Dr. F. Wittel; Prof. R. Flatt IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | • Verstehen der Metallbindung als Grundlage aller Metalleigenschaften. • Charakterisierung idealer Raumgitter und Gitterbaufehler in Einkristallen. • Entstehung von Polykristallen und Baufehlern verstehen. • Definieren wichtiger Begriffe bei Legierungen wie Komponenten, Konzentrationen … • Konstruieren von Phasendiagrammen aus Abkühlkurven. • Umgang mit Zweistoff-Phasendiagrammen erlernen. • Erlernen und Zeichnen typischer Gefüge. 1. Einleitung Metalle • • • 2. Strukturen kristalliner Körper – Einkristalle • • • • IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe 3. Natur der Metalle Geschichte und Zukunft Metall als Werkstoff Bindungen und Koordination Kristallstruktur der Metalle Gitterbaufehler Versetzungswanderungen Strukturen fester Phasen – Polykristalle | | 1 E. Hornbogen, H. Warlimont: Metalle, Springer Verlag, 5. Aufl. 2006 M.F. Ashby, D.R.H. Jones: Werkstoffe 2: Metalle, Keramiken und Gläser, Kunststoffe und Verbundwerkstoffe, Spektrum Verlag 3. Aufl. 2007 Bargel et al.: Werkstoffkunde, Springer Verlag, 7. Aufl. 2000 online online IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einleitung Metalle: Natur der Metalle Periodensystem der Elemente: 80 % der Elemente sind Metalle. HALBMETALLE METALLE IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einleitung Metalle: Vorkommen in der Natur Wichtige Metalle: Gusseisen und Stahl Aluminium Kupfer Zink Blei (Fe) (Al) (Cu) (Zn) (Pb) Bauxit 7,57% der Erdhülle Fe-Erz (Roteisenstein) 4.7% der Erdhülle Zn-Blende / Zn-Spat 0.012% der Erdhülle Elemente sind in oxidierender Atmosphäre instabil. Vorkommen in Natur als Oxide Einteilung nach Dichte: Schwermetalle - Leichtmetalle nach Reaktivität: Edelmetalle - unedle Metalle. nach Industriezweig: Eisen – Nichteisenmetalle. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Cu-Erz 0.01% der Erdhülle Pb-Erz 0.0018% der Erdhülle | | Einleitung Metalle: Geschichte, Verwendung und Zukunft Gründe für den Erfolg von Metallen: • Wandelbarkeit der Eigenschaften durch Legierungsbildung, Wärmebehandlung. • Alle Verfahren der Formgebung und Verarbeitung. • Im Verbund z.B. mit Beton. • Hohe Duktilität, Zug- und Druckfestigkeit. • 100% Recyclierbar. Werkstoffproduktion in den USA IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einleitung Metalle: Geschichte, Verwendung und Zukunft Herstellungspreisindex 01/2002 =100 Metalle sind wertvolle Ressourcen, die intelligent eingesetzt werden sollten. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Bindung und Koordination Eigenschaften: Primärbindungen: A Ionenbindung •Hohe Bindungsenergie. B Atombindung (kovalente Bindung) •Abgabe oder Aufnahme von Valenzelektronen. C Metallbindung Van-der-Waals`sche Bindung Sekundärbindungen: Wasserstoffbrücken … IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Metalle mit Nichtmetallen Nichtmetalle mit Nichtmetallen •Niedrige Bindungsenergie. •Kein Austausch von Valenzelektronen. Metalle mit Metallen | | Einkristalle – Bindung und Koordination - Ionenbindung Ionenbindung: • Beruht auf dem Bestreben der Atome, die äussere Elektronenhülle vollständig mit Elektronen zu besetzen Realisierung durch Elektronenaustausch • Vorzugsweise zwischen Atomen mit fast voller und fast leerer äusserer Elektronenschale (Metalle und Nichtmetalle) • Negativ und positiv geladene Ionen ziehen sich elektrostatisch an Ungerichtete Bindungskräfte Radienverhältnisse der Ionen bestimmt Kristallstruktur IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Bsp. NaCl; jede Ionensorte oktaedrisch von Gegenionen umgeben Kation Na+; Anion Cl- | | Einkristalle – Bindung und Koordination - Atombindung Atombindung: • Tritt hauptsächlich bei Nichtmetallen auf. (Kovalente Bindung) • Bildung von gemeinsamen Elektronenpaaren der Atome (Durchdringung der Orbitale) halbgefüllte Orbitale erforderlich. • Bindungsorbitale sind hochfest und räumlich gerichtet Vorzugsrichtung für Kristallstruktur. • Stoffe sind schwer verformbar und spröd. • Bsp: Diamant, Silizium, keramische Werkstoffe s-s- Bindung: Durchdringung von 2 s-Orbitalen p-p- Bindung: Durchdringung von 2 p-Orbitalen s-p- Bindung: Durchdringung eines p und s Orbitals IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Diamant (p-p-) | | Einkristalle – Bindung und Koordination - Metallbindung Metallbindung: • Metallatome sind über Metallbindungen zu Molekülen und Metallgittern geordnet . • Metallgitter aus positiv geladenen Atomrümpfen, während die Valenzelektronen über das ganze Gitter verteilt sind. • Kein Elektron gehört mehr zu einem bestimmten Kern, Elektronen sind frei beweglich, also nicht an bestimmte Energieniveaus (Orbitale) gebunden, sie befinden sich im „Leitungsband“ und bilden ein „Elektronengas“. • Anziehung zwischen Elektronengas und Atomrümpfen. • Bindung schwächer als Ionenbindung und nicht orientiert Bestreben zu dichten Packungen. • Duktil durch metallische Bindung • Fremdatome können eingelagert werden. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Aufbau und Struktur • Alle möglichen Raumgitter können durch 7 verschiedene Achsensysteme (=Kristallsysteme) beschrieben werden. • Durch die zentrierte Elementarzelle ergeben sich 14 Bravais Gitter (Raumgitter). • Mit Hilfe der Bravais-Gitter kann jede Kristallstruktur beschrieben werden. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Aufbau und Struktur Wichtige Gittertypen: Elementarzellen sind die kleinste räumliche Einheit eines Raumgitters, aus der durch wiederholtes Aneinanderreihen ein Raumgitter aufgebaut wird. Name Kubisch-raumzentriert KRZ Kubisch-flächenzentriert KFZ Hexagonal dichtest hdP Raumfüllung 68% (locker gepackt) 74% (dichtest) 74% (dichtest) Vertreter -Fe, Na, Ka, Mo, Cr, -Fe -Fe, Al, Cu, Pb, Au, Ag, Ni -Ti, Zn, Mg, Co Realmodell der Elementarzelle Schwerpunktsmodell der Elementarzelle IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Aufbau und Struktur - Gleitebenen Gitterebenen bzw. –richtungen sind Ebenen bzw. Geraden durch Punkte eines Raumgitters. Es sind Ebenen zwischen Atomlagen mit dichtester Packung und grossem Schichtabstand. Zu jeder Ebene gibt es unendlich viele parallele Ebenen. Die Kennzeichnung der Ebenen und Richtungen erfolgt mit Hilfe der Millerschen Indizes (Ebenen (abc); Richtungen [abc]). Viele Vorgänge z.B. bei plastischer Verformung laufen auf ganz bestimmten Gitterebenen ab. Gitterrichtungen und –ebenen: IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Aufbau und Struktur - Gitterlücken Gitterlücken sind nicht von Atomen des Grundgitters gefüllter Gitterraum. Es gibt 2 unterschiedlich grosse Typen von Gitterlücken. Fremdatome können in Gitterlücken eingelagert werden. Oktaedrische (l) und vierflächige Löcher (r) relativ zu den Gitteratomen in KFZ. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Aufbau und Struktur - Gitterbaufehler • Reale kristalline Festkörper unterscheiden sich erheblich vom Idealzustand. • Störungen im Gitter können nach geometrischen Kriterien eingeteilt werden: • 0-dimensional: Punktbaufehler • 1-dimensional: Linienbaufehler • 2-dimensional: Flächenbaufehler • 3-dimensional: Raumbaufehler • Gitterstörungen beeinflussen die Stoffeigenschaften erheblich werden gezielt zur Beeinflussung der Eigenschaften eingesetzt. • Linienbaufehler sind z.B. Träger der plastischen Verformungen. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Gitterbaufehler - Punktbaufehler • Leerstellen sind stets vorhanden und nehmen mit steigender Temperatur zu. • Wichtig für atomare Platzwechselvorgänge Diffusion. • Fremdatome Legierungen. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Einkristalle – Gitterbaufehler - Linienbaufehler • Linienbaufehler (Versetzungen) sind Träger der plastischen Verformungen. • Mechanisches Verhalten wird durch Zahl und Bewegungsfähigkeit der Versetzungen beeinflusst. • Versetzungen werden behindert durch Punkt-, Linien, Flächen- und Raumbaufehler. Stufenversetzung IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Schraubenversetzung | | Einkristalle – Gitterbaufehler - Versetzungswanderung IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Polykristalle – Entstehung des Metallgefüges • • • • Beim Erstarren beginnen Kristalle an vielen Stellen gleichzeitig zu wachsen. Kristalle wachsen, bis sie aneinander stossen. Kristalle (Körner) sind nun unterschiedlich orientiert. Korngrenze = Grenzfläche zwischen Kristallen einer Phase oder unterschiedlicher Phasen. • Hohe Abkühlgeschwindigkeit Feinkörniges Gefüge. • Langsame Abkühlgeschwindigkeit Grobkörniges Gefüge. • Korngrösse und Ablagerungen an Korngrenzen beeinflussen Materialverhalten. Gefügebild beim Erstarren eines Metalls IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Polykristalle – Entstehung des Metallgefüges • Körner haben das Bestreben möglichst kleine Oberfläche einzunehmen (Energieminimierung) globulare Gestalt • Typisch für krz-Gitter sind kurvig begrenzte, zwillingsfreie Körner (globulares Korn (Ferrit) links). • Typisch für kfz-Gitter sind eckige Körner mit Zwillingen (polyedrisches Korn (Austenit) mittig). • Anisotrope Wachstumsgeschwindigkeit führt zu nadel- und plattenförmigen Kristalliten (lamellares Gefüge). • Wachsen Kristalle frei in Schmelze, so formen sich Dendriten (REM Aufnahme rechts). IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Polykristalle – Entstehung des Metallgefüges – Flächenbaufehler (Korngrenzen) • Kleinwinkel-Korngrenzen oder Kippgrenzen sind aus einer Reihe von Stufenversetzungen aufgebaut. • Grosswinkelgrenzen (allgemeine Korngrenzen) ab >5°. • An Phasengrenzen ändern sich Kristallstruktur und Bindungsart, es gibt kohärente, teilkohärente und inkohärente Grenzflächen. KleinwinkelKorngrenze Phasengrenzflächen Grenzflächen IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe kohärent teilkohärent inkohärent | | Polykristalle – Entstehung des Metallgefüges Zwilligsbildung innerhalb eines Kristalls: Kristalle sind spiegelsymmetrisch angeordnet. verzerrungsfreie Korngrenze Raumbaufehler: Ausscheidungen weisen Phasengrenzflächen auf. Mikroriss IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Ausscheidung Bzw. Dispersion | | | | 5 4 3 2 1 IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe • Verstehen der Metallbindung als Grundlage aller Metalleigenschaften. • Charakterisierung idealer Raumgitter und Gitterbaufehler in Einkristallen. • Entstehung von Polykristallen und Baufehlern verstehen. • Definieren wichtiger Begriffe bei Legierungen wie Komponenten, Konzentrationen … • Konstruieren von Phasendiagrammen aus Abkühlkurven. • Umgang mit Zweistoff-Phasendiagrammen erlernen. • Erlernen und Zeichnen typischer Gefüge. 4. Legierungen metallischer Werkstoffe • • • Phasengleichgewichte Zweistofflegierungen Wichtige Zustandsdiagramme IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Wichtige Begriffe • Legierung: Mischung eines Metalls mit einem oder mehreren anderen Metallen / Nichtmetallen. • Komponenten: Chemische Bestandteile der Legierung (A, B, C, Cu, Si, Fe). • Konzentration: Anteil der Komponenten in Masse-%. • Massengehalt wA einer Komponente A: wA=ma/m=Masse der Komponente A /Gesamtmasse der Legierung. • Stoffmengengehalt oder Komponentengehalt einer Komponente A: xA=na/n=Stoffmenge A in Mol/Gesamtstoffmenge in Mol. • System: Gesamtheit aller Legierungen, welche die Komponenten bilden können. • Phase: Zusammenfassung aller Bereiche eines Systems mit räumlich konstanten physikalischen und chemischen Eigenschaften (, Al2O3…). • Homogen: 1 Phase; Heterogen: 2 oder mehr Phasen. • Zustand einer Legierung: Bestimmt über Phasen, Phasengehalte, Komponentengehalte. • Zustandsvariablen: Temperatur T, Druck p, Gehalte xA, xB. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Wichtige Begriffe Gleichgewicht: Eine Legierung kann sich in 3 verschiedenen Zuständen befinden: Labilem Zustand Metastabilem Zustand Stabilem Zustand •Labiler Zustand stabilen oder metastabilen Zustand (Bsp. Unterkühltes Wasser wird schlagartig zu Eis). •Metastabiler Zustand ist ein Ungleichgewichtszustand, die Umwandlung in einen stabilen Zustand kann länger dauern (Bsp.: Diamant (metastabil) in Graphit (stabil)). •Stabiler Zustand ist ein Gleichgewichtszustand, der Zustand ändert sich also nicht mehr. Mischbarkeit: flüssig fest Ja Ja Ja Nein Ja Teilweise Energiezustände einer Probe E IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe labil stabil metastabil | | Legierungen metallischer Werkstoffe – Zweistoffgemische Löslichkeit im festen Zustand Erstarrungsvorgang Vollständig löslich Homogene Schmelze aus A-und B-Atomen Homogene Schmelze aus A- und B-Atomen Kristalle aus A-Atomen (○) (A + B)-Mischkristalle (MK), eine Kristallart mit zwei Komponenten, feste Lösung! Kristallstruktur SubstitutionsMischkristall EinlagerungsMischkristall Voraussetzungen Unterschiedlicher Atomradius < 15% •Gleicher Gittertyp •Atomradius sehr unterschiedlich Anzahl Phasen 1 Phase = homogen IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Beispiele unlöslich CuNi Kristalle aus B-Atomen (●) Legierung ist heterogenes Gemisch aus zwei Kristallarten Kristallgemisch Gemisch aus Mischkristallen homogen 2 Phasen = heterogen Min. 2 Phasen C-Atome in Fe PbSn AlCu | | x Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit • • • • Grundlage sind Eigenschaftsmessungen beim Abkühlen von Schmelzen. Halte- oder Knickpunkte werden (Beginn und Ende der Erstarrung) ermittelt. Zustandsdiagramm stellt eine „Landkarte“ für Zweistoffsysteme dar. Es ist eingetragen, welcher Zustand bei gegebener Zusammensetzung und Temperatur stabil, also im Gleichgewicht ist. • 3 Zustandsfelder: Schmelze=flüssig (1 Phase), Schmelze+Mischkristall=fest+flüssig (2 Phasen) Mischkristalle=fest (1Phase) Temperatur-ZeitKurve Zustandsdiagramm IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Abkühlung: 40% B in A IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Abkühlung: Während der Erstarrung ändert sich die Zusammensetzung der Schmelze (S) und der Mischkristalle (MK) ständig. 100% S 100% MK l lS lMK 40% B in A IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Bsp. Abkühlung Cu-Ni Legierung (Konzentration fest): Kupfer und Nickel: • Gleiche Kristallstruktur (Cu=kfz, Ni=kfz) • Annähernd gleiche Grösse (atomare Ordnungszahl Cu=29, Ni=28) • Verträgliche Ladungen • Annähernd gleiche Anzahl Valenzelektronen (Cu=1;Ni=2) Voraussetzungen für Löslichkeit erfüllt: Substitutionsmischkristalle IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Phasendiagramm Cu-Ni Konstantan (Cu55Ni45) | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Bsp. Anwendung von Cu-Ni Zustandsdiagramm: 1. Temperatur bei Beginn und Ende von Phasenumwandlunge n bei Konzentration C. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Bsp. Anwendung von Cu-Ni Zustandsdiagramm: 2. Zusammensetzung der Phasen in Abhängigkeit der Temperatur bei Konzentration C: C0 Legierung CL Schmelze (L=liquidus) CS Kristalle (S=solidus) Bsp.: Ausgeschiedenen Kristalle bei T0 hat 58% Ni und 42% Cu IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe T0 CL C0 CS | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Bsp. Anwendung von Cu-Ni Zustandsdiagramm: 3. Mengenverhältnisse der Phasen bei bestimmter Temperatur (Hebelgesetze) Bekannt: C0, Cs, CL Gesucht: Teilmenge von S,L bei T (ms, mL) Mengenbilanz: mLCL+mSCS=mC0 mL+mS=m mS=m(C0-CL)/(CS-CL); mL=m(C0-CS)/(CS-CL) 1. Hebelgesetz: mS/mL = lL/lS 2. Hebelgesetz: mS=m·lL/l=0.25; m =m·lS/l=0.75 IfB, ETHZ L Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit voller Löslichkeit Einfluss der Abkühlgeschwindigkeit: Langsame Abkühlung: Konzentrationsausgleich zwischen Kristallen durch Diffusionsvorgänge. Schnelle Abkühlung: nicht im thermodynamischen Gleichgewicht. • Ungleichmässige Konzentration in den Körnern (Kornseigerung). • Schichtförmig aufgebaute Körner mit zum Rand zunehmendem B-Gehalt. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit keiner Löslichkeit Abkühlungskurven Zustandsdiagramm Eutektischer Punkt Eutektische Temperatur S (A+B) } IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Eutektische Reaktion Eutektikum | | Zweistoffgemische mit keiner Löslichkeit - Eutektikum • Gr. eu=gut tekt=bauen ~ das gut gebaute. • Eutektische Legierungen haben nur einen Schmelzpunkt und keinen Schmelzund Erstarrungsbereich (Soliduslinie = Liquiduslinie). • Beim Erstarren scheiden sich gleichzeitig alle Bestandteile in sehr feinen Kristallen ab gleichmässiges, feines Kristallgefüge, weist eine charakteristische lamellare Struktur auf und es treten beim Erstarren keine Entmischungen auf. • Hat eine ganz bestimmte Zusammensetzung. • Hat eine bestimmte Erstarrungs- bzw. Schmelztemperatur (Eutektische Temperatur), die zugleich die niedrigste der ganzen Legierungsreihe ist (Lötzinn, Schmelzsicherungen, Sprinkleranlagen). IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | untereutektisch S A+S Eutektische Reaktion A + (A+B) Erstarrung wird unabhängig von der Legierungskonzentration mit eutektischer Reaktion (SA+B) abgeschlossen. übereutektisch S B+S Eutektische Reaktion B + (A+B) IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | 39 | | 40 0°C Zweistoffgemische mit keiner Löslichkeit - BiCd IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Legierungen – Zweistoffgemische mit begrenzter Mischbarkeit Eutektische Legierung: - Jetzt MK mit veränderlicher Konzentration S T=cont E Untereutektische Legierung: - Keine Ausscheidung S IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | 41 Legierungen – Zweistoffgemische mit begrenzter Mischbarkeit S +S + Segregat Segregat (segregare=ausscheiden) IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Zusammensetzung des Gefüges bei 200°C? 1. 2. mSeg=(10-7)/(78-7)=0.04 m= (78-10)/(78-7)=0.96 | | Legierungen – Zweistoffgemische mit begrenzter Mischbarkeit • Vollständige und keine Löslichkeit sind Grenzfälle, teilweise Mischbarkeit, bei der Komponenten mehr oder weniger ineinander gelöst werden, die Regel. Kristalle der reinen Komponenten sind also nicht mehr vorhanden. • Sind in Grundgitter der Komponente A Atome der Komponente B eingebaut, spricht man von einem -Mischkristall (MK). • ACDB=Soliduslinie; AEB=Liquiduslinie; Löslichkeitslinien B in A und A in B. • Unterhalb der Löslichkeitslinie erfolgt bei Abkühlung Segregation an den Korngrenzen (Segregat = Ausscheidung eines festen Bestandteils aus einem anderen festen Bestandteil). • Der Bereich, bei dem es zur Eutektikumsbildung kommt wird als Mischungslücke bezeichnet. • Durch schnelle Abkühlung wird Segregation verhindert und es gibt übersättigte Mischkristalle mit stark verzerrtem Gitter. härter und spröder als homogene MK (Ausscheidungshärtung). • Wird auch eutektisches System genannt, Bsp. Für binäre Eutektika: Ag-Si; PbSn. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Legierungen – Zweistoffgemische mit begrenzter Mischbarkeit Untereutektische Legierung: S S T=cont E Seg E Eutektische Reaktion (S) schliesst die Erstarrungsvorgänge für alle Legierungen mit Cmax< C < Cmax ab. Übereutektische Legierung: S S T=cont E Seg E IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | 44 0°C Legierungen – Zweistoffgemische mit begrenzter Mischbarkeit IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Zweistoffgemische mit begrenzter Löslichkeit – Beispiel: Frage: Zusammensetzung des Gefüges? 1. E: mE/m=1-(cL-ce)/(c3-ce)=1-(60-40)/(70-40)=1/3 2. mSeg.max : mmax/m=(c4-c3)/(c4-c0)=20/80=1/4 3. mSeg: mSeg/m= mmax(cL-ce)/(c3-ce)=1/4·2/3=1/6 4. m: m/m=1-mE/m- mSeg/m=1-1/3-1/6=1/2 IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | Zweistoffgemische mit begrenzter Löslichkeit – Beispiel PbSn (Lötzinn): Pb80Sn20 Pb40Sn60 IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | | | Kompliziertere Phasendiagramme: Co-Ti System IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe Ternäre Phasendiagramme: Bi-Zn-Sn System 5 4 3 2 1 IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | | • Verstehen der Metallbindung als Grundlage aller Metalleigenschaften. • Charakterisierung idealer Raumgitter und Gitterbaufehler in Einkristallen. • Entstehung von Polykristallen und Baufehlern verstehen. • Definieren wichtiger Begriffe bei Legierungen wie Komponenten, Konzentrationen … • Konstruieren von Phasendiagrammen aus Abkühlkurven. • Umgang mit Zweistoff-Phasendiagrammen erlernen. • Erlernen und Zeichnen typischer Gefüge. IfB, ETHZ Rechnergestützte Physik der Werkstoffe | |