F Elektrische Energie ist heutzutage die handlichste aller Energieformen. Sie lässt sich vielseitig nutzen und nahezu überall bereithalten, sofern ein dichtes Netz von Kraftwerken, Überlandleitungen, Umspannstationen, Kabeln und Steckdosen erst einmal installiert worden ist. Allerdings kann der Mensch auch diesen technischen Komfort nur unter Gefahr für Leib und Leben nutzen: Die Verhütung elektrischer Unfälle verlangt permanente Aufmerksamkeit. Die Natur hat organisches Leben untrennbar mit elektrischen Erscheinungen verknüpft. Das ermöglicht Unfälle, aber auch segensreiche Geräte für Diagnose (Elektrokardiograph) und Therapie (Herzschrittmacher). Zwischen elektrischen und magnetischen Feldern besteht eine so enge Verbindung, dass der Magnetismus mit unter der Überschrift „Elektrizitätslehre“ besprochen werden kann. a81 a00002 6.1 Die wichtigsten Messgrößen 4000006 Einleitung Wo immer elektrische Erscheinungen quantitativ behandelt werden, spielen die drei Messgrößen elektrische Spannung, elektrischer Strom und elektrische Ladung wichtige Rollen. a81 a000021 6.1.1 Strom, Spannung, Ladung Um ein Elektrokardiogramm (EKG) aufzeichnen zu können, muss der Arzt seinem Patienten mindestens drei Elektroden anschnallen, an beide Handgelenke und ein Fußgelenk, meist auch noch einige mehr auf die Brust. Alle werden durch elektrisch leitende Kupferlitzen mit dem Kardiographen verbunden.Wenn alles in Ordnung ist, zeichnen die Schreibstifte des Kardiographen mehrere Kurven auf seinen Registrierstreifen, von denen eine so aussieht wie die der rAbb. 6.1. Ihre medizinische Bedeutung braucht hier nicht behandelt zu werden. Jedenfalls zuckt der Schreibstift synchron zum Puls des Patienten. Offensichtlich ist das Herz nicht nur eine pulsierende Pumpe für das Blut, sondern auch eine pulsierende Quelle elektrischer Energie. Wer sich Grundkenntnisse in einem ihm neuen Gebiet aneignen will, beginnt zweckmäßigerweise nicht mit dem Komplizierten. So reizvoll das EKG auch sein mag, es gibt einfachere Quellen elektrischer Energie als ausgerechnet Wirbeltierherzen. Allgegenwärtig ist die Steckdose, aber man darf sich ihrer nur mit Vorsicht bedienen: Sie kann durchaus lebensgefährliche Schläge austeilen. Für erste Experimente eignet sich eine Taschenlampenbatterie darum besser. Man braucht die Elektrochemiker ja nicht zu fragen, wie sie funktioniert. Schraubt man ein Taschenlampenbirnchen in eine passende Fassung und verbindet man deren Klemmen durch Kupferdrähte mit den Polen eine Taschenlampenbatterie, so leuchtet das Lämpchen auf (rAbb. 6.2). Elektrotechniker beschreiben diesen einfachen Stromkreis mit einer Schaltskizze nach Art der rAbb. 6.3. Das liegende Kreuz im Kreis steht für eine Glühbirne, die beiden ungleichen Querstriche entsprechen der Batterie, die Drähte werden durch gerade Linien re- Abb. 6.1. Elektrokardiogramm eines gesunden Menschen; unten Zeitmarken im Sekundenabstand,Pulsfrequenz demnach ca. 72/min = 1,2 Hz 6.1 Die wichtigsten Messgrößen | 165 Abb. 6.2. Batterie und Glühbirne als geschlossener Stromkreis Abb. 6.3. Schaltskizze zur Schaltung von Abb. 6.2 präsentiert. Weil es übersichtlicher ist, setzt man sie aus senkrechten und waagerechten Geraden zusammen, auch wenn die Drähte krumm und schief im Gelände liegen sollten. In der Skizze ist noch zusätzlich ein Schalter eingezeichnet. Öffnet man ihn, so erlischt die Glühbirne. In der fotografierten Schaltung würde man zu diesem Zweck einen der beiden Drähte an einem seiner beiden Enden abklemmen. Ein elektrischer Strom fließt nur in einem geschlossenen Stromkreis, und er fließt nur, wenn eine elektrische Spannung im Kreis ihn dazu anhält. Diese Formulierungen erwecken den Eindruck, als wisse man, dass in einem Stromkreis etwas „Elektrisches“ in ähnlicher Weise ströme wie beispielsweise Wasser in einer Wasserleitung oder Blut in den Adern eines Menschen. Ganz falsch ist dieser Eindruck ja auch nicht.Aber es hat vielen Forschern und vielen Technikern ungezählte Arbeitsstunden gekostet, um im Einzelnen herauszufinden, was da im Einzelfall strömt und es wird etlicher Seiten dieses Buches bedürfen, um 166 | 6 Elektrizitätslehre wenigstens die wichtigsten Erkenntnisse vollständig darzustellen. An dieser Stelle kann soviel gesagt werden: Ein elektrischer Leitungsstrom transportiert elektrische Ladung, und zwar dadurch, dass elektrisch geladene, submikroskopische Teilchen im Leiter entlangströmen, sog. Ladungsträger. Speziell im Metall sind das Elektronen, also die kleinsten und leichtesten unter den sog. Elementarteilchen, aus denen sich alle Materie der Welt zusammensetzt. Im Metall sind Elektronen als bewegliche Ladungsträger allemal vorhanden, ob nun ein Strom fließt oder nicht. Die Spannung der Batterie erzeugt sie nicht, sie setzt sie lediglich in Bewegung. Dabei treten aus dem einen Pol der Batterie ebenso viele Elektronen heraus und in das eine Ende des einen Drahtes hinein wie aus dem anderen Ende des anderen Drahtes heraus in den anderen Pol der Batterie hinein. Wie misst man einen elektrischen Strom? Im Einzelnen kann dies hier noch nicht dargelegt werden.Als Experimentator darf man sich aber darauf verlassen, dass die Hersteller im Handel erhältlicher Strommesser schon wissen, wie man brauchbare Instrumente herstellt und eicht. Im Internationalen Einheitensystem ist der elektrische Strom Basisgröße, bekommt die Basiseinheit Ampere = A (zu Ehren von André Marie Ampère, 1775–1836) und üblicherweise das Buchstabensymbol I. Zuweilen wird der Strom I auch Stromstärke genannt. Bei Spannungsmessern verlässt man sich ebenfalls auf den Fachhandel. Die elektrische Spannung bekommt die SI-Einheit Volt = V (zu Ehren von Alessandro Giuseppe Antonio Anastasio Volta, 1745–1827) und üblicherweise den Kennbuchstaben U. Wer sich noch nicht auskennt, den mag überraschen, dass er in Laboratorien häufig sog. Vielfachinstrumente vorfindet, die nicht nur über mehrere Messbereiche verfügen, sondern sowohl Ströme als auch Spannungen zu messen vermögen. Wieso sie beides können, wird erst später klar. Folgendes überlegt man sich aber leicht: Ein Strommesser misst nur denjenigen Strom, der Ändert sich I mit der Zeit, muss integriert werden: t1 elektrische Ladung DQ = ∫ I (t ) ⋅ dt . t0 Abb. 6.4. Ein Strommesser wird in Reihe mit dem„Verbraucher“ geschaltet Daraus folgt als SI-Einheit der Ladung die Amperesekunde A · s. Sie wird auch Coulomb genannt (zu Ehren von Charles Augustin de Coulomb, 1736–1806) und C geschrieben. F Abb. 6.5. Ein Spannungsmesser wird parallel zu Batterie und Glühbirne („Verbraucher“) geschaltet durch das Messwerk zwischen seinen beiden Anschlussklemmen hindurchläuft, das Instrument muss im Stromkreis liegen, mit Batterie und Glühbirne in Reihe (oder auch in Serie), rAbb. 6.4. Dabei ist es gleichgültig, auf welcher Seite es sich im Stromkreis befindet, rechts oder links. Ein Spannungsmesser hingegen soll die Spannung der Batterie unbeeindruckt vom restlichen Stromkreis messen. Er muss parallel zu der Batterie und dem Lämpchen geschaltet werden (rAbb. 6.5). Die Batterie hat eine Spannung zu liefern, damit der Strom fließen kann. Sie muss eine Spannungsquelle sein, aber ebenso auch eine Stromquelle. Wenn ein Strom fließt, wird elektrische Ladung zwar transportiert, alles in allem aber nur im Stromkreis herumgeschoben. In Gedanken kann man sich an eine bestimmte Stelle des Kreises setzen und die dort in der Zeitspanne Dt vorbeigelaufene Ladung DQ bestimmen. Sie wächst mit der Stromstärke I. Bei zeitlich konstantem Strom I0 genügt einfache Multiplikation: DQ = I0 · Dt. Elektrischer Strom I, Basisgröße des Internationalen Einheitensystems, Einheit Ampere = A. Elektrische Spannung U, abgeleitete Größe, Einheit Volt = V. t1 Elektrische Ladung DQ = ∫ I ( t ) ⋅ dt , Einheit t0 Coulomb = C. In welcher Richtung fließt denn nun der Strom im Stromkreis herum, in welcher Richtung die Elektronen, mit dem Uhrzeiger oder gegen ihn? Schaut man eine Taschenlampenbatterie genau an, so findet man in der Nähe des einen Pols ein stehendes Kreuz, ein Plus-Zeichen; es markiert den sog. Pluspol. Dann versteht sich auch ohne Markierung, dass der andere Pol der Minuspol ist. Das ist Konvention, man hätte auch rote und grüne Punkte malen können. Man sagt nun ferner, im äußeren Teil des Stromkreises fließe der Strom vom Pluspol zum Minuspol, von Plus nach Minus. Auch das ist Konvention, und darum spricht man von der konventionellen Stromrichtung. Später hat sich nämlich herausgestellt, dass die Elektronen negative elektrische Ladung tragen und im Draht der konventionellen Stromrichtung entgegenströmen. Generell sieht man einen Stromkreis als „geschlossen“ an und muss darum sagen, nur außen fließe der Strom von Plus nach Minus, innerhalb der Spannungsquelle aber von Minus nach Plus. Dass es nützlich ist, die Klemmen der Batterie mit den mathematischen Vorzeichen + und – zu bezeichnen, zeigt sich, wenn man mehrere Batterien elektrisch hintereinander schaltet, wenn man sie also in Reihe schaltet: 6.1 Die wichtigsten Messgrößen | 167 4,5 V 4,5 V 4,5 V – + – + – + 13,5 V Abb. 6.6. Drei Taschenlampenbatterien in Reihe geschaltet: Ihre Einzelspannungen U0 addieren sich zu U = 3U0 4,5 V 4,5 V 4,5 V – + + – – + 4,5 V Abb. 6.7. Eine der drei Batterien liegt „verkehrt herum“; sie subtrahiert ihre Spannung von der Summenspannung der beiden anderen: U = 2 U0 – U0 = U0 Bei richtiger Polung, immer Plus an Minus, addieren sie ihre Spannungen (rAbb. 6.6); liegt aber eine Batterie falsch herum (rAbb. 6.7), so subtrahiert sie ihre Spannung von der Summe der anderen. Mathematisch ist eine Subtraktion aber nur eine Addition mit negativen Vorzeichen. Darum darf man die Gesamtspannung U einer Reihe hintereinander geschalteter Spannungsquellen als Summe der Einzelspannungen U1, U2 usw. schreiben: U = U 1 + U 2 + U 3 +…+ U n = n ∑ Ui i =1 An dieser Stelle sei die misstrauische Frage erlaubt: Haben denn nun Wirbeltierherz und Taschenlampenbatterie wirklich etwas miteinander zu tun? Kann man etwa ein EKG auch mit einem Vielfachinstrument beobachten? Kann man umgekehrt die Spannung einer Batterie mit einem Kardiographen überprüfen? Der Besitzer des Vielfachinstruments darf bedenkenlos das ihm zukommende Experiment ausführen und sich überzeugen: es geht nicht. Der Besitzer des Kardiographen aber sei gewarnt: Möglicherweise muss sein kostbares Gerät anschließend zur Reparatur. Herz und Batterie haben schon etwas miteinander zu tun, nur liegen die Spannungen, die sie abgeben, um rund 168 | 6 Elektrizitätslehre einen Faktor Tausend auseinander; der Vielfachmesser ist nicht empfindlich genug für das EKG und der Kardiograph zu empfindlich für die Batterie. Im Bereich Mikrovolt (mV) liegen die Signale, die Fernsehantennen aus dem Äther fischen; Muskelkontraktionen erzeugen Millivolt (mV) bis Zehntelvolt. Einige Volt sind für den Menschen ungefährlich, solange sie über die Haut angelegt werden (und nicht etwa über einen Herzkatheter!). Die 220 V der Steckdose sind aber keineswegs mehr harmlos. Hochspannungsleitungen im Bereich Kilovolt (kV) bekommen bereits Warnschilder. Überlandleitungen bevorzugen 340 kV= 0,34 MV (Megavolt); Berührung ist tödlich. Röntgenröhren werden nicht selten mit ähnlich hohen Spannungen betrieben. Blitze können es auf viele Gigavolt bringen. a81 a000021 6.1.2 Leistung und Energie „Elektrizität“ ist vielseitig verwendbar. Man kann mit ihr eine Armbanduhr betreiben, seinen Schreibtisch beleuchten, Brot rösten, ein Zimmer heizen oder auch eine Schnellzuglokomotive laufen lassen. Diese fünf Beispiele sind hier nach „steigendem Verbrauch“ aufgelistet, zuweilen „Stromverbrauch“ genannt. Was ist damit gemeint? Ausdrücklich sei betont: Der elektrische Strom fließt in einem geschlossenen Stromkreis. Er wird dabei nicht „verbraucht“. Häufig dient das Wort „Strom“ als Ersatz für die sprachlich unbequemere „elektrische Energie“.Auch Energie lässt sich nicht „verbrauchen“ in dem Sinn, dass sie verschwände; sie lässt sich aber umwandeln von einer Form in eine andere. Dabei ist elektrische Energie höherwertig, weil besser verwendbar als z. B. die Wärme der Zimmerluft, die man zwar aus elektrischer Energie gewinnen, des 2. Hauptsatzes wegen aber nicht vollständig in sie zurückverwandeln kann. Letzten Endes ist eine derartige „Entwertung“ elektrischer Energie gemeint, wenn man von Energie- oder gar Strom„verbrauch“ redet. F Eine anfahrende Lokomotive verlangt mehr Energie in kürzerer Zeit als eine leuchtende Glühbirne: Die oben aufgelisteten fünf Möglichkeiten sind nach steigender Leistung geordnet. Elektrische Leistung P wird immer dann umgesetzt, wenn bei einer Spannung U ein Strom I fließt; P ist zu beiden proportional: elektrische Leistung P = I · U (Einheit Watt = W = V · A). Wenn man die Spannungsquelle umpolt, wechselt auch der Strom sein Vorzeichen. Für die Leistung hat das an dieser Stelle keine Bedeutung: Als Produkt von U und I bleibt sie positiv. Minus mal Minus gibt Plus, sagt die Mathematik. F Elektrische Leistung P = U · I, Einheit Watt = W = V · A. Die Typenschilder elektrischer Geräte können ein gewisses Gefühl für physikalische Leistung vermitteln. In einer Schreibtischlampe sind 100 W genug bis reichlich. Der Mensch vermag sie mit seiner Beinmuskulatur für eine Weile zu liefern. Er versagt aber beim Kilowatt (kW) eines kleinen Heizlüfters. Kraftwerke werden heutzutage für Leistungen über 1000 Megawatt = Gigawatt = 109 W ausgelegt. Sinnesorgane wie Auge und Ohr sprechen, wenn sie gesund und ausgeruht sind, bereits auf Signalleistungen von Picowatt = pW = 10–12 W an. Über Leitungsnetz und Steckdose bieten Kraftwerke elektrische Energie an; sie halten dazu elektrische Spannung bereit.Allein dieses Angebot lassen sie sich bezahlen, über die sog. Grundgebühr. Es kostet sie ja laufend Geld, das Leitungsnetz zu unterhalten. Wie weit dann der Einzelne von diesem Angebot wirklich Gebrauch macht, hängt davon ab, was er an elektrischen Geräten einschaltet, und wie lange er dies tut. Über den Arbeitspreis muss er dem Elektrizitätswerk die von ihm (in der Zeitspanne zwischen t0 und t1) bezogene elektrische Energie DWel bezahlen, nach den Überlegungen des Kap. 2.2.4 also das Zeitintegral der elektrischen Leistung P (t). Elektrische Energie t1 t1 t0 t0 DWel = ∫ P ( t ) ⋅ dt = ∫ U ( t ) ⋅ I ( t ) ⋅ dt . Die Einheiten Volt und Ampere wurden so definiert, dass die elektrische Energieeinheit Wattsekunde mit dem Joule übereinstimmt. F Wattsekunde = Joule = Newtonmeter, Ws = J = Nm. Diese Beziehung muss man sich merken.Auf jeden Fall braucht man sie, wenn man in irgendeiner Formel zwischen elektrischen und mechanischen Größen und ihren Einheiten hin- und herrechnen muss. Das kommt gar nicht so selten vor. Für praktische Zwecke ist die Wattsekunde, ist das Joule unangenehm klein. Elektrizitätswerke rechnen in Kilowattstunden (1 kWh = 3,60 MJ) und verlangen derzeit dafür einen Arbeitspreis von ungefähr 8 Cent. Wird elektrische Energie mit praktisch konstanter Spannung U0 angeboten wie von der Steckdose, so darf man U0 vor das Integral ziehen: t1 DWel = U 0 ⋅ ∫ I (t ) ⋅ dt t0 Wie im vorigen Kapitel dargelegt, entspricht das Integral der Ladungsmenge DQ, die in der Zeitspanne Dt = t1 – t0 im Stromkreis und damit auch im „Verbraucher“ transportiert wurde. Dort hat sie die elektrische Energie DWel in irgendeine andere Energieform umgesetzt. Hier deutet sich eine wichtige Analogie zu der in Kap. 2.4.4. besprochenen potentiellen Energie an. Wird eine Masse im Schwerefeld der Erde abgesenkt, so vermindert sich ihre potentielle Energie DWpot , die dann für andere Zwecke verwendet werden kann: bei einem Wasserkraftwerk beispiels- 6.1 Die wichtigsten Messgrößen | 169 weise zur Erzeugung elektrischer Energie. Dieses Konzept der potentiellen Energie lässt sich auf die Elektrizitätslehre übertragen, indem man sagt: Die transportierte Ladung DQ durchläuft auf ihrem Weg durch den Verbraucher die Spannung U0 und verliert dabei die potentielle Energie DWel, mit der der Verbraucher irgendwelche nützliche Dinge anstellen darf. Spannung wäre demnach der Quotient aus potentieller elektrischer Energie und elektrischer Ladung. Joule = Voltamperesekunde geteilt durch Coulomb ergibt ja auch tatsächlich gerade Volt. Dieser Zusammenhang wird später die Grundlage für die genaue Definition der Größe Spannung sein. a81 a00002 6.2 Die wichtigsten Zusammenhänge 4000006 Einleitung Im konkreten Einzelfall sind Spannung und Strom nicht unabhängig voneinander; ihr Quotient bekommt den Namen Widerstand. Bei technischen Kondensatoren sind Ladung und Spannung einander proportional; deren Quotient bekommt den Namen Kapazität. a81 a000021 6.2.1 Elektrischer Widerstand Welche Leistung ein Kunde seinem Elektrizitätswerk abnimmt, hängt allemal von der Spannung an der Steckdose ab: ohne Spannung weder Strom noch Leistung. Ist die Spannung aber vorhanden, dann entscheidet der Kunde selbst, insofern nämlich, als das Gerät, das er anschließt, einen bestimmten Leitwert besitzt, der einen Stromfluss erlaubt, oder, umgekehrt formuliert, dem Stromfluss einen bestimmten Widerstand entgegensetzt. Die beiden Worte dienen als Namen physikalischer Größen: 170 | 6 Elektrizitätslehre elektrischer Widerstand R = U/I mit der Einheit Ohm = W = V/A, elektrischer Leitwert G = I/U mit der Einheit Siemens = 1/W. F Elektrischer Widerstand R = U/I, mit der Einheit Ohm = W = V/A, elektrischer Leitwert G = I/U = 1/R, mit der Einheit Siemens = 1/W. Es ist nicht üblich, aber durchaus möglich, eine Nachttischlampe (230 V, 15 W) mit Taschenlampenbatterien zu betreiben: 51 von ihnen, in Reihe geschaltet, liefern 229,5 V. Das halbe Volt Unterspannung stört nicht. Für 15 W Leistung benötigt die Glühbirne, wie man leicht nachrechnet, 65 mA Strom. Das entspricht einem Widerstand von 3,5 kW. Nimmt man jetzt eine Taschenlampenbatterie nach der anderen heraus (rAbb. 6.8), so gehen mit der Spannung auch Strom und Leistung zurück. rAbbildung 6.9 zeigt die Strom-Spannungs-Kennlinie der Glühbirne. Mit steigender Spannung wird die Kurve immer flacher, I steigt weniger als proportional zu U: Der Leitwert nimmt ab, der Widerstand zu. Das muss nicht so sein. Bei lebenden Organismen kommt gerade das Umgekehrte häufig vor. Alle Menschen sind verschieden, und darum gibt es auch nicht den elektrischen Widerstand des Menschen; aber man kann doch Grenzwerte bestimmen, gemessen z. B. über großflächige Elektroden an beiden 15 W 2 1 9 18 27 36 Volt 216 Volt Abb. 6.8. Schaltung zur Messung der Strom-SpannungsKennlinie einer Glühbirne (welches der beiden hier mit 1 und 2 bezeichneten Instrumente ist der Spannungsmesser?)