BIENE_08_006.qxd 16.07.2008 12:00 Uhr Seite 6 SCHWERPUNKT HEIDEIMKEREI Porträt Heidehonig Er stammt aus der Tracht des Heidekrauts, zeichnet sich durch einen besonderen Geschmack, eine besondere Konsistenz, besonders schwierige Gewinnung und ein besonders geringes Vorkommen aus — kurzum: Heidehonig ist etwas ganz Besonderes G ewonnen wird er in Heidelandschaften (z.B. Lüneburger Heide). Hier ist die Haupttrachtpflanze die Besenheide (Calluna vulgaris), die während ihrer Blütezeit von Anfang August bis Mitte September die Heideflächen in ein leuchtendes Rosaviolett hüllt. Rodung und Schafweide, die zu diesen Heidelandschaften auf sauren kalkarmen Böden führten, ließen den Strauch sich massenhaft entfalten. Der niedrige, verholzende und immergrüne Zwergstrauch überschreitet selten Wuchshöhen von 50 Zentimetern. Er wächst relativ langsam und kann ein Alter von 10 bis 15 Jahren erreichen. Die Besenheide unterscheidet sich von den verwandten Erica-Arten durch schuppenförmig an den Ästchen anliegende und nach oben eingerollte, gegenständige Blätter, die nur wenige Millimeter lang sind. Spaltöffnungen befinden sich an der Blattunterseite und sind von Haaren geschützt. Diese ledrigen Rollblättchen werden als Anpassungsleistung an stickstoffarme Böden gedeutet. Die nickenden Blüten stehen in einem dichten, traubigen Blütenstand. Die zwittrigen, vierzähligen Einzelblüten haben eine Länge von etwa 4mm. Die jeweils vier Kron- und Kelchblätter sind gleich gefärbt; Letztere sind doppelt so lang wie die eher unscheinbare Krone. Die Samen der vielsamigen Kapselfrucht werden als Ballonflieger über den Wind verbreitet. Hauptsächlich junge Heidepflanzen bieten eine gute Naktarsekretion. Calluna sollte unmittelbar nach der Blüte eingekürzt werden. Denn nur so ist ein neuer Austrieb gewährleistet, andernfalls verkahlt der Strauch von unten her – in der Kulturland- schaft der Heide weiden die Schafe und kürzen auf diese Weise die Triebe im Sommer und verhindern Konkurrenzpflanzen. Aus den Stängelbüscheln, die sehr biegsam sind, wurden früher oft Besen gefertigt – daher der Name „Besenheide“. Die eng verwandte Glockenheide (Erica teatralix) hat größere Blüten und liebt feuchtere Standorte. Merkmale Haupttracht: Calluna vulgaris Aroma: herb Farbe: Rötlich-Braun Konsistenz: gelatinös, kristallin Wassergehalt: bedingt durch die geleeartige Konsistenz relativ hoch (im Mittel 19%), daher auch höherer Grenzwert (Honig-VO: 23%, D.I.B.: 21,4%). Der Honig neigt zur Gärung. Elektrische Leitfähigkeit: im Vergleich mit anderen Blütenhonigen ungewöhnlich hoch (durchschnittlich 0,74 mS/cm) Enzymwerte: niedrig bis mittel Invertase 97 U/kg Glucoseoxidase 8,2 애g H2O2/g Honig/Min Zucker: ca. 39% Fructose, 32% Glucose sowie weitere Zweifachzucker (Turanose, Maltose, Isomaltose) Pollen: durch das Stippen stark erhöhter Pollengehalt Was ist das Besondere an Heidehonig? Callunahonig ist ein Blütenhonig von rötlich brauner Farbe und geleeartiger, der Kenner sagt: „sulziger“ Konsistenz. Wegen dieser gelatinösen Verfassung können die Bienen diesen Honig nicht so gut wie anderen trocknen und verdeckeln die Waben noch bei einem höheren Wassergehalt. Dem tragen sowohl die Honigverordnung als auch die D.I.B.Warenzeichensatzung Rechnung und erlauben eine Ausnahme: Heidehonig darf einen höheren Wassergehalt von 23% bzw. 21,4% aufweisen. Die besonders zähe Beschaffenheit rührt von einem hohen Gehalt an Eiweißverbindungen her, das macht den Honig schwer schleuderbar. Nur nach vorherigem Stippen mit einem Lösegerät lässt er sich schonend schleudern. Durch das Stippen geht der Honig vorübergehend vom geleeartigen in einen flüssigen Zustand über; nach Ende der Einwirkung verfestigt er sich wieder. Dieses reversible Verhalten nennt man „Thixotropie“. Wird keine gezielte Kristallisation eingeleitet, bilden sich grobe Zuckerkristalle in der gelatinösen Honigmasse. Heidehonig wird auch in Form des Scheibenhonigs (Wabenhonig) angeboten oder als Presshonig gewonnen. Er hat einen unverwechselbaren würzig-aromatischen Geschmack, mancher meint, ein eher herbes bis bitteres und zuweilen strenges Aroma. Mancher isst ihn lieber aus dem Glas, andere lieben ihn gleich aus der Wabe. honig aus Hochmoorgebieten handelt es sich zumeist um eine Mischung aus beiden Sorten, da hier Erica tetralix (Glockenheide) und Calluna vulgaris (Besenheide) ähnlich verbreitet sind, und die Glockenheide zwar früher, ab Mitte Juli, dann aber gemeinsam mit der Besenheide blüht. Wegen der besonders aufwendigen Ernte und geringer Gesamtmengen bei gleichzeitig größter Beliebtheit ist Heidehonig einer der teuersten Honige, eben eine Delikatesse – aber das bleibt letztendlich auch Geschmackssache. Dr. W. v. d. Ohe/Xan Calluna vulgaris Welche Sorte? Heide-Pollenkorn 6 (342) Fotos: Von der Ohe (2), Rübensaat (2) Bei Heide-Sortenhonig ist der BesenheideHonig von Erica-Honig (keine thixotrope Eigenschaft) zu unterscheiden. Beim HeideDEUTSCHES BIENEN-JOURNAL 8/2008