Gadamer: Leben und Werk

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Joachim Stiller
Gadamer:
Leben und Werk
Materialien zu Leben und Werk von
Hans-Georg Gadamer
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Wiki: Hans-Georg Gadamer
Hans-Georg Gadamer (* 11. Februar 1900 in Marburg; † 13. März 2002 in Heidelberg) war
ein deutscher Philosoph. International bekannt wurde er durch sein für die philosophische
Hermeneutik grundlegendes Werk Wahrheit und Methode (1960).
Inhaltsverzeichnis
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1 Leben und Wirken
o 1.1 Familiärer Rahmen und Promotion
o 1.2 Edmund Husserl, Martin Heidegger, Paul Friedländer
o 1.3 Habilitation an der Universität Marburg
o 1.4 NSDDB Vertretungen vakanter Lehrstühle
o 1.5 Erste Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
o 1.6 Rückkehr von Helmut Kuhn und Karl Löwith nach Deutschland
o 1.7 Gadamer und Jürgen Habermas
o 1.8 Späte Jahre
2 Gadamers philosophischer Ansatz: Begründer der universalen Hermeneutik
3 Einordnung in die geisteswissenschaftlichen Strömungen
o 3.1 Neukantianismus und die Phänomenologie des Geistes
o 3.2 Wahrheit und Methode
4 Die Gadamer-Stiftungsprofessur
5 Ehrungen, Preise und Auszeichnungen
6 Filme
7 Werkausgaben Autobiografisches Ausgewählte Schriften
8 Literatur
9 Weblinks
10 Anmerkungen
Leben und Wirken
Familiärer Rahmen und Promotion
Hans-Georg Gadamers Vater Johannes Gadamer war Pharmazeut und Chemiker. 1902 folgte
er einem Ruf als Ordinarius für pharmazeutische Chemie an die Universität Breslau und blieb
dort bis 1919. Er war in erster Ehe (1897–1904) verheiratet mit Johanna Gadamer geborene
Gewiese, Tochter des Maurer- und Zimmermeisters Hugo Gewiese und seiner Ehefrau Adele
Becker. 1904 verstarb Johanna Gadamer, die Mutter von Hans-Georg Gadamer und seinem
Bruder. Ab 1905 war Johannes Gadamer in zweiter Ehe verheiratet mit Hedwig Gadamer geb.
Hellich, Tochter des Grubenbaudirektors Erich Hellich und seiner Ehefrau Ida Ehlert.[1]
Hans-Georg Gadamer wuchs in Breslau auf und erlangte dort 1918 die Hochschulreife.
Gadamer nahm anschließend sein Studium der Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte,
Philosophie und Pädagogik an den Universitäten Breslau, Marburg und München auf und
studierte unter anderen bei Richard Hönigswald. 1919 setzte er sein Studium an der
Universität Marburg fort. Dort wurde er 1922 bei Paul Natorp und Nicolai Hartmann mit
seiner Dissertationsschrift über Das Wesen der Lust nach den platonischen Dialogen zum Dr.
phil. promoviert.[2]
Edmund Husserl, Martin Heidegger, Paul Friedländer
Ab 1923 besuchte Gadamer Vorlesungen von Edmund Husserl und Martin Heidegger an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und während des Sommers, bei Heidegger in dessen
„Hütte“ in Todtnauberg. Diese Begegnung mit Heidegger wurde für Gadamer „eine völlige
Erschütterung allzu früher Selbstsicherheit“.[3] Ein Jahr später, 1924, nahm Gadamer sein
Studium der klassischen Philologie bei Paul Friedländer auf, weil er „das Gefühl hatte, von
der Überlegenheit dieses Denkers [Heidegger] einfach erdrückt zu werden, wenn ich nicht
einen eigenen Boden gewann, auf dem ich vielleicht fester stünde als dieser gewaltige Denker
selber“.[4] 1927 absolvierte Gadamer sein Staatsexamen für das Höhere Lehramt.
Habilitation an der Universität Marburg
1929 habilitierte sich Gadamer bei Heidegger und Friedländer für Philosophie an der
Universität Marburg. Titel der Habilitationsschrift: Platos dialektische Ethik. Interpretationen
zum „Philebos“., und wurde Privatdozent in Marburg. Zwei Jahre später wurde seine Schrift
Platos dialektische Ethik veröffentlicht. Nach einem Aufenthalt in Paris 1933 veröffentlichte
er 1934 seine Schrift Plato und die Dichter, die einen Durchbruch im Hinblick auf Platons
Politeia darstellt, erste sehr deutliche Ansätze der Gadamerschen Hermeneutik aufweist, und
seine teils unkritische Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus belegt.[5]
NSDDB Vertretungen vakanter Lehrstühle
Am 11. November 1933 unterzeichnete Gadamer das Bekenntnis der Professoren an den
deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen
Staat.[6] 1934/35 vertrat Gadamer an der Universität Kiel den vakanten Lehrstuhl von Richard
Kroner, der wegen seiner jüdischen Abstammung von der Lehrbefugnis suspendiert worden
war. Im Oktober 1935 nahm Gadamer freiwillig am Dozentenlager des NS-Dozentenbundes
(NSDDB) in Weichselmünde bei Danzig teil. Daraufhin wurde ihm 1937 in Marburg der Titel
eines nichtbeamteten außerordentlichen Professors verliehen, der ihm zunächst verweigert
worden war, obwohl er die üblicherweise sechs Jahre währende Zeit einer Privatdozentur
schon absolviert hatte. Gadamer erhielt weiterhin die Vertretung des vakanten Lehrstuhls von
Erich Frank an der Universität Marburg, dem ebenfalls wegen seiner jüdischen Abstammung
die Lehrbefugnis entzogen worden war. Zwei Jahre später erhielt Gadamer einen Ruf an die
Universität Leipzig, wo er nach Lehrstuhlvertretungen 1938/39 als Nachfolger Arnold
Gehlens 1939 zum ordentlichen Professor und Direktor des Philosophischen Instituts der
Universität Leipzig berufen wurde.[7] Im August 1933 wurde Gadamer Mitglied des
Nationalsozialistischen Lehrerbundes[8] Vom Sicherheitsdienst des Reichsführers SS wurde
Gadamer in der weltanschaulichen Beurteilung innerhalb der „SD-Dossiers über PhilosophieProfessoren“ aus SS-Sicht in seiner Haltung zum Nationalsozialismus als indifferent
klassifiziert.[9] Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs war Gadamer Mitarbeiter am NSProjekt Kriegseinsatz der Geisteswissenschaften.[6]
Erste Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Krieg wurde Hans-Georg Gadamer 1945 Dekan der Philosophischen Fakultät und
später bis 1947 Rektor der Universität Leipzig. Nachdem sich die Hoffnungen auf eine
demokratische Entwicklung in der sowjetischen Besatzungszone zerschlagen hatten, bemühte
sich Gadamer aktiv um eine Stelle in der Westzone. Am 14. August erklärte er seinen
Rücktritt vom Rektorat zum 1. Oktober und erhielt an diesem Tag eine Anstellung an der
Universität Frankfurt, zunächst vertretungsweise, vom 1. Juli 1948 als ordentlicher Professor,
nachdem er bei der Rückkehr nach Leipzig zur Amtsübergabe aufgrund einer Denunziation
verhaftet und von einem russischen Offizier verhört, aber wieder auf freien Fuß gesetzt
worden war. 1949 folgte er einer Berufung an die Universität Heidelberg als Nachfolger von
Karl Jaspers.[10]
Rückkehr von Helmut Kuhn und Karl Löwith nach Deutschland
Gadamer begründete 1953 mit Helmut Kuhn die „Philosophische Rundschau“. Im selben Jahr
kehrte Karl Löwith, der 1934 wegen seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland emigriert
war, durch Vermittlung Gadamers zurück und folgte einem Ruf der Universität Heidelberg.
Im Jahr 1951 wurde Gadamer Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Im
Jahr 1960 erfolgte die Veröffentlichung von „Wahrheit und Methode“, 1962 wurde Gadamer
Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in Deutschland. Eine Bewerbung um
das Rektorat der Universität Heidelberg scheitert dagegen. Es folgte die Gründung der
Internationalen Vereinigung zur Förderung der Hegel-Studien, deren Präsident er wurde. Im
Jahr 1966 organisierte er als Präsident der Allgemeinen Gesellschaft für Philosophie in
Heidelberg einen Kongress über Sprache.
Gadamer und Jürgen Habermas
Von 1967 bis 1971 debattierten Gadamer und Habermas, bis 1977 schrieb er Kleine Schriften
in vier Bänden. Im Jahr 1968 wurde er in Heidelberg emeritiert, lehrte jedoch weiter. Von
1969 bis 1972 war er Präsident der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Im Jahr 1971
wurde er Ritter des Ordens Pour le merite, erhielt den Reuchlin-Preis der Stadt Pforzheim und
das Große Bundesverdienstkreuz. In den 1980er und 1990er Jahren lehrte er regelmäßig am
Istituto Italiano per gli Studi Filosofici in Neapel.[11]
Späte Jahre
Hans-Georg Gadamer lebte bis zu seinem Tode in dem Heidelberger Stadtteil Ziegelhausen
und fand auf dem dortigen Friedhof, auf einer Anhöhe über dem Neckartal gelegen, seine
letzte Ruhestätte.[12] Hans-Georg Gadamer ist Ehrenbürger der Stadt Heidelberg sowie der
Stadt Neapel.[13] Sein Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach.
Gadamers philosophischer Ansatz: Begründer der universalen
Hermeneutik
Hans-Georg Gadamer war einer der prominentesten deutschen Philosophen des 20.
Jahrhunderts. Er gilt als Begründer einer universalen Hermeneutik, die sich sowohl gegen den
einseitigen Methodologismus der traditionellen Hermeneutik von Friedrich Schleiermacher
und Wilhelm Dilthey als auch gegen den Idealismus Georg Wilhelm Friedrich Hegels wendet.
Für Gadamer ist jegliches Verstehen, gleichgültig, ob es sich um Texte, Kunst- und Bauwerke
oder das Gegenüber in einem Gespräch handelt, an die Sprachlichkeit des Seins vor dem
Horizont der Zeit gebunden. Dies setzt beim Interpretieren von Werken Offenheit, das
Bewusstmachen der eigenen Vorurteilsstruktur sowie die Bereitschaft zum Gespräch bzw. zu
reflexivem Auseinandersetzen voraus. Die philosophische Hermeneutik wurde von Gadamer
so allgemein fundiert, dass sie auf prinzipiell alle ethisch-ästhetischen Aspekte und Fragen
des Lebens Anwendung finden kann. Er schuf eine Theorie der auf dem Denken des 19.
Jahrhunderts fußenden „Geisteswissenschaft“, welche für sich beansprucht, dass sie die
umwälzenden Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften nicht zu scheuen braucht.
Einordnung in die geisteswissenschaftlichen Strömungen
Neukantianismus und die Phänomenologie des Geistes
Zunächst gehörte Gadamer zur Umgebung des Marburger Neukantianismus des ausgehenden
19. Jahrhunderts, welcher überwiegend an den mathematischen Wissenschaften und ihren
Methoden orientiert war und seinen Schwerpunkt auf die „Erkenntnisart“ von Gegenständen
legte. Auch die Arbeiten von Paul Natorp und Nicolai Hartmann waren diesem Ansatz
anfänglich verpflichtet. Danach wandte er sich der Phänomenologie Husserls (1859–1938) zu,
die auch seine Habilitationsschrift prägte. Zu dieser Zeit begegnete er Heidegger, von dessen
Existenzphilosophie er viele Elemente übernahm. In ihr fand er nach eigenen Angaben die
gesuchte Gegenkraft zu Platon. Hegels Phänomenologie des Geistes hat ihn fasziniert.
Wahrheit und Methode
Seine Positionen hat er Ende der 1950er Jahre in seinem Hauptwerk Wahrheit und Methode
ausformuliert. Gadamer versteht die Hermeneutik nicht nur als Kunstlehre, sondern hält
Verstehen für eine der Grundlagen des menschlichen Lebens. In der Debatte mit Habermas
und Karl-Otto Apel kommt es zu einer Umakzentuierung seiner Haltung. Auch der
Hauptvertreter der philosophischen Dekonstruktion, Jacques Derrida,[14] kritisierte seine
Hermeneutik. Etliche Züge in Gadamers Denken brachten ihm den Ruf eines liberalen
Konservativen ein.[15] Sein Werk ist durchzogen von einer an Heidegger angelehnten
Technologieskepsis.
In seinem vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs des Neukantianismus nach dem Ersten
Weltkrieg entstandenem Werk versucht er die Frage zu beantworten, was Philosophie
angesichts der Dominanz der Naturwissenschaften ausmacht.
Die Gadamer-Stiftungsprofessur
Die „Gadamer-Stiftungsprofessur“ ist eine nach Hans-Georg Gadamer benannte
Stiftungsprofessur an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Sie wurde 2001 am
Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg eingerichtet mit dem Ziel der
Auseinandersetzung bedeutender internationaler Geisteswissenschaftler mit der Hermeneutik.
Die Gadamer-Professur wurde vom Stiftungsfonds Deutsche Bank, dem Ministerium für
Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, der Universität Heidelberg sowie
dem Fonds der Ehrenbürger der Universität Heidelberg unterstützt. Bisherige Preisträger
waren Karl Heinz Bohrer, Peter Burke, Jan Assmann, Horst Bredekamp, Wolfram Hogrebe
und Eberhard Jüngel. Seit 2007 sind die Mittel des Fonds ausgeschöpft, weitere Professuren
wurden nicht vergeben.[16]
Ehrungen, Preise und Auszeichnungen
Hans-Georg Gadamer erhielt im Laufe seines Lebens zahlreiche Ehrungen und
Auszeichnungen. Darunter waren unter anderem:
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1971 Orden Pour le mérite und Reuchlin-Preis
1972 Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland
1979 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa und Hegel-Preis
1986 Jaspers-Preis
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1987 Hanns Martin Schleyer-Preis
1990 Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland
1993 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1993 Bürgermedaille der Stadt Heidelberg
1995 Internationaler Antonio-Feltrinelli-Preis
1995 Ehrendoktorwürde der Universität Wrocław
1996 Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig (sowie am 12. Januar 1996
Ehrenmitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig)
1999 Ehrendoktorwürde der Philipps-Universität Marburg
Filme
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"Geboren 1900", Deutschland/Großbritannien/USA, 1999/2000, 75 min. – In dem
Film blicken der deutsche Philosoph Hans-Georg Gadamer, die britische Autorin
Barbara Cartland und der amerikanische Theaterregisseur Martin Magner auf hundert
Lebensjahre zurück. Deutsch-französische Erstausstrahlung: August 2000 auf ARTE –
Buch und Regie: Christoph Weinert
Werkausgaben Autobiografisches Ausgewählte Schriften
Werkausgaben
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Kleine Schriften Tübingen, Mohr, 1967 ff.
Gesammelte Werke. Tübingen: Mohr, 1985–1995 (10 Bände).
Autobiografisches
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Philosophische Lehrjahre. Eine Rückschau, Frankfurt a.M., Klostermann, 1977,
3.Aufl. 2012 ISBN 978-3-465-04165-8.
Selbstdarstellung. In: Ludwig J. Pongratz (Herausgeber): Philosophie in
Selbstdarstellungen, Band III, Meiner, Hamburg 1977. Auch in: Gesammelte Werke,
Band 2.
Im Gespräch, mit Silvio Vietta München 2002.
Ausgewählte Schriften
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Wahrheit und Methode. Grundzüge einer philosophischen Hermeneutik. (Tübingen
1960), Unveränd. Nachdr. d. 3. erw. Aufl. Tübingen 1975, ISBN 3-16-833912-1.
Lob der Theorie, Frankfurt a. M., Suhrkamp, 1983.
Das Erbe Europas, Frankfurt a. M., Suhrkamp, 1989.
Über die Verborgenheit der Gesundheit, Frankfurt a. M., Suhrkamp, 1993.
Der Anfang der Philosophie, Stuttgart, Philipp Reclam, 1996.
Erziehung ist sich erziehen Heidelberg 2000.
Hermeneutische Entwürfe. Vorträge und Aufsätze Tübingen 2000.
Platos dialektische Ethik. Phänomenologische Interpretationen zum Philebos
Hamburg 2000
Veröffentlichtes Bild- und Tonmaterial
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Hans Georg Gadamer erzählt die Geschichte der Philosophie Rom / Hamburg 2000 /
2006. (VHS / DVD)
Von der Lust am Dialog Ein Interview und ein Gespräch über den Begriff des Kairos
Berlin 2000. (2 CDs)
Gadamer Hörbuch: Drei Rundfunkvorträge Berlin 1999. (MC)
Autobiographie und Geschichten. Zwei Vorträge und ein Gespräch. Heidelberg 1998.
(MC)
Postmoderne und das Ende der Neuzeit? Vortrag 1992 Heidelberg 1996. (MC)
Wahrheit und Bewusstsein. Heidelberg 1996. (MC)
Philosophie heute: Die Kunst des Verstehens. Hans-Georg Gadamer. Hamburg 1996.
(VHS)
Die Unhintergehbarkeit der Kunst Freiburg 1996 (MC)
Vorträge Heidelberg 1996 (MC)
Literatur
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Ulrich Arnswald, Jens Kertscher, Jeff Malpas (Hrsg.): Gadamer’s Century. Essays in
Honor of Hans-Georg Gadamer, Cambridge, MA / London, England: MIT Press
2002, ISBN 0-262-63247-0.
Dominic E. Delarue, Johann Schulz und Laura Sobez (Hrsg.): Das Bild als Ereignis.
Zur Lesbarkeit spätmittelalterlicher Kunst mit Hans-Georg Gadamer. Winter Verlag,
Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-6036-8.
Donatella Di Cesare: Gadamer – Ein philosophisches Porträt. Mohr Siebeck,
Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-149946-3.
Wolfgang Drechsler: Gadamer in Marburg. Blaues Schloss, Marburg 2013, ISBN
978-3-943556-27-8.
Carsten Dutt (Hrsg.): Gadamers philosophische Hermeneutik und die
Literaturwissenschaft. Marbacher Kolloquium zum 50. Jahrestag der Publikation von
„Wahrheit und Methode“. Winter Verlag, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-59546.
Günter Figal (Hrsg.): Hans-Georg Gadamer: Wahrheit und Methode. 2. Auflage.
Akademie Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-05-005107-9.
Günter Figal und Hans-Helmuth Gander (Hrsg.): Dimensionen des Hermeneutischen.
Heidegger und Gadamer. Klostermann, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-46503432-2.
Jean Grondin: Hans-Georg Gadamer. Eine Biographie. Mohr Siebeck, Tübingen
1999, ISBN 3-16-146855-4.
Jean Grondin: Hans-Georg Gadamer : eine Biographie, 2., durchges. u. erw. Aufl.,
Tübingen : Mohr Siebeck, 2013, ISBN 978-3-16-152316-8.
Thorsten Gubatz: Heidegger, Gadamer und die Turiner Schule. Die Verwindung der
Metaphysik im Spannungsfeld zwischen Glaube und Philosophie. Ergon, Würzburg
2009, ISBN 978-3-89913-711-8.
Kai Hammermeister: Hans-Georg Gadamer. 2. erweiterte Auflage. C.H. Beck,
München 2006.
Michael Hofer, Mirko Wischke (Hrsg.): Gadamer verstehen – understanding
Gadamer. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003.
Catherine Hürzeler: Architektur als Zuwachs an Sein. Hans-Georg Gadamer im
Gespräch mit Catherine Hürzeler. In: Raimund Blödt et al: Beyond Metropolis. Eine
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Auseinandersetzung mit der verstädterten Landschaft. Niggli, Sulgen/Zürich 2006,
ISBN 3-7212-0583-9.
Hans Krämer: Kritik der Hermeneutik. Interpretationsphilosophie und Realismus,
Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-56486-4.
Bruce Krajewski (Ed.): Gadamer's Repercussions. Reconsidering Philosophical
Hermeneutics. Berkeley, Los Angeles 2004. (incl. Response to T. Orozco's
accusations).
Annika Krüger: Verstehen als Gestehen. Wissenschaftliche Zuständigkeitsbegrenzung
und hermeneutische Erkenntnisweise. Wilhelm Diltheys und Hans-Georg Gadamers
Versuch einer geisteswissenschaftlichen Emanzipation. Wehrhahn, Laatzen 2006
ISBN 3-86525-059-9.
Ram Adhar Mall: Hans-Georg Gadamers Hermeneutik interkulturell gelesen. Bautz,
Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-180-4.
Teresa Orozco: Platonische Gewalt. Gadamers politische Hermeneutik der NS-Zeit.
Vorwort von Wolfgang F. Haug. Argument, Hamburg 2004, ISBN 3-88619-240-7.
Udo Tietz: Hans-Georg Gadamer zur Einführung. Junius, Hamburg 2005, 3. Aufl.,
ISBN 3-88506-612-2.
Andreas Vasilache: Interkulturelles Verstehen nach Gadamer und Foucault. Campus,
Frankfurt am Main/New York 2003.
Wasim Salman: Wirkungsgeschichte de Hans-Georg Gadamer dans la théologie de
Claude Geffré, David Tracy et Wolfhart Pannenberg, Ed. Pontificia Univ. Gregoriana,
Roma 2010, ISBN 978-88-7839-155-0.
Kurzbiografie zu: Gadamer, Hans-Georg. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe.
Band 1, Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
Commons: Hans-Georg Gadamer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Hans-Georg Gadamer – Zitate
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Literatur von und über Hans-Georg Gadamer im Katalog der Deutschen
Nationalbibliothek
Werke von und über Hans-Georg Gadamer in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Hans-Georg Gadamer im Professorenkatalog der Universität Leipzig
Eintrag zu Hans-Georg Gadamer in Kalliope
Ausführliche Gadamer Bibliographie
Osman Bilen: Gadamer’s Philosophical Hermeneutics
Roswitha Grassl: Breslauer Studienjahre: Hans-Georg Gadamer im Gespräch (PDF;
6,6 MB)
Jean Grondin: Gadamer vor Heidegger (PDF; 113 kB), Internationale Zeitschrift für
Philosophie, 1996, 197-226.
Hans-Ulrich Lessing: Artikel "Hans-Georg Gadamer" im UTB-Online-Wörterbuch
Philosophie
Jeff Malpas: Hans-Georg Gadamer. In: Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford
Encyclopedia of Philosophy
Der Weg der Philosophie – Gadamer erzählt die Geschichte der Philosophie RAI
Educational (italienisch)
Gadamer erzählt die Geschichte der Philosophie
Hans-Georg Gadamer
Gadamer wurde am 11.02.1900 in Marburg als Sohn eines Professors für Chemie geboren. Er
studierte neukantianistisch geprägte Philosophie, zunächst bei Hönigswald in Breslau und
dann bei Nartorp in Marburg, der ihn mit einer Dissertation über die Lust bei Platon
promovierte. 1923 lernte er Heidegger kennen, dessen Einfluss für ihn schlechthin
entscheidend wurde, und ging mit ihm nach Marburg. Ab 1924 studierte er Altphilologie, vor
allem bei Friedländer, und habilitierte sich 1929 unter dessen und Heideggers Leitung mit der
Schrift „Platos dialektische Ethik. Phänomenologische Interpretationen zum Philebos“. 1939
wurde er auf ein Ordinariat für Philosophie an die Universität Leipzig berufen, deren Rektorat
er nach dem Krieg innehatte. 1949 übernahm er in Heidelberg den Lehrstuhl, der durch den
Weggang von K. Jaspers nach Basel freigeworden war. 1960 erst veröffentlichte er sein
Hauptwerk „Wahrheit und Methode. Grundlage einer philosophischen Hermeneutik“. Er
hatte mehrere einflussreiche Positionen in deutschen Wissenschaftsorganisationen inne. Auch
nach seiner Emeritierung (1968) hielt er weiterhin Vorlesungen bzw. Vorträge, reiste
regelmäßig in die USA und nach Italien. Er trat in Kontakt mit Derrida und versuchte
zwischen Habermas und den französischen „Postmodernen“ zu vermitteln. ER starb, mit
Ehrungen überhäuft, hoch betagt und bis zuletzt geistig frisch, am 13.03.2002 in Heidelberg.
Gadamer hat zahlreiche Interpretationen zur platonischen Philosophie vorgelegt und ebenso
zu modernen Denkern, etwa zu Hegel, vor allem aber zu Heidegger, nicht zuletzt zur
Dichtung, u.a. zu Goethe, George, Rilke und Celan. Sein wichtigster Beitrag blieb jedoch
„Wahrheit und Methode“, das eine Theorie dessen ist, wie sich Verstehen ereignet. Der Titel
drückt einen Gegensatz aus: Der Anspruch der Methode, das Monopol des Wahrheitszugangs
zu besitzen, wird bestritten. Durch die Methode ist die Naturwissenschaft bestimmt, teilweise
hat sich auch die Geisteswissenschaft (Dilthey) davon verführen lassen. Wahrheit aber, die in
Anlehnung an Heidegger als Erschlossenheit verstanden wird, ist weiter. Sie eröffnet sich
schon im Alltag, aber auch z.B. prägnant in der Erfahrung der Kunst, die dafür freilich erst
aus der Sackgasse der Genieästhetik herausgeholt werden muss, in der sie seit Kant und der
Romantik steckt. Entscheidend für das Verstehen des Kunstwerks ist nicht, dass wir seine
Entstehung in den Geist des Künstlers hinein rückverfolgen, sondern dass es etwas
Überraschendes „sagt“, dass sich in ihm eine Welt zuspielt. Ähnliches gilt von der
Geschichte, die bei Gadamer vor allem als Geistesgeschichte vorkommt. Einerseits stehen wir
in der „Wirkungsgeschichte“ des Vergangenen, wenn wir uns diese auch erst aneignen
müssen, ähnlich wie unsere Muttersprache. Andererseits aber ist dabei der Bruch zwischen
der vergangenen und gegenwärtigen Zeit, so gut es geht, durch eine „Horizontverschmelzung“
zu überwinden. Die Deutung der Vergangenheit (wie des Kunstwerks) ist eine Art von
Gespräch, ein Frage-und-Antwort-Spiel. Dabei spielen die Vorurteile, mit denen wir uns dem
Vergangenen (wie jeglichem Begegnenden) nähern, nicht nur die Rolle von Hindernissen,
sondern auch von ersten Zugängen, die freilich kritisch bearbeitet werden müssen.
Traditionen gelten oft fraglos. Werden sie befragt, so ist Bewahrung ebenso eine freie und
vernünftige Möglichkeit wie Kritik und Umsturz, deren Rechweite gegenüber der
Überlieferung ohnehin nur begrenzt ist. Die Sprache ist es, die das Modell für diese
Verhältnisse bietet. Auf ihr insistiert Gadamer, wenn er die Sprachvergessenheit der
metaphysischen Überlieferung kritisiert. Wir wohnen in der Sprache, die also weit mehr als
ein Informationsinstrument ist. Was Sprache leistet, ist am deutlichsten an der Lyrik
abzulesen.
Gadamer, der im Laufe seines Lebens immer mehr zum Grandsenieur der deutschen
Philosophie wurde, konnte die zehnbändige Gesamtausgabe seiner Werke noch selbst
einrichten. Er ist einer der letzten Zeugen einer im Wesentlichen ungebrochenen Tradition der
klassischen Bildung, deren Gültigkeit ihm eines Beweises nicht zu bedürfen schien. Zugleich
hielt er, gegen alles Spezialistentum und jeden Zug zum Esoterischen in der Philosophie daran
fest, dass es deren Aufgabe sei, die Begriffe, die uns überliefert sind, zu klären und so das,
was alle wissen, etwas bewusster zu machen. [Das sehe ich genau so… Da bin ich ebenfalls
ganz alte Schule… Leider ist der obige Artikel etwas arg kurz… Mir scheint, die
Bedeutung von Gadamer wird da arg unterschätzt… Schade…]
Joachim Stiller
Münster, 2013
Ende
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