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Der Erde
schönste Träume
Mit Wolf-Dieter Storl
durchs Jahr 2017
Mit Wolf-Dieter Storl durchs Jahr 2017
© Aurum
in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, Bielefeld
Gestaltung Umschlag
Abbildung ,Honey Bee On Clover’
Gestaltung Innenteil
Fotos [Autorenportrait & Pflanzen]
Hintergrund [Pergament]
Druck & Verarbeitung
Amelie Ullrich + Kerstin Fiebig
Fotolia | © Phils Photography
Kerstin Fiebig [ad department]
© Ingrid Lisa Storl
Fotolia | © ovydyborets
Kösel, Altusried-Krugzell
www.weltinnenraum.de
ISBN 978-3-89901-949-0
1. Auflage 2016
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation
in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Dieses Buch wurde auf 100% Altpapier gedruckt
und ist alterungsbeständig. Weitere Informationen hierzu finden Sie
unter www.weltinnenraum.de
:
Jahresubersicht
Januar
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11 Neujahr
12
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14
15
16 Heilige Drei Könige
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10
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30
31
Februar
1
1
11
12 Mariä Lichtmess
13
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15
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17
18
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10
11
12
13
14 Valentinstag
15
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19
20
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22
23
24
25
26
27 Rosenmontag
28 Fastnacht
März
1
11 Aschermittwoch
12
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10
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20 Frühlingsanfang
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24
25
26 Sommerzeit
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31
2017
April
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16
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10
11
12
13 Gründonnerstag
14 Karfreitag
15
16 Ostersonntag
17 Ostermontag
18
19
20
21
22 Tag der Erde
23
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30 Walpurgisnacht
Mai
11 Tag der Arbeit
12
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14
15
16
17
18
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10
11 Eisheilige (Beginn)
12
13
14 Muttertag
15 Eisheilige (Ende)
16
17
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22
23
24
25 Christi
Himmelfahrt
26
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31
Juni
1
11
12
13
14 Pfingstsonntag
15 Pfingstmontag
16
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18
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10
11
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13
14
15 Fronleichnam
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20
21 Sommersonnenwende
22
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28
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30
Juli
1
11
12
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28
29
30
31
August
1
11 Erntezeit (Beginn)
12
13
14
15
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10
11
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13
14
15 Mariä Himmelfahrt
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26
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28
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31
September
1
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19
20
21
22 Herbstanfang
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26
27
28
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30
Oktober
1
11 Erntedankfest
12
13 Tag der dt. Einheit
14
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22
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27
28
29 Sommerzeit (Ende)
30
31 Reformationstag
November
1
11 Allerheiligen
12
13
14
15
16
17
18
19
10
11
12
13
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19
20
21
22 Buß- und Bettag
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29
30
Dezember
1
11
12
13 1. Advent
14
15
16 Nikolaus
17
18
19
10 2. Advent
11
12
13
14
15
16
17 3. Advent
18
19
20
21 Wintersonnenwende
22
23
24 Heiligabend
4. Advent
25 1. Weihnachtstag
26 2. Weihnachtstag
27
28
29
30
31 Silvester
Mo
Di
Mi
Do
Fr
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So
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Mo
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Fr
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Mi
Do
Fr
Sa
So
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
Mo
Di
Ein Spaziergang durch die Kräuterwelt
Meine Tochter und Fotografin Ingrid Lisa war mit der
Im 16./17. Jahrhundert aber kam es in der west-
Kamera unterwegs, weil sie die blühenden Kräuter so
lichen Welt zu einer Wende, zu einem medizinischen
schön findet. Allein sich die Zeit zu nehmen, die
Paradigmen-Wechsel. Die Syphilis, eingeschleppt aus
Blüten und Blattmuster anzuschauen, tut der Seele
der Neuen Welt, wütete gnadenlos. Kein Kraut schien
gut. Und was der Seele gut tut, das hat auch eine
dagegen gewachsen zu sein. Da versuchten es die Me-
heilende Wirkung auf uns. Mir ging es jedoch bei den
diziner der Hohen Schulen mit „modernen“, schnell
Pflanzen, die sie fotografierte, vor allem um die
wirkenden mineralischen Mitteln aus der Küche der Al-
phytotherapeutischen und ethnomedizinischen Aspekte.
chemisten. Giftsubstanzen waren das, wie Quecksilber-
Der Gebrauch von Kräutern, Blüten und Wurzeln als
chlorid, Antimon, Vitriol, Terpentin und dergleichen.
Heilmittel geht weit zurück. Noch ehe der Mensch zum
Diese wirkten drastisch und riefen eine „heroische“
Homo sapiens wurde, haben die Frühmenschen sich mit
Reaktion im Organismus des Patienten hervor. Geifern,
Pflanzen geheilt. Primatenforscher haben herausge-
Durchfall, Zittern, Erbrechen, Haarausfall und Zahn-
funden, dass es schon bei den Schimpansen Ansätze
verlust waren Zeichen, dass der Körper sich helden-
für eine, von einer Generation zur anderen tradierte
haft gegen die Krankheit wehrte. Der starke Speichel-
Heilpflanzenanwendung gibt.
fluss, als Reaktion auf Quecksilberpräparate, wurde
Heilpflanzenkunde ist universal. Kulturanthropo-
z. B. als erfolgreiches Ausleiten schlechter Humore
logen bestätigen: Es gibt keinen Volksstamm, keine
gedeutet. Auch Aderlass, Purgativa, Opiumpräparate,
Ethnie, die nicht Heilkräuter verwendet, wenn es
Blasenpflaster und Abführmittel waren in Mode. Gegen
darum geht gesund zu bleiben. Das bedeutet nicht
eine derart stark wirksame Medizin verhielten sich
anderes, als dass sich ein unermesslich großer Wis-
Kräutertees und Breiumschläge als völlig harmlos.
sensschatz angesammelt hat. Geprüftes Erfahrungs-
Kräutermedizin war out, galt als Altweiberkram, als
wissen, nicht bloß theoretisches Wissen.
bäuerlicher Aberglaube.
Inzwischen jedoch haben sich die Dinge wieder gewen-
uns zur Verfügung und das, im Gegensatz zu syntheti-
det. Dank fortgeschrittener Methoden der wissenschaft-
schen Medikamenten, praktisch ohne Nebenwirkungen.
lichen Analyse, scheint die Heilpflanzenheilkunde gar
Über Jahrmillionen hinweg haben wir mit den Pflanzen
nicht mehr so rückständig zu sein. Pflanzen sind Meis-
eine gemeinsame Ko-Evolution durchgemacht; ihre Heil-
ter der organischen Chemie, sie sind absolut nicht die
substanzen sind für unsere Körper keine Fremdstoffe,
primitiven Lebewesen, für die man sie einst hielt. Im
ihre Anwendung tut unserer „inneren Ökologie“ gut.
Gegensatz zu unseren synthetischen pharmazeutischen
Mit gutem Gewissen kann man also sagen: Heilpflan-
Monostoffen, enthalten sie jeweils bis zu 2000 Wirk-
zenkunde ist wieder in. Sie ist nicht nur ein esote-
stoffkombinationen, auf diese Weise können sie Bakte-
risches Anliegen, sondern gehört in die Hände
rien, Pilze und Viren besser austricksen. Das ist
kompetenter Ärzte, Heilpraktiker und Pfleger. In Kom-
wichtig, denn die potenziell pathogenen Mikroorganis-
bination mit vernünftiger Lebensführung, ist sie der
men werden zunehmend resistent gegen unser Antibio-
beste Garant für unser Wohlbefinden.
tika-Arsenal. Als Penicillin, Tetracyclin und Ery-
Soweit eine Kurzfassung aus der wissenschaftlichen
thromycin zunehmend ihre Wirkung einbüßten, griff
Sicht der Dinge. Da ist jedoch noch ein weiterer
man auf Methicillin, als Reserve-Antibiotikum zurück.
Aspekt, der mir als Ethnologe bei den Schamanen im
Aber – o weh! – nun gibt es auch Methicillin Resis-
Himalaya und bei den Indianern bewusst wurde, näm-
tente Staphylokokken (MRSA). Neue, effektive Antibio-
lich, dass Pflanzen hoch entwickelte geistige Wesen-
tika sind nicht in Sicht. Wir nähern uns dem Post-
heiten sind, die mit uns kommunizieren und uns, wenn
Antibiotika-Zeitalter.
wir sie bitten, gerne helfen. Aber das steht auf
Gegen die Abwehrstoffe der Pflanzen können die
einem anderen Blatt geschrieben.
Keime keine Resistenz bilden. Pflanzen haben sich
Übrigens kann jede Pflanze eine Heilpflanze sein.
seit 700.000.000 Jahren mit diesen Kleinlebewesen
Vorausgesetzt, man kennt sie gut und hat ein lieben-
auseinandergesetzt. Ihre Kraft stellen die Pflanzen
des Verhältnis zu ihr.
Die Auflistung der Heilpflanzen in diesem Kalender ist willkürlich und folgt keinem besonderen Schema.
Weiße Landschaft, Schneefall.
Jede Flocke ein Kristall,
Sternenkräfte aus dem All.
Die Ackerscholle nimmt sie auf,
und schenkt sie weiter im Jahreslauf
den lebenden, sprießenden Pflanzen
und lassen sie Spiralen tanzen
wie um die Wette,
als Blattmuster und Blütenrosette.
Januar
Der Wintermonat
Januar
Pestwurz wurde schon in der Antike als Arzneimittel verwendet. Heute wird vor sogenannten leberschädigenden
Pyrrolizidin-Alkaloiden gewarnt, die es enthält. Diese
Gemeine Pestwurz
Alkaloide sind gefährlich, aber Phytotherapeuten, wie
Ganz früh im Jahr, wenn die Natur größtenteils
der bekannte Dr. med. Rudolf Fritz Weiß sind der Über-
noch schläft, hebt die Pestwurz (Petasites hybri-
zeugung, dass bei therapeutischer Anwendung die Gefahr
des) ihre stolzen, blass rosa blühenden Blüten-
gering ist. Wie schon Paracelsus sagte: „Die Dosis macht
stängel empor. Sie tut das, noch ehe sie ihre
das Gift“.
riesigen rhabarberähnlichen Blätter entfaltet.
Neunkraft ist ein alter Name der Pflanze, denn man
meinte, das Blatt habe neun Adern, neun Kräfte und
wirke gegen neun Krankheiten. Tatsächlich hat ein
Aufguss der Blätter oder der Wurzeln eine krampflösende und schwach schmerzstillende Wirkung bei
vegetativ nervösen Funktionsstörungen, etwa bei
Darmkrämpfen, Migräne oder Bronchialasthma.
01 So
Neujahr
KW 52
Januar
02 Mo
03 Di
04 Mi
Bärlauch
Der Bärlauch oder Ramser (Allium ursinum), der im
Frühling feuchte Auen bedeckt, ist ein wahrhafter
05 Do
Bär, was seine Heilkraft anbelangt. Die frischen,
nach Knoblauch riechenden Blätter sind eine Vitaminbombe, die die Frühjahrsmüdigkeit vertreibt,
06 Fr
entschlackend wirkt und den Blutfluss verbessert.
Der frische Saft wirkt entzündungshemmend, antiseptisch und pilzwidrig. Der Laie aber gebe acht,
07
Sa
08
So
wenn er sich die Blätter für den Frühlingssalat
sammelt, dass er nicht ausversehen die ähnlich
aussehenden Blätter des Maiglöckchens oder gar der
Herbstzeitlosen dabei erwischt – das hätte nämlich
fatale Folgen. Wenn der Bärlauch anfängt zu blühen, verlieren die Blätter ihre Kraft und werden
nicht mehr geerntet.
Heilige Drei Könige
KW 01
Januar
09 Mo
10 Di
11 Mi
Schlehe
Zur Zeit der Frühlingstagundnachtgleiche bricht
12 Do
aus dem schwarzen dornigen Gehölz der Schlehe
(Prunus spinosa), die auch als Schwarzdorn bekannt ist, eine weiße Blütenpracht hervor. Aus
13 Fr
dieser entwickeln sich im Herbst dunkelblaue,
leicht bereifte Steinfrüchte aus denen man im
Mittelalter leckeren Schlehenwein bereitete und
14
Sa
15
So
dann, als man das Schnapsbrennern beherrschte,
den Slibowitz, oder Schlehenschnaps. Dass man aus
den Schwarzdornblüten auch einen heilenden Teeaufguss herstellte, ist heutzutage größtenteils
in Vergessenheit geraten. Dieser Tee wirkt mild
abführend, harntreibend, entschlackend und, wie
Kräutervater Kneipp sagt, magenstärkend.
KW 02
Januar
16 Mo
17 Di
18 Mi
Gefleckte Taubnessel
Nicht nur die Weiße Taubnessel oder die Goldnessel
19 Do
wurden als Heilkräuter verehrt, sondern auch die
rötlich blühende Taubnessel (Lamium maculatum).
Die Blüten und blühenden Sprossspitzen sorgfältig
20 Fr
getrocknet, wirken als Tee antibakteriell, blutstillend, adstringierend und entzündungshemmend.
Äußerlich wird er in Bädern oder Waschungen bei
schlecht heilenden Wunden oder Brandwunden ange-
21
Sa
22
So
wendet, innerlich als blutreinigender, schleimlösender, entzündungswidriger Frauentee. Die alten
Angelsachsen kannten eine Salbe der reade netele
(„roten Nessel“) gegen die unsichtbaren Schüsse
der Elfen (dem Stechen und Reißen im Körper).
KW 03
Januar
23 Mo
24 Di
25 Mi
26 Do
27 Fr
28
Sa
29
So
KW 04
Januar
30 Mo
31 Di
KW 05
Kalter Wind. Stürme.
Geister ziehen übers Land.
Graue Wolkentürme, Gischt und Wellen
brechen an Klippe und Strand.
Doch still, behutsam und kaum erkannt,
zieht eine weiße Jungfrau übers Land,
berührt die Bäume mit sanfter Hand,
und ruft sie bei ihren Namen;
nun beginnen die Säfte wieder zu fließen,
Februar
Der Hornung
im Erdendunkel die Samen keimen, sprießen,
und erwachen aus ihren Winterträumen.
Februar
01 Mi
Wald-Sauerklee
02 Do
Der Sauerklee (Oxalis acetosella) hat zwar dreizählige
Blätter wie der echte Klee; er ist aber, wenn man die
zarte Blüte betrachtet, offensichtlich kein Schmetter-
03 Fr
lingsblütler. Auch wächst er nicht auf sonnigen Wiesen,
sondern im Wald. Er blüht wenn der Kuckuck ruft und das
Laub noch nicht voll entfaltet ist. Die zarten, hellgrünen Blätter schmecken erfrischend säuerlich. Aber
04
Sa
05
So
man sollte nicht zu viel von ihnen in den Salat tun,
denn sie enthalten Oxalsäure und Kaliumhydrogenoxalat,
die den Nieren nicht gut tun. Die Volksmedizin verwendet den frisch gepressten Saft dieser „Kuckucksblume“
zur Linderung von Sodbrennen und Verdauungsstörungen
und den Tee als Fiebersenker.
Mariä Lichtmess (Imbolc)
KW 05
Februar
06 Mo
07 Di
08 Mi
09 Do
Schwarzes Bilsenkraut
Die Blüten des Bilsenkrauts (Hyoscyamus niger) sind schön –
schön wie die Hexe Circe, die mit dem Kraut die Männer des
Odysseus angeblich in Schweine verwandelte. Tatsächlich ist
10 Fr
es eine giftige Pflanze; schon in geringen Dosierungen kann
sie Wahnsinn, Atemlähmung und Tod hervorrufen. Hexen sollen
sie als Zutat für Flugsalben verwendet haben, fahrende
11
Sa
12
So
Zahnärzte vertrieben mit dem Rauch der getrockneten Blätter
den „Zahnwurm“, und, wenn es in mittelalterlichen Badestuben
geil-lustig zugehen sollte, dann wurde damit geräuchert.
Noch heute kennt die Phytotherapie ein Bilsenkraut-Öl, das
bei rheumatischen Beschwerden eingerieben wird, und die
bronchial-entspannende Asthma-Zigarette, die einen Anteil
Bilsenkraut enthält.
KW 06
Februar
13 Mo
14 Di
15 Mi
Blutwurz
16 Do
Die Blutwurz (Potentilla erecta), auch Aufrechtes
Fingerkraut genannt, hat ihren Namen, weil der fingerdicke, schwarzbraune Wurzelstock, wenn man ihn
17 Fr
bricht, blutrot erscheint. Diese Wurzel enthält
wertvolle adstringierende, blutstillende, entzündungshemmende Gerbstoffe. Die Wurzeldroge, ungefähr
18
Sa
19
So
vier Minuten am Sieden gehalten, eignet sich als
Sitzbad zur Behandlung von Hämorrhoiden oder Weißfluss, zum Gurgeln bei wundem Zahnfleisch, als Waschung von Schürf- und Brandwunden, und innerlich,
als Teeaufguss bei Durchfall. Im Gegensatz zu anderen Fingerkräutern hat die Blutwurzblüte vier Blütenblätter, anstatt fünf.
Valentinstag
KW 07
Februar
20 Mo
21 Di
22 Mi
Schlüsselblume
23 Do
Hildegard von Bingen kannte die Schüsselblume (Primula
elatior) als Himmelschlüssel. Die Bezeichnung geht auf
die altgermanische Vorstellung zurück, dass sie die
24 Fr
Schlüssel der Freya sind, mit denen die Göttin das Tor
aufschließt und den Lenz hereinlässt. Hildegard verschrieb die freundlich, hell strahlende Blüte als Mit-
25
Sa
26
So
tel gegen Schwermut (Melancholie). Die Volksmedizin
kennt einen nervenberuhigenden, harntreibenden Tee aus
Wurzeln oder Blüten, der vor allem gegen Husten und
Bronchitis eingesetzt wird. Die in der Schlüsselblume
enthaltenen Saponine wirken auswurffördernd. Die Frühlingspflanze ist heute jedoch geschützt, da sie recht
selten geworden ist.
KW 08
Februar
27 Mo
Rosenmontag
28 Di
Fastnacht
KW 09
Draußen blüht der Seidelbast,
verlockend sein Duft,
die Winterhexe wird verbrannt, Rauch füllt die Luft,
und aus dem Boden sprießen hervor
des Huflattichs kleine Blütensonnen,
Märzenbecher, Winterbrecher
und andere Augenwonnen.
Nun werden die Tage länger, heller,
Löwenzähne, Butterblumen leuchtend blühen,
am Himmel vorüber Wildgänse, Kraniche ziehen.
Nun wird’s Feld gepflügt, der Garten umgegraben;
die Gertrude, die Gärtnerin, will es so haben.
Im Haus – so war es einst – gingen Vorräte zur Neige,
März
Der Lenzmonat
Koch Schmalhans spielte nun die Geige:
Aber da ließ es sich fromm Fasten,
mit salzigen Brezen aus dem Kasten
und starkem Märzen aus dem tiefen Keller.
:
Marz
01 Mi
Waldbingelkraut
02 Do
Das Bingelkraut (Mercurialis perennis) ist ein
einheimisches Wolfsmilchgewächs, aber ohne ätzende
Milch. Das frische, blühende Kraut wirkt stark ab-
03 Fr
führend, menstruationsfördernd und harntreibend.
Die Ärzte der Renaissance meinten, es ziehe schlechte
Humore (Körpersäfte) – Schleim und schwarze Galle –
04
Sa
05
So
aus dem Körper und wirke ähnlich wie die damals beliebten Quecksilberpräparate. In der heutigen Schulmedizin
findet Mercurialis keine Verwendung mehr; die anthroposophische Medizin stellt eine Salbe her gegen eiternde,
schlechtheilende Wunden und entzündete Brustwarzen;
die Homöopathen verwenden es unter anderem bei rheumatischen Beschwerden.
Aschermittwoch
KW 09
:
Marz
06 Mo
07 Di
08 Mi
09 Do
Löwenzahn oder Kuhblume
Wenn die Sonne höher steht und es milder wird, dann zieht
die Landschaft ein goldgelbes Blütenkleid an. Es ist der
10 Fr
blühende Löwenzahn (Taraxacum officinale), dessen leicht
bittere jungen Blätter im Vorfrühling gesammelt werden,
um das Blut zu „reinigen“, die Drüsen anzuregen und den
Körper zu entschlacken. Löwenzahntee ist stark harntrei-
11
Sa
12
So
bend, so dass er in verschiedenen Mundarten „Bettseicher“
oder „Bettpisser“ genannt wird. Ein Tee aus den Wurzeln
ist, aufgrund des Bitterstoffs, ein Lebertonikum; er
fördert die Bildung von Magen- und Gallensaft, und
tut ebenfalls der Bauchspeicheldrüse gut.
KW 10
:
Marz
13 Mo
14 Di
15 Mi
Brennnessel
16 Do
Für den Bauernweisen Arthur Hermes war die Brennnessel
(Urtica) ein Krieger, der Haus und Hof vor schlechten
Einstrahlungen und vor boshaften und neidvollen Gedanken
17 Fr
schützt. Aber nicht nur das. Brennnesselgrün, als Spinat
im Frühling gegessen, entschlackt und kräftigt. Es enthält viel biologisch verfügbares Eisen und tut besonders
18
Sa
19
So
den blassen, anämischen Naturen gut. Brennnesseltee ist
harntreibend, entschlackend und entzündungshemmend. Die
im Herbst gesammelten, kleinen grauen Samen schmecken
nicht nur gut, sie sind aufgrund der enthaltenen vitalisierenden Hormone ein erstklassiges Gesundheitselixier
und Potenzmittel; und ein akuter Rheumabefall lässt sich
mit der frischen Brennnesselrute vertreiben.
KW 11
:
Marz
20 Mo
Frühlingsanfang
21 Di
22 Mi
23 Do
Kamille
Die Kamille (Matricaria chamomilla) ist eine Königin der Heilpflanzen. Wegen ihrer Anmut galt sie den
nordländischen Heiden als Braut des Sonnengottes.
24 Fr
Die lieblich duftenden Kamillenblüten wirken, als
Tee, entzündungshemmend, wundheilend, krampflösend,
beruhigend und wirksam gegen Bakterien und Pilze.
25
Sa
26
So
Meine Großmutter konnte praktisch alles mit Kamillen-
tee oder -salben heilen, ganz nach dem Motto: „Kamillen
statt Pillen!“ Bei chronischen Husten oder Schnupfen
machte sie Kamillendampfbäder. Kamillentee ist ein
Wundermittel was Darmentzündung betrifft. Als Frauenheilkraut wird der Tee auch bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt.
Beginn der Sommerzeit
KW 12
:
Marz
27 Mo
28 Di
29 Mi
30 Do
31 Fr
KW 13
Bald trüb und rau, bald licht und mild,
ist der April des Menschen Ebenbild.
Noch kämpfen Sommer und Winter
gegeneinander,
noch schläft der Feuersalamander;
mal schneit’s, mal regnet’s,
mal ist der Himmel blau.
Da sammelt die kundige Kräuterfrau
Bärlauch, Kresse, Giersch und Nessel
für den Salat und den Suppenkessel –
April
Der Ostermonat
alles Pflanzen voller junger, grüner Kraft,
heilsame Kräuter, die das Blut entschlacken,
Siechtum und Leiden aus dem Wege schaffen.
April
Fransen-Enzian
Es gibt ungefähr 30 Arten der Gattung Enzian in Mitteleuropa. Die meisten haben tiefblaue Blüten – wie auch
dieser Fransen-Enzian (Gentianella ciliata), der auf
der Weide in der Nähe unseres Hauses wächst – und alle
enthalten die bittersten der Bitterstoffe: man kann sie
noch in einer Verdünnung von 1:12.000 schmecken. EnzianBitterstoffe regen Speichelfluss, Magensaft und Galle an,
01
Sa
02
So
stärken die Verdauung und unterstützen die Abwehrkräfte.
Das Bittere verbindet – wie Rudolf Steiner sagt – unseren
Ätherleib mit dem Astralleib, das heißt, es hält Leib und
Seele zusammen. Um das zu tun, nimmt man jedoch nicht die
blauen Enziane, die sind nämlich geschützt, sondern lieber
den großen gelbblühenden Enzian (Gentiana lutea).
KW 13
April
03 Mo
04 Di
05 Mi
Wiesen-Sauerampfer
Kaum ein Kind auf dem Lande, das den Sauerampfer
(Rumex acetosa) nicht kennt. Besonders im Frühling,
06 Do
wenn sie noch zart sind, sind die säuerlich schmeckenden, pfeilförmigen Blätter ein richtiger Leckerbissen. Aber auch Erwachsene mögen den Sauerampfer
07 Fr
im Frühlingssalat oder in der Gründonnerstagsuppe.
Die Blättchen enthalten viel Vitamin C, was nach dem
Winter gut tut. Auch regen sie den Appetit und den
08
Sa
09
So
Stuhlgang an. Nur sollte man sich nicht damit vollstopfen, denn wie der Sauerklee, enthalten sie Oxalsäure, die Menschen mit Gicht oder Nierenproblemen
vermeiden sollten. Die Blüten, die wir hier sehen,
werden mit Läusen oder Flöhen verglichen, daher
nennt man die Pflanze mundartlich auch „Läuseblume“,
„Läusekraut“ oder im Appenzell „Lüsampfere“.
KW 14
April
10 Mo
11 Di
12 Mi
Echter Alant
13 Do
Gründonnerstag
14 Fr
Karfreitag
Ein Bild der Wonne: Der Tagpfauenauge-Schmetterling auf der sonnigen Blüte des Alants (Inula helenium)! Dieser Korbblütler wird auch Odinkopf
genannt, aber mit dem nordischen Schamanengott hat
er wenig zu tun, denn er kommt aus südlichen Gefilden, wo sein aromatischer Wurzelstock schon
15
Sa
16
So
seit der Antike als schleimlösendes, magenwirksames und wurmtreibendes Heilmittel verwendet
wurde. In die Klostergärten Mitteleuropas gelangte
die Pflanze im Mittelalter. Der in Wein gekochte
Wurzelstock galt als Universalheilmittel und wurde
vor allem gegen Krankheiten der Brust, des Kopfes,
des Magens und auch gegen die Pest eingesetzt.
Ostersonntag
KW 15
April
17 Mo
Ostermontag
18 Di
19 Mi
20 Do
Riesen-Schachtelhalm
Schachtelhalme sind lebende Fossilien, sie waren schon
lange vor den Dinosauriern da. Phytotherapeuten benutzen
21 Fr
zwar vor allem den Ackerschachtelhalm als Heilpflanze,
aber inzwischen weiß man, dass auch der Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateia) – er kann über zwei Meter
22
Sa
23
So
hoch werden – medizinisch wirksam ist. Die Abkochung
wirkt harntreibend, gewebefestigend und blutstillend;
wegen der Kieselsäure vermag er die Knochen zu stärken,
und als Antioxidans schützt er vor zellschädigenden
Radikalen. Die Indianer Nordamerikas schätzen das Sumpfgewächs als wirksames Diuretikum; auch essen sie die
Sporenkolben im Frühling als Gemüse.
Tag der Erde
KW 16
April
24 Mo
25 Di
26 Mi
27 Do
28 Fr
29
Sa
30
So
Walpurgisnacht
KW 17
Mai
Der Wonnemonat
Als jungen Gott verehrte man einst die Sonne,
des himmlischen Vaters strahlenden Sohn;
Flora, der Mutter Erde jungfräuliche Tochter,
das Blumenmädchen, ihm seit Urbeginn anvertraut,
war seine ewige Braut.
Sein warmer Kuss war es, der sachte
im Mai, im Mond der Wonne,
ihre Liebe zum Erblühen brachte.
Der Herold, der Gauch *,
sein Ei legt er in fremde Neste,
rief herbei all die Gäste
zum frohen Hochzeitsfeste.
Hirsch und Hase und Rehlein sprangen,
und all die Vögel sangen.
Bei den Menschenkindern wurde wieder gelacht;
unter dem grünen Laub der Linden sangen,
tanzten und schmausten sie wohl die ganze Nacht.
Nun aber, o Schreck, sind wir aufgeklärt
und wissen: Kein Gott, nur ein Kernreaktor,
strahlt uns da aus einem totem schwarzem All!
Ja, wir haben’s begriffen. Und mit der Vögel
Schall, werden lediglich lästige Konkurrenten
weggepfiffen. Klug durchschauen wir
der Poeten Trug: Wer will da schon
unter den Bäumen tanzen und träumen?
*Gauch oder Gauk: Alter Name für den Kuckuck
Mai
01
Mo
02 Di
03 Mi
04 Do
Sumpfdotterblume
Die leuchtend gelbe, glänzende Blüte gehört der
Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Die Wurzeln,
05 Fr
jungen Blätter und die noch nicht aufgeblühten Knospen dieses in Sümpfen wachsende Hahnenfußgewächses,
werden zirkumpolar im Frühling als Beigabe zum fettigen Fleisch gegessen. Sie müssen aber gut gekocht
06
Sa
07
So
werden und das Wasser weggeschüttet, sonst kann das
Gemüse die Magenschleimhäute reizen. Die getrockneten Blätter werden oft in Heiltees gemischt, denn
wegen der Saponine eignet sich diese Pflanze als
Schleuser für andere Wirkstoffe. Es kann also die
Resorption dieser Substanzen erhöhen.
Tag der Arbeit, Fruchtbarkeitsfest (Beltane)
KW 18
Mai
08 Mo
09 Di
10 Mi
Rettich/Radieschen
Wer würde denken, dass diese wunderschöne Blüte
11 Do
Eisheilige (Beginn)
dem gemeinen Rettich (Raphanus sativus) oder dessen
kleine Abart, dem Radieschen, gehört? In Ostasien
isst man nicht nur die kugeligen Knollen, sondern
12 Fr
man lässt die Rettiche absichtlich blühen und dann,
nach dem Verblühen, isst man die unreifen, spitzen
grünen Samenschoten als Gemüse. Sie eignen sich
besonders gut für Mischgemüse im Wok. Wenn man
13
Sa
14
So
die Schoten ausreifen lässt, kann man die scharf
schmeckenden Samen als Gewürz verwenden. Wie Senfsamen wirken sie, aufgrund der Senfölglykoside,
antibakteriell und galletreibend. Auch lässt sich
ein schleimlösender Hustensaft aus den Rettichen
herstellen.
Muttertag
KW 19
Mai
15 Mo
16 Di
17 Mi
Mädesüß, Spierstaude oder Wiesenkönigin
18 Do
Diese delikate cremefarbige Blüte gehört dem Mädesüß
(Filipendula ulmaria). Der Name hat übrigens nichts mit
süßen Mädchen zu tun, sondern mit dem Met, die blühende
19 Fr
Staude wurde als aromatisierender Zusatz in den Honigwein gegeben. Kraut und Blüte dieser Sumpfpflanze enthalten Salicylsäureverbindungen, sie sind also ein
20
Sa
21
So
natürliches Aspirin. Als Tee getrunken, können sie alles
was das synthetische Medikament kann: Schmerzen lindern,
Blut verdünnen, Fieber senken. Nur eins kann das Mädesüß
nicht: die Magenschleimhaut angreifen, da es auch schützende Gerbstoffe enthält. Bei Kopfschmerzen und Grippe
kann der Tee auch helfen.
Eisheilige (Ende)
KW 20
Mai
22 Mo
23 Di
24 Mi
Ährige Teufelskralle
25 Do
Zwischen Giersch und Klettenlabkraut sehen wir hier
die halbverblühten Ähren der einheimischen Teufelskralle (Phyteuma spicatum). Es handelt sich um ein
26 Fr
Glockenblumengewächs, aber ohne Glöckchen. Wer dieses
mit der südafrikanischen Teufelskralle (Harpagophytum)
verwechselt und versucht, seine Arthrose damit zu be-
27
Sa
28
So
handeln, wird keinen Erfolg haben. Die Ährige Teufelskralle, in den Alpen auch Rapunzel genannt, ist zwar
keine besondere Heilpflanze, aber die jungen Blätter
und Triebe sind gut essbar. Die Blütenstände, wie
Spargelspitzen gedünstet, sind eine würdige Speise
für den Pfingstmittagstisch.
Christi Himmelfahrt
KW 21
Mai
29 Mo
30 Di
31 Mi
KW 22
Der Holunder blüht, die Linde singt
und summt und duftet honigsüß;
erhaben steht der Hirsch auf hohem Hügel,
goldblinkend das Geweih,
und hält das grüne Tal im Blick;
Über des Berges Rücken reitet
die königliche Frau ihren Schimmel –
golden das Zaumzeug; silbern Sattel
und Steigbügel;
der Adler breitet schwebend seine Flügel
am hehren Himmel,
derweil Menschenkinder tanzen und singen,
und über das Sonnwendfeuer springen,
Juni
Der Brachmonat
über die Glut, als hätten sie Schwingen.
Ah, die schöne Blumenbraut ist schwanger,
es leuchtet ihr Gesicht;
sie träumt den Mittsommertraum
im gleißenden Licht.
Juni
01 Do
Breitwegerich
Hier sehen wir die reifen Ährenstiele des Breitwegerichs
(Plantago major), dessen Samen einst in der Jungsteinzeit
als nahrhaftes „Getreide“ gesammelt wurden. Wegerich heißt
02 Fr
„König des Weges“, da er zäh und unempfindlich gegen Tritt
und Befahrung ist. Diese Widerstandsfähigkeit kann er auch
03
Sa
04
So
uns vermitteln. Die zerstampften Blätter wirken blutstillend, entzündungshemmend und wundheilend. Inzwischen weiß
man, dass der Saft – etwa im Smoothie – eine antivirale
und immunstärkende Wirkung hat und bei Magen-Darm-Entzündungen hilft. Eine Suppe aus den Blättern hat den
Geschmack einer Steinpilzsuppe.
Pfingstsonntag
KW 22
Juni
05 Mo
06 Di
07 Mi
Johanniskraut
08 Do
Johanniskraut (Hypericum perforatum) blüht üppig zur
Sommersonnenwende; es saugt die Kraft des Sonnenlichtes
auf und lagert es in den Blättern und Blütenknospen als
09 Fr
rotes Öl (Johannesblut) ab. Wegen seiner lichtvermittelnden Wirkung hilft Johanniskraut, als Tee, bei Depressionen und Melancholie. Besonders im dunklen, trüben Winter
10
Sa
11
So
durchflutet es die Seele mit Licht. Der Tee regt auch die
Leber an, so dass körperfremde Stoffe schneller verstoffwechselt und ausgeleitet werden können, darunter auch synthetische Medikamente oder die Antibabypille. Trotz Pille
werden immer wieder „Johanniskraut-Babys“ geboren. Äußerlich wirkt eine Öl-Mazeration der Blüten wundheilend und
hilft der Haut bei erfolgtem Sonnenbrand.
Pfingstmontag
KW 23
Juni
12 Mo
13 Di
14 Mi
15 Do
Bachnelkenwurz
Für einige Betrachter sieht die hübsche Blüte der Bachnelkenwurz (Geum rivale) aus wie ein Blutstropfen. „Bluttröpfchen“
oder auch (im Allgäu) „Muetter-Herrgotts-Bluetströpfle“ sind
16 Fr
auch einige der volkstümlichen Benennungen und dienten als
Zeichen, dass die Pflanze blutstillend und wundheilend wirkt.
Das tut sie auch, dank der in ihr enthaltenen Gerbstoffe. Im
17
Sa
18
So
Gegensatz zu der Echten Nelkenwurz (G. urbanum) enthält sie
jedoch relativ wenig von dem keimtötenden ätherischen Öl,
dem Eugenol. Der in Wein gekochte, leicht nach Nelken duftende, Wurzelstock galt in der Klostermedizin als ein probates
Mittel gegen Durchfälle.
Fronleichnam
KW 24
Juni
19 Mo
20 Di
21 Mi
Buchweizen oder Heidenkorn
Das Blatt auf dem die kleine Wanze sitzt, gehört der
22 Do
blühenden Buchweizenpflanze (Fagopyrum esculentum).
Wir kennen Buchweizen vor allem als leckere Pfannkuchen oder Grütze, die aus den dreikantigen, an
23 Fr
Bucheckern erinnernden Samen, hergestellt werden.
Weniger bekannt ist, dass das getrocknete Kraut,
als Tee, ein hervorragendes Hilfsmittel bei Venen-
24
Sa
25
So
leiden, Durchblutungsstörungen und Krampfadern ist.
Der Tee enthält Rutoside und reduziert oxidative
Schwächen der Blutgefäße. Das Knöterichgewächs hilft
aber auch bei Diabetes, indem es den Blutzuckerspiegel senkt. Und, nicht zu vergessen, aus den Samen
kann man vitaminreiche und mineralstoffhaltige
Keimlinge für den Wintersalat herstellen.
Sommersonnenwende (Litha)
KW 25
Juni
26 Mo
27 Di
28 Mi
29 Do
30 Fr
KW 26
Juli
Der Heumonat
Der Frauenmantel blüht,
in der Wiese funkelt der Tau
Gräser, reifende Ähren wiegen,
tanzen in sommerlicher Brise,
Kornblumen blau, roter Mohn,
und der Wind angenehm lau,
die Sonne glüht und übers Feld
streift die Mittagsfrau.
Auf grüner Weide ruhen und käuen die Rinder.
Bald gebiert die Sonnenbraut
ihre vielen Kinder.
Warme Nächte, Sonnenschein,
an den Reben reift der Wein.
Vergessen ist Wintersnot und Schnee,
heut geht’s zum Baden im Baggersee;
zündet an den Grill
und trinkt mit mir ein kühles Bier!
Es brutzeln die Würstchen,
der Braten vom Weidetier;
die ersten Erdäpfel und Zuckererbsen frisch,
kommen auch mit auf den Picknicktisch.
Doch irgendwann
ziehen graue Gewitterböcke heran,
es blitzt und donnert der Hammermann,
der lässt es seichen und macht behände –
vorübergehend – dem Spaß ein Ende.
Juli
Weißdorn
„Mehlfässchen“ werden diese roten Beeren, die Früchte
des Weißdorns (Crataegus spp.), genannt. Man kann sie
essen, obwohl sie einen großen harten Kern besitzen.
Die alteuropäischen Heiden weihten das weißblühende
Bäumchen der Weißen Göttin, die einen Weißdornblütenkranz
bei ihrer Hochzeit mit dem jungen Sonnengott trägt.
Während der industriellen Revolution, als der Lebens-
01
Sa
02
So
rhythmus der Menschen immer mehr außer Fugen geriet und
die Herzkrankheiten zunahmen, entdeckte ein irischer Arzt
die Herzwirksamkeit des Weißdorns. Der Tee aus Blatt und
Blüte verbessert die Herzdurchblutung und Herzleistung,
und hat einen günstigen Effekt bei Herzrhythmusstörung.
KW 26
Juli
03 Mo
04 Di
05 Mi
Kornblume
06 Do
Neue Agrartechniken und Herbizide brachten die blaue
Kornblume (Centaurea cyanus) als Ackerbegleitkraut
praktisch zum Verschwinden. Die Bauern jener Zeiten
07 Fr
weihten sie der Maria als Himmelskönigin, sie schmückten Erntekränze mit ihren Blüten und verwendeten sie
als blutreinigendes, wundheilendes und augenstärken-
08
Sa
09
So
des Heilkraut. Die Volksheilkunde kennt noch immer die
Pflanzendroge als Hustenmittel, als harntreibendes
Mittel, sowie als Magentonikum – was aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe auch berechtigt ist. Wegen der
himmelblauen Farbe werden die Blüten heutzutage als
Schmuckdroge für Teemischungen verwendet.
KW 27
Juli
10 Mo
11 Di
12 Mi
13 Do
Mariendistel
Im Mittelalter weihte man diese aus Südeuropa stammende
14 Fr
Distel (Silybum marianum) der Gottesmutter Maria. Man
glaubte, die weißen Streifen auf den Blättern seien entstanden, als Milch von ihrer Brust auf die Pflanze herab-
15
Sa
16
So
tropfte, als die das Jesuskind stillte. Man verwendete
damals schon die Samen, „Stechkörner“ genannt, gegen
„Seitenstechen“ (Leberschmerzen) und Herzstechen. Der
Gebrauch macht guten Sinn, denn kaum ein Mittel wirkt
dermaßen leberentgiftend und leberschützend. Die zerstoßenen Samen werden mit siedendem Wasser übergossen und
man lässt diesen Tee länger zeihen.
KW 28
Juli
17 Mo
18 Di
19 Mi
Schafgarbe
Die Bezeichnung Garbe kommt aus dem altgermanischen und
20 Do
kann als „vollkommener Heiler“ übersetzt werden. Das würde
auch zutreffen, den der Aufguss oder Umschlag aus blühender
Schafgarbe (Achillea millefolium) ist ein entzündungshem-
21 Fr
mender Wundheiler; der lateinische Name Achillea, bezieht
sich auf Achilles, den unverwundbaren Krieger. Zugleich
ist es auch ein hervorragendes Frauenkraut. Da es ähnliche
22
Sa
23
So
Wirkstoffe wie die Kamille hat, ist es wirksam bei Menstruationsstörungen, Krämpfen und Weißfluss. Wegen der Bitterstoffe ist es zugleich ein wirksames Magen-Darm -Mittel,
das auch die Gallen- und Leberfunktion anregt. Da der Tee
ebenfalls eine antivirale Wirkung zeigt, ist er bei Grippe
und Erkältung angesagt.
KW 29
Juli
24 Mo
25 Di
26 Mi
27 Do
28 Fr
29
Sa
30
So
KW 30
Juli
31 Mo
KW 31
Augustfeuer, Sonnenglut und Blitzgewitter,
das reife Korn erliegt dem Schnitter.
Die Scheune ist voll, die Ernte war gut.
Die Herrin der Pflanzen, die göttliche Frau
schwebt hinauf in des Himmels blau,
verlässt ihre Kinder, wie jedes Jahr zuvor;
steigt wieder hinaus durchs goldene Tor,
hinterlässt ihren Segen im funkelnden Tau,
in Sommerblumen und im Duft der Kräuter,
der heilenden, die da wachsen
in den Wiesen, den Wäldern,
August
Der Erntemonat
am Wegrand und auch in den Stoppelfeldern;
da binden wir uns einen dicken Strauß,
und tragen ihre Heilkraft
fürs Jahr ins Haus.
August
01 Di
02 Mi
Katzenminze
An dieser schönen blau blühenden Staude im Allgäuer
03 Do
Kräutergarten Artemisia, konnte unsere Fotografin
Ingrid Lisa, einfach nicht vorbeigehen. Es handelt
sich dabei um eine der ungefähr 300 Arten der Gattung
Katzenminze (Nepeta spp.), von denen fast alle aroma-
04 Fr
tisch-bitter, balsamisch schmecken. Katzen fahren
darauf ab und reiben sich an dem Kraut. Bei Menschen
wirkt ein Katzenminzen-Tee schweißtreibend, krampf-
05
Sa
06
So
lösend und Menstruation auslösend. Schwangere sollten
ihn meiden. Der Gelehrte Leonhard Thurneysser (16. Jh.)
berichtet von einem Scharfrichter, der niemanden hinrichten konnte, es sei denn, er kaute Katzenminze,
worauf ihn „augenblicklich Zorn übermannte und er
ganz blutgierig wurde“.
Beginn der Erntezeit (Lughnasa)
KW 31
August
07 Mo
08 Di
09 Mi
Studentenblume, Samtblume oder Tagetes
Für uns ist die Studentenblume (Tagetes erecta) ledig-
10 Do
lich eine Garten- oder Balkonzierde; der Gemüsegärtner
pflanzt sie, um lästige Fadenwürmer (Nematoden) aus dem
Boden zu vertreiben. In Mexiko jedoch, wo sie heimisch
ist, hat diese Flor de Muertos („Totenblume“) ungefähr
11 Fr
den Stellenwert den die Kamille bei uns hat.
Eine Abkochung (3 Blüten, 10 Min. geköchelt) wirkt
schweißtreibend und wird bei Fieber, Magenschmerzen,
12
Sa
13
So
Flatulenz und Kopfschmerzen getrunken. Bei Grippe,
Erkältung, Durchfall oder Fieber kommt dieser Tee mit
ins Badewasser. Wunde Stellen, Geschwüre und Abszesse
werden damit gewaschen. Und die Maya Priester waschen
mit der Abkochung Hände und Gesicht, um die Geister
besser rufen zu können.
KW 32
August
14 Mo
15 Di
16 Mi
Nachtkerze
Die Nachtkerze (Oenothera biennis) ist eine Indianer-
17 Do
pflanze. Nachdem sie 1612 das erste Mal im botanischen
Garten in Padua angepflanzt wurde, eroberte sie sofort
die Herzen der Europäer. Man bewunderte die Schönheit
18 Fr
der Blüten; später merkte man, dass die Wurzeln – der
Farbe wegen „Schinkenwurzel“ genannt – ein gutschmeckendes Gemüse sind. In den 1980ern entdeckte man in
19
Sa
20
So
den Samen wertvolle Gamma-Linolensäuren, Vorstufen
des Gewebshormons Prostaglandin. Seither wird das Öl
aus den Samen gegen Neurodermitis, zu hohem Cholesterinspiegel, bei prämenstruellem Syndrom und bei
diabetischer Neuropahtie eingenommen. Ein Tee aus den
Sprossspitzen eignet sich zudem als Hustenmittel.
Mariä Himmelfahrt
KW 33
August
21 Mo
22 Di
23 Mi
Rosenmalve oder Siegmarswurz
24 Do
Die Blätter der schönen Rosenmalve (Malva alcea) kann
man als Suppengemüse verwenden, die rosa Blüten, zum
Dekorieren des Salats. Vor allem aber als Heilmittel
hat sich diese Malve bewährt. Mit dem „Tee“ (Mazerat)
25 Fr
wird bei Halsentzündung gegurgelt und gespült; äußerlich angewendet hilft er Schürf- und Brandwunden heilen, unter anderem, weil er mit seinen Schleim- und
Gerbstoffen die Bakterien einfach erstickt und „gerbt“.
26
Sa
27
So
Innerlich hilft er bei Magen-Darm-Beschwerden. Der „Tee“
wird am besten lauwarm angesetzt, acht Stunden ziehen
gelassen und angewärmt getrunken. Bei Augenleiden wird
das frische, zerstampfte Kraut als Kataplasma auf die
Augen gelegt.
KW 34
August
28 Mo
29 Di
30 Mi
31 Do
KW 35
Noch ist es warm, aber es fehlt die Glut,
das hitzige Blut des Erntemonds der Augustzeit.
Noch sind die Matten grün,
noch sind die Schwalben da,
Herbstastern und Goldruten blühen.
Die Mutter Natur erwartet Besuch:
Sie wechselt in ihr schönstes Kleid;
Rot, gelb, braun gefärbt ist das Tuch.
Aus den kosmischen Tiefen tritt hervor,
der dunkle König, der Moritz, der Mohr.
Unerbittlich ist sein Lauf,
Michaels Heerscharen halten ihn nicht auf.
Abgegrast, die Weiden,
September
Der Herbstmonat
ein Stoppelfeld der Acker.
Die dunkle Jahreshälfte beginnt,
eine reiche Ernte, der Arbeit Lohn,
wird festlich gefeiert und, hochgesinnt,
säuft und frisst man, und dankt Gottes Sohn.
September
Schwarzer Holunder
Der Hofholunder (Sambucus nigra), der einst der Frau
Holle geweiht war, und, wie man überzeugt war, alle
negativen Energien anzieht und in die Erde hinableitet, galt als des Bauern Apotheke: Aus dem Bast wird
01 Fr
ein ausleitendes Brech- und Abführmittel hergestellt,
aus den Blättern eine Salbe gegen Schrunden und Frostbeulen, und der „Fliedertee“, gebraut aus den Blüten,
02
Sa
03
So
wirkt schweißtreibend, immunstimulierend und antiviral. Aber auch die reifen schwarzen Beeren, aus denen
eine leckere, vitaminreiche Suppe im Herbst gekocht
wird, sind heilkräftig. Auf jeden Fall stärken sie
die Abwehrkräfte im Kampf gegen fieberige Erkältungen
und Viren.
KW 35
September
04 Mo
05 Di
06 Mi
Odermenning
07 Do
Das Wiesenwildkraut Odermenning (Agrimonia eupatoria)
wirkt zusammenziehend und entzündungshemmend, daher
wurde es seit der Antike als Wundheiler und gegen
Magen-Darm-Katarrh und bei Schlangenbissen verwendet.
08 Fr
Es galt aber auch als wichtiges Lebermittel, wie sein
Name eupatoria verrät; König Eupator von Pontes galt
als der absolute Meister der Leberheilpflanzen. Das
19
Sa
10
So
gelb blühende Rosengewächs ist zudem ein Freund der
Sänger und Redner; denn, kurz aufgekocht, hilft es
bei Heiserkeit und Stimmbandentzündung und vertreibt
den lästigen „Frosch im Hals“. Agrimony, eine der
Bach-Blüten-Essenzen, die die Seele zur Harmonie
führen sollen, wird aus Odermenning hergestellt.
KW 36
September
11 Mo
12 Di
Breitblättriger
Rohrkolben
Als Kinder mochten
wir diesen „Rohr-
13 Mi
putzer“ (Typha
latifolia), denn
man konnte mit den
14 Do
Fruchtkolben so
tun, als rauche man eine fette Zigarre, wie die alten
Herren es taten. Was wir nicht wussten war, dass seit der
Steinzeit die jungen Triebe als Gemüse und die Rhizome
15 Fr
als stärkereiches Nahrungsmittel gegessen wurden. Die
getrockneten Sprossachsen wurden gemahlen und mit Mehl
gemischt zu Brot gebacken. Auch der üppig vorhandene,
16
Sa
17
So
gelbe Blütenstaub kann mit in den Teig geknetet werden.
Die Blätter, als Tee, wirken blutstillend, desinfizierend, harntreibend und wurmwidrig, sind aber für Schwangere kontraindiziert. Die Indianer kauen oder zerstampfen
die Wurzel und legen sie auf Brandwunden oder eiternde
Abszesse.
KW 37
September
18 Mo
19 Di
20 Mi
Herzgespann oder Löwenschwanz
Der Löwenschwanz (Leonurus cardiaca) ist ein kräf-
21 Do
tiger, zäher Lippenblütler, der wie Unkraut in meinem Garten wuchert. Schon lange wurde die Pflanze,
wie der Name Herzgespann andeutet, bei „verspannten
22 Fr
Herzbändern“ angewendet. Der Teeaufguss gilt als
nervenstärkend, krampflösend und beruhigend bei nervösen Herzbeschwerden. Er hilft gegen Schilddrüsen-
23
Sa
24
So
überfunktion. Frauen verwendeten ihn zur Anregung
der Monatsblutung oder, beim Eintreten der Wechseljahre, gegen Hitzewallungen und Schlafstörungen.
Moderne Forschung bestätigt, dass das Heilkraut es
vermag den Blutdruck zu senken und den Herzschlag zu
verlangsamen.
Herbstanfang (Mabon)
KW 38
September
25 Mo
26 Di
27 Mi
28 Do
29 Fr
30
Sa
KW 39
Oktober
Der Weinmonat
Aus den abgegrasten Rasen,
vom Niederschlag benetzt,
erheben sich zart und geisterhaft,
blass lila die Herbstzeitlosen.
Fort sind die Schwalben;
am Zaun blühen die letzten Rosen;
der Wald schenkt Steinpilz,
Pfifferling und Maronen.
Wie jedes Jahr,
schütten die drei göttlichen Matronen
ihren Segen über das Land.
Wieder ist es Erntedank!
Die Wurzeln sind im Keller,
die Kräuter verpackt im Schrank,
Heuboden, Scheune und Speicher
sind gefüllt bis an den Rand,
der Wein gärt und rumpelt
drunten im Keller im Fass,
reif sind die Haselnüsse, die Bucheckern,
der Hopfen und die Birnen auch.
Nun ist Bauernkirmes, Kilbi, Jahrmarkt,
wo nach altem Brauch,
ausgekostet werden die irdischen Genüsse,
wo bis spät in die Nacht,
gesungen wird, getrunken, geschäkert
und gelacht.
Oktober
Fenchel
Der Fenchel (Foeniculum vulgare) stammt ursprünglich
aus dem Mittelmeerraum und wurde dort seit Urzeiten
von Heilkundigen als Heil- und Gewürzpflanze und als
Wildgemüse verwendet. Dank seiner ätherischen Öle
wirkt der aromatische Doldenblütler magenstärkend,
appetitanregend, krampflösend, antibakteriell,
schleimlösend, auswurffördernd, harntreibend, Milchsekretion anregend, wurmtreibend und blähungswidrig.
Ein Kraut, welches das alles vermag, wird auch den
Teufel verjagen können, da war man sich sicher. Als
Till Eulenspiegel geboren wurde, sagte die Hebamme:
„Ich bringe dem Glückskind Engelwurz, die bewahrt vor
Wollust, und Fenchel, der vertreibt den Teufel.“
01
So
Erntedankfest
KW 39
Oktober
02 Mo
03 Di
04 Mi
Gemeine Ringelblume
05 Do
Wohl jeder kennt die goldgelb leuchtende Ringelblume
(Calendula officinalis), insbesondere die Ringelblumensalbe, die sich gut bei Riss-, Quetsch- oder Brandwunden, schlecht heilenden Geschwüren, bei Krampfadern
06 Fr
und Venenentzündung anwenden lässt. Wie ebenfalls der
Calendula-Umschlag, wirkt dieses Heilmittel stark reinigend, entzündungshemmend und zusammenziehend, und
07
Sa
08
So
fördert die Bildung von Granulationsgewebe. Aber auch
der Blütentee hat es in sich, er regt die Entgiftung
des Lymphsystems an und hilft bei Gallenblasenbeschwerden. Bei diesem Heilvermögen ist es kein Wunder,
dass man die Blume der Maria weihte. Marygold, Mariengold, nennen die Engländer sie noch heute.
Tag der Deutschen Einheit
KW 40
Oktober
09 Mo
10 Di
11 Mi
Beifuß
12 Do
Der Beifuß (Artemisia vulgaris) ist einer unserer
ältesten Heil- und Zauberpflanzen. Die altsteinzeitlichen Großwildjäger kannten ihn, denn er war eine
der ersten Pflanzen, die die Mammutsteppe besiedelten,
13 Fr
nachdem die Eizeitgletscher geschmolzen waren. Beifuß
wurde in Schwitzhütten ausgelegt, während schamanischen Sitzungen wurde damit geräuchert. In diesen
14
Sa
15
So
Dampfbädern schwitzte man sich gesund und begegnete
in der Vision den Göttern und Geistern. Hier wurden
auch die Kinder geboren. Beifuß öffnet Körper und
Seele, lässt fließen was fließen soll. Die rötlichen
Stängel gelten in vielen Kulturen als Signatur, dass
das Kraut die Periode anregen kann.
KW 41
Oktober
16 Mo
17 Di
18 Mi
Rossminze
Pflanzen, denen der Volksmund die Bezeichnung „Ross“
19 Do
anhängt, sind meist grobe, wenig brauchbare Gewächse.
So ist es auch mit der Pferdeminze (Mentha longifolia).
Ihr kräftiger Duft ist eher unangenehm, man würde sich
20 Fr
nicht unbedingt einen Kräutertee aus ihr brauen. Diese
Minze-Art, auf denen sich oft grün-blau metallisch glänzende Minzblattkäfer tummeln, gedeiht an feuchten Stand-
21
Sa
22
So
orten. Weder die grau-rosa Blüten, noch die weichen graugrünen Blätter rufen Begeisterung hervor. Dennoch hat
die Rossminze ihre guten Seiten: Seit dem Altertum verwendet man den Tee bei Darmwinden, Bauchkneifen und Kopfschmerzen. Und im Wald kann man sich, gegen Zeckenoder Milbenbefall, die Haut mit dem Kraut einreiben.
KW 42
Oktober
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Ende der Sommerzeit
KW 43
Oktober
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Halloween (Samhain), Reformationstag
KW 44
November
Der Nebelmonat
Krähen krächzen auf kargen Feldern,
Kahl und düster wird’s nun in den Wäldern,
Die graue Geisterschar, in Nebelschwaden gehüllt,
vom kalten Wind getrieben, voller Hunger,
ungestillt,
rüttelt an Türen, knarrt auf Dielenböden,
klappert und klopft an unserer Seele Fensterläden.
Die letzten Blätter, braun vergilbt, fallen
frostschwer unerbittlich von erstarrten Bäumen.
Aus ist das Sommerträumen,
zu Ende geht das Sonnenjahr.
Schlachtzeit ist’s und ungeheuer,
Zeit des Jagens und des Tötens.
Der Weise spricht: „Weh dem, der keine Heimat hat“.
Also zündet ein Licht den Toten:
„Kommt, trinkt und esst euch satt,
an der Schüssel Hirsebrei!
Seid uns gnädig, treibt’s nicht zu wild,
und zieht still vorbei! Folgt dem Licht!
Das Euch leuchtet aus des Heilands Angesicht.“
Die Singvögel sind nun fort.
Ein weißer Riese steht vor Ort.
Im warmen Stall grunzt die Sau, es brummt die Kuh,
es scharrt das Pferd, über dem Land liegt Ruh,
lustig knistert das Feuer im Herd.
November
01 Mi
Echter Salbei
Das lateinische Wort Salvus (gesund) liegt der Benen-
02 Do
nung dieses Lippenblütlers zugrunde. Mönche brachten
den Salbei (Salvia officinalis) mit in den Norden und
pflanzten ihn in ihre Klostergärten. Die würzigen,
hellgrauen Blätter wirken, wenn aufgebrüht, zusammen-
03 Fr
ziehend, entzündungs- und bakterienhemmend. Deswegen
eignet sich der Tee zum Gurgeln und Spülen bei Halsentzündung. Der Salbeitee wirkt innerlich schweiß-
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hemmend und dämpft die Milchbildung bei stillenden
Müttern. Zuviel oder zulange sollte man den Tee aber
nicht trinken, der Thujongehalt führt zu Vergiftungserscheinungen. Als Gewürz für Hammelfleisch, Fisch
und Wild ist er dennoch nicht aus der mediterranen
Küche wegzudenken.
Allerheiligen
KW 44
November
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Hirschkolbensumach oder Essigbaum
Das nordamerikanische Bäumchen, dessen Laub im
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Herbst spektakulär gelb-orange aufflammt und dessen
Schösslinge wie das im Bast stehende Hirschgeweih,
weich und braunfilzig überzogen sind, wächst nun
freudig als Neophyt in Europa. Für die Indianer war
10 Fr
diese Sumach-Art (Rhus typhina) eine wichtige Heilpflanze. Die säuerlich schmeckenden, roten Beeren
wurden für den Winter gesammelt und – in kaltem
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Wasser eingeweicht – als Vitamin-C-reiche-„Limonade“
getrunken. Beim Kochen der Beerentrauben, werden
hochwertige Tannine freigesetzt. Die Abkochung
kommt als Sitzbad bei Weißfluss, Hämorrhoiden oder
Geschwüren zum Einsatz, innerlich bei Durchfall
und Ruhr. Die Pennsylvania-Deutschen gurgeln damit
bei Halsweh.
KW 45
November
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Meisterwurz, Kaiserwurz oder Stränze
Die Meisterwurz (Peucedanum ostruthium) ist eine
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Hochgebirgspflanze, die aber auch in niedrigeren
Lagen im Garten angebaut werden kann. Im Mittelalter
galt sie als Allheilmittel: man nannte sie „Wurzel
aller Wurzeln“, remedium divinum (göttliche Medizin)
17 Fr
oder auch Imperatoria (Gebietende). Hildegard schätzte sie als Fieber- und Magenmittel, Paracelsus als
Pestmittel: während der Pest, sollte man die stark
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Sa
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aromatisch, scharf und leicht bitter schmeckende
Wurzel im Mund tragen. Die heutige Phytotherapie
sieht die Sache nüchterner: Meisterwurz fördert
Auswurf und ist magenwirksam. Für unsere Bergbauern
und Sennen bleibt sie jedoch noch immer ein Allheilmittel, besonders als Bitterschnaps.
KW 46
November
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Gundermann oder Gundelrebe
Der Gundermann (Glechoma hederaceum), der unter
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Hecken und auf dem Rasen wuchert, spielt nicht nur
in der Volksheilkunde eine wichtige Rolle, sondern
auch im Aberglauben. Wo der Lippenblütler wächst,
heißt es, fühlen sich die Zwerge wohl; Bauern trie-
24 Fr
ben Milchzauber damit; ein Kranz aus Gundelrebe
macht hellsichtig, so dass man zu Walpurgis die Hexen
erkennen kann; und als die Hausfrauen noch das täg-
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So
liche Bier brauten, war Gundermann der beliebteste
Bierzusatz. Als Heilpflanze wirkt das Kraut, wegen
der Saponine, schleimlösend; wegen der Bitterstoffe
regt es die Magensaftbildung an. Es ist ein gutes
Wundkraut für verstockte, eitrige Wunden. Gunt ist
schließlich das altgotische Wort für „Eiter“.
Buß- und Bettag
KW 47
November
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KW 48
Dezember
Der Christmonat
Wer kennt ihn nicht,
den Wolfsmonat der Seele?
Finster der Wald, düster,
vom Leben verlassen,
ein eisiger Wind fegt durch graue Gassen.
Der grimmige Fenris verschluckt das Licht,
der Frost beißt in die Finger,
schlägt ins Gesicht,
Schnee verweht und bedeckt die starre Erd’.
Aber innen! Wie behaglich ist’s
am vertrauten Herd,
wo Feuersalamander glühen,
winken und blinken.
Wo es nach Tannengrün riecht und Lebkuchen,
herzhaft und gesund.
Und Lichter leuchten
auf dem grünem Kranze rund,
geben uns Hoffnung und ahnende Kunde
von des Sonnenkindes Wiedergeburt
zur heiligen Stunde,
wenn der Weltenbaum erstrahlt
mit neuem Licht.
Wenn die Macht der Liebe,
die Macht der Finsternis bricht.
Dezember
Beinwell oder Wallwurz
Der Name Beinwell (Symphytum officinale) bedeutet
„Heiler der Knochen (Gebeine) und Wallwurz geht auf
das alte Wort „wallen“ zurück, was „zusammenwachsen“
bedeutet. Ein Brei aus den frischen, schleimhaltigen
01 Fr
Wurzeln, äußerlich appliziert, kann tatsächlich Wunder wirken bei Knochenbrüchen, Knochenhautreizung,
Sehnenscheidenentzündung, Gelenkentzündung, Quetschungen und Prellungen. Die wundheilende, entzündungshem-
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mende, granulationsfördernde Wirkung beruht auf der
Anwesenheit des Allantoins. Bei Magen-Darm-Entzündung
bereitete man früher einen Tee aus Blatt und Wurzel;
davon wird heutzutage, wegen leberschädigenden
Pyrrolizidin-Alkaloiden, abgeraten.
Erster Advent
KW 48
Dezember
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Kanadische Goldrute
Goldrute ist das stärkste Nierenheilmittel. Alle, in
Nikolaus
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Mitteleuropa wachsenden Goldruten-Arten, eignen sich
zur „Durchspülung bei entzündlichen Erkrankungen der
ableitenden Harnwege, bei Harnsteinen und Harngries“.
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(Kommission E). Alle wirken mehr oder weniger entzündungshemmend, schmerzstillend, harntreibend, steinlösend, pilzwidrig und – insbesondere die Kanadische
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Goldrute (Solidago canadense) – tumorhemmend. Aber auch
die Wurzeln sind reich an wirksamen Inhaltsstoffen und
können verwendet werden. Die Indianer kauten die Solidago-Wurzeln bei Zahnschmerzen und Halsanginen und
bereiteten ein Pulver daraus zur Behandlung schwer
heilender Wunden.
Zweiter Advent
KW 49
Dezember
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Brennnessel
Die Brennnessel (Urtica dioica) ist ein Freund der
Menschen. Ohne ihre schützenden Nadeln, kommentierte
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einmal der Schweizer Kräuterpfarrer Künzle, wäre sie
schon längst von Mensch und Tier ausgerottet worden,
denn so wertvoll ist sie. Nicht nur die harntreiben-
15 Fr
den, entzündungshemmenden, blutbildenden, entschlackenden, chlorophyllreichen oberirdischen Teile sind
wertvolle Heilmittel, sondern auch der verzweigte
Wurzelstock. In Essig gesotten, sagt Künzle, ist die
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Sa
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So
Wurzel weitaus das beste Mittel für Haarwuchs. Ältere
Männer, die an Vorsteherdrüsenvergrößerung leiden,
wissen die Tinktur aus den gelben Nesselwurzeln zu
schätzen; sie blockiert den Wachstumfaktor der Prostata und verbessert den Harnfluss.
Dritter Advent
KW 50
Dezember
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Igelkopf oder Purpurner Sonnenhut
Der Sonnenhut (Echinaceae angustifolia) wächst wild
21 Do
Wintersonnenwende (Julfest)
in den Rocky Mountains; die Indianer behandelten Lymphdrüsenschwellung, Schlangenbisse, Zahnschmerzen und
Entzündungen mit der Wurzel. In Europa pflanzte man die
hübsche Blume vor allem als Zierpflanze an, bis der Na-
22 Fr
turheilmittelhersteller Gerhard Madaus erkannte, dass
Echinaceae die körpereigenen Abwehrkräfte schnell mobilisiert – und vorbeugt. Der Name Igelkopf (lat. echinus =
23
Sa
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Igel) passt, denn die steifen Spreublätter der Blüte ähneln einem zusammengerollten, abwehrbereiten Igel. Eine
treffliche Signatur! Nur darf man es nicht übertreiben;
man darf das Mittel nicht länger als zwei Wochen einnehmen, sonst schlägt die Wirkung ins Gegengesetzte um.
Heiligabend / Vierter Advent
KW 51
Dezember
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Erster Weihnachtsfeiertag
Zweiter Weihnachtsfeiertag
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Silvester
KW 52
Notizen
Notizen
Notizen
Notizen
:
Jahresubersicht
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11 Neujahr
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16 Heilige Drei Könige
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Februar
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12 Mariä Lichtmeß
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19 Weiberfastnacht
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12 Rosenmontag
13 Fastnacht
14 Aschermittwoch
Valentinstag
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11 Aschermittwoch
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20 Frühlingsanfang
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25 Sommerzeit (Beginn)
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29 Gründonnerstag
30 Karfreitag
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2018
April
11 Ostersonntag
12 Ostermontag
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22 Tag der Erde
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30 Walpurgisnacht
Mai
11 Tag der Arbeit
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11 Eisheilige (Beginn)
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13 Muttertag
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15 Eisheilige
(Ende)
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20 Pfingstsonntag
21 Pfingstmontag
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31 Fronleichnam
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21 Sommersonnenwende
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August
11 Erntezeit (Beginn)
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15 Mariä Himmelfahrt
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23 Herbstanfang
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Oktober
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Tag der
13 Deutschen
Einheit
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17 Erntedank
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28 Sommerzeit (Ende)
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31 Reformationstag
November
11 Allerheiligen
12 Allerseelen
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11 Martinstag
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18 Volkstrauertag
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21 Buß- und Bettag
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26 Totensonntag
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12 1. Advent
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16 Nikolaus
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19 2. Advent
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16 3. Advent
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21 Wintersonnenwende
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23 4. Advent
24 Heiligabend
25 1. Weihnachtstag
26 2. Weihnachtstag
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31 Silvester
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