010-059 FORSCHUNG UND TECHNIK Sieur Sünder drilling Mittwoch. 14. Januar 1998 Nr. 59 10 Wiederauferstehung eines totgesagten Planeten Kaum mehr Zweifel an dem Begleiter von 51 Pegasi Neben der Sonne kennt man heute acht Sterne mit einem Planeten. Den ersten aussersolaren Planeten glaubte man beim Stern 5 1 Pegasi entdeckt zu haben, doch gerade die Existenz dieses Planeten wurde bald nach seiner Entdeckung in Frage gestellt. Mittlerweile liegen neue Beobachtungsdaten vor, die die Kontroverse um 51 Pegasi zu beenden scheinen: Allein die Planetenhypothese steht im Einklang mit den neuen Messergebnissen. Spe. Über kaum einen anderen Stern ist in den letzten Jahren so viel diskutiert worden wie um 5 Pegasi. Für Furore sorgte dieser sonnenähnliche Stern erstmals, als die Schweizer Astronomen Michel Mayor und Didier Queloz vor etwas mehr als zwei Jahren indirekte Hinweise fanden, dass jupitergrossen Planeten um51 Pegasi von einem kreist wird. Damit schien sich zu bestätigen, was lange Astronomen schon vermutet hatten: Die Sonne mit ihrem Planetensystem ist keineswegs einzigartig unter den Sternen. Schon bald traten allerdings Zweifel an der Planetenhypothese auf. Was wie die periodische Bewegung eines Planeten aussehe, sei in Wirklichkeit auf ein Pulsieren des Sterns zurückzuführen, lautete der Vorwurf, den David Gray von der University of Western Ontario vor etwa einem Jahr erhob. In der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins «Nature» zieht David Gray diesen Vorwurf nun zurück. Neue Messdaten sprechen gegen ein Pulsieren von 5 Pegasi und stärken damit die Planetenhypothese. 1 1 - - Die zweihöckrigen Kamele auch Trampeltiere genannt haben sich perfekt den extremen Witterungsverhältnissen in der Mongolei angepasst. (Bild key) Überleben bei Trockenheit, Kälte und Hitze Trampeltiere sind optimal an ihre Umgebung angepasst Von Jürgen hensch* Nur wenige Tiere können in den unwirtlichen Wüstensteppen Zentralasiens existieren. Das Trampeltier überlebt nicht nur lange Trockenzeiten, sondern auch extreme Hitze und beissende Kälte. Dies vor allem dank einer ausgeklügelten Regulation der Körperwärme und des Wasserhaushaltes sowie einer Anpassung an die salzhaltige Nahrung. Vor knapp zwei Millionen Jahren, also vor der letzten Eiszeit, wanderte ein Teil der Camelidae aus Nordamerika über die heutige Beringstrasse nach Eurasien ab. Dort entwickelten sich die beiden Arten der Grosskamele oder Altweltkamele: das einhöckrige Dromedar (Camelus dromedarius). das in Nord- und Ostafrika und in Südasien lebt, sowie das zweihöckrige Trampeltier nach der afghanischen Region Baktrien auch als hadrianisches Kamel bezeichnet (Camelus bactrianus) -, das im bergigen Zentralasien vorkommt - Auch nach Südamerika wanderten Camelidae aus; dort entwickelten sie sich zu den höckerlosen KJeinkamelen oder Neuweltkamelen mit den Wildformen Vikunja und Guanako und den domestizierten Formen Lama und Alpaka. Vernachlässigte Forschung , denen seit Im Gegensatz zu den Dromedaren Jahrzehnten grosses internationales Interesse entgegengebracht wird, finden die doppelhöckrigen Kamele in der westlichen Welt nur wenig Beachtung. Nur vereinzelt waren westliche Wissenschafter vor Ort tätig, nicht zuletzt wegen der extremen klimatischen Verhältnisse, der Sprachprobleme sowie der politischen Schwierigkeiten. Die Yak-Kamel-Stiftung setzt sich nun zum Ziel, die Erforschung der Trampeltiere zu fördern, um die Haltung, die Ernährung und die Gesundheit e zu verbessern. der Bergkamel Weltweit gibt es etwa 1,5 Millionen Trampeltiere und etwas mehr als 18,6 Millionen Dromedare. Im Unterschied zum Dromedar, das als «Kamel der Ebene» ein rT i e der Wüste ist, lebt das zweihöckrige Kamel vorwiegend in Berggebieten. Der Lebensraum der Trampeltiere liegt zu über 90 Prozent in der Inneren Mongolei, der Wüste Gobi sowie in den Wüstensteppen Kasachstans. Felsmalereien lassen darauf schliessen, dass die doppelhöckrigen Kamele während der Jungsteinzeit (3000-1800 v. Chr.) in der Mongolei domestiziert wurden. Wilde Trampeltiere findet man heute ausschliesslich in der Wüst Gobi, und bei einem Bestand von etwa 1000 Tiesie sind ren vom Aussterben bedroht. - - Das Klima in der Wüste Gobi ist extrem kontinental. Im Sommer werden Temperaturen von bis zu 50 °C gemessen, während es im Winter bis zu minus 40 °C kalt werden kann. Pro Jahr fallen nur gerade 80 bis 120 Millimeter Niederschlag, in den Wintermonaten auch als Schnee. Die Futtergrundlage ist auch im Winter für die Kamele ausreichend, da die in der Regel dünne Schneedecke innerhalb von wenigen Stunden oder Tagen schmilzt. Die Vegetation der Wüstensteppen besteht vorwiegend aus Salzkräutern und Sträuchern, die nur von Kamelen optimal genutzt werden können. Ihre Anatomie ermöglicht es ihnen, rohfaserhaltige dornige Futterpflanzen aufzunehmen. Dank der gespaltenen Oberlippe und der langen, mit dickem Plattenepithel überzogenen Zunge können Kamele Blatter aus Dornenbüschen herauspflücken, ohne sich zu verletzen. Salz als Lebensgrundlage Der tägliche Salzbedarf eines hadrianischen Kamels wird auf 80 bis 120 Gramm geschätzt. Das Bedürfnis, grosse Salzmengen zu sich zu nehmen, hat sich durch die Anpassung an die Wüstensteppen entwickelt, in denen oft Brackwasser und salzhaltige Pflanzen vorhanden sind. Stehen Der Autor ist Präsident der Yak-Kamel-Stiftung. Adresse: Postfach 10, D-25361 Krempe. dem Trampeltier salzhaltige Kräuter zur Verfügung, verschmäht es jede andere Nahrung. Bei hochwertigem Futter ohne Salzanteil magern die Tiere ab, und ihre beiden Fetthöcker reduzieren sich bis auf einen Drittel ihrer ursprünglichen Grösse. Man schätzt, dass ein erwachsenes Trampeltier 50 bis 100 Hektaren Wüstensteppe als Weidefläche benötigt. Langzeitbeobachtungen zeigen, dass diese Tiere extensiv weiden und die Pflanzen also niemals völlig abfressen. Ein Rind verliert bei völligem Wasserentzug täglich 7 bis 8 Prozent seines Körpergewichts. Es kann also höchstens drei bis vier Tage auf Flüssigkeit verzichten. Beim Kamel hingegen beträgt der Gewichtsverlust nur gerade ein bis zwei Prozent, so dass es in Ausnahmesituationen zwei bis drei Wochen ohne Wasseraufnahme überleben kann. Nach einer Durstphase kann ein Kamel dann innerhalb weniger Stunden über 100 Liter Flüssigkeit laktierende Kamelstuten sogar bis zu 50 Liter aufnehmen. Der ungewöhnliche Wasserhaushalt beim Kamel ist sowohl durch eine geringe Evaporation als auch durch eine stark verzögert ablaufende Dehydration gekennzeichnet. Darüber hinaus kann das Kamel auch über einen längeren Zeitraum hinweg feste Nahrung ohne Wasseraufnahme zu sich nehmen. - 1 Wechselhafte Körpertemperatur Die beiden Höcker des Trampeltieres dienen nicht als Wasserspeicher, sondern bilden die wichtigste Energiereserve. Jeder der beiden Fetthöcker enthält 25 bis 35 Kilogramm Fett. Das entspricht einem Energievorrat von 220 000 bis 320 000 Kilokalorien. Im Gegensatz zum Dromedar sind die beiden Höcker des Trampeltiers jedoch nicht elastisch. Nach dem Verbrauch der Fettreserven kommt es daher zu einem Umfallen der Höcker. Anhand der beiden Höcker ob prall gefüllt oder zusammengefallen zeigt sich also der Ernährungszustand der Tiere. täglichen Körpertemperaturen schwanken Die beim doppelhöckrigen Kamel zwischen 34 °C am Morgen und 40 °C am Abend. Die Wärme wird also während des Tages gespeichert und im Laufe der kühlen Nacht ohne grossen Wasserverlust wieder abgegeben. Zusätzlich wirkt das Wollkleid als Isolierschicht, das in der Wärmeregulation des Organismus vielseitige Aufgaben zu erfüllen hat. Im Gegensatz zu den Dromedaren wächst den doppelhöckrigen Kamelen ein voluminöses langes Wintervlies, das bis an die Mähne und an den unteren Teil des Halses reicht. An der Stirnseite wächst ein grosses Haarbüschel. Die Vorderextremitäten sind vom Ellenbogengelenk an mit Haarsträhnen bedeckt. Das Vlies ist rostbraun bis dunkelbraun, zuweilen hellgrau. Im Frühjahr lokkert sich das Haarkleid und bildet Büschel, die von Kopf, Hals, Rücken und von den Beinen herabhängen. Sie werden laufend abgestossen oder können mit der Hand abgezogen werden. Unterschiedlich ist schliesslich auch der Milchertrag von Dromedar und Trampeltier. Beim doppelhöckrigen Kamel liegt der Ertrag pro Jahr bei 1000 bis 1500 Litern. Demgegenüber liegt der Ertrag beim Dromedar bei 1500 bis 2500 Litern pro Laktation. Die Lagerfähigkeit von Kamelmilch unterscheidet sich übrigens wesentlich von Kuhmilch. Bei Sommertemperaturen von 40 °C behält die Kamelmilch bis zu 12 Stunden ihren typischen Geruch, und es tritt in dieser Zeit keine Säuerung ein. Bei Temperaturen unter 10 °C kann Kamelmilch gar bis zu 60 Stunden ohne Qualitätseinbusse aufbewahrt werden. - - Die Diskussion um 51 Pegasi wäre wohl nie entbrannt, wenn sich Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems direkt beobachten liessen. Da diese Objekte jedoch zu lichtschwach sind, um sich von ihrem viel helleren Zentralgestirn abzuheben, ist man auf indirekte Schlussfolgerungen angewiesen. Man analysiert hierzu das vom Stern ausgesendete Licht und schaut nach periodischen Veränderungen der Spektrallinien. Unter dem wechselseitigen Einfluss der Schwerkraft beginnt nämlich auch das Zentralgestirn zu schlingern. Bewegt sich der Stern auf die Erde zu, werden seine Spektrallinien zu höheren Frequenzen verschoben, bewegt er sich von der Erde weg, so verringern sich die Frequenzen. Der gleiche «Doppler-Effekt» verändert auch den Klang der Sirene eines vorbeifahrenden Krankenwagens. Tatsächlich beobachteten Michel Mayor und Didier Queloz im Spektrum von 51 Pegasi solche Veränderungen mit einer Periode von etwas mehr als vier Tagen. Dass diese Schwankungen eine andere Ursache besitzen könnten, schlossen die Forscher damals mit grosser Wahrscheinlichkeit aus. Zu einem anderen Schluss kam allerdings David Gray. Zwischen 1989 und 1996 hatte auch er das Spektrum von 51 Pegasi mit einem hoch- auflösenden Spektrographen analysiert und dabei nicht nur eine periodische Verschiebung, sondern auch eine Verformung der Spektrallinien festgestellt. Da ein rotierender Planet die Form der Spektrallinien intakt lässt, suchte Gray nach einer alternativen Erklärung. Er postulierte schliesslich, dass 51 Pegasi pulsiert. Wenn sich seine Oberfläche und mithin die leuchtende Materie auf einen irdischen Beobachter zu und wieder weg bewegt, variieren die Frequenzen der Spektrallinien ebenfalls periodisch. Zudem sollten sich die Spektrallinien verformen. Da es sich bei dieser Verformung um einen subtilen Effekt handelt, konnten nur weitere Messungen zu einer Klärung beitragen, welche der beiden Hypothesen die richtige ist. Allerdings entzog sich 5 Pegasi für einige Zeit der Beobachtung. Erst Mitte vergangenen Jahres konnten Forscher ihre Messinstrumente wieder auf den Stern richten. Nun liegen die Ergebnisse von drei verschiedenen Forschungsgruppen vor. Am interessantesten dürfte dabei die Schlussfolgerung sein, zu der sich David Gray auf Grund der neugewonnen Daten genötigt sieht. Obwohl der kanadische Astronom den gleichen Spektrographen benutzte wie während des ersten Beobachtungszeitraums, konnte er dieses Mal keine Veränderung in der Form der Spektrallinien feststellen. Man konnte zwar noch argumentieren, dass das erwartete Signal dieses Mal im «Rauschen» des Messinstruments untergegangen ist. Da jedoch auch die beiden anderen Forschungsgruppen eine von der University of Texas in Austin, die andere vom High Altitude Observatory in Boulder/Colorado zu einem negativen Resultat kommen, ist diese Erklärung unwahrscheinlich. Die Hypothese vom pulsierenden Stern ist damit so gut wie widerlegt. Das bedeutet zwar nicht, dass damit die Existenz des Planeten bewiesen wäre. Die Planetenhypothese ist aber derzeit die einfachste und plausibelste Erklärung, die mit den Messdaten im Einklang steht. - - 1 - - Quelle: Nature 39. 127; 153-155 (1998). Ein Pulsar mit vorgetäuschtem Planeten Spe. Planeten in anderen Sonnensystemen lassen sich heute nur mit indirekten Methoden nach- Radiowellen gelten, die der Pulsar PSR B 1257+ 12 aussendet; denn auch sie geraten auf ihrem Weg zur Erde unter den Einfluss des Sonnenwindes. Tatsächlich lässt sich in der Ankunftszeit der Radiosignale eine zeitliche Variation feststellen. Bisher führte man das auf die Existenz eines Planeten zurück. Wenn nämlich der Pulsar und der Planet um ihren gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, bewegt sich der Pulsar periodisch auf die Erde zu und wieder von ihr weg. Folglich sollte sich die Ankunftszeit der Radiowellen periodisch ändern. Stutzig machte die Forscher jedoch, dass diese Variation ebenfalls mit einer Periode von 25,3 Tagen erfolgte. Aller Wahrscheinlichkeit nach rührt sie deshalb vom Sonnenwind her und nicht von einem Planeten. suchung bereits den Rand unseres Sonnensystems hinter sich gelassen. Sie bewegte sich aber immer noch im Einflussbereich der Sonne, da der von der Sonne ausgehende Teilchenwind auch noch jenseits der äusseren Planeten spürbar ist. Dieser Sonnenwind bläst nicht gleichmässig. Bedingt durch die Rotation der Sonne, schwankt die Dichte der Teilchen im interplanetaren Raum mit einer charakteristischen Frequenz. Die fast perfekte Übereinstimmung zwischen der Rotationsfrequenz der Sonne und der Modulationsfrequenz spricht dafür, dass die Trägerwelle vom Sonnenwind moduliert wird. Was jedoch für das Signal der Pioneer-Sonde gilt, sollte auch für die Dies bedeutet nun aber nicht, dass der Pulsar ganz ohne Planet dasteht. Denn in der Ankunftszeit der Radiowellen lassen sich weitere Variationen ausmachen, die mit anderer Periode erfolgen und folglich nicht mit der Rotation der Sonne im Zusammenhang stehen. Vermutlich besitzt der Pulsar nicht drei, sondern nur zwei Planeten. Auch auf die anderen Planeten, die man in den letzten beiden Jahren ausserhalb unseres Sonnensystems entdeckt hat, trifft das Argument der Forscher nicht zu. Die andere Umlaufzeit dieser Planeten spricht dagegen, dass sie durch die Rotation der Sonne vorgetäuscht werden. weisen. Dass man dabei zuweilen fehlgeleitet wird, haben Wissenschafter des Max-Planck-Instituts für Aeronomie in Katlenburg-Lindau, der Universität Bonn und des Jet Propulsion Laboratory in Pasadena unter Beweis gestellt. PeriodiSonne täuschen sche Prozesse im Umfeld unsere r aller Wahrscheinlichkeit nach die kreisförmige Bewegung eines mondgrossen Planeten um den Pulsar PSRB 1257+ 12 vor. Über einen Zeitraum von mehreren Jahren werteten die Forscher die Funkverbindung zwischen der Erde und der Pioneer- 10-Sonde aus. Dabei stellten sie fest, dass die Trägerwelle mit einer Periode von 25,3 Tagen moduliert wurde. Die Pioneer-Sonde hatte zum Zeitpunkt der Unter- Quelle: Science 278. 1919-1921 (1997). Fehlerhafte Wanderung der Nervenzellen geistigen Behinderung Gendefekt führt zur - du. Die stark gefurchte Oberfläche des Hirns ist nur wenige Millimeter die Grosshirnrinde dick. Sie enthält aber eine Reihe von präzis übergelagerten Diese charakZellschichten. einander teristische Architektur der Grosshirnrinde entEntwicklung, frühen wobei die steht während der Nervenzellen in geordneter Folge vom Innern des Peripherie auswandern. Hirns an die Störungen in der Bewegungsfähigkeit dieser Nervenzellen können schwere Hirnschäden zur Folge haben. In der Tat sind Krankheiten bekannt, die auf einer fehlerhaften Wanderung der sogenannten Beim beruhen. Nervenzellen Smooth Brain Syndrome zum Beispiel vermögen vorgesehenes die Nervenzellen ihr Ziel nicht zu erreichen. Die Betroffenen weisen eine schwere geistige Behinderung auf, ihre Grosshirnrinde zeichnet sich durch eine glatte Oberfläche aus. Eine Arbeitsgruppe um Chris Walsh an der Harvard Medical School hat nun die Erbsubstanz von einer Patientin mit diesem Syndrom näher untersucht. Vorhergehende Studien hatten ergeben, dass bei dieser Patientin ein Abschnitt des X-Chromosoms mit einem des 2. Chromosoms vertauscht worden war. Solche Translokationen - Neue Zürcher Zeitung vom 14.01.1998 führen dazu, dass das an der Bruchstelle liegende Gen seine Funktion nicht mehr richtig ausüben kann. Die Wissenschafter fragten sich also, ob der Defekt in dem auf dem X-Chromosom liegenden Gen die Ursache der Krankheit sein konnte. Die Forscher isolierten und charakterisierten das betreffende Gen. Es zeigte sich, dass es die Bauanleitung für ein noch unbekanntes Protein enthält. Bei diesem Protein, das den Namen Doublecortin erhielt, handelt es sich vermutlich um ein Signalmolekül. Die Wissenschafter untersuchten anschliessend verschiedene Familien, in denen das Smooth Brain Syndrome sowie ein verwandtes Leiden gehäuft auftreten. Auch bei diesen Patienten fanden die Wissenschafter im betreffenden Gen verschiedene Fehler, die vermutlich dazu führen, dass das Doublecortin-Protein nicht mehr hergestellt werden kann. Laut den Forschern legen diese Resultate den Schluss nahe, dass Mutationen im Doublecortin-Gen diese geistigen Behinderungen verursachen. Es scheint, dass das Doublecortin-Protein bei der Wanderung der Nervenzellen während der frühen Hirnentwicklung eine wichtige Rolle spielt Quelle: Cell 92. 1-20(1998).