11 Grundlagen zu den Mondrhythmen Alles um uns herum ist in immerwährender Bewegung. Die Erde dreht sich, Mond und selbst Sonne ­bewegen sich, alle anderen Planeten unseres Sonnensystems bewegen sich, die Milchstraße und alle übrigen Galaxien des Universums. Und auch auf unserer Erde in Städten und auf dem Land bewegen sich ­Menschen, Tiere und selbst Pflanzen pausenlos. Unser ganzes Universum ist durch und durch bewegt. Die einzelnen Bewegungen haben individuelle Geschwindigkeiten und sie wiederholen sich in unterschiedlichen Abständen. Dass diese Vielfalt an Bewegungsmustern eine Form von Harmonie auf der Erde erzeugt, gleicht einem Wunder. Es scheint so, als würden sich die verschiedenen Rhythmen auf verschie­denen Ebenen zu einer großartigen Kompo­ sition ­zusammenfügen. Betrachten wir verschiedene Rhythmen der Natur sowie den Rhythmus des Mondes ­genauer. 12 Grundlagen zu den Mondrhythmen Monatsrythmen Tages- und Jahresrhythmus Die Sonne und der Jahres­ rhythmus Jeder Rhythmus schafft mit seinem Tempo und seiner Wiederholung eine Struktur. Wir alle brauchen eine Struktur, das merken wir besonders dann, wenn wir aus unserer Struktur geworfen werden. Wenn wir mit dem Flugzeug mehrere Zeitzonen gewechselt haben, braucht unser Körper mehr oder weniger Zeit, sich an den neuen Tagesrhythmus zu gewöhnen. Dieser wird von Sonnenauf- und Sonnenuntergang bestimmt. Die Sonne und der Tages­ rhythmus Eine alte „Sonnenregel“ besagt, dass Erde, Pflanzen und Menschen jeden Morgen ausund am Abend einatmen. Von früh morgens bis zum späten Mittag steigen daher die Kräfte in die oberirdischen Pflanzenteile, ab Mittag bis zum Sonnenuntergang ziehen sich die Kräfte wieder in die Erde zurück. Da die Sonne eher auf die Anlage der Muster und damit auf den Geist wirkt, stellt sie für uns Mit einem großen Feuer wurde früher der längste Tag des Jahres gefeiert, die Sommersonnenwende. Heute erinnern wir uns wieder an diesen Brauch. Menschen vormittags Energie zur Verfügung, um Dinge zu schaffen und aktiv zu handeln. Wir lernen uns selbst kennen, indem wir uns verwirklichen und etwas schaffen. Denn das, was wir aufbauen, ist unser verwirklichtes Potenzial. Nachmittags und abends hingegen dient die Energie der Sonne dazu, neue Gedanken aufzunehmen und „auszubrüten“. Auch hier gilt es, unser geistiges Potenzial zu erkennen und anzunehmen. Für die Arbeit im Garten und für konkrete anstehende Arbeiten im Haus oder die Pflege und die Gesundheit des Körpers gibt der Mond die Impulse. Er zeigt an, ob und wann es günstig ist, unser Potenzial zu realisieren. Da sich die Erde mit einer Neigung der Erdachse von 23,5° gegen die Sonne ausrichtet und diese Neigung auch immer beibehält, entstehen auf der nördlichen und auf der südlichen Erdhalbkugel die Jahreszeiten. Y Am 21. Juni ist der Nordpol der Sonne am nächsten. Das ist die Sommersonnenwende und der längste Tag des Jahres. Diese Wende geht in der Natur einher mit Ruhe und Stille, mit einem Ende des Blätterwachsens und Blühens und bei vielen Menschen mit den Sommerferien. Y Demgegenüber ist der 21. Dezember der kürzeste Tag, da die Sonne dann dem Südpol am nächsten ist. Wir feiern die Wintersonnenwende oder seit der Christianisierung Weihnachten. Und auch hier ist die Wende mit einer Ruhezeit von 12 Tagen oder den 12 heiligen Nächten verbunden. Wir haben Ferien und die Samen- und Zwiebelruhe der Pflanzen neigt sich dem Ende entgegen. Y Zwischen den Wenden liegen die Tag- und Nachtgleichen, an denen Tag und Nacht gleich lang sind. Im Frühjahr feiern wir den Vollmond nach den Tag- und Nachtgleichen, unser Osterfest. Hier verbinden sich Sonnen- und Mondkräfte, um das neue Wachstum und die Fruchtbarkeit des Lebens zu begrüßen. Im Herbst erinnert das Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober an das Wesentliche: Die Ernte des Jahres „einzufahren“ und genügend Vorräte anzulegen, um sich den Sinnfragen des Lebens stellen zu können oder eine Auszeit zur Regeneration zu nehmen. Die alte Sonnenuhr zeigt bei Sonnenschein die Tageszeit an. Monatsrhythmen Neben dem Tag und dem Jahr ist eine weitere wichtige Zeiteinheit bis heute unser Monat. Ursprünglich galt als Monat die Zeitspanne, die der Mond für einen vollständigen Umlauf um die Erde braucht. Dabei betrachten wir die Umlaufzeit, die wir von der Erde aus beobachten. Als Zeitmesser werden die Mondphasen, die sich alle 29,5 Tage wiederholen, zugrunde gelegt. Nach moderner Zeitrechnung wurden die Monate also von der Mondumrundung mit etwa 12,4 Monaten gelöst und auf 12 Monate reduziert. Wäre die Mondbahn so klar und konstant wie die Bahn der Erde um die Sonne, dann gäbe es vermutlich nicht die Faszination des Menschen für den Mond, die auch nach der Landung auf dem Mond nicht abgenommen hat. Da der Mond aber jeden Monat auf verschiedene Weise „aus der Reihe tanzt“ und unser Leben mit seinem Rhythmus beeinflusst, lohnt es sich, sich damit eingehender zu beschäftigen. 13 14 Grundlagen zu den Mondrhythmen Die verschiedenen Mondphasen Der Mond, den wir am Himmel sehen, leuchtet nicht von selbst. Er steht im Rampenlicht der Sonne und reflektiert das auf ihn fallende Licht. Da er um unsere Erde kreist, verändert er seine Position in Bezug auf die Sonne. Von der Sonne aus gesehen wird immer die zu ihr geneigte Seite des Mondes bestrahlt. Die Sonne „sieht“ den Mond immer als Vollmond, es sei denn, der Mond, die Sonne und die Erde liegen genau in einer Ebene. Dann „sieht“ die Sonne den Mond nicht, weil er hinter der Erde verschwindet. Das nennen wir Mondfinsternis. Die Silhouette im „Rampenlicht“ Die Umlaufzeit des Mondes um die Erde beträgt 27,33 Tage. Damit der Mond aber wieder im gleichen Winkel zum Rampenlicht, der Sonne, steht, braucht er etwas länger als seine Umlaufzeit. Die Periode dauert 29,5 Tage, sie wird auch synodischer Mondrhythmus genannt. Der Mond muss sozusagen den Der Mond kreist um die Erde. Von der Erde aus betrachtet, sehen wir den Mond je nach Bestrahlung durch die Sonne in seinen verschiedenen Mondphasen. Monatsrhytmen Abstand zur Sonne vor jedem Neumond einholen, da sich während der Umrundung auch die Erde ein Stück bewegt hat. Denn von der Erde aus sehen wir den Mond im Gegensatz zur Sonne nicht immer. Wenn der Mond der Sonne am nächsten ist, sehen wir ihn gar nicht. Es ist Neumond. Innerhalb einer Woche bekommen wir das Schauspiel von einer ­schmalen Sichel bis zur halben Kugelform geboten, den Halbmond. Nach einer weiteren Woche sehen wir den Mond ganz rund und in vollem Glanz, wenn ihn keine Wolken verschleiern. In der dritten Woche nimmt die sichtbare Seite des Mondes wieder bis zum Halbmond ab. In der vierten Woche ist der Mond dann wieder dabei, mit seiner schmalen Sichel zu verschwinden. Der wandelnde Blick des Mondes Wir sehen auf der Erde immer dieselbe Seite des Mondes. Das kommt daher, dass der Mond seine Achse genauso schnell dreht, wie er die Erde umkreist. Es ist so, als würde er uns mit seinem Gesicht nicht einen Moment aus den Augen lassen wollen. Im Gegensatz dazu dreht sich unsere Erde täglich einmal um ihre Achse, auch wenn uns das selbst nur Die sich wandelnde Silhouette des Mondes hat die Menschen schon immer fasziniert und berührt. durch den Rhythmus von Tag und Nacht bewusst ist. Nur aufgrund der Erddrehung können wir überhaupt den Auf- und Untergang jede Nacht aufs Neue bewundern. Aufgrund der unterschiedlichen Einstrahlungswinkel der Sonne auf die von Kratern und Lava geprägte Oberfläche des Mondes scheint sich die wie ein Gesicht wirkende Struktur des Mondes insbesondere im ersten und letzten Viertel durch verschiedene Schattenwürfe täglich zu verändern. Diese Wandlungsfähigkeit hat die Menschen zu allen Zeiten fasziniert. Die Kraft des Mondes Dass der Mond mit seinen unterschiedlichen Mondphasen Einfluss auf das Leben unserer Erde hat, ist unbestritten. Es wirkt die Gravitationskraft, die das Wasser als Basis allen Lebens bewegt. Diese Kraft regt mit dem ­Wasser auch alle Flüssigkeiten der Pflanzen, Tiere und Menschen an und führt zur Verstoff­ lichung, also zum Wachstum. Mit welcher Intensität die Kraft des Mondes wirkt, darüber gibt es bis heute sehr verschiedene Auffassungen. Es gilt folgende Faustregel: Je größer das Stück des leuchtenden Mondes ist, das wir auf der Erde sehen können, desto stärker ist der Einfluss seiner Kraft auf alles Leben dieser Erde. Im Vollmond ist der Einfluss am stärksten, danach wird er schwächer. Bei Neumond ist der Einfluss am geringsten, um dann wieder zuzunehmen. 15 16 Grundlagen zu den Mondrhythmen Der auf- und absteigende Mond Monatsrythmen Eine wichtige Rolle spielt der auf- und absteigende Mond in den so genannten Bauernregeln. Schon Generationen vor uns haben die Menschen die Bewegungen des Mondes am Himmel genau beobachtet; im Gegensatz zu den Menschen heute, die sich die Bedeutung erst wieder mühsam erschließen müssen. Die Begriffe des auf- und absteigenden Mondes sind jedoch nicht mit den zu- und abnehmenden Lichtphasen des Mondes zu verwechseln! uns, sondern auch der Mond und die Sonne. Von hier aus gesehen kann man alle Bewegungen am Himmel als eine kosmische, äußerst differenzierte Uhr betrachten, die uns genau anzeigt, welche Stunde schlägt. Es ist eine Uhr, in der jede Stunde ihre eigene Zeitqualität hat. Diese Qualität setzt sich aus dem Zusammenspiel der Sonne, des Mondes und der Planeten zusammen sowie einer Fülle an Sternen, die sich scheinbar nicht bewegen, aber dennoch auf dieses Zusammenspiel einwirken. Die Erde als Mittelpunkt 14 Tage auf – 14 Tage ab Es mag für uns heute etwas absurd klingen, doch das Weltbild unserer Vorfahren macht auch heute noch Sinn. Hier müssen wir uns nicht die Sonne als das Zentrum vorstellen, um die unsere Erde und alle anderen Planeten kreisen, sondern die Erde. Von der Erde aus gesehen kreisen nicht nur alle Planeten um Nach der oben beschriebenen „kosmischen Uhr“ kreist die Sonne auf einer Bahn um unsere Erde. Auch der Mond kreist auf einer Bahn um uns herum. Diese Mondbahn steht Für unsere Vorfahren war die Erde das Zentrum der Welt, um die alle Planeten und auch Mond und Sonne kreisen. Mond am aufsteigenden Wendepunkt Ekliptik Mondbahn Bewegungsrichtung von Sonne und Mond etwas schräg. Die Mondumlaufbahn weist einen Neigungswinkel von 5° gegenüber der Sonnenumlaufbahn auf, die in der Sprache der Astrologie „Ekliptik“ genannt wird. Das bedeutet, dass der Mond 14 Tage eine aufsteigende und 14 Tage eine absteigende Bewegung vollführt. Jede Nacht steht der Mond bei seinem aufsteigenden Gang dann etwas höher am Himmel. Bei seinem höchsten Stand können wir ihn oben ganz deutlich sehen und seine Bahn über einen langen Zeitraum verfolgen. Nach seinem Höchststand beginnt dann die absteigende Reise bis zum Tiefststand. Die Hintergrundkulisse dieses Theaters bilden die Sternbilder der Tierkreiszeichen. Die Höchstund Tiefststände werden auch als Wendepunkte bezeichnet. Der Höchststand liegt dabei im Sternbild der Zwillinge, während der Tiefststand im Sternbild des Schützen liegt. Die Wendemanöver des Mondes Der Mond spiegelt mit seinem Auf und Ab den jährlichen Rhythmus der Sonne mit ihrer Sommer- und Wintersonnenwende auf seine Weise einmal im Monat wieder. Einer Phase des Wachsens und Ausdehnens folgt nach dem Höhepunkt der Sommersonnenwende eine Phase des Reifens und des Zusammen- In dem Weltbild der Astrologie ist die Erde das Zentrum, um das sich nicht nur der Mond und die Planeten, sondern auch die Sonne dreht. Die Sonnenumlaufbahn wird Ekliptik genannt. ziehens mit ihrem Tiefpunkt, der Wintersonnenwende. Das Auf stellt eine Phase der ausströmenden Kraft und das Ab eine Phase der zusammenziehenden Kraft dar. Dieser Wechsel von Auf und Ab dauert in seiner Periode genau 27,33 Tage und ist damit kürzer als der bereits beschriebene synodische Mondrhythmus. Man nennt diesen Rhythmus auch den tropischen Mondrhythmus. Es gilt folgende Regel: Die Pflanzensäfte steigen bei aufsteigen­ den Mond nach oben und sie strömen bei absteigenden Mond wieder nach unten in Richtung der Wurzeln. 17