderspule B1 = μ0 ( ) N1 I1, gilt für r < r1. Außerhalb Magnetfeld B1 vernachlässigbar schwach ⇒ Φ mag,2,1 = N2 B1 A1 = N2 B1 π r12 = N2 μ0 = N2 μ0 N1 ( ) I1 π r12 = L2,1I1 ⇒ L2,1 = Φ mag,2,1 I1 = μ0 N2 N1 N1 ( ) I1 π r12 = (π r ) 2 1 Tesla-Spule als Transformator (siehe Teil 29.7): Eine niedrige Wechselspannung in der äußeren Spule wird in eine höhere Wechselspannung in der inneren umgewandelt. http://de.wikipedia.org/wiki/Tesla-Transformator Universität Salzburg Seite 18 29.04.2007 Musso: Physik II 28.7 Die Energie des Magnetfelds (Magnetic energy) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 19 Eine Spule (Induktivität) speichert magnetische Energie: Reihenschaltung eines Widerstands R und einer Spule L (mit vernachlässigbarem Innenwiderstand) mit einer Spannungsquelle U0 über einen Schalter S ⇒ Schalter offen ⇒ es fließt kein Strom; Schalter geschlossen ⇒ Strom I fließt ⇒ mit Kirchhoff'sche Maschenregel (Teil 25.5) U0 − IR − L dI =0 ⇒ dt dI wobei U0 I = die von der Batterie gelieferte Leistung, I 2 R = Leistung bzw. umgesetzte Wärme dt dEmag dI am Widerstand ⇒ mit Emag = in die Spule fließende Energie ⇒ = LI ⇒ d Emag = LId I ⇒ dt dt U0 I = I 2 R − LI Emag = ∫ dEmag If 1 = ∫ LIdI = LI 2 2 0 If = 0 1 2 LIf = in der Spule gespeicherte Energie 2 Für eine lange Zylinderspule: aus Gl. (27.9) B = μ0 N 2 ⎛N ⎞ I und mit Gl. (28.11) L = μ0 ⎜ ⎟ A ⎝ ⎠ 2 ⎛ B ⎞ 1 1 ⎛N⎞ 1 ⎛N ⎞ B2 = Emag = LI 2 = μ0 ⎜ ⎟ A I 2 = μ0 ⎜ ⎟ A ⎜ A ⎟ 2 2 ⎝ ⎠ 2 ⎝ ⎠ μ 2 μ N 0 ⎝ 0 ⎠ B2 Volumen ⇒ Energiedichte des Magnetfeldes w mag = 2μ0 2 2 ⇒ ⇒ mit A das von der Spule umschlossene gilt allgemein Universität Salzburg Seite 19 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 20 Beispiel 28.12: Energiedichte eines elektromagnetischen Felds In einem bestimmten Gebiet des Raumes Überlagerung eines homogenen Magnetfeldes, B = 0.02 T, und eines homogenen elektrischen Feldes E = 2.5 × 10 6 N C-1; gesucht: a) die Energiedichte des elektromagnetischen Feldes w em = w el + w mag , b) die Energie E in einem kubischen = 12 cm ⇒ Volumen mit der Kantenlänge Teil a) aus Gl. (24.13) w el = ( 1 1 ε 0 E 2 = 8.85 × 10 −12 C2 N-1 m-2 2 2 (0.02 T ) B2 = = = 159 J m-3 , -2 −7 2μ0 2 4π × 10 N A )( 2.5 × 10 6 N C-1 ) 2 = 27.7 J m-3 , 2 aus Gl. (28.20) w mag Teil b) E = w emV = w em Universität Salzburg ( 3 ( = 187 J m-3 ) ) ( 0.12 m ) 3 w em = w el + w mag = 187 J m-3 ; = 0.323 J Seite 20 29.04.2007 Musso: Physik II 28.8 RL-Stromkreise (RL circuits) Teil 28 Magnetische Induktion Seite 21 Reihenschaltung eines Widerstands R und einer Spule L (mit vernachlässigbarem Innenwiderstand) mit einer Spannungsquelle U0 über einen Schalter S ⇒ Schalter offen ⇒ es fließt kein Strom; bei t = 0 Schalter geschlossen ⇒ bei t > 0 Strom I fließt ⇒ mit Kirchhoff'sche Maschenregel (Teil 25.5) U 0 − IR − L dI = 0 ⇒ bei t = 0 ist I (t = 0) = 0 ⇒ dt nimmt langsamer zu als zum Zeitpunkt t = 0 dI dt = t =0 U0 dI U0 IR ⇒ für t > 0 = − dt L L L ⇔ der Strom I U 0 If R dI =0 ⇒ = dt L L ⇒ Endwert des Stromes wenn ⇒ If = U0 R RL-Stromkreis dI U0 IR = − aus L L dt 1 ⇒ dI = (U0 − IR ) dt L Substitution U0 − IR = a ⇒ − RdI = da R ln (U0 − IR ) − ln (U0 ) = − t L U I= 0 R R − t ⎛ ⎜1− e L ⎝ ⎞ ⎟ = If ⎠ Universität Salzburg ⇒ ⇒ 1 − R ⎛ U − IR ⎞ R ⇒ ln ⎜ 0 ⎟=− t L ⎝ U0 ⎠ R − t ⎞ ⎛ ⎜1− e L ⎟ ⎝ ⎠ I dI 1 = dt U0 − IR L U0 −IR ∫ U0 ⇒ t dI 1 ⇒ Integration ∫ = ∫ dt U0 − IR 0 L 0 t da 1 = ∫ dt a L 0 ⇒ R − t U0 − IR =e L U0 U0 −IR ln a U 0 Seite 21 t R =− t L 0 ⇒ U0 − IR = U0 e L induktive Zeitkonstante I = I f ⇒ mit τ = R ⇒ ⇒ − R t L ⇒ t − ⎞ ⎛ τ ⎜1− e ⎟ ⎝ ⎠ 29.04.2007 Musso: Physik II Beispiel 28.13: Stromstärke in einer Spule Teil 28 Magnetische Induktion Seite 22 Spule mit Selbstinduktivität L = 5 mH und Widerstand R = 15 Ω wird verbunden mit Spannungsquelle U0 = 12 V. Gesucht: a) maximale Stromstärke If , b) Zeitkonstante τ , c) Zeitdauer bis 99%If erreicht wird ⇒ t t − ⎞ ⎛ U0 dI f 1 −τ τ oder aus Gl. (28.23) I = I f ⎜ 1 − e ⎟ und Teil a) aus Gl. (28.22) If = = 0 ⇒ If e = 0 ⇒ t = ∞ ⇒ d τ R t ⎝ ⎠ U 12 V = 0.800 A, I ( t = ∞ ) = If = 0 = R 15 Ω L 5 mH Teil b) aus Gl. (28.24) τ = = = 333 μ s R 15 Ω t t t − ⎞ − − ⎛ ⎛ ⎛ I I t I ⎞ I ⎞ τ τ τ = 1− e ⇒ e = 1− ⇒ − = ln ⎜ 1 − ⎟ ⇒ t = −τ ln ⎜ 1 − ⎟ Teil c) aus Gl. (28.23) I = If ⎜ 1 − e ⎟ ⇒ If ⎠ τ If If If ⎠ ⎝ ⎝ ⎝ ⎠ ⇒ t = −τ ln (1 − 0.99 ) = −τ ln ( 0.01) = τ ln (100 ) = 4.61τ = 1.53 ms RL -Stromkreis mit unterbrechungslosem Umschalter Schutzwiderstand unterbrechender Umschalter Universität Salzburg Seite 22 unterbrechungsloser Umschalter 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Zu Beginn Schalter in Position e ⇒ Maximalstrom I0 = Seite 23 U0 ; zum Zeitpunkt t = 0 Schalter auf Position f R1 + R umgelegt ⇒ Betrachtung des Stromkreises abcdfa ⇒ mit Kirchhoff'sche Maschenregel (siehe Teil 25.5) dI dI −IR − L =0 ⇒ L = −IR dt dt R lnI '− ln I0 = − t ' L R dI ⇒ Variablentrennung = − dt I L ⇒ für beliebigen Zeitpunkt t ' = t mit I ' = I I' t' R dI ⇒ Integration ∫ = − ∫ dt I L0 I0 ⇒ I = I0 e − ⇒ R t L Beispiel 28.14: Wärmeerzeugung am Widerstand Gesucht: Energieumwandlung am Widerstand R wenn Spulenstrom von I0 auf 0 dEel abfällt ⇒ umgesetzte Leistung P = I R = dt 2 mit Gl. (28.26) I = I0 e R − t L ∞ ⇒ Eel = ∫ I02 Re R −2 t L 0 ∞ ⇒ ∫e 0 −2 R t L L dt = − 2R Integration siehe auch −∞ x ∫ e dx = − 0 L x e 2R 0 =− ⇒ dEel = I R dt ⇒ Eel = ∫ I 2 R dt ⇒ 0 ∞ dt = I02 R ∫ e R −2 t L dt ⇒ mit Substitution x = −2 0 L L ( 0 − 1) = 2R 2R ⇒ Eel = I02 R R L dx t und dt = − 2R L 1 L = I02 L 2R 2 http://www.mathe-online.at Beispiel 28.15: Anfangsstrom und Maximalstrom Universität Salzburg −∞ ∞ 2 mögliches Prüfungsbeispiel Seite 23 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion 28.9 Magnetische Eigenschaften von Supraleitern (Magnetic properties of superconductors) Seite 24 Der elektrische Widerstand supraleitender Materialien ist unterhalb einer materialabhängigen kritischen Temperatur Tc (Sprungtemperatur) null. Tc ist in Anwesenheit eines Magnetfeldes, B ≠ 0, niedriger als Tc bei B = 0. Wird eine kritische Feldstärke Bc überschritte, dann kann das Material nicht mehr supraleitend sein Der Meißner-Ochsenfeld-Effekt Meißner-Ochsenfeld-Effekt: Supraleiter in einem Magnetfeld auf Temperaturen unter Tc abgekühlt ⇒ das Magnetfeld innerhalb des Materials wird null ⇔ an der Oberfläche des Supraleiters werden Supraströme induziert, die ihrerseits ein dem äußeren Magnetfeld entgegengerichtetes Magnetfeld erzeugen. Meißner-Ochsenfeld-Effekt in supraleitendem Zinn Magnetisches Schweben (Levitation) aus der Abstoßung zwischen Magnetfeld des Permanentmagneten und Magnetfeld erzeugt von den induzierten Strömen im Supraleiter Universität Salzburg Seite 24 29.04.2007 Musso: Physik II Teil 28 Magnetische Induktion Seite 25 In Typ-I-Supraleiter tritt ein vollständiges Meißner-Ochsenfeld-Effekt: für Baus = Bapp < Bc ⇒ μ0 M = −Baus , Bc sehr klein ⇒ Materialien nicht geeignet als Wicklungen supraleitender Magneten. In Typ-II-Supraleiter beginnt das Magnetfeld bei Bc,1 zu durchdringen, jedoch bleibt das Material bis Bc,2 supraleitend, Materialien sind Legierungen oder Metalle, die im normalleitenden Zustand einen großen Widerstand besitzen ⇒ Materialien geeignet als Wicklungen supraleitender Magneten. Die Flußquantisierung Betrachtung eines stromdurchflossenen supraleitenden Ring mit Fläche A ⇒ Strom im Ring erzeugt einen magnetischen Fluß Φ mag = Bn A; Flußänderung ⇒ Spannung induziert ⇒ beim Supraleiter ist der elektrische Widerstand gleich null ⇒ die induzierte Spannung würde einen unendlichen Fluß bewirken ⇒ tatsächlich ist im Supraleiter Φ mag "eingefroren" h mit n = 1,2,3,... 2e h = = 2.0678 × 10 −15 T m2 2e quantenmechanische Behandlung ⇒ Φ mag = n kleinste Einheit: Flußquant oder Fluxon Φ mag,0 Universität Salzburg Seite 25 29.04.2007