Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Lösungen - Serie 2 zu den Übungsaufgaben zur Vorlesung Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 1: Berechnen Sie für die folgenden Elemente x in einer Körpererweiterung L|K die Norm N mL|K (x) und die Spur T rL|K (x). √ √ √ √ √ 2 + 3 , K = Q und x = 1 + 21 2 + 13 3 + 16 6. a) Sei L = Q 2πi b) Sei L = Q (ζ) mit ζ = e 5 , K = Q und x = ζ + 3ζ 2 − 2ζ 4 . Lösung: zu a):√Die Körpererweiterung hat Grad 4 und eine Basis ist {1, a = √ √ 10 + 2 6, a3 = 16 2 − 14 3}. Die vier Einbettungen in C sind durch 2+ √ 3, a2 = √ 2+ 3 √ √ √ √ σ2 : 2 + 3 7−→ − 2 + 3 √ √ √ √ σ3 : 2 + 3 7−→ 2 − 3 √ √ √ √ σ4 : 2 + 3 7−→ − 2 − 3 σ1 : √ 2+ √ √ 3 7−→ √ gegeben. (Man setzt sie aus den Einbettungen von Q √ √ 2 und Q 3 zusammen.) Berechnung mit Hilfe der Einbettungen: 1√ 1√ 1√ 2+ 3+ 6 2 3 6 σ 1√ 1√ 1√ +1− 2+ 3− 6 2 3 6 1√ 1√ 1√ +1+ 2− 3− 6 2 3 6 1√ 1√ 1√ +1− 2− 3+ 6=4 2 3 6 Y 1√ 1√ 1√ N mL|K (x) = σ(x) = 1 + 2+ 3+ 6 2 3 6 σ 1√ 1√ 1√ − 2+ 3− 6 2 3 6 1√ 1√ 1√ + 2− 3− 6 2 3 6 1√ 1√ 1√ 1 − 2− 3+ 6 = . 2 3 6 9 T rL|K (x) = X σ(x) = 1 + Für die Berechnung √ √ √aus der Matrix zur Abbildung Tx erkennt man zuerst, dass die Elemente {1, 2, 3, 6} auch eine Basis bilden. Berechnung mit Hilfe der Matrix: Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Bezüglich dieser Basis ist Tx durch 1 21 31 16 1 1 1 1 1 3 31 1 1 2 2 1 1 1 1 gegeben. Damit berechnet man die selben Zahlen. b): Das Polymon X 5 −1 von dem ζ eine Nullstelle ist hat oensichtlich auch 1 als Nullstelle. Es ist also reduzibel über Q und wir erhalten X 5 − 1 = (X − 1)(X 4 + X 3 + X 2 + X + 1). Der zweite Term in dieser Zerlegung ist irreduzibel und das Minimalpolynom von ζ . Der Grad von L über Q ist also 4 und eine Basis ist {1, ζ, ζ 2 , ζ 3 } (beachte: 1 = −ζ−ζ 2 −ζ 3 −ζ 4 ). Die vier Einbettungen in C sind durch σ2 : ζ − 7 → ζ2 σ4 : ζ − 7 → ζ4 σ1 : ζ − 7 →ζ σ3 : ζ − 7 → ζ3 gegeben. Berechnung mit Hilfe der Einbettungen: T rL|K (x) = X σ(x) = (ζ + 3ζ 2 − 2ζ 4 ) + (ζ 2 + 3ζ 4 − 2ζ 3 ) + (ζ 3 + 3ζ − 2ζ 2 ) + (ζ 4 + 3ζ 3 − 2ζ) = 2(ζ + ζ 2 + ζ 3 + ζ 4 ) = −2 N mL|K (x) = Y σ(x) = (ζ + 3ζ 2 − 2ζ 4 )(ζ 2 + 3ζ 4 − 2ζ 3 ) (ζ 3 + 3ζ − 2ζ 2 )(ζ 4 + 3ζ 3 − 2ζ) = 121 Berechnung mit Hilfe der Matrix: Bezüglich der Basis {1, ζ, ζ 2 , ζ 3 } ist Tx durch 2 3 5 2 −2 0 1 3 −3 −5 −3 −2 2 −1 −3 −1 gegeben. Damit berechnet man die selben Zahlen. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 2: Zeigen Sie, dass die Menge n √ √ 2o 3 3 B = 1, 2, 2 √ eine Ganzheitsbasis für Q 3 2 |Q bildet. (Die reelle dritte Wurzel wird adjungiert.) Berechnen Sie auÿerdem die Diskriminante von B . Lösung: Ganzheitsbasis: √ Um zu zeigen, √ dass B eine Ganzheitsbasis ist, muss gezeigt werden, dass OK = Z[ 3 2] (mit K = Q 3 2 ). √ √ 2 Jedes Element x = a1 + a2 3 2 + a3 3 2 ∈ K ist Nullstelle des folgenden Polynoms aus Q[X]: √ √ √ √ √ √ 2 2 2 3 3 3 3 3 3 fx = (X − a1 − a2 2 − a3 2 )(X − a1 − a2 ζ3 2 − a3 ζ32 2 )(X − a1 − a2 ζ32 2 − a3 ζ3 2 ) = X 3 − 3a1 X 2 − 6a2 a3 X + 6a1 a2 a3 − a31 − 2a32 − 4a33 (1) √ √ 2 Wenn a1 + a2 3 2 + a3√3 2 ∈ K \ Q, so ist das Polynom aus (1) das Minimalpolynom. Man sieht sofort, dass Z[ 3 2] ⊂ OK und bekanntermassen ist OK ∩ Q = Z. Wir suchen also noch genau die x ∈ K \ Q mit fx ∈ Z[X] (nach Lemma 6 der Vorlesung). √ 2 √ Wir können annehmen, dass die √ ai in a1 + a2 3 2 + a3 3 2 ∈ OK in Q \ Z liegen oder Null sind. (Da OK ein Ring ist und Z[ 3 2] ⊂ OK .) Nun können wir der Reihe nach ausschlieÿen, dass (a) genau ein Koezient echt gebrochen ist, (b) zwei Koezienten echt gebrochen √ sind, (c) alle Koezienten echt gebrochen sind. Womit OK = Z[ 3 2] gezeigt wäre. zu (a): Nur a1 echt gebrochen: Kann nicht sein wegen OK ∩ Q = Z. Sei x ∈ OK mit a2 ∈ Q \ Z und a1 = a3 = 0, dann muss gelten 2a32 ∈ Z (damit fx ∈ Z[X]). Widerspruch (zu a2 ∈ Q \ Z)! Sei x ∈ OK mit a3 ∈ Q \ Z und a1 = a2 = 0, dann muss gelten 4a33 ∈ Z. Widerspruch! zu (b): Sei x ∈ OK mit a1 , a2 ∈ Q \ Z und a3 = 0, dann muss gelten 3a1 , a31 + 2a32 ∈ Z (damit fx ∈ Z[X]). Also a1 = 13 a01 mit a01 ∈ Z, 3 - a01 und demnach 27 | (a031 + 2 · 27a32 ). Dies führt aber sofort zu 27 | a031 also 3 | a01 . Widerspruch! Die anderen beiden Fälle verlaufen ähnlich. zu (c): Sei x ∈ OK mit a1 , a2 , a3 ∈ Q \ Z. Dann muss gelten 3a1 , 6a2 a3 , 6a1 a2 a3 − a31 − 2a32 − 4a33 ∈ Z (damit fx ∈ Z[X]). Also a1 = 13 a01 mit a01 ∈ Z, 3 - a01 und a2 und a3 haben 2 und 3 im Nenner. Erster Fall: a2 = 21 a02 , a3 = 31 a03 mit a02 , a03 ∈ Z, 2 - a02 , 3 - a03 . Demnach ist 13 a01 a02 a03 − 271 a031 − 14 a032 − 274 a33 ∈ Z. Also 4 · 27 | (36a01 a02 a03 − 4a031 − 27a032 − 16a33 ). Dies führt aber zu 4 | 27a032 , also 2 | a02 . Widerspruch! Der andere Fall verläuft ähnlich. Diskriminante: Die Diskriminante einer Basis α1 , . . . αn ist als det(σi (αj ))2 deniert, wobei σj die n Einbettungen durchläuft. Angewandt auf diese Aufgabe ergibt sich: 2 √ √ 2 3 3 1 2 2 √ √ 2 √ √ 2 2 3 3 d(1, 2, 2 ) = det 1 ζ3 3 2 ζ32 3 2 = 6(ζ32 − ζ3 ) = −108 √ √ 2 1 ζ32 3 2 ζ3 3 2 Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 3: Sei K|Q ein Zahlkörper und B eine Z-Basis (eine Ganzheitsbasis) für K . Zeigen Sie, dass die Diskriminante d(B) nicht von der Wahl der Ganzheitsbasis abhängt, d.h. dass alle Z-Basen gleiche Diskriminante haben. Lösung: Sei [K : Q] = n. Wenn sowohl α1 , . . . , αn als auch β1 , . . . βn Ganzheitsbasen sind, dann gilt βi = n X aij αj und αi = j=1 n X bij βj , aij , bij ∈ Z. (2) j=1 Seien α = (αi )i , β = (βi )i die Vektoren, die die Basen als Einträge haben, und A = (aij )i,j sowie B = (bij )i,j die Matrizen aus den Koezienten aus (2). Dann gilt α = BA(α) und β = AB(β). Die Matrizen A und B sind also inverse Matizen mit Einträgen aus Z, d.h. ihre Determinante ist det(A) = det(B) = ±1, da sie in Z∗ = {±1} liegt. Für die Diskriminanten folgt: (Die auftretenden σk sind die n Q-Einbettungen von k nach Q) d(α1 , . . . , αn ) = (det(σk (αi )))2 = n X bij βj det σk ( !!2 j=1 = det n X !!2 bij σk (βj ) j=1 = (det (B(σk (βj ))))2 = (det(B))2 (det(σk (βj )))2 = d(β1 , . . . , βn ) Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 4: Sei A ein ganzabgeschlossener Integritätsbereich, K = Quot(A), L|K eine endliche Körpererweiterung und B der ganze Abschluÿ von A in L. Das Lemma 9 der Vorlesung besagt, dass ein Element aus B Spur und Norm in A hat. a) Habe nun L|K den Grad zwei. Beweisen Sie, dass dann auch die Umkehrung der obigen Aussage gilt, d.h. zeigen Sie, dass gilt x ∈ L : N mL|K (x) ∈ A und T rL|K (x) ∈ A ⇒ x ∈ B. Zeigen Sie anhand eines Gegenbeispiels, dass die Umkehrung im Allgemeinen nicht gilt. (Hinweis: Bei beiden Teilaufgaben hilft die Aufgabe 4 der Serie 1.) b) Lösung: zu a) Sei L|K eine Körpererweiterung vom Grad 2. Dann gibt es zwei Einbettungen σ1 , σ2 : K → K , wobei wir uns σ1 als die Identität vorstellen. Sei x ∈ L mit T rL|K (x), N mL|K (x) ∈ A. Dann ist X 2 − T rK|Q (x)X + N mK|Q (x) normiert und in A[X], d.h. die Nullstellen des Polynoms sind ganz über A also in B . Nun gilt mit Proposition 7 der Vorlesung X 2 − T rK|Q (x)X + N mK|Q (x) = X 2 − σ1 (x) + σ2 (x) X + σ1 (x)σ2 (x) = (X − σ1 (x))(X − σ2 (x)) und x = σ1 (x) ist eine der Nullstellen, also x ∈ B . zu b) Betrachte des Polynom f := X 3 + X 2 + 31 X + 1. Dieses Polynom ist normiert und über Q irreduziebel, √ d.h. es ist das Minimalpolynom seiner Nullstellen. Eine Nullstelle ist 3 1 x = −3 26 + 1 ; x ist keine ganze algebraische Zahl, da f 6∈ Z[X] (wie es nach Aufgabe 4 der Serie 1 der Fall sein muss). Die drei Einbettungen σ1 , σ2 , σ3 des Körpers K = Q(x) nach C bilden x auf alle Nullstellen von f ab und es gilt f = (X − σ1 (x))(X − σ2 (x))(X − σ3 (x)) = X 3 − σ1 (x) + σ2 (x) + σ3 (x) X 2 + σ1 (x)σ2 (x) + σ1 (x)σ3 (x) + σ2 (x)σ3 (x) X − σ1 (x)σ2 (x)σ3 (x) = X 3 − T rK|Q (x)X 2 + σ1 (x)σ2 (x) + σ1 (x)σ3 (x) + σ2 (x)σ3 (x) X − N mK|Q (x). Also gilt T rK|Q (x) = −1 ∈ Z N mK|Q (x) = −1 ∈ Z und das Element x ist das gesuchte Gegenbeispiel im Körper K = Q(x) über Q. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html Lösungen zur Serie 2 VL Algebraische Zahlentheorie Aufgabe 5: Beweisen Sie, dass der Ring der ganzen Zahlen in einem Zahlkörper ein Dedekindring ist. Lösung: Sei K ein Zahlkörper mit Ring der ganzen Zahlen OK . Es muss gezeigt werden (a) OK ist ein Integritätsbereich. (b) OK ist noethersch. (c) OK ist ganzabgeschlossen. (d) Jedes Primideal in OK ist maximal. zu (a) Als Ring in Q ist OK ein Integritätsbereich. zu (b) Aus Satz 13 der Vorlesung folgt, dass OK endlich über Z erzeugt ist. Deshalb ist auch OK noethersch. zu (c) OK ist deniert als der ganze Abschluÿ von Z in K , also per Denition ganzabgeschlossen. zu (d) Um zu zeigen, dass ein Primideal p von OK maximal ist, werden wir zeigen, dass der Quotient OK /p ein Köper ist. Dazu betrachten wir zuerst p ∩ Z. Es gilt (p) = p ∩ Z, wobei p eine Primzahl ist: Die Eigenschaft ein Primideal zu sein, erbt p ∩ Z von p. Nun müssen wir noch zeigen, dass p ∩ Z 6= (0): Sei x ∈ p ⊂ OK , so gibt es ai ∈ Z, i = 0, . . . , n − 1 mit xn + an−1 xn−1 + · · · + a0 = 0. (Hier ist a0 6= 0: Man kann x so lange kürzen, bis man eine Gleichung mit a0 6= 0 erhält.) Also ist a0 = −xn − an−1 xn−1 + · · · − a1 x ∈ p und p ∩ Z 6= (0). Demnach gilt Z/pZ ⊂ OK /p und OK /p ist eine (Ring-)Erweiterung des Körpers Z/pZ. Alle Elemente aus OK /p sind algebraisch über Z/pZ: Sei x̃ ∈ OK /p dann ist ãn x̃n + ãn−1 x̃n−1 + · · · + ã0 = 0 (in OK /p), wobei die Koezienten ãi ∈ Z/pZ aus Koezienten eines Polynoms f (X) = an X n + an−1 X n−1 + · · · + a0 ∈ Z[X] durch Reduktion modulo (p) entstehen. Hierbei annulliert f (X) einen Repräsentanten von x̃ in OK . Also entsteht OK /p aus Z/pZ durch Adjunktion algebraischer Elemente. Für solche Erweiterungen gilt, dass Z/pZ[α] = Z/pZ(α). Also ist OK /p schon ein Körper. Universität Hamburg · Tor zur Welt der Wissenschaft A. Posingies · www.math.uni-hamburg.de/home/posingies/atz.html