Werkstoffe der Elektrotechnik im Studiengang Elektrotechnik - Stoffgemische - Prof. Dr. Ulrich Hahn WS 2008/2009 welche Stoffgemische gibt es? technisch relevante Stoffgemische: Lösung Suspension Legierung Suspension {Verbundwerkstoffe} Mischung der reinen Stoffe (Komponenten) im molekularen Maßstab Tröpfchen /feste Teilchen in Flüssigkeiten Mischung Metallen, Metall – Nichtmetall (metallischer Charakter) Mischung fein gemahlener Feststoffe, gepreßt bei hohen Temperaturen (HIP) makroskopisch strukturierte Gemische Eigenschaften stark abhängig von: Stoffgemische Zusammensetzung Druck Temperatur Design von Werkstoffen 2 Konzentration Konzentration:=relativer relativerAnteil Anteileiner einerKomponente Komponenteam amGemisch Gemisch Konzentration:= Masseprozent (Gewichtsprozent) mA C := (*100); m A + mB m A Molprozent C Aν := mB C := (*100); m A + mB m B C Am + C Bm = 1 (Atomprozent) νA (*100); νA + νB νB νA + νB (*100); VB C := VA + VB (*100); C Bν := Volumenprozent VA C := VA + VB V A Stoffgemische (*100); V B 3 Legierungen Stoffgemische, mindestens 1 Metall-Komponente Metall-Eigenschaften Komponente 1 Komponente 2 Komponente 3 Legierung Phase(1) (1) Phase Phase(2) (2) Phase {K 1, K 2} {K 2, K3} Phase: Stoff/ ~gemisch mit gleichen physikalischen Eigenschaften Aggregatzustand Kristallstruktur Magnetisierung thermische Eigenschaften Phasenausbildung abhä abhängig von T, P, C Zustandsdiagramm Stoffgemische thermisches Gleichgewicht 4 Gibbssche Phasenregel wieviel Phasen können gleichzeitig in einem Stoffgemisch vorkommen (koexistieren)? J. W. Gibbs: p=k–f+2 P fest (Umgebung) p=k–f+1 p: Zahl der koexistierenden Pasen k: Zahl der Komponenten im Gemisch f: Zahl der frei wählbaren physikalischen Größen, z. B. T, P, C Beispiel: Einphasengebiete Zweiphasengebiete Dreiphasengebiete Stoffgemische 5 Zustandsdiagramme: experimentelle Ermittlung Bei welchem T, C, (P) liegen welche Phasen vor? Strukturanalyse Thermoanalyse Abkühlkurven: T(t) Verlauf eines Gemisches Beispiel Wasser (reiner Stoff): T T Dampf 100°C f = k − p +1 = 0 Kondensation Wasser 0°C Stoffgemische TUmw.= const Erstarrung Eis t 1 C 6 Zustandsdiagramme: experimentelle Ermittlung Beispiel Eisen (reiner Stoff): T Schmelze 1528°C 1401°C 270 J/g 10,5 J/g δ - Fe (krz) γ - Fe (kfz) 898°C 768°C CurieCurie-T β - Fe (krz) 28,5 J/g 7,5 J/g α - Fe (krz) t Änderung der Kristallstruktur Stoffgemische Platzwechsel der Atome Änderung der Packungsdichte Volumenänderung d. Kristalls 7 binäre Legierungen (2 Komponenten) vollständige Löslichkeit im festen Zustand Bildung von (Substitutions-) Mischkristallen beliebiger Konzentration gleiche Kristallstruktur wie die Komponenten Komponenten chemisch ähnlich Elektronengase der Komponenten ähnlich ähnliche Atomgrößen Verzerrung des Gitters: Verteilung der Atome: statistisch geordnet: meist intermetallische Verbindungen Stoffgemische 8 Zustandsdiagramm (vollst. Löslichkeit) Abkühlkurve einer Cu – Ni Legierung: T 1381°C 2 Knickpunkte Beginn der Kristallisation Schmelztemperatur 1310°C vollständige Erstarrung SchmelzSchmelztemperaturtemperaturintervall t konzentrationsabhängig Lage der Knickpunkte: konzentrationsabhä zwischen den Tschmelz der Komponenten Stoffgemische 9 Zustandsdiagramm (vollst. Löslichkeit) T obere Knickpunkte: Liquiduslinie oberhalb: Legierung vollständig flüssig untere Knickpunkte: Soliduslinie unterhalb: Legierung vollständig erstarrt dazwischen: Zweiphasengebiet Linsenform: unterschiedliche Kohäsion Stoffgemische der Komponenten in Kristall & Schmelze 10 binäre Legierung: Zweiphasengebiet Legierung, Zusammensetzung c0: T Zweiphasengebiet Gibbs: Gibbs: f = k − p + 1 = 2 − 2 + 1 T1 als freie Größe gewählt: T1 cK c0 cS c ⇒ Konzentrationen der Phasen fest Liquiduslinie: cSchmelze Soliduslinie: cKristall Nebenbedingung: Gesamtkonz. c0 ⇒ Mengen von Schmelze und Kristall „Hebelgesetz“ Hebelgesetz“: Stoffgemische (c A0 − c AK ) ⋅ mK = (c AS − c 0A ) ⋅ mS 11 Konzentrationsverläufe im 2-Phasengebiet Legierung mit c0: Abkühlen der Schmelze T Abkühlung auf T1 Beginn der Erstarrung Kristalle: viel A-Komponente T1 T2 T3 Abkühlung auf T2 2 Phasengebiet A c c c0 = c c c c0 = c K K 1 2 S S 1 2 K 3 S 3 Bc Abkühlung auf T3 Legierung vollständig erstarrt Schmelze: viel B-Komponente Konzentration cK ändert sich während der Abkühlung von T1 T3 Gleichgewichtskonzentration Diffusion langsames Abkühlen homogene Konzentration Stoffgemische 12 Konzentrationsverläufe im 2-Phasengebiet schnelles Abkühlen inhomogene Konzentration im Kristall Anwendung: Zonenschmelzen Konzentrationsunterschiede im 2-Phasengebiet ausnutzen zur Reinigung hochschmelzende Komp. Kristall niedrigschmelzende Komp. Schmelze Stoffgemische 13 Abweichungen von der Linsenform größerer Unterschied der Komponenten Behinderung der Mischkristallbildung Legierung flüssig auch bei T < TAS, TBS Liquidus- und Soliduslinie: Minima Abkühlkurve: Plateau bei cMinimum azeotropes Gemisch „schmelzen ohne Änderung“ TMinimum < TAS, TBS Stoffgemische 14 keine Löslichkeit im festen Zustand Komponenten: stark unterschiedliche Kristallstrukturen Kristallgemisch der Reinkristalle Abkühlen der Schmelze: Ausscheiden von Reinkristallen höherschmelzende Komponente Erstarren der Restschmelze niedrigschmelzende Komponente einheitliche Erstarrungstemperatur Soliduslinie: Stoffgemische „L“ - Form 15 keine Löslichkeit im festen Zustand (häufiger) Sonderfall: Reinkristalle gleichartige Nachbarn Kristallbildung behindert niedrigere Erstarrungstemp. Minimum der Liquiduslinie eutektisches System eutektische Temperatur eutektische Konzentration dort gilt: f = 2 – 3 + 1 = 0 vollst. Erstarrung d. Schmelze DasEutektikum Eutektikumverhält verhältsich sichwie wieein einreiner reinerStoff Stoff Das Stoffgemische TEutektikum < TAS, TBS 16 eutektisches System: Abkühlkurven Überschreiten der Liquiduslinie: Überschreiten der Soliduslinie: Knickpunkte Plateaus / Haltepunkte Schmelze erstarrt immer bei Teutekt, ceutekt, unabhä unabhängig von c0 Stoffgemische 17 eutektische Systeme: Kristallgefüge Eutektikum feinverteilte Kristalle der Komponenten Stoffgemische untereutektische Legierung übereutektische Legierung große A-Kristalle, Eutektikum große B-Kristalle, Eutektikum 18 begrenzte Löslichkeit im festen Zustand Kristalle der Komponenten können begrenzt Fremdatome aufnehmen Löslichkeitslinie Mischkristall - Kristallgemisch hohe Temperatur größere Löslichkeit Unterschreiten d. Löslichkeit: Ausscheiden der „überfl „überflü ssigen“ berflüssigen“ Fremdatome sekundärer Mischkristall Stoffgemische 19 Peritektische Systeme unterhalb einer Grenztemperatur: Zerfall einer Phase in 2 andere Umwandlung einer Phase in eine andere T T S S+β TP β S+ α α α +β B c t c1 cP c2 T > TP: α Grenztemperatur: peritektische Temperatur Grenzkonzentration: peritektische Konzentration A Stoffgemische T = TP, c > cP: β und α koexistieren 20 intermetallische Verbindungen chemische Verbindung der Komponenten AnBm geeignete Kristallstruktur AuSn2 AuSn4 Mg2Pb stabiler als Legierungen anderer Konzentrationen Stoffgemische höherschmelzend LiquidusLiquidus-, Soliduslinien: Soliduslinien: Maximum 21 intermetallische Verbindungen kongruent schmelzende Verbindung: T Schmelze Verbindung 1 Phase 1 Phase Stoffgemische Abkühlkurve ≙ reiner Stoff Plateau 22 intermetallische Verbindungen inkongruent schmelzende Verbindung: Schmelze und Mischkristall Verbindung 2 Phasen 1 Phase peritektische Temperatur Stoffgemische 23 intermetallische Verbindungen Kristalle der Verbindungen können Fremdatome aufnehmen: Homogenitä Homogenitätsbereiche kongruent schmelzende Verbindung γ Stoffgemische inkongruent schmelzende Verbindung γ 24 Technisch relevante Legierungen Fe - C Stahl, magnetische Werkstoffe Pb - Sn Weichlot Ag - Cu Hartlot Cu - Zn Messing Cu - Sn Bronze Al - Cu Duraluminium Fe - Ni weichmagnetische Werkstoffe Stoffgemische 25 Ternäre Legierungen Gemisch aus 3 Komponenten Grundfläche: Phasendiagramm dreidimensional Konzentration gleichseitiges Dreieck Seiten: bilaterale Konzentrationen Beispiel: 50% A, 20% B, 30% C Beachten: cA + cB + cC = 1 Höhe: Temperatur Zweidimensionale Schnitte bei bestimmten Temperaturen Stoffgemische 26 Stoffgemische 27 Ternäre Legierungen Stoffgemische 28 Ternäre Legierungen Einfluß auf die mechanischen Eigenschafen Härten: Behinderung von plastischer Deformation Behinderung der Bewegung von Versetzungen Kaltverformung: Fehlstellen, Versetzungen erzeugen MischkristallDeformation der Kristallstruktur, Anreicherung härtung: von Fremdatomen an Versetzungen Disperionsstatistisches Verteilen kleiner härtung: Teilchen im Gefüge Ausscheidung: sekundäre Mischkristalle Gase (O2) harte Oxide hochwarmfest Reaktion: Umwandlung: Änderung der Kristallstruktur Martensit Memorymetalle Homogenisieren, Erweichen: Stoffgemische Ausheilen von Kristallfehlern Glühen Lösen dispergierter Teilchen Glü 29 Martensitumwandlung Stahlhärten durch Abschrecken hohe Temperatur: Austenit (kfz) C als Zwischengitteratome in der Würfelmitte Abschrecken: Unterdrücken der Perlitbildung aber: Entstehung von Ferrit (krz) C auf den Würfelkanten Zwischengitteratome dehnen das Gitter Bildung von Martensitplatten Martensitumwandlung:diffusionslose diffusionslosePhasenumwandlung Phasenumwandlungim imFesten Festen Martensitumwandlung: Stoffgemische 30 Formgedächtnislegierungen Reversible Martensitumwandlung bei NENE-Metallen Verformung in der Martensitphase Erwärmung in die Austenitphase Zustand vor der Verformung Stoffgemische 31 Phasendiagramm Fe - C Stoffgemische 32 Phasendiagramm Pb - Sn Stoffgemische 33 Phasendiagramm Al -Cu Stoffgemische 34 Phasendiagramm Cu - Zn Stoffgemische 35 Phasendiagramm Cu - Sn Stoffgemische 36