Mathematik 1 für Wirtschaftsinformatik Wintersemester 2012/13 Stefan Etschberger Hochschule Augsburg Vorlesungsbegleitende Unterlagen Arbeitsmaterial: Foliensatz, Aufgabenskript, Mitschrift auf Wunsch Bücher (unterstützend): Luderer, Bernd (2003). Einstieg in die Wirtschaftsmathematik. 5. Aufl. Stuttgart, Leipzig, Wiesbaden: Teubner. Opitz, O. (2004). Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler. 9. Aufl. München: Oldenbourg. Schäfer, Wolfgang, Kurt Georgi, Gisela Trippler und Christa Otto (2009). Mathematik-Vorkurs: Übungs- und Arbeitsbuch für Studienanfänger. 6., durchges. Aufl., [1. Nachdr.] Studium. Wiesbaden: Teubner. ISBN: 9783835100367. Sydsaeter, Knut und Peter Hammond (2008). Essential Mathematics for Economic Analysis. 3. Aufl. Prentice Hall. ISBN: 0273713248. Teschl, Gerald und Susanne Teschl (2007). Mathematik für Informatiker. Bd. 2. Berlin, Heidelberg: Springer. G. Teschl und S. Teschl (2007) Opitz (2004) Luderer (2003) Sydsaeter und Hammond (2008) Schäfer u. a. (2009) Prüfung Klausur: Klausur am Ende des Semesters Bearbeitungszeit: 60 Minuten Erreichbare Punktzahl: 50 Hilfsmittel: Schreibzeug, Taschenrechner, der nicht 70! berechnen kann, ein Blatt (DIN-A4, vorne und hinten beschrieben) mit handgeschriebenen Notizen (keine Kopien oder Ausdrucke), Veranstaltungskonzept Mitschrift! Folien sind nur ergänzendes Material zur Mitschrift Aufteilung in Vorlesung und Rechnen von Beispielen und Übungsaufgaben Viele Aufgaben als Hausaufgabe, Besprechung in Übungsgruppen (Frau Dr. Zerbe) Ohne (selbständiges) Rechnen aller (!) Übungsaufgaben ist Nutzen der Veranstaltung sehr gering Fragenstellen ist jederzeit erwünscht [email protected] hs-augsburg.de/~ste Informations-Backbone für Unterlagen und mehr: Homepage Bei Fragen oder Problemen: E-Mail Zitate Es gibt Dinge, die den meisten Menschen unglaublich erscheinen, die nicht Mathematik studiert haben. – Archimedes Die Mathematik muss man schon deswegen studieren, weil sie die Gedanken ordnet. - M. W. Lomonossow Physics is the study of the world, while mathematics is the study of all possible worlds. – Clifford Taubes In mathematics you don’t understand things. You just get used to them. – John von Neumann, Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott geschaffen, alles andere ist Menschenwerk. – Leopold Kronecker Du wolltest doch Algebra, da hast du den Salat. – Jules Verne Es ist schon alles gesagt worden, aber noch nicht von allen. – Karl Valentin Probleme, ... ...die Sie nach dem Kurs lösen können: Sich widersprechende Politiker entlarven, Bedarf an Einzelteilen in Produktionsprozessen bestimmen, die Käuferfluktuation zwischen verschiedenen Produkten im Zeitablauf analysieren, die Nachfragereaktion von Kaffee auf Preisänderungen bestimmen Ihre Rente ausrechnen Große Kisten in kleine Ecken quetschen Möglichst viel Gewinn bei möglichst wenig Ressourcenverbrauch machen EduVote Umfragen in Vorlesung mit EduVote: System zur Abstimmung im Hörsaal Herunterladen oder direkt benutzen unter eduvote.de User-Id: [email protected] EduVote Umfragen in Vorlesung mit EduVote: System zur Abstimmung im Hörsaal Herunterladen oder direkt benutzen unter eduvote.de User-Id: [email protected] Testfrage: Was ist ein Veterinär? A) Ein ehemaliger Soldat B) Ein Tierarzt C) Jemand, der kein Fleisch isst Vorbelastung mit Mathe? Wie lange ist letzte Mathestunde her? A) 0 bis 6 Monate B) mehr als 6 Monate bis 1 Jahr C) mehr als 1 Jahr bis 2 Jahre D) mehr als 2 Jahre bis 4 Jahre E) mehr als 4 Jahre Begriffe Begriff Logarithmus Kartesisches Produkt Geometrische Reihe Kapitalwert Simplex-Algorithmus Nie gehört Gehört Kann ich erklären Mathematik 1: Gliederung 1 Grundlegende Bausteine 2 Grundlegende Werkzeuge 3 Aussagenlogik 4 Komplexe Zahlen 5 Lineare Algebra 6 Lineare Programme 1 Grundlegende Bausteine Reelle Zahlen Ganzzahlige Potenzen Algebraische Umformungen Brüche Nichtganzzahlige Potenzen Logarithmen Mathematik 1 Stefan Etschberger Zahlen „Vernünftige“ Zahlen Natürliche Zahlen: N 1. Grundlegende Bausteine Ganze Zahlen; N 1.1. Reelle Zahlen Rationale Zahlen: Q 1.2. Ganzzahlige Potenzen Rationale Zahlen liegen unendlich dicht auf dem Zahlenstrahl 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen Aber 2. Grundlegende Werkzeuge Aber: Lösungen von Gleichungen wie 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 2 x =2 haben keine rationale Lösung Folge: Es gibt auch irrationale Zahlen: Z.B. 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme √ 2 10 Mathematik 1 Stefan Etschberger Dezimaldarstellung rationaler Zahlen Zahldarstellung über Vielfache von 10 Die meisten Leute schreiben Zahlen heute im Dezimalsystem Damit möglich: Schreiben jeder natürlichen Zahl mit Kombinationen der Ziffern 0, 1, . . . , 9 3 2 1 0 z.B.: 2009 = 2 · 10 + 0 · 10 + 0 · 10 + 9 · 10 z.B.: 2,36 = 2 · 100 + 3 · 1011 + 6 · 1012 (endlicher Dezimalbruch) 1 101 +3· 1 102 +3· 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche Mit Dezimalkomma: Schreiben rationaler Zahlen möglich z.B.: 10 3 = 3,333 . . . = 3 + 3 · (unendlicher Dezimalbruch) 1. Grundlegende Bausteine 1 103 + ... Jede rationale Zahl kann man über einen periodischen Dezimalbruch darstellen 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 11 Mathematik 1 Stefan Etschberger Definition reeller Zahlen Eine reelle Zahl hat die Form x = m, a1 a2 a3 . . . 1. Grundlegende Bausteine Dabei: m: Ganze Zahl 1.1. Reelle Zahlen und ai (mit i = 1, 2, . . .) ist unendliche Folge von Ziffern von 0 bis 9 1.2. Ganzzahlige Potenzen Damit: Nichtperiodische Dezimalbrüche heißen irrationale Zahlen 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge Beispiele: √ 2, √ − 17, 3. Aussagenlogik π, 0,1121121112 . . . 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra Rechenoperationen +, −, ·, : mit reellen Zahlen ergeben wieder reelle Zahlen Einzige Ausnahme: p0 ist keine reelle Zahl 6. Lineare Programme 12 Mathematik 1 Stefan Etschberger Ganzzahlige Potenzen Abkürzung: 3 · 3 · 3 · 3 = 34 oder Allgemein: 1 2 · 1 2 · an = a · a · . . . a 1 2 · 1 2 · 1 2 = 1 5 2 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen Rechenregeln: 1.3. Algebraische Umformungen 1 a = n a ar · as = ar+s −n s (ar ) = ar·s 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra Achtung: im allgemeinen 6. Lineare Programme (a + b)r 6= ar + br 13 Mathematik 1 Stefan Etschberger Anwendungsbeispiel für Potenzen Zinseszinsen Anlage von 1000 € auf Bankkonto Verzinsung jeweils am Jahresende 2,5 % Zinsen nach einem Jahr: 1000 · 2,5 % = 25 Kontostand am Jahresende: 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1000 + 1000 · 2,5 % = 1000 · (1 + 0,025) = 1000 · 1,025 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen Kontostand am Ende des zweiten Jahres: 1.6. Logarithmen (1000 · 1,025) + (1000 · 1,025) · 0,025 = 1000 · 1,025 · (1 + 0,025) 2 = 1000 · 1,025 · 1,025 = 1000 · 1,025 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme Allgemein: Kontostand ist bei Anfangskapital K und einem Zinssatz von i nach n Jahren Kn = K · (1 + i) n 14 Wichtige Rechenregeln Mathematik 1 Stefan Etschberger Es gilt für beliebige Zahlen a, b, c: (1) a + b = b + a (2) (a + b) + c = a + (b + c) (3) a + 0 = a (4) a + (−a) = 0 (5) ab = ba (6) (ab)c = a(bc) (7) 1 · a = a (8) aa−1 = 1 (für a 6= 0) (9) (−a)b = a(−b) = −ab (10) (−a)(−b) = ab 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme (11) a(b + c) = ab + ac (12) (a + b)c = ac + bc 15 Mathematik 1 Stefan Etschberger Einfache Algebra Algebraische Ausdrücke Beispiel für einen algebraischen Ausdruck: 4x2 y2 + 7y4 x − 9xy + 11xy4 2 2 Die einzelnen Summanden (4x y , −9xy, usw.) heißen Terme des Ausdrucks Faktoren vor den Buchstaben (4, 7, −9, 11): Koeffizienten Terme, die sich maximal durch Koeffizienten unterscheiden, genannt Koeffizienten von der gleichen Art, können zusammengefasst werden: 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4 4 4 7y x + 11xy = 18xy 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra Binomische Formeln 6. Lineare Programme (a + b)2 = a2 + 2ab + b2 (a − b)2 = a2 − 2ab + b2 (a + b)(a − b) = a2 − b2 16 Mathematik 1 Stefan Etschberger Faktorisieren Primfaktorzerlegung Zahlen können multiplikativ in Primfaktoren zerlegt werden, 1. Grundlegende Bausteine Beispiel 1.1. Reelle Zahlen 64 = 8 · 8 oder 1848 = 2 · 2 · 2 · 3 · 7 · 11 Faktorisierung algebraischer Ausdrücke Analog bei algebraischen Ausdrücken: Zerlegung in irreduzible Faktoren Beispiele: 5a2 b3 − 15ab2 = 5 · a · b2 · (ab − 3) 16a4 b2 − 9b4 = b2 · 4a2 − 3b · 4a2 + 3b 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 17 Mathematik 1 Stefan Etschberger Brüche Division zweier Zahlen (a, b ∈ R, b 6= 0) kann durch Bruch geschrieben werden a:b= a = a/b b 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen Rechenregeln (a, b, c ∈ R): 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche a·c a = b·c b − (b, c 6= 0) a a (−1)a −a = (−1) = = b b b b a c ad + cb + = b d bd a· b ab = c c −a (−a) · (−1) a = = −b (−b) · (−1) b 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen a b a+b + = c c c 2. Grundlegende Werkzeuge b ac + b a+ = c c 4. Komplexe Zahlen a c ac · = b d bd 6. Lineare Programme 3. Aussagenlogik 5. Lineare Algebra a c a d ad : = · = b d b c bc 18 Mathematik 1 Stefan Etschberger Quadratwurzel Potenz mit ax , wenn a ≥ 0 und x = 1/2: Quadratwurzel Schreibweise: 1 a2 = √ a wenn a ≥ 0 Rechenregeln für a 6= 0 und b > 0: √ √ √ ab = a b r √ a a = √ b b 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen 5. Lineare Algebra Achtung: Im allgemeinen: √ √ √ a + b 6= a + b 6. Lineare Programme 19 Mathematik 1 Stefan Etschberger N-te Wurzeln 1 Problem: Was bedeutet z.B. 5 3 ? 1 Damit Rechenregeln gültig bleiben: 5 3 ist Lösung der Gleichung x3 = 5 Also Allgemein (a ∈ R, n ∈ N): 1 n = a1 = a an Schreibweise: 1 an = √ n a 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen Allgemeine rationale Exponenten (a ∈ R, p ∈ N, q ∈ N): a p q = a 1 q p √ p = qa 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme 20 Mathematik 1 Stefan Etschberger Logarithmen Wie löst man die Gleichung ax = b nach x auf? (dabei soll gelten a, b > 0 und a 6= 1) Neues Symbol: Der Logarithmus von b zur Basis a: ax = b ⇔ x = loga b 1. Grundlegende Bausteine 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen Beobachtungen: loga a = 1 loga 1 = 0 loga (an ) = n Rechenregeln: 1.3. Algebraische Umformungen 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen 2. Grundlegende Werkzeuge 3. Aussagenlogik 4. Komplexe Zahlen loga (c · d) = loga c + loga d 5. Lineare Algebra 6. Lineare Programme c loga = loga c − loga d d loga bn = n · loga b 21 Mathematik 1 Stefan Etschberger Logarithmen Spezielle Logarithmen: log2 x = ld x Logarithmus dualis log10 x = log x loge x = ln x Dekadischer Logarithmus Logarithmus naturalis 1. Grundlegende Bausteine Umrechnung von Basen 1.1. Reelle Zahlen 1.2. Ganzzahlige Potenzen 1.3. Algebraische Umformungen logc b loga b = logc a 1.4. Brüche 1.5. Nichtganzzahlige Potenzen 1.6. Logarithmen Beispiel 2. Grundlegende Werkzeuge Nach wieviel Jahren verdoppelt sich ein Anfangskapital K mit einem jährlichen Zins von 5%? 3. Aussagenlogik Lösung: 5. Lineare Algebra n n 2K = K · (1 + 5%) = K · 1,05 4. Komplexe Zahlen 6. Lineare Programme n ⇔ 1,05 = 2 ⇔ n = log1,05 2 = ln 2 ≈ 14,2 ln 1,05 22